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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] *684 Se wet vun nix as vun Snau'n un Bit'n. - Eichwald, 1765.

*685 Sie weiss es unter den Mantel zu halten.

Eine Sache wohl zu verbergen.

*686 Sie weiss nicht, welcher Unterschied zwischen Supp' und Brühe ist.

Von einer in der Wirthschaft ganz unerfahrenen Frau.

*687 Sie weiss schon mehr als sie in der Kinderlehre gelernt hat.

Die Römer haben in Bezug auf Mädchen, die schon mit Männern Umgang gepflogen haben, die Redensart: Ferre jugum, welche Plautus im Curculio und Horaz in den Oden sprichwörtlich anwendet. (Faselius, 88.)

*688 Sie weiss, was in der Welt vorgeht und draussen.

Lat.: Haec eadem novit, quid toto fiat in orbe. (Seybold, 209.)

*689 Sie weiss, wo die Katze den Teig langt. (Schwaben.) - Simrock, 5515.

*690 Sie weiss, wo unsere Zäume hängen.

Sie weiss in der Sache genauen Bescheid. "Die Jungfer weiss, wo unsere Zäume hängen." (Heinrich von Kleist, Der zerbrochene Krug, 9. Aufl.)

*691 Was hilfft's, wenn er's schon lang weyss vnd thut es nicht. - Agricola I, 223; Latendorf III, 99.

*692 Wat du nich wetst! - Frischbier, II, 2941.

*693 Wenn ich das wüsste1, blieb ich nicht in Meiningen.

1) Wüsste, könnte, verstände, wenn ich diese Wissenschaft besässe.

*694 Wenn ich wüsste, was du nicht weisst, wär' ich der gescheiteste Mensch in der Welt.

*695 Wer es nicht wüsste, der glaubte es nicht. - Keller, 145a.

*696 Wer nig wet, wat dat vörn Geck is, de kann 't an sin Perd sen. (Holst.) - Schütze, IV, 351.

Von oder zu einem, der eine Schecke reitet.

*697 Wer weiss es!

Damit drückt der Deutsche seinen Zweifel an etwas aus; er hält die Sache für noch nicht erwiesen genug. Die Redensarten der Völker scheinen nicht ohne Einfluss auf deren Thun. Das deutsche "Wer weiss es!" regt zu weitern Forschungen und Prüfungen, zu schärfern Untersuchungen an. Jedes Volk hat seine eigenen Redensarten, die ihm ein bestimmtes Gepräge verleihen, so die deutsche, welche den Trieb nach weiterm Wissen ausdrückt. Der Russe wiederholt gern das Wort "Nitschewo", d. i. "thut nichts". Das Wort erklärt das Grosswerden des russischen Volks, deutet aber auch die Grenze seines Wachsthums an. Mit "Nitschewo" stürmt der Russe auf die feindlichen Batterien los, lässt sich haufenweis niedermähen, bataillonsweise im Schnee begraben (im Krimkriege), setzt im Winter über ungangbare Alpen (Suworow) u. dgl. m. Aber die Redensart "thut nix" taugt nicht dazu, für die Dauer grosse Dinge durchzuführen. Der Türke sagt zu allem: "jok, jok", d. h. das ist mir gleichgültig. Und in der That, wo man den Boden des türkischen Reiches betritt, da sieht man auch, dass diesen Leuten alles gleichgültig ist. Wege, Brücken und Städte verfallen, die nützlichsten Unternehmungen werden eines augenblicklichen Vortheils wegen zerstört, die besten Industriezweige durch thörichte Steuern unmöglich gemacht, das ganze Reich verödet. "Alles gleichgültig." Das Lieblingswort der Neugriechen ist "Dembikasi", d. h. "es wird wol noch gehen", früher oder später, auf diese oder jene Weise, wenn nicht heute, so doch morgen, oder übermorgen, oder übers Jahr. Diese Redensart hemmt in Griechenland hauptsächlich den Fortschritt in Unternehmungen, hemmt die Verbesserung aller Art von Angelegenheiten. Der Spanier hat die Redensart: "Mos or menos", d. i. "Mehr oder weniger", welche die Neigung ausdrückt, nichts Bestimmtes zu denken, zu sagen, zu thun, also der Charakter geistiger Schlaffheit. Ganz anders der Amerikaner in den Vereinigten Staaten Nordamerikas. Sein Lieblingswort ist: "Go ahead" (s. Vorwärts 21.) Auch sagt er nicht wie wir: "Ich meine, glaube, halte dafür", sondern: "ich rechne" (I calculate), wo durch er gewissermaassen sich selbst zwingt, seine Gründe mathematisch abzuwägen und zusammenzustellen. In demselben Sinne setzt er seinen Aussprüchen gern hinzu: "It is a fact" (das ist Thatsache), womit er sich in die Nothwendigkeit versetzt, sie auch thatsächlich zu beweisen. (Vereinigte Staaten-Zeitung, Philadelphia vom 20. Dec. 1876.)

*698 Wer weiss, wem der Vater den Schimmel schenkt! - Simrock, 11723; Mayer, I, 218.

*699 Wer weiss, wem es noch gereuet!

*700 Wer weiss, wie lang das Fuhrwerk geht! - Frischbier, II, 2932.

Wenn jemand flott lebt ohne die erforderlichen Mittel dazu zu besitzen.

[Spaltenumbruch] *701 Wer weiss, wozu es gut ist. - Eiselein, 639; Siebenkees, 151; Dove, 1054.

Seichtes Trostwort bei Misgeschick. Wenn jemand bei Misgeschick auf diese Weise tröstet, so haben die Juden die Redensart: E jüdischer Gam-su-letoowe! die Tendlau 987 ausführlich erläutert.

Lat.: Jovis tergus. (Philippi, I, 210.)

*702 Weten wo de Forke inn Stel stickt. - Eichwald, 547.

*703 Wetst nich, denn warscht ok nich vergete. - Frischbier, II, 2942.

*704 Willst's wissen? Nimm 'n Mann und küsse'n (ihn).

Antwort auf eine vorwitzige Frage.

*705 Wissen, was die Glocke geschlagen hat. - Frischbier, 4081.

*706 Wissen, wo der Teufel den Schwanz hat. - Winckler, XVI, 28.

*707 Wissen, wo es hangt und langt. - Lohrengel, II, 518.

*708 Wissen wollen, ob der Hammer eher als der Amboss gewesen ist. - Winckler, XVI, 25.

*709 Yhr werdet michs wol wissen lassen, wenn ich gewinnen sol. - Agricola I, 332; Latendorf III, 336.

Selbstspott derer, die nichts gewinnen; oder, wie Franck sich ausdrückt: "Ein speywort, wenn einer seine sach verspilt meynet."


Wissend.

Er ist wissend. - Franck, II, 54a.

D. h. "er kan wol schweigen, man kan nicht auss jm bringen."


Wissender.

1 Die Wissenden sind nicht immer die Habenden. - Altmann VI, 462.

2 Er ist ein Wissender. - Franck, II, 54a.

Lat.: Areopagita subticentior. (Franck, II, 54a.)

3 In zweier oder dreier Wissenden Mund steht alle wahre Wissenschaft. - Graf, 456, 492.

Zwei oder drei Zeugen führen den vollen Beweis, wenn ihre Aussage übereinstimmt. (S. Leute, Graf, 455, 490 und Stimme, Graf, 558, 487.)

Altfries.: An tuira ieftha ende thria witena muthe stonda al weer witscip. (Richthofen, 54; VII, 19.)


Wissenschaft.

1 All Ding hätt sin Wetenschap, säd jene lütje Deren, un har dat Licht mit dem Steert utpustet. (Holst.) - Hagen, 100, 44; Simrock, 11715.

Holl.: Het is maar eene weet, zei de boer, en hij blies de kaars met zijn gat uit. (Harrebomee, II, 446a.)

2 Alle Wissenschaft kommt durch die Sinne.

"Alle der Menschen wissenschafft kompt durch die fünff Sinn; dieselbe seint in einem mehr frisch und hurtig, im andern lam, stumpff vnd mangelhafft. Wie nun die sinne, also auch die wissenschafft."

Lat.: Sensus sunt scala scientiae. (Lehmann, 899, 4.)

3 Bekannte Wissenschaft ist oft halb vergeben.

4 Das ist die beste Wissenschaft, die gute Menschen schafft.

Schwed.: Den bästa wetenskapen är den, som gör oss mer fromma, än lärda. (Wensell, 13.)

5 Der Wissenschaft Anfang ist bitter, aber süss sind die Früchte.

6 Die beste Wissenschaft ist, sich selbst kennen. - Winckler, XVI, 21.

7 Die wissenschafft, so man auss reisen oder auss büchern hat, ist ein geflickter bettelmantel von allerhandt farben vnnd lumpen. - Lehmann, 902, 39.

8 Die Wissenschaft bläht auf, sagen die Mönche, und füllen sich lieber mit Wein. - Klosterspiegel, 64, 1.

9 Die Wissenschaft ist ein Brunnen, dessen Grund noch nie gewunnen.

Böhm.: Rozeem nas za horami, smrt' za zady. - Um za morem, a smrt' za pasan. (Celakovsky, 216.)

Lat.: Ars longa, vita brevis.

10 Die Wissenschaft ist einem ein Scepter, dem andern eine Narrenkappe. - Einfälle, 342.

11 Die Wissenschaft muss umkehren, sagt Stahl. - Dove, 681.

Ein Ausspruch des am 15. August 1861 gestorbenen Professor Stahl, der folgenden Ursprung hat: Am 12. December 1852 wurde ihm im Englischen Hause zu

[Spaltenumbruch] *684 Se wêt vun nix as vun Snau'n un Bit'n.Eichwald, 1765.

*685 Sie weiss es unter den Mantel zu halten.

Eine Sache wohl zu verbergen.

*686 Sie weiss nicht, welcher Unterschied zwischen Supp' und Brühe ist.

Von einer in der Wirthschaft ganz unerfahrenen Frau.

*687 Sie weiss schon mehr als sie in der Kinderlehre gelernt hat.

Die Römer haben in Bezug auf Mädchen, die schon mit Männern Umgang gepflogen haben, die Redensart: Ferre jugum, welche Plautus im Curculio und Horaz in den Oden sprichwörtlich anwendet. (Faselius, 88.)

*688 Sie weiss, was in der Welt vorgeht und draussen.

Lat.: Hæc eadem novit, quid toto fiat in orbe. (Seybold, 209.)

*689 Sie weiss, wo die Katze den Teig langt. (Schwaben.) – Simrock, 5515.

*690 Sie weiss, wo unsere Zäume hängen.

Sie weiss in der Sache genauen Bescheid. „Die Jungfer weiss, wo unsere Zäume hängen.“ (Heinrich von Kleist, Der zerbrochene Krug, 9. Aufl.)

*691 Was hilfft's, wenn er's schon lang weyss vnd thut es nicht.Agricola I, 223; Latendorf III, 99.

*692 Wat du nich wêtst!Frischbier, II, 2941.

*693 Wenn ich das wüsste1, blieb ich nicht in Meiningen.

1) Wüsste, könnte, verstände, wenn ich diese Wissenschaft besässe.

*694 Wenn ich wüsste, was du nicht weisst, wär' ich der gescheiteste Mensch in der Welt.

*695 Wer es nicht wüsste, der glaubte es nicht.Keller, 145a.

*696 Wer nig wêt, wat dat vörn Geck is, de kann 't an sin Pêrd sên. (Holst.) – Schütze, IV, 351.

Von oder zu einem, der eine Schecke reitet.

*697 Wer weiss es!

Damit drückt der Deutsche seinen Zweifel an etwas aus; er hält die Sache für noch nicht erwiesen genug. Die Redensarten der Völker scheinen nicht ohne Einfluss auf deren Thun. Das deutsche „Wer weiss es!“ regt zu weitern Forschungen und Prüfungen, zu schärfern Untersuchungen an. Jedes Volk hat seine eigenen Redensarten, die ihm ein bestimmtes Gepräge verleihen, so die deutsche, welche den Trieb nach weiterm Wissen ausdrückt. Der Russe wiederholt gern das Wort „Nitschewo“, d. i. „thut nichts“. Das Wort erklärt das Grosswerden des russischen Volks, deutet aber auch die Grenze seines Wachsthums an. Mit „Nitschewo“ stürmt der Russe auf die feindlichen Batterien los, lässt sich haufenweis niedermähen, bataillonsweise im Schnee begraben (im Krimkriege), setzt im Winter über ungangbare Alpen (Suworow) u. dgl. m. Aber die Redensart „thut nix“ taugt nicht dazu, für die Dauer grosse Dinge durchzuführen. Der Türke sagt zu allem: „jok, jok“, d. h. das ist mir gleichgültig. Und in der That, wo man den Boden des türkischen Reiches betritt, da sieht man auch, dass diesen Leuten alles gleichgültig ist. Wege, Brücken und Städte verfallen, die nützlichsten Unternehmungen werden eines augenblicklichen Vortheils wegen zerstört, die besten Industriezweige durch thörichte Steuern unmöglich gemacht, das ganze Reich verödet. „Alles gleichgültig.“ Das Lieblingswort der Neugriechen ist „Dembikasi“, d. h. „es wird wol noch gehen“, früher oder später, auf diese oder jene Weise, wenn nicht heute, so doch morgen, oder übermorgen, oder übers Jahr. Diese Redensart hemmt in Griechenland hauptsächlich den Fortschritt in Unternehmungen, hemmt die Verbesserung aller Art von Angelegenheiten. Der Spanier hat die Redensart: „Mos or menos“, d. i. „Mehr oder weniger“, welche die Neigung ausdrückt, nichts Bestimmtes zu denken, zu sagen, zu thun, also der Charakter geistiger Schlaffheit. Ganz anders der Amerikaner in den Vereinigten Staaten Nordamerikas. Sein Lieblingswort ist: „Go ahead“ (s. Vorwärts 21.) Auch sagt er nicht wie wir: „Ich meine, glaube, halte dafür“, sondern: „ich rechne“ (I calculate), wo durch er gewissermaassen sich selbst zwingt, seine Gründe mathematisch abzuwägen und zusammenzustellen. In demselben Sinne setzt er seinen Aussprüchen gern hinzu: „It is a fact“ (das ist Thatsache), womit er sich in die Nothwendigkeit versetzt, sie auch thatsächlich zu beweisen. (Vereinigte Staaten-Zeitung, Philadelphia vom 20. Dec. 1876.)

*698 Wer weiss, wem der Vater den Schimmel schenkt!Simrock, 11723; Mayer, I, 218.

*699 Wer weiss, wem es noch gereuet!

*700 Wer weiss, wie lang das Fuhrwerk geht!Frischbier, II, 2932.

Wenn jemand flott lebt ohne die erforderlichen Mittel dazu zu besitzen.

[Spaltenumbruch] *701 Wer weiss, wozu es gut ist.Eiselein, 639; Siebenkees, 151; Dove, 1054.

Seichtes Trostwort bei Misgeschick. Wenn jemand bei Misgeschick auf diese Weise tröstet, so haben die Juden die Redensart: E jüdischer Gam-su-letoowe! die Tendlau 987 ausführlich erläutert.

Lat.: Jovis tergus. (Philippi, I, 210.)

*702 Wêten wo de Forke inn Stêl stickt.Eichwald, 547.

*703 Wêtst nich, denn warscht ôk nich vergête.Frischbier, II, 2942.

*704 Willst's wissen? Nimm 'n Mann und küsse'n (ihn).

Antwort auf eine vorwitzige Frage.

*705 Wissen, was die Glocke geschlagen hat.Frischbier, 4081.

*706 Wissen, wo der Teufel den Schwanz hat.Winckler, XVI, 28.

*707 Wissen, wo es hangt und langt.Lohrengel, II, 518.

*708 Wissen wollen, ob der Hammer eher als der Amboss gewesen ist.Winckler, XVI, 25.

*709 Yhr werdet michs wol wissen lassen, wenn ich gewinnen sol.Agricola I, 332; Latendorf III, 336.

Selbstspott derer, die nichts gewinnen; oder, wie Franck sich ausdrückt: „Ein speywort, wenn einer seine sach verspilt meynet.“


Wissend.

Er ist wissend.Franck, II, 54a.

D. h. „er kan wol schweigen, man kan nicht auss jm bringen.“


Wissender.

1 Die Wissenden sind nicht immer die Habenden.Altmann VI, 462.

2 Er ist ein Wissender.Franck, II, 54a.

Lat.: Areopagita subticentior. (Franck, II, 54a.)

3 In zweier oder dreier Wissenden Mund steht alle wahre Wissenschaft.Graf, 456, 492.

Zwei oder drei Zeugen führen den vollen Beweis, wenn ihre Aussage übereinstimmt. (S. Leute, Graf, 455, 490 und Stimme, Graf, 558, 487.)

Altfries.: An tuira ieftha ende thria witena muthe stonda al weer witscip. (Richthofen, 54; VII, 19.)


Wissenschaft.

1 All Ding hätt sin Wêtenschap, säd jene lütje Dêren, un har dat Licht mit dem Steert utpustet. (Holst.) – Hagen, 100, 44; Simrock, 11715.

Holl.: Het is maar eene weet, zei de boer, en hij blies de kaars met zijn gat uit. (Harrebomée, II, 446a.)

2 Alle Wissenschaft kommt durch die Sinne.

„Alle der Menschen wissenschafft kompt durch die fünff Sinn; dieselbe seint in einem mehr frisch und hurtig, im andern lam, stumpff vnd mangelhafft. Wie nun die sinne, also auch die wissenschafft.“

Lat.: Sensus sunt scala scientiae. (Lehmann, 899, 4.)

3 Bekannte Wissenschaft ist oft halb vergeben.

4 Das ist die beste Wissenschaft, die gute Menschen schafft.

Schwed.: Den bästa wetenskapen är den, som gör oss mer fromma, än lärda. (Wensell, 13.)

5 Der Wissenschaft Anfang ist bitter, aber süss sind die Früchte.

6 Die beste Wissenschaft ist, sich selbst kennen.Winckler, XVI, 21.

7 Die wissenschafft, so man auss reisen oder auss büchern hat, ist ein geflickter bettelmantel von allerhandt farben vnnd lumpen.Lehmann, 902, 39.

8 Die Wissenschaft bläht auf, sagen die Mönche, und füllen sich lieber mit Wein.Klosterspiegel, 64, 1.

9 Die Wissenschaft ist ein Brunnen, dessen Grund noch nie gewunnen.

Böhm.: Rozeem náš za horami, smrt' za zady. – Um za mořem, a smrt' za pasan. (Čelakovsky, 216.)

Lat.: Ars longa, vita brevis.

10 Die Wissenschaft ist einem ein Scepter, dem andern eine Narrenkappe.Einfälle, 342.

11 Die Wissenschaft muss umkehren, sagt Stahl.Dove, 681.

Ein Ausspruch des am 15. August 1861 gestorbenen Professor Stahl, der folgenden Ursprung hat: Am 12. December 1852 wurde ihm im Englischen Hause zu

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[[158]/0170] *684 Se wêt vun nix as vun Snau'n un Bit'n. – Eichwald, 1765. *685 Sie weiss es unter den Mantel zu halten. Eine Sache wohl zu verbergen. *686 Sie weiss nicht, welcher Unterschied zwischen Supp' und Brühe ist. Von einer in der Wirthschaft ganz unerfahrenen Frau. *687 Sie weiss schon mehr als sie in der Kinderlehre gelernt hat. Die Römer haben in Bezug auf Mädchen, die schon mit Männern Umgang gepflogen haben, die Redensart: Ferre jugum, welche Plautus im Curculio und Horaz in den Oden sprichwörtlich anwendet. (Faselius, 88.) *688 Sie weiss, was in der Welt vorgeht und draussen. Lat.: Hæc eadem novit, quid toto fiat in orbe. (Seybold, 209.) *689 Sie weiss, wo die Katze den Teig langt. (Schwaben.) – Simrock, 5515. *690 Sie weiss, wo unsere Zäume hängen. Sie weiss in der Sache genauen Bescheid. „Die Jungfer weiss, wo unsere Zäume hängen.“ (Heinrich von Kleist, Der zerbrochene Krug, 9. Aufl.) *691 Was hilfft's, wenn er's schon lang weyss vnd thut es nicht. – Agricola I, 223; Latendorf III, 99. *692 Wat du nich wêtst! – Frischbier, II, 2941. *693 Wenn ich das wüsste1, blieb ich nicht in Meiningen. 1) Wüsste, könnte, verstände, wenn ich diese Wissenschaft besässe. *694 Wenn ich wüsste, was du nicht weisst, wär' ich der gescheiteste Mensch in der Welt. *695 Wer es nicht wüsste, der glaubte es nicht. – Keller, 145a. *696 Wer nig wêt, wat dat vörn Geck is, de kann 't an sin Pêrd sên. (Holst.) – Schütze, IV, 351. Von oder zu einem, der eine Schecke reitet. *697 Wer weiss es! Damit drückt der Deutsche seinen Zweifel an etwas aus; er hält die Sache für noch nicht erwiesen genug. Die Redensarten der Völker scheinen nicht ohne Einfluss auf deren Thun. Das deutsche „Wer weiss es!“ regt zu weitern Forschungen und Prüfungen, zu schärfern Untersuchungen an. Jedes Volk hat seine eigenen Redensarten, die ihm ein bestimmtes Gepräge verleihen, so die deutsche, welche den Trieb nach weiterm Wissen ausdrückt. Der Russe wiederholt gern das Wort „Nitschewo“, d. i. „thut nichts“. Das Wort erklärt das Grosswerden des russischen Volks, deutet aber auch die Grenze seines Wachsthums an. Mit „Nitschewo“ stürmt der Russe auf die feindlichen Batterien los, lässt sich haufenweis niedermähen, bataillonsweise im Schnee begraben (im Krimkriege), setzt im Winter über ungangbare Alpen (Suworow) u. dgl. m. Aber die Redensart „thut nix“ taugt nicht dazu, für die Dauer grosse Dinge durchzuführen. Der Türke sagt zu allem: „jok, jok“, d. h. das ist mir gleichgültig. Und in der That, wo man den Boden des türkischen Reiches betritt, da sieht man auch, dass diesen Leuten alles gleichgültig ist. Wege, Brücken und Städte verfallen, die nützlichsten Unternehmungen werden eines augenblicklichen Vortheils wegen zerstört, die besten Industriezweige durch thörichte Steuern unmöglich gemacht, das ganze Reich verödet. „Alles gleichgültig.“ Das Lieblingswort der Neugriechen ist „Dembikasi“, d. h. „es wird wol noch gehen“, früher oder später, auf diese oder jene Weise, wenn nicht heute, so doch morgen, oder übermorgen, oder übers Jahr. Diese Redensart hemmt in Griechenland hauptsächlich den Fortschritt in Unternehmungen, hemmt die Verbesserung aller Art von Angelegenheiten. Der Spanier hat die Redensart: „Mos or menos“, d. i. „Mehr oder weniger“, welche die Neigung ausdrückt, nichts Bestimmtes zu denken, zu sagen, zu thun, also der Charakter geistiger Schlaffheit. Ganz anders der Amerikaner in den Vereinigten Staaten Nordamerikas. Sein Lieblingswort ist: „Go ahead“ (s. Vorwärts 21.) Auch sagt er nicht wie wir: „Ich meine, glaube, halte dafür“, sondern: „ich rechne“ (I calculate), wo durch er gewissermaassen sich selbst zwingt, seine Gründe mathematisch abzuwägen und zusammenzustellen. In demselben Sinne setzt er seinen Aussprüchen gern hinzu: „It is a fact“ (das ist Thatsache), womit er sich in die Nothwendigkeit versetzt, sie auch thatsächlich zu beweisen. (Vereinigte Staaten-Zeitung, Philadelphia vom 20. Dec. 1876.) *698 Wer weiss, wem der Vater den Schimmel schenkt! – Simrock, 11723; Mayer, I, 218. *699 Wer weiss, wem es noch gereuet! *700 Wer weiss, wie lang das Fuhrwerk geht! – Frischbier, II, 2932. Wenn jemand flott lebt ohne die erforderlichen Mittel dazu zu besitzen. *701 Wer weiss, wozu es gut ist. – Eiselein, 639; Siebenkees, 151; Dove, 1054. Seichtes Trostwort bei Misgeschick. Wenn jemand bei Misgeschick auf diese Weise tröstet, so haben die Juden die Redensart: E jüdischer Gam-su-letoowe! die Tendlau 987 ausführlich erläutert. Lat.: Jovis tergus. (Philippi, I, 210.) *702 Wêten wo de Forke inn Stêl stickt. – Eichwald, 547. *703 Wêtst nich, denn warscht ôk nich vergête. – Frischbier, II, 2942. *704 Willst's wissen? Nimm 'n Mann und küsse'n (ihn). Antwort auf eine vorwitzige Frage. *705 Wissen, was die Glocke geschlagen hat. – Frischbier, 4081. *706 Wissen, wo der Teufel den Schwanz hat. – Winckler, XVI, 28. *707 Wissen, wo es hangt und langt. – Lohrengel, II, 518. *708 Wissen wollen, ob der Hammer eher als der Amboss gewesen ist. – Winckler, XVI, 25. *709 Yhr werdet michs wol wissen lassen, wenn ich gewinnen sol. – Agricola I, 332; Latendorf III, 336. Selbstspott derer, die nichts gewinnen; oder, wie Franck sich ausdrückt: „Ein speywort, wenn einer seine sach verspilt meynet.“ Wissend. Er ist wissend. – Franck, II, 54a. D. h. „er kan wol schweigen, man kan nicht auss jm bringen.“ Wissender. 1 Die Wissenden sind nicht immer die Habenden. – Altmann VI, 462. 2 Er ist ein Wissender. – Franck, II, 54a. Lat.: Areopagita subticentior. (Franck, II, 54a.) 3 In zweier oder dreier Wissenden Mund steht alle wahre Wissenschaft. – Graf, 456, 492. Zwei oder drei Zeugen führen den vollen Beweis, wenn ihre Aussage übereinstimmt. (S. Leute, Graf, 455, 490 und Stimme, Graf, 558, 487.) Altfries.: An tuira ieftha ende thria witena muthe stonda al weer witscip. (Richthofen, 54; VII, 19.) Wissenschaft. 1 All Ding hätt sin Wêtenschap, säd jene lütje Dêren, un har dat Licht mit dem Steert utpustet. (Holst.) – Hagen, 100, 44; Simrock, 11715. Holl.: Het is maar eene weet, zei de boer, en hij blies de kaars met zijn gat uit. (Harrebomée, II, 446a.) 2 Alle Wissenschaft kommt durch die Sinne. „Alle der Menschen wissenschafft kompt durch die fünff Sinn; dieselbe seint in einem mehr frisch und hurtig, im andern lam, stumpff vnd mangelhafft. Wie nun die sinne, also auch die wissenschafft.“ Lat.: Sensus sunt scala scientiae. (Lehmann, 899, 4.) 3 Bekannte Wissenschaft ist oft halb vergeben. 4 Das ist die beste Wissenschaft, die gute Menschen schafft. Schwed.: Den bästa wetenskapen är den, som gör oss mer fromma, än lärda. (Wensell, 13.) 5 Der Wissenschaft Anfang ist bitter, aber süss sind die Früchte. 6 Die beste Wissenschaft ist, sich selbst kennen. – Winckler, XVI, 21. 7 Die wissenschafft, so man auss reisen oder auss büchern hat, ist ein geflickter bettelmantel von allerhandt farben vnnd lumpen. – Lehmann, 902, 39. 8 Die Wissenschaft bläht auf, sagen die Mönche, und füllen sich lieber mit Wein. – Klosterspiegel, 64, 1. 9 Die Wissenschaft ist ein Brunnen, dessen Grund noch nie gewunnen. Böhm.: Rozeem náš za horami, smrt' za zady. – Um za mořem, a smrt' za pasan. (Čelakovsky, 216.) Lat.: Ars longa, vita brevis. 10 Die Wissenschaft ist einem ein Scepter, dem andern eine Narrenkappe. – Einfälle, 342. 11 Die Wissenschaft muss umkehren, sagt Stahl. – Dove, 681. Ein Ausspruch des am 15. August 1861 gestorbenen Professor Stahl, der folgenden Ursprung hat: Am 12. December 1852 wurde ihm im Englischen Hause zu

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [158]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/170>, abgerufen am 19.03.2024.