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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] Berlin, Mohrenstrasse 49, von Gesinnungsgenossen ein Festmahl gegeben und eine silberne Säule überreicht, die auf der einen Seite die Inschrift: "Zur Erinnerung an den 5. März 1852" (an welchem Tage er in der ersten Kammer eine die Aristokratie verherrlichende Rede gehalten hatte), auf der andern Seite aber: "Autorität, nicht Majorität" trug. In seiner Erwiderungsrede wies er darauf hin, dass er diesem Grundsatze seines Lebens in jenem Parlamente zum ersten male Ausdruck gegeben habe, und wandte im weitern Verlaufe seiner Rede auch das Wort an: "Die Wissenschaft bedarf der Umkehr", was im Volksmunde die obige Form angenommen hat. (Vgl. Neue Preuss. Zeitung, 1852, Nr. 291; ferner Büchmann, 10. Aufl., S. 335.) Seitdem ist dieser Ausspruch so oft wiederholt worden, dass er wol in ganz Deutschland zum Sprichwort geworden ist, um die Umkehr auf irgendeinem Gebiet zum Theil ernsthaft, meist aber im Scherz und ironisch, auf geistigem, wie auf jedem andern Felde zu bezeichnen. "Kehre die Wissenschaft um!" hörte ich einen Schuhmacher zu seinem Lehrling sagen, der den Schuh umdrehen sollte. "Ich muss hier die Wissenschaft umkehren", sagte ein Kutscher in Bezug auf den Wagen. Es dürfte zur Zeit kaum ein mehr in Anwendung kommendes Sprichwort geben als das obige.

12 Elk Ding hett sein Wetenschup, sä Engelmö, do pusste se 't Lücht mit de Stert ut.

13 Es hat alles seine Wissenschaft. - Körte, 6893.

14 Es hat alles seine Wissenschaft, ausgenommen das Flöhefangen, das ist eine Geschicklichkeit.

Holl.: Alles is maar eene wetenschap, behalve vlooijen vangen, dat is eene gaauwigheid. (Harrebomee, II, 456b.)

15 Grosse Wissenschaft und klein Gewissen.

Frz.: De grande science petite conscience. (Kritzinger, 639a.)

16 Verborgene Wissenschaft ist ohne Saft und Kraft.

D. h. solche, von der kein nützlicher Gebrauch gemacht wird.

It.: Se nessun sa quel che sai, nulla serve il tuo sapere. (Pazzaglia, 333, 22.)

17 Was nützt alle Wissenschaft, wenn man todt ist!

Frz.: Mieux vaut plein poing de bonne vie que ne faict sept muys de clergie. (Bohn II, 39.)

18 Wem die Wissenschaft soll bleiben, der muss mit Lieb und Lust sie treiben.

It.: Chi di scienza e amatore n' e gia mezzo possessore bavera col tempo honore. (Pazzaglia, 339, 2.)

19 Wiltu eines Wissenschaft han, bey der Gesellschaft kennt man den man.

Lat.: Cognitus in parte, fit per socium uir aperte. (Loci comm., 5.)

20 Wissenschaft allein kann brechen Hals und Bein.

Lehre und Uebung gehören zusammen. Wer noch so gut die Lehre vom Gehen begriffen, aber die Füsse nicht im Auftreten, die Beine im Fortschreiten geübt hätte, würde nicht gehen können. Wissenschaft ohne Erfahrung, Theorie ohne Praxis.

It.: L' arte, senza uso, non giova molto.

21 Wissenschaft bei Reichen will einer Perl' im Golde gleichen.

Lat.: Artem scruteris quamvis opulentus haberis. (Philippi, I, 42.)

22 Wissenschaft - Ehrenschaft.

Schwed.: Visdom follier ähren. (Grubb, 860.)

23 Wissenschaft ist das Kaufgeld werth.

Auch die Chinesen sagen, dass die Opfer, die man für deren Erwerbung gebracht habe, nicht verloren seien. (Cahier, 2112.)

24 Wissenschaft ist das Licht des Lebens.

Die Araber sagen: Die Wissenschaft ist ein Schloss, zu dem die Schule (das Studium) den Schlüssel liefert. (Cahier, 2246.)

Frz.: La science n'est pour rien gater. (Cahier, 1608.)

Lat.: Sine doctrina vita est quasi mortis imago. (Catull.) (Philippi, II, 204.)

25 Wissenschaft ist der beste Reichthum.

Die Araber sagen: Der Unterschied zwischen Reichthum und Wissenschaft ist der, dass diese dich behütet und du jenen behüten musst, und dass der Gebrauch die Wissenschaft mehrt, während er den Reichthum mindert. (Cahier, 2318.)

26 Wissenschaft ist ein guter Wanderstab. - Binder III, 4090.

27 Wissenschaft ist eine gute Erbschaft.

Frz.: Science sert d'heritage. (Kritzinger, 639b.)

It.: Scienza in ogni stato, e un gran tesoro. (Cahier, 3099.)

28 Wissenschaft ist Macht. (S. Wissen.) - Büchmann, 10. Aufl., S. 147.

Engl.: Knowledge is power.

[Spaltenumbruch] 29 Wissenschaft ist mehr als Reichthum; Gut vergeht, Kunst besteht.

Dän.: Kunst er bedre end tusinde gylden. - Kunst er meere end gods; gods forgaaer, kunst bestaaer. - Kunst er rigdom nok. (Prov. dan., 367.)

30 Wissenschaft ist nichts gegen Tugend.

Sie steht aber der Tugend gar nicht im Wege; und es ist nicht nothwendig, sie umzukehren, weil sie die Sitten verderbe, wie auch die Chinesen in einem Sprichwort behaupten: "Die Wissenschaften werden nur auf Kosten der Sitten vervollkommnet." (Cibot, 170.) In einem andern räumen sie aber ein: "Die Wissenschaft klärt ein Volk durch ihre grossen Wahrheiten auf." (Cibot, 176.)

31 Wissenschaft kommt nicht im Schlafe.

Böhm.: Bez muky neni nauky. - Dokud se nenamuci, dotud se nenauci. (Celakovsky, 216.)

Frz.: La science ne vient pas en dormant. (Kritzinger, 639b.)

Schwed.: Visdom tags intet med haregarn. (Grubb, 859.)

32 Wissenschaft kostet Schweiss.

Man sagt sogar, sie werde mit Blut eingetränkt. "Welche Schwierigkeit findet man z. B. ", sagt Rodriguez (Uebung der christlichen Vollkommenheit, S. 48), "beim Beginn des Studiums. Man muss uns beinahe immer mit Drohungen und Gewalt dazu treiben; daher das Sprichwort: La letra con sangre entra."

33 Wissenschaft ohne Brauch ist ein todter Schatz.

Engl.: Knowledge without practice makes but half an artist. (Bohn II, 109.)

34 Wissenschaft ohne Verstand hat wenig Werth im Land.

Span.: La sciencia es locura, si buen seso non la cura. (Cahier, 3717.)

35 Wissenschaft, Reichthum und Amt sind in der Hand des Menschen wie ein Schwert in der Hand des Strassenräubers.

36 Wissenschaft und Kunst haben nie der Thoren Gunst. - Simrock, 6085.

37 Wissenschaft und Tugend bringen Ehr' und Freude dem Alter wie der Jugend.

Schwed.: Lärdom och dygd gje ähra och frygd. (Törning, 101.)

38 Wissenschaft will Jugendkraft.

Ein hebräisches Sprichwort sagt: Wer sich der Wissenschaft in der Jugend widmet, gleicht einer Frau, die mit warmem Wasser knetet; wer es erst im Alter thut, einer Frau, die mit kaltem Wasser teigt.

39 Wissenschaften sind das Silber gemeiner Leute, das Gold des Adels, das Kleinod der Fürsten. - Aeneas Sylvius.

40 Wo die Wissenschaft wird umgekehrt, steigen die Eselsköpfe im Werth.

Als Artaxerxes Mnemon gegen die Kadusier zu Felde zog, entstand eine Hungersnoth in seinem Lager, die so gross war, dass man, wie Plutarch berichtet, kaum für 60 Drachmen (etwa 36-39 Mark) einen Eselskopf kaufen konnte. In Perioden der umgekehrten Wissenschaft werden sie noch theurer bezahlt.

*41 Aich hoa käne Wissenschaft. (Kreis Militsch.)

Um zu sagen: Ich habe keine Kenntniss von der Sache, ich weiss davon nichts.


Witfrau.

1 Wer eine Witfrau freit, muss machen, wie sie will.

"Ich wil ein Weidtfrawen zu der Ee nemen, mach, wie sie wil. - Ich wil eine nemen, hat vor zween menner gehabt. - So leg jr die pruch an. - Ich hab ein reychs weib genummen. - Geitzigkeit hat gelt zu der Ee genummen." (Wachter.)

2 Wer sich eine Witfrau traut, der schläft nie auf ganzer Haut.

3 Wetfroen sprekt den Mann an. - Schütze, I, 338.

Eine Witwe darf den Mann anwerben.

4 Wetfro'n Kled is lang, elken tritt 'r up. - Schröder, 1044.

*5 Er schleikt e Wittfrau noh. - Sutermeister, 101.

Bleibt an einem Dorn hangen.


Witmann.

Witmann - Schitmann, eis en Plock für 'n Sweinestall. (Driburg.) - Firmenich, I, 363, 33.


Witold.

* Was er von Witold bekommen, hat ihm Gastold genommen. (Poln.)

Witold war durch Wladislaus Jagiello zum Grossfürsten von Litauen eingesetzt worden. Gastold war ein mächtiger Edelmann und besonderer Günstling Witold's. Was dieser letztere nun Schwächern verliehen, wurde ihnen nach dem in jener Zeit geltenden Faustrechte von dem stärkern Gastold wieder entrissen.


[Spaltenumbruch] Berlin, Mohrenstrasse 49, von Gesinnungsgenossen ein Festmahl gegeben und eine silberne Säule überreicht, die auf der einen Seite die Inschrift: „Zur Erinnerung an den 5. März 1852“ (an welchem Tage er in der ersten Kammer eine die Aristokratie verherrlichende Rede gehalten hatte), auf der andern Seite aber: „Autorität, nicht Majorität“ trug. In seiner Erwiderungsrede wies er darauf hin, dass er diesem Grundsatze seines Lebens in jenem Parlamente zum ersten male Ausdruck gegeben habe, und wandte im weitern Verlaufe seiner Rede auch das Wort an: „Die Wissenschaft bedarf der Umkehr“, was im Volksmunde die obige Form angenommen hat. (Vgl. Neue Preuss. Zeitung, 1852, Nr. 291; ferner Büchmann, 10. Aufl., S. 335.) Seitdem ist dieser Ausspruch so oft wiederholt worden, dass er wol in ganz Deutschland zum Sprichwort geworden ist, um die Umkehr auf irgendeinem Gebiet zum Theil ernsthaft, meist aber im Scherz und ironisch, auf geistigem, wie auf jedem andern Felde zu bezeichnen. „Kehre die Wissenschaft um!“ hörte ich einen Schuhmacher zu seinem Lehrling sagen, der den Schuh umdrehen sollte. „Ich muss hier die Wissenschaft umkehren“, sagte ein Kutscher in Bezug auf den Wagen. Es dürfte zur Zeit kaum ein mehr in Anwendung kommendes Sprichwort geben als das obige.

12 Elk Ding hett sîn Wetenschup, sä Engelmö, do pusste se 't Lücht mit de Stert ut.

13 Es hat alles seine Wissenschaft.Körte, 6893.

14 Es hat alles seine Wissenschaft, ausgenommen das Flöhefangen, das ist eine Geschicklichkeit.

Holl.: Alles is maar eene wetenschap, behalve vlooijen vangen, dat is eene gaauwigheid. (Harrebomée, II, 456b.)

15 Grosse Wissenschaft und klein Gewissen.

Frz.: De grande science petite conscience. (Kritzinger, 639a.)

16 Verborgene Wissenschaft ist ohne Saft und Kraft.

D. h. solche, von der kein nützlicher Gebrauch gemacht wird.

It.: Se nessun sa quel che sai, nulla serve il tuo sapere. (Pazzaglia, 333, 22.)

17 Was nützt alle Wissenschaft, wenn man todt ist!

Frz.: Mieux vaut plein poing de bonne vie que ne faict sept muys de clergie. (Bohn II, 39.)

18 Wem die Wissenschaft soll bleiben, der muss mit Lieb und Lust sie treiben.

It.: Chi di scienza è amatore n' è già mezzo possessore baverà col tempo honore. (Pazzaglia, 339, 2.)

19 Wiltu eines Wissenschaft han, bey der Gesellschaft kennt man den man.

Lat.: Cognitus in parte, fit per socium uir aperte. (Loci comm., 5.)

20 Wissenschaft allein kann brechen Hals und Bein.

Lehre und Uebung gehören zusammen. Wer noch so gut die Lehre vom Gehen begriffen, aber die Füsse nicht im Auftreten, die Beine im Fortschreiten geübt hätte, würde nicht gehen können. Wissenschaft ohne Erfahrung, Theorie ohne Praxis.

It.: L' arte, senza uso, non giova molto.

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22 Wissenschaft – Ehrenschaft.

Schwed.: Visdom follier ähren. (Grubb, 860.)

23 Wissenschaft ist das Kaufgeld werth.

Auch die Chinesen sagen, dass die Opfer, die man für deren Erwerbung gebracht habe, nicht verloren seien. (Cahier, 2112.)

24 Wissenschaft ist das Licht des Lebens.

Die Araber sagen: Die Wissenschaft ist ein Schloss, zu dem die Schule (das Studium) den Schlüssel liefert. (Cahier, 2246.)

Frz.: La science n'est pour rien gâter. (Cahier, 1608.)

Lat.: Sine doctrina vita est quasi mortis imago. (Catull.) (Philippi, II, 204.)

25 Wissenschaft ist der beste Reichthum.

Die Araber sagen: Der Unterschied zwischen Reichthum und Wissenschaft ist der, dass diese dich behütet und du jenen behüten musst, und dass der Gebrauch die Wissenschaft mehrt, während er den Reichthum mindert. (Cahier, 2318.)

26 Wissenschaft ist ein guter Wanderstab.Binder III, 4090.

27 Wissenschaft ist eine gute Erbschaft.

Frz.: Science sert d'héritage. (Kritzinger, 639b.)

It.: Scienza in ogni stato, è un gran tesoro. (Cahier, 3099.)

28 Wissenschaft ist Macht. (S. Wissen.) – Büchmann, 10. Aufl., S. 147.

Engl.: Knowledge is power.

[Spaltenumbruch] 29 Wissenschaft ist mehr als Reichthum; Gut vergeht, Kunst besteht.

Dän.: Kunst er bedre end tusinde gylden. – Kunst er meere end gods; gods forgaaer, kunst bestaaer. – Kunst er rigdom nok. (Prov. dan., 367.)

30 Wissenschaft ist nichts gegen Tugend.

Sie steht aber der Tugend gar nicht im Wege; und es ist nicht nothwendig, sie umzukehren, weil sie die Sitten verderbe, wie auch die Chinesen in einem Sprichwort behaupten: „Die Wissenschaften werden nur auf Kosten der Sitten vervollkommnet.“ (Cibot, 170.) In einem andern räumen sie aber ein: „Die Wissenschaft klärt ein Volk durch ihre grossen Wahrheiten auf.“ (Cibot, 176.)

31 Wissenschaft kommt nicht im Schlafe.

Böhm.: Bez muky není náuký. – Dokud se nenamučí, dotud se nenaučí. (Čelakovsky, 216.)

Frz.: La science ne vient pas en dormant. (Kritzinger, 639b.)

Schwed.: Visdom tags intet med haregarn. (Grubb, 859.)

32 Wissenschaft kostet Schweiss.

Man sagt sogar, sie werde mit Blut eingetränkt. „Welche Schwierigkeit findet man z. B. “, sagt Rodriguez (Uebung der christlichen Vollkommenheit, S. 48), „beim Beginn des Studiums. Man muss uns beinahe immer mit Drohungen und Gewalt dazu treiben; daher das Sprichwort: La letra con sangre entra.“

33 Wissenschaft ohne Brauch ist ein todter Schatz.

Engl.: Knowledge without practice makes but half an artist. (Bohn II, 109.)

34 Wissenschaft ohne Verstand hat wenig Werth im Land.

Span.: La sciencia es locura, si buen seso non la cura. (Cahier, 3717.)

35 Wissenschaft, Reichthum und Amt sind in der Hand des Menschen wie ein Schwert in der Hand des Strassenräubers.

36 Wissenschaft und Kunst haben nie der Thoren Gunst.Simrock, 6085.

37 Wissenschaft und Tugend bringen Ehr' und Freude dem Alter wie der Jugend.

Schwed.: Lärdom och dygd gje ähra och frygd. (Törning, 101.)

38 Wissenschaft will Jugendkraft.

Ein hebräisches Sprichwort sagt: Wer sich der Wissenschaft in der Jugend widmet, gleicht einer Frau, die mit warmem Wasser knetet; wer es erst im Alter thut, einer Frau, die mit kaltem Wasser teigt.

39 Wissenschaften sind das Silber gemeiner Leute, das Gold des Adels, das Kleinod der Fürsten.Aeneas Sylvius.

40 Wo die Wissenschaft wird umgekehrt, steigen die Eselsköpfe im Werth.

Als Artaxerxes Mnemon gegen die Kadusier zu Felde zog, entstand eine Hungersnoth in seinem Lager, die so gross war, dass man, wie Plutarch berichtet, kaum für 60 Drachmen (etwa 36-39 Mark) einen Eselskopf kaufen konnte. In Perioden der umgekehrten Wissenschaft werden sie noch theurer bezahlt.

*41 Aich hoa käne Wissenschaft. (Kreis Militsch.)

Um zu sagen: Ich habe keine Kenntniss von der Sache, ich weiss davon nichts.


Witfrau.

1 Wer eine Witfrau freit, muss machen, wie sie will.

„Ich wil ein Wîdtfrawen zu der Ee nemen, mach, wie sie wil. – Ich wil eine nemen, hat vor zween menner gehabt. – So leg jr die pruch an. – Ich hab ein reychs weib genummen. – Geitzigkeit hat gelt zu der Ee genummen.“ (Wachter.)

2 Wer sich eine Witfrau traut, der schläft nie auf ganzer Haut.

3 Wêtfroen sprêkt den Mann an.Schütze, I, 338.

Eine Witwe darf den Mann anwerben.

4 Wêtfrô'n Klêd is lang, elkên tritt 'r up.Schröder, 1044.

*5 Er schleikt e Wittfrau noh.Sutermeister, 101.

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Witold.

* Was er von Witold bekommen, hat ihm Gastold genommen. (Poln.)

Witold war durch Wladislaus Jagiello zum Grossfürsten von Litauen eingesetzt worden. Gastold war ein mächtiger Edelmann und besonderer Günstling Witold's. Was dieser letztere nun Schwächern verliehen, wurde ihnen nach dem in jener Zeit geltenden Faustrechte von dem stärkern Gastold wieder entrissen.


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[[159]/0171] Berlin, Mohrenstrasse 49, von Gesinnungsgenossen ein Festmahl gegeben und eine silberne Säule überreicht, die auf der einen Seite die Inschrift: „Zur Erinnerung an den 5. März 1852“ (an welchem Tage er in der ersten Kammer eine die Aristokratie verherrlichende Rede gehalten hatte), auf der andern Seite aber: „Autorität, nicht Majorität“ trug. In seiner Erwiderungsrede wies er darauf hin, dass er diesem Grundsatze seines Lebens in jenem Parlamente zum ersten male Ausdruck gegeben habe, und wandte im weitern Verlaufe seiner Rede auch das Wort an: „Die Wissenschaft bedarf der Umkehr“, was im Volksmunde die obige Form angenommen hat. (Vgl. Neue Preuss. Zeitung, 1852, Nr. 291; ferner Büchmann, 10. Aufl., S. 335.) Seitdem ist dieser Ausspruch so oft wiederholt worden, dass er wol in ganz Deutschland zum Sprichwort geworden ist, um die Umkehr auf irgendeinem Gebiet zum Theil ernsthaft, meist aber im Scherz und ironisch, auf geistigem, wie auf jedem andern Felde zu bezeichnen. „Kehre die Wissenschaft um!“ hörte ich einen Schuhmacher zu seinem Lehrling sagen, der den Schuh umdrehen sollte. „Ich muss hier die Wissenschaft umkehren“, sagte ein Kutscher in Bezug auf den Wagen. Es dürfte zur Zeit kaum ein mehr in Anwendung kommendes Sprichwort geben als das obige. 12 Elk Ding hett sîn Wetenschup, sä Engelmö, do pusste se 't Lücht mit de Stert ut. 13 Es hat alles seine Wissenschaft. – Körte, 6893. 14 Es hat alles seine Wissenschaft, ausgenommen das Flöhefangen, das ist eine Geschicklichkeit. Holl.: Alles is maar eene wetenschap, behalve vlooijen vangen, dat is eene gaauwigheid. (Harrebomée, II, 456b.) 15 Grosse Wissenschaft und klein Gewissen. Frz.: De grande science petite conscience. (Kritzinger, 639a.) 16 Verborgene Wissenschaft ist ohne Saft und Kraft. D. h. solche, von der kein nützlicher Gebrauch gemacht wird. It.: Se nessun sa quel che sai, nulla serve il tuo sapere. (Pazzaglia, 333, 22.) 17 Was nützt alle Wissenschaft, wenn man todt ist! Frz.: Mieux vaut plein poing de bonne vie que ne faict sept muys de clergie. (Bohn II, 39.) 18 Wem die Wissenschaft soll bleiben, der muss mit Lieb und Lust sie treiben. It.: Chi di scienza è amatore n' è già mezzo possessore baverà col tempo honore. (Pazzaglia, 339, 2.) 19 Wiltu eines Wissenschaft han, bey der Gesellschaft kennt man den man. Lat.: Cognitus in parte, fit per socium uir aperte. (Loci comm., 5.) 20 Wissenschaft allein kann brechen Hals und Bein. Lehre und Uebung gehören zusammen. Wer noch so gut die Lehre vom Gehen begriffen, aber die Füsse nicht im Auftreten, die Beine im Fortschreiten geübt hätte, würde nicht gehen können. Wissenschaft ohne Erfahrung, Theorie ohne Praxis. It.: L' arte, senza uso, non giova molto. 21 Wissenschaft bei Reichen will einer Perl' im Golde gleichen. Lat.: Artem scruteris quamvis opulentus haberis. (Philippi, I, 42.) 22 Wissenschaft – Ehrenschaft. Schwed.: Visdom follier ähren. (Grubb, 860.) 23 Wissenschaft ist das Kaufgeld werth. Auch die Chinesen sagen, dass die Opfer, die man für deren Erwerbung gebracht habe, nicht verloren seien. (Cahier, 2112.) 24 Wissenschaft ist das Licht des Lebens. Die Araber sagen: Die Wissenschaft ist ein Schloss, zu dem die Schule (das Studium) den Schlüssel liefert. (Cahier, 2246.) Frz.: La science n'est pour rien gâter. (Cahier, 1608.) Lat.: Sine doctrina vita est quasi mortis imago. (Catull.) (Philippi, II, 204.) 25 Wissenschaft ist der beste Reichthum. Die Araber sagen: Der Unterschied zwischen Reichthum und Wissenschaft ist der, dass diese dich behütet und du jenen behüten musst, und dass der Gebrauch die Wissenschaft mehrt, während er den Reichthum mindert. (Cahier, 2318.) 26 Wissenschaft ist ein guter Wanderstab. – Binder III, 4090. 27 Wissenschaft ist eine gute Erbschaft. Frz.: Science sert d'héritage. (Kritzinger, 639b.) It.: Scienza in ogni stato, è un gran tesoro. (Cahier, 3099.) 28 Wissenschaft ist Macht. (S. Wissen.) – Büchmann, 10. Aufl., S. 147. Engl.: Knowledge is power. 29 Wissenschaft ist mehr als Reichthum; Gut vergeht, Kunst besteht. Dän.: Kunst er bedre end tusinde gylden. – Kunst er meere end gods; gods forgaaer, kunst bestaaer. – Kunst er rigdom nok. (Prov. dan., 367.) 30 Wissenschaft ist nichts gegen Tugend. Sie steht aber der Tugend gar nicht im Wege; und es ist nicht nothwendig, sie umzukehren, weil sie die Sitten verderbe, wie auch die Chinesen in einem Sprichwort behaupten: „Die Wissenschaften werden nur auf Kosten der Sitten vervollkommnet.“ (Cibot, 170.) In einem andern räumen sie aber ein: „Die Wissenschaft klärt ein Volk durch ihre grossen Wahrheiten auf.“ (Cibot, 176.) 31 Wissenschaft kommt nicht im Schlafe. Böhm.: Bez muky není náuký. – Dokud se nenamučí, dotud se nenaučí. (Čelakovsky, 216.) Frz.: La science ne vient pas en dormant. (Kritzinger, 639b.) Schwed.: Visdom tags intet med haregarn. (Grubb, 859.) 32 Wissenschaft kostet Schweiss. Man sagt sogar, sie werde mit Blut eingetränkt. „Welche Schwierigkeit findet man z. B. “, sagt Rodriguez (Uebung der christlichen Vollkommenheit, S. 48), „beim Beginn des Studiums. Man muss uns beinahe immer mit Drohungen und Gewalt dazu treiben; daher das Sprichwort: La letra con sangre entra.“ 33 Wissenschaft ohne Brauch ist ein todter Schatz. Engl.: Knowledge without practice makes but half an artist. (Bohn II, 109.) 34 Wissenschaft ohne Verstand hat wenig Werth im Land. Span.: La sciencia es locura, si buen seso non la cura. (Cahier, 3717.) 35 Wissenschaft, Reichthum und Amt sind in der Hand des Menschen wie ein Schwert in der Hand des Strassenräubers. 36 Wissenschaft und Kunst haben nie der Thoren Gunst. – Simrock, 6085. 37 Wissenschaft und Tugend bringen Ehr' und Freude dem Alter wie der Jugend. Schwed.: Lärdom och dygd gje ähra och frygd. (Törning, 101.) 38 Wissenschaft will Jugendkraft. Ein hebräisches Sprichwort sagt: Wer sich der Wissenschaft in der Jugend widmet, gleicht einer Frau, die mit warmem Wasser knetet; wer es erst im Alter thut, einer Frau, die mit kaltem Wasser teigt. 39 Wissenschaften sind das Silber gemeiner Leute, das Gold des Adels, das Kleinod der Fürsten. – Aeneas Sylvius. 40 Wo die Wissenschaft wird umgekehrt, steigen die Eselsköpfe im Werth. Als Artaxerxes Mnemon gegen die Kadusier zu Felde zog, entstand eine Hungersnoth in seinem Lager, die so gross war, dass man, wie Plutarch berichtet, kaum für 60 Drachmen (etwa 36-39 Mark) einen Eselskopf kaufen konnte. In Perioden der umgekehrten Wissenschaft werden sie noch theurer bezahlt. *41 Aich hoa käne Wissenschaft. (Kreis Militsch.) Um zu sagen: Ich habe keine Kenntniss von der Sache, ich weiss davon nichts. Witfrau. 1 Wer eine Witfrau freit, muss machen, wie sie will. „Ich wil ein Wîdtfrawen zu der Ee nemen, mach, wie sie wil. – Ich wil eine nemen, hat vor zween menner gehabt. – So leg jr die pruch an. – Ich hab ein reychs weib genummen. – Geitzigkeit hat gelt zu der Ee genummen.“ (Wachter.) 2 Wer sich eine Witfrau traut, der schläft nie auf ganzer Haut. 3 Wêtfroen sprêkt den Mann an. – Schütze, I, 338. Eine Witwe darf den Mann anwerben. 4 Wêtfrô'n Klêd is lang, elkên tritt 'r up. – Schröder, 1044. *5 Er schleikt e Wittfrau noh. – Sutermeister, 101. Bleibt an einem Dorn hangen. Witmann. Witmann – Schitmann, îs en Plock für 'n Sweïnestall. (Driburg.) – Firmenich, I, 363, 33. Witold. * Was er von Witold bekommen, hat ihm Gastold genommen. (Poln.) Witold war durch Wladislaus Jagiello zum Grossfürsten von Litauen eingesetzt worden. Gastold war ein mächtiger Edelmann und besonderer Günstling Witold's. Was dieser letztere nun Schwächern verliehen, wurde ihnen nach dem in jener Zeit geltenden Faustrechte von dem stärkern Gastold wieder entrissen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [159]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/171>, abgerufen am 19.03.2024.