Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 8 Wohlleben und Hautjucken (Krätze) sind schwer zu tragen.

Holl.: Weelde en jeukte zijn kwalijk te lijden. (Harrebomee, II, 445b.)

9 Wolleben kostet viel. - Lehmann, 906, 4.

*10 Er singt vom Wohlleben bey einer Wassersuppe. - Sailer, 297.


Wohlleben (Verb.).

1 Leb wohl, du theures Land, das mir geboren, sang der Bettler und sprang in die Spree.

2 Leb wohl, Schneider! (Hirschberg.)

Wenn die letzte Hoffnung verloren geht, das letzte Geld ausgegeben, der letzte Trumpf, die letzte Karte erfolglos ausgespielt wird. Dies Sprichwort hat folgendem Vorgange seine Entstehung zu danken: Zwei junge Männer badeten im Bober und zwar in der sogenannten Teufe beim alten Wehre unweit der Nepomukbrücke. Der eine wollte den andern, Namens Schneider, schwimmen lehren. Der letztere entglitt aber bald, sank unter und konnte trotz aller Mühe des lehrenden Freundes nicht bald aufgefunden werden. Ein Dritter, der am Ufer stand und alle weitern Bemühungen, die aber dennoch bald zur Rettung führten, für erfolglos hielt, rief: Leb wohl, Schneider! Ein Zuruf, der ursprünglich sehr ernster Natur, später, häufig wiederholt, Sprichwort wurde und auch einen scherzhaften Charakter annahm.

3 Lebt wol, gehabt euch wol, vil seliger zeytt. - Agricola I, 549.

Alter Scheidewunsch.

4 Man soll wolleben, das einem nicht der Beutel das benedicite vber dem Tisch sprechen dörffe. - Henisch, 357, 66.

5 So leb' denn wohl, säd' de Paster ton Def, de schull hängt warden. (Hamburg.) - Hoefer, 816; Peik, 196, 226.

6 Welcher begert einmal wol zu leben, der koch eine Henn; welcher zweimal, der koch eine Gans; welcher die gantze Wochen, der stech ein Schwein; welcher einen Monat, der schlag einen Ochsen; welcher ein gantz Jahr, der nehm ein Weib; welcher aber allzeit begert gute tag vnd feisste bissle zu haben, der werd ein Pfaffe, so mangelt jm nicht. - Geiler in Kloster, I, 620 u. Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 76; Alsatia, 1862-67, 475.

7 Wer wohlleben will, der halte Schmaus im eignen Haus.

Holl.: Die weelderig wil zijn, blijve t'huis. (Harrebomee, II, 445b.)

8 Wer wollebt, der fährt wol.

Lat.: In coelo patriam, qui bene transit habet. (Seybold, 236.)

9 Wilt dein Lebtag wol leben, so thu dich in ein Kloster begeben. - Lehmann, II, 881, 292.

10 Wir haben wol gelebt vnd ist kein fewer nie ann herd kommen. - Franck, I, 48b.

Spottlob auf ein dürftiges Mahl, schlechte Bewirthung oder ein Fest, das hochtrabend begonnen und nichts geboten hat. Franck a. a. O. hat dafür noch folgende Redensarten: Ein hochzeit, oder kirchweih, da man nie keinn rawch hat gesehen. Er singt uns ein liedlein her für wol essen. Er wil vns mit worten speisen. Er singt wol vom guten leben ob eim tillsamen. Er sagt von grossen hechten ob eim brey.

*11 Er lebt wohl und kombt kein Feuer auf den Herd. - Sutor, 148.


Wohlmacht.

As een in sin Wohlmacht is, so is he ok in sin kranke Dagn.


Wohlmeinen.

Wohlmeinen hat oft Undank zum Lohn.

Schwed.: Valmeent far ofta otack. (Grubb, 875.)


Wohlmeinender.

Dem Wohlmeinenden ist wohler, als dem Wohlwissenden.


Wohlmischen.

Hast du's wohlgemischt, so kart' es wohl!


Wohlnehmen.

Mit Ihrem gütigen Wohlnehmen, säd Vatter Gastenkorn, da böert' (hob) he de Presterfrau dat Hemd up. (Hamburg. ) - Hoefer, 390.


[Spaltenumbruch]
Wohlrath.

Wolrat, Vollrat und Kuhnrat stehen selten in einem grad und stat. - Zinkgref, IV, 418.

Lat.: Dux sine consilio, miles sine armis, princeps sine justitia, populus sine legibus etc. cadunt. (Chaos, 134.)


Wohlreden.

1 Mit wolreden lassen sich die Leut erweichen vnd drehen wie Wachs. - Lehmann, 644, 13.

2 Mit wolreden reist man die Leut dem Teuffel auss den Klauwen. - Lehmann, 644, 15.

3 Wer gern wohlreden hört, lässt sich leicht überwinden.

4 Wohlreden und übelthun ist gemeiniglich beisammen.

5 Wohlreden wirkt wohl, wohlthun weit mehr.

6 Wolreden ist ein quell der Weissheit. - Lehmann, 644, 12.

7 Wolreden ist ein Seil, damit man affecten aussm Hertzen kan ziehen. - Lehmann, 644, 16.

8 Zum Wohlreden gehört mehr, als sich wohl räuspern. - Altmann VI, 448.

*9 Bey dem hilfft kein wolreden, der sich nicht will lassen vberreden. - Lehmann, 644, 20.


Wohlredenheit.

1 Keine bessere Wohlredenheit, als wohl schweigen.

2 Wohlredenheit ist das Ruder der Seele. - Winckler, VIII, 76.


Wohlschlafen.

1 Schlaf wohl und lig übel, beisst's di, so schitt's Grigel. (Wallis.) - Sutermeister, 11.

*2 Schlaf wohl zu deiner Muetter, und leg' er (ihr) a bravs Mädle ins Bett. (Schwaben.)

Gutnachtgruss eines Mädchens zu einem andern.


Wohlschmack.

1 Wohlschmack bringt Bettelsack. - Simrock, 11752; Körte, 6929; Gaal, 1733.

Plattd.: Wolsmak bringt Bedelsak. ( Marahrens, 97.)

Engl.: A lickerish tongue is the purse's canker. (Gaal, 1733.) - He that feeds like an emperor, is apt to die like a beggar. (Gaal, 1732.)

Holl.: Een lekkere mond leidt tot den bedelzak. - (Harrebomee, II, 97b.)

Lat.: Titillatio affectus scabies (morbus) est. (Philippi, II, 220.)

Schwed.: Valsmak gjör tiggeri. (Grubb, 877.)

2 Wollsmack - Beddelsack. (Altmark.) - Danneil, 207; für Hannover: Schambach, II, 615.

3 Wollsmack kummt an'n Bädelsack. (Oldenburg.) - Goldschmidt, 133; für Rastede: Firmenich, III, 27, 61; für Waldeck: Curtze, 329, 182.

4 Wolsmack brengt Ungemack. - Eichwald, 1753.


Wohlschmecken.

1 Das schmeckt der Seele wohl. - Frischbier, 4230.

Ein guter Bissen oder Trunk.

Lit.: Tatai skannu duszi. (Lepner, 93.)

2 Es schmecket wol, was einer selbst jsset vnd trincket. - Petri, II, 296; Henisch, 948, 62.

3 Es smackte mir wol, ich was durstig. - Agricola I, 148; Latendorf III, 75.

Lat.: Aqua sitienti dulcis. (Deferat impuram sitienti corniger undam rivulus, efficiet pocla Falerna sitis.) (Glandorp, II, 142.)

4 Schmeckt wol, sagt jener, währt aber nicht lang. - Zinkgref, IV, 20.

5 Was einem wohlschmeckt, ist seine Speise; den Bauern riecht der Mist für Bisam.


Wohlsein.

1 Wem zu wol ist, kan nicht harren, sondern thut mit den Füssen scharren.

"Wie ein alt Sprichwort thut bescheiden." (Hans Sachs, IV.)

2 Wer will, dass jhm wol sei, der leb daheimen frey. - Henisch, 634, 53.

3 Wo einem wohl ist, da ist man gern.

*4 Es ist em so wol, wie-n ene Laus i der Kindbetti. - Sutermeister, 99.

Zur Schilderung eines Menschen, dem recht wohl ist, dem es gut geht, dem das Glück günstig ist, finden sich a. a. O. auch noch folgende Redensarten: Der Eselstuel (Schnitzelbank) kalberet em vor em Huus. Der Holzschlegel kalberet em uf em Esterig obe (oder:

[Spaltenumbruch] 8 Wohlleben und Hautjucken (Krätze) sind schwer zu tragen.

Holl.: Weelde en jeukte zijn kwalijk te lijden. (Harrebomée, II, 445b.)

9 Wolleben kostet viel.Lehmann, 906, 4.

*10 Er singt vom Wohlleben bey einer Wassersuppe.Sailer, 297.


Wohlleben (Verb.).

1 Leb wohl, du theures Land, das mir geboren, sang der Bettler und sprang in die Spree.

2 Leb wohl, Schneider! (Hirschberg.)

Wenn die letzte Hoffnung verloren geht, das letzte Geld ausgegeben, der letzte Trumpf, die letzte Karte erfolglos ausgespielt wird. Dies Sprichwort hat folgendem Vorgange seine Entstehung zu danken: Zwei junge Männer badeten im Bober und zwar in der sogenannten Teufe beim alten Wehre unweit der Nepomukbrücke. Der eine wollte den andern, Namens Schneider, schwimmen lehren. Der letztere entglitt aber bald, sank unter und konnte trotz aller Mühe des lehrenden Freundes nicht bald aufgefunden werden. Ein Dritter, der am Ufer stand und alle weitern Bemühungen, die aber dennoch bald zur Rettung führten, für erfolglos hielt, rief: Leb wohl, Schneider! Ein Zuruf, der ursprünglich sehr ernster Natur, später, häufig wiederholt, Sprichwort wurde und auch einen scherzhaften Charakter annahm.

3 Lebt wol, gehabt euch wol, vil seliger zeytt.Agricola I, 549.

Alter Scheidewunsch.

4 Man soll wolleben, das einem nicht der Beutel das benedicite vber dem Tisch sprechen dörffe.Henisch, 357, 66.

5 So leb' denn wohl, säd' de Paster tôn Dêf, de schull hängt wârden. (Hamburg.) – Hoefer, 816; Peik, 196, 226.

6 Welcher begert einmal wol zu leben, der koch eine Henn; welcher zweimal, der koch eine Gans; welcher die gantze Wochen, der stech ein Schwein; welcher einen Monat, der schlag einen Ochsen; welcher ein gantz Jahr, der nehm ein Weib; welcher aber allzeit begert gute tag vnd feisste bissle zu haben, der werd ein Pfaffe, so mangelt jm nicht.Geiler in Kloster, I, 620 u. Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 76; Alsatia, 1862-67, 475.

7 Wer wohlleben will, der halte Schmaus im eignen Haus.

Holl.: Die weelderig wil zijn, blijve t'huis. (Harrebomée, II, 445b.)

8 Wer wollebt, der fährt wol.

Lat.: In coelo patriam, qui bene transit habet. (Seybold, 236.)

9 Wilt dein Lebtag wol leben, so thu dich in ein Kloster begeben.Lehmann, II, 881, 292.

10 Wir haben wol gelebt vnd ist kein fewer nie ann herd kommen.Franck, I, 48b.

Spottlob auf ein dürftiges Mahl, schlechte Bewirthung oder ein Fest, das hochtrabend begonnen und nichts geboten hat. Franck a. a. O. hat dafür noch folgende Redensarten: Ein hochzeit, oder kirchweih, da man nie keinn rawch hat gesehen. Er singt uns ein liedlein her für wol essen. Er wil vns mit worten speisen. Er singt wol vom guten leben ob eim tillsamen. Er sagt von grossen hechten ob eim brey.

*11 Er lebt wohl und kombt kein Feuer auf den Herd.Sutor, 148.


Wohlmacht.

As een in sin Wohlmacht is, so is he ok in sin kranke Dagn.


Wohlmeinen.

Wohlmeinen hat oft Undank zum Lohn.

Schwed.: Vålmeent får ofta otack. (Grubb, 875.)


Wohlmeinender.

Dem Wohlmeinenden ist wohler, als dem Wohlwissenden.


Wohlmischen.

Hast du's wohlgemischt, so kart' es wohl!


Wohlnehmen.

Mit Ihrem gütigen Wohlnehmen, säd Vatter Gastenkôrn, da böert' (hob) he de Prêsterfrû dat Hemd up. (Hamburg. ) – Hoefer, 390.


[Spaltenumbruch]
Wohlrath.

Wolrat, Vollrat und Kuhnrat stehen selten in einem grad und stat.Zinkgref, IV, 418.

Lat.: Dux sine consilio, miles sine armis, princeps sine justitia, populus sine legibus etc. cadunt. (Chaos, 134.)


Wohlreden.

1 Mit wolreden lassen sich die Leut erweichen vnd drehen wie Wachs.Lehmann, 644, 13.

2 Mit wolreden reist man die Leut dem Teuffel auss den Klauwen.Lehmann, 644, 15.

3 Wer gern wohlreden hört, lässt sich leicht überwinden.

4 Wohlreden und übelthun ist gemeiniglich beisammen.

5 Wohlreden wirkt wohl, wohlthun weit mehr.

6 Wolreden ist ein quell der Weissheit.Lehmann, 644, 12.

7 Wolreden ist ein Seil, damit man affecten aussm Hertzen kan ziehen.Lehmann, 644, 16.

8 Zum Wohlreden gehört mehr, als sich wohl räuspern.Altmann VI, 448.

*9 Bey dem hilfft kein wolreden, der sich nicht will lassen vberreden.Lehmann, 644, 20.


Wohlredenheit.

1 Keine bessere Wohlredenheit, als wohl schweigen.

2 Wohlredenheit ist das Ruder der Seele.Winckler, VIII, 76.


Wohlschlafen.

1 Schlaf wohl und lig übel, bîsst's di, so schitt's Grigel. (Wallis.) – Sutermeister, 11.

*2 Schlaf wohl zu deiner Muetter, und leg' er (ihr) a bravs Mädle ins Bett. (Schwaben.)

Gutnachtgruss eines Mädchens zu einem andern.


Wohlschmack.

1 Wohlschmack bringt Bettelsack.Simrock, 11752; Körte, 6929; Gaal, 1733.

Plattd.: Wolsmak bringt Bedelsak. ( Marahrens, 97.)

Engl.: A lickerish tongue is the purse's canker. (Gaal, 1733.) – He that feeds like an emperor, is apt to die like a beggar. (Gaal, 1732.)

Holl.: Een lekkere mond leidt tot den bedelzak. – (Harrebomée, II, 97b.)

Lat.: Titillatio affectus scabies (morbus) est. (Philippi, II, 220.)

Schwed.: Valsmak gjör tiggeri. (Grubb, 877.)

2 Wollsmack – Beddelsack. (Altmark.) – Danneil, 207; für Hannover: Schambach, II, 615.

3 Wollsmack kummt an'n Bädelsack. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 133; für Rastede: Firmenich, III, 27, 61; für Waldeck: Curtze, 329, 182.

4 Wolsmack brengt Ungemack.Eichwald, 1753.


Wohlschmecken.

1 Das schmeckt der Seele wohl.Frischbier, 4230.

Ein guter Bissen oder Trunk.

Lit.: Tatai skannu dusźí. (Lepner, 93.)

2 Es schmecket wol, was einer selbst jsset vnd trincket.Petri, II, 296; Henisch, 948, 62.

3 Es smackte mir wol, ich was durstig.Agricola I, 148; Latendorf III, 75.

Lat.: Aqua sitienti dulcis. (Deferat impuram sitienti corniger undam rivulus, efficiet pocla Falerna sitis.) (Glandorp, II, 142.)

4 Schmeckt wol, sagt jener, währt aber nicht lang.Zinkgref, IV, 20.

5 Was einem wohlschmeckt, ist seine Speise; den Bauern riecht der Mist für Bisam.


Wohlsein.

1 Wem zu wol ist, kan nicht harren, sondern thut mit den Füssen scharren.

„Wie ein alt Sprichwort thut bescheiden.“ (Hans Sachs, IV.)

2 Wer will, dass jhm wol sei, der leb daheimen frey.Henisch, 634, 53.

3 Wo einem wohl ist, da ist man gern.

*4 Es ist em so wol, wie-n ene Lûs i der Kindbetti.Sutermeister, 99.

Zur Schilderung eines Menschen, dem recht wohl ist, dem es gut geht, dem das Glück günstig ist, finden sich a. a. O. auch noch folgende Redensarten: Der Eselstuel (Schnitzelbank) kalberet em vor em Huus. Der Holzschlegel kalberet em uf em Esterig obe (oder:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0182" n="[170]"/><cb n="339"/>
8 Wohlleben und Hautjucken (Krätze) sind schwer zu tragen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Weelde en jeukte zijn kwalijk te lijden. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 445<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Wolleben kostet viel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 906, 4.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Er singt vom Wohlleben bey einer Wassersuppe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 297.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Wohlleben</hi> (Verb.).</head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Leb wohl, du theures Land, das mir geboren, sang der Bettler und sprang in die Spree.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Leb wohl, Schneider!</hi> (<hi rendition="#i">Hirschberg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn die letzte Hoffnung verloren geht, das letzte Geld ausgegeben, der letzte Trumpf, die letzte Karte erfolglos ausgespielt wird. Dies Sprichwort hat folgendem Vorgange seine Entstehung zu danken: Zwei junge Männer badeten im Bober und zwar in der sogenannten Teufe beim alten Wehre unweit der Nepomukbrücke. Der eine wollte den andern, Namens Schneider, schwimmen lehren. Der letztere entglitt aber bald, sank unter und konnte trotz aller Mühe des lehrenden Freundes nicht bald aufgefunden werden. Ein Dritter, der am Ufer stand und alle weitern Bemühungen, die aber dennoch bald zur Rettung führten, für erfolglos hielt, rief: Leb wohl, Schneider! Ein Zuruf, der ursprünglich sehr ernster Natur, später, häufig wiederholt, Sprichwort wurde und auch einen scherzhaften Charakter annahm.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Lebt wol, gehabt euch wol, vil seliger zeytt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 549.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Alter Scheidewunsch.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Man soll wolleben, das einem nicht der Beutel das benedicite vber dem Tisch sprechen dörffe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 357, 66.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 So leb' denn wohl, säd' de Paster tôn Dêf, de schull hängt wârden.</hi> (<hi rendition="#i">Hamburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 816; Peik, 196, 226.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Welcher begert einmal wol zu leben, der koch eine Henn; welcher zweimal, der koch eine Gans; welcher die gantze Wochen, der stech ein Schwein; welcher einen Monat, der schlag einen Ochsen; welcher ein gantz Jahr, der nehm ein Weib; welcher aber allzeit begert gute tag vnd feisste bissle zu haben, der werd ein Pfaffe, so mangelt jm nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Geiler in Kloster, I, 620</hi> u. <hi rendition="#i">Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 76; Alsatia, 1862-67, 475.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Wer wohlleben will, der halte Schmaus im eignen Haus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die weelderig wil zijn, blijve t'huis. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 445<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Wer wollebt, der fährt wol.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: In coelo patriam, qui bene transit habet. (<hi rendition="#i">Seybold, 236.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Wilt dein Lebtag wol leben, so thu dich in ein Kloster begeben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 881, 292.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Wir haben wol gelebt vnd ist kein fewer nie ann herd kommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 48<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Spottlob auf ein dürftiges Mahl, schlechte Bewirthung oder ein Fest, das hochtrabend begonnen und nichts geboten hat. <hi rendition="#i">Franck</hi> a. a. O. hat dafür noch folgende Redensarten: Ein hochzeit, oder kirchweih, da man nie keinn rawch hat gesehen. Er singt uns ein liedlein her für wol essen. Er wil vns mit worten speisen. Er singt wol vom guten leben ob eim tillsamen. Er sagt von grossen hechten ob eim brey.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Er lebt wohl und kombt kein Feuer auf den Herd.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 148.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wohlmacht.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">As een in sin Wohlmacht is, so is he ok in sin kranke Dagn.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wohlmeinen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wohlmeinen hat oft Undank zum Lohn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Vålmeent får ofta otack. (<hi rendition="#i">Grubb, 875.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wohlmeinender.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Dem Wohlmeinenden ist wohler, als dem Wohlwissenden.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wohlmischen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Hast du's wohlgemischt, so kart' es wohl!</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wohlnehmen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Mit Ihrem gütigen Wohlnehmen, säd Vatter Gastenkôrn, da böert' (hob) he de Prêsterfrû dat Hemd up.</hi> (<hi rendition="#i">Hamburg.</hi> ) &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 390.</hi></p><lb/>
        </div>
        <cb n="340"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wohlrath.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wolrat, Vollrat und Kuhnrat stehen selten in einem grad und stat.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zinkgref, IV, 418.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Dux sine consilio, miles sine armis, princeps sine justitia, populus sine legibus etc. cadunt. (<hi rendition="#i">Chaos, 134.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wohlreden.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Mit wolreden lassen sich die Leut erweichen vnd drehen wie Wachs.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 644, 13.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Mit wolreden reist man die Leut dem Teuffel auss den Klauwen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 644, 15.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wer gern wohlreden hört, lässt sich leicht überwinden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wohlreden und übelthun ist gemeiniglich beisammen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Wohlreden wirkt wohl, wohlthun weit mehr.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wolreden ist ein quell der Weissheit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 644, 12.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Wolreden ist ein Seil, damit man affecten aussm Hertzen kan ziehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 644, 16.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Zum Wohlreden gehört mehr, als sich wohl räuspern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 448.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Bey dem hilfft kein wolreden, der sich nicht will lassen vberreden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 644, 20.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wohlredenheit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Keine bessere Wohlredenheit, als wohl schweigen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wohlredenheit ist das Ruder der Seele.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, VIII, 76.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wohlschlafen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Schlaf wohl und lig übel, bîsst's di, so schitt's Grigel.</hi> (<hi rendition="#i">Wallis.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 11.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Schlaf wohl zu deiner Muetter, und leg' er (ihr) a bravs Mädle ins Bett.</hi> (<hi rendition="#i">Schwaben.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Gutnachtgruss eines Mädchens zu einem andern.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wohlschmack.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wohlschmack bringt Bettelsack.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 11752; Körte, 6929; Gaal, 1733.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Plattd.</hi>: Wolsmak bringt Bedelsak. ( <hi rendition="#i">Marahrens, 97.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: A lickerish tongue is the purse's canker. (<hi rendition="#i">Gaal, 1733.</hi>) &#x2013; He that feeds like an emperor, is apt to die like a beggar. (<hi rendition="#i">Gaal, 1732.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een lekkere mond leidt tot den bedelzak. &#x2013; (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 97<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Titillatio affectus scabies (morbus) est. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 220.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Valsmak gjör tiggeri. (<hi rendition="#i">Grubb, 877.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wollsmack &#x2013; Beddelsack.</hi> (<hi rendition="#i">Altmark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Danneil, 207;</hi> für Hannover: <hi rendition="#i">Schambach, II, 615.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wollsmack kummt an'n Bädelsack.</hi> (<hi rendition="#i">Oldenburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Goldschmidt, 133;</hi> für Rastede: <hi rendition="#i">Firmenich, III, 27, 61;</hi> für Waldeck: <hi rendition="#i">Curtze, 329, 182.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wolsmack brengt Ungemack.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1753.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wohlschmecken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Das schmeckt der Seele wohl.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 4230.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein guter Bissen oder Trunk.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lit.</hi>: Tatai skannu dus&#x017A;í. (<hi rendition="#i">Lepner, 93.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Es schmecket wol, was einer selbst jsset vnd trincket.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 296; Henisch, 948, 62.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Es smackte mir wol, ich was durstig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 148; Latendorf III, 75.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Aqua sitienti dulcis. (Deferat impuram sitienti corniger undam rivulus, efficiet pocla Falerna sitis.) (<hi rendition="#i">Glandorp, II, 142.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Schmeckt wol, sagt jener, währt aber nicht lang.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zinkgref, IV, 20.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Was einem wohlschmeckt, ist seine Speise; den Bauern riecht der Mist für Bisam.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wohlsein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Wem zu wol ist, kan nicht harren, sondern thut mit den Füssen scharren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wie ein alt Sprichwort thut bescheiden.&#x201C; (<hi rendition="#i">Hans Sachs, IV.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wer will, dass jhm wol sei, der leb daheimen frey.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 634, 53.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wo einem wohl ist, da ist man gern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Es ist em so wol, wie-n ene Lûs i der Kindbetti.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 99.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zur Schilderung eines Menschen, dem recht wohl ist, dem es gut geht, dem das Glück günstig ist, finden sich a. a. O. auch noch folgende Redensarten: Der Eselstuel (Schnitzelbank) kalberet em vor em Huus. Der Holzschlegel kalberet em uf em Esterig obe (oder:
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[170]/0182] 8 Wohlleben und Hautjucken (Krätze) sind schwer zu tragen. Holl.: Weelde en jeukte zijn kwalijk te lijden. (Harrebomée, II, 445b.) 9 Wolleben kostet viel. – Lehmann, 906, 4. *10 Er singt vom Wohlleben bey einer Wassersuppe. – Sailer, 297. Wohlleben (Verb.). 1 Leb wohl, du theures Land, das mir geboren, sang der Bettler und sprang in die Spree. 2 Leb wohl, Schneider! (Hirschberg.) Wenn die letzte Hoffnung verloren geht, das letzte Geld ausgegeben, der letzte Trumpf, die letzte Karte erfolglos ausgespielt wird. Dies Sprichwort hat folgendem Vorgange seine Entstehung zu danken: Zwei junge Männer badeten im Bober und zwar in der sogenannten Teufe beim alten Wehre unweit der Nepomukbrücke. Der eine wollte den andern, Namens Schneider, schwimmen lehren. Der letztere entglitt aber bald, sank unter und konnte trotz aller Mühe des lehrenden Freundes nicht bald aufgefunden werden. Ein Dritter, der am Ufer stand und alle weitern Bemühungen, die aber dennoch bald zur Rettung führten, für erfolglos hielt, rief: Leb wohl, Schneider! Ein Zuruf, der ursprünglich sehr ernster Natur, später, häufig wiederholt, Sprichwort wurde und auch einen scherzhaften Charakter annahm. 3 Lebt wol, gehabt euch wol, vil seliger zeytt. – Agricola I, 549. Alter Scheidewunsch. 4 Man soll wolleben, das einem nicht der Beutel das benedicite vber dem Tisch sprechen dörffe. – Henisch, 357, 66. 5 So leb' denn wohl, säd' de Paster tôn Dêf, de schull hängt wârden. (Hamburg.) – Hoefer, 816; Peik, 196, 226. 6 Welcher begert einmal wol zu leben, der koch eine Henn; welcher zweimal, der koch eine Gans; welcher die gantze Wochen, der stech ein Schwein; welcher einen Monat, der schlag einen Ochsen; welcher ein gantz Jahr, der nehm ein Weib; welcher aber allzeit begert gute tag vnd feisste bissle zu haben, der werd ein Pfaffe, so mangelt jm nicht. – Geiler in Kloster, I, 620 u. Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 76; Alsatia, 1862-67, 475. 7 Wer wohlleben will, der halte Schmaus im eignen Haus. Holl.: Die weelderig wil zijn, blijve t'huis. (Harrebomée, II, 445b.) 8 Wer wollebt, der fährt wol. Lat.: In coelo patriam, qui bene transit habet. (Seybold, 236.) 9 Wilt dein Lebtag wol leben, so thu dich in ein Kloster begeben. – Lehmann, II, 881, 292. 10 Wir haben wol gelebt vnd ist kein fewer nie ann herd kommen. – Franck, I, 48b. Spottlob auf ein dürftiges Mahl, schlechte Bewirthung oder ein Fest, das hochtrabend begonnen und nichts geboten hat. Franck a. a. O. hat dafür noch folgende Redensarten: Ein hochzeit, oder kirchweih, da man nie keinn rawch hat gesehen. Er singt uns ein liedlein her für wol essen. Er wil vns mit worten speisen. Er singt wol vom guten leben ob eim tillsamen. Er sagt von grossen hechten ob eim brey. *11 Er lebt wohl und kombt kein Feuer auf den Herd. – Sutor, 148. Wohlmacht. As een in sin Wohlmacht is, so is he ok in sin kranke Dagn. Wohlmeinen. Wohlmeinen hat oft Undank zum Lohn. Schwed.: Vålmeent får ofta otack. (Grubb, 875.) Wohlmeinender. Dem Wohlmeinenden ist wohler, als dem Wohlwissenden. Wohlmischen. Hast du's wohlgemischt, so kart' es wohl! Wohlnehmen. Mit Ihrem gütigen Wohlnehmen, säd Vatter Gastenkôrn, da böert' (hob) he de Prêsterfrû dat Hemd up. (Hamburg. ) – Hoefer, 390. Wohlrath. Wolrat, Vollrat und Kuhnrat stehen selten in einem grad und stat. – Zinkgref, IV, 418. Lat.: Dux sine consilio, miles sine armis, princeps sine justitia, populus sine legibus etc. cadunt. (Chaos, 134.) Wohlreden. 1 Mit wolreden lassen sich die Leut erweichen vnd drehen wie Wachs. – Lehmann, 644, 13. 2 Mit wolreden reist man die Leut dem Teuffel auss den Klauwen. – Lehmann, 644, 15. 3 Wer gern wohlreden hört, lässt sich leicht überwinden. 4 Wohlreden und übelthun ist gemeiniglich beisammen. 5 Wohlreden wirkt wohl, wohlthun weit mehr. 6 Wolreden ist ein quell der Weissheit. – Lehmann, 644, 12. 7 Wolreden ist ein Seil, damit man affecten aussm Hertzen kan ziehen. – Lehmann, 644, 16. 8 Zum Wohlreden gehört mehr, als sich wohl räuspern. – Altmann VI, 448. *9 Bey dem hilfft kein wolreden, der sich nicht will lassen vberreden. – Lehmann, 644, 20. Wohlredenheit. 1 Keine bessere Wohlredenheit, als wohl schweigen. 2 Wohlredenheit ist das Ruder der Seele. – Winckler, VIII, 76. Wohlschlafen. 1 Schlaf wohl und lig übel, bîsst's di, so schitt's Grigel. (Wallis.) – Sutermeister, 11. *2 Schlaf wohl zu deiner Muetter, und leg' er (ihr) a bravs Mädle ins Bett. (Schwaben.) Gutnachtgruss eines Mädchens zu einem andern. Wohlschmack. 1 Wohlschmack bringt Bettelsack. – Simrock, 11752; Körte, 6929; Gaal, 1733. Plattd.: Wolsmak bringt Bedelsak. ( Marahrens, 97.) Engl.: A lickerish tongue is the purse's canker. (Gaal, 1733.) – He that feeds like an emperor, is apt to die like a beggar. (Gaal, 1732.) Holl.: Een lekkere mond leidt tot den bedelzak. – (Harrebomée, II, 97b.) Lat.: Titillatio affectus scabies (morbus) est. (Philippi, II, 220.) Schwed.: Valsmak gjör tiggeri. (Grubb, 877.) 2 Wollsmack – Beddelsack. (Altmark.) – Danneil, 207; für Hannover: Schambach, II, 615. 3 Wollsmack kummt an'n Bädelsack. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 133; für Rastede: Firmenich, III, 27, 61; für Waldeck: Curtze, 329, 182. 4 Wolsmack brengt Ungemack. – Eichwald, 1753. Wohlschmecken. 1 Das schmeckt der Seele wohl. – Frischbier, 4230. Ein guter Bissen oder Trunk. Lit.: Tatai skannu dusźí. (Lepner, 93.) 2 Es schmecket wol, was einer selbst jsset vnd trincket. – Petri, II, 296; Henisch, 948, 62. 3 Es smackte mir wol, ich was durstig. – Agricola I, 148; Latendorf III, 75. Lat.: Aqua sitienti dulcis. (Deferat impuram sitienti corniger undam rivulus, efficiet pocla Falerna sitis.) (Glandorp, II, 142.) 4 Schmeckt wol, sagt jener, währt aber nicht lang. – Zinkgref, IV, 20. 5 Was einem wohlschmeckt, ist seine Speise; den Bauern riecht der Mist für Bisam. Wohlsein. 1 Wem zu wol ist, kan nicht harren, sondern thut mit den Füssen scharren. „Wie ein alt Sprichwort thut bescheiden.“ (Hans Sachs, IV.) 2 Wer will, dass jhm wol sei, der leb daheimen frey. – Henisch, 634, 53. 3 Wo einem wohl ist, da ist man gern. *4 Es ist em so wol, wie-n ene Lûs i der Kindbetti. – Sutermeister, 99. Zur Schilderung eines Menschen, dem recht wohl ist, dem es gut geht, dem das Glück günstig ist, finden sich a. a. O. auch noch folgende Redensarten: Der Eselstuel (Schnitzelbank) kalberet em vor em Huus. Der Holzschlegel kalberet em uf em Esterig obe (oder:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/182
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [170]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/182>, abgerufen am 19.03.2024.