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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] *991 Wenn dat Word en Brügg wer, so full he oder ik daröver. - Schütze, I, 169.

Wird bei verfänglichen Fragen oder Reden angewandt.

*992 Wenn er dos Wort saht, is su gut, as wenn de Bauer ä falsch Äd schwört. - Lohrengel, II, 507.

*993 Wenn er drey Wort sagt, so seind vier verlogen. - Chaos, 562.

*994 Wenn Worte speiseten, so lebten seine Freunde wohl. - Schottel, 1121a; Mayer, II, 182; Eiselein, 650; Körte, 6981.

*995 Wie die Worte, so das Herz.

Holl.: Zulke woorden, zulk hart. (Harrebomee, II, 482b.)

*996 Worte spalten. - Dove, 255.

"Worte spalten wird kein Mann, nicht sich freun an Lumpenfehden; wer mit Thaten zahlen kann, hasst den Brei der langen Reden."

*997 Worte vom Schnee, der vorm Jahr fiel. - Körte, 7009; Körte2, 8772.

Von Versprechungen, die nicht erfüllt werden, die zerronnen sind, wie der vorjährige Schnee, wenn man ihre Erfüllung erwartet.

Frz.: Nues et vents sans pleuvoir.

*998 Wörter, so lang als ein Flotz. - Eiselein, 625.


Wörtchen.

Eh' man noch ein Wörtchen spricht, weiss Gott schon, was uns gebricht. - Schottel, 1142a; Simrock, 3875; Sailer, 316.


Wörterbuch.

Ein gutes Wörterbuch ist in der Fremde mehr werth, als ein Schwert. - Gutzkow, Hohenschwangau, I, 109.


Wortklauber.

* Er ist ein Wortklauber (Wortkrämer, Wurzelklauber) und Silbenstecher. - Eiselein, 650.


Wörtlein.

1 Aufs Wörtlein folgen Streiche. - Simrock, 11868.

2 Ein Wörtlein ist eine kleine Sach', macht aber oft viel Ungemach.

Mhd.: Ein cleinez wort ist schiere geschehen, daz mangen macht uwert. (Colm.) (Zingerle, 180.)

*3 Er gibt einem Wörtlein, dass man's fressen möcht. - Chaos, 36.

*4 O hätt' ich mein Wörtl wieder zurück!


Wortspiel.

Wortspiele und Sägespäne liefern auch stumpfe Zähne.


Wortstrafe.

Wer die Wortstraff aussschlegt, vber dem lest Gott durch Hencker, Türcken oder Teuffel ein Staupbesen binden. - Mathesius, Sarepta, CXXXIa; Petri, II, 696.


Wrack (Subst.).

1 Ein Wrack am Strande ist so gut, als ein Leuchtthurm.

Das Unglück des einen ist eine Lehre für den andern. Ein Schiffer, der das Wrack bemerkt, wird eine andere Richtung einschlagen.

2 Ein Wrack im Meer dient als Bake.

Als ein Zeichen, den Schiffenden zu sagen, dass dort das Fahrwasser seicht ist.

Holl.: Een wrak in zee dient vor een baken. (Harrebomee, II, 484a.)

*3 Etwas für ein Wrack halten.

Holl.: Jets voor wrak houden. (Harrebomee, II, 484a.)


Wrack (Adj.).

'T is nett to wrack (baufällig), as Peter Poppo's Gemack (Abtritt). - Kern, 163.


Wranterg.

He is so wranterg (unruhig, verdriesslich), as 'n Pott vull Lusen. - Kern, 760.


Wredester.

De Wredste1 in 't Midden, se de Düwel, dor ging he twischen twe Papen. - Hoefer, 1051a.

1) Wred = tüchtig, stark, brav, gut.


Wucher.

1 Der Wucher frist vmb sich wie der Krebs. - Franck, II, 111b; Lehmann, II, 68, 210; Simrock, 11902; Braun, I, 53, 23; Eiselein, 651; Körte, 7016.

[Spaltenumbruch] 2 Der wucher hat schnell füsse, er laufft auff, ehe man sich vmbsihet. - Gruter, I, 9; Petri, II, 115; Eiselein, 651.

Die Sprichwörter über Wucher stammen, wie die Wuchergesetze, aus einer Zeit, die einer gesunden Volkswirthschaft noch fern stand, vielmehr vom Geldverkehr so kindliche Ansichten hatte, dass eine Kirchenversammlung im Jahre 1311 sogar schon die blosse Vertheidigung des Zinsnehmens für Ketzerei erklärte. Aber auch in diesem Falle zeigen sich die Sprichwörter als die Träger der Ansichten ihrer Zeit.

Böhm.: Lichva jest rychlonoha a dluznika sloha. (Celakovsky, 54.)

Lat.: Ut discum disco, sic fiscum comparo fisco, quatit fiscus opes, utpote discus aves. (Sutor, 30.)

Poln.: Sichwa jest predkonog i dluznikowi sroga. (Celakovsky, 54.)

3 Der wucher hat schnelle füss, er leufft auff, eh man sich vmbsiht. - Franck, II, 111b; Tappius, 178b; Schottel, 1142b; Graf, 269, 268; Braun, I, 5325; Simrock, 11903; Körte, 7017.

Lat.: Citius usura crescit, quam Heraclitus. (Erasm., 968; Tappius, 178a.) - Hinc usura vorax rapidumque in tempora foenus. (Hertius, II, 3, 330.)

4 Der Wucher ist des Geizes und der Habsucht Sohn.

Dän.: Aager er pengegierrigheds og aergierrigheds daatter. (Prov. dan., 2.)

5 Der Wucher ist des Teufels bester Apostel.

Böhm.: Neda sedlani boziho pozehnani. - Lichva a lest' dela dablu cest'. (Celakovsky, 54.)

6 Der Wucher ist eine wilde Bestie, die nicht gezähmt werden kann.

Frz.: L'usure est une bete, qu'on ne peut apprivoiser. (Kritzinger, 728a.)

7 Der Wucher leufft schneller, denn der behend heraclius. - Eyering, I, 611.

8 Fünf Wucher find man, die seynd rein, die man nennt Erwucher insgemein. - Zinkgref, IV, 416.

9 Kein Wucher kann jemals bestehen, es muss dem Nachbar stets abgehen. - Binder III, 4134.

10 O Wucher, wer hat dich erdacht, dem Menschen bist zum Nachtheil bracht. - Gruter, III, 74.

11 Was Wucher fressen kann, sehe man zu Frankfurt auf der Messe. - Körte, 7019; Körte2, 8783.

12 Wer mit Wucher will plagen, soll ein jüdisch Ringlein tragen.

13 Wer sagt, dass Wucher kein Sünd sey, der hat kein Gott, das glaub nur frey. - Pistor., V, 135; Einfälle, 301; Gruter, III, 110; Lehmann, 912, 2; Lehmann, II, 976, 225; Zinkgref, IV, 114; Petri, II, 750; Gerlach, 117; Chaos, 72; Sailer, 336.

Der ganze Wucherstreit dreht sich um einen inhaltlosen Begriff. Es wird so lange Wucher geben, als es Gesetze gibt, die ihren Grund in irrigen und beschränkten nationalökonomischen Anschauungen haben.

Dän.: Hvo som siger: Aager er ei synd har ey gud. (Prov. dan., 2.)

Lat.: Qui putat, usuras peccatum esse, is caret auro. (Binder II, 2798; Seybold, 212.)

14 Wer sagt, dass Wucher sünde sey, der hat kein Gelt, das glaub nur frey. - Luther's Tischr., 238a; Pistor., I, 98; Eisenhart, V, 5; Gruter, III, 109; Lehmann, 912, 2; Lehmann, II, 876, 224; Zinkgref, IV, 114 u. 379; Petri, III, 14; Eiselein, 655; Simrock, 11905; Körte, 7018; Chaos, 71.

15 Wer selber nicht kann Wucher treiben, der thut es andern für Sünde schreiben. - Petri, III, 15.

16 Wucher ist ein mord. - Lehmann, 913, 10.

"Vrsach ist, er bringt die Leut in armut, hunger vnd verderben."

17 Wucher ist Götzendienst.

Dän.: Aager er et afguderie. (Prov. dan., 2.)

18 Wucher ist mir verboten, es fehlt mir an der Hauptsumme. - Eiselein, 651; Hillebrand, 113; Simrock, 11908; Sailer, 116.

19 Wucher ist von unserm Herrgott verboten. - Graf, 268, 261.

Fries.: Wokere eis fon use hera Gode urbeden. (Hettema, I, 43, 17.)


[Spaltenumbruch] *991 Wenn dat Wôrd en Brügg wêr, so full he oder ik daröver.Schütze, I, 169.

Wird bei verfänglichen Fragen oder Reden angewandt.

*992 Wenn er dos Wort saht, is su gut, as wenn de Bauer ä falsch Äd schwört.Lohrengel, II, 507.

*993 Wenn er drey Wort sagt, so seind vier verlogen.Chaos, 562.

*994 Wenn Worte speiseten, so lebten seine Freunde wohl.Schottel, 1121a; Mayer, II, 182; Eiselein, 650; Körte, 6981.

*995 Wie die Worte, so das Herz.

Holl.: Zulke woorden, zulk hart. (Harrebomée, II, 482b.)

*996 Worte spalten.Dove, 255.

„Worte spalten wird kein Mann, nicht sich freun an Lumpenfehden; wer mit Thaten zahlen kann, hasst den Brei der langen Reden.“

*997 Worte vom Schnee, der vorm Jahr fiel.Körte, 7009; Körte2, 8772.

Von Versprechungen, die nicht erfüllt werden, die zerronnen sind, wie der vorjährige Schnee, wenn man ihre Erfüllung erwartet.

Frz.: Nues et vents sans pleuvoir.

*998 Wörter, so lang als ein Flotz.Eiselein, 625.


Wörtchen.

Eh' man noch ein Wörtchen spricht, weiss Gott schon, was uns gebricht.Schottel, 1142a; Simrock, 3875; Sailer, 316.


Wörterbuch.

Ein gutes Wörterbuch ist in der Fremde mehr werth, als ein Schwert.Gutzkow, Hohenschwangau, I, 109.


Wortklauber.

* Er ist ein Wortklauber (Wortkrämer, Wurzelklauber) und Silbenstecher.Eiselein, 650.


Wörtlein.

1 Aufs Wörtlein folgen Streiche.Simrock, 11868.

2 Ein Wörtlein ist eine kleine Sach', macht aber oft viel Ungemach.

Mhd.: Ein cleinez wort ist schiere geschehen, daz mangen macht uwert. (Colm.) (Zingerle, 180.)

*3 Er gibt einem Wörtlein, dass man's fressen möcht.Chaos, 36.

*4 O hätt' ich mein Wörtl wieder zurück!


Wortspiel.

Wortspiele und Sägespäne liefern auch stumpfe Zähne.


Wortstrafe.

Wer die Wortstraff aussschlegt, vber dem lest Gott durch Hencker, Türcken oder Teuffel ein Staupbesen binden.Mathesius, Sarepta, CXXXIa; Petri, II, 696.


Wrack (Subst.).

1 Ein Wrack am Strande ist so gut, als ein Leuchtthurm.

Das Unglück des einen ist eine Lehre für den andern. Ein Schiffer, der das Wrack bemerkt, wird eine andere Richtung einschlagen.

2 Ein Wrack im Meer dient als Bake.

Als ein Zeichen, den Schiffenden zu sagen, dass dort das Fahrwasser seicht ist.

Holl.: Een wrak in zee dient vor een baken. (Harrebomée, II, 484a.)

*3 Etwas für ein Wrack halten.

Holl.: Jets voor wrak houden. (Harrebomée, II, 484a.)


Wrack (Adj.).

'T is nett to wrack (baufällig), as Peter Poppo's Gemack (Abtritt).Kern, 163.


Wranterg.

He is so wranterg (unruhig, verdriesslich), as 'n Pott vull Lusen.Kern, 760.


Wrêdester.

De Wrêdste1 in 't Midden, se de Düwel, dôr ging he twischen twê Pâpen.Hoefer, 1051a.

1) Wrêd = tüchtig, stark, brav, gut.


Wucher.

1 Der Wucher frist vmb sich wie der Krebs.Franck, II, 111b; Lehmann, II, 68, 210; Simrock, 11902; Braun, I, 53, 23; Eiselein, 651; Körte, 7016.

[Spaltenumbruch] 2 Der wucher hat schnell füsse, er laufft auff, ehe man sich vmbsihet.Gruter, I, 9; Petri, II, 115; Eiselein, 651.

Die Sprichwörter über Wucher stammen, wie die Wuchergesetze, aus einer Zeit, die einer gesunden Volkswirthschaft noch fern stand, vielmehr vom Geldverkehr so kindliche Ansichten hatte, dass eine Kirchenversammlung im Jahre 1311 sogar schon die blosse Vertheidigung des Zinsnehmens für Ketzerei erklärte. Aber auch in diesem Falle zeigen sich die Sprichwörter als die Träger der Ansichten ihrer Zeit.

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Poln.: Sichwa jest prędkonog i dłužnikowi sroga. (Čelakovsky, 54.)

3 Der wucher hat schnelle füss, er leufft auff, eh man sich vmbsiht.Franck, II, 111b; Tappius, 178b; Schottel, 1142b; Graf, 269, 268; Braun, I, 5325; Simrock, 11903; Körte, 7017.

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4 Der Wucher ist des Geizes und der Habsucht Sohn.

Dän.: Aager er pengegierrigheds og ærgierrigheds daatter. (Prov. dan., 2.)

5 Der Wucher ist des Teufels bester Apostel.

Böhm.: Neda sedlání božího požehnání. – Lichva a lest' dĕlá dáblu čest'. (Čelakovsky, 54.)

6 Der Wucher ist eine wilde Bestie, die nicht gezähmt werden kann.

Frz.: L'usure est une bête, qu'on ne peut apprivoiser. (Kritzinger, 728a.)

7 Der Wucher leufft schneller, denn der behend heraclius.Eyering, I, 611.

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9 Kein Wucher kann jemals bestehen, es muss dem Nachbar stets abgehen.Binder III, 4134.

10 O Wucher, wer hat dich erdacht, dem Menschen bist zum Nachtheil bracht.Gruter, III, 74.

11 Was Wucher fressen kann, sehe man zu Frankfurt auf der Messe.Körte, 7019; Körte2, 8783.

12 Wer mit Wucher will plagen, soll ein jüdisch Ringlein tragen.

13 Wer sagt, dass Wucher kein Sünd sey, der hat kein Gott, das glaub nur frey.Pistor., V, 135; Einfälle, 301; Gruter, III, 110; Lehmann, 912, 2; Lehmann, II, 976, 225; Zinkgref, IV, 114; Petri, II, 750; Gerlach, 117; Chaos, 72; Sailer, 336.

Der ganze Wucherstreit dreht sich um einen inhaltlosen Begriff. Es wird so lange Wucher geben, als es Gesetze gibt, die ihren Grund in irrigen und beschränkten nationalökonomischen Anschauungen haben.

Dän.: Hvo som siger: Aager er ei synd har ey gud. (Prov. dan., 2.)

Lat.: Qui putat, usuras peccatum esse, is caret auro. (Binder II, 2798; Seybold, 212.)

14 Wer sagt, dass Wucher sünde sey, der hat kein Gelt, das glaub nur frey.Luther's Tischr., 238a; Pistor., I, 98; Eisenhart, V, 5; Gruter, III, 109; Lehmann, 912, 2; Lehmann, II, 876, 224; Zinkgref, IV, 114 u. 379; Petri, III, 14; Eiselein, 655; Simrock, 11905; Körte, 7018; Chaos, 71.

15 Wer selber nicht kann Wucher treiben, der thut es andern für Sünde schreiben.Petri, III, 15.

16 Wucher ist ein mord.Lehmann, 913, 10.

„Vrsach ist, er bringt die Leut in armut, hunger vnd verderben.“

17 Wucher ist Götzendienst.

Dän.: Aager er et afguderie. (Prov. dan., 2.)

18 Wucher ist mir verboten, es fehlt mir an der Hauptsumme.Eiselein, 651; Hillebrand, 113; Simrock, 11908; Sailer, 116.

19 Wucher ist von unserm Herrgott verboten.Graf, 268, 261.

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[[220]/0232] *991 Wenn dat Wôrd en Brügg wêr, so full he oder ik daröver. – Schütze, I, 169. Wird bei verfänglichen Fragen oder Reden angewandt. *992 Wenn er dos Wort saht, is su gut, as wenn de Bauer ä falsch Äd schwört. – Lohrengel, II, 507. *993 Wenn er drey Wort sagt, so seind vier verlogen. – Chaos, 562. *994 Wenn Worte speiseten, so lebten seine Freunde wohl. – Schottel, 1121a; Mayer, II, 182; Eiselein, 650; Körte, 6981. *995 Wie die Worte, so das Herz. Holl.: Zulke woorden, zulk hart. (Harrebomée, II, 482b.) *996 Worte spalten. – Dove, 255. „Worte spalten wird kein Mann, nicht sich freun an Lumpenfehden; wer mit Thaten zahlen kann, hasst den Brei der langen Reden.“ *997 Worte vom Schnee, der vorm Jahr fiel. – Körte, 7009; Körte2, 8772. Von Versprechungen, die nicht erfüllt werden, die zerronnen sind, wie der vorjährige Schnee, wenn man ihre Erfüllung erwartet. Frz.: Nues et vents sans pleuvoir. *998 Wörter, so lang als ein Flotz. – Eiselein, 625. Wörtchen. Eh' man noch ein Wörtchen spricht, weiss Gott schon, was uns gebricht. – Schottel, 1142a; Simrock, 3875; Sailer, 316. Wörterbuch. Ein gutes Wörterbuch ist in der Fremde mehr werth, als ein Schwert. – Gutzkow, Hohenschwangau, I, 109. Wortklauber. * Er ist ein Wortklauber (Wortkrämer, Wurzelklauber) und Silbenstecher. – Eiselein, 650. Wörtlein. 1 Aufs Wörtlein folgen Streiche. – Simrock, 11868. 2 Ein Wörtlein ist eine kleine Sach', macht aber oft viel Ungemach. Mhd.: Ein cleinez wort ist schiere geschehen, daz mangen macht uwert. (Colm.) (Zingerle, 180.) *3 Er gibt einem Wörtlein, dass man's fressen möcht. – Chaos, 36. *4 O hätt' ich mein Wörtl wieder zurück! Wortspiel. Wortspiele und Sägespäne liefern auch stumpfe Zähne. Wortstrafe. Wer die Wortstraff aussschlegt, vber dem lest Gott durch Hencker, Türcken oder Teuffel ein Staupbesen binden. – Mathesius, Sarepta, CXXXIa; Petri, II, 696. Wrack (Subst.). 1 Ein Wrack am Strande ist so gut, als ein Leuchtthurm. Das Unglück des einen ist eine Lehre für den andern. Ein Schiffer, der das Wrack bemerkt, wird eine andere Richtung einschlagen. 2 Ein Wrack im Meer dient als Bake. Als ein Zeichen, den Schiffenden zu sagen, dass dort das Fahrwasser seicht ist. Holl.: Een wrak in zee dient vor een baken. (Harrebomée, II, 484a.) *3 Etwas für ein Wrack halten. Holl.: Jets voor wrak houden. (Harrebomée, II, 484a.) Wrack (Adj.). 'T is nett to wrack (baufällig), as Peter Poppo's Gemack (Abtritt). – Kern, 163. Wranterg. He is so wranterg (unruhig, verdriesslich), as 'n Pott vull Lusen. – Kern, 760. Wrêdester. De Wrêdste1 in 't Midden, se de Düwel, dôr ging he twischen twê Pâpen. – Hoefer, 1051a. 1) Wrêd = tüchtig, stark, brav, gut. Wucher. 1 Der Wucher frist vmb sich wie der Krebs. – Franck, II, 111b; Lehmann, II, 68, 210; Simrock, 11902; Braun, I, 53, 23; Eiselein, 651; Körte, 7016. 2 Der wucher hat schnell füsse, er laufft auff, ehe man sich vmbsihet. – Gruter, I, 9; Petri, II, 115; Eiselein, 651. Die Sprichwörter über Wucher stammen, wie die Wuchergesetze, aus einer Zeit, die einer gesunden Volkswirthschaft noch fern stand, vielmehr vom Geldverkehr so kindliche Ansichten hatte, dass eine Kirchenversammlung im Jahre 1311 sogar schon die blosse Vertheidigung des Zinsnehmens für Ketzerei erklärte. Aber auch in diesem Falle zeigen sich die Sprichwörter als die Träger der Ansichten ihrer Zeit. Böhm.: Lichva jest rychlonohá a dlužníka šlohá. (Čelakovsky, 54.) Lat.: Ut discum disco, sic fiscum comparo fisco, quatit fiscus opes, utpote discus aves. (Sutor, 30.) Poln.: Sichwa jest prędkonog i dłužnikowi sroga. (Čelakovsky, 54.) 3 Der wucher hat schnelle füss, er leufft auff, eh man sich vmbsiht. – Franck, II, 111b; Tappius, 178b; Schottel, 1142b; Graf, 269, 268; Braun, I, 5325; Simrock, 11903; Körte, 7017. Lat.: Citius usura crescit, quam Heraclitus. (Erasm., 968; Tappius, 178a.) – Hinc usura vorax rapidumque in tempora foenus. (Hertius, II, 3, 330.) 4 Der Wucher ist des Geizes und der Habsucht Sohn. Dän.: Aager er pengegierrigheds og ærgierrigheds daatter. (Prov. dan., 2.) 5 Der Wucher ist des Teufels bester Apostel. Böhm.: Neda sedlání božího požehnání. – Lichva a lest' dĕlá dáblu čest'. (Čelakovsky, 54.) 6 Der Wucher ist eine wilde Bestie, die nicht gezähmt werden kann. Frz.: L'usure est une bête, qu'on ne peut apprivoiser. (Kritzinger, 728a.) 7 Der Wucher leufft schneller, denn der behend heraclius. – Eyering, I, 611. 8 Fünf Wucher find man, die seynd rein, die man nennt Erwucher insgemein. – Zinkgref, IV, 416. 9 Kein Wucher kann jemals bestehen, es muss dem Nachbar stets abgehen. – Binder III, 4134. 10 O Wucher, wer hat dich erdacht, dem Menschen bist zum Nachtheil bracht. – Gruter, III, 74. 11 Was Wucher fressen kann, sehe man zu Frankfurt auf der Messe. – Körte, 7019; Körte2, 8783. 12 Wer mit Wucher will plagen, soll ein jüdisch Ringlein tragen. 13 Wer sagt, dass Wucher kein Sünd sey, der hat kein Gott, das glaub nur frey. – Pistor., V, 135; Einfälle, 301; Gruter, III, 110; Lehmann, 912, 2; Lehmann, II, 976, 225; Zinkgref, IV, 114; Petri, II, 750; Gerlach, 117; Chaos, 72; Sailer, 336. Der ganze Wucherstreit dreht sich um einen inhaltlosen Begriff. Es wird so lange Wucher geben, als es Gesetze gibt, die ihren Grund in irrigen und beschränkten nationalökonomischen Anschauungen haben. Dän.: Hvo som siger: Aager er ei synd har ey gud. (Prov. dan., 2.) Lat.: Qui putat, usuras peccatum esse, is caret auro. (Binder II, 2798; Seybold, 212.) 14 Wer sagt, dass Wucher sünde sey, der hat kein Gelt, das glaub nur frey. – Luther's Tischr., 238a; Pistor., I, 98; Eisenhart, V, 5; Gruter, III, 109; Lehmann, 912, 2; Lehmann, II, 876, 224; Zinkgref, IV, 114 u. 379; Petri, III, 14; Eiselein, 655; Simrock, 11905; Körte, 7018; Chaos, 71. 15 Wer selber nicht kann Wucher treiben, der thut es andern für Sünde schreiben. – Petri, III, 15. 16 Wucher ist ein mord. – Lehmann, 913, 10. „Vrsach ist, er bringt die Leut in armut, hunger vnd verderben.“ 17 Wucher ist Götzendienst. Dän.: Aager er et afguderie. (Prov. dan., 2.) 18 Wucher ist mir verboten, es fehlt mir an der Hauptsumme. – Eiselein, 651; Hillebrand, 113; Simrock, 11908; Sailer, 116. 19 Wucher ist von unserm Herrgott verboten. – Graf, 268, 261. Fries.: Wokere îs fon use hera Gode urbeden. (Hettema, I, 43, 17.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [220]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/232>, abgerufen am 19.03.2024.