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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] *63 'S kraicht a Worm af 'm rem. (Schles.) - Peter, I, 445.

Es droht ihm ein Ungemach.

*64 Sick winden as en Worm. - Dähnert, 557a.

*65 Suchst du Würmer?

Zu denen, die nicht aufrecht gehen, sondern gebückt, als ob sie etwas auf dem Boden suchten; auch zu Kindern, die in der Nase grübeln.

*66 Wormke sette. (Natangen.) - Frischbier, 4129.

Das Wormkesetten ist der Einweihungsact für eine höhere Rangstufe. Er findet statt, wenn Schüler in eine höhere Klasse versetzt, Jungen Knechte, Knechte Grossknechte u. s. w. werden, und soll durchaus nicht angenehm sein. Der Betreffende wird übergestreckt, man setzt ihn den Absatz eines Holzpantoffels (einer Schlorre) auf den Hintern, oder legt daselbst auch einen Stock fest auf und schlägt mit einem Stück Holz darauf. Der Schmerz soll ein sehr empfindlicher sein. Das Verfahren ist also eine derbe Art des Fuchsens. - Man versteht unter der Bezeichnung aber auch einen andauernden Druck mit dem Daumen hinter das Ohr.


Würmchen.

*1 Dä hät e Würmchen em Kopp. (Bedburg.)

*2 Das arme Würmchen.

"Kleine Kinder", sagt Cholevius (Programm, S. 14), "nennt man mit liebreichem Hinblick auf ihre Schwäche und Hülflosigkeit: du Würmchen." In Sophiens Reise findet sich die Redeform wiederholentlich, als: Diese fünf Würmchen (4, 456). Mein Würmlein (6, 532). Ein krankes Kind heisst das Würmchen (4, 172), ein schreiender Säugling ein armes Würmchen (1, 330). Kommt auch ironisch vor (1, 494). Herr P. sagt auch zu Julchen, die man gekränkt hat: "Du armes Würmchen" (6, 211). Von lieben Bekannten lassen sich auch wol erwachsene Mädchen, wie sie sich selbst arme Würmer nennen, den Ausdruck gefallen.

*3 Das Würmchen lauft ihm über die Nase. (Thüringen.)

Wenn einer zornig wird.

*4 Ein armes Würmchen (Würmlein). - Eiselein, 653.

Die Kinder heissen sprichwörtlich in Schwaben auch Mehlwürmer. Sonst kommt Wurm noch vor als Acten- und Bücherwurm.

*5 Zertritt mir die Würmchen nicht! - Tendlau, 983.

Zur Bezeichnung eines frömmelnden Heuchlers, den Tendlau a. a. O. geschildert hat.


Wurmen.

* Das wurmt ihm im Kopfe.

Frz.: Cela lui a mis martel en tete.


Würmerei.

* Der Würmerei müde sein.

D. h. Narrheit. Bei Stieler findet sich das Wort nicht, dagegen finden sich bei ihm in dieser übertragenen Bedeutung Wurm, wurmen, Wurmung, das Wurmen, würmicht, wurmhaft. Eine kleine Schrift von Sixt Boldrian, Wurmschneider von Wurms (Boxtehut 1650), beschreibt die verschiedenen Würmer, als: maulhäncholischer, Tanz-, Sauf-, Spiel- u. s. w. Wurm. In Kunst über alle Künste sagt die böse Katharina zu einem Bewerber: "Ich bin dieser Würmerei schon satt und müde." (Köhler, 69, 9.) Im Pedantischen Irrthum heisst es: "Die Thorheit nimmt die Gemüther und Sinne so ein, dass sie von solcher süss eingebildeten Würmerei unmöglich lassen können." (Köhler, 231.) Der Dichter des Possierlichen Exorcist nennt sein Lustspiel "Würmerei"; er sagt: "Unsere Narrenpossen, die jetzt als Würmerei auss meinem Kiel geflossen." (Köhler, XXXIII.)


Wurmhaus.

* Dem ist 's Wurmhaus nicht aufgegangen.

Von jemand, den etwas wurmt, der verdriesslich ist. Nach einem Volksglauben in Oberösterreich geht den Kindern Freitags das Wurmhaus auf, d. h. es gehen Würmer von ihnen ab. (Vgl. Baumgarten, III, 37.)


Wurmkraut.

* Etwas ohne Wurmkraut abtreiben.

"Als (alles) geldt und gut het jm die braut abtrieben sonder wörme kraut." (Waldis, II, 46, 5.) "On alle Wormkraut wirdt mans quitt: male quesit, male perdit." (Waldis, IV, 15.)


Würmlein.

1 Auch das Würmlein krümmt sich, wenn man's tritt.

Lat.: Inest et formicis sua bilis. (Chaos, 414.)

2 Es ist kein Würmlein so gering, es krümmt sich, wenn man's tritt. - Latendorf II, 13; Petri, II, 271.

3 Ist kein Würmlein drein, so wäre doch gern eins drinnen. - Mathesy, 353b.

Nämlich in schönen Aepfelein und - Jungfräulein.

[Spaltenumbruch] 4 Jedes Würmlein sticht nach seiner Kraft.

Holl.: Jeder wormpje steekt naar zijne magt. (Harrebomee, II, 483a.)

5 Man muss Würmblein an Angel hefften, sonst fangt man keine Fisch. - Lehmann, 360,14.

6 Man trit ein Würmlein so lang biss es sich krümmt. - Eyering, I, 332.

Lat.: Formicae quoque sua bilis est. (Seybold, 189.) - Furor fit laesa saepius patientia. (Seybold, 197.) - Laesa saepe repugnat ovis. (Seybold, 271.) - Muscae quoque splen est. (Seybold, 323.) - Saepe etiam instanti laesa repugnat ovis. (Seybold, 534.)

7 Wenn die Würmlein (im Frühjahr) aus der Erde kommen, so kraucht der Mensch hinein. - Herberger, Ib 175.

"Pflegt man zu sagen", um die grössere Sterblichkeit im Frühjahr zu bezeichnen.

*8 Das Würmlein kriecht ihm bald in die Nase. - Eiselein, 412.

Wird leicht zornig.

*9 Man muss ihm ein Würmlein holen.


Wurmlöchlein.

* Jetzt sind die Wurmlöchlein wieder verstopft. (Rottenburg.)

Nun bist du satt.


Wurmloch.

*1 Das setzt sich vor die Wurmlöcher.

Zu jemand, der in einem Trunk etwas (sonst nicht Schädliches) bemerkt und deshalb nicht trinken will.

*2 Dat stopp de Wurmlöcher net. (Bedburg.)


Wurmsamen.

*1 Es ist verzuckerter Wurmsamen. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 498.

*2 Wurmsamen zu Markte bringen. - Winckler, XIX, 87.


Wurmschneider.

* Es ist ein Wurmschneider.


Wurmstichig.

1 Der ist wurmstichig im Gehirn, der will begehren, was ihm nicht werden kann.

2 Was wurmstichig ist, das felt ab. - Mathesy, 171a; Petri, II, 612.

*3 Er ist wurmstichig. - Tendlau, 564; Eyering, II, 488.

Von einer kränklichen Beschaffenheit, überhaupt als von beginnenden Zeichen des Alters.


Wurst.

1 Alles umb der Wurst willen. - Gruter, III, 4.

2 Bratest (gibst) du mir ein Wurst, so lesch ich dir den Durst, sagt der Kellner zum Koch. - Gruter, III, 11; Lehmann, II, 52, 62; Zinkgref, IV, 500; Siebenkees, 227; Gaal, 847; Geiler, Alsatia, 1862-67, 481; Sutor, 79; Grubb, 578; Simrock, 11942; Körte, 7040.

Wurst und Sauerkraut (s. d.) lassen sich von einem guten Deutschen nicht trennen; weiter gen Norden wird Speck und Thran national. Noch ehe der naturwissenschaftliche Satz: "Was der Mensch isst, das ist er", sprichwörtlich wurde, hatten die Völker bereits den Einfluss der Speise auf den Charakter eines Volkes erkannt und verspottet. So behauptet der Franzose, dass Sauerkraut und Wurst, nebenbei auch die Pfeife auf die Nerven Michel's nicht ohne Einfluss gewesen sei, während der Deutsche wiederum bei Beurtheilung des leichtlebigen Franzosen der Lieblingsspeise derselben, den leichten Froschschenkeln und den sonstigen Eigenthümlichkeiten des Thierchens, einen ziemlich weitgehenden Einfluss zuschreibt. Wie mit dem Begriff des Nordländers Thran und Speck, so verbindet sich mit dem des Südländers Reis und Dattel. Mehr oder weniger in der Mitte liegt der Plumpudding und das Roastbeef Englands. Auch der flüssigen Nahrung, dem Getränk, ist ein grosser Spielraum gegönnt. Der Branntwein dominirt im Norden, Bier in der Mitte und Wein im Süden. (Wächter am Erie, Wochenblatt vom 13. November 1873.)

Frz.: A la pareille ou je te rendrai la pareille. - Passez-moi la casse (la rhabarbe) et je vous passerai le sene. - S'il me donne des pois, je lui donnerai des feves.

Lat.: Est natura coquis et promis semper iniqua. (Binder II, 985; Eiselein, 128.) - Mutuo mudi scabunt. (Sutor, 196.) - Salvia cum ruta faciunt tibi pocula tuta. (Chaos, 223.)

Poln.: Pies psu blechy wybera. - Reka reke umywa, noga noge wspiera. (Masson, 166.)

3 Brät'st du mie enne Wost, löschk die den Dost. (Waldeck.) - Firmenich, I, 325, 4; Hoefer, 591.

4 De besten Wörste sind, wo än gräut Holl (Loch) in is. (Sauerland.)


[Spaltenumbruch] *63 'S kraicht a Worm af 'm rem. (Schles.) – Peter, I, 445.

Es droht ihm ein Ungemach.

*64 Sick winden as ên Worm.Dähnert, 557a.

*65 Suchst du Würmer?

Zu denen, die nicht aufrecht gehen, sondern gebückt, als ob sie etwas auf dem Boden suchten; auch zu Kindern, die in der Nase grübeln.

*66 Wormke sette. (Natangen.) – Frischbier, 4129.

Das Wormkesetten ist der Einweihungsact für eine höhere Rangstufe. Er findet statt, wenn Schüler in eine höhere Klasse versetzt, Jungen Knechte, Knechte Grossknechte u. s. w. werden, und soll durchaus nicht angenehm sein. Der Betreffende wird übergestreckt, man setzt ihn den Absatz eines Holzpantoffels (einer Schlorre) auf den Hintern, oder legt daselbst auch einen Stock fest auf und schlägt mit einem Stück Holz darauf. Der Schmerz soll ein sehr empfindlicher sein. Das Verfahren ist also eine derbe Art des Fuchsens. – Man versteht unter der Bezeichnung aber auch einen andauernden Druck mit dem Daumen hinter das Ohr.


Würmchen.

*1 Dä hät e Würmchen em Kopp. (Bedburg.)

*2 Das arme Würmchen.

„Kleine Kinder“, sagt Cholevius (Programm, S. 14), „nennt man mit liebreichem Hinblick auf ihre Schwäche und Hülflosigkeit: du Würmchen.“ In Sophiens Reise findet sich die Redeform wiederholentlich, als: Diese fünf Würmchen (4, 456). Mein Würmlein (6, 532). Ein krankes Kind heisst das Würmchen (4, 172), ein schreiender Säugling ein armes Würmchen (1, 330). Kommt auch ironisch vor (1, 494). Herr P. sagt auch zu Julchen, die man gekränkt hat: „Du armes Würmchen“ (6, 211). Von lieben Bekannten lassen sich auch wol erwachsene Mädchen, wie sie sich selbst arme Würmer nennen, den Ausdruck gefallen.

*3 Das Würmchen lauft ihm über die Nase. (Thüringen.)

Wenn einer zornig wird.

*4 Ein armes Würmchen (Würmlein).Eiselein, 653.

Die Kinder heissen sprichwörtlich in Schwaben auch Mehlwürmer. Sonst kommt Wurm noch vor als Acten- und Bücherwurm.

*5 Zertritt mir die Würmchen nicht!Tendlau, 983.

Zur Bezeichnung eines frömmelnden Heuchlers, den Tendlau a. a. O. geschildert hat.


Wurmen.

* Das wurmt ihm im Kopfe.

Frz.: Cela lui a mis martel en tête.


Würmerei.

* Der Würmerei müde sein.

D. h. Narrheit. Bei Stieler findet sich das Wort nicht, dagegen finden sich bei ihm in dieser übertragenen Bedeutung Wurm, wurmen, Wurmung, das Wurmen, würmicht, wurmhaft. Eine kleine Schrift von Sixt Boldrian, Wurmschneider von Wurms (Boxtehut 1650), beschreibt die verschiedenen Würmer, als: maulhäncholischer, Tanz-, Sauf-, Spiel- u. s. w. Wurm. In Kunst über alle Künste sagt die böse Katharina zu einem Bewerber: „Ich bin dieser Würmerei schon satt und müde.“ (Köhler, 69, 9.) Im Pedantischen Irrthum heisst es: „Die Thorheit nimmt die Gemüther und Sinne so ein, dass sie von solcher süss eingebildeten Würmerei unmöglich lassen können.“ (Köhler, 231.) Der Dichter des Possierlichen Exorcist nennt sein Lustspiel „Würmerei“; er sagt: „Unsere Narrenpossen, die jetzt als Würmerei auss meinem Kiel geflossen.“ (Köhler, XXXIII.)


Wurmhaus.

* Dem ist 's Wurmhaus nicht aufgegangen.

Von jemand, den etwas wurmt, der verdriesslich ist. Nach einem Volksglauben in Oberösterreich geht den Kindern Freitags das Wurmhaus auf, d. h. es gehen Würmer von ihnen ab. (Vgl. Baumgarten, III, 37.)


Wurmkraut.

* Etwas ohne Wurmkraut abtreiben.

„Als (alles) geldt und gut het jm die braut abtrieben sonder wörme kraut.“ (Waldis, II, 46, 5.) „On alle Wormkraut wirdt mans quitt: male quesit, male perdit.“ (Waldis, IV, 15.)


Würmlein.

1 Auch das Würmlein krümmt sich, wenn man's tritt.

Lat.: Inest et formicis sua bilis. (Chaos, 414.)

2 Es ist kein Würmlein so gering, es krümmt sich, wenn man's tritt.Latendorf II, 13; Petri, II, 271.

3 Ist kein Würmlein drein, so wäre doch gern eins drinnen.Mathesy, 353b.

Nämlich in schönen Aepfelein und – Jungfräulein.

[Spaltenumbruch] 4 Jedes Würmlein sticht nach seiner Kraft.

Holl.: Jeder wormpje steekt naar zijne magt. (Harrebomée, II, 483a.)

5 Man muss Würmblein an Angel hefften, sonst fangt man keine Fisch.Lehmann, 360,14.

6 Man trit ein Würmlein so lang biss es sich krümmt.Eyering, I, 332.

Lat.: Formicae quoque sua bilis est. (Seybold, 189.) – Furor fit laesa saepius patientia. (Seybold, 197.) – Laesa saepe repugnat ovis. (Seybold, 271.) – Muscae quoque splen est. (Seybold, 323.) – Saepe etiam instanti laesa repugnat ovis. (Seybold, 534.)

7 Wenn die Würmlein (im Frühjahr) aus der Erde kommen, so kraucht der Mensch hinein.Herberger, Ib 175.

„Pflegt man zu sagen“, um die grössere Sterblichkeit im Frühjahr zu bezeichnen.

*8 Das Würmlein kriecht ihm bald in die Nase.Eiselein, 412.

Wird leicht zornig.

*9 Man muss ihm ein Würmlein holen.


Wurmlöchlein.

* Jetzt sind die Wurmlöchlein wieder verstopft. (Rottenburg.)

Nun bist du satt.


Wurmloch.

*1 Das setzt sich vor die Wurmlöcher.

Zu jemand, der in einem Trunk etwas (sonst nicht Schädliches) bemerkt und deshalb nicht trinken will.

*2 Dat stopp de Wurmlöcher net. (Bedburg.)


Wurmsamen.

*1 Es ist verzuckerter Wurmsamen.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 498.

*2 Wurmsamen zu Markte bringen.Winckler, XIX, 87.


Wurmschneider.

* Es ist ein Wurmschneider.


Wurmstichig.

1 Der ist wurmstichig im Gehirn, der will begehren, was ihm nicht werden kann.

2 Was wurmstichig ist, das felt ab.Mathesy, 171a; Petri, II, 612.

*3 Er ist wurmstichig.Tendlau, 564; Eyering, II, 488.

Von einer kränklichen Beschaffenheit, überhaupt als von beginnenden Zeichen des Alters.


Wurst.

1 Alles umb der Wurst willen.Gruter, III, 4.

2 Bratest (gibst) du mir ein Wurst, so lesch ich dir den Durst, sagt der Kellner zum Koch.Gruter, III, 11; Lehmann, II, 52, 62; Zinkgref, IV, 500; Siebenkees, 227; Gaal, 847; Geiler, Alsatia, 1862-67, 481; Sutor, 79; Grubb, 578; Simrock, 11942; Körte, 7040.

Wurst und Sauerkraut (s. d.) lassen sich von einem guten Deutschen nicht trennen; weiter gen Norden wird Speck und Thran national. Noch ehe der naturwissenschaftliche Satz: „Was der Mensch isst, das ist er“, sprichwörtlich wurde, hatten die Völker bereits den Einfluss der Speise auf den Charakter eines Volkes erkannt und verspottet. So behauptet der Franzose, dass Sauerkraut und Wurst, nebenbei auch die Pfeife auf die Nerven Michel's nicht ohne Einfluss gewesen sei, während der Deutsche wiederum bei Beurtheilung des leichtlebigen Franzosen der Lieblingsspeise derselben, den leichten Froschschenkeln und den sonstigen Eigenthümlichkeiten des Thierchens, einen ziemlich weitgehenden Einfluss zuschreibt. Wie mit dem Begriff des Nordländers Thran und Speck, so verbindet sich mit dem des Südländers Reis und Dattel. Mehr oder weniger in der Mitte liegt der Plumpudding und das Roastbeef Englands. Auch der flüssigen Nahrung, dem Getränk, ist ein grosser Spielraum gegönnt. Der Branntwein dominirt im Norden, Bier in der Mitte und Wein im Süden. (Wächter am Erie, Wochenblatt vom 13. November 1873.)

Frz.: A la pareille ou je te rendrai la pareille. – Passez-moi la casse (la rhabarbe) et je vous passerai le séné. – S'il me donne des pois, je lui donnerai des fèves.

Lat.: Est natura coquis et promis semper iniqua. (Binder II, 985; Eiselein, 128.) – Mutuo mudi scabunt. (Sutor, 196.) – Salvia cum ruta faciunt tibi pocula tuta. (Chaos, 223.)

Poln.: Pies psu blechy wybera. – Ręka rękę umywa, noga nogę wspiera. (Masson, 166.)

3 Brät'st du mie enne Wost, löschk die den Dost. (Waldeck.) – Firmenich, I, 325, 4; Hoefer, 591.

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[[233]/0245] *63 'S kraicht a Worm af 'm rem. (Schles.) – Peter, I, 445. Es droht ihm ein Ungemach. *64 Sick winden as ên Worm. – Dähnert, 557a. *65 Suchst du Würmer? Zu denen, die nicht aufrecht gehen, sondern gebückt, als ob sie etwas auf dem Boden suchten; auch zu Kindern, die in der Nase grübeln. *66 Wormke sette. (Natangen.) – Frischbier, 4129. Das Wormkesetten ist der Einweihungsact für eine höhere Rangstufe. Er findet statt, wenn Schüler in eine höhere Klasse versetzt, Jungen Knechte, Knechte Grossknechte u. s. w. werden, und soll durchaus nicht angenehm sein. Der Betreffende wird übergestreckt, man setzt ihn den Absatz eines Holzpantoffels (einer Schlorre) auf den Hintern, oder legt daselbst auch einen Stock fest auf und schlägt mit einem Stück Holz darauf. Der Schmerz soll ein sehr empfindlicher sein. Das Verfahren ist also eine derbe Art des Fuchsens. – Man versteht unter der Bezeichnung aber auch einen andauernden Druck mit dem Daumen hinter das Ohr. Würmchen. *1 Dä hät e Würmchen em Kopp. (Bedburg.) *2 Das arme Würmchen. „Kleine Kinder“, sagt Cholevius (Programm, S. 14), „nennt man mit liebreichem Hinblick auf ihre Schwäche und Hülflosigkeit: du Würmchen.“ In Sophiens Reise findet sich die Redeform wiederholentlich, als: Diese fünf Würmchen (4, 456). Mein Würmlein (6, 532). Ein krankes Kind heisst das Würmchen (4, 172), ein schreiender Säugling ein armes Würmchen (1, 330). Kommt auch ironisch vor (1, 494). Herr P. sagt auch zu Julchen, die man gekränkt hat: „Du armes Würmchen“ (6, 211). Von lieben Bekannten lassen sich auch wol erwachsene Mädchen, wie sie sich selbst arme Würmer nennen, den Ausdruck gefallen. *3 Das Würmchen lauft ihm über die Nase. (Thüringen.) Wenn einer zornig wird. *4 Ein armes Würmchen (Würmlein). – Eiselein, 653. Die Kinder heissen sprichwörtlich in Schwaben auch Mehlwürmer. Sonst kommt Wurm noch vor als Acten- und Bücherwurm. *5 Zertritt mir die Würmchen nicht! – Tendlau, 983. Zur Bezeichnung eines frömmelnden Heuchlers, den Tendlau a. a. O. geschildert hat. Wurmen. * Das wurmt ihm im Kopfe. Frz.: Cela lui a mis martel en tête. Würmerei. * Der Würmerei müde sein. D. h. Narrheit. Bei Stieler findet sich das Wort nicht, dagegen finden sich bei ihm in dieser übertragenen Bedeutung Wurm, wurmen, Wurmung, das Wurmen, würmicht, wurmhaft. Eine kleine Schrift von Sixt Boldrian, Wurmschneider von Wurms (Boxtehut 1650), beschreibt die verschiedenen Würmer, als: maulhäncholischer, Tanz-, Sauf-, Spiel- u. s. w. Wurm. In Kunst über alle Künste sagt die böse Katharina zu einem Bewerber: „Ich bin dieser Würmerei schon satt und müde.“ (Köhler, 69, 9.) Im Pedantischen Irrthum heisst es: „Die Thorheit nimmt die Gemüther und Sinne so ein, dass sie von solcher süss eingebildeten Würmerei unmöglich lassen können.“ (Köhler, 231.) Der Dichter des Possierlichen Exorcist nennt sein Lustspiel „Würmerei“; er sagt: „Unsere Narrenpossen, die jetzt als Würmerei auss meinem Kiel geflossen.“ (Köhler, XXXIII.) Wurmhaus. * Dem ist 's Wurmhaus nicht aufgegangen. Von jemand, den etwas wurmt, der verdriesslich ist. Nach einem Volksglauben in Oberösterreich geht den Kindern Freitags das Wurmhaus auf, d. h. es gehen Würmer von ihnen ab. (Vgl. Baumgarten, III, 37.) Wurmkraut. * Etwas ohne Wurmkraut abtreiben. „Als (alles) geldt und gut het jm die braut abtrieben sonder wörme kraut.“ (Waldis, II, 46, 5.) „On alle Wormkraut wirdt mans quitt: male quesit, male perdit.“ (Waldis, IV, 15.) Würmlein. 1 Auch das Würmlein krümmt sich, wenn man's tritt. Lat.: Inest et formicis sua bilis. (Chaos, 414.) 2 Es ist kein Würmlein so gering, es krümmt sich, wenn man's tritt. – Latendorf II, 13; Petri, II, 271. 3 Ist kein Würmlein drein, so wäre doch gern eins drinnen. – Mathesy, 353b. Nämlich in schönen Aepfelein und – Jungfräulein. 4 Jedes Würmlein sticht nach seiner Kraft. Holl.: Jeder wormpje steekt naar zijne magt. (Harrebomée, II, 483a.) 5 Man muss Würmblein an Angel hefften, sonst fangt man keine Fisch. – Lehmann, 360,14. 6 Man trit ein Würmlein so lang biss es sich krümmt. – Eyering, I, 332. Lat.: Formicae quoque sua bilis est. (Seybold, 189.) – Furor fit laesa saepius patientia. (Seybold, 197.) – Laesa saepe repugnat ovis. (Seybold, 271.) – Muscae quoque splen est. (Seybold, 323.) – Saepe etiam instanti laesa repugnat ovis. (Seybold, 534.) 7 Wenn die Würmlein (im Frühjahr) aus der Erde kommen, so kraucht der Mensch hinein. – Herberger, Ib 175. „Pflegt man zu sagen“, um die grössere Sterblichkeit im Frühjahr zu bezeichnen. *8 Das Würmlein kriecht ihm bald in die Nase. – Eiselein, 412. Wird leicht zornig. *9 Man muss ihm ein Würmlein holen. Wurmlöchlein. * Jetzt sind die Wurmlöchlein wieder verstopft. (Rottenburg.) Nun bist du satt. Wurmloch. *1 Das setzt sich vor die Wurmlöcher. Zu jemand, der in einem Trunk etwas (sonst nicht Schädliches) bemerkt und deshalb nicht trinken will. *2 Dat stopp de Wurmlöcher net. (Bedburg.) Wurmsamen. *1 Es ist verzuckerter Wurmsamen. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 498. *2 Wurmsamen zu Markte bringen. – Winckler, XIX, 87. Wurmschneider. * Es ist ein Wurmschneider. Wurmstichig. 1 Der ist wurmstichig im Gehirn, der will begehren, was ihm nicht werden kann. 2 Was wurmstichig ist, das felt ab. – Mathesy, 171a; Petri, II, 612. *3 Er ist wurmstichig. – Tendlau, 564; Eyering, II, 488. Von einer kränklichen Beschaffenheit, überhaupt als von beginnenden Zeichen des Alters. Wurst. 1 Alles umb der Wurst willen. – Gruter, III, 4. 2 Bratest (gibst) du mir ein Wurst, so lesch ich dir den Durst, sagt der Kellner zum Koch. – Gruter, III, 11; Lehmann, II, 52, 62; Zinkgref, IV, 500; Siebenkees, 227; Gaal, 847; Geiler, Alsatia, 1862-67, 481; Sutor, 79; Grubb, 578; Simrock, 11942; Körte, 7040. Wurst und Sauerkraut (s. d.) lassen sich von einem guten Deutschen nicht trennen; weiter gen Norden wird Speck und Thran national. Noch ehe der naturwissenschaftliche Satz: „Was der Mensch isst, das ist er“, sprichwörtlich wurde, hatten die Völker bereits den Einfluss der Speise auf den Charakter eines Volkes erkannt und verspottet. So behauptet der Franzose, dass Sauerkraut und Wurst, nebenbei auch die Pfeife auf die Nerven Michel's nicht ohne Einfluss gewesen sei, während der Deutsche wiederum bei Beurtheilung des leichtlebigen Franzosen der Lieblingsspeise derselben, den leichten Froschschenkeln und den sonstigen Eigenthümlichkeiten des Thierchens, einen ziemlich weitgehenden Einfluss zuschreibt. Wie mit dem Begriff des Nordländers Thran und Speck, so verbindet sich mit dem des Südländers Reis und Dattel. Mehr oder weniger in der Mitte liegt der Plumpudding und das Roastbeef Englands. Auch der flüssigen Nahrung, dem Getränk, ist ein grosser Spielraum gegönnt. Der Branntwein dominirt im Norden, Bier in der Mitte und Wein im Süden. (Wächter am Erie, Wochenblatt vom 13. November 1873.) Frz.: A la pareille ou je te rendrai la pareille. – Passez-moi la casse (la rhabarbe) et je vous passerai le séné. – S'il me donne des pois, je lui donnerai des fèves. Lat.: Est natura coquis et promis semper iniqua. (Binder II, 985; Eiselein, 128.) – Mutuo mudi scabunt. (Sutor, 196.) – Salvia cum ruta faciunt tibi pocula tuta. (Chaos, 223.) Poln.: Pies psu blechy wybera. – Ręka rękę umywa, noga nogę wspiera. (Masson, 166.) 3 Brät'st du mie enne Wost, löschk die den Dost. (Waldeck.) – Firmenich, I, 325, 4; Hoefer, 591. 4 De besten Wörste sind, wo än gräut Holl (Loch) in is. (Sauerland.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [233]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/245>, abgerufen am 19.03.2024.