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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] *85 Den Zaun des Gartens wegen grüssen. - Klein, II, 242; Eselsfresser, I, 169.

Der Mutter z. B. schmeicheln, um die Tochter zu bekommen.

*86 Der grüasst 'n Zau 'n Gart'n wag'n. (Franken.) - Frommann, III, 327, 431.

*87 Du bist ak noch nich owern Taune nower. - Schambuch, 99.

Du hast die Schwierigkeit auch noch nicht überwunden. In Niederösterreich: Du bist auch noch nicht enters Zaun. (Wurth, 196.)

*88 Döer de Tuine grasen. (Westfalen.)

Nach fremdem Eigenthume greifen.

*89 Durch den Zaun sprechen. (Niederlausitz.)

Die sprechen schon durch den Zaun, gilt hier als Zeichen erster oberflächlicher Bekanntschaft, namentlich bei jungen Burschen und Mädchen.

*90 Durch den Zaun stechen. - Eiselein, 655; Waldis, III, 69, 19.

Luther sagt von Erasmus: "Er sticht nur durch den Zaun, thut nichts öffentlich, geht keinem frei unter Augen." "Wer heimlich durch den Zaun thut stechen, mit List sich an sein Feindt zu rechen, der fellt offt in sein eigen spiess, gewint schaden, spot vnd verdriess." (Waldis, III, 69.)

*91 E äs dich nor eangdern Zeong här. (Siebenb.-sächs.) - Frommann, V, 36, 88.

Er ist doch nur unterm Zaun her, d. h. von niederer Herkunft.

Holl.: Van eenen ezel op eene jaarmarkt gepist zijn. (Harrebomee, I, 189.)

*92 Ein sach ab dem zaun brechen. - Murner, Nb., 14; Körte, 7066a; Frischbier, II, 2984.

Die erste beste Veranlassung suchen und benutzen, um einen Vorwand zum Streit zu erhalten. "Wenn ich eim will vnrecht thun, so brich ich vrlaub ab den zun." (Kloster, IV, 669.) - "So bricht's (sie) vom zaun ein heilloss sachen."(?) (Waldis, IV, 97, 13.) - "Döss ist eine Antwort gewesen, die nicht vom Zaune gebrochen worden." (Keller, 161b.)

*93 Ein Zaun ums Haus.

D. h. rheinisch zu reden, ein bitterböses Weib. (Horn, Spinnstube, 1849, S. 181.)

*94 Ein Zaun wäre gut dazwischen. - Eiselein, 655.

*95 Einem durch den Zaun kriechen. - Frischbier, 4146.

Ihm abtrünnig werden.

*96 Einen durch den Zaun stechen. - Luther's Tischr., 322a.

Ihn hinterrücks, nicht offen angreifen.

*97 Einen nicht durch einen löcherigen Zaun ansehen. (Schlesien.)

"Denselben (Lazarus) hat der reiche man, nicht durch ein zaun gesehen an." (Waldis, II, 30, 154.) - "Einen nicht mehr vber ein zaun ansehen." (Aventin, Chronik, LXXXIIa.)

*98 En up 'n Taun, dat anner up de Kaldaun1. (Mecklenburg.) - Frommann, II, 227.

1) Kaldaune, Gedärme, hier für Leib. Humoristische Bezeichnung des Armen, der bei zwei Hemden das eine trägt, während das andere nach der Wäsche auf dem Zaune trocknet.

*99 Er hält hinterm Zaune. (Thüringen.)

Geht mit der Sprache nicht heraus.

*100 Er hat durch (über) den Zaun gesehen.

Holl.: Hij heeft over 't heininkje gekeken.

*101 Er hat hinter dem Zaun geheirathet.

Holl.: Hij is getrouwed achter den steen. (Harrebomee, II, 302b.)

*102 Er hat was hinter dem Zaune zu sagen.

Ein natürliches Bedürfniss zu befriedigen. "Wen he heft wat hinder dem Taune to seggen, und dar moet sine Schüldigkeit afleggen." (Lauremberg, IV, 501.)

*103 Er ist ausser dem Zaune seines Vaters gewesen. - Parömiakon, 1772.

Ist viel in der Welt herum, hat Erfahrung.

*104 Er ist durch ein Zun gezogen. - Liedersaal.

*105 Er ist nicht hinterm Zaun gefunden. - Körte, 7066b.

Nicht von verächtlicher Herkunft.

*106 Er ist nicht über den Zaun seines Vaters gestiegen.

Nicht von der Heimat weg, hat keine Weltkenntniss.

*107 Er ist nicht vom Zaune gebrochen. - Körte, 7066b; Frischbier, 4150.

Nicht von schlechter Herkunft.

[Spaltenumbruch] *108 Er ist vor dem Zaune.

Statt im Garten; er hat sein Vorhaben nicht erreicht. Vom Circus entlehnt, in dem sich die Wettfahrenden bewegten, sagten die Römer von jemand, der sich ausserhalb des rechten Weges der Laufbahn befand: Extra calcem. (Erasm., 2.)

*109 Er schauet's durch einen zerrissenen Zaun nöt an.

*110 Er sieht durch neun Zäune, wie ein Luchs.

"Sahen Luchsenmässig durch neun Zäun, wie ein Reyper." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 427.)

*111 Er wird noch hinter dem Zaune sterben. - Mathesy, Postilla, LVIa.

Frz.: Il est mort au coin d'un ble. (Kritzinger, 153b.)

*112 Es mag an den Zaun gehen oder ans Gitter.

"Meinethalben geht's an Zaun oder an Gada." Mir ist alles gleich. (Zaupser, Idiotikon, Nachl.)

*113 Et steht om Tun. (Bedburg.)

Die Sache wird sich bald entscheiden.

*114 Etwas durch den neunten Zaun zu Wege bringen. - Granatapffel, 996.

*115 He is achtern Tun nich dot frarn. - Eichwald, 1955.

*116 He is bei de Har över den Taun kamen. (Ostfr.) - Stürenburg, 578.

*117 Hinter dem Zaune am kalten Eyse ersticken. - Mathesy, 198b.

*118 Hinterm Zaune jung werden. - Lohrengel, II, 321.

*119 Hintern Zaun liegen bleiben (umkommen). - Frischbier, 4147.

*120 Ich bin auch nicht hinter dem Zaune aufgelesen worden.

Dän.: Om jeg er ellers föd i staen; ikke funden ved en hög eller gierde som et hitte barn. (Prov. dan., 189.)

*121 Ich hett jn durch kein Zaun angesehen. - Ayrer, I, 291, 7.

*122 Ich welden nich durch en löcherigen Zaun onsahn. - Robinson, 301.

*123 Kömmst äwre Tun, böst op de andre Seid. (Lit.) - Friedborn, 4151.

*124 Man sieht geflochtene Zäune, das Dorf ist nicht weit. - Eiselein, 655.

*125 Sie haben sich hinter dem Zaune verheirathet.

Frz.: Se marier sous la cheminee. (Lendroy, 372.)

*126 Sie ist ein Zaun ums Haus.

Von einer Person, die haushälterisch ist und alles sorgsam überwacht und zusammenhält. "Die alte Lisebeth ist ein >Zaun ums Haus<, wie man hier sprichwörtlich zu sagen pflegt." (Horn.)

*127 Ueber den Zaun sehen.

Neugierig sein. "Eva's Töchter, gross und klein, alle sehn gern übern Zaun." (Wachenhusen, Hausfreund, Berlin 1872, Nr. 17, S. 265.)

*128 Wie durch einen Zaun gezogen.


Zaunbillet.

* Ein Zaunbillet nehmen. - Trachsel, 67.

Ueber den Zaun sehen, etwa, wenn nebenan ein Concert u. dgl. stattfindet.


Zäunen.

1 Ein jeder zeunet gern für sein Korn. - Petri, II, 203.

2 Wer allein zäunet, soll auch allein lesen. - Graf, 15, 126.

In Bezug auf das Nutzungsrecht solcher Bäume, die auf oder nahe der Grenze zwischen zwei Besitzungen stehen; wo in zweifelhaften Fällen die Errichtung eines Zauns entscheidend war. In Westfalen: Der allene thünet, soll ock allene lesen. (Steinen, 1812, 19.)

3 Wer zäunet, kehret die Aeste in seinen Hof. - Graf, 84, 106.

In Fällen, in denen die Einfriedung eines Grundstücks nicht gleichzeitig dem Nachbar zugute kam, musste sie in einer Weise geschehen, dass sie diesen nicht beschwerlich fiel, die rauhe Seite des Zaunes durfte nicht nach aussen gekehrt werden. Das Sprichwort drückt den allgemeinen Satz aus, dass niemand durch Sicherung eigener Vortheile andern beschwerlich werden soll.

Mnd.: Soe so tunt, de skal di esta keran in seinen hof. (Homeyer, II, 50.)

4 Zäun' deine Zäun', sind alle Zäune gezäunt. - Blass, 24.

*5 He tünt an Strauk. (Mecklenburg.)

Er macht Zäune ohne Gesträuch, d. h. er lügt.


[Spaltenumbruch] *85 Den Zaun des Gartens wegen grüssen.Klein, II, 242; Eselsfresser, I, 169.

Der Mutter z. B. schmeicheln, um die Tochter zu bekommen.

*86 Der grüasst 'n Zau 'n Gart'n wag'n. (Franken.) – Frommann, III, 327, 431.

*87 Du bist âk noch nich ôwern Tûne nower.Schambuch, 99.

Du hast die Schwierigkeit auch noch nicht überwunden. In Niederösterreich: Du bist auch noch nicht enters Zaun. (Wurth, 196.)

*88 Döer de Tuine grasen. (Westfalen.)

Nach fremdem Eigenthume greifen.

*89 Durch den Zaun sprechen. (Niederlausitz.)

Die sprechen schon durch den Zaun, gilt hier als Zeichen erster oberflächlicher Bekanntschaft, namentlich bei jungen Burschen und Mädchen.

*90 Durch den Zaun stechen.Eiselein, 655; Waldis, III, 69, 19.

Luther sagt von Erasmus: „Er sticht nur durch den Zaun, thut nichts öffentlich, geht keinem frei unter Augen.“ „Wer heimlich durch den Zaun thut stechen, mit List sich an sein Feindt zu rechen, der fellt offt in sein eigen spiess, gewint schaden, spot vnd verdriess.“ (Waldis, III, 69.)

*91 E äs dich nor eangdern Zeong här. (Siebenb.-sächs.) – Frommann, V, 36, 88.

Er ist doch nur unterm Zaun her, d. h. von niederer Herkunft.

Holl.: Van eenen ezel op eene jaarmarkt gepist zijn. (Harrebomée, I, 189.)

*92 Ein sach ab dem zaun brechen.Murner, Nb., 14; Körte, 7066a; Frischbier, II, 2984.

Die erste beste Veranlassung suchen und benutzen, um einen Vorwand zum Streit zu erhalten. „Wenn ich eim will vnrecht thun, so brich ich vrlaub ab den zun.“ (Kloster, IV, 669.) – „So bricht's (sie) vom zaun ein heilloss sachen.“(?) (Waldis, IV, 97, 13.) – „Döss ist eine Antwort gewesen, die nicht vom Zaune gebrochen worden.“ (Keller, 161b.)

*93 Ein Zaun ums Haus.

D. h. rheinisch zu reden, ein bitterböses Weib. (Horn, Spinnstube, 1849, S. 181.)

*94 Ein Zaun wäre gut dazwischen.Eiselein, 655.

*95 Einem durch den Zaun kriechen.Frischbier, 4146.

Ihm abtrünnig werden.

*96 Einen durch den Zaun stechen.Luther's Tischr., 322a.

Ihn hinterrücks, nicht offen angreifen.

*97 Einen nicht durch einen löcherigen Zaun ansehen. (Schlesien.)

„Denselben (Lazarus) hat der reiche man, nicht durch ein zaun gesehen an.“ (Waldis, II, 30, 154.) – „Einen nicht mehr vber ein zaun ansehen.“ (Aventin, Chronik, LXXXIIa.)

*98 Ên up 'n Tûn, dat anner up de Kaldûn1. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 227.

1) Kaldaune, Gedärme, hier für Leib. Humoristische Bezeichnung des Armen, der bei zwei Hemden das eine trägt, während das andere nach der Wäsche auf dem Zaune trocknet.

*99 Er hält hinterm Zaune. (Thüringen.)

Geht mit der Sprache nicht heraus.

*100 Er hat durch (über) den Zaun gesehen.

Holl.: Hij heeft over 't heininkje gekeken.

*101 Er hat hinter dem Zaun geheirathet.

Holl.: Hij is getrouwed achter den steen. (Harrebomée, II, 302b.)

*102 Er hat was hinter dem Zaune zu sagen.

Ein natürliches Bedürfniss zu befriedigen. „Wen he heft wat hinder dem Tûne to seggen, und dar moet sine Schüldigkeit afleggen.“ (Lauremberg, IV, 501.)

*103 Er ist ausser dem Zaune seines Vaters gewesen.Parömiakon, 1772.

Ist viel in der Welt herum, hat Erfahrung.

*104 Er ist durch ein Zun gezogen.Liedersaal.

*105 Er ist nicht hinterm Zaun gefunden.Körte, 7066b.

Nicht von verächtlicher Herkunft.

*106 Er ist nicht über den Zaun seines Vaters gestiegen.

Nicht von der Heimat weg, hat keine Weltkenntniss.

*107 Er ist nicht vom Zaune gebrochen.Körte, 7066b; Frischbier, 4150.

Nicht von schlechter Herkunft.

[Spaltenumbruch] *108 Er ist vor dem Zaune.

Statt im Garten; er hat sein Vorhaben nicht erreicht. Vom Circus entlehnt, in dem sich die Wettfahrenden bewegten, sagten die Römer von jemand, der sich ausserhalb des rechten Weges der Laufbahn befand: Extra calcem. (Erasm., 2.)

*109 Er schauet's durch einen zerrissenen Zaun nöt an.

*110 Er sieht durch neun Zäune, wie ein Luchs.

„Sahen Luchsenmässig durch neun Zäun, wie ein Reyper.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 427.)

*111 Er wird noch hinter dem Zaune sterben.Mathesy, Postilla, LVIa.

Frz.: Il est mort au coin d'un blé. (Kritzinger, 153b.)

*112 Es mag an den Zaun gehen oder ans Gitter.

„Meinethalben geht's an Zaun oder an Gada.“ Mir ist alles gleich. (Zaupser, Idiotikon, Nachl.)

*113 Et steht om Tun. (Bedburg.)

Die Sache wird sich bald entscheiden.

*114 Etwas durch den neunten Zaun zu Wege bringen.Granatapffel, 996.

*115 He is achtern Tun nich dot frarn.Eichwald, 1955.

*116 He is bî de Hâr över den Tûn kamen. (Ostfr.) – Stürenburg, 578.

*117 Hinter dem Zaune am kalten Eyse ersticken.Mathesy, 198b.

*118 Hinterm Zaune jung werden.Lohrengel, II, 321.

*119 Hintern Zaun liegen bleiben (umkommen).Frischbier, 4147.

*120 Ich bin auch nicht hinter dem Zaune aufgelesen worden.

Dän.: Om jeg er ellers fød i stæn; ikke funden ved en høg eller gierde som et hitte barn. (Prov. dan., 189.)

*121 Ich hett jn durch kein Zaun angesehen.Ayrer, I, 291, 7.

*122 Ich welden nich durch en löcherigen Zaun onsahn.Robinson, 301.

*123 Kömmst äwre Tun, böst op de andre Sîd. (Lit.) – Friedborn, 4151.

*124 Man sieht geflochtene Zäune, das Dorf ist nicht weit.Eiselein, 655.

*125 Sie haben sich hinter dem Zaune verheirathet.

Frz.: Se marier sous la cheminée. (Lendroy, 372.)

*126 Sie ist ein Zaun ums Haus.

Von einer Person, die haushälterisch ist und alles sorgsam überwacht und zusammenhält. „Die alte Lisebeth ist ein ›Zaun ums Haus‹, wie man hier sprichwörtlich zu sagen pflegt.“ (Horn.)

*127 Ueber den Zaun sehen.

Neugierig sein. „Eva's Töchter, gross und klein, alle sehn gern übern Zaun.“ (Wachenhusen, Hausfreund, Berlin 1872, Nr. 17, S. 265.)

*128 Wie durch einen Zaun gezogen.


Zaunbillet.

* Ein Zaunbillet nehmen.Trachsel, 67.

Ueber den Zaun sehen, etwa, wenn nebenan ein Concert u. dgl. stattfindet.


Zäunen.

1 Ein jeder zeunet gern für sein Korn.Petri, II, 203.

2 Wer allein zäunet, soll auch allein lesen.Graf, 15, 126.

In Bezug auf das Nutzungsrecht solcher Bäume, die auf oder nahe der Grenze zwischen zwei Besitzungen stehen; wo in zweifelhaften Fällen die Errichtung eines Zauns entscheidend war. In Westfalen: Der allene thünet, soll ock allene lesen. (Steinen, 1812, 19.)

3 Wer zäunet, kehret die Aeste in seinen Hof.Graf, 84, 106.

In Fällen, in denen die Einfriedung eines Grundstücks nicht gleichzeitig dem Nachbar zugute kam, musste sie in einer Weise geschehen, dass sie diesen nicht beschwerlich fiel, die rauhe Seite des Zaunes durfte nicht nach aussen gekehrt werden. Das Sprichwort drückt den allgemeinen Satz aus, dass niemand durch Sicherung eigener Vortheile andern beschwerlich werden soll.

Mnd.: Soe so tunt, de skal di esta keran in sînen hof. (Homeyer, II, 50.)

4 Zäun' deine Zäun', sind alle Zäune gezäunt.Blass, 24.

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[[256]/0268] *85 Den Zaun des Gartens wegen grüssen. – Klein, II, 242; Eselsfresser, I, 169. Der Mutter z. B. schmeicheln, um die Tochter zu bekommen. *86 Der grüasst 'n Zau 'n Gart'n wag'n. (Franken.) – Frommann, III, 327, 431. *87 Du bist âk noch nich ôwern Tûne nower. – Schambuch, 99. Du hast die Schwierigkeit auch noch nicht überwunden. In Niederösterreich: Du bist auch noch nicht enters Zaun. (Wurth, 196.) *88 Döer de Tuine grasen. (Westfalen.) Nach fremdem Eigenthume greifen. *89 Durch den Zaun sprechen. (Niederlausitz.) Die sprechen schon durch den Zaun, gilt hier als Zeichen erster oberflächlicher Bekanntschaft, namentlich bei jungen Burschen und Mädchen. *90 Durch den Zaun stechen. – Eiselein, 655; Waldis, III, 69, 19. Luther sagt von Erasmus: „Er sticht nur durch den Zaun, thut nichts öffentlich, geht keinem frei unter Augen.“ „Wer heimlich durch den Zaun thut stechen, mit List sich an sein Feindt zu rechen, der fellt offt in sein eigen spiess, gewint schaden, spot vnd verdriess.“ (Waldis, III, 69.) *91 E äs dich nor eangdern Zeong här. (Siebenb.-sächs.) – Frommann, V, 36, 88. Er ist doch nur unterm Zaun her, d. h. von niederer Herkunft. Holl.: Van eenen ezel op eene jaarmarkt gepist zijn. (Harrebomée, I, 189.) *92 Ein sach ab dem zaun brechen. – Murner, Nb., 14; Körte, 7066a; Frischbier, II, 2984. Die erste beste Veranlassung suchen und benutzen, um einen Vorwand zum Streit zu erhalten. „Wenn ich eim will vnrecht thun, so brich ich vrlaub ab den zun.“ (Kloster, IV, 669.) – „So bricht's (sie) vom zaun ein heilloss sachen.“(?) (Waldis, IV, 97, 13.) – „Döss ist eine Antwort gewesen, die nicht vom Zaune gebrochen worden.“ (Keller, 161b.) *93 Ein Zaun ums Haus. D. h. rheinisch zu reden, ein bitterböses Weib. (Horn, Spinnstube, 1849, S. 181.) *94 Ein Zaun wäre gut dazwischen. – Eiselein, 655. *95 Einem durch den Zaun kriechen. – Frischbier, 4146. Ihm abtrünnig werden. *96 Einen durch den Zaun stechen. – Luther's Tischr., 322a. Ihn hinterrücks, nicht offen angreifen. *97 Einen nicht durch einen löcherigen Zaun ansehen. (Schlesien.) „Denselben (Lazarus) hat der reiche man, nicht durch ein zaun gesehen an.“ (Waldis, II, 30, 154.) – „Einen nicht mehr vber ein zaun ansehen.“ (Aventin, Chronik, LXXXIIa.) *98 Ên up 'n Tûn, dat anner up de Kaldûn1. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 227. 1) Kaldaune, Gedärme, hier für Leib. Humoristische Bezeichnung des Armen, der bei zwei Hemden das eine trägt, während das andere nach der Wäsche auf dem Zaune trocknet. *99 Er hält hinterm Zaune. (Thüringen.) Geht mit der Sprache nicht heraus. *100 Er hat durch (über) den Zaun gesehen. Holl.: Hij heeft over 't heininkje gekeken. *101 Er hat hinter dem Zaun geheirathet. Holl.: Hij is getrouwed achter den steen. (Harrebomée, II, 302b.) *102 Er hat was hinter dem Zaune zu sagen. Ein natürliches Bedürfniss zu befriedigen. „Wen he heft wat hinder dem Tûne to seggen, und dar moet sine Schüldigkeit afleggen.“ (Lauremberg, IV, 501.) *103 Er ist ausser dem Zaune seines Vaters gewesen. – Parömiakon, 1772. Ist viel in der Welt herum, hat Erfahrung. *104 Er ist durch ein Zun gezogen. – Liedersaal. *105 Er ist nicht hinterm Zaun gefunden. – Körte, 7066b. Nicht von verächtlicher Herkunft. *106 Er ist nicht über den Zaun seines Vaters gestiegen. Nicht von der Heimat weg, hat keine Weltkenntniss. *107 Er ist nicht vom Zaune gebrochen. – Körte, 7066b; Frischbier, 4150. Nicht von schlechter Herkunft. *108 Er ist vor dem Zaune. Statt im Garten; er hat sein Vorhaben nicht erreicht. Vom Circus entlehnt, in dem sich die Wettfahrenden bewegten, sagten die Römer von jemand, der sich ausserhalb des rechten Weges der Laufbahn befand: Extra calcem. (Erasm., 2.) *109 Er schauet's durch einen zerrissenen Zaun nöt an. *110 Er sieht durch neun Zäune, wie ein Luchs. „Sahen Luchsenmässig durch neun Zäun, wie ein Reyper.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 427.) *111 Er wird noch hinter dem Zaune sterben. – Mathesy, Postilla, LVIa. Frz.: Il est mort au coin d'un blé. (Kritzinger, 153b.) *112 Es mag an den Zaun gehen oder ans Gitter. „Meinethalben geht's an Zaun oder an Gada.“ Mir ist alles gleich. (Zaupser, Idiotikon, Nachl.) *113 Et steht om Tun. (Bedburg.) Die Sache wird sich bald entscheiden. *114 Etwas durch den neunten Zaun zu Wege bringen. – Granatapffel, 996. *115 He is achtern Tun nich dot frarn. – Eichwald, 1955. *116 He is bî de Hâr över den Tûn kamen. (Ostfr.) – Stürenburg, 578. *117 Hinter dem Zaune am kalten Eyse ersticken. – Mathesy, 198b. *118 Hinterm Zaune jung werden. – Lohrengel, II, 321. *119 Hintern Zaun liegen bleiben (umkommen). – Frischbier, 4147. *120 Ich bin auch nicht hinter dem Zaune aufgelesen worden. Dän.: Om jeg er ellers fød i stæn; ikke funden ved en høg eller gierde som et hitte barn. (Prov. dan., 189.) *121 Ich hett jn durch kein Zaun angesehen. – Ayrer, I, 291, 7. *122 Ich welden nich durch en löcherigen Zaun onsahn. – Robinson, 301. *123 Kömmst äwre Tun, böst op de andre Sîd. (Lit.) – Friedborn, 4151. *124 Man sieht geflochtene Zäune, das Dorf ist nicht weit. – Eiselein, 655. *125 Sie haben sich hinter dem Zaune verheirathet. Frz.: Se marier sous la cheminée. (Lendroy, 372.) *126 Sie ist ein Zaun ums Haus. Von einer Person, die haushälterisch ist und alles sorgsam überwacht und zusammenhält. „Die alte Lisebeth ist ein ›Zaun ums Haus‹, wie man hier sprichwörtlich zu sagen pflegt.“ (Horn.) *127 Ueber den Zaun sehen. Neugierig sein. „Eva's Töchter, gross und klein, alle sehn gern übern Zaun.“ (Wachenhusen, Hausfreund, Berlin 1872, Nr. 17, S. 265.) *128 Wie durch einen Zaun gezogen. Zaunbillet. * Ein Zaunbillet nehmen. – Trachsel, 67. Ueber den Zaun sehen, etwa, wenn nebenan ein Concert u. dgl. stattfindet. Zäunen. 1 Ein jeder zeunet gern für sein Korn. – Petri, II, 203. 2 Wer allein zäunet, soll auch allein lesen. – Graf, 15, 126. In Bezug auf das Nutzungsrecht solcher Bäume, die auf oder nahe der Grenze zwischen zwei Besitzungen stehen; wo in zweifelhaften Fällen die Errichtung eines Zauns entscheidend war. In Westfalen: Der allene thünet, soll ock allene lesen. (Steinen, 1812, 19.) 3 Wer zäunet, kehret die Aeste in seinen Hof. – Graf, 84, 106. In Fällen, in denen die Einfriedung eines Grundstücks nicht gleichzeitig dem Nachbar zugute kam, musste sie in einer Weise geschehen, dass sie diesen nicht beschwerlich fiel, die rauhe Seite des Zaunes durfte nicht nach aussen gekehrt werden. Das Sprichwort drückt den allgemeinen Satz aus, dass niemand durch Sicherung eigener Vortheile andern beschwerlich werden soll. Mnd.: Soe so tunt, de skal di esta keran in sînen hof. (Homeyer, II, 50.) 4 Zäun' deine Zäun', sind alle Zäune gezäunt. – Blass, 24. *5 He tünt ân Strûk. (Mecklenburg.) Er macht Zäune ohne Gesträuch, d. h. er lügt.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [256]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/268>, abgerufen am 19.03.2024.