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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] 69 Wenn de Zege Water süt, sau will se supen. (Grubenhagen.)

Hochdeutsch: Wenn die Ziege Wasser sieht, so will sie trinken. (Philippi, II, 647.) Sieht der Mensch etwas, was ihn an einen Lieblingsgenuss erinnert, so hat er selten Widerstandskraft genug, sich denselben zu versagen.

70 Wenn de Ziege bläddert1, dat schatt2 en Miaul vull. (Westf.)

1) Meckert, verwandt mit denn hochdeutschen: plärren.

2) Schadet.

71 Wenn den jungen Ziegen die Hörner wachsen, springen sie.

72 Wenn der Ziege wohl ist, so scharret sie. - Petri, II, 641.

73 Wenn der Zeige der Schwanz ze lang wäre, su heib se sich damit a de Ogen. (Schles.) - Frommann, III, 249, 273; Gomolcke, 1089.

Böhm.: By mel dlouhy ocas, sam by si boky orazel. - Na pysne kvitky mame pripovidky. (Celakovsky, 101.)

Wend.: Dy by koza dljezsu wopus mjela; wona by wsem woci wybila. (Celakovsky, 101.)

74 Wenn die Ziege etwas von der Arzneikunst verstände, so würden ihre Knie nicht schwarz sein. (Surinam.)

Verständest du etwas, so würdest du wol erst dir helfen; oder: Wenn's gut ist, so probier's an dir selber.

75 Wenn eine Ziege wil in allen Garten Grass fressen, da sie fürübergehet, so kriegt sie endlich das Maul zu voll. - Petri, II, 654.

76 Wenn mau die Ziege im Garten loslässt, so läuft sie zum Kohl.

77 Wenn man die Ziege im Hause anbindet, so wird sie ins Haus zurückkehren, wenn sie losgebunden wird; bindet man sie aber im Busche an, so wird sie nicht wiederkehren, wenn man sie losbindet.

In Surinam um zu sagen: So lange es ein Sklave nicht anders weiss, lässt er es sich gefallen; hat er aber einmal die Freiheit gekostet, so will er die Knechtschaft nicht mehr. Oder: Vertraue ihm nicht zu viel, Gelegenheit könnte ihn wol verleiten.

78 Wenn wor ene Siege schlachtet wercht, dor mot hei derbi seyn, wenn he auk dat Blick (Steiss) mot haulen helpen. (Waldeck.)

Von jemand, der sich mit Verleugnung aller Selbstachtung überall ein- und aufdrängt, wo es zu geniessen gibt, selbst wenn er einer Ziege, die geschlachtet wird, den Steiss muss halten helfen.

79 Wer die Ziege bekommt, bekommt auch die Hörner. - Winckler, VII, 85.

80 Wer die Ziegen im hauss hat, der hat den Bock auff der hecke. - Henisch, 442, 16; Petri, II, 696.

Dän.: Hvo der haver hinden og geden i huuset, faaer have huuden og bukken paa taget. (Prov. dan., 276.)

81 Wer eine Ziege stiehlt, ist kein Bocksdieb.

82 Wer Ziegen hat, hat Hörner; wer fleissig drischt, bekommt Körner.

83 Wer wird eine Ziege kaufen, und dann sagen, es sei eine Kuh!

Wer wird sich in solcher Weise anführen (täuschen) lassen! Auch: Wenn du lügen willst, so lüge so, dass die Lüge nicht von jedem als solche erkannt wird.

84 Wie kann der junge Ziegen verkaufen, der keine alte hat. - Winckler, XII, 39.

85 Wo die Ziege angebunden ist, da muss sie grasen.

Jeder muss sich nach seiner Lage, seinem Stande, seinen Verhältnissen, richten.

Frz.: Ou la chevre est attachee, il faut qu'elle y bronte. (Lendroy, 248.)

86 Wo Ziegen sind, da sind Hörner, und wo Hühner, da ist der Pips.

It.: Chi ha capre, ha corna; chi ha polli, ha pepita. (Cahier, 2844.)

87 Wohin die alte Ziege gesprungen, dahin klettern auch die jungen. - Neue freie Presse, 4576.

88 Womit die Ziege prahlt, dess schämt sich das Schaf.

Was der eine für Ehre hält, hält der andere für Schande. Die Ziege gebt mit gehobenem Schwanze.

Böhm.: Cim se koza pysni, za to se ovce stydi. (Celakovsky, 106.)

[Spaltenumbruch] 89 Wor de Zegen im Huse syn, da dantzen de Bücke vp dem Dacke. (Mecklenburg.) - N. Gryse, in Slüter's Leben, Bg. E; Schiller, III, 9a.

Dän.: Hvor gederne i huuset, der bukkene paa taget. (Prov. dan., 220.)

90 Zege, bist du sat, sau fret nich Laf, noch Blad. (Hannover.) - Schambach, I, 241.

Wenn du satt bist, so höre auf zu essen, und würde das Leckerste geboten.

91 Ziegen, Esel und Frauen sind stets hinter dem Schlechtesten zu schauen.

*92 Dat hält keen Zick ut, un wenn se noch so spitz is. (Uckermark.)

Wird bei grosser Anstrengung in der Hitze und Kälte gesagt. Spitz scheint hier als mager und zäh zu gelten.

*93 Die Ziege will mit dem Löwen kämpfen.

*94 Ehe schliessen die Ziegen mit den (apulischen) Wölfen Freundschaft.

(Als dass dies oder jenes geschehen soll.)

Lat.: Cantilena. (Terenz.)

*95 Eine Ziege kaufen, um immer frische Kuhmilch zu haben. - Altmann VI, 517.

*96 Eine Ziege mit Salz. (Holl.)

*97 Einen auf der fahlen Ziege ertappen. - Eiselein, 658.

Im Harz: Of dr fohlen Zieg erholme. (Lohrengel, II, 410.)

*98 Er hat die Ziege in den Garten gelassen.

Poln.: Wpuscil koze do ogrodu. (Lompa, 35.)

*99 Er hat's in sich, wie die Ziegen das Fett.

Man sieht ihm nicht an, was in ihm steckt. In Ostfriesland: He hett 't van binnen, as de Zägen 't Fett. (Kern, 883.)

Frz.: C'est un esprit couvert (dissimule). - Il sait bien cacher son jeu.

*100 Er ist, wie die Ziege, er liebt es hoch.

Er klettert gern. Von denen, deren Fett stets oben schwimmen soll, die gern hoch hinauf wollen; auch im bessern Sinne von solchen, die nach dem Höchsten und Besten streben.

*101 Er kann einer Ziege stehend den Arsch lecken (oder: den Hintern putzen).

Von sehr kleinen Personen.

*102 Er weiss die Ziege zu führen, dass sie nicht aufs Strickel scheisst.

*103 Er will Ziege und Kohl erhalten.

*104 Er wird müsse Zäge hede.

In Ostpreussen Strafe für alle Junggesellen nach ihrem Tode. (S. Steinbock.)

*105 He heft et binnen as de siege (zege) dat fet. - Germania, XX, 65.

106 He hefft nich Zick edder Buck. - Bützower, Ruhestunden, II, 69; Schiller, III, 9a.

*107 Heraus mit der Ziege auf den Teichdamm.

Wenn jemand zaudert, z. B. beim Kartenspiel mit dem Ausspielen oder Zugeben eines Kartenblatts.

*108 Herum mit der Ziege, zu Hannover ist auch Markt. - Köhler, 55, 12.

Die Redensart ist in Kunst über alle Künste angewandt, um zu sagen: wenn ich hier meinen Zweck nicht erreichen kann, so empfehle ich mich; es kann dann an einem andern Orte geschehen. Als Antwort erfolgt darauf: "Nein, mein Herr eile so nicht, er verstehe mich recht." Es handelte sich um eine Werbung, und man glaubte, einen ablehnenden Bescheid erhalten zu haben; daher: es gibt noch andere Märkte.

*109 Zege, wult du von 'n Busche.

Zuruf an einen ertappten Näscher. (Vgl. Lübben, Programm, S. 49.)


Ziegel.

1 Bricht ein Ziegel, so stösst man einen andern. (Luzern.) - Schweiz, II, 243, 57.

Niemand ist ganz unersetzlich, geht einer ab, tritt ein anderer an seinen Platz. Nur sind eben auch nicht alle Ziegel gleich gut.

2 Den Ziegel und den bösen Mann niemand rein waschen kann. - Simrock, 12103.

Mhd.: Den zigel und den boesen man nieman volle waschen kan. (Freidank.) (Zingerle, 182.)

3 Der eine brennt die Ziegel, der andere deckt sein Haus damit.

4 Der Ziegel straft den Rubin, dass er roth ist.

5 Die Ziegel, welche vor dem Regen schützen, sind bei schönem Wetter gemacht worden. - Cibot, 157.

[Spaltenumbruch] 69 Wenn de Zege Water süt, sau will se supen. (Grubenhagen.)

Hochdeutsch: Wenn die Ziege Wasser sieht, so will sie trinken. (Philippi, II, 647.) Sieht der Mensch etwas, was ihn an einen Lieblingsgenuss erinnert, so hat er selten Widerstandskraft genug, sich denselben zu versagen.

70 Wenn de Ziege bläddert1, dat schatt2 en Miaul vull. (Westf.)

1) Meckert, verwandt mit denn hochdeutschen: plärren.

2) Schadet.

71 Wenn den jungen Ziegen die Hörner wachsen, springen sie.

72 Wenn der Ziege wohl ist, so scharret sie.Petri, II, 641.

73 Wenn der Zîge der Schwanz ze lang wäre, su hîb se sich damit a de Ogen. (Schles.) – Frommann, III, 249, 273; Gomolcke, 1089.

Böhm.: By mĕl dlouhý ocas, sám by si boky orážel. – Na pyšné kvítky máme připovidky. (Čelakovsky, 101.)

Wend.: Dy by koza dlježšu wopuš mjeła; wona by wšem woči wybiła. (Čelakovsky, 101.)

74 Wenn die Ziege etwas von der Arzneikunst verstände, so würden ihre Knie nicht schwarz sein. (Surinam.)

Verständest du etwas, so würdest du wol erst dir helfen; oder: Wenn's gut ist, so probier's an dir selber.

75 Wenn eine Ziege wil in allen Garten Grass fressen, da sie fürübergehet, so kriegt sie endlich das Maul zu voll.Petri, II, 654.

76 Wenn mau die Ziege im Garten loslässt, so läuft sie zum Kohl.

77 Wenn man die Ziege im Hause anbindet, so wird sie ins Haus zurückkehren, wenn sie losgebunden wird; bindet man sie aber im Busche an, so wird sie nicht wiederkehren, wenn man sie losbindet.

In Surinam um zu sagen: So lange es ein Sklave nicht anders weiss, lässt er es sich gefallen; hat er aber einmal die Freiheit gekostet, so will er die Knechtschaft nicht mehr. Oder: Vertraue ihm nicht zu viel, Gelegenheit könnte ihn wol verleiten.

78 Wenn wor êne Siege schlachtet wercht, dor mot hei derbi seyn, wenn he auk dat Blick (Steiss) mot haulen helpen. (Waldeck.)

Von jemand, der sich mit Verleugnung aller Selbstachtung überall ein- und aufdrängt, wo es zu geniessen gibt, selbst wenn er einer Ziege, die geschlachtet wird, den Steiss muss halten helfen.

79 Wer die Ziege bekommt, bekommt auch die Hörner.Winckler, VII, 85.

80 Wer die Ziegen im hauss hat, der hat den Bock auff der hecke.Henisch, 442, 16; Petri, II, 696.

Dän.: Hvo der haver hinden og geden i huuset, faaer have huuden og bukken paa taget. (Prov. dan., 276.)

81 Wer eine Ziege stiehlt, ist kein Bocksdieb.

82 Wer Ziegen hat, hat Hörner; wer fleissig drischt, bekommt Körner.

83 Wer wird eine Ziege kaufen, und dann sagen, es sei eine Kuh!

Wer wird sich in solcher Weise anführen (täuschen) lassen! Auch: Wenn du lügen willst, so lüge so, dass die Lüge nicht von jedem als solche erkannt wird.

84 Wie kann der junge Ziegen verkaufen, der keine alte hat.Winckler, XII, 39.

85 Wo die Ziege angebunden ist, da muss sie grasen.

Jeder muss sich nach seiner Lage, seinem Stande, seinen Verhältnissen, richten.

Frz.: Où la chèvre est attachée, il faut qu'elle y bronte. (Lendroy, 248.)

86 Wo Ziegen sind, da sind Hörner, und wo Hühner, da ist der Pips.

It.: Chi ha capre, ha corna; chi ha polli, ha pepita. (Cahier, 2844.)

87 Wohin die alte Ziege gesprungen, dahin klettern auch die jungen.Neue freie Presse, 4576.

88 Womit die Ziege prahlt, dess schämt sich das Schaf.

Was der eine für Ehre hält, hält der andere für Schande. Die Ziege gebt mit gehobenem Schwanze.

Böhm.: Čim se koza pyšní, za to se ovce stydí. (Čelakovsky, 106.)

[Spaltenumbruch] 89 Wor de Zegen im Huse syn, da dantzen de Bücke vp dem Dacke. (Mecklenburg.) – N. Gryse, in Slüter's Leben, Bg. E; Schiller, III, 9a.

Dän.: Hvor gederne i huuset, der bukkene paa taget. (Prov. dan., 220.)

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Wenn du satt bist, so höre auf zu essen, und würde das Leckerste geboten.

91 Ziegen, Esel und Frauen sind stets hinter dem Schlechtesten zu schauen.

*92 Dat hält keen Zick ut, un wenn se noch so spitz is. (Uckermark.)

Wird bei grosser Anstrengung in der Hitze und Kälte gesagt. Spitz scheint hier als mager und zäh zu gelten.

*93 Die Ziege will mit dem Löwen kämpfen.

*94 Ehe schliessen die Ziegen mit den (apulischen) Wölfen Freundschaft.

(Als dass dies oder jenes geschehen soll.)

Lat.: Cantilena. (Terenz.)

*95 Eine Ziege kaufen, um immer frische Kuhmilch zu haben.Altmann VI, 517.

*96 Eine Ziege mit Salz. (Holl.)

*97 Einen auf der fahlen Ziege ertappen.Eiselein, 658.

Im Harz: Of dr fohlen Zieg erholme. (Lohrengel, II, 410.)

*98 Er hat die Ziege in den Garten gelassen.

Poln.: Wpušcił kozę do ogrodu. (Lompa, 35.)

*99 Er hat's in sich, wie die Ziegen das Fett.

Man sieht ihm nicht an, was in ihm steckt. In Ostfriesland: He hett 't van binnen, as de Zägen 't Fett. (Kern, 883.)

Frz.: C'est un esprit couvert (dissimulé). – Il sait bien cacher son jeu.

*100 Er ist, wie die Ziege, er liebt es hoch.

Er klettert gern. Von denen, deren Fett stets oben schwimmen soll, die gern hoch hinauf wollen; auch im bessern Sinne von solchen, die nach dem Höchsten und Besten streben.

*101 Er kann einer Ziege stehend den Arsch lecken (oder: den Hintern putzen).

Von sehr kleinen Personen.

*102 Er weiss die Ziege zu führen, dass sie nicht aufs Strickel scheisst.

*103 Er will Ziege und Kohl erhalten.

*104 Er wird müsse Zäge hede.

In Ostpreussen Strafe für alle Junggesellen nach ihrem Tode. (S. Steinbock.)

*105 He heft et binnen as de siege (zege) dat fet.Germania, XX, 65.

106 He hefft nich Zick edder Buck.Bützower, Ruhestunden, II, 69; Schiller, III, 9a.

*107 Heraus mit der Ziege auf den Teichdamm.

Wenn jemand zaudert, z. B. beim Kartenspiel mit dem Ausspielen oder Zugeben eines Kartenblatts.

*108 Herum mit der Ziege, zu Hannover ist auch Markt.Köhler, 55, 12.

Die Redensart ist in Kunst über alle Künste angewandt, um zu sagen: wenn ich hier meinen Zweck nicht erreichen kann, so empfehle ich mich; es kann dann an einem andern Orte geschehen. Als Antwort erfolgt darauf: „Nein, mein Herr eile so nicht, er verstehe mich recht.“ Es handelte sich um eine Werbung, und man glaubte, einen ablehnenden Bescheid erhalten zu haben; daher: es gibt noch andere Märkte.

*109 Zege, wult du von 'n Busche.

Zuruf an einen ertappten Näscher. (Vgl. Lübben, Programm, S. 49.)


Ziegel.

1 Bricht ein Ziegel, so stösst man einen andern. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 57.

Niemand ist ganz unersetzlich, geht einer ab, tritt ein anderer an seinen Platz. Nur sind eben auch nicht alle Ziegel gleich gut.

2 Den Ziegel und den bösen Mann niemand rein waschen kann.Simrock, 12103.

Mhd.: Den zigel und den boesen man nieman volle waschen kan. (Freidank.) (Zingerle, 182.)

3 Der eine brennt die Ziegel, der andere deckt sein Haus damit.

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[[288]/0300] 69 Wenn de Zege Water süt, sau will se supen. (Grubenhagen.) Hochdeutsch: Wenn die Ziege Wasser sieht, so will sie trinken. (Philippi, II, 647.) Sieht der Mensch etwas, was ihn an einen Lieblingsgenuss erinnert, so hat er selten Widerstandskraft genug, sich denselben zu versagen. 70 Wenn de Ziege bläddert1, dat schatt2 en Miaul vull. (Westf.) 1) Meckert, verwandt mit denn hochdeutschen: plärren. 2) Schadet. 71 Wenn den jungen Ziegen die Hörner wachsen, springen sie. 72 Wenn der Ziege wohl ist, so scharret sie. – Petri, II, 641. 73 Wenn der Zîge der Schwanz ze lang wäre, su hîb se sich damit a de Ogen. (Schles.) – Frommann, III, 249, 273; Gomolcke, 1089. Böhm.: By mĕl dlouhý ocas, sám by si boky orážel. – Na pyšné kvítky máme připovidky. (Čelakovsky, 101.) Wend.: Dy by koza dlježšu wopuš mjeła; wona by wšem woči wybiła. (Čelakovsky, 101.) 74 Wenn die Ziege etwas von der Arzneikunst verstände, so würden ihre Knie nicht schwarz sein. (Surinam.) Verständest du etwas, so würdest du wol erst dir helfen; oder: Wenn's gut ist, so probier's an dir selber. 75 Wenn eine Ziege wil in allen Garten Grass fressen, da sie fürübergehet, so kriegt sie endlich das Maul zu voll. – Petri, II, 654. 76 Wenn mau die Ziege im Garten loslässt, so läuft sie zum Kohl. 77 Wenn man die Ziege im Hause anbindet, so wird sie ins Haus zurückkehren, wenn sie losgebunden wird; bindet man sie aber im Busche an, so wird sie nicht wiederkehren, wenn man sie losbindet. In Surinam um zu sagen: So lange es ein Sklave nicht anders weiss, lässt er es sich gefallen; hat er aber einmal die Freiheit gekostet, so will er die Knechtschaft nicht mehr. Oder: Vertraue ihm nicht zu viel, Gelegenheit könnte ihn wol verleiten. 78 Wenn wor êne Siege schlachtet wercht, dor mot hei derbi seyn, wenn he auk dat Blick (Steiss) mot haulen helpen. (Waldeck.) Von jemand, der sich mit Verleugnung aller Selbstachtung überall ein- und aufdrängt, wo es zu geniessen gibt, selbst wenn er einer Ziege, die geschlachtet wird, den Steiss muss halten helfen. 79 Wer die Ziege bekommt, bekommt auch die Hörner. – Winckler, VII, 85. 80 Wer die Ziegen im hauss hat, der hat den Bock auff der hecke. – Henisch, 442, 16; Petri, II, 696. Dän.: Hvo der haver hinden og geden i huuset, faaer have huuden og bukken paa taget. (Prov. dan., 276.) 81 Wer eine Ziege stiehlt, ist kein Bocksdieb. 82 Wer Ziegen hat, hat Hörner; wer fleissig drischt, bekommt Körner. 83 Wer wird eine Ziege kaufen, und dann sagen, es sei eine Kuh! Wer wird sich in solcher Weise anführen (täuschen) lassen! Auch: Wenn du lügen willst, so lüge so, dass die Lüge nicht von jedem als solche erkannt wird. 84 Wie kann der junge Ziegen verkaufen, der keine alte hat. – Winckler, XII, 39. 85 Wo die Ziege angebunden ist, da muss sie grasen. Jeder muss sich nach seiner Lage, seinem Stande, seinen Verhältnissen, richten. Frz.: Où la chèvre est attachée, il faut qu'elle y bronte. (Lendroy, 248.) 86 Wo Ziegen sind, da sind Hörner, und wo Hühner, da ist der Pips. It.: Chi ha capre, ha corna; chi ha polli, ha pepita. (Cahier, 2844.) 87 Wohin die alte Ziege gesprungen, dahin klettern auch die jungen. – Neue freie Presse, 4576. 88 Womit die Ziege prahlt, dess schämt sich das Schaf. Was der eine für Ehre hält, hält der andere für Schande. Die Ziege gebt mit gehobenem Schwanze. Böhm.: Čim se koza pyšní, za to se ovce stydí. (Čelakovsky, 106.) 89 Wor de Zegen im Huse syn, da dantzen de Bücke vp dem Dacke. (Mecklenburg.) – N. Gryse, in Slüter's Leben, Bg. E; Schiller, III, 9a. Dän.: Hvor gederne i huuset, der bukkene paa taget. (Prov. dan., 220.) 90 Zege, bist du sat, sau fret nich Laf, noch Blad. (Hannover.) – Schambach, I, 241. Wenn du satt bist, so höre auf zu essen, und würde das Leckerste geboten. 91 Ziegen, Esel und Frauen sind stets hinter dem Schlechtesten zu schauen. *92 Dat hält keen Zick ut, un wenn se noch so spitz is. (Uckermark.) Wird bei grosser Anstrengung in der Hitze und Kälte gesagt. Spitz scheint hier als mager und zäh zu gelten. *93 Die Ziege will mit dem Löwen kämpfen. *94 Ehe schliessen die Ziegen mit den (apulischen) Wölfen Freundschaft. (Als dass dies oder jenes geschehen soll.) Lat.: Cantilena. (Terenz.) *95 Eine Ziege kaufen, um immer frische Kuhmilch zu haben. – Altmann VI, 517. *96 Eine Ziege mit Salz. (Holl.) *97 Einen auf der fahlen Ziege ertappen. – Eiselein, 658. Im Harz: Of dr fohlen Zieg erholme. (Lohrengel, II, 410.) *98 Er hat die Ziege in den Garten gelassen. Poln.: Wpušcił kozę do ogrodu. (Lompa, 35.) *99 Er hat's in sich, wie die Ziegen das Fett. Man sieht ihm nicht an, was in ihm steckt. In Ostfriesland: He hett 't van binnen, as de Zägen 't Fett. (Kern, 883.) Frz.: C'est un esprit couvert (dissimulé). – Il sait bien cacher son jeu. *100 Er ist, wie die Ziege, er liebt es hoch. Er klettert gern. Von denen, deren Fett stets oben schwimmen soll, die gern hoch hinauf wollen; auch im bessern Sinne von solchen, die nach dem Höchsten und Besten streben. *101 Er kann einer Ziege stehend den Arsch lecken (oder: den Hintern putzen). Von sehr kleinen Personen. *102 Er weiss die Ziege zu führen, dass sie nicht aufs Strickel scheisst. *103 Er will Ziege und Kohl erhalten. *104 Er wird müsse Zäge hede. In Ostpreussen Strafe für alle Junggesellen nach ihrem Tode. (S. Steinbock.) *105 He heft et binnen as de siege (zege) dat fet. – Germania, XX, 65. 106 He hefft nich Zick edder Buck. – Bützower, Ruhestunden, II, 69; Schiller, III, 9a. *107 Heraus mit der Ziege auf den Teichdamm. Wenn jemand zaudert, z. B. beim Kartenspiel mit dem Ausspielen oder Zugeben eines Kartenblatts. *108 Herum mit der Ziege, zu Hannover ist auch Markt. – Köhler, 55, 12. Die Redensart ist in Kunst über alle Künste angewandt, um zu sagen: wenn ich hier meinen Zweck nicht erreichen kann, so empfehle ich mich; es kann dann an einem andern Orte geschehen. Als Antwort erfolgt darauf: „Nein, mein Herr eile so nicht, er verstehe mich recht.“ Es handelte sich um eine Werbung, und man glaubte, einen ablehnenden Bescheid erhalten zu haben; daher: es gibt noch andere Märkte. *109 Zege, wult du von 'n Busche. Zuruf an einen ertappten Näscher. (Vgl. Lübben, Programm, S. 49.) Ziegel. 1 Bricht ein Ziegel, so stösst man einen andern. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 57. Niemand ist ganz unersetzlich, geht einer ab, tritt ein anderer an seinen Platz. Nur sind eben auch nicht alle Ziegel gleich gut. 2 Den Ziegel und den bösen Mann niemand rein waschen kann. – Simrock, 12103. Mhd.: Den zigel und den boesen man nieman volle waschen kan. (Freidank.) (Zingerle, 182.) 3 Der eine brennt die Ziegel, der andere deckt sein Haus damit. 4 Der Ziegel straft den Rubin, dass er roth ist. 5 Die Ziegel, welche vor dem Regen schützen, sind bei schönem Wetter gemacht worden. – Cibot, 157.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [288]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/300>, abgerufen am 19.03.2024.