Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Zieren.

1 Auswendig geziert, inwendig geschmiert. - Parömiakon, 552.

2 Vier zieren ihren Stand (Platz, Ort) überaus: ein Prediger auf der Kanzel, ein Barfüssler im Chor, ein Karmeliter in der Küche und ein Augustiner im Hurenhaus.

3 We gezeert, esu estermeert. - Geschräppels, 3.

*4 Er ist geziert, wie die Wurst nach aussen gekehrt.

Wie man etwa einen Aermel umkehrt.

Böhm.: Vsaks velmi strojny, co jelito na ruby. (Celakovsky, 549.)

*5 Er ziert es (die Gesellschaft), wie der Bock den Marstall. - Jähns, I, 81.

*6 Er ziert es, wie ein Esel den Rossmarkt. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 284; Gruter, III, 118.

*7 Er ziert sich, wie ein Esel am Palmsonntage. - Parömiakon, 984.

*8 Er ziert sich wie Lehmann im Sarge. - Klix, 124.

*9 Geziert wie der Osterochs. - Eiselein, 501.

*10 Sie ziert sich wie ein Perlhuhn.

Jüdisch-deutsch in Warschau: Die macht dus Cheindl zürecht. Cheindl ist die Verkleinerungsform von Chein = Anmuth, Liebreiz, d. h. sie macht sich angenehm, ziert sich, affectirt.


Zierkraut.

Zierkraut wächst nur in wenigen Gärten, Unkraut in vielen. - Altmann V, 98.


Zierrath.

1 Es ist ein schlechter Zierrath, ein perlener Aufsatz, wenn das Haupt grindig ist.

Holl.: Het is een mager sieraad van kostelijke kappen als de hoofden schurftig zijn. (Harrebomee, II, 266a.)

2 Es ist kein schöner Zierrath im Hause, als ein lichter Herd.

Holl.: Geen beter sieraad dan een zedig gewand. (Harrebomee, II, 266a.)


Zieten.

* Wie Zieten aus dem Busch.

Unerwartet, plötzlich hervortreten. Diese Redensart ist bereits unter "Hervorkommen" aufgeführt, und dort von der Schlacht bei Kulm, 30. August 1813, hergeleitet. Andere finden ihre Quelle in der Schlacht bei Torgau um 3. November 1760. Als sich am Abend dieser Schlacht die Oesterreicher zurückgezogen hatten, stürzte der alte Zieten mit seinen Husaren aus dem Busche, in dem er verborgen stand, plötzlich hervor und entschied so die Schlacht. (Vgl. Büchmann, 10. Aufl., S. 309.) Es fehlt noch an Belegstellen aus der Zeit von 1813, um den Beweis des Ursprungs für 1760 mit Bestimmtheit zu führen.


Ziffer.

*1 Er ist bis auf die letzte Ziffer gekommen. - Parömiakon, 3025.

Nämlich die Null. Es ist mit seinem Vermögen am Ende.

*2 Es ist eyn recht zyffer. - Tappius, 46a.

D. h. ein Mensch, der blos die Zahl vermehrt, die Mandel oder das Schock vollmacht.

Lat.: Numerus. (Erasm., 178; Tappius, 45b.)

*3 Es kommt (mir) auf ein paar Ziffern nicht an.

Um zu sagen, dass man es bei einem Kauf, einer Zahlung nicht so genau nehmen wolle. Ungefähr in demselben Sinne die jüdisch-deutsche Redensart: Chuw-hei (25), chuw-wuw (26), d. h. wenn man bei einer Sache im Zuge ist, kommt es auf eins mehr nicht an; hat man z. B. bis 25 gezählt, kann man auch noch auf 26 zählen.


Zifferblatt.

1 Auck dat schäunste Zifferblatt heft allmangsens en schuorweden Ens. - Lyra, 50.

2 Man kann wol das Zifferblatt sehen, aber nicht Räder und Feder.

*3 Er hat ein zweites Zifferblatt, auf dem Nase und Kinn miteinander Karte spielen. - Frischbier, 4173.

Er ist alt geworden.

*4 He lät sick nich allein düür'n schäun Zeiferblatt1 bepäusken2. - Lyra, 59.

1) Gesicht.

2) Verleiten, täuschen, betrügen.


Zigeuner.

1 Den Zigeuner betrügt der Jude, den Juden der Grieche und den Griechen der Teufel.

Böhm.: Cikana osidi Zid, Zida Rek, a Reka cert. (Celakovsky, 473.)

[Spaltenumbruch] 2 Der Zigeuner hat drei Seelen; eine mit mir, die andere mit dir, die dritte mit ihm.

Böhm.: Cikan ma tri duse: jedna se mnou, druha s tebou, a treti s nim. (Celakovsky, 474.)

3 Der Zigeuner hat eine doppelte Haut, wenn er mit der einen zahlt, so bleibt ihm die andere übrig.

Böhm.: U Cikana dve kuze; jednou-li plati, vzdy jeste jedna mu ostane. (Celakovsky, 474.)

4 Der Zigeuner verkauft um einen Groschen seine Seele und um einen Heller seine Tochter. - Neue Freie Presse, 4592.

5 Die sich einen Zigeuner zum König wählen, müssen sich auch das Hängen gefallen lassen.

Böhm.: Ucinili cikana kralem, a on nejprve sveho otce obesil. (Celakovsky, 35.)

6 Die Zigeuner stehlen immer frecher, sagte der Bojar, und liess alles Vieh der Bauern in seine Ställe treiben. - Neue Freie Presse, 4576.

Damit die Zigeuner den Bauern nicht etwa ein Kalb oder eine Ziege stehlen, nimmt der Bojar ihnen alles Vieh. Zur Schilderung der rumänischen Edelleute.

7 E jed Zign loft sai Ross. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 711.

8 Ein Zigeuner hat sein Kind lieb, und wäre es auch schwarz, wie der Satan.

9 Ein Zigeuner lässt sich für seine Gesellschaft aufhängen.

Poln.: Dla kompanii du sie cygan powiesic. (Lompa, 11.)

10 Ein Zigeuner nimmt den andern zum Zeugen.

Poln.: Cygan Cyganem sie swiadczy. - Cygan dziecmi swiadczy. - Masz Cyanie swiadki? "Mam, zone i dziatki." (Celakovsky, 474.)

11 Jeder Zigeuner lobt seine Kinder. (Ruth.)

12 Lieber des Zigeuners Eheweib, als des Sultans Geliebte. - Neue Freie Presse, 4592.

13 Was dem Zigeuner dünkt aufgehoben zu schlecht, das nimmt er und bewahrt es recht. - Neue Freie Presse, 4592.

14 Was dir ein Zigeuner gestohlen, kann nur ein anderer wieder holen. - Neue Freie Presse, 4592.

15 Wenn der Zigeuner nicht stiehlt, er nicht als Mensch sich fühlt. - Neue Freie Presse, 4592.

16 Wenn der Zigeuner nichts mitnehmen kann, sagt er, er hab' etwas liegen lassen. - Blass, 21.

17 Wenn du erlaubst, dass dir der Zigeuner Guten Tag sagt, so hat er dich schon betrogen. - Neue Freie Presse, 4592.

18 Wer einen Zigeuner fangen will, muss einen Zigeuner zu Hülfe nehmen.

Böhm.: Kdo chce cikana chytiti, musi cikana k dire pristaviti. - Proti kazdemu forteli fortel se najde. (Celakovsky, 43.)

Kroat.: Koi cigana hoce vloviti, mora cigana pred luknju deti. (Celakovsky, 43.)

19 Wo der Zigeuner stehet, dort rührt (stiehlt) er nischt. (Jüd.-deutsch. Brody.)

20 Zigeuner lassen nichts liegen, als glühendes Eisen und Mühlsteine. - Horn, Spinnstube, 1848, S. 6.

21 Zigeuner und Polen kann der Teufel zusammen holen.

Böhm.: Cikan a Polak jedna baba. (Aus dem Kleinrussischen.) (Celakovsky, 463.)

22 Zigeuner und Soldaten, wenn sie riechen einen Braten, so thun sie ihn wegtragen, wenn sie auch sollten die Beine am Galgen abnagen. - Chaos, 583; Parömiakon, 157.

23 Zigeuner und Walchen haben Einen Glauben.

Böhm.: Cikan jako Valach, jedno to: pis vira. (Celakovsky, 473.)

*24 Du gebst einen bosen Zigeuner, du kanst nicht warsagen. - Agricola I, 447; Franck, I, 51b; Guttenstein, 81, 102; Egenolff, 203b; Schottel, 1137a; Eyering, I, 800; II, 11a, 94; Mayer, II, 42; Simrock, 12113; Körte, 7134.

In der Schweiz: Er geb em böse Zigeuner, er chönnt nid wohrsäge. (S. Lügen 289.) (Sutermeister, 74.)

Böhm.: Zly by z tebe byl Cikan, neumis hadati. (Celakovsky, 473.)

Lat.: Infelix potius, quam maledicus. (Sutor, 482.)

[Spaltenumbruch]
Zieren.

1 Auswendig geziert, inwendig geschmiert.Parömiakon, 552.

2 Vier zieren ihren Stand (Platz, Ort) überaus: ein Prediger auf der Kanzel, ein Barfüssler im Chor, ein Karmeliter in der Küche und ein Augustiner im Hurenhaus.

3 We gezeert, esu estermeert.Geschräppels, 3.

*4 Er ist geziert, wie die Wurst nach aussen gekehrt.

Wie man etwa einen Aermel umkehrt.

Böhm.: Všaks velmi strojný, co jelito na ruby. (Čelakovsky, 549.)

*5 Er ziert es (die Gesellschaft), wie der Bock den Marstall.Jähns, I, 81.

*6 Er ziert es, wie ein Esel den Rossmarkt.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 284; Gruter, III, 118.

*7 Er ziert sich, wie ein Esel am Palmsonntage.Parömiakon, 984.

*8 Er ziert sich wie Lehmann im Sarge.Klix, 124.

*9 Geziert wie der Osterochs.Eiselein, 501.

*10 Sie ziert sich wie ein Perlhuhn.

Jüdisch-deutsch in Warschau: Die macht dus Cheindl zürecht. Cheindl ist die Verkleinerungsform von Chein = Anmuth, Liebreiz, d. h. sie macht sich angenehm, ziert sich, affectirt.


Zierkraut.

Zierkraut wächst nur in wenigen Gärten, Unkraut in vielen.Altmann V, 98.


Zierrath.

1 Es ist ein schlechter Zierrath, ein perlener Aufsatz, wenn das Haupt grindig ist.

Holl.: Het is een mager sieraad van kostelijke kappen als de hoofden schurftig zijn. (Harrebomée, II, 266a.)

2 Es ist kein schöner Zierrath im Hause, als ein lichter Herd.

Holl.: Geen beter sieraad dan een zedig gewand. (Harrebomée, II, 266a.)


Zieten.

* Wie Zieten aus dem Busch.

Unerwartet, plötzlich hervortreten. Diese Redensart ist bereits unter „Hervorkommen“ aufgeführt, und dort von der Schlacht bei Kulm, 30. August 1813, hergeleitet. Andere finden ihre Quelle in der Schlacht bei Torgau um 3. November 1760. Als sich am Abend dieser Schlacht die Oesterreicher zurückgezogen hatten, stürzte der alte Zieten mit seinen Husaren aus dem Busche, in dem er verborgen stand, plötzlich hervor und entschied so die Schlacht. (Vgl. Büchmann, 10. Aufl., S. 309.) Es fehlt noch an Belegstellen aus der Zeit von 1813, um den Beweis des Ursprungs für 1760 mit Bestimmtheit zu führen.


Ziffer.

*1 Er ist bis auf die letzte Ziffer gekommen.Parömiakon, 3025.

Nämlich die Null. Es ist mit seinem Vermögen am Ende.

*2 Es ist eyn recht zyffer.Tappius, 46a.

D. h. ein Mensch, der blos die Zahl vermehrt, die Mandel oder das Schock vollmacht.

Lat.: Numerus. (Erasm., 178; Tappius, 45b.)

*3 Es kommt (mir) auf ein paar Ziffern nicht an.

Um zu sagen, dass man es bei einem Kauf, einer Zahlung nicht so genau nehmen wolle. Ungefähr in demselben Sinne die jüdisch-deutsche Redensart: Chuw-hei (25), chuw-wuw (26), d. h. wenn man bei einer Sache im Zuge ist, kommt es auf eins mehr nicht an; hat man z. B. bis 25 gezählt, kann man auch noch auf 26 zählen.


Zifferblatt.

1 Auck dat schäunste Zifferblatt heft allmangsens en schuorweden Ens.Lyra, 50.

2 Man kann wol das Zifferblatt sehen, aber nicht Räder und Feder.

*3 Er hat ein zweites Zifferblatt, auf dem Nase und Kinn miteinander Karte spielen.Frischbier, 4173.

Er ist alt geworden.

*4 He lät sick nich allein düür'n schäun Zîferblatt1 bepäusken2.Lyra, 59.

1) Gesicht.

2) Verleiten, täuschen, betrügen.


Zigeuner.

1 Den Zigeuner betrügt der Jude, den Juden der Grieche und den Griechen der Teufel.

Böhm.: Cikána ošidí Žid, Žida Rek, a Řeka čert. (Čelakovsky, 473.)

[Spaltenumbruch] 2 Der Zigeuner hat drei Seelen; eine mit mir, die andere mit dir, die dritte mit ihm.

Böhm.: Cikán má tři duše: jedna se mnou, druhá s tebou, a třetí s nim. (Čelakovsky, 474.)

3 Der Zigeuner hat eine doppelte Haut, wenn er mit der einen zahlt, so bleibt ihm die andere übrig.

Böhm.: U Cikána dvĕ kůže; jednou-li platí, vždy ještĕ jedna mu ostane. (Čelakovsky, 474.)

4 Der Zigeuner verkauft um einen Groschen seine Seele und um einen Heller seine Tochter.Neue Freie Presse, 4592.

5 Die sich einen Zigeuner zum König wählen, müssen sich auch das Hängen gefallen lassen.

Böhm.: Učinili cikána králem, a on nejprvé svého otce obĕsil. (Čelakovsky, 35.)

6 Die Zigeuner stehlen immer frecher, sagte der Bojar, und liess alles Vieh der Bauern in seine Ställe treiben.Neue Freie Presse, 4576.

Damit die Zigeuner den Bauern nicht etwa ein Kalb oder eine Ziege stehlen, nimmt der Bojar ihnen alles Vieh. Zur Schilderung der rumänischen Edelleute.

7 E jêd Zign lôft sai Rôss. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 711.

8 Ein Zigeuner hat sein Kind lieb, und wäre es auch schwarz, wie der Satan.

9 Ein Zigeuner lässt sich für seine Gesellschaft aufhängen.

Poln.: Dla kompanii du się cygan powiesić. (Lompa, 11.)

10 Ein Zigeuner nimmt den andern zum Zeugen.

Poln.: Cygan Cyganem się świadczy. – Cygan dziećmi świadczy. – Masz Cyanie świadki? „Mam, žonę i dziatki.“ (Čelakovsky, 474.)

11 Jeder Zigeuner lobt seine Kinder. (Ruth.)

12 Lieber des Zigeuners Eheweib, als des Sultans Geliebte.Neue Freie Presse, 4592.

13 Was dem Zigeuner dünkt aufgehoben zu schlecht, das nimmt er und bewahrt es recht.Neue Freie Presse, 4592.

14 Was dir ein Zigeuner gestohlen, kann nur ein anderer wieder holen.Neue Freie Presse, 4592.

15 Wenn der Zigeuner nicht stiehlt, er nicht als Mensch sich fühlt.Neue Freie Presse, 4592.

16 Wenn der Zigeuner nichts mitnehmen kann, sagt er, er hab' etwas liegen lassen.Blass, 21.

17 Wenn du erlaubst, dass dir der Zigeuner Guten Tag sagt, so hat er dich schon betrogen.Neue Freie Presse, 4592.

18 Wer einen Zigeuner fangen will, muss einen Zigeuner zu Hülfe nehmen.

Böhm.: Kdo chce cikána chytiti, musí cikána k díře přistaviti. – Proti každému forteli fortel se najde. (Čelakovsky, 43.)

Kroat.: Koi cigana hoće vloviti, mora cigana pred luknju déti. (Čelakovsky, 43.)

19 Wo der Zigeuner stehet, dort rührt (stiehlt) er nischt. (Jüd.-deutsch. Brody.)

20 Zigeuner lassen nichts liegen, als glühendes Eisen und Mühlsteine.Horn, Spinnstube, 1848, S. 6.

21 Zigeuner und Polen kann der Teufel zusammen holen.

Böhm.: Cikán a Polák jedna baba. (Aus dem Kleinrussischen.) (Čelakovsky, 463.)

22 Zigeuner und Soldaten, wenn sie riechen einen Braten, so thun sie ihn wegtragen, wenn sie auch sollten die Beine am Galgen abnagen.Chaos, 583; Parömiakon, 157.

23 Zigeuner und Walchen haben Einen Glauben.

Böhm.: Cikán jako Valach, jedno to: pís víra. (Čelakovsky, 473.)

*24 Du gebst einen bosen Zigeuner, du kanst nicht warsagen.Agricola I, 447; Franck, I, 51b; Guttenstein, 81, 102; Egenolff, 203b; Schottel, 1137a; Eyering, I, 800; II, 11a, 94; Mayer, II, 42; Simrock, 12113; Körte, 7134.

In der Schweiz: Er geb em böse Zigeuner, er chönnt nid wohrsäge. (S. Lügen 289.) (Sutermeister, 74.)

Böhm.: Zlý by z tebe byl Cikán, neumíš hádati. (Čelakovsky, 473.)

Lat.: Infelix potius, quam maledicus. (Sutor, 482.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0304" n="[292]"/>
        <cb n="583"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zieren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Auswendig geziert, inwendig geschmiert.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 552.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Vier zieren ihren Stand (Platz, Ort) überaus: ein Prediger auf der Kanzel, ein Barfüssler im Chor, ein Karmeliter in der Küche und ein Augustiner im Hurenhaus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 We gezeert, esu estermeert.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Geschräppels, 3.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Er ist geziert, wie die Wurst nach aussen gekehrt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wie man etwa einen Aermel umkehrt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: V&#x0161;aks velmi strojný, co jelito na ruby. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 549.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Er ziert es (die Gesellschaft), wie der Bock den Marstall.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Jähns, I, 81.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Er ziert es, wie ein Esel den Rossmarkt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 284; Gruter, III, 118.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Er ziert sich, wie ein Esel am Palmsonntage.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 984.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Er ziert sich wie Lehmann im Sarge.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 124.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Geziert wie der Osterochs.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 501.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Sie ziert sich wie ein Perlhuhn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Jüdisch-deutsch in Warschau: Die macht dus Cheindl zürecht. Cheindl ist die Verkleinerungsform von Chein = Anmuth, Liebreiz, d. h. sie macht sich angenehm, ziert sich, affectirt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zierkraut.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Zierkraut wächst nur in wenigen Gärten, Unkraut in vielen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann V, 98.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zierrath.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Es ist ein schlechter Zierrath, ein perlener Aufsatz, wenn das Haupt grindig ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is een mager sieraad van kostelijke kappen als de hoofden schurftig zijn. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 266<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Es ist kein schöner Zierrath im Hause, als ein lichter Herd.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Geen beter sieraad dan een zedig gewand. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 266<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zieten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Wie Zieten aus dem Busch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Unerwartet, plötzlich hervortreten. Diese Redensart ist bereits unter &#x201E;Hervorkommen&#x201C; aufgeführt, und dort von der Schlacht bei Kulm, 30. August 1813, hergeleitet. Andere finden ihre Quelle in der Schlacht bei Torgau um 3. November 1760. Als sich am Abend dieser Schlacht die Oesterreicher zurückgezogen hatten, stürzte der alte Zieten mit seinen Husaren aus dem Busche, in dem er verborgen stand, plötzlich hervor und entschied so die Schlacht. (Vgl. <hi rendition="#i">Büchmann, 10. Aufl., S. 309.</hi>) Es fehlt noch an Belegstellen aus der Zeit von 1813, um den Beweis des Ursprungs für 1760 mit Bestimmtheit zu führen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ziffer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Er ist bis auf die letzte Ziffer gekommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 3025.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nämlich die Null. Es ist mit seinem Vermögen am Ende.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Es ist eyn recht zyffer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 46<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. ein Mensch, der blos die Zahl vermehrt, die Mandel oder das Schock vollmacht.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Numerus. (<hi rendition="#i">Erasm., 178; Tappius, 45<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Es kommt (mir) auf ein paar Ziffern nicht an.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu sagen, dass man es bei einem Kauf, einer Zahlung nicht so genau nehmen wolle. Ungefähr in demselben Sinne die jüdisch-deutsche Redensart: Chuw-hei (25), chuw-wuw (26), d. h. wenn man bei einer Sache im Zuge ist, kommt es auf eins mehr nicht an; hat man z. B. bis 25 gezählt, kann man auch noch auf 26 zählen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zifferblatt.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Auck dat schäunste Zifferblatt heft allmangsens en schuorweden Ens.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lyra, 50.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Man kann wol das Zifferblatt sehen, aber nicht Räder und Feder.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Er hat ein zweites Zifferblatt, auf dem Nase und Kinn miteinander Karte spielen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 4173.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist alt geworden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 He lät sick nich allein düür'n schäun Zîferblatt<hi rendition="#sup">1</hi> bepäusken<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lyra, 59.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Gesicht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Verleiten, täuschen, betrügen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zigeuner.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Den Zigeuner betrügt der Jude, den Juden der Grieche und den Griechen der Teufel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Cikána o&#x0161;idí &#x017D;id, &#x017D;ida Rek, a &#x0158;eka &#x010D;ert. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 473.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="584"/>
2 Der Zigeuner hat drei Seelen; eine mit mir, die andere mit dir, die dritte mit ihm.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Cikán má t&#x0159;i du&#x0161;e: jedna se mnou, druhá s tebou, a t&#x0159;etí s nim. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 474.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Der Zigeuner hat eine doppelte Haut, wenn er mit der einen zahlt, so bleibt ihm die andere übrig.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: U Cikána dv&#x0115; k&#x016F;&#x017E;e; jednou-li platí, v&#x017E;dy je&#x0161;t&#x0115; jedna mu ostane. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 474.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Der Zigeuner verkauft um einen Groschen seine Seele und um einen Heller seine Tochter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Neue Freie Presse, 4592.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Die sich einen Zigeuner zum König wählen, müssen sich auch das Hängen gefallen lassen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: U&#x010D;inili cikána králem, a on nejprvé svého otce ob&#x0115;sil. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 35.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Die Zigeuner stehlen immer frecher, sagte der Bojar, und liess alles Vieh der Bauern in seine Ställe treiben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Neue Freie Presse, 4576.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Damit die Zigeuner den Bauern nicht etwa ein Kalb oder eine Ziege stehlen, nimmt der Bojar ihnen alles Vieh. Zur Schilderung der rumänischen Edelleute.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 E jêd Zign lôft sai Rôss.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 711.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Ein Zigeuner hat sein Kind lieb, und wäre es auch schwarz, wie der Satan.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Ein Zigeuner lässt sich für seine Gesellschaft aufhängen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Dla kompanii du si&#x0119; cygan powiesi&#x0107;. (<hi rendition="#i">Lompa, 11.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Ein Zigeuner nimmt den andern zum Zeugen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Cygan Cyganem si&#x0119; &#x015B;wiadczy. &#x2013; Cygan dzie&#x0107;mi &#x015B;wiadczy. &#x2013; Masz Cyanie &#x015B;wiadki? &#x201E;Mam, &#x017E;on&#x0119; i dziatki.&#x201C; (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 474.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Jeder Zigeuner lobt seine Kinder.</hi> (<hi rendition="#i">Ruth.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Lieber des Zigeuners Eheweib, als des Sultans Geliebte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Neue Freie Presse, 4592.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Was dem Zigeuner dünkt aufgehoben zu schlecht, das nimmt er und bewahrt es recht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Neue Freie Presse, 4592.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Was dir ein Zigeuner gestohlen, kann nur ein anderer wieder holen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Neue Freie Presse, 4592.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Wenn der Zigeuner nicht stiehlt, er nicht als Mensch sich fühlt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Neue Freie Presse, 4592.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Wenn der Zigeuner nichts mitnehmen kann, sagt er, er hab' etwas liegen lassen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Blass, 21.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Wenn du erlaubst, dass dir der Zigeuner Guten Tag sagt, so hat er dich schon betrogen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Neue Freie Presse, 4592.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Wer einen Zigeuner fangen will, muss einen Zigeuner zu Hülfe nehmen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Kdo chce cikána chytiti, musí cikána k dí&#x0159;e p&#x0159;istaviti. &#x2013; Proti ka&#x017E;dému forteli fortel se najde. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 43.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Kroat.</hi>: Koi cigana ho&#x0107;e vloviti, mora cigana pred luknju déti. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 43.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Wo der Zigeuner stehet, dort rührt (stiehlt) er nischt.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Brody.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Zigeuner lassen nichts liegen, als glühendes Eisen und Mühlsteine.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Horn, Spinnstube, 1848, S. 6.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Zigeuner und Polen kann der Teufel zusammen holen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Cikán a Polák jedna baba. (Aus dem Kleinrussischen.) (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 463.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Zigeuner und Soldaten, wenn sie riechen einen Braten, so thun sie ihn wegtragen, wenn sie auch sollten die Beine am Galgen abnagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Chaos, 583; Parömiakon, 157.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Zigeuner und Walchen haben Einen Glauben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Cikán jako Valach, jedno to: pís víra. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 473.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*24 Du gebst einen bosen Zigeuner, du kanst nicht warsagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 447; Franck, I, 51<hi rendition="#sup">b</hi>; Guttenstein, 81, 102; Egenolff, 203<hi rendition="#sup">b</hi>; Schottel, 1137<hi rendition="#sup">a</hi>; Eyering, I, 800; II, 11<hi rendition="#sup">a</hi>, 94; Mayer, II, 42; Simrock, 12113; Körte, 7134.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In der Schweiz: Er geb em böse Zigeuner, er chönnt nid wohrsäge. (S.  Lügen 289.) (<hi rendition="#i">Sutermeister, 74.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Zlý by z tebe byl Cikán, neumí&#x0161; hádati. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 473.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Infelix potius, quam maledicus. (<hi rendition="#i">Sutor, 482.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[292]/0304] Zieren. 1 Auswendig geziert, inwendig geschmiert. – Parömiakon, 552. 2 Vier zieren ihren Stand (Platz, Ort) überaus: ein Prediger auf der Kanzel, ein Barfüssler im Chor, ein Karmeliter in der Küche und ein Augustiner im Hurenhaus. 3 We gezeert, esu estermeert. – Geschräppels, 3. *4 Er ist geziert, wie die Wurst nach aussen gekehrt. Wie man etwa einen Aermel umkehrt. Böhm.: Všaks velmi strojný, co jelito na ruby. (Čelakovsky, 549.) *5 Er ziert es (die Gesellschaft), wie der Bock den Marstall. – Jähns, I, 81. *6 Er ziert es, wie ein Esel den Rossmarkt. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 284; Gruter, III, 118. *7 Er ziert sich, wie ein Esel am Palmsonntage. – Parömiakon, 984. *8 Er ziert sich wie Lehmann im Sarge. – Klix, 124. *9 Geziert wie der Osterochs. – Eiselein, 501. *10 Sie ziert sich wie ein Perlhuhn. Jüdisch-deutsch in Warschau: Die macht dus Cheindl zürecht. Cheindl ist die Verkleinerungsform von Chein = Anmuth, Liebreiz, d. h. sie macht sich angenehm, ziert sich, affectirt. Zierkraut. Zierkraut wächst nur in wenigen Gärten, Unkraut in vielen. – Altmann V, 98. Zierrath. 1 Es ist ein schlechter Zierrath, ein perlener Aufsatz, wenn das Haupt grindig ist. Holl.: Het is een mager sieraad van kostelijke kappen als de hoofden schurftig zijn. (Harrebomée, II, 266a.) 2 Es ist kein schöner Zierrath im Hause, als ein lichter Herd. Holl.: Geen beter sieraad dan een zedig gewand. (Harrebomée, II, 266a.) Zieten. * Wie Zieten aus dem Busch. Unerwartet, plötzlich hervortreten. Diese Redensart ist bereits unter „Hervorkommen“ aufgeführt, und dort von der Schlacht bei Kulm, 30. August 1813, hergeleitet. Andere finden ihre Quelle in der Schlacht bei Torgau um 3. November 1760. Als sich am Abend dieser Schlacht die Oesterreicher zurückgezogen hatten, stürzte der alte Zieten mit seinen Husaren aus dem Busche, in dem er verborgen stand, plötzlich hervor und entschied so die Schlacht. (Vgl. Büchmann, 10. Aufl., S. 309.) Es fehlt noch an Belegstellen aus der Zeit von 1813, um den Beweis des Ursprungs für 1760 mit Bestimmtheit zu führen. Ziffer. *1 Er ist bis auf die letzte Ziffer gekommen. – Parömiakon, 3025. Nämlich die Null. Es ist mit seinem Vermögen am Ende. *2 Es ist eyn recht zyffer. – Tappius, 46a. D. h. ein Mensch, der blos die Zahl vermehrt, die Mandel oder das Schock vollmacht. Lat.: Numerus. (Erasm., 178; Tappius, 45b.) *3 Es kommt (mir) auf ein paar Ziffern nicht an. Um zu sagen, dass man es bei einem Kauf, einer Zahlung nicht so genau nehmen wolle. Ungefähr in demselben Sinne die jüdisch-deutsche Redensart: Chuw-hei (25), chuw-wuw (26), d. h. wenn man bei einer Sache im Zuge ist, kommt es auf eins mehr nicht an; hat man z. B. bis 25 gezählt, kann man auch noch auf 26 zählen. Zifferblatt. 1 Auck dat schäunste Zifferblatt heft allmangsens en schuorweden Ens. – Lyra, 50. 2 Man kann wol das Zifferblatt sehen, aber nicht Räder und Feder. *3 Er hat ein zweites Zifferblatt, auf dem Nase und Kinn miteinander Karte spielen. – Frischbier, 4173. Er ist alt geworden. *4 He lät sick nich allein düür'n schäun Zîferblatt1 bepäusken2. – Lyra, 59. 1) Gesicht. 2) Verleiten, täuschen, betrügen. Zigeuner. 1 Den Zigeuner betrügt der Jude, den Juden der Grieche und den Griechen der Teufel. Böhm.: Cikána ošidí Žid, Žida Rek, a Řeka čert. (Čelakovsky, 473.) 2 Der Zigeuner hat drei Seelen; eine mit mir, die andere mit dir, die dritte mit ihm. Böhm.: Cikán má tři duše: jedna se mnou, druhá s tebou, a třetí s nim. (Čelakovsky, 474.) 3 Der Zigeuner hat eine doppelte Haut, wenn er mit der einen zahlt, so bleibt ihm die andere übrig. Böhm.: U Cikána dvĕ kůže; jednou-li platí, vždy ještĕ jedna mu ostane. (Čelakovsky, 474.) 4 Der Zigeuner verkauft um einen Groschen seine Seele und um einen Heller seine Tochter. – Neue Freie Presse, 4592. 5 Die sich einen Zigeuner zum König wählen, müssen sich auch das Hängen gefallen lassen. Böhm.: Učinili cikána králem, a on nejprvé svého otce obĕsil. (Čelakovsky, 35.) 6 Die Zigeuner stehlen immer frecher, sagte der Bojar, und liess alles Vieh der Bauern in seine Ställe treiben. – Neue Freie Presse, 4576. Damit die Zigeuner den Bauern nicht etwa ein Kalb oder eine Ziege stehlen, nimmt der Bojar ihnen alles Vieh. Zur Schilderung der rumänischen Edelleute. 7 E jêd Zign lôft sai Rôss. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 711. 8 Ein Zigeuner hat sein Kind lieb, und wäre es auch schwarz, wie der Satan. 9 Ein Zigeuner lässt sich für seine Gesellschaft aufhängen. Poln.: Dla kompanii du się cygan powiesić. (Lompa, 11.) 10 Ein Zigeuner nimmt den andern zum Zeugen. Poln.: Cygan Cyganem się świadczy. – Cygan dziećmi świadczy. – Masz Cyanie świadki? „Mam, žonę i dziatki.“ (Čelakovsky, 474.) 11 Jeder Zigeuner lobt seine Kinder. (Ruth.) 12 Lieber des Zigeuners Eheweib, als des Sultans Geliebte. – Neue Freie Presse, 4592. 13 Was dem Zigeuner dünkt aufgehoben zu schlecht, das nimmt er und bewahrt es recht. – Neue Freie Presse, 4592. 14 Was dir ein Zigeuner gestohlen, kann nur ein anderer wieder holen. – Neue Freie Presse, 4592. 15 Wenn der Zigeuner nicht stiehlt, er nicht als Mensch sich fühlt. – Neue Freie Presse, 4592. 16 Wenn der Zigeuner nichts mitnehmen kann, sagt er, er hab' etwas liegen lassen. – Blass, 21. 17 Wenn du erlaubst, dass dir der Zigeuner Guten Tag sagt, so hat er dich schon betrogen. – Neue Freie Presse, 4592. 18 Wer einen Zigeuner fangen will, muss einen Zigeuner zu Hülfe nehmen. Böhm.: Kdo chce cikána chytiti, musí cikána k díře přistaviti. – Proti každému forteli fortel se najde. (Čelakovsky, 43.) Kroat.: Koi cigana hoće vloviti, mora cigana pred luknju déti. (Čelakovsky, 43.) 19 Wo der Zigeuner stehet, dort rührt (stiehlt) er nischt. (Jüd.-deutsch. Brody.) 20 Zigeuner lassen nichts liegen, als glühendes Eisen und Mühlsteine. – Horn, Spinnstube, 1848, S. 6. 21 Zigeuner und Polen kann der Teufel zusammen holen. Böhm.: Cikán a Polák jedna baba. (Aus dem Kleinrussischen.) (Čelakovsky, 463.) 22 Zigeuner und Soldaten, wenn sie riechen einen Braten, so thun sie ihn wegtragen, wenn sie auch sollten die Beine am Galgen abnagen. – Chaos, 583; Parömiakon, 157. 23 Zigeuner und Walchen haben Einen Glauben. Böhm.: Cikán jako Valach, jedno to: pís víra. (Čelakovsky, 473.) *24 Du gebst einen bosen Zigeuner, du kanst nicht warsagen. – Agricola I, 447; Franck, I, 51b; Guttenstein, 81, 102; Egenolff, 203b; Schottel, 1137a; Eyering, I, 800; II, 11a, 94; Mayer, II, 42; Simrock, 12113; Körte, 7134. In der Schweiz: Er geb em böse Zigeuner, er chönnt nid wohrsäge. (S. Lügen 289.) (Sutermeister, 74.) Böhm.: Zlý by z tebe byl Cikán, neumíš hádati. (Čelakovsky, 473.) Lat.: Infelix potius, quam maledicus. (Sutor, 482.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/304
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [292]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/304>, abgerufen am 19.03.2024.