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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] *23 Au en Timberma? - Sutermeister, 120.

*24 Des Zimmermanns Loch suchen.

Die Thür.

Frz.: Chercher le moyen de s'enfuir. (Kritzinger, 337a.)

Holl.: Daar hebt ge het gat van den timmerman. (Harrebomee, II, 335a.)

*25 Einem zeigen, wo der Zimmermann das Loch gelassen (gemacht) hat. - Schöpf, 393.

*26 Hier hat der Zimmermann ein Loch gelassen. - Simrock, 12120.


Zimmermannsauge.

Tömmermanns-Og drögt (trügt) nich, säd jen Jung, on hadd sess Wäke gelehrt. (Ostpr.)

Er hatte ein Mädchen geschwängert und sprach von deren Zustand zuerst und öfter mit obigen Worten, die Richtigkeit seiner Wahrnehmung erhärtend.

Holl.: Een timmerman's oog liegt niet. (Harrebomee, II, 335a.)


Zimmermannshaar.

1 Des Zimmermanns Haar ist ein Zoll. (Deisslingen.) - Birlinger, 566.

Um ein unbestimmtes Mass anzugeben.

*2 Do ist's auf a Zimmermannshaar ankommen.

"Nun, bezüglich der Wahrheit kommt's ihnen (den Jesuiten) auf ein Zimmermannshaar nicht an." (Albbote in Baden.)

*3 Es fehlt nur noch ein Zimmermannshaar.

Ein Zimmermannshaar ist so stark, wie ein kräftiger Zimmermann mit der Axt werfen kann. (Berliner Fremdenblatt, 1876.)

*4 Es stimmt nicht um ein Zimmermannshaar.

Nach Frischbier, 4174, soll es 7 Fuss messen. In Schwaben heisst es: Dreizehn Schuh ist ein Zimmermannshaar. Die Zimmermannshaare scheinen also sehr verschiedene Längen, aber im Verhältniss keine unbedeutenden zu bezeichnen.


Zimmern.

1 Wo man zimmert, fallen Späne. - Petri, II, 813; Eiselein, 658; Simrock, 12115; Braun, I, 4137; Körte, 5601.

"Wo timmert ward, da falln ok Spön, as bi den Bäcke de Spritzeln, un bi'n Bokbinner de Snitzeln. Lat s' ruhig ligg'n, ik wedd wol drop, ahn di to hänseln un witzeln: et kümmt doch een, de nimmt se op un möcht vör Freud sik kitzeln." (Plattdütscher Husfründ, Leipzig 1877, Nr. 11.)

Holl.: Daer men timmert, vallen spane. (Tunn., 8, 14.)

Lat.: Ligna ubi caeduntur, fragmina multa leguntur. (Eiselein, 658.) - Quo carpentatur, ibi fragmina quis speculatur. (Fallersleben, 175.)

*2 Kan er nicht zimmern, so hawt er doch Spän. - Lehmann, 715, 12.

Der Ungeschickte.

Dän.: Kand hand ei töme, saa hugger hand spaaner. (Prov. dan., 551.)


Zimmerochs.

Die Zimmerochsen, das Maurervieh und die Herren Handlanger werden zum Essen gebeten.

Scherzhafte Einladung zum Essen. Bei einer Hochzeit war der Bräutigam ein Handlanger.


Zimmt.

1 Je mehr man den Zimmt stösst, desto lieblicher riecht er. - Parömiakon, 2547.

Je mehr der Tugendhafte leidet, je geläuterter geht er aus dem Kampfe hervor.

*2 Die riecht nicht nach Zimmt.

Ihre Jungfrauschaft ist zweifelhaft. Die obige Redensart ist jüngern Ursprungs, soll aber schon ziemlich verbreitet sein. Das Trautenauer Volksblatt berichtet über die Entstehung Folgendes. Der P. Dimter in Trautenau hat in einer Predigt die heilige Jungfrau mit einer Angoraziege verglichen. Ein anderer Geistlicher behandelte in seiner Predigt das Thema von der Verdorbenheit und Sündhaftigkeit der Welt. Er behauptete, es seien jetzt nur noch wenige Jungfrauen zu finden; wo eine sei, erkenne man sie von weitem. Dagegen habe die allerseligste Jungfrau Maria wegen ihrer Jungfräulichkeit einen ungemein lieblichen Zimmtgeruch verbreitet. Es konnte nicht fehlen, dass sich der Volkswitz dieser Aeusserung bemächtigte. Der Zimmtgeruch ist Dorfgespräch: wo einige lustige Gesellen beisammensitzen und ein Mädchen vorübergeht, so fragen sich dieselben, ob es nach Zimmt riechen mag oder nicht. Nun heisst es wol: die riecht nicht nach Zimmt. (Vgl. Tribüne, Berlin 1872, Nr. 47.)

*3 Er thut Zimmt an seine Wurst statt Pfeffer.


Zimperlich.

*1 So zimperlich, wie e Kindbetterin. - Tendlau, 258.

*2 Zimperlich wie eine Jungfer. - Willkomm, Der Bauer, 34.


[Spaltenumbruch]
Zimpertrili.

* Si is es Zimpertrili. - Sutermeister, 58.

Ein sich zierendes (affectirendes) Frauenzimmer.


Zinken.

1 Sechs cincken geben nit, daus as hat nit, quatuor drey geben frey. - Zinkgref, IV, 392.

2 Sechs zink vnd dauss ess sollen bergwerck bawen, quater drei, sollens lassen. - Henisch, 291, 31.

3 Sechs zink, wer eh' kompt, der trink. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 177.

*4 Dem werd' ich einen Zinken stechen. - Klix, 124.

*5 Den Zinken blasen. (S. Hiefhorn.) - Eiselein, 659.

Der Zinken ist ein Blasinstrument, in gerader wie gekrümmter Form. In den Orgeln sind Zinken die Pfeifen, welche den Ton dieses Instruments nachahmen und das sie anziehende Register. (Campe, Wb., V, 869.)

Lat.: Apertis (ut ajunt) tibiis. (Binder II, 199.)


Zinkfeuerlen.

* Da darf man nicht lang zinkfeuerlen. (Nürtingen.)

Keine Zeit mit Vorbereitungen verlieren.


Zinne.

* Auf den Zinnen der Partei stehen.

Die Redensart hat ihren Ursprung in der Zeit politischer Dichtung nach 1840, als die Gedichte eines Lebendigen von Herwegh erschienen waren und Freiligrath in seinem Gedicht: Aus Spanien den Gedanken aussprach: "Der Dichter steht auf einer höhern Warte als auf den Zinnen der Partei." Herwegh antwortete in seinem Gedicht: Die Partei, dessen Schlusszeilen lauten: "Ich hab' gewählt, ich habe mich entschieden, und meinen Lorber flechte die Partei." (Büchmann, 10. Aufl., S. 81.)


Zinnen.

* Zinnen, wie ein Heftelmacher. (Schles.) - Weinhold, 34 u. 107.

Eine verdriessliche, zänkische Miene machen.


Zins.

1 Alle Zinsen fahren. - Graf, 76, 84.

Bezieht sich auf die mittelalterliche Einrichtung, den Brauch der Grundherren, die Lehnsleute zu pünktlicher Zinsenzahlung zu veranlassen, indem die Verabsäumung der Zinsentrichtung durch die Rutscherzinsen geahndet wurde. Der Rutscherzins aber besteht darin, dass mit jedem Tage der Zahlungsverzögerung der Betrag des rückständigen Zinses sich verdoppelt. So oft die Sonne auf- und niedergeht, der Schilling doppelt. (Grimm, Weisthümer, III, 131.)

Mhd.: Alle zinss fharen. (Grimm, Weisthümer, II, 478.)

2 Bringst du Zins, bringst du Geld. - Pistor., VIII, 75.

3 Der Eine berechnet die Zinsen, der Andere hat das Kapital. - Altmann VI, 393.

4 Hüte dich vor aufgeschwollenen Zinsen, sie essen mit dir täglich aus der Schüssel.

Lat.: Nil est tam pravum, quod ad ullum non valet usum. (Sutor, 649.)

5 Man zahlt Zins, wenn der Bär im Moose liegt. - Zeitschrift für germanische Rechtswissenschaft, II, 45.

D. h. erst im Winter oder im Spätherbst, nach dem die Feldfrüchte eingebracht sind, pflegt der Pachtzins abgetragen zu werden.

6 Rauss, was kein Zins geit, sagt der Schwabe, und schneuzt sich in die Hand. (Ulm.) - Birlinger, 565.

7 Wann der Zins versessen ist, wächst er alle Tage auf. - Graf, 76, 86.

8 Was bringt mehr Zinsen als ein Pferd, gut gepflegt, und ein Acker, gut gedüngt!

9 Wenn zwei Zinse den dritten berühren, soll das Gotteshaus das Gut an die Hand ziehen. - Graf, 76, 90.

Man hatte verschiedene Mittel, den Besitzer eines zinspflichtigen Gutes zur Erfüllung seiner Verpflichtung anzutreiben. Wer den Zins versessen, d. h. zur fälligen Zeit nicht bezahlt hatte, wurde einfach gebüsst. Dies war das mildeste Zwangsmittel. Ein schärferes Verfahren war - und dies ist im obigen Sprichwort gemeint -, dass das Zinsgut, wenn zweimal der Zins rückständig geblieben war, im dritten Jahr an den Grundherrn heimfiel. Der Lehnsmann wurde daraus vertrieben oder abgemeiert.

Mhd.: Vntz daz zwen zins den dritten berührtend, so soll das gotzhus das gut in sin hand siechen. (Blum, I, 46.)

10 Wer den Zins versitzt, verliert den Acker wie verstohlen Gut. - Grimm, I, 339; Graf, 53.

Wer dem Grund- oder Schutzherrn nicht leistet, wozu er verpflichtet ist, wird gepfändet und, wenn dies den Zweck nicht erreicht, vom Gute vertrieben.

Lat.: Qui negligit censum perdit agrum. (Pertz, Monumenta Germaniae historica, legg. II, 392.)

[Spaltenumbruch] *23 Au en Timberma?Sutermeister, 120.

*24 Des Zimmermanns Loch suchen.

Die Thür.

Frz.: Chercher le moyen de s'enfuir. (Kritzinger, 337a.)

Holl.: Daar hebt ge het gat van den timmerman. (Harrebomée, II, 335a.)

*25 Einem zeigen, wo der Zimmermann das Loch gelassen (gemacht) hat.Schöpf, 393.

*26 Hier hat der Zimmermann ein Loch gelassen.Simrock, 12120.


Zimmermannsauge.

Tömmermanns-Og drögt (trügt) nich, säd jen Jung, on hadd sess Wäke gelehrt. (Ostpr.)

Er hatte ein Mädchen geschwängert und sprach von deren Zustand zuerst und öfter mit obigen Worten, die Richtigkeit seiner Wahrnehmung erhärtend.

Holl.: Een timmerman's oog liegt niet. (Harrebomée, II, 335a.)


Zimmermannshaar.

1 Des Zimmermanns Haar ist ein Zoll. (Deisslingen.) – Birlinger, 566.

Um ein unbestimmtes Mass anzugeben.

*2 Do ist's auf a Zimmermannshaar ankommen.

„Nun, bezüglich der Wahrheit kommt's ihnen (den Jesuiten) auf ein Zimmermannshaar nicht an.“ (Albbote in Baden.)

*3 Es fehlt nur noch ein Zimmermannshaar.

Ein Zimmermannshaar ist so stark, wie ein kräftiger Zimmermann mit der Axt werfen kann. (Berliner Fremdenblatt, 1876.)

*4 Es stimmt nicht um ein Zimmermannshaar.

Nach Frischbier, 4174, soll es 7 Fuss messen. In Schwaben heisst es: Dreizehn Schuh ist ein Zimmermannshaar. Die Zimmermannshaare scheinen also sehr verschiedene Längen, aber im Verhältniss keine unbedeutenden zu bezeichnen.


Zimmern.

1 Wo man zimmert, fallen Späne.Petri, II, 813; Eiselein, 658; Simrock, 12115; Braun, I, 4137; Körte, 5601.

„Wo timmert ward, da falln ok Spön, as bi den Bäcke de Spritzeln, un bi'n Bokbinner de Snitzeln. Lat s' ruhig ligg'n, ik wedd wol drop, ahn di to hänseln un witzeln: et kümmt doch een, de nimmt se op un möcht vör Freud sik kitzeln.“ (Plattdütscher Husfründ, Leipzig 1877, Nr. 11.)

Holl.: Daer men timmert, vallen spane. (Tunn., 8, 14.)

Lat.: Ligna ubi caeduntur, fragmina multa leguntur. (Eiselein, 658.) – Quo carpentatur, ibi fragmina quis speculatur. (Fallersleben, 175.)

*2 Kan er nicht zimmern, so hawt er doch Spän.Lehmann, 715, 12.

Der Ungeschickte.

Dän.: Kand hand ei tøme, saa hugger hand spaaner. (Prov. dan., 551.)


Zimmerochs.

Die Zimmerochsen, das Maurervieh und die Herren Handlanger werden zum Essen gebeten.

Scherzhafte Einladung zum Essen. Bei einer Hochzeit war der Bräutigam ein Handlanger.


Zimmt.

1 Je mehr man den Zimmt stösst, desto lieblicher riecht er.Parömiakon, 2547.

Je mehr der Tugendhafte leidet, je geläuterter geht er aus dem Kampfe hervor.

*2 Die riecht nicht nach Zimmt.

Ihre Jungfrauschaft ist zweifelhaft. Die obige Redensart ist jüngern Ursprungs, soll aber schon ziemlich verbreitet sein. Das Trautenauer Volksblatt berichtet über die Entstehung Folgendes. Der P. Dimter in Trautenau hat in einer Predigt die heilige Jungfrau mit einer Angoraziege verglichen. Ein anderer Geistlicher behandelte in seiner Predigt das Thema von der Verdorbenheit und Sündhaftigkeit der Welt. Er behauptete, es seien jetzt nur noch wenige Jungfrauen zu finden; wo eine sei, erkenne man sie von weitem. Dagegen habe die allerseligste Jungfrau Maria wegen ihrer Jungfräulichkeit einen ungemein lieblichen Zimmtgeruch verbreitet. Es konnte nicht fehlen, dass sich der Volkswitz dieser Aeusserung bemächtigte. Der Zimmtgeruch ist Dorfgespräch: wo einige lustige Gesellen beisammensitzen und ein Mädchen vorübergeht, so fragen sich dieselben, ob es nach Zimmt riechen mag oder nicht. Nun heisst es wol: die riecht nicht nach Zimmt. (Vgl. Tribüne, Berlin 1872, Nr. 47.)

*3 Er thut Zimmt an seine Wurst statt Pfeffer.


Zimperlich.

*1 So zimperlich, wie e Kindbetterin.Tendlau, 258.

*2 Zimperlich wie eine Jungfer.Willkomm, Der Bauer, 34.


[Spaltenumbruch]
Zimpertrili.

* Si is es Zimpertrili.Sutermeister, 58.

Ein sich zierendes (affectirendes) Frauenzimmer.


Zinken.

1 Sechs cincken geben nit, daus as hat nit, quatuor drey geben frey.Zinkgref, IV, 392.

2 Sechs zink vnd dauss ess sollen bergwerck bawen, quater drei, sollens lassen.Henisch, 291, 31.

3 Sechs zink, wer eh' kompt, der trink.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 177.

*4 Dem werd' ich einen Zinken stechen.Klix, 124.

*5 Den Zinken blasen. (S. Hiefhorn.) – Eiselein, 659.

Der Zinken ist ein Blasinstrument, in gerader wie gekrümmter Form. In den Orgeln sind Zinken die Pfeifen, welche den Ton dieses Instruments nachahmen und das sie anziehende Register. (Campe, Wb., V, 869.)

Lat.: Apertis (ut ajunt) tibiis. (Binder II, 199.)


Zinkfeuerlen.

* Da darf man nicht lang zinkfeuerlen. (Nürtingen.)

Keine Zeit mit Vorbereitungen verlieren.


Zinne.

* Auf den Zinnen der Partei stehen.

Die Redensart hat ihren Ursprung in der Zeit politischer Dichtung nach 1840, als die Gedichte eines Lebendigen von Herwegh erschienen waren und Freiligrath in seinem Gedicht: Aus Spanien den Gedanken aussprach: „Der Dichter steht auf einer höhern Warte als auf den Zinnen der Partei.“ Herwegh antwortete in seinem Gedicht: Die Partei, dessen Schlusszeilen lauten: „Ich hab' gewählt, ich habe mich entschieden, und meinen Lorber flechte die Partei.“ (Büchmann, 10. Aufl., S. 81.)


Zinnen.

* Zinnen, wie ein Heftelmacher. (Schles.) – Weinhold, 34 u. 107.

Eine verdriessliche, zänkische Miene machen.


Zins.

1 Alle Zinsen fahren.Graf, 76, 84.

Bezieht sich auf die mittelalterliche Einrichtung, den Brauch der Grundherren, die Lehnsleute zu pünktlicher Zinsenzahlung zu veranlassen, indem die Verabsäumung der Zinsentrichtung durch die Rutscherzinsen geahndet wurde. Der Rutscherzins aber besteht darin, dass mit jedem Tage der Zahlungsverzögerung der Betrag des rückständigen Zinses sich verdoppelt. So oft die Sonne auf- und niedergeht, der Schilling doppelt. (Grimm, Weisthümer, III, 131.)

Mhd.: Alle zinss fharen. (Grimm, Weisthümer, II, 478.)

2 Bringst du Zins, bringst du Geld.Pistor., VIII, 75.

3 Der Eine berechnet die Zinsen, der Andere hat das Kapital.Altmann VI, 393.

4 Hüte dich vor aufgeschwollenen Zinsen, sie essen mit dir täglich aus der Schüssel.

Lat.: Nil est tam pravum, quod ad ullum non valet usum. (Sutor, 649.)

5 Man zahlt Zins, wenn der Bär im Moose liegt.Zeitschrift für germanische Rechtswissenschaft, II, 45.

D. h. erst im Winter oder im Spätherbst, nach dem die Feldfrüchte eingebracht sind, pflegt der Pachtzins abgetragen zu werden.

6 Rauss, was kein Zins geit, sagt der Schwabe, und schneuzt sich in die Hand. (Ulm.) – Birlinger, 565.

7 Wann der Zins versessen ist, wächst er alle Tage auf.Graf, 76, 86.

8 Was bringt mehr Zinsen als ein Pferd, gut gepflegt, und ein Acker, gut gedüngt!

9 Wenn zwei Zinse den dritten berühren, soll das Gotteshaus das Gut an die Hand ziehen.Graf, 76, 90.

Man hatte verschiedene Mittel, den Besitzer eines zinspflichtigen Gutes zur Erfüllung seiner Verpflichtung anzutreiben. Wer den Zins versessen, d. h. zur fälligen Zeit nicht bezahlt hatte, wurde einfach gebüsst. Dies war das mildeste Zwangsmittel. Ein schärferes Verfahren war – und dies ist im obigen Sprichwort gemeint –, dass das Zinsgut, wenn zweimal der Zins rückständig geblieben war, im dritten Jahr an den Grundherrn heimfiel. Der Lehnsmann wurde daraus vertrieben oder abgemeiert.

Mhd.: Vntz daz zwen zins den dritten berührtend, so soll das gotzhus das gut in sin hand siechen. (Blum, I, 46.)

10 Wer den Zins versitzt, verliert den Acker wie verstohlen Gut.Grimm, I, 339; Graf, 53.

Wer dem Grund- oder Schutzherrn nicht leistet, wozu er verpflichtet ist, wird gepfändet und, wenn dies den Zweck nicht erreicht, vom Gute vertrieben.

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[[295]/0307] *23 Au en Timberma? – Sutermeister, 120. *24 Des Zimmermanns Loch suchen. Die Thür. Frz.: Chercher le moyen de s'enfuir. (Kritzinger, 337a.) Holl.: Daar hebt ge het gat van den timmerman. (Harrebomée, II, 335a.) *25 Einem zeigen, wo der Zimmermann das Loch gelassen (gemacht) hat. – Schöpf, 393. *26 Hier hat der Zimmermann ein Loch gelassen. – Simrock, 12120. Zimmermannsauge. Tömmermanns-Og drögt (trügt) nich, säd jen Jung, on hadd sess Wäke gelehrt. (Ostpr.) Er hatte ein Mädchen geschwängert und sprach von deren Zustand zuerst und öfter mit obigen Worten, die Richtigkeit seiner Wahrnehmung erhärtend. Holl.: Een timmerman's oog liegt niet. (Harrebomée, II, 335a.) Zimmermannshaar. 1 Des Zimmermanns Haar ist ein Zoll. (Deisslingen.) – Birlinger, 566. Um ein unbestimmtes Mass anzugeben. *2 Do ist's auf a Zimmermannshaar ankommen. „Nun, bezüglich der Wahrheit kommt's ihnen (den Jesuiten) auf ein Zimmermannshaar nicht an.“ (Albbote in Baden.) *3 Es fehlt nur noch ein Zimmermannshaar. Ein Zimmermannshaar ist so stark, wie ein kräftiger Zimmermann mit der Axt werfen kann. (Berliner Fremdenblatt, 1876.) *4 Es stimmt nicht um ein Zimmermannshaar. Nach Frischbier, 4174, soll es 7 Fuss messen. In Schwaben heisst es: Dreizehn Schuh ist ein Zimmermannshaar. Die Zimmermannshaare scheinen also sehr verschiedene Längen, aber im Verhältniss keine unbedeutenden zu bezeichnen. Zimmern. 1 Wo man zimmert, fallen Späne. – Petri, II, 813; Eiselein, 658; Simrock, 12115; Braun, I, 4137; Körte, 5601. „Wo timmert ward, da falln ok Spön, as bi den Bäcke de Spritzeln, un bi'n Bokbinner de Snitzeln. Lat s' ruhig ligg'n, ik wedd wol drop, ahn di to hänseln un witzeln: et kümmt doch een, de nimmt se op un möcht vör Freud sik kitzeln.“ (Plattdütscher Husfründ, Leipzig 1877, Nr. 11.) Holl.: Daer men timmert, vallen spane. (Tunn., 8, 14.) Lat.: Ligna ubi caeduntur, fragmina multa leguntur. (Eiselein, 658.) – Quo carpentatur, ibi fragmina quis speculatur. (Fallersleben, 175.) *2 Kan er nicht zimmern, so hawt er doch Spän. – Lehmann, 715, 12. Der Ungeschickte. Dän.: Kand hand ei tøme, saa hugger hand spaaner. (Prov. dan., 551.) Zimmerochs. Die Zimmerochsen, das Maurervieh und die Herren Handlanger werden zum Essen gebeten. Scherzhafte Einladung zum Essen. Bei einer Hochzeit war der Bräutigam ein Handlanger. Zimmt. 1 Je mehr man den Zimmt stösst, desto lieblicher riecht er. – Parömiakon, 2547. Je mehr der Tugendhafte leidet, je geläuterter geht er aus dem Kampfe hervor. *2 Die riecht nicht nach Zimmt. Ihre Jungfrauschaft ist zweifelhaft. Die obige Redensart ist jüngern Ursprungs, soll aber schon ziemlich verbreitet sein. Das Trautenauer Volksblatt berichtet über die Entstehung Folgendes. Der P. Dimter in Trautenau hat in einer Predigt die heilige Jungfrau mit einer Angoraziege verglichen. Ein anderer Geistlicher behandelte in seiner Predigt das Thema von der Verdorbenheit und Sündhaftigkeit der Welt. Er behauptete, es seien jetzt nur noch wenige Jungfrauen zu finden; wo eine sei, erkenne man sie von weitem. Dagegen habe die allerseligste Jungfrau Maria wegen ihrer Jungfräulichkeit einen ungemein lieblichen Zimmtgeruch verbreitet. Es konnte nicht fehlen, dass sich der Volkswitz dieser Aeusserung bemächtigte. Der Zimmtgeruch ist Dorfgespräch: wo einige lustige Gesellen beisammensitzen und ein Mädchen vorübergeht, so fragen sich dieselben, ob es nach Zimmt riechen mag oder nicht. Nun heisst es wol: die riecht nicht nach Zimmt. (Vgl. Tribüne, Berlin 1872, Nr. 47.) *3 Er thut Zimmt an seine Wurst statt Pfeffer. Zimperlich. *1 So zimperlich, wie e Kindbetterin. – Tendlau, 258. *2 Zimperlich wie eine Jungfer. – Willkomm, Der Bauer, 34. Zimpertrili. * Si is es Zimpertrili. – Sutermeister, 58. Ein sich zierendes (affectirendes) Frauenzimmer. Zinken. 1 Sechs cincken geben nit, daus as hat nit, quatuor drey geben frey. – Zinkgref, IV, 392. 2 Sechs zink vnd dauss ess sollen bergwerck bawen, quater drei, sollens lassen. – Henisch, 291, 31. 3 Sechs zink, wer eh' kompt, der trink. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 177. *4 Dem werd' ich einen Zinken stechen. – Klix, 124. *5 Den Zinken blasen. (S. Hiefhorn.) – Eiselein, 659. Der Zinken ist ein Blasinstrument, in gerader wie gekrümmter Form. In den Orgeln sind Zinken die Pfeifen, welche den Ton dieses Instruments nachahmen und das sie anziehende Register. (Campe, Wb., V, 869.) Lat.: Apertis (ut ajunt) tibiis. (Binder II, 199.) Zinkfeuerlen. * Da darf man nicht lang zinkfeuerlen. (Nürtingen.) Keine Zeit mit Vorbereitungen verlieren. Zinne. * Auf den Zinnen der Partei stehen. Die Redensart hat ihren Ursprung in der Zeit politischer Dichtung nach 1840, als die Gedichte eines Lebendigen von Herwegh erschienen waren und Freiligrath in seinem Gedicht: Aus Spanien den Gedanken aussprach: „Der Dichter steht auf einer höhern Warte als auf den Zinnen der Partei.“ Herwegh antwortete in seinem Gedicht: Die Partei, dessen Schlusszeilen lauten: „Ich hab' gewählt, ich habe mich entschieden, und meinen Lorber flechte die Partei.“ (Büchmann, 10. Aufl., S. 81.) Zinnen. * Zinnen, wie ein Heftelmacher. (Schles.) – Weinhold, 34 u. 107. Eine verdriessliche, zänkische Miene machen. Zins. 1 Alle Zinsen fahren. – Graf, 76, 84. Bezieht sich auf die mittelalterliche Einrichtung, den Brauch der Grundherren, die Lehnsleute zu pünktlicher Zinsenzahlung zu veranlassen, indem die Verabsäumung der Zinsentrichtung durch die Rutscherzinsen geahndet wurde. Der Rutscherzins aber besteht darin, dass mit jedem Tage der Zahlungsverzögerung der Betrag des rückständigen Zinses sich verdoppelt. So oft die Sonne auf- und niedergeht, der Schilling doppelt. (Grimm, Weisthümer, III, 131.) Mhd.: Alle zinss fharen. (Grimm, Weisthümer, II, 478.) 2 Bringst du Zins, bringst du Geld. – Pistor., VIII, 75. 3 Der Eine berechnet die Zinsen, der Andere hat das Kapital. – Altmann VI, 393. 4 Hüte dich vor aufgeschwollenen Zinsen, sie essen mit dir täglich aus der Schüssel. Lat.: Nil est tam pravum, quod ad ullum non valet usum. (Sutor, 649.) 5 Man zahlt Zins, wenn der Bär im Moose liegt. – Zeitschrift für germanische Rechtswissenschaft, II, 45. D. h. erst im Winter oder im Spätherbst, nach dem die Feldfrüchte eingebracht sind, pflegt der Pachtzins abgetragen zu werden. 6 Rauss, was kein Zins geit, sagt der Schwabe, und schneuzt sich in die Hand. (Ulm.) – Birlinger, 565. 7 Wann der Zins versessen ist, wächst er alle Tage auf. – Graf, 76, 86. 8 Was bringt mehr Zinsen als ein Pferd, gut gepflegt, und ein Acker, gut gedüngt! 9 Wenn zwei Zinse den dritten berühren, soll das Gotteshaus das Gut an die Hand ziehen. – Graf, 76, 90. Man hatte verschiedene Mittel, den Besitzer eines zinspflichtigen Gutes zur Erfüllung seiner Verpflichtung anzutreiben. Wer den Zins versessen, d. h. zur fälligen Zeit nicht bezahlt hatte, wurde einfach gebüsst. Dies war das mildeste Zwangsmittel. Ein schärferes Verfahren war – und dies ist im obigen Sprichwort gemeint –, dass das Zinsgut, wenn zweimal der Zins rückständig geblieben war, im dritten Jahr an den Grundherrn heimfiel. Der Lehnsmann wurde daraus vertrieben oder abgemeiert. Mhd.: Vntz daz zwen zins den dritten berührtend, so soll das gotzhus das gut in sin hand siechen. (Blum, I, 46.) 10 Wer den Zins versitzt, verliert den Acker wie verstohlen Gut. – Grimm, I, 339; Graf, 53. Wer dem Grund- oder Schutzherrn nicht leistet, wozu er verpflichtet ist, wird gepfändet und, wenn dies den Zweck nicht erreicht, vom Gute vertrieben. Lat.: Qui negligit censum perdit agrum. (Pertz, Monumenta Germaniae historica, legg. II, 392.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [295]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/307>, abgerufen am 19.03.2024.