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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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Zugreifer.

* Das is e Zugreifer (Chapper). - Tendlau, 297.


Zugriff.

Vieler zugriff helt ein schiff. - Gruter, I, 69; Henisch, 1739, 48; Schottel, 1142a; Petri, II, 571; Eiselein, 659; Simrock, 10968.


Zugucker.

Dem Zugucker is nix zu schwer.

Der Zuschauer (s. d.) findet alles ausführbar und leicht.


Zugut.

Zugut is 'n Annern sei Narr. (Oberharz.)


Zugutekommen.

Wo dei teguede küemet1, da kalwet de Osse. (Westf.)

1) Soviel als: in guter Absicht kommt.


Zugvögel.

1 Sind die Zugvögel nach Michaelis noch hier, ist kein harter Winter vor der Thür. - Schulfreund, 85, 26.

2 Zugvögel sind sichere Wetterpropheten; je länger sie bleiben, je besser für jeden. - Payer, 31.

*3 Es ist ein Zugvogel.

Holl.: Het is een trekvogel, die zich maar eens nederzet. (Harrebomee, II, 400b.)


Zuhalten.

1 Halt zu vor dem Diebe die Truh.

*2 Dem sollt mer zuhalte! - Tendlau, 964.

Nämlich den Mund, wenn der Gesang oder die Rede schlecht ist. Der Witz liegt darin, dass "Zuhalten" im Jüdisch-Deutschen die Begleitung des Vorbeters in der Synagoge durch eine andere Stimme bezeichnet. Wenn der Vorbeter schlecht, oder ohne Begleitung sang, so ward das obige Wort, aber dann auch auf andere Verhältnisse angewandt, gebraucht.


Zuhauen.

1 Hackedau, Brauer (Bruder) et gill for 't Vaterland. (Harz.) - Lohrengel, II, 310.

*2 Hau zu, es ist ein Wende.

Weil angeblich früher die Wenden rechtlos gewesen sind. (Andree in Unsere Zeit, 1872, 7. Heft.)


Zuhausebleiben.

Bliw to Hus un kokk den Brie, dann kümmst du nich in Taggerie1. (Westf.)

1) Zänkerei, von taggen = sich zanken.


Zuhausegehen.

Geh' zu Hause und piss Muttern auf die Käse, sagte der Meister zum (untauglichen Lehr-) Jungen.


Zuhöflicher.

Der Zuhöfliche hat den Hut in der Hand und den Filz im Herzen. - Gubitz, Volkskalender.


Zuhören.

1 Das Zuhören ist leichter als das Thun.

2 Dat Tohoere (auch Tokeiken) hät man ümme süss, awwer man nemme sick für Küren in Acht. (Lippe.)

Das Zuhören und Zugucken hat man frei, aber vor dem Mitsprechen soll man sich hüten.

3 Recht zuhören macht weise.

4 Wer viel zuhört und wenig spricht, ist überall willkommen.

It.: Parla poco, ascolta assai, e non fallirai. (Biber.)

*5 Ich hör lieber zu, denn dass ich's thu. - Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 252.

*6 Ick hürt to, wat de Klock slög. (Mecklenburg.) - Mussäus, 121, 11.

Ich hörte zu, was die Glocke schlug, passte auf alle Vorgänge auf, war auf meiner Hut.

*7 Zuhören als ein Falck. - Herberger, I, 744.


Zuhörer.

1 Aus einem guten Zuhörer wird ein guter Erzähler.

Poln.: Kto chec bigc dobrym powiadaczem, trzeba zeby byl pier wej dobrym sluchaczem. (Celakovsky, 70.)

2 Der Zuhörer gereth nach seinem Meister. - Henisch, 1506, 23.

3 Der Zuhörer Thränen sind des Predigers (Redners) Ruhm (Triumph).

It.: Le lacrime degl' ascoltanti sono le lodi del predicatore. (Pazzaglia, 302, 4.)

[Spaltenumbruch] 4 Fleissige Zuhörer machen fleissige Lehrer (Prediger, Professoren). - Simrock, 12177; Körte, 7169.

Der fleissigste Lehrer ermüdet, wenn er sieht, dass seine Zuhörer sich nicht belehren lassen wollen, dass ihnen der Unterricht gleichgültig ist.

Lat.: Excitat auditor studium. (Ovid.) (Philippi, I, 142.)

5 Für einen fleissigen Zuhörer gehören wenig Worte.


Zuia.

Aus der Zuia1 kriecht immer eine Schlange.

1) Einem geweihten Orte mit Moschee und Schule. Ein Sprichwort der Dschuads (arabischer Schwertadel), womit sie den Marabouts (dem arabischen Religionsadel) zum Vorwurfe machen, was man in allen Ländern von dem geistlichen Stande sagt; man beschuldigt sie des Ehrgeizes, des Ränkemachens, des unaufhörlichen Begehrens nach den Gütern dieser Erde, welches sich unter die heuchlerische Liebe zu Gott versteckt.


Zujauchzen.

Wer sich selbst zujauchzt, braucht sich bei andern nicht zu bedanken.


Zuknellen.

Ich wollt' noch zügeknellt auch. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Knellen heisst unterrichten, lehren, namentlich Kindern Unterricht ertheilen. Von einem "Melammid" (Lehrer) wird erzählt, er habe, als von den grossen Reichthümern des Grafen Potocki die Rede gewesen, den Wunsch geäussert, so reich zu sein wie dieser. Dann, habe er noch hinzugefügt, werde er noch reicher sein, wie der reiche Graf, denn er werde noch obendrein "zuknellen", d. h. wol neben dem Reichthume auch als Lehrer etwas erwerben. (Vgl. über Knellen Tendlau, 186.)


Zuknöpfen.

* Er ist heut sehr zugeknöpft.

Spricht wenig, man kann über gewisse Dinge nichts von ihm und seiner Meinung darüber erfahren. "Von seiten des Ministeriums verhält man sich sehr zugeknöpft." (Schlesische Zeitung, 1871, Nr. 299.)


Zukommen.

1 Alles kümmt mir zü, nor kein Batel Geld. - Blass, 5.

Die Sprache eines Menschen, dem vorherrschend Unangenehmes begegnet. (Warschau.)

2 Was einem nicht zukommt, das ist Gewinn. - Blass, 21.


Zukriegen.

Sau Einen krigt 'n tau, sä de Junghansche, da solle se en lütchen scheiben Sneider frien. (Hildesheim.) - Hoefer, 502; Peik, 196, 193.

Als sie einen kleinen, schiefen Schneider heirathen sollte.


Zukunft.

1 Die Zukunft ist eine unsichere Gabe. - Altmann VI, 404.

2 Die Zukunft steht niemand offen.

Lat.: Sit caeca futuri mens hominum: saltem liceat sperare timenti. (Lucan.) (Philippi, II, 191.)

3 Wer der Zukunft traut, hat auf Sand gebaut.

Die Spanier sagen: Die Zukunft ist lahm an der Hälfte ihrer Glieder. (Westermann's Monatsschrift, IV. Bd., S. 587.)

Frz.: Sur l'avenir bien faux, qui se fiera. - Tel qui rit vendredi, dimanche pleurera.

4 Wer in die Zukunft schaut, der wäget, eh' er waget, und denkt, eh' er saget, und prüfet, eh' er traut. - Wunderlich, 13.

Die Araber sagen: Sich über die Zukunft betrüben, ist Krankheit. (Cahier, 2376.)


Zukünftiges.

1 Das Zukünftige ist ungewiss. - Simrock, 12178.

2 Wer an's Zukünftige nicht denkt, der endlich sich um's Armuth kränkt.

3 Zukünftiges ist uns alles verborgen. - Simrock, 12178a.


Zukunftsmusik.

* Das ist Zukunftsmusik.

Wir gebrauchen den Ausdruck zunächst, um die Richtung des Tondichters Richard Wagner und seiner Anhänger zu bezeichnen. Entlehnt ist er von seinen Tonschöpfungen, die wegen ihres von der bisherigen Musik abweichenden Charakters als Zukunftsmusik bezeichnet werden. Veranlassung dazu hat eine Flugschrift desselben unter dem Titel gegeben: Das Kunstwerk der Zukunft. Das Wort wurde zuerst vom verstorbenen Professor Bischof in Köln, Redacteur der Niederrheinischen Musikzeitung, einem heftigen Gegner Wagner's, in dem Sinne gebraucht, dass dessen Musik keine Musik für die Ohren der Gegenwart sei. Im Verlaufe des

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Zugreifer.

* Das is e Zugreifer (Chapper).Tendlau, 297.


Zugriff.

Vieler zugriff helt ein schiff.Gruter, I, 69; Henisch, 1739, 48; Schottel, 1142a; Petri, II, 571; Eiselein, 659; Simrock, 10968.


Zugucker.

Dem Zugucker is nix zu schwer.

Der Zuschauer (s. d.) findet alles ausführbar und leicht.


Zugut.

Zugut is 'n Annern sei Narr. (Oberharz.)


Zugutekommen.

Wo dei teguede küemet1, dâ kalwet de Osse. (Westf.)

1) Soviel als: in guter Absicht kommt.


Zugvögel.

1 Sind die Zugvögel nach Michaelis noch hier, ist kein harter Winter vor der Thür.Schulfreund, 85, 26.

2 Zugvögel sind sichere Wetterpropheten; je länger sie bleiben, je besser für jeden.Payer, 31.

*3 Es ist ein Zugvogel.

Holl.: Het is een trekvogel, die zich maar eens nederzet. (Harrebomée, II, 400b.)


Zuhalten.

1 Halt zu vor dem Diebe die Truh.

*2 Dem sollt mer zuhalte! – Tendlau, 964.

Nämlich den Mund, wenn der Gesang oder die Rede schlecht ist. Der Witz liegt darin, dass „Zuhalten“ im Jüdisch-Deutschen die Begleitung des Vorbeters in der Synagoge durch eine andere Stimme bezeichnet. Wenn der Vorbeter schlecht, oder ohne Begleitung sang, so ward das obige Wort, aber dann auch auf andere Verhältnisse angewandt, gebraucht.


Zuhauen.

1 Hackedau, Brauer (Bruder) et gill for 't Vaterland. (Harz.) – Lohrengel, II, 310.

*2 Hau zu, es ist ein Wende.

Weil angeblich früher die Wenden rechtlos gewesen sind. (Andree in Unsere Zeit, 1872, 7. Heft.)


Zuhausebleiben.

Bliw to Hus un kokk den Brie, dann kümmst du nich in Taggerie1. (Westf.)

1) Zänkerei, von taggen = sich zanken.


Zuhausegehen.

Geh' zu Hause und piss Muttern auf die Käse, sagte der Meister zum (untauglichen Lehr-) Jungen.


Zuhöflicher.

Der Zuhöfliche hat den Hut in der Hand und den Filz im Herzen.Gubitz, Volkskalender.


Zuhören.

1 Das Zuhören ist leichter als das Thun.

2 Dat Tohoere (auch Tokîken) hät man ümme süss, awwer man nemme sick für Küren in Acht. (Lippe.)

Das Zuhören und Zugucken hat man frei, aber vor dem Mitsprechen soll man sich hüten.

3 Recht zuhören macht weise.

4 Wer viel zuhört und wenig spricht, ist überall willkommen.

It.: Parla poco, ascolta assai, e non fallirai. (Biber.)

*5 Ich hör lieber zu, denn dass ich's thu.Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 252.

*6 Ick hürt to, wat de Klock slög. (Mecklenburg.) – Mussäus, 121, 11.

Ich hörte zu, was die Glocke schlug, passte auf alle Vorgänge auf, war auf meiner Hut.

*7 Zuhören als ein Falck.Herberger, I, 744.


Zuhörer.

1 Aus einem guten Zuhörer wird ein guter Erzähler.

Poln.: Kto chec bigć dobrym powiadaczem, trzeba žeby był pier wéj dobrym słuchaczem. (Čelakovsky, 70.)

2 Der Zuhörer gereth nach seinem Meister.Henisch, 1506, 23.

3 Der Zuhörer Thränen sind des Predigers (Redners) Ruhm (Triumph).

It.: Le lacrime degl' ascoltanti sono le lodi del predicatore. (Pazzaglia, 302, 4.)

[Spaltenumbruch] 4 Fleissige Zuhörer machen fleissige Lehrer (Prediger, Professoren).Simrock, 12177; Körte, 7169.

Der fleissigste Lehrer ermüdet, wenn er sieht, dass seine Zuhörer sich nicht belehren lassen wollen, dass ihnen der Unterricht gleichgültig ist.

Lat.: Excitat auditor studium. (Ovid.) (Philippi, I, 142.)

5 Für einen fleissigen Zuhörer gehören wenig Worte.


Zuia.

Aus der Zuia1 kriecht immer eine Schlange.

1) Einem geweihten Orte mit Moschee und Schule. Ein Sprichwort der Dschuads (arabischer Schwertadel), womit sie den Marabouts (dem arabischen Religionsadel) zum Vorwurfe machen, was man in allen Ländern von dem geistlichen Stande sagt; man beschuldigt sie des Ehrgeizes, des Ränkemachens, des unaufhörlichen Begehrens nach den Gütern dieser Erde, welches sich unter die heuchlerische Liebe zu Gott versteckt.


Zujauchzen.

Wer sich selbst zujauchzt, braucht sich bei andern nicht zu bedanken.


Zuknellen.

Ich wollt' noch zügeknellt auch. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Knellen heisst unterrichten, lehren, namentlich Kindern Unterricht ertheilen. Von einem „Melammid“ (Lehrer) wird erzählt, er habe, als von den grossen Reichthümern des Grafen Potocki die Rede gewesen, den Wunsch geäussert, so reich zu sein wie dieser. Dann, habe er noch hinzugefügt, werde er noch reicher sein, wie der reiche Graf, denn er werde noch obendrein „zuknellen“, d. h. wol neben dem Reichthume auch als Lehrer etwas erwerben. (Vgl. über Knellen Tendlau, 186.)


Zuknöpfen.

* Er ist heut sehr zugeknöpft.

Spricht wenig, man kann über gewisse Dinge nichts von ihm und seiner Meinung darüber erfahren. „Von seiten des Ministeriums verhält man sich sehr zugeknöpft.“ (Schlesische Zeitung, 1871, Nr. 299.)


Zukommen.

1 Alles kümmt mir zü, nor kein Batel Geld.Blass, 5.

Die Sprache eines Menschen, dem vorherrschend Unangenehmes begegnet. (Warschau.)

2 Was einem nicht zukommt, das ist Gewinn.Blass, 21.


Zukriegen.

Sau Einen krigt 'n tau, sä de Junghansche, da solle se en lütchen scheiben Snîder frien. (Hildesheim.) – Hoefer, 502; Peik, 196, 193.

Als sie einen kleinen, schiefen Schneider heirathen sollte.


Zukunft.

1 Die Zukunft ist eine unsichere Gabe.Altmann VI, 404.

2 Die Zukunft steht niemand offen.

Lat.: Sit caeca futuri mens hominum: saltem liceat sperare timenti. (Lucan.) (Philippi, II, 191.)

3 Wer der Zukunft traut, hat auf Sand gebaut.

Die Spanier sagen: Die Zukunft ist lahm an der Hälfte ihrer Glieder. (Westermann's Monatsschrift, IV. Bd., S. 587.)

Frz.: Sur l'avenir bien faux, qui se fiera. – Tel qui rit vendredi, dimanche pleurera.

4 Wer in die Zukunft schaut, der wäget, eh' er waget, und denkt, eh' er saget, und prüfet, eh' er traut.Wunderlich, 13.

Die Araber sagen: Sich über die Zukunft betrüben, ist Krankheit. (Cahier, 2376.)


Zukünftiges.

1 Das Zukünftige ist ungewiss.Simrock, 12178.

2 Wer an's Zukünftige nicht denkt, der endlich sich um's Armuth kränkt.

3 Zukünftiges ist uns alles verborgen.Simrock, 12178a.


Zukunftsmusik.

* Das ist Zukunftsmusik.

Wir gebrauchen den Ausdruck zunächst, um die Richtung des Tondichters Richard Wagner und seiner Anhänger zu bezeichnen. Entlehnt ist er von seinen Tonschöpfungen, die wegen ihres von der bisherigen Musik abweichenden Charakters als Zukunftsmusik bezeichnet werden. Veranlassung dazu hat eine Flugschrift desselben unter dem Titel gegeben: Das Kunstwerk der Zukunft. Das Wort wurde zuerst vom verstorbenen Professor Bischof in Köln, Redacteur der Niederrheinischen Musikzeitung, einem heftigen Gegner Wagner's, in dem Sinne gebraucht, dass dessen Musik keine Musik für die Ohren der Gegenwart sei. Im Verlaufe des

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[[314]/0326] Zugreifer. * Das is e Zugreifer (Chapper). – Tendlau, 297. Zugriff. Vieler zugriff helt ein schiff. – Gruter, I, 69; Henisch, 1739, 48; Schottel, 1142a; Petri, II, 571; Eiselein, 659; Simrock, 10968. Zugucker. Dem Zugucker is nix zu schwer. Der Zuschauer (s. d.) findet alles ausführbar und leicht. Zugut. Zugut is 'n Annern sei Narr. (Oberharz.) Zugutekommen. Wo dei teguede küemet1, dâ kalwet de Osse. (Westf.) 1) Soviel als: in guter Absicht kommt. Zugvögel. 1 Sind die Zugvögel nach Michaelis noch hier, ist kein harter Winter vor der Thür. – Schulfreund, 85, 26. 2 Zugvögel sind sichere Wetterpropheten; je länger sie bleiben, je besser für jeden. – Payer, 31. *3 Es ist ein Zugvogel. Holl.: Het is een trekvogel, die zich maar eens nederzet. (Harrebomée, II, 400b.) Zuhalten. 1 Halt zu vor dem Diebe die Truh. *2 Dem sollt mer zuhalte! – Tendlau, 964. Nämlich den Mund, wenn der Gesang oder die Rede schlecht ist. Der Witz liegt darin, dass „Zuhalten“ im Jüdisch-Deutschen die Begleitung des Vorbeters in der Synagoge durch eine andere Stimme bezeichnet. Wenn der Vorbeter schlecht, oder ohne Begleitung sang, so ward das obige Wort, aber dann auch auf andere Verhältnisse angewandt, gebraucht. Zuhauen. 1 Hackedau, Brauer (Bruder) et gill for 't Vaterland. (Harz.) – Lohrengel, II, 310. *2 Hau zu, es ist ein Wende. Weil angeblich früher die Wenden rechtlos gewesen sind. (Andree in Unsere Zeit, 1872, 7. Heft.) Zuhausebleiben. Bliw to Hus un kokk den Brie, dann kümmst du nich in Taggerie1. (Westf.) 1) Zänkerei, von taggen = sich zanken. Zuhausegehen. Geh' zu Hause und piss Muttern auf die Käse, sagte der Meister zum (untauglichen Lehr-) Jungen. Zuhöflicher. Der Zuhöfliche hat den Hut in der Hand und den Filz im Herzen. – Gubitz, Volkskalender. Zuhören. 1 Das Zuhören ist leichter als das Thun. 2 Dat Tohoere (auch Tokîken) hät man ümme süss, awwer man nemme sick für Küren in Acht. (Lippe.) Das Zuhören und Zugucken hat man frei, aber vor dem Mitsprechen soll man sich hüten. 3 Recht zuhören macht weise. 4 Wer viel zuhört und wenig spricht, ist überall willkommen. It.: Parla poco, ascolta assai, e non fallirai. (Biber.) *5 Ich hör lieber zu, denn dass ich's thu. – Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 252. *6 Ick hürt to, wat de Klock slög. (Mecklenburg.) – Mussäus, 121, 11. Ich hörte zu, was die Glocke schlug, passte auf alle Vorgänge auf, war auf meiner Hut. *7 Zuhören als ein Falck. – Herberger, I, 744. Zuhörer. 1 Aus einem guten Zuhörer wird ein guter Erzähler. Poln.: Kto chec bigć dobrym powiadaczem, trzeba žeby był pier wéj dobrym słuchaczem. (Čelakovsky, 70.) 2 Der Zuhörer gereth nach seinem Meister. – Henisch, 1506, 23. 3 Der Zuhörer Thränen sind des Predigers (Redners) Ruhm (Triumph). It.: Le lacrime degl' ascoltanti sono le lodi del predicatore. (Pazzaglia, 302, 4.) 4 Fleissige Zuhörer machen fleissige Lehrer (Prediger, Professoren). – Simrock, 12177; Körte, 7169. Der fleissigste Lehrer ermüdet, wenn er sieht, dass seine Zuhörer sich nicht belehren lassen wollen, dass ihnen der Unterricht gleichgültig ist. Lat.: Excitat auditor studium. (Ovid.) (Philippi, I, 142.) 5 Für einen fleissigen Zuhörer gehören wenig Worte. Zuia. Aus der Zuia1 kriecht immer eine Schlange. 1) Einem geweihten Orte mit Moschee und Schule. Ein Sprichwort der Dschuads (arabischer Schwertadel), womit sie den Marabouts (dem arabischen Religionsadel) zum Vorwurfe machen, was man in allen Ländern von dem geistlichen Stande sagt; man beschuldigt sie des Ehrgeizes, des Ränkemachens, des unaufhörlichen Begehrens nach den Gütern dieser Erde, welches sich unter die heuchlerische Liebe zu Gott versteckt. Zujauchzen. Wer sich selbst zujauchzt, braucht sich bei andern nicht zu bedanken. Zuknellen. Ich wollt' noch zügeknellt auch. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Knellen heisst unterrichten, lehren, namentlich Kindern Unterricht ertheilen. Von einem „Melammid“ (Lehrer) wird erzählt, er habe, als von den grossen Reichthümern des Grafen Potocki die Rede gewesen, den Wunsch geäussert, so reich zu sein wie dieser. Dann, habe er noch hinzugefügt, werde er noch reicher sein, wie der reiche Graf, denn er werde noch obendrein „zuknellen“, d. h. wol neben dem Reichthume auch als Lehrer etwas erwerben. (Vgl. über Knellen Tendlau, 186.) Zuknöpfen. * Er ist heut sehr zugeknöpft. Spricht wenig, man kann über gewisse Dinge nichts von ihm und seiner Meinung darüber erfahren. „Von seiten des Ministeriums verhält man sich sehr zugeknöpft.“ (Schlesische Zeitung, 1871, Nr. 299.) Zukommen. 1 Alles kümmt mir zü, nor kein Batel Geld. – Blass, 5. Die Sprache eines Menschen, dem vorherrschend Unangenehmes begegnet. (Warschau.) 2 Was einem nicht zukommt, das ist Gewinn. – Blass, 21. Zukriegen. Sau Einen krigt 'n tau, sä de Junghansche, da solle se en lütchen scheiben Snîder frien. (Hildesheim.) – Hoefer, 502; Peik, 196, 193. Als sie einen kleinen, schiefen Schneider heirathen sollte. Zukunft. 1 Die Zukunft ist eine unsichere Gabe. – Altmann VI, 404. 2 Die Zukunft steht niemand offen. Lat.: Sit caeca futuri mens hominum: saltem liceat sperare timenti. (Lucan.) (Philippi, II, 191.) 3 Wer der Zukunft traut, hat auf Sand gebaut. Die Spanier sagen: Die Zukunft ist lahm an der Hälfte ihrer Glieder. (Westermann's Monatsschrift, IV. Bd., S. 587.) Frz.: Sur l'avenir bien faux, qui se fiera. – Tel qui rit vendredi, dimanche pleurera. 4 Wer in die Zukunft schaut, der wäget, eh' er waget, und denkt, eh' er saget, und prüfet, eh' er traut. – Wunderlich, 13. Die Araber sagen: Sich über die Zukunft betrüben, ist Krankheit. (Cahier, 2376.) Zukünftiges. 1 Das Zukünftige ist ungewiss. – Simrock, 12178. 2 Wer an's Zukünftige nicht denkt, der endlich sich um's Armuth kränkt. 3 Zukünftiges ist uns alles verborgen. – Simrock, 12178a. Zukunftsmusik. * Das ist Zukunftsmusik. Wir gebrauchen den Ausdruck zunächst, um die Richtung des Tondichters Richard Wagner und seiner Anhänger zu bezeichnen. Entlehnt ist er von seinen Tonschöpfungen, die wegen ihres von der bisherigen Musik abweichenden Charakters als Zukunftsmusik bezeichnet werden. Veranlassung dazu hat eine Flugschrift desselben unter dem Titel gegeben: Das Kunstwerk der Zukunft. Das Wort wurde zuerst vom verstorbenen Professor Bischof in Köln, Redacteur der Niederrheinischen Musikzeitung, einem heftigen Gegner Wagner's, in dem Sinne gebraucht, dass dessen Musik keine Musik für die Ohren der Gegenwart sei. Im Verlaufe des

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [314]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/326>, abgerufen am 19.03.2024.