Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Zuziehen.

Et trecket sick van sölwers wuier tau, as wenn de Ante dörn Duik swemmet, säd de Diern. (Sauerland.)


Zwacken.

Es gilt nit zwackens, sonder teylen. - Franck, II, 53a; Körte, 7191.


Zwagen.

1 Zwagest du mir, so schier ich dir. (S. Mann 1883.) - Franck, II, 51a; Lehmann, II, 903, 34.

*2 Ma thuet 'n zwagn wie 'n Siecha. (S. Wurzbach.) - Birlinger, 1018.


Zwang.

1 Die andern thun gross zwang vnnd noth, die trifft zuletzt ein böser Todt. - Lehmann, 936, 22.

"Der Lucifer, jhr Rottgesell, hold sie endlich doch zur Höll."

2 Kein Zwang wehret lang. - Schottel, 1132a.

3 Mässigen Zwangs bedürffen die Heiligen auff dem Altar. - Petri, II, 475.

4 Wa keyn zwanck1 ist, da ist auch keyn ehr1, sagt jhener glockner, da schlug er seine heyligen. - Franck, II, 104b; Tappius, 127a; Klosterspiegel, 22, 16; Henisch, 1653, 1; Lehmann, 935, 3; Lehmann, II, 825, 5; Hoefer, 987; Simrock, 12223.

1) Hoefer führt dies Sprichwort unter 987 aus Seb. Franck an, bemerkt aber dabei, in seiner Ausgabe des Tappius (Argentin, 1539) stehe es in der Fassung: "Wo kein Zwank ist, da ist auch keine Ehe", und fragt, ob das Sprichwort überhaupt heissen solle: "Wo kein Zwang ist, da ist keine Ehe." Ich bin der Ansicht, die obige Fassung des Sprichworts, wie sie sich in meiner Ausgabe des Tappius (Argentin, 1545) findet, ist die ursprüngliche und richtige; "Ehe" für "Ehre" in der von 1539 ist ohne Zweifel nur ein Druckfehler, und das Sprichwort: "Wo kein Zank ist, da ist keine Ehe", war eine spätere scherzhafte Parodie des obigen, wofür auch schon der Sinn spricht. Der Glöckner schlägt seine Heiligen, ist nur als Akt der Disciplin aufzufassen, der sich nicht nur die Beamten, sondern auch die Heiligen zu unterwerfen haben, und sagt dadurch: "Wollt ihr die Ehre als Heilige, so müsst ihr euch auch angemessen führen." Dafür spricht auch das Sprichwort: "Wo keine Zucht ist, da ist auch keine Ehre."

Holl.: Daar geen dwang is, is geene eer, zei de koster, en hij sloeg de beelden in de kerk. (Harrebomee, I, 169a.)

5 Was man mit Zwang thut, wird selten gut.

Mhd.: So wat men myt betwange deit, dar zo is irst den luden leit ouch wie it in na kome zo goede, zo vromen ind zo bliden moede. (Groote, Köln. Reimchronik, 40.)

It.: Cosa fatta per forza non vale una scorza. (Pazzaglia, 139, 2; Gaal, 1806.)

Lat.: Non durat actus, homo, quos facit ipse cactus. (Sutor, 164.)

6 Wo ist Zwang, da ist kein Klang.

Frz.: Ou il y a de la gene, il n'y a pas de plaisir.

7 Wo kein Zwang, da ist keine Ehre. - Zinkgref, IV, 352; Simrock, 12223.

Bei Tunnicius (275): Dar nein dwank is, dar is ok nein ere. (Nullus ubi timor est, honor et reverentia cedunt.) Dwank, hier in der Bedeutung von Bangigkeit, Furcht, sodass der Sinn ist: Wo keine Ehrfurcht ist, da ist keine Ehrerbietung.

Holl.: Daer gheen dwanc en is, daer en is gheen eer. (Tunn., 8, 16.)

Lat.: Debet adesse timor vel perit omnis honor. (Fallersleben, 159.) - Thryx nonnisi plagis, amentatur. (Seybold, 440.)

8 Wo Zwang ist, da ist auch Ehr. - Petri, II, 804.

Schwed.: Twang gjör fattig man bang. (Grubb, 829.)

9 Zeitiger Zwang vnd gute Lehr die Jugend bringt zu grosser Ehr. - Petri, II, 820.

10 Zwang, arbeit vnd lehr, bringt kinder zu grosser ehr. - Henisch, 818, 27; Petri, II, 828.

11 Zwang hat keinen Fortgang.

Lat.: Ingenia coacta male respondent. (Binder II, 1504; Schonheim, I, 17.)

12 Zwang hat keinen Klang.

Erzwungene Sachen haben keinen Werth. Im wälschtiroler Cembrathale sagt man: Una cosa per forza - non vale una scorza. (Hörmann, 21.)

Mhd.: Twanc selten holden dienst geit. (H. v. Meissen, Leiche, 191, 8.)

13 Zwang ist ein starck Pflaster, es zeucht Gold aussm Seckel. - Lehmann, 935, 2; Eiselein, 661; Simrock, 12224; Körte, 7194.

Schwed.: Twang är ett starkt dragpläter. (Grubb, 828.)

[Spaltenumbruch] 14 Zwang ist kein (guter) will. - Lehmann, 897, 20; Simrock, 12225; Gaal, 1806.

15 Zwang lehrt Sang.

Holl.: Dwang leert zang. (Harrebomee, I, 169a.)

16 Zwang macht bang.

Holl.: Dwang maakt bang. (Harrebomee, I, 169a.)

17 Zwang macht keine Christen. - Simrock, 12222; Körte, 7193.

18 Zwang thut wehe.

Lat.: Quicquid exprimitur, grave est. (Philippi, II, 127.)

19 Zwang und Noth bricht Trew vnnd Eyd. - Lehmann, 150, 152; 936, 25.

20 Zwang werdt nit lang. - Franck, II, 6a; Lehmann, 935, 1; Lehmann, II, 903, 35; Graf, 524, 303; Lohrengel, I, 923; Petri, II, 829; Mayer, II, 221; Eiselein, 661; Simrock, 12221; Grubb, 675; Körte, 7192.

Frz.: Chose violente n'est pas permanente.

Holl.: Geen dwang duurt lang. (Harrebomee, I, 169a.)

It.: Cosa sforzata e di poca durata. (Giani, 708.)

Lat.: Non durant actus quos perficis ipse coactus. (Gaal, 1806.)


Zwanzig.

1 Man kann leichter zwanzigen rathen, was jedem gut zu thun ist, als einer von den zwanzigen sein, der dem eigenen Rathe folgt. - Faselius, 11.

Lat.: Aliis prospiciens, non sibi. (Faselius, 11; Philippi, I, 20; Wiegand, 1036.)

2 Wir sind unser zwanzig, reisen von Mainz, seid so gut und schmeisst uns was in den Hut. - Diermissen, 227.

Alter Spruch reisender Handwerker.


Zwätsche.

* Dem ist die Zwätsche geplatzt. (Göttingen.)

Er ist dumm.


Zweck.

1 Alles hat seinen Zweck, sagte der Bauer, da sah er in seine Mütze.

Holl.: Alles heft zijn inzigt, zei de boer, en hij kaak in zijne mats. (Harrebomee, I, 67.)

2 Der Zweck heiligt die Mittel nicht. - Simrock, 12230.

Lat.: Non sunt facienda mala, ut eveniant bona. (Binder II, 2240; Neander, 93.)

3 Der Zweck heiligt die Mittel, sagt der Jesuit. - Klosterspiegel, 11, 3.

Es hat bisjetzt nicht nachgewiesen werden können, dass ein Jesuit einen Theil der jesuitischen Lehrmeinungen in dieser Form ausgedrückt habe. Wahrscheinlich ist dies von einem ihrer Gegner geschehen, der in Busenbaum's 1650 erschienener Medulla theologiae moralis den Satz ausspricht: "Wenn der Zweck erlaubt ist, dann sind auch die Mittel erlaubt." Busenbaum nimmt aber gerade an der genannten Stelle ausdrücklich die unmoralischen Mittel aus, indem er schreibt: ausgenommen Gewalt und Unrecht "praecisa vi et injuria". Ebenso steht es mit einer aus des Jesuiten Gury's Moraltheologie zum Beweise des erwähnten Satzes entlehnten Stelle, die auch nur von "nöthigen, nützlichen und nicht sonst verbotenen Mitteln" spricht. (Vgl. ausführlicher darüber Büchmann, 10. Aufl., S. 268.)

4 Grosse Zwecke, grosse Mittel.

5 Man kan nicht allemal den Zweck treffen, wenn man nur des Ziels nicht gar fehlet. - Mathesius, Sarepta, XXIa; Petri, II, 456.

6 Wer den Zweck will, muss auch die Mittel wollen.

Dän.: Hvo som vil enden, skal og ville midlerne dertil. (Prov. dan., 144.)

*7 Da ist ejne Zweck derfür gestossen. - Wicelius, Vertedigsrede.

*8 Den Zweck treffen (herausschiessen). - Eiselein, 662.

*9 Er hat den zweck (oder das Blatt) getroffen. - Mathesy, Hist. Jesu, LXIIIIa.

*10 Sich zum zweck legen. - Franck, II, 35b.

Stracks aufs Ziel losgehen.


Zwei.

1 Bei zweien guter Rath, bei dreien oft Verrath.

2 Bei zweien kann man lang auf Ketzereien lauern: bei Glöcknern und Bauern.

Ihre Gedanken sind in der Regel des Herrn Pfarrers Gedanken.

[Spaltenumbruch]
Zuziehen.

Et trecket sick van sölwers wuier tau, as wenn de Ante dörn Duik swemmet, säd de Diérn. (Sauerland.)


Zwacken.

Es gilt nit zwackens, sonder teylen.Franck, II, 53a; Körte, 7191.


Zwagen.

1 Zwagest du mir, so schier ich dir. (S. Mann 1883.) – Franck, II, 51a; Lehmann, II, 903, 34.

*2 Ma thuet 'n zwagn wie 'n Siecha. (S. Wurzbach.)Birlinger, 1018.


Zwang.

1 Die andern thun gross zwang vnnd noth, die trifft zuletzt ein böser Todt.Lehmann, 936, 22.

„Der Lucifer, jhr Rottgesell, hold sie endlich doch zur Höll.“

2 Kein Zwang wehret lang.Schottel, 1132a.

3 Mässigen Zwangs bedürffen die Heiligen auff dem Altar.Petri, II, 475.

4 Wa keyn zwanck1 ist, da ist auch keyn ehr1, sagt jhener glockner, da schlug er seine heyligen.Franck, II, 104b; Tappius, 127a; Klosterspiegel, 22, 16; Henisch, 1653, 1; Lehmann, 935, 3; Lehmann, II, 825, 5; Hoefer, 987; Simrock, 12223.

1) Hoefer führt dies Sprichwort unter 987 aus Seb. Franck an, bemerkt aber dabei, in seiner Ausgabe des Tappius (Argentin, 1539) stehe es in der Fassung: „Wo kein Zwank ist, da ist auch keine Ehe“, und fragt, ob das Sprichwort überhaupt heissen solle: „Wo kein Zwang ist, da ist keine Ehe.“ Ich bin der Ansicht, die obige Fassung des Sprichworts, wie sie sich in meiner Ausgabe des Tappius (Argentin, 1545) findet, ist die ursprüngliche und richtige; „Ehe“ für „Ehre“ in der von 1539 ist ohne Zweifel nur ein Druckfehler, und das Sprichwort: „Wo kein Zank ist, da ist keine Ehe“, war eine spätere scherzhafte Parodie des obigen, wofür auch schon der Sinn spricht. Der Glöckner schlägt seine Heiligen, ist nur als Akt der Disciplin aufzufassen, der sich nicht nur die Beamten, sondern auch die Heiligen zu unterwerfen haben, und sagt dadurch: „Wollt ihr die Ehre als Heilige, so müsst ihr euch auch angemessen führen.“ Dafür spricht auch das Sprichwort: „Wo keine Zucht ist, da ist auch keine Ehre.“

Holl.: Daar geen dwang is, is geene eer, zei de koster, en hij słoeg de beelden in de kerk. (Harrebomée, I, 169a.)

5 Was man mit Zwang thut, wird selten gut.

Mhd.: So wat men myt betwange deit, dar zo is irst den luden leit ouch wie it in na kome zo goede, zo vromen ind zo bliden moede. (Groote, Köln. Reimchronik, 40.)

It.: Cosa fatta per forza non vale una scorza. (Pazzaglia, 139, 2; Gaal, 1806.)

Lat.: Non durat actus, homo, quos facit ipse cactus. (Sutor, 164.)

6 Wo ist Zwang, da ist kein Klang.

Frz.: Où il y a de la gêne, il n'y a pas de plaisir.

7 Wo kein Zwang, da ist keine Ehre.Zinkgref, IV, 352; Simrock, 12223.

Bei Tunnicius (275): Dâr nein dwank is, dâr is ôk nein ere. (Nullus ubi timor est, honor et reverentia cedunt.) Dwank, hier in der Bedeutung von Bangigkeit, Furcht, sodass der Sinn ist: Wo keine Ehrfurcht ist, da ist keine Ehrerbietung.

Holl.: Daer gheen dwanc en is, daer en is gheen eer. (Tunn., 8, 16.)

Lat.: Debet adesse timor vel perit omnis honor. (Fallersleben, 159.) – Thryx nonnisi plagis, amentatur. (Seybold, 440.)

8 Wo Zwang ist, da ist auch Ehr.Petri, II, 804.

Schwed.: Twång gjör fattig man bång. (Grubb, 829.)

9 Zeitiger Zwang vnd gute Lehr die Jugend bringt zu grosser Ehr.Petri, II, 820.

10 Zwang, arbeit vnd lehr, bringt kinder zu grosser ehr.Henisch, 818, 27; Petri, II, 828.

11 Zwang hat keinen Fortgang.

Lat.: Ingenia coacta male respondent. (Binder II, 1504; Schonheim, I, 17.)

12 Zwang hat keinen Klang.

Erzwungene Sachen haben keinen Werth. Im wälschtiroler Cembrathale sagt man: Una cosa per forza – non vale una scorza. (Hörmann, 21.)

Mhd.: Twanc selten holden dienst gît. (H. v. Meissen, Leiche, 191, 8.)

13 Zwang ist ein starck Pflaster, es zeucht Gold aussm Seckel.Lehmann, 935, 2; Eiselein, 661; Simrock, 12224; Körte, 7194.

Schwed.: Twång är ett starkt dragpläter. (Grubb, 828.)

[Spaltenumbruch] 14 Zwang ist kein (guter) will.Lehmann, 897, 20; Simrock, 12225; Gaal, 1806.

15 Zwang lehrt Sang.

Holl.: Dwang leert zang. (Harrebomée, I, 169a.)

16 Zwang macht bang.

Holl.: Dwang maakt bang. (Harrebomée, I, 169a.)

17 Zwang macht keine Christen.Simrock, 12222; Körte, 7193.

18 Zwang thut wehe.

Lat.: Quicquid exprimitur, grave est. (Philippi, II, 127.)

19 Zwang und Noth bricht Trew vnnd Eyd.Lehmann, 150, 152; 936, 25.

20 Zwang werdt nit lang.Franck, II, 6a; Lehmann, 935, 1; Lehmann, II, 903, 35; Graf, 524, 303; Lohrengel, I, 923; Petri, II, 829; Mayer, II, 221; Eiselein, 661; Simrock, 12221; Grubb, 675; Körte, 7192.

Frz.: Chose violente n'est pas permanente.

Holl.: Geen dwang duurt lang. (Harrebomée, I, 169a.)

It.: Cosa sforzata è di poca durata. (Giani, 708.)

Lat.: Non durant actus quos perficis ipse coactus. (Gaal, 1806.)


Zwanzig.

1 Man kann leichter zwanzigen rathen, was jedem gut zu thun ist, als einer von den zwanzigen sein, der dem eigenen Rathe folgt.Faselius, 11.

Lat.: Aliis prospiciens, non sibi. (Faselius, 11; Philippi, I, 20; Wiegand, 1036.)

2 Wir sind unser zwanzig, reisen von Mainz, seid so gut und schmeisst uns was in den Hut.Diermissen, 227.

Alter Spruch reisender Handwerker.


Zwätsche.

* Dem ist die Zwätsche geplatzt. (Göttingen.)

Er ist dumm.


Zweck.

1 Alles hat seinen Zweck, sagte der Bauer, da sah er in seine Mütze.

Holl.: Alles heft zijn inzigt, zei de boer, en hij kaak in zijne mats. (Harrebomée, I, 67.)

2 Der Zweck heiligt die Mittel nicht.Simrock, 12230.

Lat.: Non sunt facienda mala, ut eveniant bona. (Binder II, 2240; Neander, 93.)

3 Der Zweck heiligt die Mittel, sagt der Jesuit.Klosterspiegel, 11, 3.

Es hat bisjetzt nicht nachgewiesen werden können, dass ein Jesuit einen Theil der jesuitischen Lehrmeinungen in dieser Form ausgedrückt habe. Wahrscheinlich ist dies von einem ihrer Gegner geschehen, der in Busenbaum's 1650 erschienener Medulla theologiae moralis den Satz ausspricht: „Wenn der Zweck erlaubt ist, dann sind auch die Mittel erlaubt.“ Busenbaum nimmt aber gerade an der genannten Stelle ausdrücklich die unmoralischen Mittel aus, indem er schreibt: ausgenommen Gewalt und Unrecht „praecisa vi et injuria“. Ebenso steht es mit einer aus des Jesuiten Gury's Moraltheologie zum Beweise des erwähnten Satzes entlehnten Stelle, die auch nur von „nöthigen, nützlichen und nicht sonst verbotenen Mitteln“ spricht. (Vgl. ausführlicher darüber Büchmann, 10. Aufl., S. 268.)

4 Grosse Zwecke, grosse Mittel.

5 Man kan nicht allemal den Zweck treffen, wenn man nur des Ziels nicht gar fehlet.Mathesius, Sarepta, XXIa; Petri, II, 456.

6 Wer den Zweck will, muss auch die Mittel wollen.

Dän.: Hvo som vil enden, skal og ville midlerne dertil. (Prov. dan., 144.)

*7 Da ist ejne Zweck derfür gestossen.Wicelius, Vertedigsrede.

*8 Den Zweck treffen (herausschiessen).Eiselein, 662.

*9 Er hat den zweck (oder das Blatt) getroffen.Mathesy, Hist. Jesu, LXIIIIa.

*10 Sich zum zweck legen.Franck, II, 35b.

Stracks aufs Ziel losgehen.


Zwei.

1 Bei zweien guter Rath, bei dreien oft Verrath.

2 Bei zweien kann man lang auf Ketzereien lauern: bei Glöcknern und Bauern.

Ihre Gedanken sind in der Regel des Herrn Pfarrers Gedanken.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0344" n="[332]"/>
        <cb n="663"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zuziehen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Et trecket sick van sölwers wuier tau, as wenn de Ante dörn Duik swemmet, säd de Diérn.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zwacken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Es gilt nit zwackens, sonder teylen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 53<hi rendition="#sup">a</hi>; Körte, 7191.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zwagen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Zwagest du mir, so schier ich dir.</hi> (S.  Mann 1883.) &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 51<hi rendition="#sup">a</hi>; Lehmann, II, 903, 34.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Ma thuet 'n zwagn wie 'n Siecha. (S. Wurzbach.)</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Birlinger, 1018.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zwang.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Die andern thun gross zwang vnnd noth, die trifft zuletzt ein böser Todt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 936, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Der Lucifer, jhr Rottgesell, hold sie endlich doch zur Höll.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Kein Zwang wehret lang.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1132<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Mässigen Zwangs bedürffen die Heiligen auff dem Altar.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 475.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wa keyn zwanck<hi rendition="#sup">1</hi> ist, da ist auch keyn ehr<hi rendition="#sup">1</hi>, sagt jhener glockner, da schlug er seine heyligen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 104<hi rendition="#sup">b</hi>; Tappius, 127<hi rendition="#sup">a</hi>; Klosterspiegel, 22, 16; Henisch, 1653, 1; Lehmann, 935, 3; Lehmann, II, 825, 5; Hoefer, 987; Simrock, 12223.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) <hi rendition="#i">Hoefer</hi> führt dies Sprichwort unter 987 aus <hi rendition="#i">Seb. Franck</hi> an, bemerkt aber dabei, in seiner Ausgabe des <hi rendition="#i">Tappius (Argentin, 1539)</hi> stehe es in der Fassung: &#x201E;Wo kein Zwank ist, da ist auch keine Ehe&#x201C;, und fragt, ob das Sprichwort überhaupt heissen solle: &#x201E;Wo kein Zwang ist, da ist keine Ehe.&#x201C; Ich bin der Ansicht, die obige Fassung des Sprichworts, wie sie sich in meiner Ausgabe des <hi rendition="#i">Tappius (Argentin, 1545)</hi> findet, ist die ursprüngliche und richtige; &#x201E;Ehe&#x201C; für &#x201E;Ehre&#x201C; in der von 1539 ist ohne Zweifel nur ein Druckfehler, und das Sprichwort: &#x201E;Wo kein Zank ist, da ist keine Ehe&#x201C;, war eine spätere scherzhafte Parodie des obigen, wofür auch schon der Sinn spricht. Der Glöckner schlägt seine Heiligen, ist nur als Akt der Disciplin aufzufassen, der sich nicht nur die Beamten, sondern auch die Heiligen zu unterwerfen haben, und sagt dadurch: &#x201E;Wollt ihr die Ehre als Heilige, so müsst ihr euch auch angemessen führen.&#x201C; Dafür spricht auch das Sprichwort: &#x201E;Wo keine Zucht ist, da ist auch keine Ehre.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Daar geen dwang is, is geene eer, zei de koster, en hij s&#x0142;oeg de beelden in de kerk. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 169<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Was man mit Zwang thut, wird selten gut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: So wat men myt betwange deit, dar zo is irst den luden leit ouch wie it in na kome zo goede, zo vromen ind zo bliden moede. (<hi rendition="#i">Groote, Köln. Reimchronik, 40.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Cosa fatta per forza non vale una scorza. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 139, 2; Gaal, 1806.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non durat actus, homo, quos facit ipse cactus. (<hi rendition="#i">Sutor, 164.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Wo ist Zwang, da ist kein Klang.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Où il y a de la gêne, il n'y a pas de plaisir.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Wo kein Zwang, da ist keine Ehre.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zinkgref, IV, 352; Simrock, 12223.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (275)</hi>: Dâr nein dwank is, dâr is ôk nein ere. (Nullus ubi timor est, honor et reverentia cedunt.) Dwank, hier in der Bedeutung von Bangigkeit, Furcht, sodass der Sinn ist: Wo keine Ehrfurcht ist, da ist keine Ehrerbietung.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Daer gheen dwanc en is, daer en is gheen eer. (<hi rendition="#i">Tunn., 8, 16.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Debet adesse timor vel perit omnis honor. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 159.</hi>) &#x2013; Thryx nonnisi plagis, amentatur. (<hi rendition="#i">Seybold, 440.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Wo Zwang ist, da ist auch Ehr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 804.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Twång gjör fattig man bång. (<hi rendition="#i">Grubb, 829.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Zeitiger Zwang vnd gute Lehr die Jugend bringt zu grosser Ehr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 820.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Zwang, arbeit vnd lehr, bringt kinder zu grosser ehr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 818, 27; Petri, II, 828.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Zwang hat keinen Fortgang.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ingenia coacta male respondent. (<hi rendition="#i">Binder II, 1504; Schonheim, I, 17.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Zwang hat keinen Klang.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Erzwungene Sachen haben keinen Werth. Im wälschtiroler Cembrathale sagt man: Una cosa per forza &#x2013; non vale una scorza. (<hi rendition="#i">Hörmann, 21.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Twanc selten holden dienst gît. (<hi rendition="#i">H. v. Meissen, Leiche, 191, 8.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Zwang ist ein starck Pflaster, es zeucht Gold aussm Seckel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 935, 2; Eiselein, 661; Simrock, 12224; Körte, 7194.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Twång är ett starkt dragpläter. (<hi rendition="#i">Grubb, 828.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="664"/>
14 Zwang ist kein (guter) will.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 897, 20; Simrock, 12225; Gaal, 1806.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Zwang lehrt Sang.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dwang leert zang. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 169<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Zwang macht bang.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dwang maakt bang. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 169<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Zwang macht keine Christen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 12222; Körte, 7193.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Zwang thut wehe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Quicquid exprimitur, grave est. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 127.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Zwang und Noth bricht Trew vnnd Eyd.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 150, 152; 936, 25.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Zwang werdt nit lang.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 6<hi rendition="#sup">a</hi>; Lehmann, 935, 1; Lehmann, II, 903, 35; Graf, 524, 303; Lohrengel, I, 923; Petri, II, 829; Mayer, II, 221; Eiselein, 661; Simrock, 12221; Grubb, 675; Körte, 7192.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Chose violente n'est pas permanente.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Geen dwang duurt lang. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 169<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Cosa sforzata è di poca durata. (<hi rendition="#i">Giani, 708.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non durant actus quos perficis ipse coactus. (<hi rendition="#i">Gaal, 1806.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zwanzig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Man kann leichter zwanzigen rathen, was jedem gut zu thun ist, als einer von den zwanzigen sein, der dem eigenen Rathe folgt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Faselius, 11.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Aliis prospiciens, non sibi. (<hi rendition="#i">Faselius, 11; Philippi, I, 20; Wiegand, 1036.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wir sind unser zwanzig, reisen von Mainz, seid so gut und schmeisst uns was in den Hut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Diermissen, 227.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Alter Spruch reisender Handwerker.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zwätsche.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Dem ist die Zwätsche geplatzt.</hi> (<hi rendition="#i">Göttingen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist dumm.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zweck.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Alles hat seinen Zweck, sagte der Bauer, da sah er in seine Mütze.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Alles heft zijn inzigt, zei de boer, en hij kaak in zijne mats. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 67.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der Zweck heiligt die Mittel nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 12230.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non sunt facienda mala, ut eveniant bona. (<hi rendition="#i">Binder II, 2240; Neander, 93.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Der Zweck heiligt die Mittel, sagt der Jesuit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 11, 3.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es hat bisjetzt nicht nachgewiesen werden können, dass ein Jesuit einen Theil der jesuitischen Lehrmeinungen in dieser Form ausgedrückt habe. Wahrscheinlich ist dies von einem ihrer Gegner geschehen, der in <hi rendition="#i">Busenbaum's</hi> 1650 erschienener <hi rendition="#i">Medulla theologiae moralis</hi> den Satz ausspricht: &#x201E;Wenn der Zweck erlaubt ist, dann sind auch die Mittel erlaubt.&#x201C; <hi rendition="#i">Busenbaum</hi> nimmt aber gerade an der genannten Stelle ausdrücklich die unmoralischen Mittel aus, indem er schreibt: ausgenommen Gewalt und Unrecht &#x201E;praecisa vi et injuria&#x201C;. Ebenso steht es mit einer aus des Jesuiten <hi rendition="#i">Gury's Moraltheologie</hi> zum Beweise des erwähnten Satzes entlehnten Stelle, die auch nur von &#x201E;nöthigen, nützlichen und nicht sonst verbotenen Mitteln&#x201C; spricht. (Vgl. ausführlicher darüber <hi rendition="#i">Büchmann, 10. Aufl., S. 268.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Grosse Zwecke, grosse Mittel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Man kan nicht allemal den Zweck treffen, wenn man nur des Ziels nicht gar fehlet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesius, Sarepta, XXI<hi rendition="#sup">a</hi>; Petri, II, 456.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Wer den Zweck will, muss auch die Mittel wollen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hvo som vil enden, skal og ville midlerne dertil. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 144.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Da ist ejne Zweck derfür gestossen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wicelius, Vertedigsrede.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Den Zweck treffen (herausschiessen).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 662.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Er hat den zweck (oder das Blatt) getroffen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, Hist. Jesu, LXIIII<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Sich zum zweck legen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 35<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Stracks aufs Ziel losgehen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zwei.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Bei zweien guter Rath, bei dreien oft Verrath.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Bei zweien kann man lang auf Ketzereien lauern: bei Glöcknern und Bauern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihre Gedanken sind in der Regel des Herrn Pfarrers Gedanken.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[332]/0344] Zuziehen. Et trecket sick van sölwers wuier tau, as wenn de Ante dörn Duik swemmet, säd de Diérn. (Sauerland.) Zwacken. Es gilt nit zwackens, sonder teylen. – Franck, II, 53a; Körte, 7191. Zwagen. 1 Zwagest du mir, so schier ich dir. (S. Mann 1883.) – Franck, II, 51a; Lehmann, II, 903, 34. *2 Ma thuet 'n zwagn wie 'n Siecha. (S. Wurzbach.) – Birlinger, 1018. Zwang. 1 Die andern thun gross zwang vnnd noth, die trifft zuletzt ein böser Todt. – Lehmann, 936, 22. „Der Lucifer, jhr Rottgesell, hold sie endlich doch zur Höll.“ 2 Kein Zwang wehret lang. – Schottel, 1132a. 3 Mässigen Zwangs bedürffen die Heiligen auff dem Altar. – Petri, II, 475. 4 Wa keyn zwanck1 ist, da ist auch keyn ehr1, sagt jhener glockner, da schlug er seine heyligen. – Franck, II, 104b; Tappius, 127a; Klosterspiegel, 22, 16; Henisch, 1653, 1; Lehmann, 935, 3; Lehmann, II, 825, 5; Hoefer, 987; Simrock, 12223. 1) Hoefer führt dies Sprichwort unter 987 aus Seb. Franck an, bemerkt aber dabei, in seiner Ausgabe des Tappius (Argentin, 1539) stehe es in der Fassung: „Wo kein Zwank ist, da ist auch keine Ehe“, und fragt, ob das Sprichwort überhaupt heissen solle: „Wo kein Zwang ist, da ist keine Ehe.“ Ich bin der Ansicht, die obige Fassung des Sprichworts, wie sie sich in meiner Ausgabe des Tappius (Argentin, 1545) findet, ist die ursprüngliche und richtige; „Ehe“ für „Ehre“ in der von 1539 ist ohne Zweifel nur ein Druckfehler, und das Sprichwort: „Wo kein Zank ist, da ist keine Ehe“, war eine spätere scherzhafte Parodie des obigen, wofür auch schon der Sinn spricht. Der Glöckner schlägt seine Heiligen, ist nur als Akt der Disciplin aufzufassen, der sich nicht nur die Beamten, sondern auch die Heiligen zu unterwerfen haben, und sagt dadurch: „Wollt ihr die Ehre als Heilige, so müsst ihr euch auch angemessen führen.“ Dafür spricht auch das Sprichwort: „Wo keine Zucht ist, da ist auch keine Ehre.“ Holl.: Daar geen dwang is, is geene eer, zei de koster, en hij słoeg de beelden in de kerk. (Harrebomée, I, 169a.) 5 Was man mit Zwang thut, wird selten gut. Mhd.: So wat men myt betwange deit, dar zo is irst den luden leit ouch wie it in na kome zo goede, zo vromen ind zo bliden moede. (Groote, Köln. Reimchronik, 40.) It.: Cosa fatta per forza non vale una scorza. (Pazzaglia, 139, 2; Gaal, 1806.) Lat.: Non durat actus, homo, quos facit ipse cactus. (Sutor, 164.) 6 Wo ist Zwang, da ist kein Klang. Frz.: Où il y a de la gêne, il n'y a pas de plaisir. 7 Wo kein Zwang, da ist keine Ehre. – Zinkgref, IV, 352; Simrock, 12223. Bei Tunnicius (275): Dâr nein dwank is, dâr is ôk nein ere. (Nullus ubi timor est, honor et reverentia cedunt.) Dwank, hier in der Bedeutung von Bangigkeit, Furcht, sodass der Sinn ist: Wo keine Ehrfurcht ist, da ist keine Ehrerbietung. Holl.: Daer gheen dwanc en is, daer en is gheen eer. (Tunn., 8, 16.) Lat.: Debet adesse timor vel perit omnis honor. (Fallersleben, 159.) – Thryx nonnisi plagis, amentatur. (Seybold, 440.) 8 Wo Zwang ist, da ist auch Ehr. – Petri, II, 804. Schwed.: Twång gjör fattig man bång. (Grubb, 829.) 9 Zeitiger Zwang vnd gute Lehr die Jugend bringt zu grosser Ehr. – Petri, II, 820. 10 Zwang, arbeit vnd lehr, bringt kinder zu grosser ehr. – Henisch, 818, 27; Petri, II, 828. 11 Zwang hat keinen Fortgang. Lat.: Ingenia coacta male respondent. (Binder II, 1504; Schonheim, I, 17.) 12 Zwang hat keinen Klang. Erzwungene Sachen haben keinen Werth. Im wälschtiroler Cembrathale sagt man: Una cosa per forza – non vale una scorza. (Hörmann, 21.) Mhd.: Twanc selten holden dienst gît. (H. v. Meissen, Leiche, 191, 8.) 13 Zwang ist ein starck Pflaster, es zeucht Gold aussm Seckel. – Lehmann, 935, 2; Eiselein, 661; Simrock, 12224; Körte, 7194. Schwed.: Twång är ett starkt dragpläter. (Grubb, 828.) 14 Zwang ist kein (guter) will. – Lehmann, 897, 20; Simrock, 12225; Gaal, 1806. 15 Zwang lehrt Sang. Holl.: Dwang leert zang. (Harrebomée, I, 169a.) 16 Zwang macht bang. Holl.: Dwang maakt bang. (Harrebomée, I, 169a.) 17 Zwang macht keine Christen. – Simrock, 12222; Körte, 7193. 18 Zwang thut wehe. Lat.: Quicquid exprimitur, grave est. (Philippi, II, 127.) 19 Zwang und Noth bricht Trew vnnd Eyd. – Lehmann, 150, 152; 936, 25. 20 Zwang werdt nit lang. – Franck, II, 6a; Lehmann, 935, 1; Lehmann, II, 903, 35; Graf, 524, 303; Lohrengel, I, 923; Petri, II, 829; Mayer, II, 221; Eiselein, 661; Simrock, 12221; Grubb, 675; Körte, 7192. Frz.: Chose violente n'est pas permanente. Holl.: Geen dwang duurt lang. (Harrebomée, I, 169a.) It.: Cosa sforzata è di poca durata. (Giani, 708.) Lat.: Non durant actus quos perficis ipse coactus. (Gaal, 1806.) Zwanzig. 1 Man kann leichter zwanzigen rathen, was jedem gut zu thun ist, als einer von den zwanzigen sein, der dem eigenen Rathe folgt. – Faselius, 11. Lat.: Aliis prospiciens, non sibi. (Faselius, 11; Philippi, I, 20; Wiegand, 1036.) 2 Wir sind unser zwanzig, reisen von Mainz, seid so gut und schmeisst uns was in den Hut. – Diermissen, 227. Alter Spruch reisender Handwerker. Zwätsche. * Dem ist die Zwätsche geplatzt. (Göttingen.) Er ist dumm. Zweck. 1 Alles hat seinen Zweck, sagte der Bauer, da sah er in seine Mütze. Holl.: Alles heft zijn inzigt, zei de boer, en hij kaak in zijne mats. (Harrebomée, I, 67.) 2 Der Zweck heiligt die Mittel nicht. – Simrock, 12230. Lat.: Non sunt facienda mala, ut eveniant bona. (Binder II, 2240; Neander, 93.) 3 Der Zweck heiligt die Mittel, sagt der Jesuit. – Klosterspiegel, 11, 3. Es hat bisjetzt nicht nachgewiesen werden können, dass ein Jesuit einen Theil der jesuitischen Lehrmeinungen in dieser Form ausgedrückt habe. Wahrscheinlich ist dies von einem ihrer Gegner geschehen, der in Busenbaum's 1650 erschienener Medulla theologiae moralis den Satz ausspricht: „Wenn der Zweck erlaubt ist, dann sind auch die Mittel erlaubt.“ Busenbaum nimmt aber gerade an der genannten Stelle ausdrücklich die unmoralischen Mittel aus, indem er schreibt: ausgenommen Gewalt und Unrecht „praecisa vi et injuria“. Ebenso steht es mit einer aus des Jesuiten Gury's Moraltheologie zum Beweise des erwähnten Satzes entlehnten Stelle, die auch nur von „nöthigen, nützlichen und nicht sonst verbotenen Mitteln“ spricht. (Vgl. ausführlicher darüber Büchmann, 10. Aufl., S. 268.) 4 Grosse Zwecke, grosse Mittel. 5 Man kan nicht allemal den Zweck treffen, wenn man nur des Ziels nicht gar fehlet. – Mathesius, Sarepta, XXIa; Petri, II, 456. 6 Wer den Zweck will, muss auch die Mittel wollen. Dän.: Hvo som vil enden, skal og ville midlerne dertil. (Prov. dan., 144.) *7 Da ist ejne Zweck derfür gestossen. – Wicelius, Vertedigsrede. *8 Den Zweck treffen (herausschiessen). – Eiselein, 662. *9 Er hat den zweck (oder das Blatt) getroffen. – Mathesy, Hist. Jesu, LXIIIIa. *10 Sich zum zweck legen. – Franck, II, 35b. Stracks aufs Ziel losgehen. Zwei. 1 Bei zweien guter Rath, bei dreien oft Verrath. 2 Bei zweien kann man lang auf Ketzereien lauern: bei Glöcknern und Bauern. Ihre Gedanken sind in der Regel des Herrn Pfarrers Gedanken.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/344
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [332]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/344>, abgerufen am 19.03.2024.