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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] *48 Ein Aal unter den Fischen.

Böhm.: Uhor mezi rybami (rotivy). (Celakovsky, 552.)

*49 Ein Ahl vffen knien zerbrechen. - Lehmann, 818, 25.

*50 Einem trocknen Aal geben. - Frischbier, I, 1.

Ihm mit dem Stocke Prügel geben. Um denselben oder einen ähnlichen Gedanken auszudrücken, ist die Provinz Preussen sehr reich an Redensarten. (S. Hase 49.)

*51 He hett Aal steken. - Schütze, I, 2.

Er ist ins Wasser gefallen. Das Aalstechen wird nicht blos im Winter auf dem Eise durch Eisöffnungen (Waken), sondern auch im Sommer getrieben.

*52 He hett Aal to kop. - Schütze, III, 321.

*53 Ik waer den Aal wol in de Arwten krügen. (Pommern.)

Ich werde den Halunken schon auf der That ertappen.

*54 Sich wie ein Aal krümmen.

Holl.: Hij krimpt als een aal. (Bohn I, 327.)

*55 Steap ale braden. - Lauremberg, 2, 32.

D. i. die lebendigen Aale sofort braten, sprichwörtlich für etwas schnell vollführen.


Zu Aalfang.

"Alss man nicht lichtlich die Ale venge, men hebbe dan tho vorn dat Water gewlomet." (Wlomen, jetzt flöwen = trüben.) (Neocorus, II, 163.)


Aalheid.

Aalheid un Klunkerfood danssen alle beid nich god. (Holst.) - Schütz, II, 288.

Klunker - hangender Quast, Klunkerfod - ein ungewisser, schwankender, hinkender Fuss oder Mensch.


Aalstecher.

Ein Aalstecher muss manchen Stoss vergeblich thun.

Dän.: Aalstangeren slaaer mangt et forgieves slag. (Prov. dan., 1.)


Aante.

De Aanten dragen hör Recht up de Puckl. - Kern, 559.

In einem Rechtsstreit mit den Enten ist nicht viel zu gewinnen, sie haben nichts als ihre Federn. (Kern, 559.)


Aantvogel.

1 En Schöt is gen Aantvogl. - Kern, 560.

*2 Menst du, dat ik 'n Aantvogl bin? - Kern, 561.

Wenn einer dem andern auf den Fuss tritt.


Aar.

2 Auch der Aar hat erst auf der Erde geflattert, eh' er sich zum Himmel erhob. - Altmann VI, 420.

3 Du zeuhest arn vber die Hennen im Hauss. - Franck, II, 49a.

"Arn vber die Hennen ziehen, wie vilen geschicht, dass sie guckuc in jr besitz setzen, die jn jr eyer vnderlegen vnnd naher dauon fliehen."

4 Ein Aar kämpft stets mit den Schlangen. - Altmann VI, 410.

5 Wenn der Aar seine Schwingen am stolzesten ausbreitet, trifft ihn die Kugel des Jägers. - Altmann VI, 443.

*6 Den Aar mit dem Uhu vergleichen. - Altmann VI, 514.


Aarau.

Aarau ist eine schöne Stadt, Biberstein ein Bettelsack, Kilchberg ist ein Butterkübel, Küttiche der Deckel drüber, Suhr das ist der Stämpfel. - Deutsche Romanzeitung, III, 44, 633.


Aaron.

2 Aaron (7. April) und Justin (13. April) helfen den Hafer ziehn. (Wohlau.) - Boebel, 19.

*3 Nun redt Aron, Moses is es scheite gegange.

*4 Und Aaron schwieg still. - Diermissen, 322.

Wenn einer, der sonst das grosse Wort führt, nichts mehr zu sagen weiss.


Aartje.

'T is 'n Aartje van Vaartje. - Kern, 1627.

Eine Art von Vater.


Aas.

13 "Wo ein ass, ist der Vögel kein Zal noch mass."

Dän.: Hvor aadslater, der samles örnem. (Prov. dan., 1.)

Holl.: Waar eenen dodlichaam is, daar vergoderen de arenden. (Harrebomee, II, 29.)

Schwed.: Der atelen är, dit samlas ock örnarna. (Marin, 10; Grubb, 1.)

15 Das Aas lockt die Würmer herbei. - Altmann VI, 503.

Schwed.: Aas lockar örnen ut. (Wensell, 8.)

[Spaltenumbruch] 16 Das Aas stinkt über sein Lager hinaus.

Dän.: Aadslet stinker laenger bort, end den sted der ligger. (Prov. dan., 532.)

17 Dat Aas hett was lehrt, seggt Coord van Hallen, de kann dör de Welt kamen. - Kern, 106.

Der Witz liegt darin, dass das Wort "Aas" hier durchaus nicht verächtlich sein soll, wie es sonst ist. Aehnlich sagt man in Ostfriesland: 'T is 'n gelehrter Hund; 't is 'n Faulpaup, 'n kloken Bengel, 'n gelehrten Racker u. s. w., ohne damit etwas Schlimmes ausdrücken zu wollen.

18 Ein Aas bleibt ein Aas.

19 Es git niche schäinikjer Os, mä vun Mäinjtschen. (Siebenb.-sächs.) - Schuster, 1124.

20 Wo ein Aas ist, sammeln sich Raubvögel, wo ein hübsches Weib ist, Schmarotzer.

*21 Et äs e fel Os. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 36, 86.

*22 Je is 'n Aas up sin Clarnette. - Pommersche Geschichten.


Aasseite.

* Stöt em in de Aasside. - Dähnert, 2a.

Gib ihm einen Stoss. Aasseite ist die innere Seite der Haut, die auf dem Fleisch gesessen hat.


Aaser.

Man muss ihm den Aaser drucken. - Kirchhofer, 240.


Aasgeier.

Aus einem Aasgeier wird kein Adler (Falke).

Engl.: A carrion kite will never make a good hawk. (Bohn II, 108.)

Frz.: D'un buse on ne peut faire un epervier. (Cahier, 272.)


Aasig.

* Er ist ganz aasig. - Frischbier, I, 2.

Ihm ist aasig zu Muthe. Aasig = krank, aber auch träge, faul.


Ab.

2 Weit abe ist gut für schiessen. - Tappius, 195a.

Lat.: Extra telorum jactum. (Erasm., 830; Tappius, 195a; Philippi, I, 146.)

*3 Ab und einen Walzer. - Klix, 15.

*4 Ab und zu, d. i. manchmal.

*5 Ab - von der Magd auf die Tochter.


Abackern.

* Sich mit einem abackern müssen. - Frischbier, II, 1.


Abar (s. Storch).

1 De Abar is sein Feeren nett so god nödig als de Lünick (Schatz). - Kern, 564.

2 De Abars nögd, mutt Poggen hebben. - Kern, 562.

Wer Störche (grosse Gäste) einladet, muss Frösche (entsprechende Speisen) vorzusetzen haben.

*3 Dat sünd mehr Abars als Poggen. - Kern, 163.

Mehr Brotesser als Brotverdiener.


Abbeissen.

5 Du musst so abbeissen, wie du schlucken kannst.

Masurisch: Tak nmsisz kasac, ja polkniesz. (Frischbier, I, 4234.)

*5 Ar beisst korz o (ab). (Franken.) - Frommann, VI, 319.

Das Essen schmeckt ihm.

*6 Er muess churz abbysse. (Solothurn.) - Schild, 76, 214.


Abbellen.

* Etwas abbellen müssen.

Zwangsweise eine Aussage, eine Verleumdung widerrufen müssen. Die Redensart gründet sich auf einen vor fünfhundert Jahren stattgefundenen Vorgang. Hedwig, die Gemahlin Jagello's, des Königs von Polen (der nach seiner Taufe Wladislaus hiess), war durch den Vicar Komorick von Krakau, Genevoss Dalewicz, bei ihrem eifersüchtigen Gemahl dahin verdächtigt worden, sie habe heimlich eine Zusammenkunft mit dem Herzog Wilhelm von Oesterreich, ihrem frühern Verlobten, gehabt, und sie wäre ohne Dazwischenkunft der Umgebung von ihrem Gemahl ermordet worden. Als ihre Unschuld bald bewiesen ward, wurde der falsche Angeber verurtheilt, seine Aussage - abzubellen. Der Schuldige legte sich unter den Sessel der Königin auf den Boden nieder und erklärte laut: "Ich habe gelogen wie ein Hund, als ich die schmählichen Worte gegen die Königin sprach." Darauf musste er dreimal das Gebell des Hundes nachahmen. (Dunker, Sonntagsblätter, Berlin 1873, Nr. 2, S. 23.)


Abbetteln.

* Er wird mir schon noch eine abbetteln.

In Wien, um zu sagen, mich so reizen, dass er eine Ohrfeige bekommt.


[Spaltenumbruch] *48 Ein Aal unter den Fischen.

Böhm.: Uhoř mezi rybami (rotivý). (Čelakovsky, 552.)

*49 Ein Ahl vffen knien zerbrechen.Lehmann, 818, 25.

*50 Einem trocknen Aal geben.Frischbier, I, 1.

Ihm mit dem Stocke Prügel geben. Um denselben oder einen ähnlichen Gedanken auszudrücken, ist die Provinz Preussen sehr reich an Redensarten. (S. Hase 49.)

*51 He hett Aal stêken.Schütze, I, 2.

Er ist ins Wasser gefallen. Das Aalstechen wird nicht blos im Winter auf dem Eise durch Eisöffnungen (Wâken), sondern auch im Sommer getrieben.

*52 He hett Aal to kôp.Schütze, III, 321.

*53 Ik waer den Aal wol in de Arwten krügen. (Pommern.)

Ich werde den Halunken schon auf der That ertappen.

*54 Sich wie ein Aal krümmen.

Holl.: Hij krimpt als een aal. (Bohn I, 327.)

*55 Steap ale braden.Lauremberg, 2, 32.

D. i. die lebendigen Aale sofort braten, sprichwörtlich für etwas schnell vollführen.


Zu Aalfang.

„Alss man nicht lichtlich die Ale venge, men hebbe dan tho vorn dat Water gewlomet.“ (Wlomen, jetzt flöwen = trüben.) (Neocorus, II, 163.)


Aalheid.

Aalheid un Klunkerfood danssen alle beid nich gôd. (Holst.) – Schütz, II, 288.

Klunker – hangender Quast, Klunkerfôd – ein ungewisser, schwankender, hinkender Fuss oder Mensch.


Aalstecher.

Ein Aalstecher muss manchen Stoss vergeblich thun.

Dän.: Aalstangeren slaaer mangt et forgieves slag. (Prov. dan., 1.)


Aante.

De Aanten dragen hör Recht up de Puckl.Kern, 559.

In einem Rechtsstreit mit den Enten ist nicht viel zu gewinnen, sie haben nichts als ihre Federn. (Kern, 559.)


Aantvogel.

1 En Schöt is gên Aantvogl.Kern, 560.

*2 Mênst du, dat ik 'n Aantvogl bin?Kern, 561.

Wenn einer dem andern auf den Fuss tritt.


Aar.

2 Auch der Aar hat erst auf der Erde geflattert, eh' er sich zum Himmel erhob.Altmann VI, 420.

3 Du zeuhest arn vber die Hennen im Hauss.Franck, II, 49a.

„Arn vber die Hennen ziehen, wie vilen geschicht, dass sie guckuc in jr besitz setzen, die jn jr eyer vnderlegen vnnd naher dauon fliehen.“

4 Ein Aar kämpft stets mit den Schlangen.Altmann VI, 410.

5 Wenn der Aar seine Schwingen am stolzesten ausbreitet, trifft ihn die Kugel des Jägers.Altmann VI, 443.

*6 Den Aar mit dem Uhu vergleichen.Altmann VI, 514.


Aarau.

Aarau ist eine schöne Stadt, Biberstein ein Bettelsack, Kilchberg ist ein Butterkübel, Küttiche der Deckel drüber, Suhr das ist der Stämpfel.Deutsche Romanzeitung, III, 44, 633.


Aaron.

2 Aaron (7. April) und Justin (13. April) helfen den Hafer ziehn. (Wohlau.) – Boebel, 19.

*3 Nun redt Aron, Moses is es schîte gegange.

*4 Und Aaron schwieg still.Diermissen, 322.

Wenn einer, der sonst das grosse Wort führt, nichts mehr zu sagen weiss.


Aartje.

'T is 'n Aartje van Vaartje.Kern, 1627.

Eine Art von Vater.


Aas.

13 „Wo ein ass, ist der Vögel kein Zal noch mass.“

Dän.: Hvor aadslater, der samles örnem. (Prov. dan., 1.)

Holl.: Waar eenen dodlichaam is, daar vergoderen de arenden. (Harrebomée, II, 29.)

Schwed.: Der åtelen är, dit samlas ock örnarna. (Marin, 10; Grubb, 1.)

15 Das Aas lockt die Würmer herbei.Altmann VI, 503.

Schwed.: Aas lockar örnen ut. (Wensell, 8.)

[Spaltenumbruch] 16 Das Aas stinkt über sein Lager hinaus.

Dän.: Aadslet stinker laenger bort, end den sted der ligger. (Prov. dan., 532.)

17 Dat Aas hett was lehrt, seggt Coord van Hallen, de kann dör de Welt kamen.Kern, 106.

Der Witz liegt darin, dass das Wort „Aas“ hier durchaus nicht verächtlich sein soll, wie es sonst ist. Aehnlich sagt man in Ostfriesland: 'T is 'n gelehrter Hund; 't is 'n Fûlpûp, 'n kloken Bengel, 'n gelehrten Racker u. s. w., ohne damit etwas Schlimmes ausdrücken zu wollen.

18 Ein Aas bleibt ein Aas.

19 Es git niche schäinikjer Ôs, mä vun Mäinjtschen. (Siebenb.-sächs.) – Schuster, 1124.

20 Wo ein Aas ist, sammeln sich Raubvögel, wo ein hübsches Weib ist, Schmarotzer.

*21 Et äs e fel Ôs. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 36, 86.

*22 Je is 'n Aas up sin Clarnette.Pommersche Geschichten.


Aasseite.

* Stöt em in de Aasside.Dähnert, 2a.

Gib ihm einen Stoss. Aasseite ist die innere Seite der Haut, die auf dem Fleisch gesessen hat.


Aaser.

Man muss ihm den Aaser drucken.Kirchhofer, 240.


Aasgeier.

Aus einem Aasgeier wird kein Adler (Falke).

Engl.: A carrion kite will never make a good hawk. (Bohn II, 108.)

Frz.: D'un buse on ne peut faire un épervier. (Cahier, 272.)


Aasig.

* Er ist ganz aasig.Frischbier, I, 2.

Ihm ist aasig zu Muthe. Aasig = krank, aber auch träge, faul.


Ab.

2 Weit abe ist gut für schiessen.Tappius, 195a.

Lat.: Extra telorum jactum. (Erasm., 830; Tappius, 195a; Philippi, I, 146.)

*3 Ab und einen Walzer.Klix, 15.

*4 Ab und zu, d. i. manchmal.

*5 Ab – von der Magd auf die Tochter.


Abackern.

* Sich mit einem abackern müssen.Frischbier, II, 1.


Abar (s. Storch).

1 De Abar is sîn Feeren nett so gôd nödig als de Lünick (Schatz).Kern, 564.

2 De Abars nögd, mutt Poggen hebben.Kern, 562.

Wer Störche (grosse Gäste) einladet, muss Frösche (entsprechende Speisen) vorzusetzen haben.

*3 Dat sünd mehr Abars als Poggen.Kern, 163.

Mehr Brotesser als Brotverdiener.


Abbeissen.

5 Du musst so abbeissen, wie du schlucken kannst.

Masurisch: Tak nmsisz kąsać, ja połkniesz. (Frischbier, I, 4234.)

*5 Ar beisst korz o (ab). (Franken.) – Frommann, VI, 319.

Das Essen schmeckt ihm.

*6 Er muess churz abbysse. (Solothurn.) – Schild, 76, 214.


Abbellen.

* Etwas abbellen müssen.

Zwangsweise eine Aussage, eine Verleumdung widerrufen müssen. Die Redensart gründet sich auf einen vor fünfhundert Jahren stattgefundenen Vorgang. Hedwig, die Gemahlin Jagello's, des Königs von Polen (der nach seiner Taufe Wladislaus hiess), war durch den Vicar Komorick von Krakau, Genevoss Dalewicz, bei ihrem eifersüchtigen Gemahl dahin verdächtigt worden, sie habe heimlich eine Zusammenkunft mit dem Herzog Wilhelm von Oesterreich, ihrem frühern Verlobten, gehabt, und sie wäre ohne Dazwischenkunft der Umgebung von ihrem Gemahl ermordet worden. Als ihre Unschuld bald bewiesen ward, wurde der falsche Angeber verurtheilt, seine Aussage – abzubellen. Der Schuldige legte sich unter den Sessel der Königin auf den Boden nieder und erklärte laut: „Ich habe gelogen wie ein Hund, als ich die schmählichen Worte gegen die Königin sprach.“ Darauf musste er dreimal das Gebell des Hundes nachahmen. (Dunker, Sonntagsblätter, Berlin 1873, Nr. 2, S. 23.)


Abbetteln.

* Er wird mir schon noch eine abbetteln.

In Wien, um zu sagen, mich so reizen, dass er eine Ohrfeige bekommt.


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[[344]/0356] *48 Ein Aal unter den Fischen. Böhm.: Uhoř mezi rybami (rotivý). (Čelakovsky, 552.) *49 Ein Ahl vffen knien zerbrechen. – Lehmann, 818, 25. *50 Einem trocknen Aal geben. – Frischbier, I, 1. Ihm mit dem Stocke Prügel geben. Um denselben oder einen ähnlichen Gedanken auszudrücken, ist die Provinz Preussen sehr reich an Redensarten. (S. Hase 49.) *51 He hett Aal stêken. – Schütze, I, 2. Er ist ins Wasser gefallen. Das Aalstechen wird nicht blos im Winter auf dem Eise durch Eisöffnungen (Wâken), sondern auch im Sommer getrieben. *52 He hett Aal to kôp. – Schütze, III, 321. *53 Ik waer den Aal wol in de Arwten krügen. (Pommern.) Ich werde den Halunken schon auf der That ertappen. *54 Sich wie ein Aal krümmen. Holl.: Hij krimpt als een aal. (Bohn I, 327.) *55 Steap ale braden. – Lauremberg, 2, 32. D. i. die lebendigen Aale sofort braten, sprichwörtlich für etwas schnell vollführen. Zu Aalfang. „Alss man nicht lichtlich die Ale venge, men hebbe dan tho vorn dat Water gewlomet.“ (Wlomen, jetzt flöwen = trüben.) (Neocorus, II, 163.) Aalheid. Aalheid un Klunkerfood danssen alle beid nich gôd. (Holst.) – Schütz, II, 288. Klunker – hangender Quast, Klunkerfôd – ein ungewisser, schwankender, hinkender Fuss oder Mensch. Aalstecher. Ein Aalstecher muss manchen Stoss vergeblich thun. Dän.: Aalstangeren slaaer mangt et forgieves slag. (Prov. dan., 1.) Aante. De Aanten dragen hör Recht up de Puckl. – Kern, 559. In einem Rechtsstreit mit den Enten ist nicht viel zu gewinnen, sie haben nichts als ihre Federn. (Kern, 559.) Aantvogel. 1 En Schöt is gên Aantvogl. – Kern, 560. *2 Mênst du, dat ik 'n Aantvogl bin? – Kern, 561. Wenn einer dem andern auf den Fuss tritt. Aar. 2 Auch der Aar hat erst auf der Erde geflattert, eh' er sich zum Himmel erhob. – Altmann VI, 420. 3 Du zeuhest arn vber die Hennen im Hauss. – Franck, II, 49a. „Arn vber die Hennen ziehen, wie vilen geschicht, dass sie guckuc in jr besitz setzen, die jn jr eyer vnderlegen vnnd naher dauon fliehen.“ 4 Ein Aar kämpft stets mit den Schlangen. – Altmann VI, 410. 5 Wenn der Aar seine Schwingen am stolzesten ausbreitet, trifft ihn die Kugel des Jägers. – Altmann VI, 443. *6 Den Aar mit dem Uhu vergleichen. – Altmann VI, 514. Aarau. Aarau ist eine schöne Stadt, Biberstein ein Bettelsack, Kilchberg ist ein Butterkübel, Küttiche der Deckel drüber, Suhr das ist der Stämpfel. – Deutsche Romanzeitung, III, 44, 633. Aaron. 2 Aaron (7. April) und Justin (13. April) helfen den Hafer ziehn. (Wohlau.) – Boebel, 19. *3 Nun redt Aron, Moses is es schîte gegange. *4 Und Aaron schwieg still. – Diermissen, 322. Wenn einer, der sonst das grosse Wort führt, nichts mehr zu sagen weiss. Aartje. 'T is 'n Aartje van Vaartje. – Kern, 1627. Eine Art von Vater. Aas. 13 „Wo ein ass, ist der Vögel kein Zal noch mass.“ Dän.: Hvor aadslater, der samles örnem. (Prov. dan., 1.) Holl.: Waar eenen dodlichaam is, daar vergoderen de arenden. (Harrebomée, II, 29.) Schwed.: Der åtelen är, dit samlas ock örnarna. (Marin, 10; Grubb, 1.) 15 Das Aas lockt die Würmer herbei. – Altmann VI, 503. Schwed.: Aas lockar örnen ut. (Wensell, 8.) 16 Das Aas stinkt über sein Lager hinaus. Dän.: Aadslet stinker laenger bort, end den sted der ligger. (Prov. dan., 532.) 17 Dat Aas hett was lehrt, seggt Coord van Hallen, de kann dör de Welt kamen. – Kern, 106. Der Witz liegt darin, dass das Wort „Aas“ hier durchaus nicht verächtlich sein soll, wie es sonst ist. Aehnlich sagt man in Ostfriesland: 'T is 'n gelehrter Hund; 't is 'n Fûlpûp, 'n kloken Bengel, 'n gelehrten Racker u. s. w., ohne damit etwas Schlimmes ausdrücken zu wollen. 18 Ein Aas bleibt ein Aas. 19 Es git niche schäinikjer Ôs, mä vun Mäinjtschen. (Siebenb.-sächs.) – Schuster, 1124. 20 Wo ein Aas ist, sammeln sich Raubvögel, wo ein hübsches Weib ist, Schmarotzer. *21 Et äs e fel Ôs. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 36, 86. *22 Je is 'n Aas up sin Clarnette. – Pommersche Geschichten. Aasseite. * Stöt em in de Aasside. – Dähnert, 2a. Gib ihm einen Stoss. Aasseite ist die innere Seite der Haut, die auf dem Fleisch gesessen hat. Aaser. Man muss ihm den Aaser drucken. – Kirchhofer, 240. Aasgeier. Aus einem Aasgeier wird kein Adler (Falke). Engl.: A carrion kite will never make a good hawk. (Bohn II, 108.) Frz.: D'un buse on ne peut faire un épervier. (Cahier, 272.) Aasig. * Er ist ganz aasig. – Frischbier, I, 2. Ihm ist aasig zu Muthe. Aasig = krank, aber auch träge, faul. Ab. 2 Weit abe ist gut für schiessen. – Tappius, 195a. Lat.: Extra telorum jactum. (Erasm., 830; Tappius, 195a; Philippi, I, 146.) *3 Ab und einen Walzer. – Klix, 15. *4 Ab und zu, d. i. manchmal. *5 Ab – von der Magd auf die Tochter. Abackern. * Sich mit einem abackern müssen. – Frischbier, II, 1. Abar (s. Storch). 1 De Abar is sîn Feeren nett so gôd nödig als de Lünick (Schatz). – Kern, 564. 2 De Abars nögd, mutt Poggen hebben. – Kern, 562. Wer Störche (grosse Gäste) einladet, muss Frösche (entsprechende Speisen) vorzusetzen haben. *3 Dat sünd mehr Abars als Poggen. – Kern, 163. Mehr Brotesser als Brotverdiener. Abbeissen. 5 Du musst so abbeissen, wie du schlucken kannst. Masurisch: Tak nmsisz kąsać, ja połkniesz. (Frischbier, I, 4234.) *5 Ar beisst korz o (ab). (Franken.) – Frommann, VI, 319. Das Essen schmeckt ihm. *6 Er muess churz abbysse. (Solothurn.) – Schild, 76, 214. Abbellen. * Etwas abbellen müssen. Zwangsweise eine Aussage, eine Verleumdung widerrufen müssen. Die Redensart gründet sich auf einen vor fünfhundert Jahren stattgefundenen Vorgang. Hedwig, die Gemahlin Jagello's, des Königs von Polen (der nach seiner Taufe Wladislaus hiess), war durch den Vicar Komorick von Krakau, Genevoss Dalewicz, bei ihrem eifersüchtigen Gemahl dahin verdächtigt worden, sie habe heimlich eine Zusammenkunft mit dem Herzog Wilhelm von Oesterreich, ihrem frühern Verlobten, gehabt, und sie wäre ohne Dazwischenkunft der Umgebung von ihrem Gemahl ermordet worden. Als ihre Unschuld bald bewiesen ward, wurde der falsche Angeber verurtheilt, seine Aussage – abzubellen. Der Schuldige legte sich unter den Sessel der Königin auf den Boden nieder und erklärte laut: „Ich habe gelogen wie ein Hund, als ich die schmählichen Worte gegen die Königin sprach.“ Darauf musste er dreimal das Gebell des Hundes nachahmen. (Dunker, Sonntagsblätter, Berlin 1873, Nr. 2, S. 23.) Abbetteln. * Er wird mir schon noch eine abbetteln. In Wien, um zu sagen, mich so reizen, dass er eine Ohrfeige bekommt.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [344]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/356>, abgerufen am 19.03.2024.