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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] *119 Da hett he en Bären brummen. - Schütze, I, 54.

Da ist er schuldig.

*120 Dar hest ok'n Bar anbunden. - Kern, 574.

Hast dich anführen lassen. Sonst in der Bedeutung von Schulden machen.

*121 Das heisst einen Bären bei den Zähnen fassen.

Engl.: You dare as well take a bear by te tooth. (Bohn II, 149.)

*122 Da müsste der Bär zum Lamme werden.

*123 Dem Bär ins Ohr blasen.

"Indem ein Johannes dem Herodi das Gewissen ritzet, hat er den Bär ins Ohr geblasen. Johannes muss mit seiner Unschuld ins Loch kriechen." (Herberger, I, 26.)

*124 Den Bären brummen lassen.

"Der Bürgervorstand musst' vor Aerger verstummen; die ganze Stadt, sie lacht ihn aus, und liess den Bären brummen." (Kladderatatsch, 1871, Nr. 31, 1. Beil.)

*125 Den Bären treiben.

"Wann ich hab zwischen beyden lieben, den Beren jn trewlich getrieben." (Hans Sachs, III, III, 2.)

*126 Der Bär geht durchs Korn, der Bär ist im Korn. (Unterinnthal.) - Heber, 32.

Wenn der Wind im Korn Wellen wirft.

*127 Der Beer brummt. - Franck, I, 47a.

*128 Des Bären Fell verkaufen, ehe der Bär gestochen ist.

Lat.: Priusquam mactaris, excorias. (Binder II, 2657; Faselius, 209; Wiegand, 984.)

*129 Dich hat der Bär geleckt. - Oec. rur., 14, 593.

"Man schreibet von der Bärin, dass sie nur kleine 4 stücklein Fleisch geberet, die nicht viel grösser seyn den Meuse, haben auch keine Augen und kein Haar; nur die Klämichen siehet man ein wenig an Füssen. Darnach belecken sie Vatter und mutter so lang biss sie zu jungen Bährichen werden." (Oec. rur., 14, 593.)

*130 Ea hod ins an Ped'n aunpunt'n. (Steiermark.) - Firmenich, II, 768, 96.

Er hat uns einen Bären angebunden.

*131 Einen Bären schiessen.

Wenn die Burschen im Winter beim Heuziehen mit einem oder mehreren Büscheln Heu umwerfen, sodass dieselben aus dem Seil fallen, so sagt man: sie bären, oder: sie schiessen einen Bären. (Heber, 29.)

*132 Er hat den Bären noch nicht im Sack. - Gotthelf, Uli der Knecht, 194.

*133 Er hat einen guten Bären brummen. - Klein, I, 36; Frischbier, II, 258.

Hat viel Schulden.

*134 Er ist wie ein Bär, schläft er nicht, so brummt er. (Brünn.)

*135 Er sucht den Bern vnd steht vor jm. - Franck, I, 51a.

*136 He hett en Baren anbunnen. - Schütze, I, 54.

*137 Ja, dass dich der Bär herze.

Im Jahre 1631 hat eine Jungfer nicht weit von Hundshübel im sächsischen Erzgebirge das Vieh von Waldhäusern auf die Weide getrieben, da sie sich dann hingesetzt und nach erzgebirgischer Art geklöppelt. Ehe sie sich's nun versieht, kommt ein grosser Bär hinter sie geschlichen, dass sie ganz ungemein erschrickt und nicht weiss, was sie machen soll. Der Bär thut ihr aber nichts, sondern berührt sie und tatscht sie mit seinen Tatzen ganz sauber an, gleich als wüsste er, was für einen Respekt er dem Frauenzimmer schuldig sei. Da nun der zottige Bär sich ganz höflich gegen sie aufführt und sie herzen zu wollen Anstalt macht, entschliesst sich das Mädchen kurz und läuft unter das Vieh. Dieses drängt sich zusammen und geht auf den Bären los, bis das Mädchen schreit und ihre Aeltern nebst andern Waldleuten zu Hülfe ruft. Da nimmt der Bär reissaus. Nachher ist aber jenes Sprichwort beständig geblieben und von jedermann, um eine Verwunderung auszudrücken, gebraucht worden. (Vgl. Curiosa Sax., 1731, S. 47 u. Grässe, Sagenschatz, S. 326.)

*138 Lernt doch ein Bär tanzen.

Auch wenig begabte Kinder lernen etwas. Erziehung und Schule bilden den Menschen.

*139 Peter Bär, krup ön e Narsch, denn kömt hei vär. - Frischbier, I, 241.

Dient in einigen Gegenden der Provinz Preussen, z. B. Angerburg, als Antwort auf die Frage: Wer? In andern antwortet man auf dieselbe Frage: Peter Bär mit der langen Scher.

*140 Wenn es ein Bär war, er würde dich beissen.

Wenn jemand etwas Naheliegendes nicht findet.

Engl.: If it were a bear, it would bite you. (Bohn II, 149.)

*141 Wer soll den Bären lecken? - Demokrit, I, 7.

Wer soll die schwere (Kultur-) Arbeit ausführen?


[Spaltenumbruch]
Barbe.

2 Der muss keine Barben essen wollen, der keine Grundeln bezahlen kann.

Lat.: Nec mullum cupias, cum sit tibi gobio tantum in loculis. (Juvenal.)


Bärbeissig.

* Er sieht bärbeissig aus.


Zu Barbenmaul.

Das beste an den Fischen: Salmeus infederos, rupis hechtilisque in ceberis, carpeus in zünglis iss alius im nuttel drommis; stockfisch in blasiis, krepsius in schewantis barba meülin lecker biss. (Haupt, III, 30.)


Barbier.

11 It.: Tristo e quel barbiere che ha un sol pettine. (Bohn I, 128.)

18 Barbiere werden nicht so alt als Papageien, aber sie sprechen mehr.

19 Ein schlechter Barbier nimmt Haar und Haut.

Span.: El min barbero ni deja pelo ni cuero. (Bohn I, 220.)

20 Kein Barbier schert so rein, es wird für den andern noch zu bessern sein.

Engl.: One barber shaves not so close but another finds work. (Bohn II, 2.)

21 Man bezahlt den Barbier nicht, wenn man die Haare in seiner Bude lässt. - Merx, 342.

22 Sachte Balbers geven stinkerge Wunden.

*23 Er hat's beim Barbier auf dem Fensterkopf gefunden. (Königsberg.)

D. h. gestohlen.

*24 Er will den Barbier mit dem abgeschnittenen Barte bezahlen. - Wirth, I, 46.

So sagte jemand von einem, der mit Tinte und Papier, d. i. schriftlichen Versprechungen zahlen wollte.

*25 Hübsch gemach, Barbier, das Bartmesser ist heiss.

It.: Pian, barbiere, che l' acqua scotta. (Bohn I, 120.)


Barbieren.

8 Willst du mich barbieren, so will ich dich frisiren.

Frz.: Fais-moi la barbe et je te ferai le toupet. (Bohn I, 18.)


Barbiermesser.

Barbiermesser von Holz und Bierfässer von Glas taugen selten was.

Dän.: Sjelden seer man öll skur af glas, og rag-kniv af trae. (Prov. dan., 447.)


Barbierstube.

In einer Barbierstube fehlt es nicht an Neuigkeiten.

Dän.: Der kommer altid nyt fra barsker-huus og bade stae. (Prov. dan., 433.)


Barchent.

* Barchent machen. (Oberösterr.)

Sich in gerichtlicher Haft befinden.


Barchenthosen.

* Meine Barchenthosen geben meiner Frau ein Paar Sammetärmel. - Opel, 379.


Bärenfleisch.

*2 Er hat Bärenfleisch gemacht. (Oberösterr.) - Baumgarten Ms.

Von einem Fahrenden, der umgeworfen.


Bärenhaut.

1 "Die Haut soll man zu Markt nit tragen, man hab denn erst den Beren gschlagen." (Waldis, IV, 88.) - In Egypten sagt man dafür: Man muss das Pantherfell nicht eher verschenken, bis man den Panther erlegt hat.

Dän.: At selge björnen för man faaer ceyet ham. (Prov. dan., 496.)

Lat.: Antequam pisces ceperis, muriam misces.

Schwed.: Man bör inte sälja huden förr än björnen är skjuten. (Marin, 19.)

8 Af der Bierenhokt lekt em Hanger. - Schuster, 454.

9 Es ist nicht gut Beernhäut kauffen, der Beer sey dan gestochen. - Lehmann, 826, 9.

Langbein empfiehlt in einem Gedicht die Bärenhaut nicht eher zu verkaufen, bis man den Bären im Netz hat. (Düsseldorf II.)

*10 Ja, an der Bärenhaut sind noch Klauen.

Die Sache hat noch ihre Schwierigkeiten. Wenn Jemandem etwas versprochen wird, was noch zu erringen ist.

Dän.: Der er klo for björne-skindet. (Prov. dan., 349.)


Zu Bärenhäuter.

"Im märkischen (brandenb.) Dialekt überhaupt auf einen groben ungehobelten Menschen und wird in diesem Sinne als Sprichwort gebraucht."


[Spaltenumbruch] *119 Da hett he en Bären brummen.Schütze, I, 54.

Da ist er schuldig.

*120 Dar hest ôk'n Bâr anbunden.Kern, 574.

Hast dich anführen lassen. Sonst in der Bedeutung von Schulden machen.

*121 Das heisst einen Bären bei den Zähnen fassen.

Engl.: You dare as well take a bear by te tooth. (Bohn II, 149.)

*122 Da müsste der Bär zum Lamme werden.

*123 Dem Bär ins Ohr blasen.

„Indem ein Johannes dem Herodi das Gewissen ritzet, hat er den Bär ins Ohr geblasen. Johannes muss mit seiner Unschuld ins Loch kriechen.“ (Herberger, I, 26.)

*124 Den Bären brummen lassen.

„Der Bürgervorstand musst' vor Aerger verstummen; die ganze Stadt, sie lacht ihn aus, und liess den Bären brummen.“ (Kladderatatsch, 1871, Nr. 31, 1. Beil.)

*125 Den Bären treiben.

„Wann ich hab zwischen beyden lieben, den Beren jn trewlich getrieben.“ (Hans Sachs, III, III, 2.)

*126 Der Bär geht durchs Korn, der Bär ist im Korn. (Unterinnthal.) – Heber, 32.

Wenn der Wind im Korn Wellen wirft.

*127 Der Beer brummt.Franck, I, 47a.

*128 Des Bären Fell verkaufen, ehe der Bär gestochen ist.

Lat.: Priusquam mactaris, excorias. (Binder II, 2657; Faselius, 209; Wiegand, 984.)

*129 Dich hat der Bär geleckt.Oec. rur., 14, 593.

„Man schreibet von der Bärin, dass sie nur kleine 4 stücklein Fleisch geberet, die nicht viel grösser seyn den Meuse, haben auch keine Augen und kein Haar; nur die Klämichen siehet man ein wenig an Füssen. Darnach belecken sie Vatter und mutter so lang biss sie zu jungen Bährichen werden.“ (Oec. rur., 14, 593.)

*130 Ea hod ins an Ped'n aunpunt'n. (Steiermark.) – Firmenich, II, 768, 96.

Er hat uns einen Bären angebunden.

*131 Einen Bären schiessen.

Wenn die Burschen im Winter beim Heuziehen mit einem oder mehreren Büscheln Heu umwerfen, sodass dieselben aus dem Seil fallen, so sagt man: sie bären, oder: sie schiessen einen Bären. (Heber, 29.)

*132 Er hat den Bären noch nicht im Sack.Gotthelf, Uli der Knecht, 194.

*133 Er hat einen guten Bären brummen.Klein, I, 36; Frischbier, II, 258.

Hat viel Schulden.

*134 Er ist wie ein Bär, schläft er nicht, so brummt er. (Brünn.)

*135 Er sucht den Bern vnd steht vor jm.Franck, I, 51a.

*136 He hett en Bâren anbunnen.Schütze, I, 54.

*137 Ja, dass dich der Bär herze.

Im Jahre 1631 hat eine Jungfer nicht weit von Hundshübel im sächsischen Erzgebirge das Vieh von Waldhäusern auf die Weide getrieben, da sie sich dann hingesetzt und nach erzgebirgischer Art geklöppelt. Ehe sie sich's nun versieht, kommt ein grosser Bär hinter sie geschlichen, dass sie ganz ungemein erschrickt und nicht weiss, was sie machen soll. Der Bär thut ihr aber nichts, sondern berührt sie und tatscht sie mit seinen Tatzen ganz sauber an, gleich als wüsste er, was für einen Respekt er dem Frauenzimmer schuldig sei. Da nun der zottige Bär sich ganz höflich gegen sie aufführt und sie herzen zu wollen Anstalt macht, entschliesst sich das Mädchen kurz und läuft unter das Vieh. Dieses drängt sich zusammen und geht auf den Bären los, bis das Mädchen schreit und ihre Aeltern nebst andern Waldleuten zu Hülfe ruft. Da nimmt der Bär reissaus. Nachher ist aber jenes Sprichwort beständig geblieben und von jedermann, um eine Verwunderung auszudrücken, gebraucht worden. (Vgl. Curiosa Sax., 1731, S. 47 u. Grässe, Sagenschatz, S. 326.)

*138 Lernt doch ein Bär tanzen.

Auch wenig begabte Kinder lernen etwas. Erziehung und Schule bilden den Menschen.

*139 Peter Bär, krup ön e Narsch, denn kömt hei vär.Frischbier, I, 241.

Dient in einigen Gegenden der Provinz Preussen, z. B. Angerburg, als Antwort auf die Frage: Wer? In andern antwortet man auf dieselbe Frage: Peter Bär mit der langen Schêr.

*140 Wenn es ein Bär war, er würde dich beissen.

Wenn jemand etwas Naheliegendes nicht findet.

Engl.: If it were a bear, it would bite you. (Bohn II, 149.)

*141 Wer soll den Bären lecken?Demokrit, I, 7.

Wer soll die schwere (Kultur-) Arbeit ausführen?


[Spaltenumbruch]
Barbe.

2 Der muss keine Barben essen wollen, der keine Grundeln bezahlen kann.

Lat.: Nec mullum cupias, cum sit tibi gobio tantum in loculis. (Juvenal.)


Bärbeissig.

* Er sieht bärbeissig aus.


Zu Barbenmaul.

Das beste an den Fischen: Salmeus infederos, rupis hechtilisque in ceberis, carpeus in zünglis iss alius im nuttel drommis; stockfisch in blasiis, krepsius in schewantis barba meülin lecker biss. (Haupt, III, 30.)


Barbier.

11 It.: Tristo è quel barbiere che ha un sol pettine. (Bohn I, 128.)

18 Barbiere werden nicht so alt als Papageien, aber sie sprechen mehr.

19 Ein schlechter Barbier nimmt Haar und Haut.

Span.: El min barbero ni deja pelo ni cuero. (Bohn I, 220.)

20 Kein Barbier schert so rein, es wird für den andern noch zu bessern sein.

Engl.: One barber shaves not so close but another finds work. (Bohn II, 2.)

21 Man bezahlt den Barbier nicht, wenn man die Haare in seiner Bude lässt.Merx, 342.

22 Sachte Balbêrs geven stinkerge Wunden.

*23 Er hat's beim Barbier auf dem Fensterkopf gefunden. (Königsberg.)

D. h. gestohlen.

*24 Er will den Barbier mit dem abgeschnittenen Barte bezahlen.Wirth, I, 46.

So sagte jemand von einem, der mit Tinte und Papier, d. i. schriftlichen Versprechungen zahlen wollte.

*25 Hübsch gemach, Barbier, das Bartmesser ist heiss.

It.: Pian, barbiere, che l' acqua scotta. (Bohn I, 120.)


Barbieren.

8 Willst du mich barbieren, so will ich dich frisiren.

Frz.: Fais-moi la barbe et je te ferai le toupet. (Bohn I, 18.)


Barbiermesser.

Barbiermesser von Holz und Bierfässer von Glas taugen selten was.

Dän.: Sjelden seer man öll skur af glas, og rag-kniv af trae. (Prov. dan., 447.)


Barbierstube.

In einer Barbierstube fehlt es nicht an Neuigkeiten.

Dän.: Der kommer altid nyt fra barsker-huus og bade stae. (Prov. dan., 433.)


Barchent.

* Barchent machen. (Oberösterr.)

Sich in gerichtlicher Haft befinden.


Barchenthosen.

* Meine Barchenthosen geben meiner Frau ein Paar Sammetärmel.Opel, 379.


Bärenfleisch.

*2 Er hat Bärenfleisch gemacht. (Oberösterr.) – Baumgarten Ms.

Von einem Fahrenden, der umgeworfen.


Bärenhaut.

1 „Die Haut soll man zu Markt nit tragen, man hab denn erst den Beren gschlagen.“ (Waldis, IV, 88.) – In Egypten sagt man dafür: Man muss das Pantherfell nicht eher verschenken, bis man den Panther erlegt hat.

Dän.: At selge björnen för man faaer ceyet ham. (Prov. dan., 496.)

Lat.: Antequam pisces ceperis, muriam misces.

Schwed.: Man bör inte sälja huden förr än björnen är skjuten. (Marin, 19.)

8 Af der Biérenhokt lekt em Hanger.Schuster, 454.

9 Es ist nicht gut Beernhäut kauffen, der Beer sey dan gestochen.Lehmann, 826, 9.

Langbein empfiehlt in einem Gedicht die Bärenhaut nicht eher zu verkaufen, bis man den Bären im Netz hat. (Düsseldorf II.)

*10 Ja, an der Bärenhaut sind noch Klauen.

Die Sache hat noch ihre Schwierigkeiten. Wenn Jemandem etwas versprochen wird, was noch zu erringen ist.

Dän.: Der er klo for björne-skindet. (Prov. dan., 349.)


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[[450]/0462] *119 Da hett he en Bären brummen. – Schütze, I, 54. Da ist er schuldig. *120 Dar hest ôk'n Bâr anbunden. – Kern, 574. Hast dich anführen lassen. Sonst in der Bedeutung von Schulden machen. *121 Das heisst einen Bären bei den Zähnen fassen. Engl.: You dare as well take a bear by te tooth. (Bohn II, 149.) *122 Da müsste der Bär zum Lamme werden. *123 Dem Bär ins Ohr blasen. „Indem ein Johannes dem Herodi das Gewissen ritzet, hat er den Bär ins Ohr geblasen. Johannes muss mit seiner Unschuld ins Loch kriechen.“ (Herberger, I, 26.) *124 Den Bären brummen lassen. „Der Bürgervorstand musst' vor Aerger verstummen; die ganze Stadt, sie lacht ihn aus, und liess den Bären brummen.“ (Kladderatatsch, 1871, Nr. 31, 1. Beil.) *125 Den Bären treiben. „Wann ich hab zwischen beyden lieben, den Beren jn trewlich getrieben.“ (Hans Sachs, III, III, 2.) *126 Der Bär geht durchs Korn, der Bär ist im Korn. (Unterinnthal.) – Heber, 32. Wenn der Wind im Korn Wellen wirft. *127 Der Beer brummt. – Franck, I, 47a. *128 Des Bären Fell verkaufen, ehe der Bär gestochen ist. Lat.: Priusquam mactaris, excorias. (Binder II, 2657; Faselius, 209; Wiegand, 984.) *129 Dich hat der Bär geleckt. – Oec. rur., 14, 593. „Man schreibet von der Bärin, dass sie nur kleine 4 stücklein Fleisch geberet, die nicht viel grösser seyn den Meuse, haben auch keine Augen und kein Haar; nur die Klämichen siehet man ein wenig an Füssen. Darnach belecken sie Vatter und mutter so lang biss sie zu jungen Bährichen werden.“ (Oec. rur., 14, 593.) *130 Ea hod ins an Ped'n aunpunt'n. (Steiermark.) – Firmenich, II, 768, 96. Er hat uns einen Bären angebunden. *131 Einen Bären schiessen. Wenn die Burschen im Winter beim Heuziehen mit einem oder mehreren Büscheln Heu umwerfen, sodass dieselben aus dem Seil fallen, so sagt man: sie bären, oder: sie schiessen einen Bären. (Heber, 29.) *132 Er hat den Bären noch nicht im Sack. – Gotthelf, Uli der Knecht, 194. *133 Er hat einen guten Bären brummen. – Klein, I, 36; Frischbier, II, 258. Hat viel Schulden. *134 Er ist wie ein Bär, schläft er nicht, so brummt er. (Brünn.) *135 Er sucht den Bern vnd steht vor jm. – Franck, I, 51a. *136 He hett en Bâren anbunnen. – Schütze, I, 54. *137 Ja, dass dich der Bär herze. Im Jahre 1631 hat eine Jungfer nicht weit von Hundshübel im sächsischen Erzgebirge das Vieh von Waldhäusern auf die Weide getrieben, da sie sich dann hingesetzt und nach erzgebirgischer Art geklöppelt. Ehe sie sich's nun versieht, kommt ein grosser Bär hinter sie geschlichen, dass sie ganz ungemein erschrickt und nicht weiss, was sie machen soll. Der Bär thut ihr aber nichts, sondern berührt sie und tatscht sie mit seinen Tatzen ganz sauber an, gleich als wüsste er, was für einen Respekt er dem Frauenzimmer schuldig sei. Da nun der zottige Bär sich ganz höflich gegen sie aufführt und sie herzen zu wollen Anstalt macht, entschliesst sich das Mädchen kurz und läuft unter das Vieh. Dieses drängt sich zusammen und geht auf den Bären los, bis das Mädchen schreit und ihre Aeltern nebst andern Waldleuten zu Hülfe ruft. Da nimmt der Bär reissaus. Nachher ist aber jenes Sprichwort beständig geblieben und von jedermann, um eine Verwunderung auszudrücken, gebraucht worden. (Vgl. Curiosa Sax., 1731, S. 47 u. Grässe, Sagenschatz, S. 326.) *138 Lernt doch ein Bär tanzen. Auch wenig begabte Kinder lernen etwas. Erziehung und Schule bilden den Menschen. *139 Peter Bär, krup ön e Narsch, denn kömt hei vär. – Frischbier, I, 241. Dient in einigen Gegenden der Provinz Preussen, z. B. Angerburg, als Antwort auf die Frage: Wer? In andern antwortet man auf dieselbe Frage: Peter Bär mit der langen Schêr. *140 Wenn es ein Bär war, er würde dich beissen. Wenn jemand etwas Naheliegendes nicht findet. Engl.: If it were a bear, it would bite you. (Bohn II, 149.) *141 Wer soll den Bären lecken? – Demokrit, I, 7. Wer soll die schwere (Kultur-) Arbeit ausführen? Barbe. 2 Der muss keine Barben essen wollen, der keine Grundeln bezahlen kann. Lat.: Nec mullum cupias, cum sit tibi gobio tantum in loculis. (Juvenal.) Bärbeissig. * Er sieht bärbeissig aus. Zu Barbenmaul. Das beste an den Fischen: Salmeus infederos, rupis hechtilisque in ceberis, carpeus in zünglis iss alius im nuttel drommis; stockfisch in blasiis, krepsius in schewantis barba meülin lecker biss. (Haupt, III, 30.) Barbier. 11 It.: Tristo è quel barbiere che ha un sol pettine. (Bohn I, 128.) 18 Barbiere werden nicht so alt als Papageien, aber sie sprechen mehr. 19 Ein schlechter Barbier nimmt Haar und Haut. Span.: El min barbero ni deja pelo ni cuero. (Bohn I, 220.) 20 Kein Barbier schert so rein, es wird für den andern noch zu bessern sein. Engl.: One barber shaves not so close but another finds work. (Bohn II, 2.) 21 Man bezahlt den Barbier nicht, wenn man die Haare in seiner Bude lässt. – Merx, 342. 22 Sachte Balbêrs geven stinkerge Wunden. *23 Er hat's beim Barbier auf dem Fensterkopf gefunden. (Königsberg.) D. h. gestohlen. *24 Er will den Barbier mit dem abgeschnittenen Barte bezahlen. – Wirth, I, 46. So sagte jemand von einem, der mit Tinte und Papier, d. i. schriftlichen Versprechungen zahlen wollte. *25 Hübsch gemach, Barbier, das Bartmesser ist heiss. It.: Pian, barbiere, che l' acqua scotta. (Bohn I, 120.) Barbieren. 8 Willst du mich barbieren, so will ich dich frisiren. Frz.: Fais-moi la barbe et je te ferai le toupet. (Bohn I, 18.) Barbiermesser. Barbiermesser von Holz und Bierfässer von Glas taugen selten was. Dän.: Sjelden seer man öll skur af glas, og rag-kniv af trae. (Prov. dan., 447.) Barbierstube. In einer Barbierstube fehlt es nicht an Neuigkeiten. Dän.: Der kommer altid nyt fra barsker-huus og bade stae. (Prov. dan., 433.) Barchent. * Barchent machen. (Oberösterr.) Sich in gerichtlicher Haft befinden. Barchenthosen. * Meine Barchenthosen geben meiner Frau ein Paar Sammetärmel. – Opel, 379. Bärenfleisch. *2 Er hat Bärenfleisch gemacht. (Oberösterr.) – Baumgarten Ms. Von einem Fahrenden, der umgeworfen. Bärenhaut. 1 „Die Haut soll man zu Markt nit tragen, man hab denn erst den Beren gschlagen.“ (Waldis, IV, 88.) – In Egypten sagt man dafür: Man muss das Pantherfell nicht eher verschenken, bis man den Panther erlegt hat. Dän.: At selge björnen för man faaer ceyet ham. (Prov. dan., 496.) Lat.: Antequam pisces ceperis, muriam misces. Schwed.: Man bör inte sälja huden förr än björnen är skjuten. (Marin, 19.) 8 Af der Biérenhokt lekt em Hanger. – Schuster, 454. 9 Es ist nicht gut Beernhäut kauffen, der Beer sey dan gestochen. – Lehmann, 826, 9. Langbein empfiehlt in einem Gedicht die Bärenhaut nicht eher zu verkaufen, bis man den Bären im Netz hat. (Düsseldorf II.) *10 Ja, an der Bärenhaut sind noch Klauen. Die Sache hat noch ihre Schwierigkeiten. Wenn Jemandem etwas versprochen wird, was noch zu erringen ist. Dän.: Der er klo for björne-skindet. (Prov. dan., 349.) Zu Bärenhäuter. „Im märkischen (brandenb.) Dialekt überhaupt auf einen groben ungehobelten Menschen und wird in diesem Sinne als Sprichwort gebraucht.“

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [450]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/462>, abgerufen am 29.03.2024.