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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] 199 Vollem Bauch schmeckt Alles bitter. (S. Maus 195.)

It.: A ventre pieno ogni cibo e amaro. (Giani, 1726.)

200 Voller Bauch denkt nicht an die leeren.

Dän.: Naar bugen er fuld taenker man ikke at den kand blive tom igien. (Prov. dan., 95.)

201 Voller Bauch, fauler Gauch.

"Wo du siehst ein stät vollen bauch, denck gewiss, es sey ein fauler gauch." (Loci comm., 180.)

Lat.: Repletus uenter, non vult sudare libenter. (Loci comm., 180.)

202 Wann der Bauch voll ist, so ist er vil leichter vnd ringer, als so er leer ist. - Henisch, 1285, 30.

203 Wäre der Bauch nicht zu füllen, so könnte man den Arsch vergolden.

Dän.: Var ikke bugs-fylde, da kunde man sin bug forgylde. (Prov. dan., 95.)

204 Wen de Buek 'ne Schüen wia, un noch en Uetlont (Auslass, Anbau) bi an, säd uns Mutta, as et uns ens goed schmekt, un wi uns düchtig sat eten. (Ukermark.) - Engelien, 215.

205 Wenn der Bauch voll ist, freut sich der Arsch.

Jüdisch-deutsch in Warschau: As die Kischke (von poln. kiszka = Darm) is satt, freut sich der Tuches (Hintere).

206 Wenn der Bauch voll ist, sehnt sich der Diener nach anderem Futter (nach einer andern Küche).

Dän.: Naar bugen er fuld kand lieneren ey taale godt haus hustaaer paa et andet graes. (Prov. dan., 95.)

207 Wenn der Bauch voll ist, so ist's gleich, womit man ihn gefüllt hat.

Frz.: Tout fait ventre, pourvu qu'il entre. (Bohn I, 59.)

208 Wenn der Bauch zu satt ist, so zerblehet er. - Eyering, III, 379.

209 Wenn nich wör Bauk on Bak, so hedde man god Gemak. (Osnabrück.)

Wenn man nicht essen müsste, so dürfte man nicht so viel arbeiten und könnte doch gemächlich leben. Bak = Unterleib.

210 Wer den Bauch füllen kann, ist ein guter Mann.

Dän.: Den er god som glevy fylden. (Prov. dan., 243.)

*211 Alles durch den Bauch jachen. - Mathesius, Postilla, CCXIa.

*212 Dei heft e Bauke, hotata, wei e Drommel. (Plibischken.) - Frischbier, II, 274.

*213 Der Bauch wird ihm auch warm bleiben. (Franken.)

Wenn er dies auch nicht weiss oder hat.

*214 Der hat einen Bauch wie ein Beichtzettel. (Rott-Thal.)

*215 Er hat einen Bauch, es können ein paar Schuster drin wohnen. (Danzig.) - Frischbier, I, 253.

*216 Er hat einen Bauch, man kann eine Laus drauf todt schlagen. (Alt-Pillau.) - Frischbier, II, 268.

*217 Er hat einen Bauch wie ein Laubsack.

Auch wie ein Prälat, Probst. (Vgl. Klosterspiegel, 38, 10.)

*218 Es füllt den Bauch wol, aber es nährt nicht (setzt kein Fett).

In Mecklenburg sagt man: dat is Maul - Brüderie. Von brüden = necken.

*219 Es ist seines Bauchs Gegentheil.

" ... wie werden wir schmuck von unsers Bauchs Gegentheilen empfangen werden, was wird sich da für ein Affektionsreiben erheben!" (Köhler, 111, 9) - "Ich muss meines Bauchs Gegentheil zu Rathe ziehen." (Köhler, 244.)

*220 Freu dich, Bauch, da setzt's wieder einmal einen Platzregen. - Frischbier, II, 269.

Wenn es tüchtig zu trinken gibt. Die Redensart findet sich nach Hagen, Geschichte des Theaters in Preussen in: Das Puppenspiel von Dr. Faust, Leipzig 1850. Auf einem berliner Bilde von Gropius hat der Platzregen die Gestalt eines Glases berliner Weissbieres.

*221 He hett 'n Bauk as 'n Ammann (Amtmann). - Kern, 262a.

*222 He hett nich Bauk noch Bak.1 - Stürenburg, 9.

Er ist ganz hager.

1) Eigentlich Rücken; hier sind aber die Sitzbacken gemeint.


[Spaltenumbruch]

*223 He mut Bauk un Back (Rücken) vull hebben. - Kern, 1578.

Er muss nach allen Seiten wohlgesättigt sein.

*224 He schmert söck den Bauk. - Frischbier, I, 256.

*225 Irem Bauch das wort thun. - Franck, I, 6b.

Viel versprechen und wenig halten. "Irem bauch das wort thund, vnnd mit allen winden seglen."

*226 Man soll den Bauch allmählich füllen.

Bei Tunnicius (718): Men sal den bauk mit stade (allmählich, nach und nach) vullen. (Paulatim venter dapibus replendus obesus.)

*227 Mit dem Bauche zürnen (schmollen).

Aus Aerger, Bosheit, Eigensinn etc. nicht essen.

Frz.: Soy vourtoucer a son ventre.

Lat.: Irasci ventri. (Bovill, II, 196.)

*228 Mit vollem Bauch in Nobis Krug (s. d.) fahren. - Lauterbeck, LIb.

*229 Möt dem Buk (Bauch) över de Frent1 schwema. - Röttscher, 88.

1) Ein kleiner Bach bei Krefeld. D. h. gar nicht schwimmen können.

*230 Wenn doch de Bauk 'n Schüündäl wer. (Altmark.) - Danneil, 26.

Ruft der aus, dem etwas sehr gut schmeckt und er gern noch mehr davon ässe.

*231 Wenn nu de Bauk e Schein wä, on dichterbi twe Fäker. Frischbier, I, 259; II, 273.

Wunsch angesichts einer reich und gut besetzten Tafel: Wenn nur der Bauch eine Scheune wär und noch ein paar Anbaue dran. Bei Schlingmann (145) lautet es: Wenn mein Bauk 'ne Schün wier un 'ne Awsied dran, söä de Baur, doa fratt 'r Reis.


Bauchaufschlitzen.

Er hat das Bauchaufschlitzen an sich vollzogen.

Sich selbst moralisch, social oder politisch getödtet. Aus dem Verkehr mit den Japanesen entlehnt, bei denen es die politische Todesart ist: "Die politische Maschine ist so vortrefflich eingerichtet, dass die nicht mehr ziehenden Akteurs an sich selbst das politische Bauchaufschlitzen, d. h. der freiwilligen Resignation ausüben, und es mit Anstand thun." (Neuyorker Staatszeitung vom 6. November 1863, S. 1.)


Bauchiger.

Det wiar uk an Bükkaten. (Amrum.) - Haupt, VIII, 362, 180; Johansen, 99.

Das war auch ein Bauchiger, Dicker, d. i. eine Lüge.


Zu Bauchknecht 1.

Dän.: Bug-knecht er af stöste slaegt. (Prov. dan., 95.)


Bauchmeinung.

Dus is a Bauch - S' wure.1

1) S'wure = Meinung. Wenn Jemand einen guten Gedanken hat, den er aber Andern nicht deutlich auseinander setzen kann, so sagt man: das ist eine Bauchmeinung, d. i. eine solche, die im Innern versteckt ist.


Bauchsorge.

3 Bauchsorge geht über Seelsorge.

Dän.: Större sorg for bugen end for sielle. (Prov. dan., 95.)


Bauchweh.

Er ist a rechte Bauchweh. (Oberösterr.)

Ein Mensch, der wenig zu thun, noch zu ertragen vermag. Buckping (Bauchpein) an de klenen Te'n (Zehn) häbe. - Röttscher, 47.

Sich einbilden krank zu sein.


Bauchzitter.

Auf der Bauchzitter spielen.

"Ich spielte gestern Abend der Liese ein wenig auf der Bauchzitter." (Alamedisch Technologisches Interim, Köhler XXXII.) "Wenn sie euch die Bauchzitter lehnete, ihr vergösset der Lauten." (Köhler, 30, 14.)


Bauen.

6 In Lorchhausen (Nassau) steht an einem Hause: "Dass Bauwen ist ein Lust, nur allein dass vil kust, das hab ich N. N. nicht Gewust, mit bauwen bin ich's Erfahren. Gott Wol diss Haus bewaren." (Plauderstübchen, 1858, 43.) Im Odenwalde steht an einem Hause: "Wie ich bawet, hat ich Freud und sorgen all Abend und morgen; wie ich aufhert, Du lieber Herr Gott, klopft an die Haussthür der Bankerott." (Plauderstübchen, 1858, 43.) Denselben Spruch hat die Villa March in Charlottenburg zur Inschrift.

It.: Casa fatta e vigna posta, nissun sa quanto essa costa. (Giani, 316.)

10 Lat.: Aedificare domus multas et pascere multos, est brevis ad summum semita pauperiem. (Coler, 214b; Philippi, I, 12.)

20 In der Altmark: Baun is Lust, watt't kost, häff'k nich wusst. (Danneil, 29.)

44 Lat.: Mille docent hominem, prope callem eo, qui struit aedem. (Binder II, 1856; Gärtner, 173.)


[Spaltenumbruch] 199 Vollem Bauch schmeckt Alles bitter. (S. Maus 195.)

It.: A ventre pieno ogni cibo è amaro. (Giani, 1726.)

200 Voller Bauch denkt nicht an die leeren.

Dän.: Naar bugen er fuld taenker man ikke at den kand blive tom igien. (Prov. dan., 95.)

201 Voller Bauch, fauler Gauch.

„Wo du siehst ein stät vollen bauch, denck gewiss, es sey ein fauler gauch.“ (Loci comm., 180.)

Lat.: Repletus uenter, non vult sudare libenter. (Loci comm., 180.)

202 Wann der Bauch voll ist, so ist er vil leichter vnd ringer, als so er leer ist.Henisch, 1285, 30.

203 Wäre der Bauch nicht zu füllen, so könnte man den Arsch vergolden.

Dän.: Var ikke bugs-fylde, da kunde man sin bug forgylde. (Prov. dan., 95.)

204 Wen de Buek 'ne Schüen wia, un noch en Uetlont (Auslass, Anbau) bi an, säd uns Mutta, as et uns ens goed schmekt, un wi uns düchtig sat eten. (Ukermark.) – Engelien, 215.

205 Wenn der Bauch voll ist, freut sich der Arsch.

Jüdisch-deutsch in Warschau: As die Kischke (von poln. kiszka = Darm) is satt, freut sich der Tuches (Hintere).

206 Wenn der Bauch voll ist, sehnt sich der Diener nach anderem Futter (nach einer andern Küche).

Dän.: Naar bugen er fuld kand lieneren ey taale godt haus hustaaer paa et andet graes. (Prov. dan., 95.)

207 Wenn der Bauch voll ist, so ist's gleich, womit man ihn gefüllt hat.

Frz.: Tout fait ventre, pourvu qu'il entre. (Bohn I, 59.)

208 Wenn der Bauch zu satt ist, so zerblehet er.Eyering, III, 379.

209 Wenn nich wör Bûk on Bak, so hedde man gôd Gemâk. (Osnabrück.)

Wenn man nicht essen müsste, so dürfte man nicht so viel arbeiten und könnte doch gemächlich leben. Bak = Unterleib.

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Dän.: Den er god som glevy fylden. (Prov. dan., 243.)

*211 Alles durch den Bauch jachen.Mathesius, Postilla, CCXIa.

*212 Dei heft e Bûke, hotata, wî e Drommel. (Plibischken.) – Frischbier, II, 274.

*213 Der Bauch wird ihm auch warm bleiben. (Franken.)

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*214 Der hat einen Bauch wie ein Beichtzettel. (Rott-Thal.)

*215 Er hat einen Bauch, es können ein paar Schuster drin wohnen. (Danzig.) – Frischbier, I, 253.

*216 Er hat einen Bauch, man kann eine Laus drauf todt schlagen. (Alt-Pillau.) – Frischbier, II, 268.

*217 Er hat einen Bauch wie ein Laubsack.

Auch wie ein Prälat, Probst. (Vgl. Klosterspiegel, 38, 10.)

*218 Es füllt den Bauch wol, aber es nährt nicht (setzt kein Fett).

In Mecklenburg sagt man: dat is Mûl – Brüderie. Von brüden = necken.

*219 Es ist seines Bauchs Gegentheil.

„ ... wie werden wir schmuck von unsers Bauchs Gegentheilen empfangen werden, was wird sich da für ein Affektionsreiben erheben!“ (Köhler, 111, 9) – „Ich muss meines Bauchs Gegentheil zu Rathe ziehen.“ (Köhler, 244.)

*220 Freu dich, Bauch, da setzt's wieder einmal einen Platzregen.Frischbier, II, 269.

Wenn es tüchtig zu trinken gibt. Die Redensart findet sich nach Hagen, Geschichte des Theaters in Preussen in: Das Puppenspiel von Dr. Faust, Leipzig 1850. Auf einem berliner Bilde von Gropius hat der Platzregen die Gestalt eines Glases berliner Weissbieres.

*221 He hett 'n Bûk as 'n Ammann (Amtmann).Kern, 262a.

*222 He hett nich Bûk noch Bak.1Stürenburg, 9.

Er ist ganz hager.

1) Eigentlich Rücken; hier sind aber die Sitzbacken gemeint.


[Spaltenumbruch]

*223 He mut Bûk un Back (Rücken) vull hebben.Kern, 1578.

Er muss nach allen Seiten wohlgesättigt sein.

*224 He schmêrt söck den Bûk.Frischbier, I, 256.

*225 Irem Bauch das wort thun.Franck, I, 6b.

Viel versprechen und wenig halten. „Irem bauch das wort thund, vnnd mit allen winden seglen.“

*226 Man soll den Bauch allmählich füllen.

Bei Tunnicius (718): Men sal den bûk mit stade (allmählich, nach und nach) vullen. (Paulatim venter dapibus replendus obesus.)

*227 Mit dem Bauche zürnen (schmollen).

Aus Aerger, Bosheit, Eigensinn etc. nicht essen.

Frz.: Soy vourtoucer a son ventre.

Lat.: Irasci ventri. (Bovill, II, 196.)

*228 Mit vollem Bauch in Nobis Krug (s. d.) fahren.Lauterbeck, LIb.

*229 Möt dem Buk (Bauch) över de Frent1 schwema.Röttscher, 88.

1) Ein kleiner Bach bei Krefeld. D. h. gar nicht schwimmen können.

*230 Wenn doch de Bûk 'n Schüündäl wêr. (Altmark.) – Danneil, 26.

Ruft der aus, dem etwas sehr gut schmeckt und er gern noch mehr davon ässe.

*231 Wenn nu de Bûk e Schîn wä, on dichterbi twê Fäker. Frischbier, I, 259; II, 273.

Wunsch angesichts einer reich und gut besetzten Tafel: Wenn nur der Bauch eine Scheune wär und noch ein paar Anbaue dran. Bei Schlingmann (145) lautet es: Wenn mîn Bûk 'ne Schün wier un 'ne Awsied dran, söä de Bûr, doa fratt 'r Rîs.


Bauchaufschlitzen.

Er hat das Bauchaufschlitzen an sich vollzogen.

Sich selbst moralisch, social oder politisch getödtet. Aus dem Verkehr mit den Japanesen entlehnt, bei denen es die politische Todesart ist: „Die politische Maschine ist so vortrefflich eingerichtet, dass die nicht mehr ziehenden Akteurs an sich selbst das politische Bauchaufschlitzen, d. h. der freiwilligen Resignation ausüben, und es mit Anstand thun.“ (Neuyorker Staatszeitung vom 6. November 1863, S. 1.)


Bauchiger.

Det wiar uk an Bükkaten. (Amrum.) – Haupt, VIII, 362, 180; Johansen, 99.

Das war auch ein Bauchiger, Dicker, d. i. eine Lüge.


Zu Bauchknecht 1.

Dän.: Bug-knecht er af stöste slaegt. (Prov. dan., 95.)


Bauchmeinung.

Dus is a Bauch – S' wure.1

1) S'wure = Meinung. Wenn Jemand einen guten Gedanken hat, den er aber Andern nicht deutlich auseinander setzen kann, so sagt man: das ist eine Bauchmeinung, d. i. eine solche, die im Innern versteckt ist.


Bauchsorge.

3 Bauchsorge geht über Seelsorge.

Dän.: Större sorg for bugen end for sielle. (Prov. dan., 95.)


Bauchweh.

Er ist a rechte Bauchweh. (Oberösterr.)

Ein Mensch, der wenig zu thun, noch zu ertragen vermag. Buckping (Bauchpein) an de klênen Tê'n (Zehn) häbe. – Röttscher, 47.

Sich einbilden krank zu sein.


Bauchzitter.

Auf der Bauchzitter spielen.

„Ich spielte gestern Abend der Liese ein wenig auf der Bauchzitter.“ (Alamedisch Technologisches Interim, Köhler XXXII.) „Wenn sie euch die Bauchzitter lehnete, ihr vergösset der Lauten.“ (Köhler, 30, 14.)


Bauen.

6 In Lorchhausen (Nassau) steht an einem Hause: „Dass Bauwen ist ein Lust, nur allein dass vil kust, das hab ich N. N. nicht Gewust, mit bauwen bin ich's Erfahren. Gott Wol diss Haus bewaren.“ (Plauderstübchen, 1858, 43.) Im Odenwalde steht an einem Hause: „Wie ich bawet, hat ich Freud und sorgen all Abend und morgen; wie ich aufhert, Du lieber Herr Gott, klopft an die Haussthür der Bankerott.“ (Plauderstübchen, 1858, 43.) Denselben Spruch hat die Villa March in Charlottenburg zur Inschrift.

It.: Casa fatta e vigna posta, nissun sa quanto essa costa. (Giani, 316.)

10 Lat.: Aedificare domus multas et pascere multos, est brevis ad summum semita pauperiem. (Coler, 214b; Philippi, I, 12.)

20 In der Altmark: Bûn is Lust, watt't kost, häff'k nich wusst. (Danneil, 29.)

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[[456]/0468] 199 Vollem Bauch schmeckt Alles bitter. (S. Maus 195.) It.: A ventre pieno ogni cibo è amaro. (Giani, 1726.) 200 Voller Bauch denkt nicht an die leeren. Dän.: Naar bugen er fuld taenker man ikke at den kand blive tom igien. (Prov. dan., 95.) 201 Voller Bauch, fauler Gauch. „Wo du siehst ein stät vollen bauch, denck gewiss, es sey ein fauler gauch.“ (Loci comm., 180.) Lat.: Repletus uenter, non vult sudare libenter. (Loci comm., 180.) 202 Wann der Bauch voll ist, so ist er vil leichter vnd ringer, als so er leer ist. – Henisch, 1285, 30. 203 Wäre der Bauch nicht zu füllen, so könnte man den Arsch vergolden. Dän.: Var ikke bugs-fylde, da kunde man sin bug forgylde. (Prov. dan., 95.) 204 Wen de Buek 'ne Schüen wia, un noch en Uetlont (Auslass, Anbau) bi an, säd uns Mutta, as et uns ens goed schmekt, un wi uns düchtig sat eten. (Ukermark.) – Engelien, 215. 205 Wenn der Bauch voll ist, freut sich der Arsch. Jüdisch-deutsch in Warschau: As die Kischke (von poln. kiszka = Darm) is satt, freut sich der Tuches (Hintere). 206 Wenn der Bauch voll ist, sehnt sich der Diener nach anderem Futter (nach einer andern Küche). Dän.: Naar bugen er fuld kand lieneren ey taale godt haus hustaaer paa et andet graes. (Prov. dan., 95.) 207 Wenn der Bauch voll ist, so ist's gleich, womit man ihn gefüllt hat. Frz.: Tout fait ventre, pourvu qu'il entre. (Bohn I, 59.) 208 Wenn der Bauch zu satt ist, so zerblehet er. – Eyering, III, 379. 209 Wenn nich wör Bûk on Bak, so hedde man gôd Gemâk. (Osnabrück.) Wenn man nicht essen müsste, so dürfte man nicht so viel arbeiten und könnte doch gemächlich leben. Bak = Unterleib. 210 Wer den Bauch füllen kann, ist ein guter Mann. Dän.: Den er god som glevy fylden. (Prov. dan., 243.) *211 Alles durch den Bauch jachen. – Mathesius, Postilla, CCXIa. *212 Dei heft e Bûke, hotata, wî e Drommel. (Plibischken.) – Frischbier, II, 274. *213 Der Bauch wird ihm auch warm bleiben. (Franken.) Wenn er dies auch nicht weiss oder hat. *214 Der hat einen Bauch wie ein Beichtzettel. (Rott-Thal.) *215 Er hat einen Bauch, es können ein paar Schuster drin wohnen. (Danzig.) – Frischbier, I, 253. *216 Er hat einen Bauch, man kann eine Laus drauf todt schlagen. (Alt-Pillau.) – Frischbier, II, 268. *217 Er hat einen Bauch wie ein Laubsack. Auch wie ein Prälat, Probst. (Vgl. Klosterspiegel, 38, 10.) *218 Es füllt den Bauch wol, aber es nährt nicht (setzt kein Fett). In Mecklenburg sagt man: dat is Mûl – Brüderie. Von brüden = necken. *219 Es ist seines Bauchs Gegentheil. „ ... wie werden wir schmuck von unsers Bauchs Gegentheilen empfangen werden, was wird sich da für ein Affektionsreiben erheben!“ (Köhler, 111, 9) – „Ich muss meines Bauchs Gegentheil zu Rathe ziehen.“ (Köhler, 244.) *220 Freu dich, Bauch, da setzt's wieder einmal einen Platzregen. – Frischbier, II, 269. Wenn es tüchtig zu trinken gibt. Die Redensart findet sich nach Hagen, Geschichte des Theaters in Preussen in: Das Puppenspiel von Dr. Faust, Leipzig 1850. Auf einem berliner Bilde von Gropius hat der Platzregen die Gestalt eines Glases berliner Weissbieres. *221 He hett 'n Bûk as 'n Ammann (Amtmann). – Kern, 262a. *222 He hett nich Bûk noch Bak.1 – Stürenburg, 9. Er ist ganz hager. 1) Eigentlich Rücken; hier sind aber die Sitzbacken gemeint. *223 He mut Bûk un Back (Rücken) vull hebben. – Kern, 1578. Er muss nach allen Seiten wohlgesättigt sein. *224 He schmêrt söck den Bûk. – Frischbier, I, 256. *225 Irem Bauch das wort thun. – Franck, I, 6b. Viel versprechen und wenig halten. „Irem bauch das wort thund, vnnd mit allen winden seglen.“ *226 Man soll den Bauch allmählich füllen. Bei Tunnicius (718): Men sal den bûk mit stade (allmählich, nach und nach) vullen. (Paulatim venter dapibus replendus obesus.) *227 Mit dem Bauche zürnen (schmollen). Aus Aerger, Bosheit, Eigensinn etc. nicht essen. Frz.: Soy vourtoucer a son ventre. Lat.: Irasci ventri. (Bovill, II, 196.) *228 Mit vollem Bauch in Nobis Krug (s. d.) fahren. – Lauterbeck, LIb. *229 Möt dem Buk (Bauch) över de Frent1 schwema. – Röttscher, 88. 1) Ein kleiner Bach bei Krefeld. D. h. gar nicht schwimmen können. *230 Wenn doch de Bûk 'n Schüündäl wêr. (Altmark.) – Danneil, 26. Ruft der aus, dem etwas sehr gut schmeckt und er gern noch mehr davon ässe. *231 Wenn nu de Bûk e Schîn wä, on dichterbi twê Fäker. Frischbier, I, 259; II, 273. Wunsch angesichts einer reich und gut besetzten Tafel: Wenn nur der Bauch eine Scheune wär und noch ein paar Anbaue dran. Bei Schlingmann (145) lautet es: Wenn mîn Bûk 'ne Schün wier un 'ne Awsied dran, söä de Bûr, doa fratt 'r Rîs. Bauchaufschlitzen. Er hat das Bauchaufschlitzen an sich vollzogen. Sich selbst moralisch, social oder politisch getödtet. Aus dem Verkehr mit den Japanesen entlehnt, bei denen es die politische Todesart ist: „Die politische Maschine ist so vortrefflich eingerichtet, dass die nicht mehr ziehenden Akteurs an sich selbst das politische Bauchaufschlitzen, d. h. der freiwilligen Resignation ausüben, und es mit Anstand thun.“ (Neuyorker Staatszeitung vom 6. November 1863, S. 1.) Bauchiger. Det wiar uk an Bükkaten. (Amrum.) – Haupt, VIII, 362, 180; Johansen, 99. Das war auch ein Bauchiger, Dicker, d. i. eine Lüge. Zu Bauchknecht 1. Dän.: Bug-knecht er af stöste slaegt. (Prov. dan., 95.) Bauchmeinung. Dus is a Bauch – S' wure.1 1) S'wure = Meinung. Wenn Jemand einen guten Gedanken hat, den er aber Andern nicht deutlich auseinander setzen kann, so sagt man: das ist eine Bauchmeinung, d. i. eine solche, die im Innern versteckt ist. Bauchsorge. 3 Bauchsorge geht über Seelsorge. Dän.: Större sorg for bugen end for sielle. (Prov. dan., 95.) Bauchweh. Er ist a rechte Bauchweh. (Oberösterr.) Ein Mensch, der wenig zu thun, noch zu ertragen vermag. Buckping (Bauchpein) an de klênen Tê'n (Zehn) häbe. – Röttscher, 47. Sich einbilden krank zu sein. Bauchzitter. Auf der Bauchzitter spielen. „Ich spielte gestern Abend der Liese ein wenig auf der Bauchzitter.“ (Alamedisch Technologisches Interim, Köhler XXXII.) „Wenn sie euch die Bauchzitter lehnete, ihr vergösset der Lauten.“ (Köhler, 30, 14.) Bauen. 6 In Lorchhausen (Nassau) steht an einem Hause: „Dass Bauwen ist ein Lust, nur allein dass vil kust, das hab ich N. N. nicht Gewust, mit bauwen bin ich's Erfahren. Gott Wol diss Haus bewaren.“ (Plauderstübchen, 1858, 43.) Im Odenwalde steht an einem Hause: „Wie ich bawet, hat ich Freud und sorgen all Abend und morgen; wie ich aufhert, Du lieber Herr Gott, klopft an die Haussthür der Bankerott.“ (Plauderstübchen, 1858, 43.) Denselben Spruch hat die Villa March in Charlottenburg zur Inschrift. It.: Casa fatta e vigna posta, nissun sa quanto essa costa. (Giani, 316.) 10 Lat.: Aedificare domus multas et pascere multos, est brevis ad summum semita pauperiem. (Coler, 214b; Philippi, I, 12.) 20 In der Altmark: Bûn is Lust, watt't kost, häff'k nich wusst. (Danneil, 29.) 44 Lat.: Mille docent hominem, prope callem eo, qui struit aedem. (Binder II, 1856; Gärtner, 173.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [456]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/468>, abgerufen am 19.03.2024.