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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] *673 Kein Bawer hat mir das zugetrawet.

*674 Loat den Baur dat Pock. (Deutz.)

Aergere dich nicht über fremde Dummheiten und Ungehörigkeiten.

*675 Pass up, Baur, de Börger de kumt. - Schütz. I, 192.

Pflegt jemand zu sagen, dem ein anderer zumuthet, ihm aufzuwarten, um auszudrücken: bist du mehr als ich, dass ich für dich aufpassen u. s. w. soll?

*676 Scheit dem Baurn ön 't Botterfatt. (Alt-Pillau.) - Frischbier, II, 287.

D. i. Kündige ihm den Dienst.

*677 Seht, wie de Baur nau 'm Düttke (Silbergroschen) springt. - Frischbier, I, 275.

*678 So fragt man dem Bauren de Künst af. - Schütze, I, 192; Frommann, III, 410, 396; Eichwald, 237.

Wenn man sich nicht ausfragen lassen will.

*679 So zieht man dem Bauer die Würmer aus der Nase. (Westf.)

So horcht man sie aus.

*680 Wat brukt de Baur e Näs. (Goldapp.) - Frischbier, I, 277.


Bauerchen.

* Erscht dat Beirke, denn dat Vagelke. (Dönhoffstädt.) - Frischbier, II, 293.

Beirke, Bürke, Verkleinerungsform von Bauer, Käfig.


Bäuerin.

4 Die Bäuerin grüsst mit der Hand, die Städterin mit den Knieen.

Jene gibt und schüttelt die Hand, diese macht einen Knix.

Dän.: Bonde-konen har aereni nawen, men kiöbsstaedkonen i rumpen. (Prov. dan., 80.)


Bauerknoll.

Der Bauerknoll trotzt, pocht, ist toll, wenn's ihm geht wohl. - Frischbier, I, 287.

Lat.: Rustica gens, optima flens, pessima ridens. (Lepner, Der preusche Littauer, Danzig 1744, S. 59.)


Bauernbrot.

Bauerbrot - sauer Brot, aber ehrlich Brot.

Dän.: Bonde-handelen er kied-sommelig for den seendraegtigereth: giör man en teng sildig, saa en man vag efter med alting. (Prov. dan., 81.)


Bauernbube.

2 Wenn e Burebueb nit will Burelümmel heisse, seil me-n-e nit i Roth thue und e nit lo Lütenont werde. (Solothurn.) - Schild, 57, 17.


Bauernbursch.

* Und wenn's Bauernbursch' regnet.


Bauernfänger.

* Es sind Bauernfänger.

Man versteht darunter Personen, die eine Art Beruf daraus machen, unerfahrenen Leuten, besonders Landleuten, die mit dem Treiben dieser Klasse nicht vertraut sind, auf eine schlaue Weise ihr Geld, ihre Uhren und andere Werthgegenstände abzunehmen. Die Bauernfängerei wird besonders dadurch betrieben, dass man die Opfer in Gasthäuser lockt, und ihnen im Spiel oder nachdem man sie trunken gemacht hat, das Ihre abnimmt. Ueber Bauernfängerei vgl. Schlesische Zeitung, 1868, Nr. 441 u. 443. Darnach ist aber auch später eine aus dauerhaftem Bastwerk geflochtene Röhre benannt, die so eng ist, dass man eben nur die kleinen Finger der rechten und linken Hand in die Oeffnungen der Röhre stecken kann. Sucht man aber nun die Finger wieder herauszuziehen, so dehnt sich die Röhre elastisch aus; kurz "der Bauernfänger" hat seine Schuldigkeit gethan, denn der Gefangene ist völlig entwaffnet, und des Gebrauchs seiner Hände beraubt. (Vgl. Schlesische Zeitung, 1869, Nr. 343, 1. Beil.)


Bauernfarbe.

Bawrenfarb - die ehrlichste Farb. - Dietrich, I, 187.


Bauernfastnacht.

Wenn's a der Burefastnecht1 de Bättlere g'rothet, so g'rothet im Sommer de Bure d' Ern. (Solothurn.) - Schild, 104, 43.

1) Dem ersten Sonntag in der Fastenzeit. Die Bauern backen da Kuchen (Küechli). Ist die Witterung günstig, dass der Bettler den Bauern nachgehen und viel sammeln kann, so schliesst der Bauer auf eine günstige Ernte.


Bauerngerechtsame.

Bauerngerechtsame sind nicht gleich. - Graf, 50, 167.

Angelsächs.: Gebur-gerihta syn nies leice. (R. Schmied, 374, 4.)


[Spaltenumbruch]
Bauernhaus.

1 Es gehört gar viel (auch) in ein Bauernhaus.

Dän.: Der er saa meget der kraeves i bondens bo. (Prov. dan., 77.)

2 In Bawr Heusern stinckts nicht so vbel als in Herrenhoffen. - Petri, II, 401.

3 In einem Bauernhause wohnt oft mehr Friede (Glück) als in einem Palast.

Dän.: Man finder det ofte i bondens vaere, som ey i kongens sahl. (Prov. dan., 479.)

4 In jedem Bauernhause findet man ein Nudelbret und eine Ausrede. - Oesterreichischer Volksfreund, 1874, Nr. 53.

*5 Er hat ein Bauernhaus im Halse, kann vor Angst kein Wort hervorbringen. - Gotthelf, Leiden, IV, 187.


Bauernhof.

Up enem Bauerhofe möttet twei Lediggänger sin: de Hausher un de Hofrüe. (Lippe.)

Hausherr und Hofhund haben alles, was vorgeht, zu überwachen.


Zu Bauernkinder.

D. h. sind also ebenso befähigt wie Herrenkinder. In einer mittelhochdeutschen Dichtung findet sich folgendes Sprichwort, das anderer Ansicht ist: "Gebiuwer unde herren kint, swa die gleicher tugende sint, da ist daz lemerin worden bunt." (Haupt, VIII, 550, 7-9). Mir ist dies Sprichwort, auch in keiner verwandten Form, sonst begegnet, und Zumpt bemerkt, dass er es nicht verstehe. "Lembrein", wenn dies gemeint sei, sagt er, scheint Tuch aus Lammwolle zu bedeuten.


Bauernleben.

Bauernleben ist am fröhlichsten vnd voller Hoffnung.

"Denn ackern, säen, pflanzen, pflügen u. s. w. thun sie alle auf gute Hoffnung." (Zinkgref, IV, 11.)


Bauernmaulschelle.

* Einem eine Bauernmaulschell geben, dass er sich eine Weile besinnen muss, ob er Mägdgen oder Bubgen sei. - Schuppius, Traktätlein, Hanau 1663.


Bauernpferd.

Die armen Bawernpferd müssen den habern bawen, den grosser Herrenpferd fressen. - Lehmann, 845, 41.


Bauernrecht.

Bauernrecht ist nicht Ritterrecht. - Graf, 31, 34.


Bauernschritt.

2 Bauernschritt ist ein langsamer Schritt. - Neuer Volkskalender, 1878, S. 34 u. 41.


Bauernschuh.

2 Auf 'n Baurenschuh komt's net an. (Ulm.)

*3 Op e Bauereschong no. - Dicks, II, 5.


Bauernschweiss.

Bauernschweiss und Märzenstaub sind theure Waare.

Dän.: Hvo de vil have bondens seved skal bride vel pa hanmen, og dekke ham warm. (Prov. dan., 32.)


Bauernspiegel.

Ein Bauernspiegel repraesentirt alle ding vneben, also thut ein letzer verstand. - Lehmann, 800, 38.


Bauernstand.

1 Bauernstand - schöner Stand.

Dän.: Bonde-handel lystig vandel. (Prov. dan., 81.)

2 De Baurestand het d' Oberhand. (Bern.) - Zyro, 50.


Bauernstärke.

Wann 'ne Biurenstärcke eist (erst) mal össet heöt, dann kann se äuk wol än geringer Mann kriegen. (Sauerland.)


Bauerntanz.

*2 Dös is a rechter Bauerntanz. (Oberösterr.)

Ist sehr geschmacklos.


Bauerntochter.

1 A reichi Bauretochter und n' arme Lüüde Chüs ist beides gleip naue räst.1 (Bern.) - Zyro, 25.

1) Eilig, schnell. (Vgl. Stalder, II, 259.)

2 He met' ne reike Baurendochter friegen, sagte der Junge, als der Lehrer fragte, was ein junger Mann thun müsse, um eine ehrenvolle Stelle im Lande oder Kreise einzunehmen. (Westf.)


[Spaltenumbruch] *673 Kein Bawer hat mir das zugetrawet.

*674 Loat den Bûr dat Pock. (Deutz.)

Aergere dich nicht über fremde Dummheiten und Ungehörigkeiten.

*675 Pass up, Bûr, de Börger de kumt.Schütz. I, 192.

Pflegt jemand zu sagen, dem ein anderer zumuthet, ihm aufzuwarten, um auszudrücken: bist du mehr als ich, dass ich für dich aufpassen u. s. w. soll?

*676 Schît dem Bûrn ön 't Botterfatt. (Alt-Pillau.) – Frischbier, II, 287.

D. i. Kündige ihm den Dienst.

*677 Seht, wie de Bûr nau 'm Düttke (Silbergroschen) springt.Frischbier, I, 275.

*678 So fragt man dem Bûren de Künst af.Schütze, I, 192; Frommann, III, 410, 396; Eichwald, 237.

Wenn man sich nicht ausfragen lassen will.

*679 So zieht man dem Bauer die Würmer aus der Nase. (Westf.)

So horcht man sie aus.

*680 Wat brukt de Bûr e Näs. (Goldapp.) – Frischbier, I, 277.


Bauerchen.

* Erscht dat Bîrke, denn dat Vagelke. (Dönhoffstädt.) – Frischbier, II, 293.

Bîrke, Bürke, Verkleinerungsform von Bauer, Käfig.


Bäuerin.

4 Die Bäuerin grüsst mit der Hand, die Städterin mit den Knieen.

Jene gibt und schüttelt die Hand, diese macht einen Knix.

Dän.: Bonde-konen har aereni nawen, men kiöbsstaedkonen i rumpen. (Prov. dan., 80.)


Bauerknoll.

Der Bauerknoll trotzt, pocht, ist toll, wenn's ihm geht wohl.Frischbier, I, 287.

Lat.: Rustica gens, optima flens, pessima ridens. (Lepner, Der preusche Littauer, Danzig 1744, S. 59.)


Bauernbrot.

Bauerbrot – sauer Brot, aber ehrlich Brot.

Dän.: Bonde-handelen er kied-sommelig for den seendraegtigereth: giör man en teng sildig, saa en man vag efter med alting. (Prov. dan., 81.)


Bauernbube.

2 Wenn e Burebueb nit will Burelümmel heisse, seil me-n-e nit i Roth thue und e nit lo Lütenont werde. (Solothurn.) – Schild, 57, 17.


Bauernbursch.

* Und wenn's Bauernbursch' regnet.


Bauernfänger.

* Es sind Bauernfänger.

Man versteht darunter Personen, die eine Art Beruf daraus machen, unerfahrenen Leuten, besonders Landleuten, die mit dem Treiben dieser Klasse nicht vertraut sind, auf eine schlaue Weise ihr Geld, ihre Uhren und andere Werthgegenstände abzunehmen. Die Bauernfängerei wird besonders dadurch betrieben, dass man die Opfer in Gasthäuser lockt, und ihnen im Spiel oder nachdem man sie trunken gemacht hat, das Ihre abnimmt. Ueber Bauernfängerei vgl. Schlesische Zeitung, 1868, Nr. 441 u. 443. Darnach ist aber auch später eine aus dauerhaftem Bastwerk geflochtene Röhre benannt, die so eng ist, dass man eben nur die kleinen Finger der rechten und linken Hand in die Oeffnungen der Röhre stecken kann. Sucht man aber nun die Finger wieder herauszuziehen, so dehnt sich die Röhre elastisch aus; kurz „der Bauernfänger“ hat seine Schuldigkeit gethan, denn der Gefangene ist völlig entwaffnet, und des Gebrauchs seiner Hände beraubt. (Vgl. Schlesische Zeitung, 1869, Nr. 343, 1. Beil.)


Bauernfarbe.

Bawrenfarb – die ehrlichste Farb.Dietrich, I, 187.


Bauernfastnacht.

Wenn's a der Burefastnecht1 de Bättlere g'rothet, so g'rothet im Sommer de Bure d' Ern. (Solothurn.) – Schild, 104, 43.

1) Dem ersten Sonntag in der Fastenzeit. Die Bauern backen da Kuchen (Küechli). Ist die Witterung günstig, dass der Bettler den Bauern nachgehen und viel sammeln kann, so schliesst der Bauer auf eine günstige Ernte.


Bauerngerechtsame.

Bauerngerechtsame sind nicht gleich.Graf, 50, 167.

Angelsächs.: Gebur-gerihta syn nies lîce. (R. Schmied, 374, 4.)


[Spaltenumbruch]
Bauernhaus.

1 Es gehört gar viel (auch) in ein Bauernhaus.

Dän.: Der er saa meget der kraeves i bondens bo. (Prov. dan., 77.)

2 In Bawr Heusern stinckts nicht so vbel als in Herrenhôffen.Petri, II, 401.

3 In einem Bauernhause wohnt oft mehr Friede (Glück) als in einem Palast.

Dän.: Man finder det ofte i bondens vaere, som ey i kongens sahl. (Prov. dan., 479.)

4 In jedem Bauernhause findet man ein Nudelbret und eine Ausrede.Oesterreichischer Volksfreund, 1874, Nr. 53.

*5 Er hat ein Bauernhaus im Halse, kann vor Angst kein Wort hervorbringen.Gotthelf, Leiden, IV, 187.


Bauernhof.

Up ênem Bûerhofe möttet twei Lediggänger sin: de Hûshér un de Hofrüe. (Lippe.)

Hausherr und Hofhund haben alles, was vorgeht, zu überwachen.


Zu Bauernkinder.

D. h. sind also ebenso befähigt wie Herrenkinder. In einer mittelhochdeutschen Dichtung findet sich folgendes Sprichwort, das anderer Ansicht ist: „Gebiuwer unde herren kint, swâ die glîcher tugende sint, dâ ist daz lemerin worden bunt.“ (Haupt, VIII, 550, 7-9). Mir ist dies Sprichwort, auch in keiner verwandten Form, sonst begegnet, und Zumpt bemerkt, dass er es nicht verstehe. „Lembrîn“, wenn dies gemeint sei, sagt er, scheint Tuch aus Lammwolle zu bedeuten.


Bauernleben.

Bauernleben ist am fröhlichsten vnd voller Hoffnung.

„Denn ackern, säen, pflanzen, pflügen u. s. w. thun sie alle auf gute Hoffnung.“ (Zinkgref, IV, 11.)


Bauernmaulschelle.

* Einem eine Bauernmaulschell geben, dass er sich eine Weile besinnen muss, ob er Mägdgen oder Bubgen sei.Schuppius, Traktätlein, Hanau 1663.


Bauernpferd.

Die armen Bawernpferd müssen den habern bawen, den grosser Herrenpferd fressen.Lehmann, 845, 41.


Bauernrecht.

Bauernrecht ist nicht Ritterrecht.Graf, 31, 34.


Bauernschritt.

2 Bauernschritt ist ein langsamer Schritt.Neuer Volkskalender, 1878, S. 34 u. 41.


Bauernschuh.

2 Auf 'n Baurenschuh komt's net an. (Ulm.)

*3 Op e Bauereschong no.Dicks, II, 5.


Bauernschweiss.

Bauernschweiss und Märzenstaub sind theure Waare.

Dän.: Hvo de vil have bondens seved skal bride vel pa hanmen, og dekke ham warm. (Prov. dan., 32.)


Bauernspiegel.

Ein Bauernspiegel repraesentirt alle ding vneben, also thut ein letzer verstand.Lehmann, 800, 38.


Bauernstand.

1 Bauernstand – schöner Stand.

Dän.: Bonde-handel lystig vandel. (Prov. dan., 81.)

2 De Bûrestand het d' Oberhand. (Bern.) – Zyro, 50.


Bauernstärke.

Wann 'ne Biurenstärcke eist (erst) mal össet heöt, dann kann se äuk wol än geringer Mann kriegen. (Sauerland.)


Bauerntanz.

*2 Dös is a rechter Bauerntanz. (Oberösterr.)

Ist sehr geschmacklos.


Bauerntochter.

1 A rîchi Bûretochter und n' arme Lüüde Chüs ist beides glîp nûe räst.1 (Bern.) – Zyro, 25.

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2 He met' ne rîke Bûrendochter friegen, sagte der Junge, als der Lehrer fragte, was ein junger Mann thun müsse, um eine ehrenvolle Stelle im Lande oder Kreise einzunehmen. (Westf.)


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[[464]/0476] *673 Kein Bawer hat mir das zugetrawet. *674 Loat den Bûr dat Pock. (Deutz.) Aergere dich nicht über fremde Dummheiten und Ungehörigkeiten. *675 Pass up, Bûr, de Börger de kumt. – Schütz. I, 192. Pflegt jemand zu sagen, dem ein anderer zumuthet, ihm aufzuwarten, um auszudrücken: bist du mehr als ich, dass ich für dich aufpassen u. s. w. soll? *676 Schît dem Bûrn ön 't Botterfatt. (Alt-Pillau.) – Frischbier, II, 287. D. i. Kündige ihm den Dienst. *677 Seht, wie de Bûr nau 'm Düttke (Silbergroschen) springt. – Frischbier, I, 275. *678 So fragt man dem Bûren de Künst af. – Schütze, I, 192; Frommann, III, 410, 396; Eichwald, 237. Wenn man sich nicht ausfragen lassen will. *679 So zieht man dem Bauer die Würmer aus der Nase. (Westf.) So horcht man sie aus. *680 Wat brukt de Bûr e Näs. (Goldapp.) – Frischbier, I, 277. Bauerchen. * Erscht dat Bîrke, denn dat Vagelke. (Dönhoffstädt.) – Frischbier, II, 293. Bîrke, Bürke, Verkleinerungsform von Bauer, Käfig. Bäuerin. 4 Die Bäuerin grüsst mit der Hand, die Städterin mit den Knieen. Jene gibt und schüttelt die Hand, diese macht einen Knix. Dän.: Bonde-konen har aereni nawen, men kiöbsstaedkonen i rumpen. (Prov. dan., 80.) Bauerknoll. Der Bauerknoll trotzt, pocht, ist toll, wenn's ihm geht wohl. – Frischbier, I, 287. Lat.: Rustica gens, optima flens, pessima ridens. (Lepner, Der preusche Littauer, Danzig 1744, S. 59.) Bauernbrot. Bauerbrot – sauer Brot, aber ehrlich Brot. Dän.: Bonde-handelen er kied-sommelig for den seendraegtigereth: giör man en teng sildig, saa en man vag efter med alting. (Prov. dan., 81.) Bauernbube. 2 Wenn e Burebueb nit will Burelümmel heisse, seil me-n-e nit i Roth thue und e nit lo Lütenont werde. (Solothurn.) – Schild, 57, 17. Bauernbursch. * Und wenn's Bauernbursch' regnet. Bauernfänger. * Es sind Bauernfänger. Man versteht darunter Personen, die eine Art Beruf daraus machen, unerfahrenen Leuten, besonders Landleuten, die mit dem Treiben dieser Klasse nicht vertraut sind, auf eine schlaue Weise ihr Geld, ihre Uhren und andere Werthgegenstände abzunehmen. Die Bauernfängerei wird besonders dadurch betrieben, dass man die Opfer in Gasthäuser lockt, und ihnen im Spiel oder nachdem man sie trunken gemacht hat, das Ihre abnimmt. Ueber Bauernfängerei vgl. Schlesische Zeitung, 1868, Nr. 441 u. 443. Darnach ist aber auch später eine aus dauerhaftem Bastwerk geflochtene Röhre benannt, die so eng ist, dass man eben nur die kleinen Finger der rechten und linken Hand in die Oeffnungen der Röhre stecken kann. Sucht man aber nun die Finger wieder herauszuziehen, so dehnt sich die Röhre elastisch aus; kurz „der Bauernfänger“ hat seine Schuldigkeit gethan, denn der Gefangene ist völlig entwaffnet, und des Gebrauchs seiner Hände beraubt. (Vgl. Schlesische Zeitung, 1869, Nr. 343, 1. Beil.) Bauernfarbe. Bawrenfarb – die ehrlichste Farb. – Dietrich, I, 187. Bauernfastnacht. Wenn's a der Burefastnecht1 de Bättlere g'rothet, so g'rothet im Sommer de Bure d' Ern. (Solothurn.) – Schild, 104, 43. 1) Dem ersten Sonntag in der Fastenzeit. Die Bauern backen da Kuchen (Küechli). Ist die Witterung günstig, dass der Bettler den Bauern nachgehen und viel sammeln kann, so schliesst der Bauer auf eine günstige Ernte. Bauerngerechtsame. Bauerngerechtsame sind nicht gleich. – Graf, 50, 167. Angelsächs.: Gebur-gerihta syn nies lîce. (R. Schmied, 374, 4.) Bauernhaus. 1 Es gehört gar viel (auch) in ein Bauernhaus. Dän.: Der er saa meget der kraeves i bondens bo. (Prov. dan., 77.) 2 In Bawr Heusern stinckts nicht so vbel als in Herrenhôffen. – Petri, II, 401. 3 In einem Bauernhause wohnt oft mehr Friede (Glück) als in einem Palast. Dän.: Man finder det ofte i bondens vaere, som ey i kongens sahl. (Prov. dan., 479.) 4 In jedem Bauernhause findet man ein Nudelbret und eine Ausrede. – Oesterreichischer Volksfreund, 1874, Nr. 53. *5 Er hat ein Bauernhaus im Halse, kann vor Angst kein Wort hervorbringen. – Gotthelf, Leiden, IV, 187. Bauernhof. Up ênem Bûerhofe möttet twei Lediggänger sin: de Hûshér un de Hofrüe. (Lippe.) Hausherr und Hofhund haben alles, was vorgeht, zu überwachen. Zu Bauernkinder. D. h. sind also ebenso befähigt wie Herrenkinder. In einer mittelhochdeutschen Dichtung findet sich folgendes Sprichwort, das anderer Ansicht ist: „Gebiuwer unde herren kint, swâ die glîcher tugende sint, dâ ist daz lemerin worden bunt.“ (Haupt, VIII, 550, 7-9). Mir ist dies Sprichwort, auch in keiner verwandten Form, sonst begegnet, und Zumpt bemerkt, dass er es nicht verstehe. „Lembrîn“, wenn dies gemeint sei, sagt er, scheint Tuch aus Lammwolle zu bedeuten. Bauernleben. Bauernleben ist am fröhlichsten vnd voller Hoffnung. „Denn ackern, säen, pflanzen, pflügen u. s. w. thun sie alle auf gute Hoffnung.“ (Zinkgref, IV, 11.) Bauernmaulschelle. * Einem eine Bauernmaulschell geben, dass er sich eine Weile besinnen muss, ob er Mägdgen oder Bubgen sei. – Schuppius, Traktätlein, Hanau 1663. Bauernpferd. Die armen Bawernpferd müssen den habern bawen, den grosser Herrenpferd fressen. – Lehmann, 845, 41. Bauernrecht. Bauernrecht ist nicht Ritterrecht. – Graf, 31, 34. Bauernschritt. 2 Bauernschritt ist ein langsamer Schritt. – Neuer Volkskalender, 1878, S. 34 u. 41. Bauernschuh. 2 Auf 'n Baurenschuh komt's net an. (Ulm.) *3 Op e Bauereschong no. – Dicks, II, 5. Bauernschweiss. Bauernschweiss und Märzenstaub sind theure Waare. Dän.: Hvo de vil have bondens seved skal bride vel pa hanmen, og dekke ham warm. (Prov. dan., 32.) Bauernspiegel. Ein Bauernspiegel repraesentirt alle ding vneben, also thut ein letzer verstand. – Lehmann, 800, 38. Bauernstand. 1 Bauernstand – schöner Stand. Dän.: Bonde-handel lystig vandel. (Prov. dan., 81.) 2 De Bûrestand het d' Oberhand. (Bern.) – Zyro, 50. Bauernstärke. Wann 'ne Biurenstärcke eist (erst) mal össet heöt, dann kann se äuk wol än geringer Mann kriegen. (Sauerland.) Bauerntanz. *2 Dös is a rechter Bauerntanz. (Oberösterr.) Ist sehr geschmacklos. Bauerntochter. 1 A rîchi Bûretochter und n' arme Lüüde Chüs ist beides glîp nûe räst.1 (Bern.) – Zyro, 25. 1) Eilig, schnell. (Vgl. Stalder, II, 259.) 2 He met' ne rîke Bûrendochter friegen, sagte der Junge, als der Lehrer fragte, was ein junger Mann thun müsse, um eine ehrenvolle Stelle im Lande oder Kreise einzunehmen. (Westf.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [464]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/476>, abgerufen am 19.03.2024.