Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Bauernwillkür.

Bauernwillkür ist frei. - Graf, 21, 235.

Mhd.: Alle buern wikoer is vry. (Richthofen, 269, X, 1.)

Das deutsche Mittelalter war der freien Entwickelung und Selbstbestimmung mehr wie jede andere Zeit günstig. Neben Gewohnheit und Gesetz bildete die Uebereinkunft der Berechtigten und Verpflichteten Rechte und Rechtsformen, und fast jede Stadt und jedes Dorf hatte ein eigenes gewillkürtes Recht.


Bauersmann.

3 Der geadelte Bauersmann sieht nicht mehr seine Verwandten an.

It.: Il villano nobilitato, non conosce suo parentato. (Giani, 1758.)

4 Was der Bauersmann im Sommer erwirbt, dazu bittet er seine Nachbarn zu Gast. - Oec. rur., 4, 91.

5 Wenn der Bauersmann Stroh verkauft, so weinen die Ecker. - Coler, 302b.


Bauerwerk.

Wer sich im Bauerwerk1 todt arbeit, muss unter dem Galgen begraben werden.

1) Bei Hofe- oder Gemeindearbeiten.


Bauerzorn.

Mit Bauerzorn bleib unverwor'n.

Dän.: Bonde harm veed ingen maade. (Prov. dan., 79.)


Baum.

1 Sloven.: Mlado drevuce se da zravnati, staro drevo se ulomi.

5 Dän.: Gammelt traec taol ikke flytning. (Prov. dan., 553.)

Engl.: Remove an old tree and it will wither to death. (Bohn II, 17; Marin, 3.)

Schwed.: Gammalt träd tal ej flyttning. (Marin, 3.)

26 Böhm.: Strom po ovoci poznan byva. (Celakovsky, 18.)

Dän.: Tracet kiendes paa frugten. (Prov. dan., 554.)

29 "Die alten den Baum in Ehren halten, der für die sonne gab külen schatten." (Waldis, II, 83.)

Lat.: Arbor honoretur, cujus nos umbra tuetur. (Altdorf, 254; Binder II, 219; Seybold, 34.)

32 Die Franzosen nennen den Galgen, oder die Leiter zum Hängen, die Abtei von Rauberg. (L'abbaye de Monte-a-Regret. Leroux, 1, 1.)

34 "Merck eben recht, was ich dir sag: der baum felt nicht vom ersten schlag." (Loci comm., 102.) - Bei Tunnicius (215): De bom en velt nicht van dem ersten slage. (Caede pirum decies, non uno frangitur ictu.)

Lat.: Primitus inflictum non corruit arbor in ictum. (Reuterdahl, 761.)

Schwed.: Trae fallir ey at första hugh. (Reuterdahl, 761.)

38 Bei Tunnicius (236): De bom en drecht neine appel to syner bate. (Non sibi poma gerit, verum mortalibus arbor.)

81 Dän.: Ondt trae baer ond frugt. (Prov. dan., 553.)

Lat.: A radice mala non procedunt bona mala. (Reuterdahl, 74.)

Schwed.: Ondh roth födhe aldhre godha fructh. (Reuterdahl, 74.)

85 Mhd.: Ein guoter boum geit guote fruht. (Lehmann, 106, 57.) - Un merket, waz ich spreche hie, ich han gehort sagen ie, der guote boum bring schoene bluot unt frühte baere süeze unt guot. (Lehmann, 118, 15-48.)

Dän.: God rod baer gjerne gode aeble. (Prov. dan., 479.)

Lat.: Bona ut a bonis oriuntur, ita mala a malis. (Sailer, Sprüche, 122.) - Arbore de dulci dulcia poma cadunt. (Gaal, 173.)

94 Ein krummer Baum ist auch kein Schaden, er trägt oft besser als die graden. (Sonnenstäubchen, 77.)

Dän.: Kroget trae baer og god frugt. (Prov. dan., 361.)

109 It.: Ad un sol colpo non cade l' albero. (Giani, 42.)

112 Motto von Goethe's Wahrheit und Dichtung. (Büchmann, 8. Aufl., S. 40.)

127 Die Walachen: Zu einem Birnbaum gehe nicht mit grossem Sack, von dem man rühmend spricht. (Schuller, 24.)

It.: Gli alberi grandi fanno piu ombra che frutto.

131 Lat.: Generosioris arboris statim planta cum fructu est. (Philippi, I, 168; Hauer, 69.)

136 Die Russen: Hohe Palmen schatten weit. (Altmann VI, 482.)

169 Lat.: Arbor honoretur, cujus nos umbra tuetur. (Gaal, 167.)

174 Altfries.: (Best de Drääng sin Hear, da) bügh de Boom, went er green es. (Hansen, 8.)

182 Bei Tunnicius (700): Men nyget dem bom, dar men bate af heft. (Arbor honoratur, quae nobis exhibet umbram.)

187 Dän.: Mange trae blomstres vel, men giver liden frugt. (Prov. dan., 553.)

189 Dän.: Adde traer voxe ikke ret. (Prov. dan., 21.)

192 Frz.: On ne jette des pierres qu'a l'arbre charge de fruits. (Bohn I, 42.)

It.: I migliori alberi sono i piu battuti. (Giani, 88.)

206 Holl.: Men nighet den boom, daer men die bate af hevet. (Tunn., 17, 119.)

214 Lat.: Ruente queru ligna quivis colligit.

Holl.: Dardet een op hickt, daar hickense al op. - Wanneer een boom ter aerden eygt maekt jeden dal hij tacken krijgt. (Cats, 280.)


[Spaltenumbruch]

220 Als Rechtssprichwort drückt es den Satz aus, dass es den armen, unvermögenden, unbehoften, d. i. nicht angesessenen Leuten gestattet sei, bei Windbrüchen und ähnlichen Fällen Holz zu lesen, wenn sie auch sonst am Gemeindegut kein Recht haben. (Graf, 68, 31.) - "... und wollte also fast jedermann von dem gefallenen Baum Holtz auflesen." (Gottfried, 780a.) - In Armenien: Wenn ein Baum fällt, finden sich viele Holzhauer. (Ausland, 1871, S. 403.)

It.: Sopra l' albero caduto ognuno corre a far legna. (Giani, 39.)

Lat.: Arbore dejecta quivis ligna colligit. (Faselius, 21.)

Schwed.: När trädet faller, hemtar hwar och en wed ät sig. (Marin, 22.)

222 Die Rumänen: Ist der Baum erst umgehauen, laufen sie, die Aeste abzuhauen. (Schuller, 23.)

236 It.: Chi ama l' arbore, ama il ramo. (Bohn I, 78.)

241 Bei Rabener (Satiren, IV in der Zueignungsschrift an den Esel): Wer sich an einen guten Baum lehnt u. s. w.

Span.: Qui en a buen arbol se arima, biena sombra la cobija. (Don Quixote.)

242 Dän.: Man skal ey trauge seg imellem barg og traee. (Prov. dan., 46.)

245 In Luxemburg: We de Bam, eso den Apel. (Dicks, I, 6.)

249 Lat.: Qualis quaeque arbor, tales solet edere fructus. (Binder II, 2724; Palingen, 3, 543.) - Quale sit arbustum talem dant arbuta frustum. (Reuterdahl, 792.)

Schwed.: Tholik aer fructh som traesins dygdh aer. (Reuterdahl, 792.)

252 Frz.: Ou l'arbre choit, il demeure.

284 Alte Bäume sind zähe; sollen sie weichen, thuts ihnen wehe. - Braunschweiger Kalender, 1861.

285 Bäum, die man offt versetzt, bekleiben nicht. - Lehmann, 809, 8.

286 Bäume ohne Frucht, schöne Weiber ohne Zucht, die findt man vngesucht. - Wehlt's Tagebuch.

287 Beerende Bäume und gezweiete sind gebannt. - Graf, 68, 32.

Beerende d. i. fruchttragende, und gezweiete d. i. veredelte, gepfropfte Bäume waren im Gegensatz zu den edeln Bäumen der Mark (Eichen und Buchen) und dem unfruchtbaren (weichen) Holze überhaupt der gemeinen Nutzung entzogen, da sich an ihr Bestehen selbstverständlich immer nur die das Sondereigenthum begründende Kultur des Einzelnen knüpft; sie durften daher auch nicht auf Almende- oder Gemeingut gepflanzt werden; sie waren aus dem Bereich desselben gebannt. - Alt gebärende böm vnnd zwystok sindt verbannen. (Schweiz.) - Kothing, 207.

288 Besser am Baume seine Sache führen, als bei einem Strick. (S. Reis 11.)

In der Freiheit kann man sich besser vertheidigen als im Gefängniss.

Schwed.: Baetra aer thinga widh buskan aen widh boya. (Reuterdahl, 828.)

289 Besser der Baum biegt sich, als dass er gebrochen wird.

Lat.: Arbor lentescat (lente stat) pocius quam fracta grauescat. (Reuterdahl, 45.)

Schwed.: Baetra arthz thrae, som böghis aen thz som bristir. (Reuterdahl, 45.)

290 Böser Baum, böse Frucht.

Dän.: Ondt trae, ondt frugt. (Prov. dan., 436.)

291 De Bom fällt nicht von en Schlag. - Bueren, 109; Hauskalender, I.

292 De Böme, de oft knacket, de fallt nicht licht. (Braunschweig.)

Bäume, die oft knacken, fallen nicht leicht.

293 Den Baum soll man abhawen, der keine gute Frucht bringt. - Lehmann, 100, 51.

294 Den Bom, de mi Schatten gift, mutt ich nich verachten. (Bremen.) - Köster, 281.

295 Der Baum, der oft knarrt, bricht (fällt) nicht (so leicht). - Frischbier, I, 289.

296 Der Baum folgt den Enden. - Graf, 85, 130.

Es galt, wenn auch nicht allgemein, der Grundsatz, dass derjenige das Recht auf den ganzen Baum habe, auf dessen Grund sich die Wurzeln befinden.

Mhd.: Der baum folgt den enden. (Grimm, Weissthümer, III, 102.)

297 Der Baum, vor dem du ruhest, ist nie der, auf dem du sitzest. - Westermann's Monatsschrift, Nr. 1862.

298 Dess baums art gibt seine frucht zu mercken, den schalck erkennt man bei den wercken.

Lat.: Arbor ut ex fructu, sic nequam noscitur actu. (Loci comm., 11.)

299 Die Bäume wollen einen faulen Setzer und einen gitigen (thätigen) Ausstecker. (Luzern.)

[Spaltenumbruch]
Bauernwillkür.

Bauernwillkür ist frei.Graf, 21, 235.

Mhd.: Alle buern wikoer is vry. (Richthofen, 269, X, 1.)

Das deutsche Mittelalter war der freien Entwickelung und Selbstbestimmung mehr wie jede andere Zeit günstig. Neben Gewohnheit und Gesetz bildete die Uebereinkunft der Berechtigten und Verpflichteten Rechte und Rechtsformen, und fast jede Stadt und jedes Dorf hatte ein eigenes gewillkürtes Recht.


Bauersmann.

3 Der geadelte Bauersmann sieht nicht mehr seine Verwandten an.

It.: Il villano nobilitato, non conosce suo parentato. (Giani, 1758.)

4 Was der Bauersmann im Sommer erwirbt, dazu bittet er seine Nachbarn zu Gast.Oec. rur., 4, 91.

5 Wenn der Bauersmann Stroh verkauft, so weinen die Ecker.Coler, 302b.


Bauerwerk.

Wer sich im Bauerwerk1 todt arbeit, muss unter dem Galgen begraben werden.

1) Bei Hofe- oder Gemeindearbeiten.


Bauerzorn.

Mit Bauerzorn bleib unverwor'n.

Dän.: Bonde harm veed ingen maade. (Prov. dan., 79.)


Baum.

1 Sloven.: Mlado drevuce se da zravnati, staro drevo se ulomi.

5 Dän.: Gammelt traec taol ikke flytning. (Prov. dan., 553.)

Engl.: Remove an old tree and it will wither to death. (Bohn II, 17; Marin, 3.)

Schwed.: Gammalt träd tal ej flyttning. (Marin, 3.)

26 Böhm.: Strom po ovoci poznán bývá. (Čelakovský, 18.)

Dän.: Tracet kiendes paa frugten. (Prov. dan., 554.)

29 „Die alten den Baum in Ehren halten, der für die sonne gab külen schatten.“ (Waldis, II, 83.)

Lat.: Arbor honoretur, cujus nos umbra tuetur. (Altdorf, 254; Binder II, 219; Seybold, 34.)

32 Die Franzosen nennen den Galgen, oder die Leiter zum Hängen, die Abtei von Rauberg. (L'abbaye de Monte-à-Regret. Leroux, 1, 1.)

34 „Merck eben recht, was ich dir sag: der baum felt nicht vom ersten schlag.“ (Loci comm., 102.) – Bei Tunnicius (215): De bôm en velt nicht van dem êrsten slage. (Caede pirum decies, non uno frangitur ictu.)

Lat.: Primitus inflictum non corruit arbor in ictum. (Reuterdahl, 761.)

Schwed.: Trae fallir ey at första hugh. (Reuterdahl, 761.)

38 Bei Tunnicius (236): De bôm en drecht neine appel to syner bate. (Non sibi poma gerit, verum mortalibus arbor.)

81 Dän.: Ondt trae baer ond frugt. (Prov. dan., 553.)

Lat.: A radice mala non procedunt bona mala. (Reuterdahl, 74.)

Schwed.: Ondh roth födhe aldhre godha fructh. (Reuterdahl, 74.)

85 Mhd.: Ein guoter boum gît guote fruht. (Lehmann, 106, 57.) – Un merket, waz ich spreche hie, ich hân gehort sagen ie, der guote boum bring schoene bluot unt frühte baere süeze unt guot. (Lehmann, 118, 15-48.)

Dän.: God rod baer gjerne gode aeble. (Prov. dan., 479.)

Lat.: Bona ut a bonis oriuntur, ita mala a malis. (Sailer, Sprüche, 122.) – Arbore de dulci dulcia poma cadunt. (Gaal, 173.)

94 Ein krummer Baum ist auch kein Schaden, er trägt oft besser als die graden. (Sonnenstäubchen, 77.)

Dän.: Kroget trae baer og god frugt. (Prov. dan., 361.)

109 It.: Ad un sol colpo non cade l' albero. (Giani, 42.)

112 Motto von Goethe's Wahrheit und Dichtung. (Büchmann, 8. Aufl., S. 40.)

127 Die Walachen: Zu einem Birnbaum gehe nicht mit grossem Sack, von dem man rühmend spricht. (Schuller, 24.)

It.: Gli alberi grandi fanno piú ombra che frutto.

131 Lat.: Generosioris arboris statim planta cum fructu est. (Philippi, I, 168; Hauer, 69.)

136 Die Russen: Hohe Palmen schatten weit. (Altmann VI, 482.)

169 Lat.: Arbor honoretur, cujus nos umbra tuetur. (Gaal, 167.)

174 Altfries.: (Best de Drääng sin Hear, da) bügh de Boom, went er green es. (Hansen, 8.)

182 Bei Tunnicius (700): Men nyget dem bôm, dâr men bate af heft. (Arbor honoratur, quae nobis exhibet umbram.)

187 Dän.: Mange trae blomstres vel, men giver liden frugt. (Prov. dan., 553.)

189 Dän.: Adde traer voxe ikke ret. (Prov. dan., 21.)

192 Frz.: On ne jette des pierres qu'à l'arbre chargé de fruits. (Bohn I, 42.)

It.: I migliori alberi sono i più battuti. (Giani, 88.)

206 Holl.: Men nighet den boom, daer men die bate af hevet. (Tunn., 17, 119.)

214 Lat.: Ruente queru ligna quivis colligit.

Holl.: Dardet een op hickt, daar hickense al op. – Wanneer een boom ter aerden eygt maekt jeden dal hij tacken krijgt. (Cats, 280.)


[Spaltenumbruch]

220 Als Rechtssprichwort drückt es den Satz aus, dass es den armen, unvermögenden, unbehoften, d. i. nicht angesessenen Leuten gestattet sei, bei Windbrüchen und ähnlichen Fällen Holz zu lesen, wenn sie auch sonst am Gemeindegut kein Recht haben. (Graf, 68, 31.) – „... und wollte also fast jedermann von dem gefallenen Baum Holtz auflesen.“ (Gottfried, 780a.) – In Armenien: Wenn ein Baum fällt, finden sich viele Holzhauer. (Ausland, 1871, S. 403.)

It.: Sopra l' albero caduto ognuno corre a far legna. (Giani, 39.)

Lat.: Arbore dejecta quivis ligna colligit. (Faselius, 21.)

Schwed.: När trädet faller, hemtar hwar och en wed ät sig. (Marin, 22.)

222 Die Rumänen: Ist der Baum erst umgehauen, laufen sie, die Aeste abzuhauen. (Schuller, 23.)

236 It.: Chi ama l' arbore, ama il ramo. (Bohn I, 78.)

241 Bei Rabener (Satiren, IV in der Zueignungsschrift an den Esel): Wer sich an einen guten Baum lehnt u. s. w.

Span.: Qui en à buen arbol se arima, biena sombra la cobija. (Don Quixote.)

242 Dän.: Man skal ey trauge seg imellem barg og traee. (Prov. dan., 46.)

245 In Luxemburg: We de Bàm, eso den Apel. (Dicks, I, 6.)

249 Lat.: Qualis quaeque arbor, tales solet edere fructus. (Binder II, 2724; Palingen, 3, 543.) – Quale sit arbustum talem dant arbuta frustum. (Reuterdahl, 792.)

Schwed.: Tholik aer fructh som traesins dygdh aer. (Reuterdahl, 792.)

252 Frz.: Où l'arbre choit, il demeure.

284 Alte Bäume sind zähe; sollen sie weichen, thuts ihnen wehe.Braunschweiger Kalender, 1861.

285 Bäum, die man offt versetzt, bekleiben nicht.Lehmann, 809, 8.

286 Bäume ohne Frucht, schöne Weiber ohne Zucht, die findt man vngesucht.Wehlt's Tagebuch.

287 Beerende Bäume und gezweiete sind gebannt.Graf, 68, 32.

Beerende d. i. fruchttragende, und gezweiete d. i. veredelte, gepfropfte Bäume waren im Gegensatz zu den edeln Bäumen der Mark (Eichen und Buchen) und dem unfruchtbaren (weichen) Holze überhaupt der gemeinen Nutzung entzogen, da sich an ihr Bestehen selbstverständlich immer nur die das Sondereigenthum begründende Kultur des Einzelnen knüpft; sie durften daher auch nicht auf Almende- oder Gemeingut gepflanzt werden; sie waren aus dem Bereich desselben gebannt. – Alt gébärende böm vnnd zwystok sindt verbannen. (Schweiz.) – Kothing, 207.

288 Besser am Baume seine Sache führen, als bei einem Strick. (S. Reis 11.)

In der Freiheit kann man sich besser vertheidigen als im Gefängniss.

Schwed.: Baetra aer thinga widh buskan aen widh boya. (Reuterdahl, 828.)

289 Besser der Baum biegt sich, als dass er gebrochen wird.

Lat.: Arbor lentescat (lente stat) pocius quam fracta grauescat. (Reuterdahl, 45.)

Schwed.: Baetra arthz thrae, som böghis aen thz som bristir. (Reuterdahl, 45.)

290 Böser Baum, böse Frucht.

Dän.: Ondt trae, ondt frugt. (Prov. dan., 436.)

291 De Bôm fällt nicht von en Schlag.Bueren, 109; Hauskalender, I.

292 De Böme, de oft knacket, de fallt nicht licht. (Braunschweig.)

Bäume, die oft knacken, fallen nicht leicht.

293 Den Baum soll man abhawen, der keine gute Frucht bringt.Lehmann, 100, 51.

294 Den Bôm, de mi Schatten gift, mutt ich nich verachten. (Bremen.) – Köster, 281.

295 Der Baum, der oft knarrt, bricht (fällt) nicht (so leicht).Frischbier, I, 289.

296 Der Baum folgt den Enden.Graf, 85, 130.

Es galt, wenn auch nicht allgemein, der Grundsatz, dass derjenige das Recht auf den ganzen Baum habe, auf dessen Grund sich die Wurzeln befinden.

Mhd.: Der baum folgt den enden. (Grimm, Weissthümer, III, 102.)

297 Der Baum, vor dem du ruhest, ist nie der, auf dem du sitzest.Westermann's Monatsschrift, Nr. 1862.

298 Dess baums art gibt seine frucht zu mercken, den schalck erkennt man bei den wercken.

Lat.: Arbor ut ex fructu, sic nequam noscitur actu. (Loci comm., 11.)

299 Die Bäume wollen einen faulen Setzer und einen gitigen (thätigen) Ausstecker. (Luzern.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0477" n="[465]"/>
          <cb n="929"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bauernwillkür.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Bauernwillkür ist frei.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 21, 235.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Alle buern wikoer is vry. (<hi rendition="#i">Richthofen, 269, X, 1.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Das deutsche Mittelalter war der freien Entwickelung und Selbstbestimmung mehr wie jede andere Zeit günstig. Neben Gewohnheit und Gesetz bildete die Uebereinkunft der Berechtigten und Verpflichteten Rechte und Rechtsformen, und fast jede Stadt und jedes Dorf hatte ein eigenes gewillkürtes Recht.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bauersmann.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Der geadelte Bauersmann sieht nicht mehr seine Verwandten an.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Il villano nobilitato, non conosce suo parentato. (<hi rendition="#i">Giani, 1758.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Was der Bauersmann im Sommer erwirbt, dazu bittet er seine Nachbarn zu Gast.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Oec. rur., 4, 91.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wenn der Bauersmann Stroh verkauft, so weinen die Ecker.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Coler, 302<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bauerwerk.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wer sich im Bauerwerk<hi rendition="#sup">1</hi> todt arbeit, muss unter dem Galgen begraben werden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Bei Hofe- oder Gemeindearbeiten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bauerzorn.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Mit Bauerzorn bleib unverwor'n.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Bonde harm veed ingen maade. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 79.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Baum.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et2">1 <hi rendition="#i">Sloven.</hi>: Mlado drevuce se da zravnati, staro drevo se ulomi.</p><lb/>
          <p rendition="#et2">5 <hi rendition="#i">Dän.</hi>: Gammelt traec taol ikke flytning. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 553.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Remove an old tree and it will wither to death. (<hi rendition="#i">Bohn II, 17; Marin, 3.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Gammalt träd tal ej flyttning. (<hi rendition="#i">Marin, 3.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">26 <hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Strom po ovoci poznán bývá. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 18.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Tracet kiendes paa frugten. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 554.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">29 &#x201E;Die alten den Baum in Ehren halten, der für die sonne gab külen schatten.&#x201C; (<hi rendition="#i">Waldis, II, 83.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Arbor honoretur, cujus nos umbra tuetur. (<hi rendition="#i">Altdorf, 254; Binder II, 219; Seybold, 34.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">32 Die Franzosen nennen den Galgen, oder die Leiter zum Hängen, die Abtei von Rauberg. (<hi rendition="#i">L'abbaye de Monte-à-Regret. Leroux, 1, 1.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">34 &#x201E;Merck eben recht, was ich dir sag: der baum felt nicht vom ersten schlag.&#x201C; (<hi rendition="#i">Loci comm., 102.</hi>) &#x2013; Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (215):</hi> De bôm en velt nicht van dem êrsten slage. (Caede pirum decies, non uno frangitur ictu.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Primitus inflictum non corruit arbor in ictum. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 761.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Trae fallir ey at första hugh. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 761.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">38 Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (236):</hi> De bôm en drecht neine appel to syner bate. (Non sibi poma gerit, verum mortalibus arbor.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">81 <hi rendition="#i">Dän.</hi>: Ondt trae baer ond frugt. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 553.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: A radice mala non procedunt bona mala. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 74.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Ondh roth födhe aldhre godha fructh. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 74.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">85 <hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Ein guoter boum gît guote fruht. (<hi rendition="#i">Lehmann, 106, 57.</hi>) &#x2013; Un merket, waz ich spreche hie, ich hân gehort sagen ie, der guote boum bring schoene bluot unt frühte baere süeze unt guot. (<hi rendition="#i">Lehmann, 118, 15-48.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: God rod baer gjerne gode aeble. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 479.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Bona ut a bonis oriuntur, ita mala a malis. (<hi rendition="#i">Sailer, Sprüche, 122.</hi>) &#x2013; Arbore de dulci dulcia poma cadunt. (<hi rendition="#i">Gaal, 173.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">94 Ein krummer Baum ist auch kein Schaden, er trägt oft besser als die graden. (<hi rendition="#i">Sonnenstäubchen, 77.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Kroget trae baer og god frugt. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 361.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">109 <hi rendition="#i">It.</hi>: Ad un sol colpo non cade l' albero. (<hi rendition="#i">Giani, 42.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">112 Motto von Goethe's Wahrheit und Dichtung. (<hi rendition="#i">Büchmann, 8. Aufl., S. 40.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">127 Die Walachen: Zu einem Birnbaum gehe nicht mit grossem Sack, von dem man rühmend spricht. (<hi rendition="#i">Schuller, 24.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Gli alberi grandi fanno piú ombra che frutto.</p><lb/>
          <p rendition="#et2">131 <hi rendition="#i">Lat.</hi>: Generosioris arboris statim planta cum fructu est. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 168; Hauer, 69</hi>.)</p><lb/>
          <p rendition="#et">136 Die Russen: Hohe Palmen schatten weit. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 482.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">169 <hi rendition="#i">Lat.</hi>: Arbor honoretur, cujus nos umbra tuetur. (<hi rendition="#i">Gaal, 167.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">174 <hi rendition="#i">Altfries.</hi>: (Best de Drääng sin Hear, da) bügh de Boom, went er green es. (<hi rendition="#i">Hansen, 8.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">182 Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (700):</hi> Men nyget dem bôm, dâr men bate af heft. (Arbor honoratur, quae nobis exhibet umbram.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">187 <hi rendition="#i">Dän.</hi>: Mange trae blomstres vel, men giver liden frugt. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 553.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">189 <hi rendition="#i">Dän.</hi>: Adde traer voxe ikke ret. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 21.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">192 <hi rendition="#i">Frz.</hi>: On ne jette des pierres qu'à l'arbre chargé de fruits. (<hi rendition="#i">Bohn I, 42.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: I migliori alberi sono i più battuti. (<hi rendition="#i">Giani, 88.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">206 <hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men nighet den boom, daer men die bate af hevet. (<hi rendition="#i">Tunn., 17, 119.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">214 <hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ruente queru ligna quivis colligit.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dardet een op hickt, daar hickense al op. &#x2013; Wanneer een boom ter aerden eygt maekt jeden dal hij tacken krijgt. (<hi rendition="#i">Cats, 280.</hi>)</p><lb/>
          <cb n="930"/>
          <p rendition="#et">220 Als Rechtssprichwort drückt es den Satz aus, dass es den armen, unvermögenden, unbehoften, d. i. nicht angesessenen Leuten gestattet sei, bei Windbrüchen und ähnlichen Fällen Holz zu lesen, wenn sie auch sonst am Gemeindegut kein Recht haben. (<hi rendition="#i">Graf, 68, 31.</hi>) &#x2013; &#x201E;... und wollte also fast jedermann von dem gefallenen Baum Holtz auflesen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Gottfried, 780<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) &#x2013; In Armenien: Wenn ein Baum fällt, finden sich viele Holzhauer. (<hi rendition="#i">Ausland, 1871, S. 403.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Sopra l' albero caduto ognuno corre a far legna. (<hi rendition="#i">Giani, 39.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Arbore dejecta quivis ligna colligit. (<hi rendition="#i">Faselius, 21.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: När trädet faller, hemtar hwar och en wed ät sig. (<hi rendition="#i">Marin, 22.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">222 Die Rumänen: Ist der Baum erst umgehauen, laufen sie, die Aeste abzuhauen. (<hi rendition="#i">Schuller, 23.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">236 <hi rendition="#i">It.</hi>: Chi ama l' arbore, ama il ramo. (<hi rendition="#i">Bohn I, 78.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">241 Bei Rabener (Satiren, IV in der Zueignungsschrift an den Esel): Wer sich an einen guten Baum lehnt u. s. w.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Qui en à buen arbol se arima, biena sombra la cobija. (<hi rendition="#i">Don Quixote.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">242 <hi rendition="#i">Dän.</hi>: Man skal ey trauge seg imellem barg og traee. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 46.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">245 In Luxemburg: We de Bàm, eso den Apel. (<hi rendition="#i">Dicks, I, 6.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">249 <hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qualis quaeque arbor, tales solet edere fructus. (<hi rendition="#i">Binder II, 2724; Palingen, 3, 543</hi>.) &#x2013; Quale sit arbustum talem dant arbuta frustum. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 792.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Tholik aer fructh som traesins dygdh aer. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 792.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">252 <hi rendition="#i">Frz.</hi>: Où l'arbre choit, il demeure.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">284 Alte Bäume sind zähe; sollen sie weichen, thuts ihnen wehe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braunschweiger Kalender, 1861.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">285 Bäum, die man offt versetzt, bekleiben nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 809, 8.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">286 Bäume ohne Frucht, schöne Weiber ohne Zucht, die findt man vngesucht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wehlt's Tagebuch.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">287 Beerende Bäume und gezweiete sind gebannt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 68, 32.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Beerende d. i. fruchttragende, und gezweiete d. i. veredelte, gepfropfte Bäume waren im Gegensatz zu den edeln Bäumen der Mark (Eichen und Buchen) und dem unfruchtbaren (weichen) Holze überhaupt der gemeinen Nutzung entzogen, da sich an ihr Bestehen selbstverständlich immer nur die das Sondereigenthum begründende Kultur des Einzelnen knüpft; sie durften daher auch nicht auf Almende- oder Gemeingut gepflanzt werden; sie waren aus dem Bereich desselben gebannt. &#x2013; Alt gébärende böm vnnd zwystok sindt verbannen. (<hi rendition="#i">Schweiz.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Kothing, 207.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">288 Besser am Baume seine Sache führen, als bei einem Strick. (S.  Reis 11.)</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In der Freiheit kann man sich besser vertheidigen als im Gefängniss.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Baetra aer thinga widh buskan aen widh boya. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 828.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">289 Besser der Baum biegt sich, als dass er gebrochen wird.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Arbor lentescat (lente stat) pocius quam fracta grauescat. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 45.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Baetra arthz thrae, som böghis aen thz som bristir. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 45.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">290 Böser Baum, böse Frucht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Ondt trae, ondt frugt. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 436.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">291 De Bôm fällt nicht von en Schlag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 109; Hauskalender, I.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">292 De Böme, de oft knacket, de fallt nicht licht.</hi> (<hi rendition="#i">Braunschweig.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Bäume, die oft knacken, fallen nicht leicht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">293 Den Baum soll man abhawen, der keine gute Frucht bringt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 100, 51.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">294 Den Bôm, de mi Schatten gift, mutt ich nich verachten.</hi> (<hi rendition="#i">Bremen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Köster, 281.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">295 Der Baum, der oft knarrt, bricht (fällt) nicht (so leicht).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, I, 289.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">296 Der Baum folgt den Enden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 85, 130.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es galt, wenn auch nicht allgemein, der Grundsatz, dass derjenige das Recht auf den ganzen Baum habe, auf dessen Grund sich die Wurzeln befinden.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Der baum folgt den enden. (<hi rendition="#i">Grimm, Weissthümer, III, 102.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">297 Der Baum, vor dem du ruhest, ist nie der, auf dem du sitzest.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Westermann's Monatsschrift, Nr. 1862.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">298 Dess baums art gibt seine frucht zu mercken, den schalck erkennt man bei den wercken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Arbor ut ex fructu, sic nequam noscitur actu. (<hi rendition="#i">Loci comm., 11.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">299 Die Bäume wollen einen faulen Setzer und einen gitigen (thätigen) Ausstecker.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[465]/0477] Bauernwillkür. Bauernwillkür ist frei. – Graf, 21, 235. Mhd.: Alle buern wikoer is vry. (Richthofen, 269, X, 1.) Das deutsche Mittelalter war der freien Entwickelung und Selbstbestimmung mehr wie jede andere Zeit günstig. Neben Gewohnheit und Gesetz bildete die Uebereinkunft der Berechtigten und Verpflichteten Rechte und Rechtsformen, und fast jede Stadt und jedes Dorf hatte ein eigenes gewillkürtes Recht. Bauersmann. 3 Der geadelte Bauersmann sieht nicht mehr seine Verwandten an. It.: Il villano nobilitato, non conosce suo parentato. (Giani, 1758.) 4 Was der Bauersmann im Sommer erwirbt, dazu bittet er seine Nachbarn zu Gast. – Oec. rur., 4, 91. 5 Wenn der Bauersmann Stroh verkauft, so weinen die Ecker. – Coler, 302b. Bauerwerk. Wer sich im Bauerwerk1 todt arbeit, muss unter dem Galgen begraben werden. 1) Bei Hofe- oder Gemeindearbeiten. Bauerzorn. Mit Bauerzorn bleib unverwor'n. Dän.: Bonde harm veed ingen maade. (Prov. dan., 79.) Baum. 1 Sloven.: Mlado drevuce se da zravnati, staro drevo se ulomi. 5 Dän.: Gammelt traec taol ikke flytning. (Prov. dan., 553.) Engl.: Remove an old tree and it will wither to death. (Bohn II, 17; Marin, 3.) Schwed.: Gammalt träd tal ej flyttning. (Marin, 3.) 26 Böhm.: Strom po ovoci poznán bývá. (Čelakovský, 18.) Dän.: Tracet kiendes paa frugten. (Prov. dan., 554.) 29 „Die alten den Baum in Ehren halten, der für die sonne gab külen schatten.“ (Waldis, II, 83.) Lat.: Arbor honoretur, cujus nos umbra tuetur. (Altdorf, 254; Binder II, 219; Seybold, 34.) 32 Die Franzosen nennen den Galgen, oder die Leiter zum Hängen, die Abtei von Rauberg. (L'abbaye de Monte-à-Regret. Leroux, 1, 1.) 34 „Merck eben recht, was ich dir sag: der baum felt nicht vom ersten schlag.“ (Loci comm., 102.) – Bei Tunnicius (215): De bôm en velt nicht van dem êrsten slage. (Caede pirum decies, non uno frangitur ictu.) Lat.: Primitus inflictum non corruit arbor in ictum. (Reuterdahl, 761.) Schwed.: Trae fallir ey at första hugh. (Reuterdahl, 761.) 38 Bei Tunnicius (236): De bôm en drecht neine appel to syner bate. (Non sibi poma gerit, verum mortalibus arbor.) 81 Dän.: Ondt trae baer ond frugt. (Prov. dan., 553.) Lat.: A radice mala non procedunt bona mala. (Reuterdahl, 74.) Schwed.: Ondh roth födhe aldhre godha fructh. (Reuterdahl, 74.) 85 Mhd.: Ein guoter boum gît guote fruht. (Lehmann, 106, 57.) – Un merket, waz ich spreche hie, ich hân gehort sagen ie, der guote boum bring schoene bluot unt frühte baere süeze unt guot. (Lehmann, 118, 15-48.) Dän.: God rod baer gjerne gode aeble. (Prov. dan., 479.) Lat.: Bona ut a bonis oriuntur, ita mala a malis. (Sailer, Sprüche, 122.) – Arbore de dulci dulcia poma cadunt. (Gaal, 173.) 94 Ein krummer Baum ist auch kein Schaden, er trägt oft besser als die graden. (Sonnenstäubchen, 77.) Dän.: Kroget trae baer og god frugt. (Prov. dan., 361.) 109 It.: Ad un sol colpo non cade l' albero. (Giani, 42.) 112 Motto von Goethe's Wahrheit und Dichtung. (Büchmann, 8. Aufl., S. 40.) 127 Die Walachen: Zu einem Birnbaum gehe nicht mit grossem Sack, von dem man rühmend spricht. (Schuller, 24.) It.: Gli alberi grandi fanno piú ombra che frutto. 131 Lat.: Generosioris arboris statim planta cum fructu est. (Philippi, I, 168; Hauer, 69.) 136 Die Russen: Hohe Palmen schatten weit. (Altmann VI, 482.) 169 Lat.: Arbor honoretur, cujus nos umbra tuetur. (Gaal, 167.) 174 Altfries.: (Best de Drääng sin Hear, da) bügh de Boom, went er green es. (Hansen, 8.) 182 Bei Tunnicius (700): Men nyget dem bôm, dâr men bate af heft. (Arbor honoratur, quae nobis exhibet umbram.) 187 Dän.: Mange trae blomstres vel, men giver liden frugt. (Prov. dan., 553.) 189 Dän.: Adde traer voxe ikke ret. (Prov. dan., 21.) 192 Frz.: On ne jette des pierres qu'à l'arbre chargé de fruits. (Bohn I, 42.) It.: I migliori alberi sono i più battuti. (Giani, 88.) 206 Holl.: Men nighet den boom, daer men die bate af hevet. (Tunn., 17, 119.) 214 Lat.: Ruente queru ligna quivis colligit. Holl.: Dardet een op hickt, daar hickense al op. – Wanneer een boom ter aerden eygt maekt jeden dal hij tacken krijgt. (Cats, 280.) 220 Als Rechtssprichwort drückt es den Satz aus, dass es den armen, unvermögenden, unbehoften, d. i. nicht angesessenen Leuten gestattet sei, bei Windbrüchen und ähnlichen Fällen Holz zu lesen, wenn sie auch sonst am Gemeindegut kein Recht haben. (Graf, 68, 31.) – „... und wollte also fast jedermann von dem gefallenen Baum Holtz auflesen.“ (Gottfried, 780a.) – In Armenien: Wenn ein Baum fällt, finden sich viele Holzhauer. (Ausland, 1871, S. 403.) It.: Sopra l' albero caduto ognuno corre a far legna. (Giani, 39.) Lat.: Arbore dejecta quivis ligna colligit. (Faselius, 21.) Schwed.: När trädet faller, hemtar hwar och en wed ät sig. (Marin, 22.) 222 Die Rumänen: Ist der Baum erst umgehauen, laufen sie, die Aeste abzuhauen. (Schuller, 23.) 236 It.: Chi ama l' arbore, ama il ramo. (Bohn I, 78.) 241 Bei Rabener (Satiren, IV in der Zueignungsschrift an den Esel): Wer sich an einen guten Baum lehnt u. s. w. Span.: Qui en à buen arbol se arima, biena sombra la cobija. (Don Quixote.) 242 Dän.: Man skal ey trauge seg imellem barg og traee. (Prov. dan., 46.) 245 In Luxemburg: We de Bàm, eso den Apel. (Dicks, I, 6.) 249 Lat.: Qualis quaeque arbor, tales solet edere fructus. (Binder II, 2724; Palingen, 3, 543.) – Quale sit arbustum talem dant arbuta frustum. (Reuterdahl, 792.) Schwed.: Tholik aer fructh som traesins dygdh aer. (Reuterdahl, 792.) 252 Frz.: Où l'arbre choit, il demeure. 284 Alte Bäume sind zähe; sollen sie weichen, thuts ihnen wehe. – Braunschweiger Kalender, 1861. 285 Bäum, die man offt versetzt, bekleiben nicht. – Lehmann, 809, 8. 286 Bäume ohne Frucht, schöne Weiber ohne Zucht, die findt man vngesucht. – Wehlt's Tagebuch. 287 Beerende Bäume und gezweiete sind gebannt. – Graf, 68, 32. Beerende d. i. fruchttragende, und gezweiete d. i. veredelte, gepfropfte Bäume waren im Gegensatz zu den edeln Bäumen der Mark (Eichen und Buchen) und dem unfruchtbaren (weichen) Holze überhaupt der gemeinen Nutzung entzogen, da sich an ihr Bestehen selbstverständlich immer nur die das Sondereigenthum begründende Kultur des Einzelnen knüpft; sie durften daher auch nicht auf Almende- oder Gemeingut gepflanzt werden; sie waren aus dem Bereich desselben gebannt. – Alt gébärende böm vnnd zwystok sindt verbannen. (Schweiz.) – Kothing, 207. 288 Besser am Baume seine Sache führen, als bei einem Strick. (S. Reis 11.) In der Freiheit kann man sich besser vertheidigen als im Gefängniss. Schwed.: Baetra aer thinga widh buskan aen widh boya. (Reuterdahl, 828.) 289 Besser der Baum biegt sich, als dass er gebrochen wird. Lat.: Arbor lentescat (lente stat) pocius quam fracta grauescat. (Reuterdahl, 45.) Schwed.: Baetra arthz thrae, som böghis aen thz som bristir. (Reuterdahl, 45.) 290 Böser Baum, böse Frucht. Dän.: Ondt trae, ondt frugt. (Prov. dan., 436.) 291 De Bôm fällt nicht von en Schlag. – Bueren, 109; Hauskalender, I. 292 De Böme, de oft knacket, de fallt nicht licht. (Braunschweig.) Bäume, die oft knacken, fallen nicht leicht. 293 Den Baum soll man abhawen, der keine gute Frucht bringt. – Lehmann, 100, 51. 294 Den Bôm, de mi Schatten gift, mutt ich nich verachten. (Bremen.) – Köster, 281. 295 Der Baum, der oft knarrt, bricht (fällt) nicht (so leicht). – Frischbier, I, 289. 296 Der Baum folgt den Enden. – Graf, 85, 130. Es galt, wenn auch nicht allgemein, der Grundsatz, dass derjenige das Recht auf den ganzen Baum habe, auf dessen Grund sich die Wurzeln befinden. Mhd.: Der baum folgt den enden. (Grimm, Weissthümer, III, 102.) 297 Der Baum, vor dem du ruhest, ist nie der, auf dem du sitzest. – Westermann's Monatsschrift, Nr. 1862. 298 Dess baums art gibt seine frucht zu mercken, den schalck erkennt man bei den wercken. Lat.: Arbor ut ex fructu, sic nequam noscitur actu. (Loci comm., 11.) 299 Die Bäume wollen einen faulen Setzer und einen gitigen (thätigen) Ausstecker. (Luzern.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/477
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [465]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/477>, abgerufen am 19.03.2024.