Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Begoldpapieren.

* Er hat sich begoldpapiert.

In Breslau für: arg verrechnet, in dem Sinne: ist nach Wolle ausgegangen und geschoren nach Haus gekommen.


Begösken.

* Sik begöske1 = wasken laten. - Eichwald, 615.

1) Beschwatzen. (Vgl. Stürenburg, Wb. 12.)


Begraben.

12 Wer nicht will früh begraben sin, nehm Speise und Trank als Medizin.

Holl.: Wilt gij niet vroeg gedolven zijn niem spiss en drank als medicijn. (Harrebomee, II, 289b.)

*13 Begruben1 zehn Eilen (Ellen) ünter der Erde. (Warschau.)

1) Begraben. Jüdisch-deutsch: Jemanden hart mitnehmen, aber auch nachhaltig schaden.

*14 Er hat sich begraben zu lassen vergessen. - Frischbier, II, 311.

Wenn Jemand sehr krank und elend aussieht, vielleicht auch, wenn er Ansichten einer längst verflossenen Zeit zu Tage bringt.

*15 Es sol bey dir begraben sein. - Eyering II, 581.


Begräbniss.

Bei den Begräbnissen der Reichen fehlt niemand, als Leute, die ihren Tod bedauern.


Begrasen.

* Er hat sich wohl begraset. - Mathesy 82a.

Ist reich geworden.


Begreifen.

3 Wer sich selbst begreift, der begreift Gott.

*4 Ik begrup' mi noch, as ick et segg'n wull.


Begreisen.

1 Wat nich begreist, begraut ok nich. - Frischbier, II, 312.

Begrauen = einwurzeln, feste Stellung einnehmen.

2 Worin einer begreiset, da begrawet er auch in. - Petri, II, 815.


Begriff.

1 Da vergehen mir die Begriffe, sagte Graf Bassewitz.

Als in der 23. Sitzung des norddeutschen Reichstages, am 28. März 1870, der Abgeordnete Lasker eine Schilderung des Polizeistaates gegeben hatte, nahm der mecklenburgische Abgeordnete Graf Bassewitz das Wort, um den Polizeistaat, den er eine staatliche Ordnung nannte, in Schutz zu nehmen. Er schloss mit der Versicherung: da (bei einer Anschauung wie sie Lasker entwickelt) vergehen mir die Begriffe. (Vgl. Breslauer Zeitung 1870, No. 132.)

*2 He is swar van Begripp. - Kern, 1554.

Beschränkter Kopf.

*3 Sün Begripe reket nich weider as van de Geppers1 bes 'n Trechter2. - Lyra, 110.

1) Augen.

2) Trichter, hier bildlich für Mund. Seine Begriffe gehen nicht weiter als von Augen bis zum Munde.


Begreismulen.

* Ök war di dat schon begreismulen. (Natangen.) - Frischbier, II, 313.

Prügelandrohung.


Begrunzen.

* Es ist zum Begrunzen. (Schles.)

Komisch, lächerlich. (S. Besielen.)


Begrüssen.

* Ik will di begröten. - Schütze, II, 75.

Drohung, nämlich mit Schlägen.


Beguine.

2 Begengen sind net wiese schergen. (Bedburg.)

3 Wer kann der Beginen Feiste zählen?

Bei Tunnicius (1217): We kann der begynen vyste tellen? (Quis numeret quoties pedit taciturna sacerdos?) - Prov. Comm. (481): Men cans niet al in waghen weghen, dat beghinen vijsten.

Lat.: Non librat libra quod sibulat ipsa begutta.


Behäb.

* Er ist b'häb und fasst das Tuch an fünf Zipfeln. - Kurz, Sonnenwirth, 16.


Behagen.

1 Das Unsere behaget dem Andern, das des Anderen behaget uns.

Bei Tunnicius (376): Dat unse behaget dem anderen, des anderen behaget uns. (Nostra placent aliis, nobis aliena probantur.)

Lat.: Aliena nobis, nostra plus aliis placent.

[Spaltenumbruch] 2 Dem Einen behaget die Stille, dem Andern, der viel ruft.

Bei Tunnicius (732): Dem einen behaget de stille, dem anderen de völe röpt. (Petrus amat tacites, Jacobus multa loquentem.)

3 Manchem wol behagt, wenn man arges von andern sagt. - Henisch, 105, 51; Petri, II, 448.


Behalten.

13 Mhd.: Waz hilfet ellia huete? Wan daz man nicht behalten sol, daz verliaset sich wol. (Iwein, 3675.) (Zingerle, 76.)

19 Am längsten behält man, was man in der Jugend gelernt hat. - Simrock, 5286.

20 Behalten ist leichter als gewinnen.

Dän.: Den som begierer at beholdesit haver bedreret end den som begierer at vinde. (Prov. dan., 60.)

21 Dz ist schwerlich zu behalten, das vil begeren. - Wachter.

22 Hab vnd behalt, was dir ist beschehrt, so wirstu billig als weiss verehrt. - Loci comm., 153.

Lat.: Si seruas quod habes, commendant te sapientes. (Loci comm., 153.)

23 Ich behalt mir das selbs, sprach graf Hanns von Werdenberg. - Zimmerische Chronik IV.

24 Was man nicht selber behalten kann, wird schwer bewahren ein andrer Mann.

Böhm.: Neudrzel-lis za svymi tvaremi, za cizimi pozde udrzovati. (Celakovsky, 79.)


Behandeln.

*4 Er behandelte mich wie einen Waisenjungen. - Klix, 16.

*5 Jemanden behandeln, wie in der Stadt eine Bauernbraut.

Die man unbeachtet lässt, die man nicht anschaut.


Beharrlichkeit.

1 Mirst iedoch geseit, dei da staete künnen sein, daz sei gelücke wol berogen. (Neidhardt.) (Zingerle, 141.)

Frz.: Perseverance arrive a recompense. (Cahier, 1346.)

2 It.: Buono studio vince rea fortuna. (Cahier, 2929.) - La costanza supera ogni difficolta. (Giani, 433.)

4 Beharrlichkeit führt zum Ziel.

Wahlspruch des harmonischen Vereins unter Karl Maria v. Weber 1810.


Behausung.

Jedem soll seine Behausung die grösste Sicherung sein. - Graf, 497, 81.


Beheb.

Es ist niemand so beheb, dem nicht vnterweiln ein stanck entwischt. - Lehmann, 407, 61.


Behelfen.

4 Holl.: Die zich weel behelpen, komt ligst aan den kost. (Harrebomee, II, 441b.)

6 Behelpen ist kein Sattetten (Sattessen). - Sauerland.

7 Wer sich behelfen kann, ist ein geborgener Mann.

8 Wer sich behelffen kan, der hat gnug am armen Weib. - Lehmann, 148, 120.

9 Wer sich behilfft, der hat nichts vbrig. - Lehmann, 798, 32.

*10 Er behilfft sich also, wie er mag. - Franck, II, 95b.

*11 Sich behelffen wie ein Meusslin. (S. Mückenleben.) - Franck, II, 95b.


Behelfer.

1 As män will nit den Behelfer1 warft man sein Päckel heraus. (Jüd.-deutsch.)

1) Unterlehrer. "Will man den Behelfer nicht länger behalten und will ihm auch nicht unmittelbar kündigen, so gibt man es ihm dadurch kund, dass man seine Sachen vor die Thür setzt. Das Sprichwort wird also angewandt, um Jemand indirect abzufertigen."

2 Der behälper sitt mär as der wuolliäwer. (Iserlohn.) - Woeste, 65, 23.


Behende.

1 "Denn die (Sachen) welch schnell vnd vnbewogen, doch lustig werden angeschlagen, die werden gemeiniglich vbereilt; denn allzu behend hat offt gefeihlt." (Waldis, IV, 97.)

*7 Er ist behend wie ein Bleyes Vögelein. - Eyering, II, 395.

*8 Hei is so behänne as en hälten Stäpken.

Ironisch, von einem Langsamen, Schwerfälligen, Ungeschickten.


[Spaltenumbruch]
Begoldpapieren.

* Er hat sich begoldpapiert.

In Breslau für: arg verrechnet, in dem Sinne: ist nach Wolle ausgegangen und geschoren nach Haus gekommen.


Begösken.

* Sik begöske1 = wasken laten.Eichwald, 615.

1) Beschwatzen. (Vgl. Stürenburg, Wb. 12.)


Begraben.

12 Wer nicht will früh begraben sin, nehm Speise und Trank als Medizin.

Holl.: Wilt gij niet vroeg gedolven zijn niem spiss en drank als medicijn. (Harrebomée, II, 289b.)

*13 Begruben1 zehn Eilen (Ellen) ünter der Erde. (Warschau.)

1) Begraben. Jüdisch-deutsch: Jemanden hart mitnehmen, aber auch nachhaltig schaden.

*14 Er hat sich begraben zu lassen vergessen.Frischbier, II, 311.

Wenn Jemand sehr krank und elend aussieht, vielleicht auch, wenn er Ansichten einer längst verflossenen Zeit zu Tage bringt.

*15 Es sol bey dir begraben sein.Eyering II, 581.


Begräbniss.

Bei den Begräbnissen der Reichen fehlt niemand, als Leute, die ihren Tod bedauern.


Begrasen.

* Er hat sich wohl begraset.Mathesy 82a.

Ist reich geworden.


Begreifen.

3 Wer sich selbst begreift, der begreift Gott.

*4 Ik begrup' mi noch, as ick et segg'n wull.


Begreisen.

1 Wat nich begrîst, begraut ôk nich.Frischbier, II, 312.

Begrauen = einwurzeln, feste Stellung einnehmen.

2 Worin einer begreiset, da begrawet er auch in.Petri, II, 815.


Begriff.

1 Da vergehen mir die Begriffe, sagte Graf Bassewitz.

Als in der 23. Sitzung des norddeutschen Reichstages, am 28. März 1870, der Abgeordnete Lasker eine Schilderung des Polizeistaates gegeben hatte, nahm der mecklenburgische Abgeordnete Graf Bassewitz das Wort, um den Polizeistaat, den er eine staatliche Ordnung nannte, in Schutz zu nehmen. Er schloss mit der Versicherung: da (bei einer Anschauung wie sie Lasker entwickelt) vergehen mir die Begriffe. (Vgl. Breslauer Zeitung 1870, No. 132.)

*2 He is swar van Begripp.Kern, 1554.

Beschränkter Kopf.

*3 Sün Begripe rêket nich wîder as van de Geppers1 bes 'n Trechter2.Lyra, 110.

1) Augen.

2) Trichter, hier bildlich für Mund. Seine Begriffe gehen nicht weiter als von Augen bis zum Munde.


Begrîsmulen.

* Ök war di dat schon begrîsmulen. (Natangen.) – Frischbier, II, 313.

Prügelandrohung.


Begrunzen.

* Es ist zum Begrunzen. (Schles.)

Komisch, lächerlich. (S. Besielen.)


Begrüssen.

* Ik will di begröten.Schütze, II, 75.

Drohung, nämlich mit Schlägen.


Beguine.

2 Begengen sind net wiese schergen. (Bedburg.)

3 Wer kann der Beginen Feiste zählen?

Bei Tunnicius (1217): We kann der begynen vyste tellen? (Quis numeret quoties pedit taciturna sacerdos?) – Prov. Comm. (481): Men cans niet al in waghen weghen, dat beghinen vijsten.

Lat.: Non librat libra quod sibulat ipsa begutta.


Behäb.

* Er ist b'häb und fasst das Tuch an fünf Zipfeln.Kurz, Sonnenwirth, 16.


Behagen.

1 Das Unsere behaget dem Andern, das des Anderen behaget uns.

Bei Tunnicius (376): Dat unse behaget dem anderen, des anderen behaget uns. (Nostra placent aliis, nobis aliena probantur.)

Lat.: Aliena nobis, nostra plus aliis placent.

[Spaltenumbruch] 2 Dem Einen behaget die Stille, dem Andern, der viel ruft.

Bei Tunnicius (732): Dem einen behaget de stille, dem anderen de völe röpt. (Petrus amat tacites, Jacobus multa loquentem.)

3 Manchem wol behagt, wenn man arges von andern sagt.Henisch, 105, 51; Petri, II, 448.


Behalten.

13 Mhd.: Waz hilfet ellia huete? Wan daz man nicht behalten sol, daz verliaset sich wol. (Iwein, 3675.) (Zingerle, 76.)

19 Am längsten behält man, was man in der Jugend gelernt hat.Simrock, 5286.

20 Behalten ist leichter als gewinnen.

Dän.: Den som begierer at beholdesit haver bedreret end den som begierer at vinde. (Prov. dan., 60.)

21 Dz ist schwerlich zu behalten, das vil begeren.Wachter.

22 Hab vnd behalt, was dir ist beschehrt, so wirstu billig als weiss verehrt.Loci comm., 153.

Lat.: Si seruas quod habes, commendant te sapientes. (Loci comm., 153.)

23 Ich behalt mir das selbs, sprach graf Hanns von Werdenberg.Zimmerische Chronik IV.

24 Was man nicht selber behalten kann, wird schwer bewahren ein andrer Mann.

Böhm.: Neudržel-lis za svými tvářemi, za cizími pozdĕ udržovati. (Čelakovský, 79.)


Behandeln.

*4 Er behandelte mich wie einen Waisenjungen.Klix, 16.

*5 Jemanden behandeln, wie in der Stadt eine Bauernbraut.

Die man unbeachtet lässt, die man nicht anschaut.


Beharrlichkeit.

1 Mirst iedoch geseit, dei dâ staete künnen sîn, daz sî gelücke wol berogen. (Neidhardt.) (Zingerle, 141.)

Frz.: Persévérance arrive à récompense. (Cahier, 1346.)

2 It.: Buono studio vince rea fortuna. (Cahier, 2929.) – La costanza supera ogni difficoltà. (Giani, 433.)

4 Beharrlichkeit führt zum Ziel.

Wahlspruch des harmonischen Vereins unter Karl Maria v. Weber 1810.


Behausung.

Jedem soll seine Behausung die grösste Sicherung sein.Graf, 497, 81.


Beheb.

Es ist niemand so beheb, dem nicht vnterweiln ein stanck entwischt.Lehmann, 407, 61.


Behelfen.

4 Holl.: Die zich weel behelpen, komt ligst aan den kost. (Harrebomée, II, 441b.)

6 Behelpen ist kein Sattetten (Sattessen).Sauerland.

7 Wer sich behelfen kann, ist ein geborgener Mann.

8 Wer sich behelffen kan, der hat gnug am armen Weib.Lehmann, 148, 120.

9 Wer sich behilfft, der hat nichts vbrig.Lehmann, 798, 32.

*10 Er behilfft sich also, wie er mag.Franck, II, 95b.

*11 Sich behelffen wie ein Meusslin. (S. Mückenleben.)Franck, II, 95b.


Behelfer.

1 As män will nit den Behelfer1 warft man sein Päckel heraus. (Jüd.-deutsch.)

1) Unterlehrer. „Will man den Behelfer nicht länger behalten und will ihm auch nicht unmittelbar kündigen, so gibt man es ihm dadurch kund, dass man seine Sachen vor die Thür setzt. Das Sprichwort wird also angewandt, um Jemand indirect abzufertigen.“

2 Der behälper sitt mär as der wuolliäwer. (Iserlohn.) – Woeste, 65, 23.


Behende.

1 „Denn die (Sachen) welch schnell vnd vnbewogen, doch lustig werden angeschlagen, die werden gemeiniglich vbereilt; denn allzu behend hat offt gefeihlt.“ (Waldis, IV, 97.)

*7 Er ist behend wie ein Bleyes Vögelein.Eyering, II, 395.

*8 Hei is so behänne as en hälten Stäpken.

Ironisch, von einem Langsamen, Schwerfälligen, Ungeschickten.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0484" n="[472]"/>
        <cb n="943"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Begoldpapieren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er hat sich begoldpapiert.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Breslau für: arg verrechnet, in dem Sinne: ist nach Wolle ausgegangen und geschoren nach Haus gekommen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Begösken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Sik begöske<hi rendition="#sup">1</hi> = wasken laten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 615.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Beschwatzen. (Vgl. <hi rendition="#i">Stürenburg, Wb. 12.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Begraben.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Wer nicht will früh begraben sin, nehm Speise und Trank als Medizin.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Wilt gij niet vroeg gedolven zijn niem spiss en drank als medicijn. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 289<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*13 Begruben<hi rendition="#sup">1</hi> zehn Eilen (Ellen) ünter der Erde.</hi> (<hi rendition="#i">Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Begraben. Jüdisch-deutsch: Jemanden hart mitnehmen, aber auch nachhaltig schaden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*14 Er hat sich begraben zu lassen vergessen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, II, 311.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn Jemand sehr krank und elend aussieht, vielleicht auch, wenn er Ansichten einer längst verflossenen Zeit zu Tage bringt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 Es sol bey dir begraben sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering II, 581.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Begräbniss.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Bei den Begräbnissen der Reichen fehlt niemand, als Leute, die ihren Tod bedauern.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Begrasen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hat sich wohl begraset.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy 82<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist reich geworden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Begreifen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wer sich selbst begreift, der begreift Gott.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Ik begrup' mi noch, as ick et segg'n wull.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Begreisen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wat nich begrîst, begraut ôk nich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, II, 312.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Begrauen = einwurzeln, feste Stellung einnehmen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Worin einer begreiset, da begrawet er auch in.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 815.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Begriff.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Da vergehen mir die Begriffe, sagte Graf Bassewitz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Als in der 23. Sitzung des norddeutschen Reichstages, am 28. März 1870, der Abgeordnete Lasker eine Schilderung des Polizeistaates gegeben hatte, nahm der mecklenburgische Abgeordnete Graf Bassewitz das Wort, um den Polizeistaat, den er eine staatliche Ordnung nannte, in Schutz zu nehmen. Er schloss mit der Versicherung: da (bei einer Anschauung wie sie Lasker entwickelt) vergehen mir die Begriffe. (Vgl. <hi rendition="#i">Breslauer Zeitung 1870, No. 132.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 He is swar van Begripp.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 1554.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Beschränkter Kopf.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Sün Begripe rêket nich wîder as van de Geppers<hi rendition="#sup">1</hi> bes 'n Trechter<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lyra, 110.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Augen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Trichter, hier bildlich für Mund. Seine Begriffe gehen nicht weiter als von Augen bis zum Munde.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Begrîsmulen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ök war di dat schon begrîsmulen.</hi> (<hi rendition="#i">Natangen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, II, 313.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Prügelandrohung.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Begrunzen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist zum Begrunzen.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Komisch, lächerlich. (S.  Besielen.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Begrüssen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ik will di begröten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, II, 75.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Drohung, nämlich mit Schlägen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Beguine.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Begengen sind net wiese schergen.</hi> (<hi rendition="#i">Bedburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wer kann der Beginen Feiste zählen?</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius</hi> (1217): We kann der begynen vyste tellen? (Quis numeret quoties pedit taciturna sacerdos?) &#x2013; <hi rendition="#i">Prov. Comm. (481):</hi> Men cans niet al in waghen weghen, dat beghinen vijsten.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non librat libra quod sibulat ipsa begutta.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Behäb.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist b'häb und fasst das Tuch an fünf Zipfeln.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kurz, Sonnenwirth, 16.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Behagen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Das Unsere behaget dem Andern, das des Anderen behaget uns.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius</hi> (376): Dat unse behaget dem anderen, des anderen behaget uns. (Nostra placent aliis, nobis aliena probantur.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Aliena nobis, nostra plus aliis placent.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="944"/>
2 Dem Einen behaget die Stille, dem Andern, der viel ruft.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius</hi> (732): Dem einen behaget de stille, dem anderen de völe röpt. (Petrus amat tacites, Jacobus multa loquentem.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Manchem wol behagt, wenn man arges von andern sagt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 105, 51; Petri, II, 448.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Behalten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et2">13 <hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Waz hilfet ellia huete? Wan daz man nicht behalten sol, daz verliaset sich wol. (<hi rendition="#i">Iwein, 3675.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 76.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Am längsten behält man, was man in der Jugend gelernt hat.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 5286.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Behalten ist leichter als gewinnen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Den som begierer at beholdesit haver bedreret end den som begierer at vinde. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 60.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Dz ist schwerlich zu behalten, das vil begeren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wachter.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Hab vnd behalt, was dir ist beschehrt, so wirstu billig als weiss verehrt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Loci comm., 153.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Si seruas quod habes, commendant te sapientes. (<hi rendition="#i">Loci comm., 153.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Ich behalt mir das selbs, sprach graf Hanns von Werdenberg.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zimmerische Chronik IV.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">24 Was man nicht selber behalten kann, wird schwer bewahren ein andrer Mann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Neudr&#x017E;el-lis za svými tvá&#x0159;emi, za cizími pozd&#x0115; udr&#x017E;ovati. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 79.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Behandeln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Er behandelte mich wie einen Waisenjungen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 16.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Jemanden behandeln, wie in der Stadt eine Bauernbraut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die man unbeachtet lässt, die man nicht anschaut.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Beharrlichkeit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et">1 Mirst iedoch geseit, dei dâ staete künnen sîn, daz sî gelücke wol berogen. (<hi rendition="#i">Neidhardt.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 141.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Persévérance arrive à récompense. (<hi rendition="#i">Cahier, 1346.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">2 <hi rendition="#i">It.</hi>: Buono studio vince rea fortuna. (<hi rendition="#i">Cahier, 2929.</hi>) &#x2013; La costanza supera ogni difficoltà. (<hi rendition="#i">Giani, 433.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Beharrlichkeit führt zum Ziel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wahlspruch des harmonischen Vereins unter Karl Maria v. Weber 1810.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Behausung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Jedem soll seine Behausung die grösste Sicherung sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 497, 81.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Beheb.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Es ist niemand so beheb, dem nicht vnterweiln ein stanck entwischt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 407, 61.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Behelfen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et2">4 <hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die zich weel behelpen, komt ligst aan den kost. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 441<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Behelpen ist kein Sattetten (Sattessen).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sauerland.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Wer sich behelfen kann, ist ein geborgener Mann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Wer sich behelffen kan, der hat gnug am armen Weib.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 148, 120.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Wer sich behilfft, der hat nichts vbrig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 798, 32.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Er behilfft sich also, wie er mag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 95<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Sich behelffen wie ein Meusslin. (S.  Mückenleben.)</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 95<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Behelfer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 As män will nit den Behelfer<hi rendition="#sup">1</hi> warft man sein Päckel heraus.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Unterlehrer. &#x201E;Will man den Behelfer nicht länger behalten und will ihm auch nicht unmittelbar kündigen, so gibt man es ihm dadurch kund, dass man seine Sachen vor die Thür setzt. Das Sprichwort wird also angewandt, um Jemand indirect abzufertigen.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der behälper sitt mär as der wuolliäwer.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 65, 23.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Behende.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et">1 &#x201E;Denn die (Sachen) welch schnell vnd vnbewogen, doch lustig werden angeschlagen, die werden gemeiniglich vbereilt; denn allzu behend hat offt gefeihlt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Waldis, IV, 97.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Er ist behend wie ein Bleyes Vögelein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, II, 395.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Hei is so behänne as en hälten Stäpken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ironisch, von einem Langsamen, Schwerfälligen, Ungeschickten.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[472]/0484] Begoldpapieren. * Er hat sich begoldpapiert. In Breslau für: arg verrechnet, in dem Sinne: ist nach Wolle ausgegangen und geschoren nach Haus gekommen. Begösken. * Sik begöske1 = wasken laten. – Eichwald, 615. 1) Beschwatzen. (Vgl. Stürenburg, Wb. 12.) Begraben. 12 Wer nicht will früh begraben sin, nehm Speise und Trank als Medizin. Holl.: Wilt gij niet vroeg gedolven zijn niem spiss en drank als medicijn. (Harrebomée, II, 289b.) *13 Begruben1 zehn Eilen (Ellen) ünter der Erde. (Warschau.) 1) Begraben. Jüdisch-deutsch: Jemanden hart mitnehmen, aber auch nachhaltig schaden. *14 Er hat sich begraben zu lassen vergessen. – Frischbier, II, 311. Wenn Jemand sehr krank und elend aussieht, vielleicht auch, wenn er Ansichten einer längst verflossenen Zeit zu Tage bringt. *15 Es sol bey dir begraben sein. – Eyering II, 581. Begräbniss. Bei den Begräbnissen der Reichen fehlt niemand, als Leute, die ihren Tod bedauern. Begrasen. * Er hat sich wohl begraset. – Mathesy 82a. Ist reich geworden. Begreifen. 3 Wer sich selbst begreift, der begreift Gott. *4 Ik begrup' mi noch, as ick et segg'n wull. Begreisen. 1 Wat nich begrîst, begraut ôk nich. – Frischbier, II, 312. Begrauen = einwurzeln, feste Stellung einnehmen. 2 Worin einer begreiset, da begrawet er auch in. – Petri, II, 815. Begriff. 1 Da vergehen mir die Begriffe, sagte Graf Bassewitz. Als in der 23. Sitzung des norddeutschen Reichstages, am 28. März 1870, der Abgeordnete Lasker eine Schilderung des Polizeistaates gegeben hatte, nahm der mecklenburgische Abgeordnete Graf Bassewitz das Wort, um den Polizeistaat, den er eine staatliche Ordnung nannte, in Schutz zu nehmen. Er schloss mit der Versicherung: da (bei einer Anschauung wie sie Lasker entwickelt) vergehen mir die Begriffe. (Vgl. Breslauer Zeitung 1870, No. 132.) *2 He is swar van Begripp. – Kern, 1554. Beschränkter Kopf. *3 Sün Begripe rêket nich wîder as van de Geppers1 bes 'n Trechter2. – Lyra, 110. 1) Augen. 2) Trichter, hier bildlich für Mund. Seine Begriffe gehen nicht weiter als von Augen bis zum Munde. Begrîsmulen. * Ök war di dat schon begrîsmulen. (Natangen.) – Frischbier, II, 313. Prügelandrohung. Begrunzen. * Es ist zum Begrunzen. (Schles.) Komisch, lächerlich. (S. Besielen.) Begrüssen. * Ik will di begröten. – Schütze, II, 75. Drohung, nämlich mit Schlägen. Beguine. 2 Begengen sind net wiese schergen. (Bedburg.) 3 Wer kann der Beginen Feiste zählen? Bei Tunnicius (1217): We kann der begynen vyste tellen? (Quis numeret quoties pedit taciturna sacerdos?) – Prov. Comm. (481): Men cans niet al in waghen weghen, dat beghinen vijsten. Lat.: Non librat libra quod sibulat ipsa begutta. Behäb. * Er ist b'häb und fasst das Tuch an fünf Zipfeln. – Kurz, Sonnenwirth, 16. Behagen. 1 Das Unsere behaget dem Andern, das des Anderen behaget uns. Bei Tunnicius (376): Dat unse behaget dem anderen, des anderen behaget uns. (Nostra placent aliis, nobis aliena probantur.) Lat.: Aliena nobis, nostra plus aliis placent. 2 Dem Einen behaget die Stille, dem Andern, der viel ruft. Bei Tunnicius (732): Dem einen behaget de stille, dem anderen de völe röpt. (Petrus amat tacites, Jacobus multa loquentem.) 3 Manchem wol behagt, wenn man arges von andern sagt. – Henisch, 105, 51; Petri, II, 448. Behalten. 13 Mhd.: Waz hilfet ellia huete? Wan daz man nicht behalten sol, daz verliaset sich wol. (Iwein, 3675.) (Zingerle, 76.) 19 Am längsten behält man, was man in der Jugend gelernt hat. – Simrock, 5286. 20 Behalten ist leichter als gewinnen. Dän.: Den som begierer at beholdesit haver bedreret end den som begierer at vinde. (Prov. dan., 60.) 21 Dz ist schwerlich zu behalten, das vil begeren. – Wachter. 22 Hab vnd behalt, was dir ist beschehrt, so wirstu billig als weiss verehrt. – Loci comm., 153. Lat.: Si seruas quod habes, commendant te sapientes. (Loci comm., 153.) 23 Ich behalt mir das selbs, sprach graf Hanns von Werdenberg. – Zimmerische Chronik IV. 24 Was man nicht selber behalten kann, wird schwer bewahren ein andrer Mann. Böhm.: Neudržel-lis za svými tvářemi, za cizími pozdĕ udržovati. (Čelakovský, 79.) Behandeln. *4 Er behandelte mich wie einen Waisenjungen. – Klix, 16. *5 Jemanden behandeln, wie in der Stadt eine Bauernbraut. Die man unbeachtet lässt, die man nicht anschaut. Beharrlichkeit. 1 Mirst iedoch geseit, dei dâ staete künnen sîn, daz sî gelücke wol berogen. (Neidhardt.) (Zingerle, 141.) Frz.: Persévérance arrive à récompense. (Cahier, 1346.) 2 It.: Buono studio vince rea fortuna. (Cahier, 2929.) – La costanza supera ogni difficoltà. (Giani, 433.) 4 Beharrlichkeit führt zum Ziel. Wahlspruch des harmonischen Vereins unter Karl Maria v. Weber 1810. Behausung. Jedem soll seine Behausung die grösste Sicherung sein. – Graf, 497, 81. Beheb. Es ist niemand so beheb, dem nicht vnterweiln ein stanck entwischt. – Lehmann, 407, 61. Behelfen. 4 Holl.: Die zich weel behelpen, komt ligst aan den kost. (Harrebomée, II, 441b.) 6 Behelpen ist kein Sattetten (Sattessen). – Sauerland. 7 Wer sich behelfen kann, ist ein geborgener Mann. 8 Wer sich behelffen kan, der hat gnug am armen Weib. – Lehmann, 148, 120. 9 Wer sich behilfft, der hat nichts vbrig. – Lehmann, 798, 32. *10 Er behilfft sich also, wie er mag. – Franck, II, 95b. *11 Sich behelffen wie ein Meusslin. (S. Mückenleben.) – Franck, II, 95b. Behelfer. 1 As män will nit den Behelfer1 warft man sein Päckel heraus. (Jüd.-deutsch.) 1) Unterlehrer. „Will man den Behelfer nicht länger behalten und will ihm auch nicht unmittelbar kündigen, so gibt man es ihm dadurch kund, dass man seine Sachen vor die Thür setzt. Das Sprichwort wird also angewandt, um Jemand indirect abzufertigen.“ 2 Der behälper sitt mär as der wuolliäwer. (Iserlohn.) – Woeste, 65, 23. Behende. 1 „Denn die (Sachen) welch schnell vnd vnbewogen, doch lustig werden angeschlagen, die werden gemeiniglich vbereilt; denn allzu behend hat offt gefeihlt.“ (Waldis, IV, 97.) *7 Er ist behend wie ein Bleyes Vögelein. – Eyering, II, 395. *8 Hei is so behänne as en hälten Stäpken. Ironisch, von einem Langsamen, Schwerfälligen, Ungeschickten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/484
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [472]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/484>, abgerufen am 19.03.2024.