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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] *109 Gen Bedd of Bulster (Hülse, Schale von Körnern). - Kern, 1573.

Weder Bett noch Speise haben.

*110 Hä ess von Bett bis op et Strüh kümmen. (Bedburg.)

*111 Se liggt öm Bedd wie Ferste Su öm Lager (auch: ön e Sesswäke). - Frischbier, I, 346.


Bettel.

1 Lat.: Mendicus ubique habet saccum paratum. (Binder II, 1838; Lehmann, 46, 48.)

3 Schwed.: Fatighman höghburin aer laghir i hedher. (Reuterdahl, 378.)

14 Bettel vnd Armuth diss Hauss verwehren thut.

In einem Haus, in dem arme Leute und Bettler wohnen, geht niemand um Geld oder Geldeswerth zu holen. Als Hausinschrift gegen zudringliche Besucher: Harum aedium custos est paupertas. (Zinkgref, IV, 148.) In frühern Zeiten machte man auch wol das Postzeichen daran, um unliebsame Besucher abzuschrecken.


Bettelbrot.

3 Bettelbrot bringt bittre Noth, Diebesbrot bringt Galgentod, aber Arbeit segnet Gott. - Klix, 16.

4 Bettelbrot macht faul. (Kamnitz.)

5 Bettelbrot macht frech. (Niederlausitz.)

6 Bettelbrot - Galgentod.

7 Bettelbrot schmeckt bitta. (Ukermark.) - Engelien, 218, 45.


Zu Bettelbube 2.

Holl.: Dat is zoo veel als eene vloe in de hel. (Harrebomee, I, 299.)


Bettelknopf.

* Lass mich mit deinen Bettelknöpfen.

Abweisung von Zudringlichkeit. Ein junger Mann wandte die Redensart gegen ein Mädchen an, die seine Hand fasste und sie an ihre Brust drücken wollte.


Bettelleute.

5 Bettelleut seind Sommervögel, vnd nicht ein Störck, der ein federpelz an hat. - Lehmann, 917, 22.

6 Bettelleut und landsknecht stand, die sind mit einander so nah verwandt, dass sie nicht dürften me einander die kinder geben zur ee. - Schade, Satiren, I, 174, 703.

7 Die Bettelleut stammen von de reichen Buren ab. (Kurhessen.)

In der Schwalm-Landschaft in Kurhessen, d. h. in der Gegend, wo sich die vom Vogelberg herabkommende Schwalm mit der kurz vor Kassel in die Fulda gehenden Eder vereinigt, wohnt ein eigenthümlicher Schlag Menschen, der sich auch dadurch auszeichnet, dass die Bauern streng an dem Recht der Erstgeburt festhalten. Der Erstgeborne erbt den Hof mit allem, was dazu gehört und findet sich mit den jüngern Geschwistern durch eine geringe Geldsumme ab, die ihm, dem reichen "Herrn", als Knechte und Mägde dienen und so zu Proletariern werden. Obiges in Hessen übliche Sprichwort charakterisirt dies Verhältniss und das bäuerliche Junkerthum. (Gartenlaube, Leipzig 1863, Nr. 25, S. 398.)

8 Wenn die Bettelleute waschen, ist der Sonntag nicht fern.

Wird häufig gebraucht, wenn in den letzten Wochentagen gewaschen wird. Sagt man zu einer Frau am Donnerstag oder Freitag: "Nun haben Sie heut Wäsche?" so pflegt sie zu erwidern: "Sie wollen wol sagen: Wenn die Bettelleute waschen, ist der Sonntag nicht fern."

*9 Was brauchen die Bettelleute Hunde, haben selbst kein Brot. (Rott-Thal.)

*10 Was ganget mi d' Bettelleut an, i kauf mei Brot beim Bäcker! (Neresheim.)


Bettelmagen.

Ist Bettelmagen noch so voll, der Bettelsack nicht Gnüge hat. - Wenzig, 77.


Bettelmann.

13 Bann der Batelmö niss ha soll, verliert 'r d's Braud in Sack. (Henneberg.) - Frommann, II, 411, 139.

14 Deär Bettelman löpt sich nischt üm. (Neunmark.) - Engelien, 220, 97.

15 Ein Bettelmann auf dem Pferd reitet den Edelmann unter die Erd'. (Rheinpfalz.)

16 Wenn der Böt'lmo nix hob'n soll, verleiert er's Braud ass'n Soak. (Nürnberg.) - Frommann, VI, 415, 5.

[Spaltenumbruch] 17 Wenn der Bettelmann aufs Ross kommt, reitet er's zu todt.

18 Wenn er 'm Beddelmann op ä Päd setz, kann öm ke Deuwel noriede. (Düsseldorf.) - Frommann, I, 438, 10.

19 Zieh dem Bettelmann ein Rock an, wenn er keinen hat. (Oberösterr.)

*20 Da ist Bettelmanns Umkehr. (Ulm.)

*21 Den Bettelmann mit dem Kaiser vergleichen.

Lat.: Minervae felem. (Philippi, I, 250.)

*22 Der gibt keinem Bettelmann was.

*23 Du hast wol einen Bettelmann todt geschlagen.

Wenn jemand viel kleines Kupfergeld bei sich führt. (S. Klingelbeutel.)

*24 Er ist ein Bettelmann zu Pferde.

"Des Menschen Dünkel hebt sich von der Erde und wird - ein Bettelmann zu Pferde." (A. v. Maltitz, Drei Fähnlein, Sinngedichte, S. 5.)

*25 Vom Bettelmann zum Edelmann.

Lat.: E caula ad aulem. (Binder II, 892; Schreger, 7.)


Bettelmantel.

*2 Er will sich unter dem Bettelmantel verstecken.

Will ärmer erscheinen als er ist.

Dän.: Hand vil sky vle sig med Bettel-mantelen. (Prov. dan., 510.)


Betteln.

8 'T as besser biedeln, ewe stielen. (Dicks, I, 7.)

25 Dän.: Hvo som vil bedle, faaer og at henge bedler-kappen paa. (Prov. dan., 51.)

27 Professor Lazarus gibt Unterricht in der Kunst zu betteln: er hat in London ein Collegium gegründet, in dem man es in sechs Lectionen erlernen kann. Er besorgt Hunde für Blinde, Pflaster u. s. w. alle zum Dienste nöthigen Dinge. (Vgl. Neue Illustrirte Zeitung vom 11. Juli 1863.)

34 Beddeln lert Büele flicken. - Schambach, II, 10.

Betteln lehrt die Beutel flicken. Armuth nöthigt die Menschen auch das Kleinste und Unbedeutendste zu Rathe zu halten.

35 Betteln ist ein gülden Handtwerck. - Zinkgref, IV, 182.

"So waren zween Bettler, die sagten, sie wünschten sich nicht gesund zu seyn, sonsten dürfften sie nicht mehr betteln gahn, müssten jhr gülden Handwerck verlahn." (Zinkgref, IV, 182.)

36 Es ist besser betteln gehn vnd doch in Tugend wol bestehn, denn sein ein grosser Edelmann vnd nichts denn Schand vnd vnehr han. - Petri, 278.

37 Nischt von Betteln, sagte der Eckensteher zu einem Gensdarm, der ihm Vorwürfe machte, dass er die Umstehenden um einen Beitrag zu einer Droschke ansprach, einen betrunkenen Genossen, der im gefüllten Rinnstein lag, nach Hause zu fahren, ich sammle hier für einen Ueberschwemmten.

38 'S Bettla macht nüd arm, aber ower. - Tobler, 355.

39 Vom Betteln muss man sich nähren, vom Leutebetrügen Staat führen. (Königsberg.) - Frischbier, II, 366.

40 Wer bettelt, kriegt nichts; wer nichts fordert, will nichts.

41 Wer hie bettelt, der muss dort nach Brot gehen. - Petri, III, 14.

*42 Er bettelte nicht mit Worten, sein Aussehen bettelte.

*43 Polnisch betteln gehen.

Eine bekannte Auslösung bei Pfänderspielen, darin bestehend, dass ein Herr, welcher ein Pfand auslöst, die mitspielenden Damen küsst.

*44 Sie betteln beide in Einen Sack.

Sie spielen unter Einer Decke.

Dän.: De tigge begge til en pose. (Prov. dan., 457.)


Bettelorden.

Die Bettelorden sind anfangs der Kirche Stütze gewesen, aber bald verfaulet. - Klosterspiegel, 2, 13.


Bettelsack.

9 Lat.: Loculi mendicorum semper inanes. (Binder II, 1684; Philippi, I, 246; Eiselein, 73.) - Mendici pera non impatur. (Gaal, 202.)

24 Bettelsack kan nicht voll werden. - Lehmann, 45, 56.

[Spaltenumbruch] *109 Gên Bedd of Bulster (Hülse, Schale von Körnern).Kern, 1573.

Weder Bett noch Speise haben.

*110 Hä ess von Bett bis op et Strüh kümmen. (Bedburg.)

*111 Se liggt öm Bedd wie Fêrste Su öm Lager (auch: ön e Sesswäke).Frischbier, I, 346.


Bettel.

1 Lat.: Mendicus ubique habet saccum paratum. (Binder II, 1838; Lehmann, 46, 48.)

3 Schwed.: Fatighman höghburin aer laghir i hedher. (Reuterdahl, 378.)

14 Bettel vnd Armuth diss Hauss verwehren thut.

In einem Haus, in dem arme Leute und Bettler wohnen, geht niemand um Geld oder Geldeswerth zu holen. Als Hausinschrift gegen zudringliche Besucher: Harum aedium custos est paupertas. (Zinkgref, IV, 148.) In frühern Zeiten machte man auch wol das Postzeichen daran, um unliebsame Besucher abzuschrecken.


Bettelbrot.

3 Bettelbrot bringt bittre Noth, Diebesbrot bringt Galgentod, aber Arbeit segnet Gott.Klix, 16.

4 Bettelbrot macht faul. (Kamnitz.)

5 Bettelbrot macht frech. (Niederlausitz.)

6 Bettelbrot – Galgentod.

7 Bettelbrot schmeckt bitta. (Ukermark.) – Engelien, 218, 45.


Zu Bettelbube 2.

Holl.: Dat is zoo veel als eene vloe in de hel. (Harrebomée, I, 299.)


Bettelknopf.

* Lass mich mit deinen Bettelknöpfen.

Abweisung von Zudringlichkeit. Ein junger Mann wandte die Redensart gegen ein Mädchen an, die seine Hand fasste und sie an ihre Brust drücken wollte.


Bettelleute.

5 Bettelleut seind Sommervögel, vnd nicht ein Störck, der ein federpelz an hat.Lehmann, 917, 22.

6 Bettelleut und landsknecht stand, die sind mit einander so nah verwandt, dass sie nicht dürften me einander die kinder geben zur ee.Schade, Satiren, I, 174, 703.

7 Die Bettelleut stammen von de reichen Buren ab. (Kurhessen.)

In der Schwalm-Landschaft in Kurhessen, d. h. in der Gegend, wo sich die vom Vogelberg herabkommende Schwalm mit der kurz vor Kassel in die Fulda gehenden Eder vereinigt, wohnt ein eigenthümlicher Schlag Menschen, der sich auch dadurch auszeichnet, dass die Bauern streng an dem Recht der Erstgeburt festhalten. Der Erstgeborne erbt den Hof mit allem, was dazu gehört und findet sich mit den jüngern Geschwistern durch eine geringe Geldsumme ab, die ihm, dem reichen „Herrn“, als Knechte und Mägde dienen und so zu Proletariern werden. Obiges in Hessen übliche Sprichwort charakterisirt dies Verhältniss und das bäuerliche Junkerthum. (Gartenlaube, Leipzig 1863, Nr. 25, S. 398.)

8 Wenn die Bettelleute waschen, ist der Sonntag nicht fern.

Wird häufig gebraucht, wenn in den letzten Wochentagen gewaschen wird. Sagt man zu einer Frau am Donnerstag oder Freitag: „Nun haben Sie heut Wäsche?“ so pflegt sie zu erwidern: „Sie wollen wol sagen: Wenn die Bettelleute waschen, ist der Sonntag nicht fern.“

*9 Was brauchen die Bettelleute Hunde, haben selbst kein Brot. (Rott-Thal.)

*10 Was ganget mi d' Bettelleut an, i kauf mei Brot beim Bäcker! (Neresheim.)


Bettelmagen.

Ist Bettelmagen noch so voll, der Bettelsack nicht Gnüge hat.Wenzig, 77.


Bettelmann.

13 Bann der Bâtelmö niss hâ soll, verliert 'r d's Brûd in Sack. (Henneberg.) – Frommann, II, 411, 139.

14 Deär Bettelman löpt sich nischt üm. (Neunmark.) – Engelien, 220, 97.

15 Ein Bettelmann auf dem Pferd reitet den Edelmann unter die Erd'. (Rheinpfalz.)

16 Wenn der Böt'lmô nix hôb'n soll, verlêiert er's Brâud ass'n Soak. (Nürnberg.) – Frommann, VI, 415, 5.

[Spaltenumbruch] 17 Wenn der Bettelmann aufs Ross kommt, reitet er's zu todt.

18 Wenn er 'm Beddelmann op ä Päd setz, kann öm ke Deuwel noriede. (Düsseldorf.) – Frommann, I, 438, 10.

19 Zieh dem Bettelmann ein Rock an, wenn er keinen hat. (Oberösterr.)

*20 Da ist Bettelmanns Umkehr. (Ulm.)

*21 Den Bettelmann mit dem Kaiser vergleichen.

Lat.: Minervae felem. (Philippi, I, 250.)

*22 Der gibt keinem Bettelmann was.

*23 Du hast wol einen Bettelmann todt geschlagen.

Wenn jemand viel kleines Kupfergeld bei sich führt. (S. Klingelbeutel.)

*24 Er ist ein Bettelmann zu Pferde.

„Des Menschen Dünkel hebt sich von der Erde und wird – ein Bettelmann zu Pferde.“ (A. v. Maltitz, Drei Fähnlein, Sinngedichte, S. 5.)

*25 Vom Bettelmann zum Edelmann.

Lat.: E caula ad aulem. (Binder II, 892; Schreger, 7.)


Bettelmantel.

*2 Er will sich unter dem Bettelmantel verstecken.

Will ärmer erscheinen als er ist.

Dän.: Hand vil sky vle sig med Bettel-mantelen. (Prov. dan., 510.)


Betteln.

8 'T as besser biédeln, ewe stiélen. (Dicks, I, 7.)

25 Dän.: Hvo som vil bedłe, faaer og at henge bedler-kappen paa. (Prov. dan., 51.)

27 Professor Lazarus gibt Unterricht in der Kunst zu betteln: er hat in London ein Collegium gegründet, in dem man es in sechs Lectionen erlernen kann. Er besorgt Hunde für Blinde, Pflaster u. s. w. alle zum Dienste nöthigen Dinge. (Vgl. Neue Illustrirte Zeitung vom 11. Juli 1863.)

34 Beddeln lêrt Büele flicken.Schambach, II, 10.

Betteln lehrt die Beutel flicken. Armuth nöthigt die Menschen auch das Kleinste und Unbedeutendste zu Rathe zu halten.

35 Betteln ist ein gülden Handtwerck.Zinkgref, IV, 182.

„So waren zween Bettler, die sagten, sie wünschten sich nicht gesund zu seyn, sonsten dürfften sie nicht mehr betteln gahn, müssten jhr gülden Handwerck verlahn.“ (Zinkgref, IV, 182.)

36 Es ist besser betteln gehn vnd doch in Tugend wol bestehn, denn sein ein grosser Edelmann vnd nichts denn Schand vnd vnehr han.Petri, 278.

37 Nischt von Betteln, sagte der Eckensteher zu einem Gensdarm, der ihm Vorwürfe machte, dass er die Umstehenden um einen Beitrag zu einer Droschke ansprach, einen betrunkenen Genossen, der im gefüllten Rinnstein lag, nach Hause zu fahren, ich sammle hier für einen Ueberschwemmten.

38 'S Bettla macht nüd arm, aber ower.Tobler, 355.

39 Vom Betteln muss man sich nähren, vom Leutebetrügen Staat führen. (Königsberg.) – Frischbier, II, 366.

40 Wer bettelt, kriegt nichts; wer nichts fordert, will nichts.

41 Wer hie bettelt, der muss dort nach Brot gehen.Petri, III, 14.

*42 Er bettelte nicht mit Worten, sein Aussehen bettelte.

*43 Polnisch betteln gehen.

Eine bekannte Auslösung bei Pfänderspielen, darin bestehend, dass ein Herr, welcher ein Pfand auslöst, die mitspielenden Damen küsst.

*44 Sie betteln beide in Einen Sack.

Sie spielen unter Einer Decke.

Dän.: De tigge begge til en pose. (Prov. dan., 457.)


Bettelorden.

Die Bettelorden sind anfangs der Kirche Stütze gewesen, aber bald verfaulet.Klosterspiegel, 2, 13.


Bettelsack.

9 Lat.: Loculi mendicorum semper inanes. (Binder II, 1684; Philippi, I, 246; Eiselein, 73.) – Mendici pera non impatur. (Gaal, 202.)

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[[490]/0502] *109 Gên Bedd of Bulster (Hülse, Schale von Körnern). – Kern, 1573. Weder Bett noch Speise haben. *110 Hä ess von Bett bis op et Strüh kümmen. (Bedburg.) *111 Se liggt öm Bedd wie Fêrste Su öm Lager (auch: ön e Sesswäke). – Frischbier, I, 346. Bettel. 1 Lat.: Mendicus ubique habet saccum paratum. (Binder II, 1838; Lehmann, 46, 48.) 3 Schwed.: Fatighman höghburin aer laghir i hedher. (Reuterdahl, 378.) 14 Bettel vnd Armuth diss Hauss verwehren thut. In einem Haus, in dem arme Leute und Bettler wohnen, geht niemand um Geld oder Geldeswerth zu holen. Als Hausinschrift gegen zudringliche Besucher: Harum aedium custos est paupertas. (Zinkgref, IV, 148.) In frühern Zeiten machte man auch wol das Postzeichen daran, um unliebsame Besucher abzuschrecken. Bettelbrot. 3 Bettelbrot bringt bittre Noth, Diebesbrot bringt Galgentod, aber Arbeit segnet Gott. – Klix, 16. 4 Bettelbrot macht faul. (Kamnitz.) 5 Bettelbrot macht frech. (Niederlausitz.) 6 Bettelbrot – Galgentod. 7 Bettelbrot schmeckt bitta. (Ukermark.) – Engelien, 218, 45. Zu Bettelbube 2. Holl.: Dat is zoo veel als eene vloe in de hel. (Harrebomée, I, 299.) Bettelknopf. * Lass mich mit deinen Bettelknöpfen. Abweisung von Zudringlichkeit. Ein junger Mann wandte die Redensart gegen ein Mädchen an, die seine Hand fasste und sie an ihre Brust drücken wollte. Bettelleute. 5 Bettelleut seind Sommervögel, vnd nicht ein Störck, der ein federpelz an hat. – Lehmann, 917, 22. 6 Bettelleut und landsknecht stand, die sind mit einander so nah verwandt, dass sie nicht dürften me einander die kinder geben zur ee. – Schade, Satiren, I, 174, 703. 7 Die Bettelleut stammen von de reichen Buren ab. (Kurhessen.) In der Schwalm-Landschaft in Kurhessen, d. h. in der Gegend, wo sich die vom Vogelberg herabkommende Schwalm mit der kurz vor Kassel in die Fulda gehenden Eder vereinigt, wohnt ein eigenthümlicher Schlag Menschen, der sich auch dadurch auszeichnet, dass die Bauern streng an dem Recht der Erstgeburt festhalten. Der Erstgeborne erbt den Hof mit allem, was dazu gehört und findet sich mit den jüngern Geschwistern durch eine geringe Geldsumme ab, die ihm, dem reichen „Herrn“, als Knechte und Mägde dienen und so zu Proletariern werden. Obiges in Hessen übliche Sprichwort charakterisirt dies Verhältniss und das bäuerliche Junkerthum. (Gartenlaube, Leipzig 1863, Nr. 25, S. 398.) 8 Wenn die Bettelleute waschen, ist der Sonntag nicht fern. Wird häufig gebraucht, wenn in den letzten Wochentagen gewaschen wird. Sagt man zu einer Frau am Donnerstag oder Freitag: „Nun haben Sie heut Wäsche?“ so pflegt sie zu erwidern: „Sie wollen wol sagen: Wenn die Bettelleute waschen, ist der Sonntag nicht fern.“ *9 Was brauchen die Bettelleute Hunde, haben selbst kein Brot. (Rott-Thal.) *10 Was ganget mi d' Bettelleut an, i kauf mei Brot beim Bäcker! (Neresheim.) Bettelmagen. Ist Bettelmagen noch so voll, der Bettelsack nicht Gnüge hat. – Wenzig, 77. Bettelmann. 13 Bann der Bâtelmö niss hâ soll, verliert 'r d's Brûd in Sack. (Henneberg.) – Frommann, II, 411, 139. 14 Deär Bettelman löpt sich nischt üm. (Neunmark.) – Engelien, 220, 97. 15 Ein Bettelmann auf dem Pferd reitet den Edelmann unter die Erd'. (Rheinpfalz.) 16 Wenn der Böt'lmô nix hôb'n soll, verlêiert er's Brâud ass'n Soak. (Nürnberg.) – Frommann, VI, 415, 5. 17 Wenn der Bettelmann aufs Ross kommt, reitet er's zu todt. 18 Wenn er 'm Beddelmann op ä Päd setz, kann öm ke Deuwel noriede. (Düsseldorf.) – Frommann, I, 438, 10. 19 Zieh dem Bettelmann ein Rock an, wenn er keinen hat. (Oberösterr.) *20 Da ist Bettelmanns Umkehr. (Ulm.) *21 Den Bettelmann mit dem Kaiser vergleichen. Lat.: Minervae felem. (Philippi, I, 250.) *22 Der gibt keinem Bettelmann was. *23 Du hast wol einen Bettelmann todt geschlagen. Wenn jemand viel kleines Kupfergeld bei sich führt. (S. Klingelbeutel.) *24 Er ist ein Bettelmann zu Pferde. „Des Menschen Dünkel hebt sich von der Erde und wird – ein Bettelmann zu Pferde.“ (A. v. Maltitz, Drei Fähnlein, Sinngedichte, S. 5.) *25 Vom Bettelmann zum Edelmann. Lat.: E caula ad aulem. (Binder II, 892; Schreger, 7.) Bettelmantel. *2 Er will sich unter dem Bettelmantel verstecken. Will ärmer erscheinen als er ist. Dän.: Hand vil sky vle sig med Bettel-mantelen. (Prov. dan., 510.) Betteln. 8 'T as besser biédeln, ewe stiélen. (Dicks, I, 7.) 25 Dän.: Hvo som vil bedłe, faaer og at henge bedler-kappen paa. (Prov. dan., 51.) 27 Professor Lazarus gibt Unterricht in der Kunst zu betteln: er hat in London ein Collegium gegründet, in dem man es in sechs Lectionen erlernen kann. Er besorgt Hunde für Blinde, Pflaster u. s. w. alle zum Dienste nöthigen Dinge. (Vgl. Neue Illustrirte Zeitung vom 11. Juli 1863.) 34 Beddeln lêrt Büele flicken. – Schambach, II, 10. Betteln lehrt die Beutel flicken. Armuth nöthigt die Menschen auch das Kleinste und Unbedeutendste zu Rathe zu halten. 35 Betteln ist ein gülden Handtwerck. – Zinkgref, IV, 182. „So waren zween Bettler, die sagten, sie wünschten sich nicht gesund zu seyn, sonsten dürfften sie nicht mehr betteln gahn, müssten jhr gülden Handwerck verlahn.“ (Zinkgref, IV, 182.) 36 Es ist besser betteln gehn vnd doch in Tugend wol bestehn, denn sein ein grosser Edelmann vnd nichts denn Schand vnd vnehr han. – Petri, 278. 37 Nischt von Betteln, sagte der Eckensteher zu einem Gensdarm, der ihm Vorwürfe machte, dass er die Umstehenden um einen Beitrag zu einer Droschke ansprach, einen betrunkenen Genossen, der im gefüllten Rinnstein lag, nach Hause zu fahren, ich sammle hier für einen Ueberschwemmten. 38 'S Bettla macht nüd arm, aber ower. – Tobler, 355. 39 Vom Betteln muss man sich nähren, vom Leutebetrügen Staat führen. (Königsberg.) – Frischbier, II, 366. 40 Wer bettelt, kriegt nichts; wer nichts fordert, will nichts. 41 Wer hie bettelt, der muss dort nach Brot gehen. – Petri, III, 14. *42 Er bettelte nicht mit Worten, sein Aussehen bettelte. *43 Polnisch betteln gehen. Eine bekannte Auslösung bei Pfänderspielen, darin bestehend, dass ein Herr, welcher ein Pfand auslöst, die mitspielenden Damen küsst. *44 Sie betteln beide in Einen Sack. Sie spielen unter Einer Decke. Dän.: De tigge begge til en pose. (Prov. dan., 457.) Bettelorden. Die Bettelorden sind anfangs der Kirche Stütze gewesen, aber bald verfaulet. – Klosterspiegel, 2, 13. Bettelsack. 9 Lat.: Loculi mendicorum semper inanes. (Binder II, 1684; Philippi, I, 246; Eiselein, 73.) – Mendici pera non impatur. (Gaal, 202.) 24 Bettelsack kan nicht voll werden. – Lehmann, 45, 56.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [490]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/502>, abgerufen am 19.03.2024.