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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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Biankoon.

* Der Biankoon rührt sich.

Unter dem 24. Juli 1870 schrieb man aus Florenz: Seit ein paar Tagen hört man hier tausendmal das Wort: "Der Biankoon rührt sich." Sie fragen, was das bedeuten soll, und ich muss Sie darauf anweisen, dass alle geistreiche Völker darin eine Aehnlichkeit mit einander haben, sich bisweilen in eine Narrheit zu verlieben. Erinnern wir uns, wie vor einigen Jahren ganz Paris von dem Rufe wiederhallte: voila Lampert, der gar keinen Sinn hatte. Was nun unsern Biankoon betrifft, so führt dieser Name jene eben nicht sonderlich schöne Statue des Neptun, die auf der Piazza della Signoria zu sehen ist und die Autoren des: "der Biankoon rührt sich" hatten dabei im Sinn, anzuzeigen, dass Garibaldi sich rühre. (Breslauer Zeitung 1870, Nr. 351, S. 2740.)


Biarn (Kind).

3 Wan't Biarn san Wal he, de skrialt' teg. (Amrum.) - Haupt, VIII, 363, 194.

Wenn das Kind seinen Willen hat, da schreit es nicht.

4 Wan't Biarn uun Suas leit, leit' m't Lad üüb. (Amrum.) - Haupt, VIII, 363, 288.

Wenn das Kind im Brunnen liegt, legt man den Deckel auf.


Bibel.

11 Bei Hainhofer S. 27. Wie wir lesen in der Bibel, so gwünt unser Hauss ein Gibel.

Holl.: Zoo staat ude keuvel, als gij morgen ter kerke gaat. (Harrebomee, I, 390, 399a.)

Lat.: Ut leges in sacris, sic res tua stabit in atris. (Binder II, 3440; Leib, 211.)

16 Die Bibel ist ein Strom, in dem der Elephant schwimmt und das Lamm watet.

Ausspruch eines Papstes.

17 Ich benutze meine Bibel all Wochen, sagte der Bauer, als ihn der Pastor fragte, ob er sie auch gebrauche, ich wetze mein Barbiermesser darauf.

18 Mit der Bibel soll man nicht den Glauben beweisen, sondern speisen. - Harms, 134.

19 Wo keine Bibel ist im Haus, da sieht es öd' und traurig aus. - Gartenlaube, 1872, S. 706.

*20 Die Bibel unter die Bank stossen.

Anna, Kurfürstin von Sachsen, gebraucht die Redensart für: Katholisch werden.

*21 Er hat's auf die Bibel beschworen.

D. h. feierlich. Die Römer sagten in solchem Falle beim Stein, der den Jupiter vorstellt: Jovem lapidem jurare. Die Redensart findet sich bei Cicero, bei Livius u. a. Sie schreibt sich daher, dass nach der Sitte der Römer in den ältesten Zeiten derjenige, welcher etwas feierlich betheuern sollte, einen Stein in die Hand nahm, und in die Höhe heben und dabei die Worte nachsprechen musste: Jura per Jovem. Der Stein vertrat das Bild des Zeus. (Faselius, 125.)

*22 He hett de ganz' Bibel em Kopp, dat em de Klammers aut de Näslöcher heraut hänge. (Jerrentowitz.) - Frischbier, II, 373.


Bibeltext.

Nur der Bibeltext hält Stich, die heiligen Väter thun es nich. - Luther's Tischr. 171b.


Biber.

*5 He hett en Bever fungen. - Diermissen, 14.

Wortspiel mit Biber und Beben. Vor Kälte zittern = bewern (s. d.).


Bibere.

1 Qui bibit ex neigas de frischibus incibit ille. - Simrock, 7499.

2 Wo regiert das bibere, da verlewert sich das credere. - Lehmann, 756, 6.

*3 Er hat das bibere vnd nicht das scribere studirt. - Theatrum Diabolorum, 393a.


Bibliothek.

* In die Bibliothek gehen.

D. h. ins Bierhaus, um den Durst zu stillen. Die Entstehung der Redensart wird so erzählt. Als der im Jahre 1875 verstorbene Baron Siegm. Kemeny in den fünfziger Jahren - er war damals Redakteur des Pesti Naplo - sich mit Bischof Danielik zu dem Zwecke verband, berühmte Bierhäuser durchzukosten, beschlossen sie, nachdem Pest und Wien nach dieser Richtung durchforscht waren, nach München zu gehen. Dort übte das königliche baierische Brauhaus eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie aus. Aber es musste doch irgend ein Grund ersonnen werden, mit dem man die Abreise rechtfertigen konnte; dieser war jedoch bald gefunden. Am nächsten Tage machten sie sich auf den Weg. Drei Tage später berichtete der Pesti [Spaltenumbruch] Naplo: "Der Redakteur unseres Blattes, Freiherr Siegm. Kemeny, ist gestern in Gesellschaft des Bischofes Danielik nach München abgereiset, um die dortige königliche Bibliothek zu studiren." Seit damals war nun in den vertrauten Kreisen Kemeny's die Redensart: "Gehen wir in die Bibliothek" die Bezeichnung für Durststillen, ein Bierhaus besuchen. (Niederschlesische Zeitung 1876, Nr. 34.)


Bicht (s. Beichte).

* He werd di de Bicht verhören. - Dähnert, 40a.

Du wirst ein scharfes Verhör zu bestehen haben, wirst deine Fehler bekennen müssen.


Bichtvater (s. Beichtvater).

* Du bist mein Bichtvater nig. - Dähnert, 40a.

Ich habe nicht nöthig, dir darüber Mittheilung zu machen.


Biecht.

Biecht1 an den Bäumen deutet vor Weihnacht Brot2, nach Weihnacht Tod3. (Luzern.)

1) Duft, gefrorner Nebel.

2) reiche Getreideernte.

3) Krankheiten.


Biedermann.

7 Lat.: Vir probus in pritis est, quocunque sit ille locorum. (Binder II, 3560; Seybold, 682.)

9 Das Sprichwort findet sich bereits in der Reimchronik Ottokar's von Horneck (Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts), herausgegeben 1745 von Pertz als Bd. III seiner Sammlung österreichischer Schriftsteller.

Dän.: Den kloges arv findes i alle land. (Prov. dan., 38.)

19 Ein Biedermann kan sich nicht stellen wie ein Aff. - Lehmann, 164, 29.


Biegen.

1 Port.: Melhor he dobrar, que quebrar. (Bohn I, 283.)

Span.: Mejor es dobrar que quebrar. (Bohn I, 232.)

3 Frz.: La chose casse ou elle est mince. (Cahier, 1910.)

7 Dän.: Enten maae det bugne eller briste. (Prov. dan., 95.)

9 Besser sich biegen, als gebeugt werden.

Dän.: Bedre er al bukke end bukkes. (Prov. dan., 57.)

10 Es biegt sich einer sänffter, als dass er verreist. - Lehmann, 243, 60.

*11 Er biegt sich wie ein Fiedelbogen. - Frischbier, I, 2205.

*12 He hat nich to bög'n un bräk'n. (Altmark.) - Danneil, 21.

Er leidet nach allen Seiten Noth. - In Ostfriesland: Se hebben nich to bugen of to bräken. (Stürenburg, 26a.)


Bienen.

16 Bei Tunnicius (59): Beter is ein bye dan dusent vleigen. (Sola apis excellit muscarum millia quinque.)

34 Dän.: Naar bien udstinger sin braad, saa mister den sit liv. (Prov. dan., 480.)

45 "Wer sich die Bienen lässt abschrecken, der wird auch nicht den Honig schmecken." (Waldis, IV, 42.)

50 It.: Dove l' ape sugge il miele, il ragno sugge il veleno. (Giani, 113.)

53 Bienen bezahlen ihre Hausmiethe wohl.

Dän.: Bien giver nytte og lyst, gavner meget, kost er lidet, thi intet creatur betaler bedre sin huuse-lye. (Prov. dan., 70.)

54 Bienen haben ihren König, Fliegen vnd Mücken schweben vmbher ohn Herren. - Petri, II, 43.

Dän.: Bierne have deres viisere, og storke deres anförere. (Prov. dan., 71.)

55 Bienen kommen so weit als Bären. - Nord. Sprüche.

Weil die Methtrinker eben so viel vermögen, als die Fleischesser. (Rochholz, Deutscher Glaube, I, 20.)

56 Bienen ohne Königin sind ein verlorener Stock.

57 Bienen sind wol gute Thierlein, aber sie bleiben bei schönem Wetter nicht gerne daheim.

Dän.: Bien er godt goaeg, dog onde at forvare thi man kand ey baare forden. (Prov. dan., 70.)

58 Bienen und Schafe stehen nicht zugleich. - Oek. Weisheit, S. 115.

"Wenn es viel regnet, so schwitzen die Blumen viel Honig; die Bienen stehen gut, aber die Schafe werden faul."

59 Bienen und Wespen fliegen (wohnen) nicht mit einander (beisammen).

Frz.: Les abeilles ne deviennent point frelons. (Bohn I, 33.)

60 Bienen wollen nicht beim Abtritt stehen.

"Warum nicht? Die Bienen lieben den Abtritt und suchen in den Excrementen das Salz, das ihnen gesund ist." (Oek. Weisheit, S. 115.)

61 Chlyni Beiji steche-n-au. (Solothurn.) - Schild, 64, 96.

Kleine Bienen stechen auch.

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Biankoon.

* Der Biankoon rührt sich.

Unter dem 24. Juli 1870 schrieb man aus Florenz: Seit ein paar Tagen hört man hier tausendmal das Wort: „Der Biankoon rührt sich.“ Sie fragen, was das bedeuten soll, und ich muss Sie darauf anweisen, dass alle geistreiche Völker darin eine Aehnlichkeit mit einander haben, sich bisweilen in eine Narrheit zu verlieben. Erinnern wir uns, wie vor einigen Jahren ganz Paris von dem Rufe wiederhallte: voila Lampert, der gar keinen Sinn hatte. Was nun unsern Biankoon betrifft, so führt dieser Name jene eben nicht sonderlich schöne Statue des Neptun, die auf der Piazza della Signoria zu sehen ist und die Autoren des: „der Biankoon rührt sich“ hatten dabei im Sinn, anzuzeigen, dass Garibaldi sich rühre. (Breslauer Zeitung 1870, Nr. 351, S. 2740.)


Biarn (Kind).

3 Wan't Biarn san Wal hê, de skrialt' teg. (Amrum.) – Haupt, VIII, 363, 194.

Wenn das Kind seinen Willen hat, da schreit es nicht.

4 Wan't Biarn uun Suas leit, leit' m't Lad üüb. (Amrum.) – Haupt, VIII, 363, 288.

Wenn das Kind im Brunnen liegt, legt man den Deckel auf.


Bibel.

11 Bei Hainhofer S. 27. Wie wir lesen in der Bibel, so gwünt unser Hauss ein Gibel.

Holl.: Zoo staat ude keuvel, als gij morgen ter kerke gaat. (Harrebomée, I, 390, 399a.)

Lat.: Ut leges in sacris, sic res tua stabit in atris. (Binder II, 3440; Leib, 211.)

16 Die Bibel ist ein Strom, in dem der Elephant schwimmt und das Lamm watet.

Ausspruch eines Papstes.

17 Ich benutze meine Bibel all Wochen, sagte der Bauer, als ihn der Pastor fragte, ob er sie auch gebrauche, ich wetze mein Barbiermesser darauf.

18 Mit der Bibel soll man nicht den Glauben beweisen, sondern speisen.Harms, 134.

19 Wo keine Bibel ist im Haus, da sieht es öd' und traurig aus.Gartenlaube, 1872, S. 706.

*20 Die Bibel unter die Bank stossen.

Anna, Kurfürstin von Sachsen, gebraucht die Redensart für: Katholisch werden.

*21 Er hat's auf die Bibel beschworen.

D. h. feierlich. Die Römer sagten in solchem Falle beim Stein, der den Jupiter vorstellt: Jovem lapidem jurare. Die Redensart findet sich bei Cicero, bei Livius u. a. Sie schreibt sich daher, dass nach der Sitte der Römer in den ältesten Zeiten derjenige, welcher etwas feierlich betheuern sollte, einen Stein in die Hand nahm, und in die Höhe heben und dabei die Worte nachsprechen musste: Jura per Jovem. Der Stein vertrat das Bild des Zeus. (Faselius, 125.)

*22 He hett de ganz' Bibel em Kopp, dat em de Klammers ût de Näslöcher herût hänge. (Jerrentowitz.) – Frischbier, II, 373.


Bibeltext.

Nur der Bibeltext hält Stich, die heiligen Väter thun es nich.Luther's Tischr. 171b.


Biber.

*5 He hett en Bever fungen.Diermissen, 14.

Wortspiel mit Biber und Beben. Vor Kälte zittern = bewern (s. d.).


Bibere.

1 Qui bibit ex neigas de frischibus incibit ille.Simrock, 7499.

2 Wo regiert das bibere, da verlewert sich das credere.Lehmann, 756, 6.

*3 Er hat das bibere vnd nicht das scribere studirt.Theatrum Diabolorum, 393a.


Bibliothek.

* In die Bibliothek gehen.

D. h. ins Bierhaus, um den Durst zu stillen. Die Entstehung der Redensart wird so erzählt. Als der im Jahre 1875 verstorbene Baron Siegm. Kemeny in den fünfziger Jahren – er war damals Redakteur des Pesti Naplo – sich mit Bischof Danielik zu dem Zwecke verband, berühmte Bierhäuser durchzukosten, beschlossen sie, nachdem Pest und Wien nach dieser Richtung durchforscht waren, nach München zu gehen. Dort übte das königliche baierische Brauhaus eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie aus. Aber es musste doch irgend ein Grund ersonnen werden, mit dem man die Abreise rechtfertigen konnte; dieser war jedoch bald gefunden. Am nächsten Tage machten sie sich auf den Weg. Drei Tage später berichtete der Pesti [Spaltenumbruch] Naplo: „Der Redakteur unseres Blattes, Freiherr Siegm. Kemeny, ist gestern in Gesellschaft des Bischofes Danielik nach München abgereiset, um die dortige königliche Bibliothek zu studiren.“ Seit damals war nun in den vertrauten Kreisen Kemeny's die Redensart: „Gehen wir in die Bibliothek“ die Bezeichnung für Durststillen, ein Bierhaus besuchen. (Niederschlesische Zeitung 1876, Nr. 34.)


Bicht (s. Beichte).

* He werd di de Bicht verhören.Dähnert, 40a.

Du wirst ein scharfes Verhör zu bestehen haben, wirst deine Fehler bekennen müssen.


Bichtvater (s. Beichtvater).

* Du bist mîn Bichtvater nig.Dähnert, 40a.

Ich habe nicht nöthig, dir darüber Mittheilung zu machen.


Biecht.

Biecht1 an den Bäumen deutet vor Weihnacht Brot2, nach Weihnacht Tod3. (Luzern.)

1) Duft, gefrorner Nebel.

2) reiche Getreideernte.

3) Krankheiten.


Biedermann.

7 Lat.: Vir probus in pritis est, quocunque sit ille locorum. (Binder II, 3560; Seybold, 682.)

9 Das Sprichwort findet sich bereits in der Reimchronik Ottokar's von Horneck (Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts), herausgegeben 1745 von Pertz als Bd. III seiner Sammlung österreichischer Schriftsteller.

Dän.: Den kloges arv findes i alle land. (Prov. dan., 38.)

19 Ein Biedermann kan sich nicht stellen wie ein Aff.Lehmann, 164, 29.


Biegen.

1 Port.: Melhor he dobrar, que quebrar. (Bohn I, 283.)

Span.: Mejor es dobrar que quebrar. (Bohn I, 232.)

3 Frz.: La chose casse ou elle est mince. (Cahier, 1910.)

7 Dän.: Enten maae det bugne eller briste. (Prov. dan., 95.)

9 Besser sich biegen, als gebeugt werden.

Dän.: Bedre er al bukke end bukkes. (Prov. dan., 57.)

10 Es biegt sich einer sänffter, als dass er verreist.Lehmann, 243, 60.

*11 Er biegt sich wie ein Fiedelbogen.Frischbier, I, 2205.

*12 Hê hat nich to bög'n un bräk'n. (Altmark.) – Danneil, 21.

Er leidet nach allen Seiten Noth. – In Ostfriesland: Se hebben nich to bugen of to bräken. (Stürenburg, 26a.)


Bienen.

16 Bei Tunnicius (59): Beter is ein bye dan dusent vleigen. (Sola apis excellit muscarum millia quinque.)

34 Dän.: Naar bien udstinger sin braad, saa mister den sit liv. (Prov. dan., 480.)

45 „Wer sich die Bienen lässt abschrecken, der wird auch nicht den Honig schmecken.“ (Waldis, IV, 42.)

50 It.: Dove l' ape sugge il miele, il ragno sugge il veleno. (Giani, 113.)

53 Bienen bezahlen ihre Hausmiethe wohl.

Dän.: Bien giver nytte og lyst, gavner meget, kost er lidet, thi intet creatur betaler bedre sin huuse-lye. (Prov. dan., 70.)

54 Bienen haben ihren König, Fliegen vnd Mücken schweben vmbher ohn Herren.Petri, II, 43.

Dän.: Bierne have deres viisere, og storke deres anförere. (Prov. dan., 71.)

55 Bienen kommen so weit als Bären.Nord. Sprüche.

Weil die Methtrinker eben so viel vermögen, als die Fleischesser. (Rochholz, Deutscher Glaube, I, 20.)

56 Bienen ohne Königin sind ein verlorener Stock.

57 Bienen sind wol gute Thierlein, aber sie bleiben bei schönem Wetter nicht gerne daheim.

Dän.: Bien er godt goaeg, dog onde at forvare thi man kand ey baare forden. (Prov. dan., 70.)

58 Bienen und Schafe stehen nicht zugleich.Oek. Weisheit, S. 115.

„Wenn es viel regnet, so schwitzen die Blumen viel Honig; die Bienen stehen gut, aber die Schafe werden faul.“

59 Bienen und Wespen fliegen (wohnen) nicht mit einander (beisammen).

Frz.: Les abeilles ne deviennent point frelons. (Bohn I, 33.)

60 Bienen wollen nicht beim Abtritt stehen.

„Warum nicht? Die Bienen lieben den Abtritt und suchen in den Excrementen das Salz, das ihnen gesund ist.“ (Oek. Weisheit, S. 115.)

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[[495]/0507] Biankoon. * Der Biankoon rührt sich. Unter dem 24. Juli 1870 schrieb man aus Florenz: Seit ein paar Tagen hört man hier tausendmal das Wort: „Der Biankoon rührt sich.“ Sie fragen, was das bedeuten soll, und ich muss Sie darauf anweisen, dass alle geistreiche Völker darin eine Aehnlichkeit mit einander haben, sich bisweilen in eine Narrheit zu verlieben. Erinnern wir uns, wie vor einigen Jahren ganz Paris von dem Rufe wiederhallte: voila Lampert, der gar keinen Sinn hatte. Was nun unsern Biankoon betrifft, so führt dieser Name jene eben nicht sonderlich schöne Statue des Neptun, die auf der Piazza della Signoria zu sehen ist und die Autoren des: „der Biankoon rührt sich“ hatten dabei im Sinn, anzuzeigen, dass Garibaldi sich rühre. (Breslauer Zeitung 1870, Nr. 351, S. 2740.) Biarn (Kind). 3 Wan't Biarn san Wal hê, de skrialt' teg. (Amrum.) – Haupt, VIII, 363, 194. Wenn das Kind seinen Willen hat, da schreit es nicht. 4 Wan't Biarn uun Suas leit, leit' m't Lad üüb. (Amrum.) – Haupt, VIII, 363, 288. Wenn das Kind im Brunnen liegt, legt man den Deckel auf. Bibel. 11 Bei Hainhofer S. 27. Wie wir lesen in der Bibel, so gwünt unser Hauss ein Gibel. Holl.: Zoo staat ude keuvel, als gij morgen ter kerke gaat. (Harrebomée, I, 390, 399a.) Lat.: Ut leges in sacris, sic res tua stabit in atris. (Binder II, 3440; Leib, 211.) 16 Die Bibel ist ein Strom, in dem der Elephant schwimmt und das Lamm watet. Ausspruch eines Papstes. 17 Ich benutze meine Bibel all Wochen, sagte der Bauer, als ihn der Pastor fragte, ob er sie auch gebrauche, ich wetze mein Barbiermesser darauf. 18 Mit der Bibel soll man nicht den Glauben beweisen, sondern speisen. – Harms, 134. 19 Wo keine Bibel ist im Haus, da sieht es öd' und traurig aus. – Gartenlaube, 1872, S. 706. *20 Die Bibel unter die Bank stossen. Anna, Kurfürstin von Sachsen, gebraucht die Redensart für: Katholisch werden. *21 Er hat's auf die Bibel beschworen. D. h. feierlich. Die Römer sagten in solchem Falle beim Stein, der den Jupiter vorstellt: Jovem lapidem jurare. Die Redensart findet sich bei Cicero, bei Livius u. a. Sie schreibt sich daher, dass nach der Sitte der Römer in den ältesten Zeiten derjenige, welcher etwas feierlich betheuern sollte, einen Stein in die Hand nahm, und in die Höhe heben und dabei die Worte nachsprechen musste: Jura per Jovem. Der Stein vertrat das Bild des Zeus. (Faselius, 125.) *22 He hett de ganz' Bibel em Kopp, dat em de Klammers ût de Näslöcher herût hänge. (Jerrentowitz.) – Frischbier, II, 373. Bibeltext. Nur der Bibeltext hält Stich, die heiligen Väter thun es nich. – Luther's Tischr. 171b. Biber. *5 He hett en Bever fungen. – Diermissen, 14. Wortspiel mit Biber und Beben. Vor Kälte zittern = bewern (s. d.). Bibere. 1 Qui bibit ex neigas de frischibus incibit ille. – Simrock, 7499. 2 Wo regiert das bibere, da verlewert sich das credere. – Lehmann, 756, 6. *3 Er hat das bibere vnd nicht das scribere studirt. – Theatrum Diabolorum, 393a. Bibliothek. * In die Bibliothek gehen. D. h. ins Bierhaus, um den Durst zu stillen. Die Entstehung der Redensart wird so erzählt. Als der im Jahre 1875 verstorbene Baron Siegm. Kemeny in den fünfziger Jahren – er war damals Redakteur des Pesti Naplo – sich mit Bischof Danielik zu dem Zwecke verband, berühmte Bierhäuser durchzukosten, beschlossen sie, nachdem Pest und Wien nach dieser Richtung durchforscht waren, nach München zu gehen. Dort übte das königliche baierische Brauhaus eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie aus. Aber es musste doch irgend ein Grund ersonnen werden, mit dem man die Abreise rechtfertigen konnte; dieser war jedoch bald gefunden. Am nächsten Tage machten sie sich auf den Weg. Drei Tage später berichtete der Pesti Naplo: „Der Redakteur unseres Blattes, Freiherr Siegm. Kemeny, ist gestern in Gesellschaft des Bischofes Danielik nach München abgereiset, um die dortige königliche Bibliothek zu studiren.“ Seit damals war nun in den vertrauten Kreisen Kemeny's die Redensart: „Gehen wir in die Bibliothek“ die Bezeichnung für Durststillen, ein Bierhaus besuchen. (Niederschlesische Zeitung 1876, Nr. 34.) Bicht (s. Beichte). * He werd di de Bicht verhören. – Dähnert, 40a. Du wirst ein scharfes Verhör zu bestehen haben, wirst deine Fehler bekennen müssen. Bichtvater (s. Beichtvater). * Du bist mîn Bichtvater nig. – Dähnert, 40a. Ich habe nicht nöthig, dir darüber Mittheilung zu machen. Biecht. Biecht1 an den Bäumen deutet vor Weihnacht Brot2, nach Weihnacht Tod3. (Luzern.) 1) Duft, gefrorner Nebel. 2) reiche Getreideernte. 3) Krankheiten. Biedermann. 7 Lat.: Vir probus in pritis est, quocunque sit ille locorum. (Binder II, 3560; Seybold, 682.) 9 Das Sprichwort findet sich bereits in der Reimchronik Ottokar's von Horneck (Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts), herausgegeben 1745 von Pertz als Bd. III seiner Sammlung österreichischer Schriftsteller. Dän.: Den kloges arv findes i alle land. (Prov. dan., 38.) 19 Ein Biedermann kan sich nicht stellen wie ein Aff. – Lehmann, 164, 29. Biegen. 1 Port.: Melhor he dobrar, que quebrar. (Bohn I, 283.) Span.: Mejor es dobrar que quebrar. (Bohn I, 232.) 3 Frz.: La chose casse ou elle est mince. (Cahier, 1910.) 7 Dän.: Enten maae det bugne eller briste. (Prov. dan., 95.) 9 Besser sich biegen, als gebeugt werden. Dän.: Bedre er al bukke end bukkes. (Prov. dan., 57.) 10 Es biegt sich einer sänffter, als dass er verreist. – Lehmann, 243, 60. *11 Er biegt sich wie ein Fiedelbogen. – Frischbier, I, 2205. *12 Hê hat nich to bög'n un bräk'n. (Altmark.) – Danneil, 21. Er leidet nach allen Seiten Noth. – In Ostfriesland: Se hebben nich to bugen of to bräken. (Stürenburg, 26a.) Bienen. 16 Bei Tunnicius (59): Beter is ein bye dan dusent vleigen. (Sola apis excellit muscarum millia quinque.) 34 Dän.: Naar bien udstinger sin braad, saa mister den sit liv. (Prov. dan., 480.) 45 „Wer sich die Bienen lässt abschrecken, der wird auch nicht den Honig schmecken.“ (Waldis, IV, 42.) 50 It.: Dove l' ape sugge il miele, il ragno sugge il veleno. (Giani, 113.) 53 Bienen bezahlen ihre Hausmiethe wohl. Dän.: Bien giver nytte og lyst, gavner meget, kost er lidet, thi intet creatur betaler bedre sin huuse-lye. (Prov. dan., 70.) 54 Bienen haben ihren König, Fliegen vnd Mücken schweben vmbher ohn Herren. – Petri, II, 43. Dän.: Bierne have deres viisere, og storke deres anförere. (Prov. dan., 71.) 55 Bienen kommen so weit als Bären. – Nord. Sprüche. Weil die Methtrinker eben so viel vermögen, als die Fleischesser. (Rochholz, Deutscher Glaube, I, 20.) 56 Bienen ohne Königin sind ein verlorener Stock. 57 Bienen sind wol gute Thierlein, aber sie bleiben bei schönem Wetter nicht gerne daheim. Dän.: Bien er godt goaeg, dog onde at forvare thi man kand ey baare forden. (Prov. dan., 70.) 58 Bienen und Schafe stehen nicht zugleich. – Oek. Weisheit, S. 115. „Wenn es viel regnet, so schwitzen die Blumen viel Honig; die Bienen stehen gut, aber die Schafe werden faul.“ 59 Bienen und Wespen fliegen (wohnen) nicht mit einander (beisammen). Frz.: Les abeilles ne deviennent point frelons. (Bohn I, 33.) 60 Bienen wollen nicht beim Abtritt stehen. „Warum nicht? Die Bienen lieben den Abtritt und suchen in den Excrementen das Salz, das ihnen gesund ist.“ (Oek. Weisheit, S. 115.) 61 Chlyni Beiji steche-n-au. (Solothurn.) – Schild, 64, 96. Kleine Bienen stechen auch.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [495]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/507>, abgerufen am 19.03.2024.