Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 39 Man soll bleiben, wo man alt geworden ist.

Die Spanier sagen: Wechsle nicht in alten Tagen deinen Aufenthaltsort; bleibe dort, sei es auf dem Lande oder sei es in der Stadt, wo du alt geworden und gesund geblieben bist. "Hierauf citirte der Papst (Pius IX.) ein spanisches Sprichwort, das er sogleich ins Französische übersetzte: >Wechsle u. s. w.< Er, der Papst, huldige jetzt selber dieser bewährten spanischen Lebensregel." (Neue Freie Presse, Nr. 4839, Wien, 1878.)

40 Wer nicht in blift, kümmt nich aut. (Seehausen.)

41 Wo b'leef, sä de down Stutendräger, der gussde de Wind um 'n Eck. - Plattd. Klenner, Jever.

42 Wo bleib ich? sagte der Kibitz zu den Krähen, als sie bei plötzlich eingetretenem Frostwetter Töne der Klage und des Unbehagens ausstiessen.

43 Wo er nicht bleiben kann, da rennt davon der Mann. (S. Fliehen 2.) (Thüringen.)

Engl.: He fights well, that fleeth well. (Wahl, Jahresbericht, 1879, S. 21, 9.)

It.: Gamba mia non e vergogna, di fuggir quando bisogna.

*44 Bleib' bey den Leuten. - Gruter, I, 8.

*45 Dat blöft beim Bleiwe. (Tolkemit.) - Frischbier, I, 380.

Es bleibt beim Bleiben, d. i. beim Alten, wie es gewesen.

*46 Du kannst bleiben, wo der Pfeffer wächst. - Klix, 16.

*47 Es bliw em net eint (eins). (Siebenbürg.-sächsisch.) - Frommann, V, 176, 182.

*48 He blüft äwer ass Leppen Bollkalf. (Danziger Nehrung.) - Frischbier, I, 381.

*49 Ich kan nit bleiben, vnd wayss nit zu rejsen. - Franck, II, 41.

*50 Wenn's so bleibt, so regnet es nicht. (Braunschweig.)

*51 Wo bleiw öck nu, eh 't düster wat. - Frischbier, I, 382.


Bleich.

2 Ob bleich, ob roth, 's ist Niemand sicher vor dem Tod.

Holl.: Is yemant bleek of is hij root, geen mensch is seker voor de doot. (Cats, 317.)

*3 Bleich, wie der berliner Mondschein. - Ralisch, Schlagschatten, 192.

*4 Bleich wie die Wand.

Zur Bezeichnung einer grossen Blässe als Folge einer Krankheit, eines Schreckes u. s. w.

*5 Bleich wie ein Spinnenfresser.

*6 Er ist so bleich, wie ein gekochter Krebs.


Blendung.

Blendung geht vor Schendung. - Fischer, Psalter 367, 1.


Bleske.

* Op Bleskes1 Weg kommen. (Meurs.) - Firmenich, I, 403, 215.

1) Pferd mit einem weissen Streifen auf der Stirn, von dem holländischen bles.


Blexen.

Gah na Blexen1 un lehr't hexen. - Kern, 9.

1) Ort in Ostfriesland. Eine Erinnerung an die Hexenzeit, wie sich deren in der Volkssprache noch mehrere finden (s. Rysum).


Blick.

12 Erinnert an den bösen Zauberblick, der Unglück über das bringt, das er trifft, und der bei den Juden an Stelle der christlichen Hexerei tritt. Darauf beziehen sich mehre jüdisch-deutsche Sprichwörter: A jüdisch Ajen-Hore (der böse berufene Blick) is ärger wie gopischer (christlicher) Küschew (Hexerei) = der Jude, dem Hexerei und Zauberei streng verboten sind (2 Mos. 17), hat dafür den bösen neidischen Blick (Ajen-hore) erfunden, welcher im Volksaberglauben dieselbe, wenn auch in den Folgen nicht so schädliche und gefährliche, Rolle spielt wie die Hexerei.

14 Flüchtiger Blick berührt die Nase, nicht das Genick.

Er berührt blos die Oberfläche.

Lat.: Ludricus aspectus non festinat obvia queuis. (Reuterdahl, 492b.)

15 Wer nicht einen Blick versteht, versteht auch eine lange Rede nicht.

[Spaltenumbruch] *16 Einem einen Blick geben, wie der Teuffel. - Dietrich, II, 7.

*17 Einen mit keinem verwunschenen Blick ansehen. - Willkomm, Der Bauer, 62.

D. h. gar nicht.


Blicken.

2 Unter sich blicken, wie ein Hinkeldieb. - Horn, Spinnstube 1851, S. 26.


Blickvögeln.

Er blickvögelt.

Studentenausdruck für liebäugeln.


Blimisblanis.

* Er macht ihm ein Blimisblanis vor. (Rottenburg.)

So viel wie blauen Dunst, Hokuspokus.


Blind.

15 Dän.: Blinder af bame-nave. (Prov. dan., 74.)

17 Frz.: Celui qui veut devenir aveugle, il faut qu'il commence par les yeux. (Kritzinger.)

30 "Dannethär auch das Sprichwort kommen ist, so einer wenig sieht oder von Sachen urtheilt: Er ist blinder dann ein Maulwurf." (Forer, 107a.)

Holl.: Hij is zoo blind als eene kip (kauw-mol). (Harrebomee, I, 389b.)

31 Es ist befohlen, blind zu laden, sagte der Rekrut, als der Unteroffizier fragte, warum er beim Laden die Augen schliesse.

32 Was blind ist, das soll nicht sehen. - Petri, II, 587.

33 Wer blind is, hett et up de Ogen. (Holstein.) - Schütze, IV, 318.

*34 Blind as 'n AUl. - Danneil, 230.

*35 Blind wie eine Fledermaus.

"Das Sprichwort: Blind wie eine Fledermaus, wird durch Thatsachen nicht gerechtfertigt. Zwar sind die Augen der Fledermaus keine der grössten, allein sie entsprechen allen nothwendigen Zwecken. Das Thier kann aber, wie durch eine Reihe grausamer Versuche nachgewiesen ist, seinen Weg auch ohne Augen finden." (Vgl. Breitrog, Naturgeschichte der Fledermäuse, Ausland, Augsburg 1871, Nr. 34.)

*36 Blind wie Pfarrers alte Henne. (Frankenwald.)

*37 En blend machen. (Meurs.) - Firmenich, I, 401, 67.

*38 He es so blend wie ennen Hass. (Meurs.) - Firmenich, I, 407, 400; für Strelitz: Firmenich, III, 73, 91; für Grafsch. Mark: Frommann, V, 58, 21.

*39 He es so blind as 'n Hen. (Strelitz.) - Firmenich, III, 73, 91.

*40 He eis so blind (freundlich) as hedd he in acht Dag nix as Syrup äten. - Piening, 7.

*41 He is so blind as 'n Mull. (Ostfr.) - Eichwald, 1337; Frommann, V, 523, 561; Bueren, 673.

*42 Ich müsste wul blind sein, wenn ich das nich san selde. (Schles.) - Firmenich, III, 411, 424.


Blinde (der).

20 Auch die Türken sagen: Der Blinde hat keinen höhern Wunsch, als die Augen. (Weigel.)

Lat.: Organa visina (visina) sunt ceco plus dolitina (dolitina). (Reuterdahl, 672.)

Schwed.: Hwat kaare thaen blinde wtan sin öghon. (Reuterdahl, 672.)

25 In Bedburg: 'Ne Bleng fengk och eins en Hofiser.

62 Who is so blind as he, that will not see! (Gaal, 399.)

73 "Wo man findt viel blinder geste, da ist der einäugig der beste." - Die Rumänen: "Wer in der Blinden Land nur ein Auge zählt, der wird zum Kaiser sicherlich gewählt." (Schuller, 24.)

Engl.: In the land of the blind one-eyed people are kings.

Schwed.: I de blindes rike är den enögde konung. (Marin, 17.)

89 Böhm.: Kdyz slepy slepeho vodi oba v jamu upadnou. - Slepy slepeho vudce oba do jamy. (Celakovsky, 20.)

Kroat.: Kad slepec slepca vodi, v jamu obodva opadu. (Celakovsky, 20.)

Schwed.: När den ene blinde leder den andre, falla de bäda i gropen. (Marin, 21.)

Span.: Si el ciego guca al ciego, ambio van a peligro de caer en el hogo. (Don Quixote.)

93 Frz.: A l'aveugle ne duit peinture, vouleur miroir ne figure. (Leroux, I, 136.)

95 Bei Tunnicius (945): Dat süt wol ein blinde. (Vel caecus videat, qui nullo lumine gaudet.)

103 Mit einem Blinden über Farben reden. "Als wenn von Farben redt ein Blind." (Waldis, IV, 26.) - In Russland: Mit einer Hure von Keuschheit reden. (Altmann VI, 517.)

Lat.: De sole caecus judicat. (Binder II, 720; Novarin, 465.)

[Spaltenumbruch] 39 Man soll bleiben, wo man alt geworden ist.

Die Spanier sagen: Wechsle nicht in alten Tagen deinen Aufenthaltsort; bleibe dort, sei es auf dem Lande oder sei es in der Stadt, wo du alt geworden und gesund geblieben bist. „Hierauf citirte der Papst (Pius IX.) ein spanisches Sprichwort, das er sogleich ins Französische übersetzte: ›Wechsle u. s. w.‹ Er, der Papst, huldige jetzt selber dieser bewährten spanischen Lebensregel.“ (Neue Freie Presse, Nr. 4839, Wien, 1878.)

40 Wer nicht in blift, kümmt nich ût. (Seehausen.)

41 Wo b'leef, sä de down Stutendräger, der gussde de Wind um 'n Eck.Plattd. Klenner, Jever.

42 Wo bleib ich? sagte der Kibitz zu den Krähen, als sie bei plötzlich eingetretenem Frostwetter Töne der Klage und des Unbehagens ausstiessen.

43 Wo er nicht bleiben kann, da rennt davon der Mann. (S. Fliehen 2.) (Thüringen.)

Engl.: He fights well, that fleeth well. (Wahl, Jahresbericht, 1879, S. 21, 9.)

It.: Gamba mia non è vergogna, di fuggir quando bisogna.

*44 Bleib' bey den Leuten.Gruter, I, 8.

*45 Dat blöft bîm Blîwe. (Tolkemit.) – Frischbier, I, 380.

Es bleibt beim Bleiben, d. i. beim Alten, wie es gewesen.

*46 Du kannst bleiben, wo der Pfeffer wächst.Klix, 16.

*47 Es bliw em net înt (eins). (Siebenbürg.-sächsisch.) – Frommann, V, 176, 182.

*48 He blüft äwer ass Leppen Bollkalf. (Danziger Nehrung.) – Frischbier, I, 381.

*49 Ich kan nit bleiben, vnd wayss nit zu rejsen.Franck, II, 41.

*50 Wenn's so bleibt, so regnet es nicht. (Braunschweig.)

*51 Wo blîw öck nu, eh 't düster wat.Frischbier, I, 382.


Bleich.

2 Ob bleich, ob roth, 's ist Niemand sicher vor dem Tod.

Holl.: Is yemant bleek of is hij root, geen mensch is seker voor de doot. (Cats, 317.)

*3 Bleich, wie der berliner Mondschein.Ralisch, Schlagschatten, 192.

*4 Bleich wie die Wand.

Zur Bezeichnung einer grossen Blässe als Folge einer Krankheit, eines Schreckes u. s. w.

*5 Bleich wie ein Spinnenfresser.

*6 Er ist so bleich, wie ein gekochter Krebs.


Blendung.

Blendung geht vor Schendung.Fischer, Psalter 367, 1.


Bleske.

* Op Bleskes1 Weg kommen. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 215.

1) Pferd mit einem weissen Streifen auf der Stirn, von dem holländischen bles.


Blexen.

Gah na Blexen1 un lehr't hexen.Kern, 9.

1) Ort in Ostfriesland. Eine Erinnerung an die Hexenzeit, wie sich deren in der Volkssprache noch mehrere finden (s. Rysum).


Blick.

12 Erinnert an den bösen Zauberblick, der Unglück über das bringt, das er trifft, und der bei den Juden an Stelle der christlichen Hexerei tritt. Darauf beziehen sich mehre jüdisch-deutsche Sprichwörter: A jüdisch Ajen-Hore (der böse berufene Blick) is ärger wie gopischer (christlicher) Küschew (Hexerei) = der Jude, dem Hexerei und Zauberei streng verboten sind (2 Mos. 17), hat dafür den bösen neidischen Blick (Ajen-hore) erfunden, welcher im Volksaberglauben dieselbe, wenn auch in den Folgen nicht so schädliche und gefährliche, Rolle spielt wie die Hexerei.

14 Flüchtiger Blick berührt die Nase, nicht das Genick.

Er berührt blos die Oberfläche.

Lat.: Ludricus aspectus non festinat obvia queuis. (Reuterdahl, 492b.)

15 Wer nicht einen Blick versteht, versteht auch eine lange Rede nicht.

[Spaltenumbruch] *16 Einem einen Blick geben, wie der Teuffel.Dietrich, II, 7.

*17 Einen mit keinem verwunschenen Blick ansehen.Willkomm, Der Bauer, 62.

D. h. gar nicht.


Blicken.

2 Unter sich blicken, wie ein Hinkeldieb.Horn, Spinnstube 1851, S. 26.


Blickvögeln.

Er blickvögelt.

Studentenausdruck für liebäugeln.


Blimisblanis.

* Er macht ihm ein Blimisblanis vor. (Rottenburg.)

So viel wie blauen Dunst, Hokuspokus.


Blind.

15 Dän.: Blinder af bame-nave. (Prov. dan., 74.)

17 Frz.: Celui qui veut devenir aveugle, il faut qu'il commence par les yeux. (Kritzinger.)

30 „Dannethär auch das Sprichwort kommen ist, so einer wenig sieht oder von Sachen urtheilt: Er ist blinder dann ein Maulwurf.“ (Forer, 107a.)

Holl.: Hij is zoo blind als eene kip (kauw-mol). (Harrebomée, I, 389b.)

31 Es ist befohlen, blind zu laden, sagte der Rekrut, als der Unteroffizier fragte, warum er beim Laden die Augen schliesse.

32 Was blind ist, das soll nicht sehen.Petri, II, 587.

33 Wer blind is, hett et up de Ôgen. (Holstein.) – Schütze, IV, 318.

*34 Blind as 'n Ûl.Danneil, 230.

*35 Blind wie eine Fledermaus.

„Das Sprichwort: Blind wie eine Fledermaus, wird durch Thatsachen nicht gerechtfertigt. Zwar sind die Augen der Fledermaus keine der grössten, allein sie entsprechen allen nothwendigen Zwecken. Das Thier kann aber, wie durch eine Reihe grausamer Versuche nachgewiesen ist, seinen Weg auch ohne Augen finden.“ (Vgl. Breitrog, Naturgeschichte der Fledermäuse, Ausland, Augsburg 1871, Nr. 34.)

*36 Blind wie Pfarrers alte Henne. (Frankenwald.)

*37 En blend machen. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 67.

*38 He es so blend wie ennen Hass. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 400; für Strelitz: Firmenich, III, 73, 91; für Grafsch. Mark: Frommann, V, 58, 21.

*39 He es so blind as 'n Hen. (Strelitz.) – Firmenich, III, 73, 91.

*40 He îs so blind (freundlich) as hedd he in acht Dâg nix as Syrup äten.Piening, 7.

*41 He is so blind as 'n Mull. (Ostfr.) – Eichwald, 1337; Frommann, V, 523, 561; Bueren, 673.

*42 Ich müsste wul blind sein, wenn ich dås nich sân selde. (Schles.) – Firmenich, III, 411, 424.


Blinde (der).

20 Auch die Türken sagen: Der Blinde hat keinen höhern Wunsch, als die Augen. (Weigel.)

Lat.: Organa visina (visina) sunt ceco plus dolitina (dolitina). (Reuterdahl, 672.)

Schwed.: Hwat kaare thaen blinde wtan sin öghon. (Reuterdahl, 672.)

25 In Bedburg: 'Ne Bleng fengk ôch îns en Hofiser.

62 Who is so blind as he, that will not see! (Gaal, 399.)

73 „Wo man findt viel blinder geste, da ist der einäugig der beste.“ – Die Rumänen: „Wer in der Blinden Land nur ein Auge zählt, der wird zum Kaiser sicherlich gewählt.“ (Schuller, 24.)

Engl.: In the land of the blind one-eyed people are kings.

Schwed.: I de blindes rike är den enögde konung. (Marin, 17.)

89 Böhm.: Když slepý slepého vodí oba v jámu upadnou. – Slepý slepého vůdce oba do jámy. (Čelakovský, 20.)

Kroat.: Kad slépec slepca vodi, v jamu obodva opadú. (Čelakovský, 20.)

Schwed.: När den ene blinde leder den andre, falla de bäda i gropen. (Marin, 21.)

Span.: Si el ciego guca al ciego, ambio van à peligro de caer en el hogo. (Don Quixote.)

93 Frz.: A l'aveugle ne duit peinture, vouleur miroir ne figure. (Leroux, I, 136.)

95 Bei Tunnicius (945): Dat süt wol ein blinde. (Vel caecus videat, qui nullo lumine gaudet.)

103 Mit einem Blinden über Farben reden. „Als wenn von Farben redt ein Blind.“ (Waldis, IV, 26.) – In Russland: Mit einer Hure von Keuschheit reden. (Altmann VI, 517.)

Lat.: De sole caecus judicat. (Binder II, 720; Novarin, 465.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0519" n="[507]"/><cb n="1013"/>
39 Man soll bleiben, wo man alt geworden ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Spanier sagen: Wechsle nicht in alten Tagen deinen Aufenthaltsort; bleibe dort, sei es auf dem Lande oder sei es in der Stadt, wo du alt geworden und gesund geblieben bist. &#x201E;Hierauf citirte der Papst (Pius IX.) ein spanisches Sprichwort, das er sogleich ins Französische übersetzte: &#x203A;Wechsle u. s. w.&#x2039; Er, der Papst, huldige jetzt selber dieser bewährten spanischen Lebensregel.&#x201C; (<hi rendition="#i">Neue Freie Presse, Nr. 4839, Wien, 1878.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">40 Wer nicht in blift, kümmt nich ût.</hi> (<hi rendition="#i">Seehausen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">41 Wo b'leef, sä de down Stutendräger, der gussde de Wind um 'n Eck.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Plattd. Klenner, Jever.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">42 Wo bleib ich? sagte der Kibitz zu den Krähen, als sie bei plötzlich eingetretenem Frostwetter Töne der Klage und des Unbehagens ausstiessen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">43 Wo er nicht bleiben kann, da rennt davon der Mann. (S.  Fliehen 2.)</hi> (<hi rendition="#i">Thüringen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: He fights well, that fleeth well. (<hi rendition="#i">Wahl, Jahresbericht, 1879, S. 21, 9.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Gamba mia non è vergogna, di fuggir quando bisogna.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*44 Bleib' bey den Leuten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, I, 8.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*45 Dat blöft bîm Blîwe.</hi> (<hi rendition="#i">Tolkemit.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, I, 380.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es bleibt beim Bleiben, d. i. beim Alten, wie es gewesen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*46 Du kannst bleiben, wo der Pfeffer wächst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 16.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*47 Es bliw em net înt (eins).</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächsisch.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 176, 182.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*48 He blüft äwer ass Leppen Bollkalf.</hi> (<hi rendition="#i">Danziger Nehrung.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, I, 381.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*49 Ich kan nit bleiben, vnd wayss nit zu rejsen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 41.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*50 Wenn's so bleibt, so regnet es nicht.</hi> (<hi rendition="#i">Braunschweig.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*51 Wo blîw öck nu, eh 't düster wat.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, I, 382.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bleich.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Ob bleich, ob roth, 's ist Niemand sicher vor dem Tod.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Is yemant bleek of is hij root, geen mensch is seker voor de doot. (<hi rendition="#i">Cats, 317.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Bleich, wie der berliner Mondschein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Ralisch, Schlagschatten, 192.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Bleich wie die Wand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Zur Bezeichnung einer grossen Blässe als Folge einer Krankheit, eines Schreckes u. s. w.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Bleich wie ein Spinnenfresser.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Er ist so bleich, wie ein gekochter Krebs.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blendung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Blendung geht vor Schendung.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischer, Psalter 367, 1.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bleske.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Op Bleskes<hi rendition="#sup">1</hi> Weg kommen.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 403, 215.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Pferd mit einem weissen Streifen auf der Stirn, von dem holländischen bles.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blexen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Gah na Blexen<hi rendition="#sup">1</hi> un lehr't hexen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 9.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Ort in Ostfriesland. Eine Erinnerung an die Hexenzeit, wie sich deren in der Volkssprache noch mehrere finden (s.  Rysum).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blick.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et">12 Erinnert an den bösen Zauberblick, der Unglück über das bringt, das er trifft, und der bei den Juden an Stelle der christlichen Hexerei tritt. Darauf beziehen sich mehre jüdisch-deutsche Sprichwörter: A jüdisch Ajen-Hore (der böse berufene Blick) is ärger wie gopischer (christlicher) Küschew (Hexerei) = der Jude, dem Hexerei und Zauberei streng verboten sind (<hi rendition="#i">2 Mos. 17</hi>), hat dafür den bösen neidischen Blick (Ajen-hore) erfunden, welcher im Volksaberglauben dieselbe, wenn auch in den Folgen nicht so schädliche und gefährliche, Rolle spielt wie die Hexerei.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Flüchtiger Blick berührt die Nase, nicht das Genick.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er berührt blos die Oberfläche.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ludricus aspectus non festinat obvia queuis. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 492<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Wer nicht einen Blick versteht, versteht auch eine lange Rede nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1014"/>
*16 Einem einen Blick geben, wie der Teuffel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dietrich, II, 7.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Einen mit keinem verwunschenen Blick ansehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Willkomm, Der Bauer, 62.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. gar nicht.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blicken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Unter sich blicken, wie ein Hinkeldieb.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Horn, Spinnstube 1851, S. 26.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blickvögeln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Er blickvögelt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Studentenausdruck für liebäugeln.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blimisblanis.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er macht ihm ein Blimisblanis vor.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">So viel wie blauen Dunst, Hokuspokus.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blind.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et2">15 <hi rendition="#i">Dän.</hi>: Blinder af bame-nave. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 74.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">17 <hi rendition="#i">Frz.</hi>: Celui qui veut devenir aveugle, il faut qu'il commence par les yeux. (<hi rendition="#i">Kritzinger.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">30 &#x201E;Dannethär auch das Sprichwort kommen ist, so einer wenig sieht oder von Sachen urtheilt: Er ist blinder dann ein Maulwurf.&#x201C; (<hi rendition="#i">Forer, 107<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij is zoo blind als eene kip (kauw-mol). (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 389<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">31 Es ist befohlen, blind zu laden, sagte der Rekrut, als der Unteroffizier fragte, warum er beim Laden die Augen schliesse.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">32 Was blind ist, das soll nicht sehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 587.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">33 Wer blind is, hett et up de Ôgen.</hi> (<hi rendition="#i">Holstein.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, IV, 318.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*34 Blind as 'n Ûl.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Danneil, 230.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*35 Blind wie eine Fledermaus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Das Sprichwort: Blind wie eine Fledermaus, wird durch Thatsachen nicht gerechtfertigt. Zwar sind die Augen der Fledermaus keine der grössten, allein sie entsprechen allen nothwendigen Zwecken. Das Thier kann aber, wie durch eine Reihe grausamer Versuche nachgewiesen ist, seinen Weg auch ohne Augen finden.&#x201C; (Vgl. <hi rendition="#i">Breitrog, Naturgeschichte der Fledermäuse, Ausland, Augsburg 1871, Nr. 34.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*36 Blind wie Pfarrers alte Henne.</hi> (<hi rendition="#i">Frankenwald.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*37 En blend machen.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 401, 67.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*38 He es so blend wie ennen Hass.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 407, 400;</hi> für Strelitz: <hi rendition="#i">Firmenich, III, 73, 91;</hi> für Grafsch. Mark: <hi rendition="#i">Frommann, V, 58, 21.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*39 He es so blind as 'n Hen.</hi> (<hi rendition="#i">Strelitz.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, III, 73, 91.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*40 He îs so blind (freundlich) as hedd he in acht Dâg nix as Syrup äten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Piening, 7.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*41 He is so blind as 'n Mull.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfr.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1337; Frommann, V, 523, 561; Bueren, 673.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*42 Ich müsste wul blind sein, wenn ich dås nich sân selde.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, III, 411, 424.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Blinde</hi> (der).</head><lb/>
          <p rendition="#et">20 Auch die Türken sagen: Der Blinde hat keinen höhern Wunsch, als die Augen. (<hi rendition="#i">Weigel.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Organa visina (visina) sunt ceco plus dolitina (dolitina). (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 672.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Hwat kaare thaen blinde wtan sin öghon. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 672.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">25 In Bedburg: 'Ne Bleng fengk ôch îns en Hofiser.</p><lb/>
          <p rendition="#et">62 Who is so blind as he, that will not see! (<hi rendition="#i">Gaal, 399.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">73 &#x201E;Wo man findt viel blinder geste, da ist der einäugig der beste.&#x201C; &#x2013; Die Rumänen: &#x201E;Wer in der Blinden Land nur ein Auge zählt, der wird zum Kaiser sicherlich gewählt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Schuller, 24.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: In the land of the blind one-eyed people are kings.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: I de blindes rike är den enögde konung. (<hi rendition="#i">Marin, 17.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">89 <hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Kdy&#x017E; slepý slepého vodí oba v jámu upadnou. &#x2013; Slepý slepého v&#x016F;dce oba do jámy. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 20.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Kroat.</hi>: Kad slépec slepca vodi, v jamu obodva opadú. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 20.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: När den ene blinde leder den andre, falla de bäda i gropen. (<hi rendition="#i">Marin, 21.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Si el ciego guca al ciego, ambio van à peligro de caer en el hogo. (<hi rendition="#i">Don Quixote.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">93 <hi rendition="#i">Frz.</hi>: A l'aveugle ne duit peinture, vouleur miroir ne figure. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 136.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">95 Bei Tunnicius (945): Dat süt wol ein blinde. (Vel caecus videat, qui nullo lumine gaudet.)</p><lb/>
          <p rendition="#et">103 Mit einem Blinden über Farben reden. &#x201E;Als wenn von Farben redt ein Blind.&#x201C; (<hi rendition="#i">Waldis, IV, 26.</hi>) &#x2013; In Russland: Mit einer Hure von Keuschheit reden. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 517.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: De sole caecus judicat. (<hi rendition="#i">Binder II, 720; Novarin, 465.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[507]/0519] 39 Man soll bleiben, wo man alt geworden ist. Die Spanier sagen: Wechsle nicht in alten Tagen deinen Aufenthaltsort; bleibe dort, sei es auf dem Lande oder sei es in der Stadt, wo du alt geworden und gesund geblieben bist. „Hierauf citirte der Papst (Pius IX.) ein spanisches Sprichwort, das er sogleich ins Französische übersetzte: ›Wechsle u. s. w.‹ Er, der Papst, huldige jetzt selber dieser bewährten spanischen Lebensregel.“ (Neue Freie Presse, Nr. 4839, Wien, 1878.) 40 Wer nicht in blift, kümmt nich ût. (Seehausen.) 41 Wo b'leef, sä de down Stutendräger, der gussde de Wind um 'n Eck. – Plattd. Klenner, Jever. 42 Wo bleib ich? sagte der Kibitz zu den Krähen, als sie bei plötzlich eingetretenem Frostwetter Töne der Klage und des Unbehagens ausstiessen. 43 Wo er nicht bleiben kann, da rennt davon der Mann. (S. Fliehen 2.) (Thüringen.) Engl.: He fights well, that fleeth well. (Wahl, Jahresbericht, 1879, S. 21, 9.) It.: Gamba mia non è vergogna, di fuggir quando bisogna. *44 Bleib' bey den Leuten. – Gruter, I, 8. *45 Dat blöft bîm Blîwe. (Tolkemit.) – Frischbier, I, 380. Es bleibt beim Bleiben, d. i. beim Alten, wie es gewesen. *46 Du kannst bleiben, wo der Pfeffer wächst. – Klix, 16. *47 Es bliw em net înt (eins). (Siebenbürg.-sächsisch.) – Frommann, V, 176, 182. *48 He blüft äwer ass Leppen Bollkalf. (Danziger Nehrung.) – Frischbier, I, 381. *49 Ich kan nit bleiben, vnd wayss nit zu rejsen. – Franck, II, 41. *50 Wenn's so bleibt, so regnet es nicht. (Braunschweig.) *51 Wo blîw öck nu, eh 't düster wat. – Frischbier, I, 382. Bleich. 2 Ob bleich, ob roth, 's ist Niemand sicher vor dem Tod. Holl.: Is yemant bleek of is hij root, geen mensch is seker voor de doot. (Cats, 317.) *3 Bleich, wie der berliner Mondschein. – Ralisch, Schlagschatten, 192. *4 Bleich wie die Wand. Zur Bezeichnung einer grossen Blässe als Folge einer Krankheit, eines Schreckes u. s. w. *5 Bleich wie ein Spinnenfresser. *6 Er ist so bleich, wie ein gekochter Krebs. Blendung. Blendung geht vor Schendung. – Fischer, Psalter 367, 1. Bleske. * Op Bleskes1 Weg kommen. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 215. 1) Pferd mit einem weissen Streifen auf der Stirn, von dem holländischen bles. Blexen. Gah na Blexen1 un lehr't hexen. – Kern, 9. 1) Ort in Ostfriesland. Eine Erinnerung an die Hexenzeit, wie sich deren in der Volkssprache noch mehrere finden (s. Rysum). Blick. 12 Erinnert an den bösen Zauberblick, der Unglück über das bringt, das er trifft, und der bei den Juden an Stelle der christlichen Hexerei tritt. Darauf beziehen sich mehre jüdisch-deutsche Sprichwörter: A jüdisch Ajen-Hore (der böse berufene Blick) is ärger wie gopischer (christlicher) Küschew (Hexerei) = der Jude, dem Hexerei und Zauberei streng verboten sind (2 Mos. 17), hat dafür den bösen neidischen Blick (Ajen-hore) erfunden, welcher im Volksaberglauben dieselbe, wenn auch in den Folgen nicht so schädliche und gefährliche, Rolle spielt wie die Hexerei. 14 Flüchtiger Blick berührt die Nase, nicht das Genick. Er berührt blos die Oberfläche. Lat.: Ludricus aspectus non festinat obvia queuis. (Reuterdahl, 492b.) 15 Wer nicht einen Blick versteht, versteht auch eine lange Rede nicht. *16 Einem einen Blick geben, wie der Teuffel. – Dietrich, II, 7. *17 Einen mit keinem verwunschenen Blick ansehen. – Willkomm, Der Bauer, 62. D. h. gar nicht. Blicken. 2 Unter sich blicken, wie ein Hinkeldieb. – Horn, Spinnstube 1851, S. 26. Blickvögeln. Er blickvögelt. Studentenausdruck für liebäugeln. Blimisblanis. * Er macht ihm ein Blimisblanis vor. (Rottenburg.) So viel wie blauen Dunst, Hokuspokus. Blind. 15 Dän.: Blinder af bame-nave. (Prov. dan., 74.) 17 Frz.: Celui qui veut devenir aveugle, il faut qu'il commence par les yeux. (Kritzinger.) 30 „Dannethär auch das Sprichwort kommen ist, so einer wenig sieht oder von Sachen urtheilt: Er ist blinder dann ein Maulwurf.“ (Forer, 107a.) Holl.: Hij is zoo blind als eene kip (kauw-mol). (Harrebomée, I, 389b.) 31 Es ist befohlen, blind zu laden, sagte der Rekrut, als der Unteroffizier fragte, warum er beim Laden die Augen schliesse. 32 Was blind ist, das soll nicht sehen. – Petri, II, 587. 33 Wer blind is, hett et up de Ôgen. (Holstein.) – Schütze, IV, 318. *34 Blind as 'n Ûl. – Danneil, 230. *35 Blind wie eine Fledermaus. „Das Sprichwort: Blind wie eine Fledermaus, wird durch Thatsachen nicht gerechtfertigt. Zwar sind die Augen der Fledermaus keine der grössten, allein sie entsprechen allen nothwendigen Zwecken. Das Thier kann aber, wie durch eine Reihe grausamer Versuche nachgewiesen ist, seinen Weg auch ohne Augen finden.“ (Vgl. Breitrog, Naturgeschichte der Fledermäuse, Ausland, Augsburg 1871, Nr. 34.) *36 Blind wie Pfarrers alte Henne. (Frankenwald.) *37 En blend machen. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 67. *38 He es so blend wie ennen Hass. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 400; für Strelitz: Firmenich, III, 73, 91; für Grafsch. Mark: Frommann, V, 58, 21. *39 He es so blind as 'n Hen. (Strelitz.) – Firmenich, III, 73, 91. *40 He îs so blind (freundlich) as hedd he in acht Dâg nix as Syrup äten. – Piening, 7. *41 He is so blind as 'n Mull. (Ostfr.) – Eichwald, 1337; Frommann, V, 523, 561; Bueren, 673. *42 Ich müsste wul blind sein, wenn ich dås nich sân selde. (Schles.) – Firmenich, III, 411, 424. Blinde (der). 20 Auch die Türken sagen: Der Blinde hat keinen höhern Wunsch, als die Augen. (Weigel.) Lat.: Organa visina (visina) sunt ceco plus dolitina (dolitina). (Reuterdahl, 672.) Schwed.: Hwat kaare thaen blinde wtan sin öghon. (Reuterdahl, 672.) 25 In Bedburg: 'Ne Bleng fengk ôch îns en Hofiser. 62 Who is so blind as he, that will not see! (Gaal, 399.) 73 „Wo man findt viel blinder geste, da ist der einäugig der beste.“ – Die Rumänen: „Wer in der Blinden Land nur ein Auge zählt, der wird zum Kaiser sicherlich gewählt.“ (Schuller, 24.) Engl.: In the land of the blind one-eyed people are kings. Schwed.: I de blindes rike är den enögde konung. (Marin, 17.) 89 Böhm.: Když slepý slepého vodí oba v jámu upadnou. – Slepý slepého vůdce oba do jámy. (Čelakovský, 20.) Kroat.: Kad slépec slepca vodi, v jamu obodva opadú. (Čelakovský, 20.) Schwed.: När den ene blinde leder den andre, falla de bäda i gropen. (Marin, 21.) Span.: Si el ciego guca al ciego, ambio van à peligro de caer en el hogo. (Don Quixote.) 93 Frz.: A l'aveugle ne duit peinture, vouleur miroir ne figure. (Leroux, I, 136.) 95 Bei Tunnicius (945): Dat süt wol ein blinde. (Vel caecus videat, qui nullo lumine gaudet.) 103 Mit einem Blinden über Farben reden. „Als wenn von Farben redt ein Blind.“ (Waldis, IV, 26.) – In Russland: Mit einer Hure von Keuschheit reden. (Altmann VI, 517.) Lat.: De sole caecus judicat. (Binder II, 720; Novarin, 465.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/519
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [507]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/519>, abgerufen am 19.03.2024.