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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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Weissbrot.

1 Man isset sich offt so satt am weissbrot, da man gern schwartz brot essen will. - Henisch, 523, 16.

2 Man isst so lange Weissbrot, bis (dass) man sich nach schwarzem sehnt. - Simrock, 11523.

Die Russen: Wer immer das Olivenöl ass, sehnt sich nach Leinöl. (Altmann V, 88.)

Dän.: Man aeder sig saa ofte maet af hvede brod, at man lyster grovbröd. (Prov. dan., 9.)

Holl.: Also langhe et men witbroot dat ment brune begheret.

3 Sehet, dass jhr ewer weissbrot nicht vor esset. - Henisch, 523, 12.

Lat.: Ne quaeras mollia, ne contingant dura. (Henisch, 523, 13.)

4 Weissbrodt ist besser als schwartzes, meinte Klaus. - Lehmann, 148, 124.

5 Weissbrots kan man werden also sat, dass man zu zeiten gern schwartzes hat.

Lat.: Fit que comtemptis, peto nigrum panibus albis. (Loci comm., 176.)

6 Wem es an Weissbrot fehlt, der nimmt mit Pumpernickel fürlieb.

Die Russen sagen: Graupe thut's auch, wenn der Gries fehlt. (Altmann VI, 396.)

7 Wer sein Weissbrot vor isst, muss sein Schwarzbrot nachher essen.

Bei Tunnicius (1232): De dat schone brot vor it, de mot dat grove brot naeten. (Qui nitidum absumpsit, laetatur pane secundo.)

Holl.: Die zijn wittebrood voor eet, moet zijn roggebrood na eten. (Harrebomee, I, 95a.)

8 Zween tage Weissbrodt, darnach Jammer vnd Noth. - Zinkgref, IV, 126; Blum, 625; Simrock, 502.

Von denen, welche in zwei Tagen verleben, was sie in sechs verdient haben.

*9 A is gor eime ufs Weissbrudt. - Robinson, 153.

*10 Den het sich en Wäckbrück1 verdinnt. (Meurs.) - Firmenich, I, 405, 314.

1) Eine Butterbemme von Weissbrot.

*11 Einem lauter Weissbrot einbrocken. - Eiselein, 639.

Lat.: Album panem pinso tibi. (Eiselein, 639.)

*12 Er hat das Weissbrot Semmel geheissen.

Wenn jemand ein unbedeutendes Versehen gemacht oder dadurch Anstoss erregt hat, dass er die Sache beim rechten Namen nennt.

*13 Er hat sein Weissbrot zuerst verzehrt. - Dove, 1178.

"Welst föraf et Wissbroud eisse, Frönd, dann most de net vergeisse, dat et Schwatzbroud spieder könt (kommt), wenn de Zäng dich wieh vlecht dönt" (wenn dir die Zähne vielleicht wehe thun). (Firmenich, III, 233.)

Frz.: Il est enfant de prestre, il mange son pain blanc le premier. (Leroux, I, 27; Kritzinger, 72b.)

*14 Er isst das Weissbrot vor dem schwarzen.

Verlebt sein Vermögen in der Jugend und hebt sich das Arbeiten, Darben und Nothleiden für das Alter auf. " ... Ass dass Weissbrot am ersten, setzet den Bawren auff den Edelman, vom Pferdt zum Esel." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 235.)

Frz.: Manger son pain blanc le premier. (Lendroy, 143.)


Weissbuche.

* Der ist von Weissbuche (oder: das ist ein Weissbuchener).

Von einem festen, entschiedenen, unbeugsamen Menschen.

Böhm.: Habrovina. Jest z Habrova, z Habruv. (Celakovsky, 480.)


Weissdorn.

1 Wann de Wittdören blögget, sind de Immen krank. (Westf.)

2 Wenn der Weissdorn blüht, hören die Hechte auf zu laichen. - Simrock, 11525a.


Weisse (das).

1 Das weisse erkennt man besser, wenn man schwartzes dagegen hält. - Henisch, 324, 27; Petri, II, 71.

2 Das Weisse ist das Papier und das Schwarze sind die Buchstaben.

Scherz- oder spottweis zu einem unbeholfenen Leser.

3 Es ist nicht alles Weisse Fett und alles Schwarze Kohle. (Türk.)

Nicht alles Gold (s. d.) was glänzt.

*4 Dä hät dä en et Weiss geschossen. (Bedburg.)

[Spaltenumbruch] *5 Das Weisse in den Augen ist nicht sicher vor ihm.

Jüdisch-deutsch in Warschau: Er känn Einen heraus gauwenen dus Weissel vün'm Aug. Von gefährlichen Menschen, vor welchen man sich in Acht nehmen muss, die das Weisse aus den Augen herausstehlen.

*6 Das Weisse vom Dotter sondern. - Gutzkow, Hohenschwangau, II, 328.

*7 Der krallt einem das Weisse aus den Augen. (Wien.)

*8 Einem das Weisse im Auge zeigen.

Ihm drohend näher treten.

Holl.: Hij zoekt met het wit van het oog. (Harrebomee, II, 475b.)

*9 Einem das Weisse in den Augen sehen.

Ganz in seiner Nähe sein.

*10 En dat Witte in 't Oge nich gunnen. - Eichwald, 1422.

*11 Er kann das Weisse in den Augen des Feindes nicht sehen.

Er ist furchtsam, feige.

Dän.: Som kaad ei see at fienden vender det hvide ud af öyene. (Prov. dan., 493.)

*12 Er kann das Weisse nicht vom Schwarzen unterscheiden.

*13 Er will das Weisse von der Kreide abschaben und die Kreide behalten.

*14 Er würde das Weisse aus den Augen stehlen.

Holl.: Hij zou u het wit uit de oogen stelen. (Harrebomee, II, 475b.)

*15 Sie hoan anander 's Wesse in Ogen gesahn. - Gomolcke, 910.

Haben einander feindlich gegenübergestanden.


Weisse (der).

1 Der Weisse hat immer ein Papier in der Tasche, um den Neger zu betrügen. (Haiti.)

Die Erklärung dieses Sprichworts beruht auf der Schöpfungssage der Neger, die kurz so lautet: Im Anfange erschuf Gott drei schwarze Männer und drei schwarze Weiber und ebenso viel weisse Personen und liess ihnen die Wahl des Guten und des Bösen, erlaubte aber den drei schwarzen Paaren, für die er eine kleine Vorliebe hatte, zuerst zu wählen. Es war ein zusammengefaltetes Papier und ein Flaschenkürbis auf die Erde gelegt. Die Schwarzen, welche das Grössere für das Bessere erachteten, wählten den Kürbis, indem sie, als sie ihn öffneten, nur ein Stück Gold, ein Stück Eisen und andere Metalle fanden, deren Gebrauch sie nicht kannten. Die Weissen öffneten nun ihrerseits das Papier, das ihnen alle Güter verhiess; die Schwarzen gingen in die Wälder, um ihren Aerger zu verbergen. Der liebe Gott führte die Weissen an das Gestade des Meeres, wo er sich alle Nächte mit ihnen unterhielt. Das ist der Grund, wie sie sagen, warum der Weisse immer ein Papier in der Tasche hat, um den Neger zu betrügen.

2 Die Weissen müssen für die Schwarzen büssen.

Die Unschuldigen müssen gar oft für die Schuldigen leiden.

3 Wyss b'schysst. (Schaffhausen.) - Schweiz, II, 168, 29.

Nämlich der weisse Wein. Nach Rochholz (Altdeutsches Bürgerleben, 263) scheint dies Sprichwort eine allgemeine Anwendung zu haben und darin begründet zu sein, dass Roth eine der bevorzugten Farben der alten Deutschen war. Der oberländer und emmenthaler Bauer ist mit seiner rothen Rasse gegen die Nachstellungen der Hexen immer sicher geblieben; der unterwaldner dagegen mit seinem schwarzbraunen Niederschlag ist allen Zaubereien ausgesetzt und muss jedes Jahr seinen Stall durch die Kapuziner neu aussegnen lassen. Eine gleiche Abneigung wie gegen das schwarzbraune besteht gegen das weisse Vieh. Das Sprichwort heisst: "Wyss b'schysst" (betrügt). Eine landwirthschaftliche alte und so scharf ausgedrückte Bevorzugung des rothen Rindes kann nicht ohne gleichzeitige religiöse Momente sich entwickelt haben. Das rothe Thier gibt sich allenthalben als Sonnenthier zu erkennen. In Kuhn's Zeitschrift für Sprachforschung (1863, 113), wird eine altindische Segensformel gegen die Gelbsucht mitgetheilt: "Mit Farbe von der rothen Kuh, mit der umhüllen wir dich rings, rings nur mit rothen Farben, dass du lange lebst, umhüll' ich dich! Die röthlichen, die göttlichen, und die da roth, die Kühe auch, so Form an Form, wie Kraft an Kraft, mit denen rings umhüll' ich dich." Kuhn bemerkt, dass der Kern dieses Segens bereits im Rig- veda enthalten ist und da den Schluss eines Hymnus an die Sonne bildet. Mithin gleichen die hier verwendeten rothen Kühe den hellenischen Sonnenrindern. Dem ägyptischen Sonnenstiere Apis, der selbst glänzend schwarz von Farbe sein musste, wurden an seinem Jahresfeste rothe Ochsen geopfert; und beim persischen Jahresfeste der Feldbauer müssen die Hörner der Thiere roth bemalt sein.

*4 Die Weissen und die Schwarzen lieben.


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Weissbrot.

1 Man isset sich offt so satt am weissbrot, da man gern schwartz brot essen will.Henisch, 523, 16.

2 Man isst so lange Weissbrot, bis (dass) man sich nach schwarzem sehnt.Simrock, 11523.

Die Russen: Wer immer das Olivenöl ass, sehnt sich nach Leinöl. (Altmann V, 88.)

Dän.: Man aeder sig saa ofte maet af hvede brod, at man lyster grovbrød. (Prov. dan., 9.)

Holl.: Also langhe et men witbroot dat ment brune begheret.

3 Sehet, dass jhr ewer weissbrot nicht vor esset.Henisch, 523, 12.

Lat.: Ne quaeras mollia, ne contingant dura. (Henisch, 523, 13.)

4 Weissbrodt ist besser als schwartzes, meinte Klaus.Lehmann, 148, 124.

5 Weissbrots kan man werden also sat, dass man zu zeiten gern schwartzes hat.

Lat.: Fit que comtemptis, peto nigrum panibus albis. (Loci comm., 176.)

6 Wem es an Weissbrot fehlt, der nimmt mit Pumpernickel fürlieb.

Die Russen sagen: Graupe thut's auch, wenn der Gries fehlt. (Altmann VI, 396.)

7 Wer sein Weissbrot vor isst, muss sein Schwarzbrot nachher essen.

Bei Tunnicius (1232): De dat schone brôt vôr it, de mot dat grove brôt nâeten. (Qui nitidum absumpsit, laetatur pane secundo.)

Holl.: Die zijn wittebrood vóór eet, moet zijn roggebrood na eten. (Harrebomée, I, 95a.)

8 Zween tage Weissbrodt, darnach Jammer vnd Noth.Zinkgref, IV, 126; Blum, 625; Simrock, 502.

Von denen, welche in zwei Tagen verleben, was sie in sechs verdient haben.

*9 A is gor eime ufs Weissbrudt.Robinson, 153.

*10 Den het sich en Wäckbrück1 verdinnt. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 314.

1) Eine Butterbemme von Weissbrot.

*11 Einem lauter Weissbrot einbrocken.Eiselein, 639.

Lat.: Album panem pinso tibi. (Eiselein, 639.)

*12 Er hat das Weissbrot Semmel geheissen.

Wenn jemand ein unbedeutendes Versehen gemacht oder dadurch Anstoss erregt hat, dass er die Sache beim rechten Namen nennt.

*13 Er hat sein Weissbrot zuerst verzehrt.Dove, 1178.

„Welst föraf et Wissbroud eisse, Frönd, dann most de net vergeisse, dat et Schwatzbroud spieder könt (kommt), wenn de Zäng dich wieh vlecht dönt“ (wenn dir die Zähne vielleicht wehe thun). (Firmenich, III, 233.)

Frz.: Il est enfant de prestre, il mange son pain blanc le premier. (Leroux, I, 27; Kritzinger, 72b.)

*14 Er isst das Weissbrot vor dem schwarzen.

Verlebt sein Vermögen in der Jugend und hebt sich das Arbeiten, Darben und Nothleiden für das Alter auf. „ ... Ass dass Weissbrot am ersten, setzet den Bawren auff den Edelman, vom Pferdt zum Esel.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 235.)

Frz.: Manger son pain blanc le premier. (Lendroy, 143.)


Weissbuche.

* Der ist von Weissbuche (oder: das ist ein Weissbuchener).

Von einem festen, entschiedenen, unbeugsamen Menschen.

Böhm.: Habrovina. Jest z Habrova, z Habrův. (Čelakovsky, 480.)


Weissdorn.

1 Wann de Wittdören blögget, sind de Immen krank. (Westf.)

2 Wenn der Weissdorn blüht, hören die Hechte auf zu laichen.Simrock, 11525a.


Weisse (das).

1 Das weisse erkennt man besser, wenn man schwartzes dagegen hält.Henisch, 324, 27; Petri, II, 71.

2 Das Weisse ist das Papier und das Schwarze sind die Buchstaben.

Scherz- oder spottweis zu einem unbeholfenen Leser.

3 Es ist nicht alles Weisse Fett und alles Schwarze Kohle. (Türk.)

Nicht alles Gold (s. d.) was glänzt.

*4 Dä hät dä en et Wîss geschossen. (Bedburg.)

[Spaltenumbruch] *5 Das Weisse in den Augen ist nicht sicher vor ihm.

Jüdisch-deutsch in Warschau: Er känn Einen heraus gauwenen dus Weissel vün'm Aug. Von gefährlichen Menschen, vor welchen man sich in Acht nehmen muss, die das Weisse aus den Augen herausstehlen.

*6 Das Weisse vom Dotter sondern.Gutzkow, Hohenschwangau, II, 328.

*7 Der krallt einem das Weisse aus den Augen. (Wien.)

*8 Einem das Weisse im Auge zeigen.

Ihm drohend näher treten.

Holl.: Hij zoekt met het wit van het oog. (Harrebomée, II, 475b.)

*9 Einem das Weisse in den Augen sehen.

Ganz in seiner Nähe sein.

*10 Ên dat Witte in 't Oge nich gunnen.Eichwald, 1422.

*11 Er kann das Weisse in den Augen des Feindes nicht sehen.

Er ist furchtsam, feige.

Dän.: Som kaad ei see at fienden vender det hvide ud af øyene. (Prov. dan., 493.)

*12 Er kann das Weisse nicht vom Schwarzen unterscheiden.

*13 Er will das Weisse von der Kreide abschaben und die Kreide behalten.

*14 Er würde das Weisse aus den Augen stehlen.

Holl.: Hij zou u het wit uit de oogen stelen. (Harrebomée, II, 475b.)

*15 Sie hoan anander 's Wêsse in Ôgen gesahn.Gomolcke, 910.

Haben einander feindlich gegenübergestanden.


Weisse (der).

1 Der Weisse hat immer ein Papier in der Tasche, um den Neger zu betrügen. (Haiti.)

Die Erklärung dieses Sprichworts beruht auf der Schöpfungssage der Neger, die kurz so lautet: Im Anfange erschuf Gott drei schwarze Männer und drei schwarze Weiber und ebenso viel weisse Personen und liess ihnen die Wahl des Guten und des Bösen, erlaubte aber den drei schwarzen Paaren, für die er eine kleine Vorliebe hatte, zuerst zu wählen. Es war ein zusammengefaltetes Papier und ein Flaschenkürbis auf die Erde gelegt. Die Schwarzen, welche das Grössere für das Bessere erachteten, wählten den Kürbis, indem sie, als sie ihn öffneten, nur ein Stück Gold, ein Stück Eisen und andere Metalle fanden, deren Gebrauch sie nicht kannten. Die Weissen öffneten nun ihrerseits das Papier, das ihnen alle Güter verhiess; die Schwarzen gingen in die Wälder, um ihren Aerger zu verbergen. Der liebe Gott führte die Weissen an das Gestade des Meeres, wo er sich alle Nächte mit ihnen unterhielt. Das ist der Grund, wie sie sagen, warum der Weisse immer ein Papier in der Tasche hat, um den Neger zu betrügen.

2 Die Weissen müssen für die Schwarzen büssen.

Die Unschuldigen müssen gar oft für die Schuldigen leiden.

3 Wyss b'schysst. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 29.

Nämlich der weisse Wein. Nach Rochholz (Altdeutsches Bürgerleben, 263) scheint dies Sprichwort eine allgemeine Anwendung zu haben und darin begründet zu sein, dass Roth eine der bevorzugten Farben der alten Deutschen war. Der oberländer und emmenthaler Bauer ist mit seiner rothen Rasse gegen die Nachstellungen der Hexen immer sicher geblieben; der unterwaldner dagegen mit seinem schwarzbraunen Niederschlag ist allen Zaubereien ausgesetzt und muss jedes Jahr seinen Stall durch die Kapuziner neu aussegnen lassen. Eine gleiche Abneigung wie gegen das schwarzbraune besteht gegen das weisse Vieh. Das Sprichwort heisst: „Wyss b'schysst“ (betrügt). Eine landwirthschaftliche alte und so scharf ausgedrückte Bevorzugung des rothen Rindes kann nicht ohne gleichzeitige religiöse Momente sich entwickelt haben. Das rothe Thier gibt sich allenthalben als Sonnenthier zu erkennen. In Kuhn's Zeitschrift für Sprachforschung (1863, 113), wird eine altindische Segensformel gegen die Gelbsucht mitgetheilt: „Mit Farbe von der rothen Kuh, mit der umhüllen wir dich rings, rings nur mit rothen Farben, dass du lange lebst, umhüll' ich dich! Die röthlichen, die göttlichen, und die da roth, die Kühe auch, so Form an Form, wie Kraft an Kraft, mit denen rings umhüll' ich dich.“ Kuhn bemerkt, dass der Kern dieses Segens bereits im Rig- veda enthalten ist und da den Schluss eines Hymnus an die Sonne bildet. Mithin gleichen die hier verwendeten rothen Kühe den hellenischen Sonnenrindern. Dem ägyptischen Sonnenstiere Apis, der selbst glänzend schwarz von Farbe sein musste, wurden an seinem Jahresfeste rothe Ochsen geopfert; und beim persischen Jahresfeste der Feldbauer müssen die Hörner der Thiere roth bemalt sein.

*4 Die Weissen und die Schwarzen lieben.


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[[75]/0087] Weissbrot. 1 Man isset sich offt so satt am weissbrot, da man gern schwartz brot essen will. – Henisch, 523, 16. 2 Man isst so lange Weissbrot, bis (dass) man sich nach schwarzem sehnt. – Simrock, 11523. Die Russen: Wer immer das Olivenöl ass, sehnt sich nach Leinöl. (Altmann V, 88.) Dän.: Man aeder sig saa ofte maet af hvede brod, at man lyster grovbrød. (Prov. dan., 9.) Holl.: Also langhe et men witbroot dat ment brune begheret. 3 Sehet, dass jhr ewer weissbrot nicht vor esset. – Henisch, 523, 12. Lat.: Ne quaeras mollia, ne contingant dura. (Henisch, 523, 13.) 4 Weissbrodt ist besser als schwartzes, meinte Klaus. – Lehmann, 148, 124. 5 Weissbrots kan man werden also sat, dass man zu zeiten gern schwartzes hat. Lat.: Fit que comtemptis, peto nigrum panibus albis. (Loci comm., 176.) 6 Wem es an Weissbrot fehlt, der nimmt mit Pumpernickel fürlieb. Die Russen sagen: Graupe thut's auch, wenn der Gries fehlt. (Altmann VI, 396.) 7 Wer sein Weissbrot vor isst, muss sein Schwarzbrot nachher essen. Bei Tunnicius (1232): De dat schone brôt vôr it, de mot dat grove brôt nâeten. (Qui nitidum absumpsit, laetatur pane secundo.) Holl.: Die zijn wittebrood vóór eet, moet zijn roggebrood na eten. (Harrebomée, I, 95a.) 8 Zween tage Weissbrodt, darnach Jammer vnd Noth. – Zinkgref, IV, 126; Blum, 625; Simrock, 502. Von denen, welche in zwei Tagen verleben, was sie in sechs verdient haben. *9 A is gor eime ufs Weissbrudt. – Robinson, 153. *10 Den het sich en Wäckbrück1 verdinnt. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 314. 1) Eine Butterbemme von Weissbrot. *11 Einem lauter Weissbrot einbrocken. – Eiselein, 639. Lat.: Album panem pinso tibi. (Eiselein, 639.) *12 Er hat das Weissbrot Semmel geheissen. Wenn jemand ein unbedeutendes Versehen gemacht oder dadurch Anstoss erregt hat, dass er die Sache beim rechten Namen nennt. *13 Er hat sein Weissbrot zuerst verzehrt. – Dove, 1178. „Welst föraf et Wissbroud eisse, Frönd, dann most de net vergeisse, dat et Schwatzbroud spieder könt (kommt), wenn de Zäng dich wieh vlecht dönt“ (wenn dir die Zähne vielleicht wehe thun). (Firmenich, III, 233.) Frz.: Il est enfant de prestre, il mange son pain blanc le premier. (Leroux, I, 27; Kritzinger, 72b.) *14 Er isst das Weissbrot vor dem schwarzen. Verlebt sein Vermögen in der Jugend und hebt sich das Arbeiten, Darben und Nothleiden für das Alter auf. „ ... Ass dass Weissbrot am ersten, setzet den Bawren auff den Edelman, vom Pferdt zum Esel.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 235.) Frz.: Manger son pain blanc le premier. (Lendroy, 143.) Weissbuche. * Der ist von Weissbuche (oder: das ist ein Weissbuchener). Von einem festen, entschiedenen, unbeugsamen Menschen. Böhm.: Habrovina. Jest z Habrova, z Habrův. (Čelakovsky, 480.) Weissdorn. 1 Wann de Wittdören blögget, sind de Immen krank. (Westf.) 2 Wenn der Weissdorn blüht, hören die Hechte auf zu laichen. – Simrock, 11525a. Weisse (das). 1 Das weisse erkennt man besser, wenn man schwartzes dagegen hält. – Henisch, 324, 27; Petri, II, 71. 2 Das Weisse ist das Papier und das Schwarze sind die Buchstaben. Scherz- oder spottweis zu einem unbeholfenen Leser. 3 Es ist nicht alles Weisse Fett und alles Schwarze Kohle. (Türk.) Nicht alles Gold (s. d.) was glänzt. *4 Dä hät dä en et Wîss geschossen. (Bedburg.) *5 Das Weisse in den Augen ist nicht sicher vor ihm. Jüdisch-deutsch in Warschau: Er känn Einen heraus gauwenen dus Weissel vün'm Aug. Von gefährlichen Menschen, vor welchen man sich in Acht nehmen muss, die das Weisse aus den Augen herausstehlen. *6 Das Weisse vom Dotter sondern. – Gutzkow, Hohenschwangau, II, 328. *7 Der krallt einem das Weisse aus den Augen. (Wien.) *8 Einem das Weisse im Auge zeigen. Ihm drohend näher treten. Holl.: Hij zoekt met het wit van het oog. (Harrebomée, II, 475b.) *9 Einem das Weisse in den Augen sehen. Ganz in seiner Nähe sein. *10 Ên dat Witte in 't Oge nich gunnen. – Eichwald, 1422. *11 Er kann das Weisse in den Augen des Feindes nicht sehen. Er ist furchtsam, feige. Dän.: Som kaad ei see at fienden vender det hvide ud af øyene. (Prov. dan., 493.) *12 Er kann das Weisse nicht vom Schwarzen unterscheiden. *13 Er will das Weisse von der Kreide abschaben und die Kreide behalten. *14 Er würde das Weisse aus den Augen stehlen. Holl.: Hij zou u het wit uit de oogen stelen. (Harrebomée, II, 475b.) *15 Sie hoan anander 's Wêsse in Ôgen gesahn. – Gomolcke, 910. Haben einander feindlich gegenübergestanden. Weisse (der). 1 Der Weisse hat immer ein Papier in der Tasche, um den Neger zu betrügen. (Haiti.) Die Erklärung dieses Sprichworts beruht auf der Schöpfungssage der Neger, die kurz so lautet: Im Anfange erschuf Gott drei schwarze Männer und drei schwarze Weiber und ebenso viel weisse Personen und liess ihnen die Wahl des Guten und des Bösen, erlaubte aber den drei schwarzen Paaren, für die er eine kleine Vorliebe hatte, zuerst zu wählen. Es war ein zusammengefaltetes Papier und ein Flaschenkürbis auf die Erde gelegt. Die Schwarzen, welche das Grössere für das Bessere erachteten, wählten den Kürbis, indem sie, als sie ihn öffneten, nur ein Stück Gold, ein Stück Eisen und andere Metalle fanden, deren Gebrauch sie nicht kannten. Die Weissen öffneten nun ihrerseits das Papier, das ihnen alle Güter verhiess; die Schwarzen gingen in die Wälder, um ihren Aerger zu verbergen. Der liebe Gott führte die Weissen an das Gestade des Meeres, wo er sich alle Nächte mit ihnen unterhielt. Das ist der Grund, wie sie sagen, warum der Weisse immer ein Papier in der Tasche hat, um den Neger zu betrügen. 2 Die Weissen müssen für die Schwarzen büssen. Die Unschuldigen müssen gar oft für die Schuldigen leiden. 3 Wyss b'schysst. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 29. Nämlich der weisse Wein. Nach Rochholz (Altdeutsches Bürgerleben, 263) scheint dies Sprichwort eine allgemeine Anwendung zu haben und darin begründet zu sein, dass Roth eine der bevorzugten Farben der alten Deutschen war. Der oberländer und emmenthaler Bauer ist mit seiner rothen Rasse gegen die Nachstellungen der Hexen immer sicher geblieben; der unterwaldner dagegen mit seinem schwarzbraunen Niederschlag ist allen Zaubereien ausgesetzt und muss jedes Jahr seinen Stall durch die Kapuziner neu aussegnen lassen. Eine gleiche Abneigung wie gegen das schwarzbraune besteht gegen das weisse Vieh. Das Sprichwort heisst: „Wyss b'schysst“ (betrügt). Eine landwirthschaftliche alte und so scharf ausgedrückte Bevorzugung des rothen Rindes kann nicht ohne gleichzeitige religiöse Momente sich entwickelt haben. Das rothe Thier gibt sich allenthalben als Sonnenthier zu erkennen. In Kuhn's Zeitschrift für Sprachforschung (1863, 113), wird eine altindische Segensformel gegen die Gelbsucht mitgetheilt: „Mit Farbe von der rothen Kuh, mit der umhüllen wir dich rings, rings nur mit rothen Farben, dass du lange lebst, umhüll' ich dich! Die röthlichen, die göttlichen, und die da roth, die Kühe auch, so Form an Form, wie Kraft an Kraft, mit denen rings umhüll' ich dich.“ Kuhn bemerkt, dass der Kern dieses Segens bereits im Rig- veda enthalten ist und da den Schluss eines Hymnus an die Sonne bildet. Mithin gleichen die hier verwendeten rothen Kühe den hellenischen Sonnenrindern. Dem ägyptischen Sonnenstiere Apis, der selbst glänzend schwarz von Farbe sein musste, wurden an seinem Jahresfeste rothe Ochsen geopfert; und beim persischen Jahresfeste der Feldbauer müssen die Hörner der Thiere roth bemalt sein. *4 Die Weissen und die Schwarzen lieben.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [75]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/87>, abgerufen am 19.03.2024.