Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Weisse (die).

Die Weisse des Mehls hängt mehr vom Müller als von der Mühle ab. - Altmann V, 98.


Weisse (Name).

* Weisse hat diese Nacht Grünern erschlagen. - Klix, 124.

In Bezug auf den ersten Schnee.


Weissenhorn.

Weissahoara, hast dein Weib im Bett verloara, wer se findt und nimme brengt, dear kriegt a guetes Trinkgeld g'schenkt. - Birlinger, 1109.


Weissgerber.

*1 Er ist unter den Weissgerbern gewesen.

Ist sehr gegerbt und zerarbeitet.

*2 Es ist ein Weissgerber.

In Pommern scherz- oder spottweise für Schulmeister im Sinne von Arschpauker.

*3 Was sollte ein Weissgerber, der nicht weiss wäre?

Bei Tunnicius (1019): Wat solde ein pelser, he en were wit? (Pellio nullius pretii sine restibus albis.)


Weisskirche.

In der Weisskirche zu Weissenburg singt man den Pumpernickel (s. d. 6). - Becker, Die Pfalz, S. 592.


Weisskraut.

* Er isst es für Weisskraut, wie der Bauer die Bambeln (Mulling, Grundeln). - Fischart, Gesch.


Weissmachen.

*1 Das mag man einem andern weissmachen.

Frz.: Autant pour le brodeur. - Donner des bricoles a quelqu'un. - Donner des canards a quelqu'un. - Donner des cassades a quelqu'un. - Il me semble qu'on me bout du lait. - Je lui en ai baille d'une. - Passer la plume par le bec a quelqu'un. - Portes vos coquilles a d'autres. - Vous me la bailles belle. (Kritzinger, 95b; 93a; 104b; 111a; 83b; 52b; 65a; 172a; 52b.)

Lat.: Ad populum phaleras tuas profers. (Philippi, I, 10.)

*2 Dem könnte man weissmachen, dass der Schnee schwarz sei.

Holl.: Men zoude hem wel wijs kunnen maken, dat wit zwart is. (Harrebomee, II, 475b.)

*3 Der macht einem weiss, der Teufel sei ein Eichhörnchen.

*4 Der möcht' en weissmachen, der Teif'l hässt Hansmichel. (Franken.) - Frommann, VI, 330, 415.

Holl.: Zij zouden ons wel willen wijsmaken, dat de kiekens hooi eten op een' havertas. (Harrebomee, I, 292.)

*5 Diu kas (kannst) üne weismaken, innen Rheine wür kain Water. (Driburg.) - Firmenich, I, 363, 35.

*6 Diu kas üne weismaken, iuse Hergoad haitede (hiesse) Hearm. (Driburg.) - Firmenich, I, 363, 55.

Eine Redensart christlichen Ursprungs und zur Herabsetzung des alten Heidenthums gebildet. - Jüdisch-deutsch sagt man in Warschau in dem Sinne, Einem etwas vorreden, ihm ein X für ein U machen: "Er hot ihm vürgesugt a Pipernuter." Im 1 Mos. 49, 17, wird der Stamm Dan mit einer Schlange "Schefiphon" verglichen. Raschi erklärt in seinem Commentar dieses Wort durch: Wipper (Viper) und Natter, welche, hebräisch geschrieben und zusammengezogen das unverständliche Wort "Pipernuter" gebildet haben. In demselben Sinn, jemand etwas "weissmachen", sagt man auch: "Er hot ihm vürgesugt a Schmüje (Gerücht, Neuigkeit) mit Essig."

*7 Einem etwas weissmachen. - Eiselein, 638; Wurzbach II, 361.

Ihn zu etwas überreden; seine Leichtgläubigkeit misbrauchen. Wie in vielen andern Wörtern ist auch hier die Schreibung ungeschichtlich, da das Wort von "weise" kommt, auch die Redensart nicht stets, wie jetzt, in der Bedeutung des Täuschens gebraucht worden ist. Noch Otfried sagt: einen eines wisi tuan, einem etwas wis tuan, certiorum reddere. (Vgl. auch Gubitz Gesellschafter, 1833, S. 647.) Fülleborn meint, die Redensart sei durch eine Verstümmelung entstanden, "weissmachen" käme von "wissend machen" her und der Begriff des Belügens soll sich eben erst mit diesem Ausdrucke verbunden haben, als man seine Abstammung nicht mehr kannte. Das Gezwungene dieser Erklärung springt in die Augen. Die Holländer sagen für: Einem etwas weissmachen: Knap uilen verkoopen. (Harrebomee, II, 351.)

Lat.: Auriculas asini assuere. (Binder I, 113; II, 293.) - Nova hirundo. (Erasm., 375; Philippi, II, 48.)

*8 Er macht ihm weiss, dass Pferdekutteln Feigen sind.

Frz.: En donner a garder a quelqu'un. ( Lendroy, 823.)

Holl.: Hij maakt hem wijs, dat paarden (of: varkens) stronten vijgen zijn. (Harrebomee, II, 164b.)


[Spaltenumbruch]

*9 Er will uns weissmachen, Gott heisse Gerhard. - Simrock, 11522.


Weisszeug.

* Da fällt mir all' mein Weisszeug bei. - Frischbier2, 4017.


Weit.

1 Der kommt am weitesten, der nicht weiss, wohin er will.

Man sagt, dass diese Redensart der berühmt gewordene Bauernsohn Oliver Cromwell schon in früher Jugend geführt habe. Man kann diesen Spruch weniger paradox so ausdrücken, dass der Mensch in seinen Angelegenheiten nur dann etwas Tüchtiges erreiche, wenn er sich von vornherein die höchste Aufgabe, ein unerreichbares Ideal steckt.

2 Es kommt niemand weiter, als die alten Rosse und die Weibsbilder.

3 Immer weiter, Meister Kienert, seh' er sich nicht um, sonst fällt er vom Thurm. (Stargard.)

Meister Kienert soll ein dortiger Dachdecker gewesen sein.

4 Immer weiter, sagt das Mädchen, enger wird's nicht. (Danzig.) - Frischbier2, 4019; Hoefer, 864.

"Immer weider, söä' de Deer'n, enger ward se nich." (Schlingmann, 285.)

5 Je weiter, je theuerer; je theuerer, je lieber.

6 Je wigger van huier, je better Plesauer. (Sauerland.)

7 Man kommt wider mit Gutem, as mit dem Stock. (Rendsburg.)

8 Nicht weit, nicht gross, doch sorgenlos.

Inschrift eines Hauses, in dem Zufriedenheit herrscht.

9 So weit weier'n wi, säd' de Kröpel, un full up sein Lier (Violine). (Holst.)

10 So weit weier'n wi, säd' Kron, dor leg he in'n Deik. - Hoefer, 650.

11 Was nicht weit her ist, taugt (gilt) nicht viel.

Die Russen: Der Kalk aus Griechenland wird dem Marmor aus dem Inlande vorgezogen. (Altmann V, 509.)

Engl.: Far fetch'd and dear bought, is good for ladies. (Bohn II, 92.)

Frz.: Vache de loin a lait assez. (Bohn II, 92.)

12 Was weit von dann, das lasst man gahn. - Sutor, 425.

13 Weit davon ist die (probateste) passauer Kunst, dass einen keine Kugel trifft.

Lat.: Cum licet fugere, ne quaere litem. (Philippi, I, 102.) - Nil poterit justa tutius esse fuga.

14 Weit davon ist für den Schuss gut. - Lehmann, II, 837, 409; Parömiakon, 800; Alsatia, 1862-67, 406; Braun, I, 4019; Lohrengel, I, 735; Masson, 187.

Lat.: Extra telorum jactum. (Seybold, 166.) - Procul a Jove, procul a fulmine. (Gaal, 1704.) - Qui timet ignem, fumum fugiat. (Philippi, II, 140.)

Poln.: Co z daleka, to dobre, tak mniemanie niesie. - Glosny beben za gora, a kiedy nas przyjdzie, alic jak pudelko. - O dalekich (nieznajomych) rzeczach wspanialsze mnieanie. - Beben w lesie cos wielkiego, choc jak cebrzyk wielkosc jego. - Straszny beben za gora. (Celakovsky, 107.)

15 Weit vnd gran fordert der Kürssner von dem Plan, eng vnd dicht fordert jhn gar nicht. - Petri, II, 619.

16 Weit vom Geschütz macht alte Kriegsleuth. - Lehmann, II, 837, 210.

17 Weit vom Jupiter ist weit vom Blitz. (Altröm.)

18 Weit vom Streit gibt alte Kriegsleut'.

Schwed.: Längt fra faran gjör gamla krijgsmän. (Grubb, 480.)

19 Weit von dannen ist gut für den Schoss. - Latendorf II, 28.

20 Weit von den Augen, weit von den Herzen. - Winckler, XVII, 84.

21 Weit von einander bringt kein Neid. - Petri, II, 619.

22 Weit von seinem Gut ist nahe bei seinem Schaden. - Acerra phil.

23 Weiter im Text, seggt de ... sche Pfarr, onn schleit mit dem Zömpel (Penis) op de Kanzel. (Ostpreuss.)

Mit diesem Sprichwort beantwortet man in einigen Gegenden der Provinz Preussen jed Aufforderung, die mit "weiter" beginnt.

[Spaltenumbruch]
Weisse (die).

Die Weisse des Mehls hängt mehr vom Müller als von der Mühle ab.Altmann V, 98.


Weisse (Name).

* Weisse hat diese Nacht Grünern erschlagen.Klix, 124.

In Bezug auf den ersten Schnee.


Weissenhorn.

Weissahoara, hast dein Weib im Bett verloara, wer se findt und nimme brengt, dear kriegt a guetes Trinkgeld g'schenkt.Birlinger, 1109.


Weissgerber.

*1 Er ist unter den Weissgerbern gewesen.

Ist sehr gegerbt und zerarbeitet.

*2 Es ist ein Weissgerber.

In Pommern scherz- oder spottweise für Schulmeister im Sinne von Arschpauker.

*3 Was sollte ein Weissgerber, der nicht weiss wäre?

Bei Tunnicius (1019): Wat solde ein pelser, he en were wit? (Pellio nullius pretii sine restibus albis.)


Weisskirche.

In der Weisskirche zu Weissenburg singt man den Pumpernickel (s. d. 6).Becker, Die Pfalz, S. 592.


Weisskraut.

* Er isst es für Weisskraut, wie der Bauer die Bambeln (Mulling, Grundeln).Fischart, Gesch.


Weissmachen.

*1 Das mag man einem andern weissmachen.

Frz.: Autant pour le brodeur. – Donner des bricoles à quelqu'un. – Donner des canards à quelqu'un. – Donner des cassades à quelqu'un. – Il me semble qu'on me bout du lait. – Je lui en ai baillé d'une. – Passer la plume par le bec à quelqu'un. – Portés vos coquilles à d'autres. – Vous me la baillés belle. (Kritzinger, 95b; 93a; 104b; 111a; 83b; 52b; 65a; 172a; 52b.)

Lat.: Ad populum phaleras tuas profers. (Philippi, I, 10.)

*2 Dem könnte man weissmachen, dass der Schnee schwarz sei.

Holl.: Men zoude hem wel wijs kunnen maken, dat wit zwart is. (Harrebomée, II, 475b.)

*3 Der macht einem weiss, der Teufel sei ein Eichhörnchen.

*4 Der möcht' ên weissmachen, der Teif'l hässt Hansmichel. (Franken.) – Frommann, VI, 330, 415.

Holl.: Zij zouden ons wel willen wijsmaken, dat de kiekens hooi eten op een' havertas. (Harrebomée, I, 292.)

*5 Diu kas (kannst) üne weismâken, innen Rheïne wür kain Water. (Driburg.) – Firmenich, I, 363, 35.

*6 Diu kas üne weismâken, iuse Hergoad haitede (hiesse) Hearm. (Driburg.) – Firmenich, I, 363, 55.

Eine Redensart christlichen Ursprungs und zur Herabsetzung des alten Heidenthums gebildet. – Jüdisch-deutsch sagt man in Warschau in dem Sinne, Einem etwas vorreden, ihm ein X für ein U machen: „Er hot ihm vürgesugt a Pipernuter.“ Im 1 Mos. 49, 17, wird der Stamm Dan mit einer Schlange „Schefiphon“ verglichen. Raschi erklärt in seinem Commentar dieses Wort durch: Wipper (Viper) und Natter, welche, hebräisch geschrieben und zusammengezogen das unverständliche Wort „Pipernuter“ gebildet haben. In demselben Sinn, jemand etwas „weissmachen“, sagt man auch: „Er hot ihm vürgesugt a Schmüje (Gerücht, Neuigkeit) mit Essig.“

*7 Einem etwas weissmachen.Eiselein, 638; Wurzbach II, 361.

Ihn zu etwas überreden; seine Leichtgläubigkeit misbrauchen. Wie in vielen andern Wörtern ist auch hier die Schreibung ungeschichtlich, da das Wort von „weise“ kommt, auch die Redensart nicht stets, wie jetzt, in der Bedeutung des Täuschens gebraucht worden ist. Noch Otfried sagt: einen eines wisi tuan, einem etwas wis tuan, certiorum reddere. (Vgl. auch Gubitz Gesellschafter, 1833, S. 647.) Fülleborn meint, die Redensart sei durch eine Verstümmelung entstanden, „weissmachen“ käme von „wissend machen“ her und der Begriff des Belügens soll sich eben erst mit diesem Ausdrucke verbunden haben, als man seine Abstammung nicht mehr kannte. Das Gezwungene dieser Erklärung springt in die Augen. Die Holländer sagen für: Einem etwas weissmachen: Knap uilen verkoopen. (Harrebomée, II, 351.)

Lat.: Auriculas asini assuere. (Binder I, 113; II, 293.) – Nova hirundo. (Erasm., 375; Philippi, II, 48.)

*8 Er macht ihm weiss, dass Pferdekutteln Feigen sind.

Frz.: En donner à garder à quelqu'un. ( Lendroy, 823.)

Holl.: Hij maakt hem wijs, dat paarden (of: varkens) stronten vijgen zijn. (Harrebomée, II, 164b.)


[Spaltenumbruch]

*9 Er will uns weissmachen, Gott heisse Gerhard.Simrock, 11522.


Weisszeug.

* Da fällt mir all' mein Weisszeug bei.Frischbier2, 4017.


Weit.

1 Der kommt am weitesten, der nicht weiss, wohin er will.

Man sagt, dass diese Redensart der berühmt gewordene Bauernsohn Oliver Cromwell schon in früher Jugend geführt habe. Man kann diesen Spruch weniger paradox so ausdrücken, dass der Mensch in seinen Angelegenheiten nur dann etwas Tüchtiges erreiche, wenn er sich von vornherein die höchste Aufgabe, ein unerreichbares Ideal steckt.

2 Es kommt niemand weiter, als die alten Rosse und die Weibsbilder.

3 Immer weiter, Meister Kienert, seh' er sich nicht um, sonst fällt er vom Thurm. (Stargard.)

Meister Kienert soll ein dortiger Dachdecker gewesen sein.

4 Immer weiter, sagt das Mädchen, enger wird's nicht. (Danzig.) – Frischbier2, 4019; Hoefer, 864.

„Immer wîder, söä' de Deer'n, enger ward se nich.“ (Schlingmann, 285.)

5 Je weiter, je theuerer; je theuerer, je lieber.

6 Je wigger van huier, je better Plesauer. (Sauerland.)

7 Man kommt wider mit Gutem, as mit dem Stock. (Rendsburg.)

8 Nicht weit, nicht gross, doch sorgenlos.

Inschrift eines Hauses, in dem Zufriedenheit herrscht.

9 So wît wîer'n wi, säd' de Kröpel, un full up sîn Lier (Violine). (Holst.)

10 So wît wîer'n wi, säd' Kron, dôr lêg he in'n Dîk.Hoefer, 650.

11 Was nicht weit her ist, taugt (gilt) nicht viel.

Die Russen: Der Kalk aus Griechenland wird dem Marmor aus dem Inlande vorgezogen. (Altmann V, 509.)

Engl.: Far fetch'd and dear bought, is good for ladies. (Bohn II, 92.)

Frz.: Vache de loin a lait assez. (Bohn II, 92.)

12 Was weit von dann, das lasst man gahn.Sutor, 425.

13 Weit davon ist die (probateste) passauer Kunst, dass einen keine Kugel trifft.

Lat.: Cum licet fugere, ne quaere litem. (Philippi, I, 102.) – Nil poterit justa tutius esse fuga.

14 Weit davon ist für den Schuss gut.Lehmann, II, 837, 409; Parömiakon, 800; Alsatia, 1862-67, 406; Braun, I, 4019; Lohrengel, I, 735; Masson, 187.

Lat.: Extra telorum jactum. (Seybold, 166.) – Procul a Jove, procul a fulmine. (Gaal, 1704.) – Qui timet ignem, fumum fugiat. (Philippi, II, 140.)

Poln.: Co z daleka, to dobre, tak mniemanie niesie. – Głośny bęben za górą, a kiedy nas przyjdzie, alić jak pudełko. – O dalekich (nieznajomych) rzeczach wspanialsze mnieanie. – Bęben w lesie coś wielkiego, choć jak cebrzyk wielkość jego. – Straszny bęben za górą. (Čelakovsky, 107.)

15 Weit vnd gran fordert der Kürssner von dem Plan, eng vnd dicht fordert jhn gar nicht.Petri, II, 619.

16 Weit vom Geschütz macht alte Kriegsleuth.Lehmann, II, 837, 210.

17 Weit vom Jupiter ist weit vom Blitz. (Altröm.)

18 Weit vom Streit gibt alte Kriegsleut'.

Schwed.: Längt frå faran gjör gamla krijgsmän. (Grubb, 480.)

19 Weit von dannen ist gut für den Schoss.Latendorf II, 28.

20 Weit von den Augen, weit von den Herzen.Winckler, XVII, 84.

21 Weit von einander bringt kein Neid.Petri, II, 619.

22 Weit von seinem Gut ist nahe bei seinem Schaden.Acerra phil.

23 Weiter im Text, seggt de ... sche Pfarr, onn schleit mit dem Zömpel (Penis) op de Kanzel. (Ostpreuss.)

Mit diesem Sprichwort beantwortet man in einigen Gegenden der Provinz Preussen jed Aufforderung, die mit „weiter“ beginnt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0088" n="[76]"/>
        <cb n="151"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Weisse</hi> (die).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Die Weisse des Mehls hängt mehr vom Müller als von der Mühle ab.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann V, 98.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Weisse</hi> (Name).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Weisse hat diese Nacht Grünern erschlagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 124.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Bezug auf den ersten Schnee.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weissenhorn.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Weissahoara, hast dein Weib im Bett verloara, wer se findt und nimme brengt, dear kriegt a guetes Trinkgeld g'schenkt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Birlinger, 1109.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weissgerber.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Er ist unter den Weissgerbern gewesen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist sehr gegerbt und zerarbeitet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Es ist ein Weissgerber.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Pommern scherz- oder spottweise für Schulmeister im Sinne von Arschpauker.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Was sollte ein Weissgerber, der nicht weiss wäre?</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (1019):</hi> Wat solde ein pelser, he en were wit? (Pellio nullius pretii sine restibus albis.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weisskirche.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">In der Weisskirche zu Weissenburg singt man den  Pumpernickel (s. d. 6).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Becker, Die Pfalz, S. 592.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weisskraut.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er isst es für Weisskraut, wie der Bauer die Bambeln (Mulling, Grundeln).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Gesch.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weissmachen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Das mag man einem andern weissmachen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Autant pour le brodeur. &#x2013; Donner des bricoles à quelqu'un. &#x2013; Donner des canards à quelqu'un. &#x2013; Donner des cassades à quelqu'un. &#x2013; Il me semble qu'on me bout du lait. &#x2013; Je lui en ai baillé d'une. &#x2013; Passer la plume par le bec à quelqu'un. &#x2013; Portés vos coquilles à d'autres. &#x2013; Vous me la baillés belle. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 95<hi rendition="#sup">b</hi>; 93<hi rendition="#sup">a</hi>; 104<hi rendition="#sup">b</hi>; 111<hi rendition="#sup">a</hi>; 83<hi rendition="#sup">b</hi>; 52<hi rendition="#sup">b</hi>; 65<hi rendition="#sup">a</hi>; 172<hi rendition="#sup">a</hi>; 52<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ad populum phaleras tuas profers. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 10.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Dem könnte man weissmachen, dass der Schnee schwarz sei.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men zoude hem wel wijs kunnen maken, dat wit zwart is. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 475<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Der macht einem weiss, der Teufel sei ein Eichhörnchen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Der möcht' ên weissmachen, der Teif'l hässt Hansmichel.</hi> (<hi rendition="#i">Franken.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, VI, 330, 415.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Zij zouden ons wel willen wijsmaken, dat de kiekens hooi eten op een' havertas. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 292.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Diu kas (kannst) üne weismâken, innen Rheïne wür kain Water.</hi> (<hi rendition="#i">Driburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 363, 35.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Diu kas üne weismâken, iuse Hergoad haitede (hiesse) Hearm.</hi> (<hi rendition="#i">Driburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 363, 55.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine Redensart christlichen Ursprungs und zur Herabsetzung des alten Heidenthums gebildet. &#x2013; Jüdisch-deutsch sagt man in Warschau in dem Sinne, Einem etwas vorreden, ihm ein X für ein U machen: &#x201E;Er hot ihm vürgesugt a Pipernuter.&#x201C; Im <hi rendition="#i">1 Mos. 49, 17,</hi> wird der Stamm Dan mit einer Schlange &#x201E;Schefiphon&#x201C; verglichen. <hi rendition="#i">Raschi</hi> erklärt in seinem Commentar dieses Wort durch: Wipper (Viper) und Natter, welche, hebräisch geschrieben und zusammengezogen das unverständliche Wort &#x201E;Pipernuter&#x201C; gebildet haben. In demselben Sinn, jemand etwas &#x201E;weissmachen&#x201C;, sagt man auch: &#x201E;Er hot ihm vürgesugt a Schmüje (Gerücht, Neuigkeit) mit Essig.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Einem etwas weissmachen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 638; Wurzbach II, 361.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihn zu etwas überreden; seine Leichtgläubigkeit misbrauchen. Wie in vielen andern Wörtern ist auch hier die Schreibung ungeschichtlich, da das Wort von &#x201E;weise&#x201C; kommt, auch die Redensart nicht stets, wie jetzt, in der Bedeutung des Täuschens gebraucht worden ist. Noch <hi rendition="#i">Otfried</hi> sagt: einen eines wisi tuan, einem etwas wis tuan, certiorum reddere. (Vgl. auch <hi rendition="#i">Gubitz Gesellschafter, 1833, S. 647.</hi>) <hi rendition="#i">Fülleborn</hi> meint, die Redensart sei durch eine Verstümmelung entstanden, &#x201E;weissmachen&#x201C; käme von &#x201E;wissend machen&#x201C; her und der Begriff des Belügens soll sich eben erst mit diesem Ausdrucke verbunden haben, als man seine Abstammung nicht mehr kannte. Das Gezwungene dieser Erklärung springt in die Augen. Die Holländer sagen für: Einem etwas weissmachen: Knap uilen verkoopen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 351.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Auriculas asini assuere. (<hi rendition="#i">Binder I, 113; II, 293.</hi>) &#x2013; Nova hirundo. (<hi rendition="#i">Erasm., 375; Philippi, II, 48.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Er macht ihm weiss, dass Pferdekutteln Feigen sind.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: En donner à garder à quelqu'un. ( <hi rendition="#i">Lendroy, 823.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij maakt hem wijs, dat paarden (of: varkens) stronten vijgen zijn. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 164<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <cb n="152"/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Er will uns weissmachen, Gott heisse Gerhard.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 11522.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weisszeug.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Da fällt mir all' mein Weisszeug bei.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 4017.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der kommt am weitesten, der nicht weiss, wohin er will.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Man sagt, dass diese Redensart der berühmt gewordene Bauernsohn Oliver Cromwell schon in früher Jugend geführt habe. Man kann diesen Spruch weniger paradox so ausdrücken, dass der Mensch in seinen Angelegenheiten nur dann etwas Tüchtiges erreiche, wenn er sich von vornherein die höchste Aufgabe, ein unerreichbares Ideal steckt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Es kommt niemand weiter, als die alten Rosse und die Weibsbilder.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Immer weiter, Meister Kienert, seh' er sich nicht um, sonst fällt er vom Thurm.</hi> (<hi rendition="#i">Stargard.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Meister Kienert soll ein dortiger Dachdecker gewesen sein.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Immer weiter, sagt das Mädchen, enger wird's nicht.</hi> (<hi rendition="#i">Danzig.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 4019; Hoefer, 864.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Immer wîder, söä' de Deer'n, enger ward se nich.&#x201C; (<hi rendition="#i">Schlingmann, 285.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Je weiter, je theuerer; je theuerer, je lieber.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Je wigger van huier, je better Plesauer.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Man kommt wider mit Gutem, as mit dem Stock.</hi> (<hi rendition="#i">Rendsburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Nicht weit, nicht gross, doch sorgenlos.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Inschrift eines Hauses, in dem Zufriedenheit herrscht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 So wît wîer'n wi, säd' de Kröpel, un full up sîn Lier (Violine).</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 So wît wîer'n wi, säd' Kron, dôr lêg he in'n Dîk.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 650.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Was nicht weit her ist, taugt (gilt) nicht viel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Der Kalk aus Griechenland wird dem Marmor aus dem Inlande vorgezogen. (<hi rendition="#i">Altmann V, 509.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Far fetch'd and dear bought, is good for ladies. (<hi rendition="#i">Bohn II, 92.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Vache de loin a lait assez. (<hi rendition="#i">Bohn II, 92.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Was weit von dann, das lasst man gahn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 425.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Weit davon ist die (probateste) passauer Kunst, dass einen keine Kugel trifft.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cum licet fugere, ne quaere litem. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 102.</hi>) &#x2013; Nil poterit justa tutius esse fuga.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Weit davon ist für den Schuss gut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 837, 409; Parömiakon, 800; Alsatia, 1862-67, 406; Braun, I, 4019; Lohrengel, I, 735; Masson, 187.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Extra telorum jactum. (<hi rendition="#i">Seybold, 166.</hi>) &#x2013; Procul a Jove, procul a fulmine. (<hi rendition="#i">Gaal, 1704.</hi>) &#x2013; Qui timet ignem, fumum fugiat. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 140.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Co z daleka, to dobre, tak mniemanie niesie. &#x2013; G&#x0142;o&#x015B;ny b&#x0119;ben za gór&#x0105;, a kiedy nas przyjdzie, ali&#x0107; jak pude&#x0142;ko. &#x2013; O dalekich (nieznajomych) rzeczach wspanialsze mnieanie. &#x2013; B&#x0119;ben w lesie co&#x015B; wielkiego, cho&#x0107; jak cebrzyk wielko&#x015B;&#x0107; jego. &#x2013; Straszny b&#x0119;ben za gór&#x0105;. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 107.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Weit vnd gran fordert der Kürssner von dem Plan, eng vnd dicht fordert jhn gar nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 619.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Weit vom Geschütz macht alte Kriegsleuth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 837, 210.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Weit vom Jupiter ist weit vom Blitz.</hi> (<hi rendition="#i">Altröm.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Weit vom Streit gibt alte Kriegsleut'.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Längt frå faran gjör gamla krijgsmän. (<hi rendition="#i">Grubb, 480.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Weit von dannen ist gut für den Schoss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Latendorf II, 28.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Weit von den Augen, weit von den Herzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, XVII, 84.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Weit von einander bringt kein Neid.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 619.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Weit von seinem Gut ist nahe bei seinem Schaden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Acerra phil.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Weiter im Text, seggt de ... sche Pfarr, onn schleit mit dem Zömpel (Penis) op de Kanzel.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit diesem Sprichwort beantwortet man in einigen Gegenden der Provinz Preussen jed Aufforderung, die mit &#x201E;weiter&#x201C; beginnt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[76]/0088] Weisse (die). Die Weisse des Mehls hängt mehr vom Müller als von der Mühle ab. – Altmann V, 98. Weisse (Name). * Weisse hat diese Nacht Grünern erschlagen. – Klix, 124. In Bezug auf den ersten Schnee. Weissenhorn. Weissahoara, hast dein Weib im Bett verloara, wer se findt und nimme brengt, dear kriegt a guetes Trinkgeld g'schenkt. – Birlinger, 1109. Weissgerber. *1 Er ist unter den Weissgerbern gewesen. Ist sehr gegerbt und zerarbeitet. *2 Es ist ein Weissgerber. In Pommern scherz- oder spottweise für Schulmeister im Sinne von Arschpauker. *3 Was sollte ein Weissgerber, der nicht weiss wäre? Bei Tunnicius (1019): Wat solde ein pelser, he en were wit? (Pellio nullius pretii sine restibus albis.) Weisskirche. In der Weisskirche zu Weissenburg singt man den Pumpernickel (s. d. 6). – Becker, Die Pfalz, S. 592. Weisskraut. * Er isst es für Weisskraut, wie der Bauer die Bambeln (Mulling, Grundeln). – Fischart, Gesch. Weissmachen. *1 Das mag man einem andern weissmachen. Frz.: Autant pour le brodeur. – Donner des bricoles à quelqu'un. – Donner des canards à quelqu'un. – Donner des cassades à quelqu'un. – Il me semble qu'on me bout du lait. – Je lui en ai baillé d'une. – Passer la plume par le bec à quelqu'un. – Portés vos coquilles à d'autres. – Vous me la baillés belle. (Kritzinger, 95b; 93a; 104b; 111a; 83b; 52b; 65a; 172a; 52b.) Lat.: Ad populum phaleras tuas profers. (Philippi, I, 10.) *2 Dem könnte man weissmachen, dass der Schnee schwarz sei. Holl.: Men zoude hem wel wijs kunnen maken, dat wit zwart is. (Harrebomée, II, 475b.) *3 Der macht einem weiss, der Teufel sei ein Eichhörnchen. *4 Der möcht' ên weissmachen, der Teif'l hässt Hansmichel. (Franken.) – Frommann, VI, 330, 415. Holl.: Zij zouden ons wel willen wijsmaken, dat de kiekens hooi eten op een' havertas. (Harrebomée, I, 292.) *5 Diu kas (kannst) üne weismâken, innen Rheïne wür kain Water. (Driburg.) – Firmenich, I, 363, 35. *6 Diu kas üne weismâken, iuse Hergoad haitede (hiesse) Hearm. (Driburg.) – Firmenich, I, 363, 55. Eine Redensart christlichen Ursprungs und zur Herabsetzung des alten Heidenthums gebildet. – Jüdisch-deutsch sagt man in Warschau in dem Sinne, Einem etwas vorreden, ihm ein X für ein U machen: „Er hot ihm vürgesugt a Pipernuter.“ Im 1 Mos. 49, 17, wird der Stamm Dan mit einer Schlange „Schefiphon“ verglichen. Raschi erklärt in seinem Commentar dieses Wort durch: Wipper (Viper) und Natter, welche, hebräisch geschrieben und zusammengezogen das unverständliche Wort „Pipernuter“ gebildet haben. In demselben Sinn, jemand etwas „weissmachen“, sagt man auch: „Er hot ihm vürgesugt a Schmüje (Gerücht, Neuigkeit) mit Essig.“ *7 Einem etwas weissmachen. – Eiselein, 638; Wurzbach II, 361. Ihn zu etwas überreden; seine Leichtgläubigkeit misbrauchen. Wie in vielen andern Wörtern ist auch hier die Schreibung ungeschichtlich, da das Wort von „weise“ kommt, auch die Redensart nicht stets, wie jetzt, in der Bedeutung des Täuschens gebraucht worden ist. Noch Otfried sagt: einen eines wisi tuan, einem etwas wis tuan, certiorum reddere. (Vgl. auch Gubitz Gesellschafter, 1833, S. 647.) Fülleborn meint, die Redensart sei durch eine Verstümmelung entstanden, „weissmachen“ käme von „wissend machen“ her und der Begriff des Belügens soll sich eben erst mit diesem Ausdrucke verbunden haben, als man seine Abstammung nicht mehr kannte. Das Gezwungene dieser Erklärung springt in die Augen. Die Holländer sagen für: Einem etwas weissmachen: Knap uilen verkoopen. (Harrebomée, II, 351.) Lat.: Auriculas asini assuere. (Binder I, 113; II, 293.) – Nova hirundo. (Erasm., 375; Philippi, II, 48.) *8 Er macht ihm weiss, dass Pferdekutteln Feigen sind. Frz.: En donner à garder à quelqu'un. ( Lendroy, 823.) Holl.: Hij maakt hem wijs, dat paarden (of: varkens) stronten vijgen zijn. (Harrebomée, II, 164b.) *9 Er will uns weissmachen, Gott heisse Gerhard. – Simrock, 11522. Weisszeug. * Da fällt mir all' mein Weisszeug bei. – Frischbier2, 4017. Weit. 1 Der kommt am weitesten, der nicht weiss, wohin er will. Man sagt, dass diese Redensart der berühmt gewordene Bauernsohn Oliver Cromwell schon in früher Jugend geführt habe. Man kann diesen Spruch weniger paradox so ausdrücken, dass der Mensch in seinen Angelegenheiten nur dann etwas Tüchtiges erreiche, wenn er sich von vornherein die höchste Aufgabe, ein unerreichbares Ideal steckt. 2 Es kommt niemand weiter, als die alten Rosse und die Weibsbilder. 3 Immer weiter, Meister Kienert, seh' er sich nicht um, sonst fällt er vom Thurm. (Stargard.) Meister Kienert soll ein dortiger Dachdecker gewesen sein. 4 Immer weiter, sagt das Mädchen, enger wird's nicht. (Danzig.) – Frischbier2, 4019; Hoefer, 864. „Immer wîder, söä' de Deer'n, enger ward se nich.“ (Schlingmann, 285.) 5 Je weiter, je theuerer; je theuerer, je lieber. 6 Je wigger van huier, je better Plesauer. (Sauerland.) 7 Man kommt wider mit Gutem, as mit dem Stock. (Rendsburg.) 8 Nicht weit, nicht gross, doch sorgenlos. Inschrift eines Hauses, in dem Zufriedenheit herrscht. 9 So wît wîer'n wi, säd' de Kröpel, un full up sîn Lier (Violine). (Holst.) 10 So wît wîer'n wi, säd' Kron, dôr lêg he in'n Dîk. – Hoefer, 650. 11 Was nicht weit her ist, taugt (gilt) nicht viel. Die Russen: Der Kalk aus Griechenland wird dem Marmor aus dem Inlande vorgezogen. (Altmann V, 509.) Engl.: Far fetch'd and dear bought, is good for ladies. (Bohn II, 92.) Frz.: Vache de loin a lait assez. (Bohn II, 92.) 12 Was weit von dann, das lasst man gahn. – Sutor, 425. 13 Weit davon ist die (probateste) passauer Kunst, dass einen keine Kugel trifft. Lat.: Cum licet fugere, ne quaere litem. (Philippi, I, 102.) – Nil poterit justa tutius esse fuga. 14 Weit davon ist für den Schuss gut. – Lehmann, II, 837, 409; Parömiakon, 800; Alsatia, 1862-67, 406; Braun, I, 4019; Lohrengel, I, 735; Masson, 187. Lat.: Extra telorum jactum. (Seybold, 166.) – Procul a Jove, procul a fulmine. (Gaal, 1704.) – Qui timet ignem, fumum fugiat. (Philippi, II, 140.) Poln.: Co z daleka, to dobre, tak mniemanie niesie. – Głośny bęben za górą, a kiedy nas przyjdzie, alić jak pudełko. – O dalekich (nieznajomych) rzeczach wspanialsze mnieanie. – Bęben w lesie coś wielkiego, choć jak cebrzyk wielkość jego. – Straszny bęben za górą. (Čelakovsky, 107.) 15 Weit vnd gran fordert der Kürssner von dem Plan, eng vnd dicht fordert jhn gar nicht. – Petri, II, 619. 16 Weit vom Geschütz macht alte Kriegsleuth. – Lehmann, II, 837, 210. 17 Weit vom Jupiter ist weit vom Blitz. (Altröm.) 18 Weit vom Streit gibt alte Kriegsleut'. Schwed.: Längt frå faran gjör gamla krijgsmän. (Grubb, 480.) 19 Weit von dannen ist gut für den Schoss. – Latendorf II, 28. 20 Weit von den Augen, weit von den Herzen. – Winckler, XVII, 84. 21 Weit von einander bringt kein Neid. – Petri, II, 619. 22 Weit von seinem Gut ist nahe bei seinem Schaden. – Acerra phil. 23 Weiter im Text, seggt de ... sche Pfarr, onn schleit mit dem Zömpel (Penis) op de Kanzel. (Ostpreuss.) Mit diesem Sprichwort beantwortet man in einigen Gegenden der Provinz Preussen jed Aufforderung, die mit „weiter“ beginnt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/88
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [76]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/88>, abgerufen am 19.03.2024.