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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] *394 Pfeift der Wind aus dem Loch? (Oberösterr.) - Baumgarten, 42.

*395 'S eis haite a Wend daussa, oass wänn d'r Taif'l Huchz't hätte. - Peter, I, 453.

*396 Schlag es in den Wind!

Lat.: Ventis tradere. (Erasm., 683.)

*397 Se makt Wind as Eva. - Kern, 110.

*398 Sich mit seinem eignen Winde blähen.

Vom Dünkel und von hohler Grossthuerei.

*399 Sich nach dem Winde drehen. - Eiselein, 644.

Engl.: To turn with the wind. (Bohn II, 181.)

Kroat.: Po vetru se obraca. (Celakovsky, 533.)

*400 Sich nach jedem Winde drehen, wie eine Kirchthurm- (oder Wetter-) Fahne. - Parömiakon, 310.

Frz.: C'est un homme qui va a tout vent.

*401 So lang as de Wind waiht un de Hahn kraiht. - Volksbote, X, 156; Kern, 137.

Betheuerungsformel: Soll das dauern, gelten, oder nicht geschehen. So hiess es in alten Privilegien z. B. der hamburger Fleischer wegen Hutrecht auf dem Heiligen Geistfelde, d. i. bis zu ewigen Tagen. (Schütze IV, 355; für Altmark: Danneil, 246.)

*402 Vom Winde leben. - Eyering, II, 390; Schottel, 1115 Körte, 6861a.

Von Betrug und Lügen. "Hier liegt der Windmüller Jackson. Er lebte vom Winde mit Weib und Knaben; es leben auch sonst viele davon, die keine Mühle haben." (Witzfunken, IVa, 19.)

Lat.: Aut etiam ventis pasci. - Vento sorbere. (Bovill, I, 3.)

*403 Vör Wind un We'r (Wetter) lopn. - Eichwald, 2068.

*404 Was wehet dich für ein Wind her!

*405 Was wirst du gegen den Wind blasen!

Was nützt es, sich gegen Gewalt aufzulehnen!

*406 Weht der Wind hier?

Engl.: Is the wind in that quarter? (Bohn II, 183.)

*407 Wend ohne Regen. (Meurs.) - Firmenich, I, 405, 274.

*408 Wenn der Wind nicht geht.

Wolle man dies oder jenes thun, werde etwas geschehen.

*409 Wer weiss (kann wissen), welcher Wind das Licht ausgelöscht hat. - Parömiakon, 803.

*410 Wider den Wind segeln.

Lat.: Delia invita venari. (Philippi, I, 113.)

*411 Wie der Wind in dem Rohr, jetzund hinten, jetzund vor. - Eiselein, 644.

*412 Wie der Wind weht.

Zu ergänzen: ist er, d. h. man kann sich nicht auf ihn verlassen. Er ist wie eine Wetterfahne; er geht stets mit der Strömung der stärksten Partei.

*413 Wind in die Welt blasen.

"Blase ich hier vergebens Wind in die Welt?" (Köhler, 135, 18.) D. h. verwahre, rufe, rede u. s. w. ich ganz umsonst, ohne allen Erfolg?

*414 Wind machen. - Dove, 637; Körte, 6861.

Prahlen, sich gross machen. "Du machst an allen Orten Wind, Wind in einem fort; du bist der Mann von Worten, doch nicht der Mann von Wort." (Witzfunken, IIIb, 6.) - "Stille, Winde, hier! ein grösserer als ihr, der schlummert hier! Fürwahr er war weit mehr; denn was ihr seid, das machte er." (Witzfunken, Ib, 14.) Die Franzosen gebrauchen dafür die Redensart: Conter des fagots, die jedoch auch für "aufschneiden" gebraucht wird, wie dafür, um zu sagen: alberne, abgeschmackte Märchen erzählen. (Lendroy, 1597.)

*415 Wind pflügen.

Ist z. B. das mühselige und fruchtlose Geschäft der Redner und Schriftsteller, welche über Verderbniss der Sitten eifern.

*416 Wind und Wort verkauffen. - Eyering, II, 57.

Mehr versprechen als man halten kann.

Frz.: Il vend du vent. (Kritzinger, 707a.)

*417 Wind verkaufen.

Holl.: Hij verkoopt wind. (Harrebomee, II, 471b.)

*418 Wind vör de Achterdör (auch: vör de Hofdör). - Schütze, I, 15.

Verspottung eines Aufschneiders oder Windbeutels.

*419 Wir sind der Winde gewohnt, wie der Stephansthurm.

Der österreichische Ministerpräsident Graf Belcredi im Reichsrathe. (Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 439, S. 2505.)

*420 Zwischen zwei Winden segeln.


[Spaltenumbruch]
Wind (Adj.).

* Es ist ihm wind und weh. - Tendlau, 632.

Mir is wunn und weh. In Schwaben auch: wild und weh.


Windbeutel.

* Es ist ein Windbeutel.

Dem Wortlaute nach hauptsächlich ein Mensch, der nur so thut, als ob er Geld im Beutel hätte. Die Redensarten: Ein windiger Mensch, ein windiger junger Herr, windige Landsleute sind nur Umschreibungen von Windbeutel. (S. Windsack.) (Sophiens Reise, 1, 235; 3, 643; 4, 547; 6, 165; 3, 148.) In Russland nennt man einen unbeständigen, wankelmüthigen Menschen mozajer Wind. (Celakovsky, 485.) Die alten Römer hatten, um einen Taugenichts zu bezeichnen, ein dem Sinne nach verwandtes, aber speciell römisches Schmähwort, vappa, der kahmige, umgeschlagene Wein. Horaz hat es zweimal in Verbindung mit nebulo.

Lat.: Mendax atra phaxis. (Philippi, I, 146.) - Venti campus. (Philippi, II, 243.)


Windbeuteln.

* Er windbeutelt.

"Eins windbeuteln." (Sophiens Reise, 1, 391; 2, 347; 3, 96.)


Winde.

Mag die Winde klettern, so hoch sie will, zum Hopfen wird sie nicht.

In Abessynien heisst es: Wenn sich die Phasele auch höher streckte als der Mokkabaum, sie wird doch keine Kaffeebohnen tragen.


Windeier.

*1 Das wird (soll) ihm keine Windeier legen.

Windeier sind unfruchtbare Eier, welche die Hühner u. s. w. bisweilen ohne vorhergegangene Befruchtung legen, und die, da sie die Erwartung, die man von ihnen hegt, täuschen, gleichsam Wind enthalten. Sprenger van Eijk (III, 18) erklärt die obige Redensart dahin: "Es wird ihm kein kleines Glück, keinen unbedeutenden Vortheil bringen."

Holl.: Dat zal hem geene windeijeren leggen. (Harrebomee, II, 469b.)

*2 Dat sünt Windeier. - Schütze, I, 296.

Daraus kommt nichts.

*3 Er wird es mit Windeiern bezahlen.

Holl.: Hij zal met een windei betalen. (Harrebomee, II, 471b.)

*4 Windeier ausbrüten.

Lat.: Subventanea parit. (Philippi, II, 204.)

*5 Windeier, nichts als Windeier legen. - Eiselein, 644.

Lat.: Subventanea parere (ova). (Eiselein, 644.)


Windel.

1 Man muss für Windeln sorgen, eh' das Kind geboren ist. - Altmann VI, 415.

2 Man sieht's an den Windeln, wenn das Kind geschissen hat. (Oberlausitz.)

3 Wenn der Windel zu viel ist, so ertruckt man das Kind. - Petri, II, 640.

*4 Bei dem hoat aach die Windel nit gerauscht. - Tendlau, 244.

Er ist arm geboren. Seine Windel war nicht von feiner, rauschender Leinwand.

*5 Die Windeln sind ihm noch nicht vom Hintern gefallen. - Körte, 6861.

*6 Er hat die Windeln noch am Bauche und will predigen. - Mayer, II, 6.

*7 Er het die Windeln noch am Gesäss kleben. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 23.

*8 Er ist kaum der Windel entschlüpft.

Ist ein Grün-, Gelb- oder Klugschnabel.

*9 Er trägt die Windeln noch um den Ars. - Eiselein, 644; Körte, 6881h.

Holl.: Hij draagt den windel nog aan den buik, en hij wil preken. (Harrebomee, I, 472b.)

*10 Lass ihn seine Windeln selber auswaschen. - Tendlau, 864.


Windelweich.

*1 Er wurde windelweich. - Klix, 122.

*2 Oin windelweich schlage. (Ulm.)


Winden.

*1 Der windet sich wie ein Wurm. - Klix, 122.

*2 Er windet sich, wie der Furz im Rohrstuhl. - Masson, 342.

Um eine Lage zu bezeichnen, in der man keinen Ausweg weiss, finden sich a. a. O. noch folgende Redensarten: Er steckt zwischen Baum und Borke (Rinde), zwischen Hammer und Amboss, zwischen Thür und Angel; er steckt in der Brühe, in der Tinte, Patsche; er steckt in der Klemme, wie die Hühnchen im Werch;

[Spaltenumbruch] *394 Pfeift der Wind aus dem Loch? (Oberösterr.) – Baumgarten, 42.

*395 'S îs haite a Wend daussa, oass wänn d'r Taif'l Huchz't hätte.Peter, I, 453.

*396 Schlag es in den Wind!

Lat.: Ventis tradere. (Erasm., 683.)

*397 Se mâkt Wind as Eva.Kern, 110.

*398 Sich mit seinem eignen Winde blähen.

Vom Dünkel und von hohler Grossthuerei.

*399 Sich nach dem Winde drehen.Eiselein, 644.

Engl.: To turn with the wind. (Bohn II, 181.)

Kroat.: Po vetru se obraća. (Čelakovsky, 533.)

*400 Sich nach jedem Winde drehen, wie eine Kirchthurm- (oder Wetter-) Fahne.Parömiakon, 310.

Frz.: C'est un homme qui va à tout vent.

*401 So lang as de Wind waiht un de Hahn kraiht.Volksbote, X, 156; Kern, 137.

Betheuerungsformel: Soll das dauern, gelten, oder nicht geschehen. So hiess es in alten Privilegien z. B. der hamburger Fleischer wegen Hutrecht auf dem Heiligen Geistfelde, d. i. bis zu ewigen Tagen. (Schütze IV, 355; für Altmark: Danneil, 246.)

*402 Vom Winde leben.Eyering, II, 390; Schottel, 1115 Körte, 6861a.

Von Betrug und Lügen. „Hier liegt der Windmüller Jackson. Er lebte vom Winde mit Weib und Knaben; es leben auch sonst viele davon, die keine Mühle haben.“ (Witzfunken, IVa, 19.)

Lat.: Aut etiam ventis pasci. – Vento sorbere. (Bovill, I, 3.)

*403 Vör Wind un We'r (Wetter) lopn.Eichwald, 2068.

*404 Was wehet dich für ein Wind her!

*405 Was wirst du gegen den Wind blasen!

Was nützt es, sich gegen Gewalt aufzulehnen!

*406 Weht der Wind hier?

Engl.: Is the wind in that quarter? (Bohn II, 183.)

*407 Wend ohne Regen. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 274.

*408 Wenn der Wind nicht geht.

Wolle man dies oder jenes thun, werde etwas geschehen.

*409 Wer weiss (kann wissen), welcher Wind das Licht ausgelöscht hat.Parömiakon, 803.

*410 Wider den Wind segeln.

Lat.: Delia invita venari. (Philippi, I, 113.)

*411 Wie der Wind in dem Rohr, jetzund hinten, jetzund vor.Eiselein, 644.

*412 Wie der Wind weht.

Zu ergänzen: ist er, d. h. man kann sich nicht auf ihn verlassen. Er ist wie eine Wetterfahne; er geht stets mit der Strömung der stärksten Partei.

*413 Wind in die Welt blasen.

„Blase ich hier vergebens Wind in die Welt?“ (Köhler, 135, 18.) D. h. verwahre, rufe, rede u. s. w. ich ganz umsonst, ohne allen Erfolg?

*414 Wind machen.Dove, 637; Körte, 6861.

Prahlen, sich gross machen. „Du machst an allen Orten Wind, Wind in einem fort; du bist der Mann von Worten, doch nicht der Mann von Wort.“ (Witzfunken, IIIb, 6.) – „Stille, Winde, hier! ein grösserer als ihr, der schlummert hier! Fürwahr er war weit mehr; denn was ihr seid, das machte er.“ (Witzfunken, Ib, 14.) Die Franzosen gebrauchen dafür die Redensart: Conter des fagots, die jedoch auch für „aufschneiden“ gebraucht wird, wie dafür, um zu sagen: alberne, abgeschmackte Märchen erzählen. (Lendroy, 1597.)

*415 Wind pflügen.

Ist z. B. das mühselige und fruchtlose Geschäft der Redner und Schriftsteller, welche über Verderbniss der Sitten eifern.

*416 Wind und Wort verkauffen.Eyering, II, 57.

Mehr versprechen als man halten kann.

Frz.: Il vend du vent. (Kritzinger, 707a.)

*417 Wind verkaufen.

Holl.: Hij verkoopt wind. (Harrebomée, II, 471b.)

*418 Wind vör de Achterdör (auch: vör de Hofdör).Schütze, I, 15.

Verspottung eines Aufschneiders oder Windbeutels.

*419 Wir sind der Winde gewohnt, wie der Stephansthurm.

Der österreichische Ministerpräsident Graf Belcredi im Reichsrathe. (Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 439, S. 2505.)

*420 Zwischen zwei Winden segeln.


[Spaltenumbruch]
Wind (Adj.).

* Es ist ihm wind und weh.Tendlau, 632.

Mir is wunn und weh. In Schwaben auch: wild und weh.


Windbeutel.

* Es ist ein Windbeutel.

Dem Wortlaute nach hauptsächlich ein Mensch, der nur so thut, als ob er Geld im Beutel hätte. Die Redensarten: Ein windiger Mensch, ein windiger junger Herr, windige Landsleute sind nur Umschreibungen von Windbeutel. (S. Windsack.) (Sophiens Reise, 1, 235; 3, 643; 4, 547; 6, 165; 3, 148.) In Russland nennt man einen unbeständigen, wankelmüthigen Menschen možajer Wind. (Čelakovsky, 485.) Die alten Römer hatten, um einen Taugenichts zu bezeichnen, ein dem Sinne nach verwandtes, aber speciell römisches Schmähwort, vappa, der kahmige, umgeschlagene Wein. Horaz hat es zweimal in Verbindung mit nebulo.

Lat.: Mendax atra phaxis. (Philippi, I, 146.) – Venti campus. (Philippi, II, 243.)


Windbeuteln.

* Er windbeutelt.

„Eins windbeuteln.“ (Sophiens Reise, 1, 391; 2, 347; 3, 96.)


Winde.

Mag die Winde klettern, so hoch sie will, zum Hopfen wird sie nicht.

In Abessynien heisst es: Wenn sich die Phasele auch höher streckte als der Mokkabaum, sie wird doch keine Kaffeebohnen tragen.


Windeier.

*1 Das wird (soll) ihm keine Windeier legen.

Windeier sind unfruchtbare Eier, welche die Hühner u. s. w. bisweilen ohne vorhergegangene Befruchtung legen, und die, da sie die Erwartung, die man von ihnen hegt, täuschen, gleichsam Wind enthalten. Sprenger van Eijk (III, 18) erklärt die obige Redensart dahin: „Es wird ihm kein kleines Glück, keinen unbedeutenden Vortheil bringen.“

Holl.: Dat zal hem geene windeijeren leggen. (Harrebomée, II, 469b.)

*2 Dat sünt Windeier.Schütze, I, 296.

Daraus kommt nichts.

*3 Er wird es mit Windeiern bezahlen.

Holl.: Hij zal met een windei betalen. (Harrebomée, II, 471b.)

*4 Windeier ausbrüten.

Lat.: Subventanea parit. (Philippi, II, 204.)

*5 Windeier, nichts als Windeier legen.Eiselein, 644.

Lat.: Subventanea parere (ova). (Eiselein, 644.)


Windel.

1 Man muss für Windeln sorgen, eh' das Kind geboren ist.Altmann VI, 415.

2 Man sieht's an den Windeln, wenn das Kind geschissen hat. (Oberlausitz.)

3 Wenn der Windel zu viel ist, so ertruckt man das Kind.Petri, II, 640.

*4 Bei dem hoat aach die Windel nit gerauscht.Tendlau, 244.

Er ist arm geboren. Seine Windel war nicht von feiner, rauschender Leinwand.

*5 Die Windeln sind ihm noch nicht vom Hintern gefallen.Körte, 6861.

*6 Er hat die Windeln noch am Bauche und will predigen.Mayer, II, 6.

*7 Er het die Windeln noch am Gesäss kleben.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 23.

*8 Er ist kaum der Windel entschlüpft.

Ist ein Grün-, Gelb- oder Klugschnabel.

*9 Er trägt die Windeln noch um den Ars.Eiselein, 644; Körte, 6881h.

Holl.: Hij draagt den windel nog aan den buik, en hij wil preken. (Harrebomée, I, 472b.)

*10 Lass ihn seine Windeln selber auswaschen.Tendlau, 864.


Windelweich.

*1 Er wurde windelweich.Klix, 122.

*2 Oin windelweich schlage. (Ulm.)


Winden.

*1 Der windet sich wie ein Wurm.Klix, 122.

*2 Er windet sich, wie der Furz im Rohrstuhl.Masson, 342.

Um eine Lage zu bezeichnen, in der man keinen Ausweg weiss, finden sich a. a. O. noch folgende Redensarten: Er steckt zwischen Baum und Borke (Rinde), zwischen Hammer und Amboss, zwischen Thür und Angel; er steckt in der Brühe, in der Tinte, Patsche; er steckt in der Klemme, wie die Hühnchen im Werch;

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[[132]/0144] *394 Pfeift der Wind aus dem Loch? (Oberösterr.) – Baumgarten, 42. *395 'S îs haite a Wend daussa, oass wänn d'r Taif'l Huchz't hätte. – Peter, I, 453. *396 Schlag es in den Wind! Lat.: Ventis tradere. (Erasm., 683.) *397 Se mâkt Wind as Eva. – Kern, 110. *398 Sich mit seinem eignen Winde blähen. Vom Dünkel und von hohler Grossthuerei. *399 Sich nach dem Winde drehen. – Eiselein, 644. Engl.: To turn with the wind. (Bohn II, 181.) Kroat.: Po vetru se obraća. (Čelakovsky, 533.) *400 Sich nach jedem Winde drehen, wie eine Kirchthurm- (oder Wetter-) Fahne. – Parömiakon, 310. Frz.: C'est un homme qui va à tout vent. *401 So lang as de Wind waiht un de Hahn kraiht. – Volksbote, X, 156; Kern, 137. Betheuerungsformel: Soll das dauern, gelten, oder nicht geschehen. So hiess es in alten Privilegien z. B. der hamburger Fleischer wegen Hutrecht auf dem Heiligen Geistfelde, d. i. bis zu ewigen Tagen. (Schütze IV, 355; für Altmark: Danneil, 246.) *402 Vom Winde leben. – Eyering, II, 390; Schottel, 1115 Körte, 6861a. Von Betrug und Lügen. „Hier liegt der Windmüller Jackson. Er lebte vom Winde mit Weib und Knaben; es leben auch sonst viele davon, die keine Mühle haben.“ (Witzfunken, IVa, 19.) Lat.: Aut etiam ventis pasci. – Vento sorbere. (Bovill, I, 3.) *403 Vör Wind un We'r (Wetter) lopn. – Eichwald, 2068. *404 Was wehet dich für ein Wind her! *405 Was wirst du gegen den Wind blasen! Was nützt es, sich gegen Gewalt aufzulehnen! *406 Weht der Wind hier? Engl.: Is the wind in that quarter? (Bohn II, 183.) *407 Wend ohne Regen. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 274. *408 Wenn der Wind nicht geht. Wolle man dies oder jenes thun, werde etwas geschehen. *409 Wer weiss (kann wissen), welcher Wind das Licht ausgelöscht hat. – Parömiakon, 803. *410 Wider den Wind segeln. Lat.: Delia invita venari. (Philippi, I, 113.) *411 Wie der Wind in dem Rohr, jetzund hinten, jetzund vor. – Eiselein, 644. *412 Wie der Wind weht. Zu ergänzen: ist er, d. h. man kann sich nicht auf ihn verlassen. Er ist wie eine Wetterfahne; er geht stets mit der Strömung der stärksten Partei. *413 Wind in die Welt blasen. „Blase ich hier vergebens Wind in die Welt?“ (Köhler, 135, 18.) D. h. verwahre, rufe, rede u. s. w. ich ganz umsonst, ohne allen Erfolg? *414 Wind machen. – Dove, 637; Körte, 6861. Prahlen, sich gross machen. „Du machst an allen Orten Wind, Wind in einem fort; du bist der Mann von Worten, doch nicht der Mann von Wort.“ (Witzfunken, IIIb, 6.) – „Stille, Winde, hier! ein grösserer als ihr, der schlummert hier! Fürwahr er war weit mehr; denn was ihr seid, das machte er.“ (Witzfunken, Ib, 14.) Die Franzosen gebrauchen dafür die Redensart: Conter des fagots, die jedoch auch für „aufschneiden“ gebraucht wird, wie dafür, um zu sagen: alberne, abgeschmackte Märchen erzählen. (Lendroy, 1597.) *415 Wind pflügen. Ist z. B. das mühselige und fruchtlose Geschäft der Redner und Schriftsteller, welche über Verderbniss der Sitten eifern. *416 Wind und Wort verkauffen. – Eyering, II, 57. Mehr versprechen als man halten kann. Frz.: Il vend du vent. (Kritzinger, 707a.) *417 Wind verkaufen. Holl.: Hij verkoopt wind. (Harrebomée, II, 471b.) *418 Wind vör de Achterdör (auch: vör de Hofdör). – Schütze, I, 15. Verspottung eines Aufschneiders oder Windbeutels. *419 Wir sind der Winde gewohnt, wie der Stephansthurm. Der österreichische Ministerpräsident Graf Belcredi im Reichsrathe. (Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 439, S. 2505.) *420 Zwischen zwei Winden segeln. Wind (Adj.). * Es ist ihm wind und weh. – Tendlau, 632. Mir is wunn und weh. In Schwaben auch: wild und weh. Windbeutel. * Es ist ein Windbeutel. Dem Wortlaute nach hauptsächlich ein Mensch, der nur so thut, als ob er Geld im Beutel hätte. Die Redensarten: Ein windiger Mensch, ein windiger junger Herr, windige Landsleute sind nur Umschreibungen von Windbeutel. (S. Windsack.) (Sophiens Reise, 1, 235; 3, 643; 4, 547; 6, 165; 3, 148.) In Russland nennt man einen unbeständigen, wankelmüthigen Menschen možajer Wind. (Čelakovsky, 485.) Die alten Römer hatten, um einen Taugenichts zu bezeichnen, ein dem Sinne nach verwandtes, aber speciell römisches Schmähwort, vappa, der kahmige, umgeschlagene Wein. Horaz hat es zweimal in Verbindung mit nebulo. Lat.: Mendax atra phaxis. (Philippi, I, 146.) – Venti campus. (Philippi, II, 243.) Windbeuteln. * Er windbeutelt. „Eins windbeuteln.“ (Sophiens Reise, 1, 391; 2, 347; 3, 96.) Winde. Mag die Winde klettern, so hoch sie will, zum Hopfen wird sie nicht. In Abessynien heisst es: Wenn sich die Phasele auch höher streckte als der Mokkabaum, sie wird doch keine Kaffeebohnen tragen. Windeier. *1 Das wird (soll) ihm keine Windeier legen. Windeier sind unfruchtbare Eier, welche die Hühner u. s. w. bisweilen ohne vorhergegangene Befruchtung legen, und die, da sie die Erwartung, die man von ihnen hegt, täuschen, gleichsam Wind enthalten. Sprenger van Eijk (III, 18) erklärt die obige Redensart dahin: „Es wird ihm kein kleines Glück, keinen unbedeutenden Vortheil bringen.“ Holl.: Dat zal hem geene windeijeren leggen. (Harrebomée, II, 469b.) *2 Dat sünt Windeier. – Schütze, I, 296. Daraus kommt nichts. *3 Er wird es mit Windeiern bezahlen. Holl.: Hij zal met een windei betalen. (Harrebomée, II, 471b.) *4 Windeier ausbrüten. Lat.: Subventanea parit. (Philippi, II, 204.) *5 Windeier, nichts als Windeier legen. – Eiselein, 644. Lat.: Subventanea parere (ova). (Eiselein, 644.) Windel. 1 Man muss für Windeln sorgen, eh' das Kind geboren ist. – Altmann VI, 415. 2 Man sieht's an den Windeln, wenn das Kind geschissen hat. (Oberlausitz.) 3 Wenn der Windel zu viel ist, so ertruckt man das Kind. – Petri, II, 640. *4 Bei dem hoat aach die Windel nit gerauscht. – Tendlau, 244. Er ist arm geboren. Seine Windel war nicht von feiner, rauschender Leinwand. *5 Die Windeln sind ihm noch nicht vom Hintern gefallen. – Körte, 6861. *6 Er hat die Windeln noch am Bauche und will predigen. – Mayer, II, 6. *7 Er het die Windeln noch am Gesäss kleben. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 23. *8 Er ist kaum der Windel entschlüpft. Ist ein Grün-, Gelb- oder Klugschnabel. *9 Er trägt die Windeln noch um den Ars. – Eiselein, 644; Körte, 6881h. Holl.: Hij draagt den windel nog aan den buik, en hij wil preken. (Harrebomée, I, 472b.) *10 Lass ihn seine Windeln selber auswaschen. – Tendlau, 864. Windelweich. *1 Er wurde windelweich. – Klix, 122. *2 Oin windelweich schlage. (Ulm.) Winden. *1 Der windet sich wie ein Wurm. – Klix, 122. *2 Er windet sich, wie der Furz im Rohrstuhl. – Masson, 342. Um eine Lage zu bezeichnen, in der man keinen Ausweg weiss, finden sich a. a. O. noch folgende Redensarten: Er steckt zwischen Baum und Borke (Rinde), zwischen Hammer und Amboss, zwischen Thür und Angel; er steckt in der Brühe, in der Tinte, Patsche; er steckt in der Klemme, wie die Hühnchen im Werch;

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [132]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/144>, abgerufen am 25.04.2024.