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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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5 De Worst is mi to krumm, säd' de Voss; da satt de Katt met 'ner Worst oppem Bome.

6 De Wurst is doch to krumm, sä de Voss, do hung se hum to hoch. - Kern, 877.

7 Die nach fremden Würsten hinken, verlieren drob die eigenen Schinken.

Böhm.: Kdo stoje o cizi, prichozi o sve. (Haug.)

8 Die Wurst hat mehr als Einen Zipfel.

9 Die Wurst ist das sauberste Essen, sagte Jerms, sie ist oben und unten zu, da kann nichts hinein.

10 Die Wurst ist mein König. - Körte, 7040b; Bentzel-Sternau, IV, 195.

Jeder hält gern seine Wurst für die gute Sache, die er verfechtet. - Da es mir erst jetzt gelungen ist, von dem Inhalt der Sprichwörterspiele des Grafen Bentzel-Sternau Kenntniss zu nehmen, so haben bisher Verweisungen darauf bei den betreffenden Sprichwörtern nicht erfolgen können. Ich will dies hier im Zusammenhange nachholen. Das Werk besteht aus vier Bänden, in denen zusammen 25 Sprichwörter dramatisch behandelt sind. Die Sprichwörter sind fortlaufend gezählt. Band I enthält folgende: 1. Was ein Nessel werden will u. s. w. 2. Biedermann's Erbe liegt in allen Landen. 3. Offene Hand macht offene Hand. 4. Gott gibt nicht mehr Frost als Kleider. 5. Das Messer macht nicht den Koch. 6. Jung gewohnt, alt gethan. 7. Zeit bringt Rosen. Band II. 8. Mit grossen Herren ist nicht gut Kirschen essen. 9. Was Rechts leidet nichts Schlechts. 10. Wo kein Salz im Hause ist, da mangelt das beste Gewürz. 11. Narrenschiff fährt aller Ecken an. 12. Es ist keiner so stark, er findet einen Stärkern. 13. Wenn der Bauer aufs Pferd kommt, reitet er schärfer als der Edelmann. Band III: 14. Selig sind die Einfältigen. 15. Die Schwiele an der Hand hat mehr Ehr', als der Ring am Finger. 16. Lang Mundwerk, schlechter Gottesdienst. 17. Das Werk lobt den Meister. 18. Den Seinen gibt's der Himmel im Schlafe. Band IV: 19. Frisch gewagt, ist halb gewonnen. 20. Besser spät als gar nicht. 21. Gescheite Hündlein trägt der Wolf ins Holz. 22. Gleiche Brüder, gleiche Kappen. 23. Viele sind berufen, wenige auserwählt. 24. Die Wurst ist mein König. 25. Hinter dem Kreuze steckt der Teufel.

11 Die Wurst ist verschwiegen.

"Denkt der Wurstfälscher, der Unsagbares in die Wurst steckt und die fragwürdige Farbe mit Anilinroth auffrischt. Es würde weit weniger Wurst gegessen werden, wenn man wüsste, womit sie gefüllt ist. Denn es sind oft Dinge ganz anderer Art, als die, welche den Italiener zum Preise seiner Salami zu dem Ausruf veranlasste: >Es ist eine Speise für Götter, diese allein mögen wissen, was alles dazu gehört.<"

12 Diese Wurst ist wol noch gar nicht todt, sie blutet ja noch, sagte der berliner Reisende zur Wirthin im bairischen Gebirge.

13 Du bist eine geschickte Wurst, es ist schade, dass du nicht heissest Darm.

14 Ein gebratene Wurst hat zween Zipffel. - Historie von Dr. Joh. Fausten etc., Frankfurt a. M. 1587; Simrock, 11945b.

15 Eine verschrumpfte Wurst und eine verwelkte Blume gehören zusammen wie zwei Beine zur Hose.

16 Eine Wurst über den Zaun und eine Wurst herüber, erhält die Freundschaft.

Lat.: Amfora per sepem (persepe) data si redit equat amorem. (Reuterdahl, 36.)

Schwed.: Kanna offuer yardh oc annur i geen gör godhan winskap. (Reuterdahl, 36.)

17 Eine Wurst und ein Greis ernten Spott und geben Speis.

"Er im Rath und sie in der Atzung, das ist der Welt gemeine Satzung."

18 Einige Scheiben Wurst machen den Kohl nicht fett.

Nordfries.: Högh Ringhlar Istarbinjs magi a Kual egh feat. (Johansen, 68.)

19 Es heisst immer: Wurst wieder Wurst, und der Magd ein Trinkgeld. - Simrock, 11938.

20 Es ist nicht alles Wurst, wo man Wurst kauft. - Neuyorker Staatszeitung vom 17. November 1863.

21 Giff mui 'ne Wost, still' eck dui den Dost. (Lippe.) - Firmenich, I, 267.

Gib mir eine Wurst, so lösch' ich dir den Durst. (Mayer, I, 82.) Gefälligkeit und Gegendienst. - Die englischen Neger in Surinam drücken den Gedanken: Man solle für Gefälligkeiten keine Gegendienste erwarten, [Spaltenumbruch] durch das Sprichwort aus: Man muss nicht Tomtom stampfen, weil man Blaff (s. d.) von andern erwartet. (Wullschlägel.)

22 In eine Wurst kommt mancherlei Gewürze.

Dän.: Allehaande som qvinder kommer i pölse. (Prov. dan., 25.)

23 Ist die Wurst dem Hunde zu lang?

24 Keine Wurst, keine Weihe.

Bei der 1868 in einem kärntner Dorfe abgehaltenen "Fleischweihe", einem katholischen Gebrauch, weigerten sich die Pfarrkinder, den Segen ihres Pfarrers zu bezahlen. Dieser aber stritt, unterstützt durch seine treue Köchin, heldenmüthig für Kirche und Recht, stürmte einen Fleischkorb nach dem andern, nahm hier eine Wurst, dort eine Speckseite gefangen und zog damit in die Speisekammer des Pfarrhofs. Die tapfere Köchin aber rief den Besiegten zu: "Wir, die Religion, lassen uns nicht foppen. Keine Wurst, keine Weihe." (Vgl. Freiheit, II, Nr. 3, S. 23, Graz 10. Januar 1869.)

25 Könnte manche Wurst sprechen, es würde mancher Fleischer brummen.

26 Lange Würste, kurze Messen, ist das beste Pfaffenfressen. (Westf.)

27 Lehr' mich doch nicht die Wurst kennen, wenn sie mir vor der Nase hängt. (Ermland.) - Frischbier, II, 2971.

28 Legt man die Wurst auch in eine silberne Pfanne, es brät sich doch keine Kalbskeule daraus. - Altmann VI, 476.

29 Man findet wol eine Wurst, aber nicht auch eine Flasche Bier dazu. - Altmann VI, 487.

30 Man hängt die Wurst hier auch an die Wand, gerade wie bei uns zu Land. - Eiselein, 653; Simrock, 11944.

Frz.: C'est partout comme chez nous. (Eiselein, 653.)

Lat.: In nostra villa tingo suspenditur hilla. (Eiselein, 653.)

31 Man muss die Wurst braten, wie die Leute sie essen wollen.

32 Man muss die Wurst essen, so lange sie warm ist.

Dän.: Aed pölsen mens hun er varm. (Prov. dan., 7.)

Lat.: Dum calidum sentis farcinem mande bibentis. (Reuterdahl, 226.)

Schwed.: Man skal aeta korwin niaen han aer heether. (Reuterdahl, 226.)

33 Man muss (pflegt) die Wurst nach der Speckseite (zu) werfen. - Simrock, 11941.

Lat.: Est ubi profecto damnum praestet facere quam lucrum. (Plautus.) (Philippi, I, 138.) - Munera qui mittit, sperat majora remitti. (Binder I, 1042; II, 1948.)

34 Man muss nicht in die Wurst beissen, ehe man sie hat.

Dän.: Smacke ikke för du faaer, oc aed ei den der levendes gaaer. (Prov. dan., 513.)

35 Man muss sehen, für wen die Wurst gebraten wird. - Frischbier, 4132.

Besonders in Beziehung auf das rechte Maass bei Strafen.

36 Man schickt keinem würst, man weiss dann, dass er auch ein Saw werde schlachten. - Lehmann, 290, 47.

37 Me maut niene Wüörste im Rüenstalle saüken. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 80, 370.

Schwed.: Man söker intet korfven i hunde huset. (Grubb, 516.)

38 Mit einer Wurst hofft mancher eine Speckseite abzuwerffen. - Petri, II, 476.

It.: Si da spesso un ago, per aver un palo di ferro. (Biber.)

Lat.: Quisquis magna dedit, voluit sibi magna remitti. (Martial.) (Binder I, 1495; II, 2853; Philippi, II, 139; Seybold, 501.)

39 'N langen Wurst is wal to körten. - Bueren, 941.

40 Ooch e luthersche Wurscht kann in-na katholische Pfann' gebrate wäre. (Ermland.) - Frischbier, 4130.

Dies Sprichwort soll, wie der Einsender sagt, im Ermlande sehr gebräuchlich und verständlich sein. Welchen Sinn der Volksmund damit verbindet, war leider nicht bemerkt.

41 Pape is dote, nau is de Worscht 'egetten, seggte sine Fraue, als se vör ene noch wat betalen solle. (Quedlinburg.)

42 'S heest Wurst, wieder Wurst. - Robinson, 101.

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5 De Worst is mi to krumm, säd' de Voss; da satt de Katt met 'ner Worst oppem Bôme.

6 De Wurst is doch to krumm, sä de Voss, do hung se hum to hoch.Kern, 877.

7 Die nach fremden Würsten hinken, verlieren drob die eigenen Schinken.

Böhm.: Kdo stojé o cizi, přichózi o své. (Haug.)

8 Die Wurst hat mehr als Einen Zipfel.

9 Die Wurst ist das sauberste Essen, sagte Jerms, sie ist oben und unten zu, da kann nichts hinein.

10 Die Wurst ist mein König.Körte, 7040b; Bentzel-Sternau, IV, 195.

Jeder hält gern seine Wurst für die gute Sache, die er verfechtet. – Da es mir erst jetzt gelungen ist, von dem Inhalt der Sprichwörterspiele des Grafen Bentzel-Sternau Kenntniss zu nehmen, so haben bisher Verweisungen darauf bei den betreffenden Sprichwörtern nicht erfolgen können. Ich will dies hier im Zusammenhange nachholen. Das Werk besteht aus vier Bänden, in denen zusammen 25 Sprichwörter dramatisch behandelt sind. Die Sprichwörter sind fortlaufend gezählt. Band I enthält folgende: 1. Was ein Nessel werden will u. s. w. 2. Biedermann's Erbe liegt in allen Landen. 3. Offene Hand macht offene Hand. 4. Gott gibt nicht mehr Frost als Kleider. 5. Das Messer macht nicht den Koch. 6. Jung gewohnt, alt gethan. 7. Zeit bringt Rosen. Band II. 8. Mit grossen Herren ist nicht gut Kirschen essen. 9. Was Rechts leidet nichts Schlechts. 10. Wo kein Salz im Hause ist, da mangelt das beste Gewürz. 11. Narrenschiff fährt aller Ecken an. 12. Es ist keiner so stark, er findet einen Stärkern. 13. Wenn der Bauer aufs Pferd kommt, reitet er schärfer als der Edelmann. Band III: 14. Selig sind die Einfältigen. 15. Die Schwiele an der Hand hat mehr Ehr', als der Ring am Finger. 16. Lang Mundwerk, schlechter Gottesdienst. 17. Das Werk lobt den Meister. 18. Den Seinen gibt's der Himmel im Schlafe. Band IV: 19. Frisch gewagt, ist halb gewonnen. 20. Besser spät als gar nicht. 21. Gescheite Hündlein trägt der Wolf ins Holz. 22. Gleiche Brüder, gleiche Kappen. 23. Viele sind berufen, wenige auserwählt. 24. Die Wurst ist mein König. 25. Hinter dem Kreuze steckt der Teufel.

11 Die Wurst ist verschwiegen.

„Denkt der Wurstfälscher, der Unsagbares in die Wurst steckt und die fragwürdige Farbe mit Anilinroth auffrischt. Es würde weit weniger Wurst gegessen werden, wenn man wüsste, womit sie gefüllt ist. Denn es sind oft Dinge ganz anderer Art, als die, welche den Italiener zum Preise seiner Salami zu dem Ausruf veranlasste: ›Es ist eine Speise für Götter, diese allein mögen wissen, was alles dazu gehört.‹“

12 Diese Wurst ist wol noch gar nicht todt, sie blutet ja noch, sagte der berliner Reisende zur Wirthin im bairischen Gebirge.

13 Du bist eine geschickte Wurst, es ist schade, dass du nicht heissest Darm.

14 Ein gebratene Wurst hat zween Zipffel.Historie von Dr. Joh. Fausten etc., Frankfurt a. M. 1587; Simrock, 11945b.

15 Eine verschrumpfte Wurst und eine verwelkte Blume gehören zusammen wie zwei Beine zur Hose.

16 Eine Wurst über den Zaun und eine Wurst herüber, erhält die Freundschaft.

Lat.: Amfora per sepem (persepe) data si redit equat amorem. (Reuterdahl, 36.)

Schwed.: Kanna offuer yardh oc annur i geen gör godhan winskap. (Reuterdahl, 36.)

17 Eine Wurst und ein Greis ernten Spott und geben Speis.

„Er im Rath und sie in der Atzung, das ist der Welt gemeine Satzung.“

18 Einige Scheiben Wurst machen den Kohl nicht fett.

Nordfries.: Högh Ringhlar Istarbinjs mâgi a Kual egh feat. (Johansen, 68.)

19 Es heisst immer: Wurst wieder Wurst, und der Magd ein Trinkgeld.Simrock, 11938.

20 Es ist nicht alles Wurst, wo man Wurst kauft.Neuyorker Staatszeitung vom 17. November 1863.

21 Giff mui 'ne Wost, still' eck dui den Dost. (Lippe.) – Firmenich, I, 267.

Gib mir eine Wurst, so lösch' ich dir den Durst. (Mayer, I, 82.) Gefälligkeit und Gegendienst. – Die englischen Neger in Surinam drücken den Gedanken: Man solle für Gefälligkeiten keine Gegendienste erwarten, [Spaltenumbruch] durch das Sprichwort aus: Man muss nicht Tomtom stampfen, weil man Blaff (s. d.) von andern erwartet. (Wullschlägel.)

22 In eine Wurst kommt mancherlei Gewürze.

Dän.: Allehaande som qvinder kommer i pölse. (Prov. dan., 25.)

23 Ist die Wurst dem Hunde zu lang?

24 Keine Wurst, keine Weihe.

Bei der 1868 in einem kärntner Dorfe abgehaltenen „Fleischweihe“, einem katholischen Gebrauch, weigerten sich die Pfarrkinder, den Segen ihres Pfarrers zu bezahlen. Dieser aber stritt, unterstützt durch seine treue Köchin, heldenmüthig für Kirche und Recht, stürmte einen Fleischkorb nach dem andern, nahm hier eine Wurst, dort eine Speckseite gefangen und zog damit in die Speisekammer des Pfarrhofs. Die tapfere Köchin aber rief den Besiegten zu: „Wir, die Religion, lassen uns nicht foppen. Keine Wurst, keine Weihe.“ (Vgl. Freiheit, II, Nr. 3, S. 23, Graz 10. Januar 1869.)

25 Könnte manche Wurst sprechen, es würde mancher Fleischer brummen.

26 Lange Würste, kurze Messen, ist das beste Pfaffenfressen. (Westf.)

27 Lehr' mich doch nicht die Wurst kennen, wenn sie mir vor der Nase hängt. (Ermland.) – Frischbier, II, 2971.

28 Legt man die Wurst auch in eine silberne Pfanne, es brät sich doch keine Kalbskeule daraus.Altmann VI, 476.

29 Man findet wol eine Wurst, aber nicht auch eine Flasche Bier dazu.Altmann VI, 487.

30 Man hängt die Wurst hier auch an die Wand, gerade wie bei uns zu Land.Eiselein, 653; Simrock, 11944.

Frz.: C'est partout comme chez nous. (Eiselein, 653.)

Lat.: In nostra villa tingo suspenditur hilla. (Eiselein, 653.)

31 Man muss die Wurst braten, wie die Leute sie essen wollen.

32 Man muss die Wurst essen, so lange sie warm ist.

Dän.: Aed pølsen mens hun er varm. (Prov. dan., 7.)

Lat.: Dum calidum sentis farcinem mande bibentis. (Reuterdahl, 226.)

Schwed.: Man skal aeta korwin niaen han ær heether. (Reuterdahl, 226.)

33 Man muss (pflegt) die Wurst nach der Speckseite (zu) werfen.Simrock, 11941.

Lat.: Est ubi profecto damnum praestet facere quam lucrum. (Plautus.) (Philippi, I, 138.) – Munera qui mittit, sperat majora remitti. (Binder I, 1042; II, 1948.)

34 Man muss nicht in die Wurst beissen, ehe man sie hat.

Dän.: Smacke ikke för du faaer, oc aed ei den der levendes gaaer. (Prov. dan., 513.)

35 Man muss sehen, für wen die Wurst gebraten wird.Frischbier, 4132.

Besonders in Beziehung auf das rechte Maass bei Strafen.

36 Man schickt keinem würst, man weiss dann, dass er auch ein Saw werde schlachten.Lehmann, 290, 47.

37 Me maut niene Wüörste im Rüenstalle saüken. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 80, 370.

Schwed.: Man söker intet korfven i hunde huset. (Grubb, 516.)

38 Mit einer Wurst hofft mancher eine Speckseite abzuwerffen.Petri, II, 476.

It.: Si dà spesso un ago, per aver un palo di ferro. (Biber.)

Lat.: Quisquis magna dedit, voluit sibi magna remitti. (Martial.) (Binder I, 1495; II, 2853; Philippi, II, 139; Seybold, 501.)

39 'N langen Wurst is wal to körten.Bueren, 941.

40 Ooch e luthersche Wurscht kann in-na katholische Pfann' gebrate wäre. (Ermland.) – Frischbier, 4130.

Dies Sprichwort soll, wie der Einsender sagt, im Ermlande sehr gebräuchlich und verständlich sein. Welchen Sinn der Volksmund damit verbindet, war leider nicht bemerkt.

41 Pâpe is dôte, nû is de Worscht 'egetten, seggte sine Frûë, als se vör êne noch wât betâlen solle. (Quedlinburg.)

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[[234]/0246] 5 De Worst is mi to krumm, säd' de Voss; da satt de Katt met 'ner Worst oppem Bôme. 6 De Wurst is doch to krumm, sä de Voss, do hung se hum to hoch. – Kern, 877. 7 Die nach fremden Würsten hinken, verlieren drob die eigenen Schinken. Böhm.: Kdo stojé o cizi, přichózi o své. (Haug.) 8 Die Wurst hat mehr als Einen Zipfel. 9 Die Wurst ist das sauberste Essen, sagte Jerms, sie ist oben und unten zu, da kann nichts hinein. 10 Die Wurst ist mein König. – Körte, 7040b; Bentzel-Sternau, IV, 195. Jeder hält gern seine Wurst für die gute Sache, die er verfechtet. – Da es mir erst jetzt gelungen ist, von dem Inhalt der Sprichwörterspiele des Grafen Bentzel-Sternau Kenntniss zu nehmen, so haben bisher Verweisungen darauf bei den betreffenden Sprichwörtern nicht erfolgen können. Ich will dies hier im Zusammenhange nachholen. Das Werk besteht aus vier Bänden, in denen zusammen 25 Sprichwörter dramatisch behandelt sind. Die Sprichwörter sind fortlaufend gezählt. Band I enthält folgende: 1. Was ein Nessel werden will u. s. w. 2. Biedermann's Erbe liegt in allen Landen. 3. Offene Hand macht offene Hand. 4. Gott gibt nicht mehr Frost als Kleider. 5. Das Messer macht nicht den Koch. 6. Jung gewohnt, alt gethan. 7. Zeit bringt Rosen. Band II. 8. Mit grossen Herren ist nicht gut Kirschen essen. 9. Was Rechts leidet nichts Schlechts. 10. Wo kein Salz im Hause ist, da mangelt das beste Gewürz. 11. Narrenschiff fährt aller Ecken an. 12. Es ist keiner so stark, er findet einen Stärkern. 13. Wenn der Bauer aufs Pferd kommt, reitet er schärfer als der Edelmann. Band III: 14. Selig sind die Einfältigen. 15. Die Schwiele an der Hand hat mehr Ehr', als der Ring am Finger. 16. Lang Mundwerk, schlechter Gottesdienst. 17. Das Werk lobt den Meister. 18. Den Seinen gibt's der Himmel im Schlafe. Band IV: 19. Frisch gewagt, ist halb gewonnen. 20. Besser spät als gar nicht. 21. Gescheite Hündlein trägt der Wolf ins Holz. 22. Gleiche Brüder, gleiche Kappen. 23. Viele sind berufen, wenige auserwählt. 24. Die Wurst ist mein König. 25. Hinter dem Kreuze steckt der Teufel. 11 Die Wurst ist verschwiegen. „Denkt der Wurstfälscher, der Unsagbares in die Wurst steckt und die fragwürdige Farbe mit Anilinroth auffrischt. Es würde weit weniger Wurst gegessen werden, wenn man wüsste, womit sie gefüllt ist. Denn es sind oft Dinge ganz anderer Art, als die, welche den Italiener zum Preise seiner Salami zu dem Ausruf veranlasste: ›Es ist eine Speise für Götter, diese allein mögen wissen, was alles dazu gehört.‹“ 12 Diese Wurst ist wol noch gar nicht todt, sie blutet ja noch, sagte der berliner Reisende zur Wirthin im bairischen Gebirge. 13 Du bist eine geschickte Wurst, es ist schade, dass du nicht heissest Darm. 14 Ein gebratene Wurst hat zween Zipffel. – Historie von Dr. Joh. Fausten etc., Frankfurt a. M. 1587; Simrock, 11945b. 15 Eine verschrumpfte Wurst und eine verwelkte Blume gehören zusammen wie zwei Beine zur Hose. 16 Eine Wurst über den Zaun und eine Wurst herüber, erhält die Freundschaft. Lat.: Amfora per sepem (persepe) data si redit equat amorem. (Reuterdahl, 36.) Schwed.: Kanna offuer yardh oc annur i geen gör godhan winskap. (Reuterdahl, 36.) 17 Eine Wurst und ein Greis ernten Spott und geben Speis. „Er im Rath und sie in der Atzung, das ist der Welt gemeine Satzung.“ 18 Einige Scheiben Wurst machen den Kohl nicht fett. Nordfries.: Högh Ringhlar Istarbinjs mâgi a Kual egh feat. (Johansen, 68.) 19 Es heisst immer: Wurst wieder Wurst, und der Magd ein Trinkgeld. – Simrock, 11938. 20 Es ist nicht alles Wurst, wo man Wurst kauft. – Neuyorker Staatszeitung vom 17. November 1863. 21 Giff mui 'ne Wost, still' eck dui den Dost. (Lippe.) – Firmenich, I, 267. Gib mir eine Wurst, so lösch' ich dir den Durst. (Mayer, I, 82.) Gefälligkeit und Gegendienst. – Die englischen Neger in Surinam drücken den Gedanken: Man solle für Gefälligkeiten keine Gegendienste erwarten, durch das Sprichwort aus: Man muss nicht Tomtom stampfen, weil man Blaff (s. d.) von andern erwartet. (Wullschlägel.) 22 In eine Wurst kommt mancherlei Gewürze. Dän.: Allehaande som qvinder kommer i pölse. (Prov. dan., 25.) 23 Ist die Wurst dem Hunde zu lang? 24 Keine Wurst, keine Weihe. Bei der 1868 in einem kärntner Dorfe abgehaltenen „Fleischweihe“, einem katholischen Gebrauch, weigerten sich die Pfarrkinder, den Segen ihres Pfarrers zu bezahlen. Dieser aber stritt, unterstützt durch seine treue Köchin, heldenmüthig für Kirche und Recht, stürmte einen Fleischkorb nach dem andern, nahm hier eine Wurst, dort eine Speckseite gefangen und zog damit in die Speisekammer des Pfarrhofs. Die tapfere Köchin aber rief den Besiegten zu: „Wir, die Religion, lassen uns nicht foppen. Keine Wurst, keine Weihe.“ (Vgl. Freiheit, II, Nr. 3, S. 23, Graz 10. Januar 1869.) 25 Könnte manche Wurst sprechen, es würde mancher Fleischer brummen. 26 Lange Würste, kurze Messen, ist das beste Pfaffenfressen. (Westf.) 27 Lehr' mich doch nicht die Wurst kennen, wenn sie mir vor der Nase hängt. (Ermland.) – Frischbier, II, 2971. 28 Legt man die Wurst auch in eine silberne Pfanne, es brät sich doch keine Kalbskeule daraus. – Altmann VI, 476. 29 Man findet wol eine Wurst, aber nicht auch eine Flasche Bier dazu. – Altmann VI, 487. 30 Man hängt die Wurst hier auch an die Wand, gerade wie bei uns zu Land. – Eiselein, 653; Simrock, 11944. Frz.: C'est partout comme chez nous. (Eiselein, 653.) Lat.: In nostra villa tingo suspenditur hilla. (Eiselein, 653.) 31 Man muss die Wurst braten, wie die Leute sie essen wollen. 32 Man muss die Wurst essen, so lange sie warm ist. Dän.: Aed pølsen mens hun er varm. (Prov. dan., 7.) Lat.: Dum calidum sentis farcinem mande bibentis. (Reuterdahl, 226.) Schwed.: Man skal aeta korwin niaen han ær heether. (Reuterdahl, 226.) 33 Man muss (pflegt) die Wurst nach der Speckseite (zu) werfen. – Simrock, 11941. Lat.: Est ubi profecto damnum praestet facere quam lucrum. (Plautus.) (Philippi, I, 138.) – Munera qui mittit, sperat majora remitti. (Binder I, 1042; II, 1948.) 34 Man muss nicht in die Wurst beissen, ehe man sie hat. Dän.: Smacke ikke för du faaer, oc aed ei den der levendes gaaer. (Prov. dan., 513.) 35 Man muss sehen, für wen die Wurst gebraten wird. – Frischbier, 4132. Besonders in Beziehung auf das rechte Maass bei Strafen. 36 Man schickt keinem würst, man weiss dann, dass er auch ein Saw werde schlachten. – Lehmann, 290, 47. 37 Me maut niene Wüörste im Rüenstalle saüken. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 80, 370. Schwed.: Man söker intet korfven i hunde huset. (Grubb, 516.) 38 Mit einer Wurst hofft mancher eine Speckseite abzuwerffen. – Petri, II, 476. It.: Si dà spesso un ago, per aver un palo di ferro. (Biber.) Lat.: Quisquis magna dedit, voluit sibi magna remitti. (Martial.) (Binder I, 1495; II, 2853; Philippi, II, 139; Seybold, 501.) 39 'N langen Wurst is wal to körten. – Bueren, 941. 40 Ooch e luthersche Wurscht kann in-na katholische Pfann' gebrate wäre. (Ermland.) – Frischbier, 4130. Dies Sprichwort soll, wie der Einsender sagt, im Ermlande sehr gebräuchlich und verständlich sein. Welchen Sinn der Volksmund damit verbindet, war leider nicht bemerkt. 41 Pâpe is dôte, nû is de Worscht 'egetten, seggte sine Frûë, als se vör êne noch wât betâlen solle. (Quedlinburg.) 42 'S heest Wurst, wieder Wurst. – Robinson, 101.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [234]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/246>, abgerufen am 29.03.2024.