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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] beigebracht; oder allgemein von denen, die selbst von den nachtheiligen Folgen ihrer bösen Absicht getroffen werden.

*285 Er hat zwei Zungen im Munde.

Er spricht kalt und warm, weiss und schwarz, wie man es wünscht, oder wie es ihm Vortheil bringt.

Dän.: Som beder og bander, lover og laster med en mund. - Som blaeser heedt og koldt af en mund. - Som har to tanger i een mund. (Prov. dan., 420.)

*286 Er hätte sich eher in die Zunge gebissen.

Als z. B. das oder jenes gethan.

*287 Er lässt das Hinterste seiner Zunge niemand sehen.

Holl.: Hij laat niemand het achterste van zijne tong zien. (Harrebomee, II, 338b.)

*288 Es liegt (schwebt) mir auf der Zunge. - Lohrengel, I, II, 275.

Wenn man sich nicht gleich auf ein Wort, einen Namen besinnen kann.

Böhm.: Mam to na jazyku. - Ka jazyku se mi to plete. - Sedelo mi to na konci jazyku. (Celakovsky, 519.)

Engl.: To have a thing at one's tongue's end, or at the tip of one's tongue. (Bohn II, 180.)

Holl.: Het ligt mij (of: Ik heb het) op de tong. (Harrebomee, II, 338b.)

It.: Avere su la pianta della lingua. - Come le ritorna tende. (Bohn II, 180.)

Kroat.: Na jeziku mi se verti. (Celakovsky, 519.)

Lat.: Haeret mihi summis labiis. (Philippi, I, 173; Sutor, 904.) - Inter labra et dentes mihi latet. (Chaos, 1055.) - Versabatur mihi in labris primoribus. (Philippi, II, 246.)

*289 Er mag seine Zunge auf die Schleifmühle geben. - Parömiakon, 2592.

Von Verleumdern.

*290 Er netzt die Zunge lieber, als ein Katz die Topen (Pfoten). - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 157.

*291 Er nimmt auf die Zunge, was ein anderer nicht gern auf die Schaufel (Schippe) nimmt.

Böhm.: Bere na jazyk, ceho stydnona lopatu vziti. (Celakovsky, 566.)

*292 Er spricht in fremden Zungen.

Ist berauscht.

*293 Es ist eine böse Zunge.

Eine Lästerzunge, die keinen Menschen verschont.

Frz.: C'est une mechante langue; oder: une langue de serpent. (Kritzinger, 411a.)

*294 Es schwebt mir auf der Zunge, aber ich kann's nicht von mir geben. - Frischbier, 4187.

In Litauen: Es ist mir immer auf dem Herzen, aber es kommt nicht aufs rechte Fleck. (Schleicher, 164.) Auch: Es dreht sich auf der Seele. (Schleicher, 178.)

*295 Etwas auf der Zunge haben.

Sich nicht gleich darauf besinnen können.

Frz.: Avoir une chose sur le bout de la langue. (Kritzinger, 410b.)

*296 Hei spuckt (speit) äwer de Tung, wie Radmakersch Farkel. (Wehlau.) - Frischbier, II, 3017.

*297 Hi thear egh amer a Tong klapt wees. (Nordfr.) - Lappenkorb; Firmenich, III, 4, 33; Johansen, 72; für Amrum: Haupt, VIII, 357, 104.

Er braucht nicht unter der Zunge geschnitten zu werden. Von denen, die eine sehr geläufige Zunge haben. Auf den friesischen Inseln pflegte man früher den neugeborenen Kindern die Zunge zu lösen, damit sie leicht sprechen sollten.

*298 I lass ma ehnda die Zunga aussaschneiden, als dass i a nur a Sterbenswort sagen that. (Niederösterr.)

*299 Ich möchte ihn nicht mit der Zunge angreifen. - Eiselein, 660.

Lat.: Non incessam lingua. - Si potes extingue vitiosa crimina lingua. (Eiselein, 660.)

*300 Ihre Zunge geht wie ein Entenarsch.

Holl.: Hare tong gaat als een blad van den populierboom. (Harrebomee, II, 338a.)

*301 Ihre Zunge ist zu lang.

Holl.: Hare tong is te lang. - Het is eene lang tong. (Harrebomee, II, 338b.)

*302 Jedermann auff der Zungen sitzen. - Mathesy, 166a.

*303 Jemand über die Zunge springen lassen.

Ihn durchhecheln, verleumden, ihm vorsätzlich Böses nachreden.

*304 Man muss ihm die Zunge lupfen. (Nürtingen.)

Das Zungenband lösen, ihn zum Sprechen veranlassen.


[Spaltenumbruch]

*305 Man muss ihm die Zunge schaben. (Würtemb.) - Klein, II, 103.

Zu Kindern oder Leuten, die nur das Beste essen wollen.

*306 Me muess em d' Zunge schabe mit dem Stuelbei. - Sutermeister, 106.

*307 Mit der Zunge beleckt er, mit den Zähnen will er beissen.

*308 Mit doppelter Zunge reden.

Nicht bei einer Rede bleiben, eine Sache auf verschiedene Art erzählen.

Holl.: Hij heeft eene dubbele tong (of: twee tongen) in den mond. - Hij is tweetongig. - Hij spreekt met twee tongen. (Harrebomee, II, 338b.)

*309 Mit ungehöfelter Zunge reden. - Luther's Tischr., 450b.

Grob reden.

*310 Mit Zungen reden.

D. h. in andern, unverständlichen Sprachen. Die Redensart hat ihre Quelle in Apostelgesch. 2, 4 u. 11.

*311 Mit zwayen zungen reden. - Agricola, II, 113.

Seine Aussage über etwas nach Umständen einrichten.

Böhm.: Dva jazyky v hebe nosi. (Celakovsky, 537.)

*312 'S kault m'r of d'r Zonge rem. - Peter, 454.

*313 Se hot en Zeang wä e Schwiert. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 361, 69.

Sie hat eine Zunge wie ein Schwert, d. i. ein loses Maul.

*314 Seine Zunge ist allzeit von Glattau, aber die Werke sind von Laufen. - Parömiakon, 3048.

*315 Seine Zunge ist an ein golden Seil gelegt. - Eiselein, 661; Sailer, 299; Körte, 7173b.

Von einem bestochenen Richter, Rechtsanwalt u. s. w.

*316 Seine Zunge ist ein Schermesser (Schwert).

Holl.: Een tong als een scheermes. (Laurillard, 86.)

*317 Seine Zunge ist gelähmt (gebunden).

Holl.: Zijne tong is hem gebunden. (Harrebomee, II, 339a.)

Lat.: Bos in lingua. (Binder II, 370; Germberg, IV, 5; Erasm., 644.)

*318 Seine Zunge ist nicht so schlimm wie seine Fäuste.

Poln.: Reka rozumu niema. (Celakovsky, 73.)

*319 Seine Zunge läuft mit dem Verstande davon.

Engl.: Your tongue runs before your wit. (Bohn II, 130.)

*320 Seiner Zunge ist feuchtes Wetter lieber als grosse Dürre. - Parömiakon, 1138.

Schwed.: Tungen leker pa taudesar. (Grubb, 824.)

*321 Si ziacht (zieht) 'n di Zunga. (Franken.) - Frommann, VI, 327, 436.

Sie lockt es heraus, bringt ihn zu scharfen Auslassungen über einen Abwesenden.

*322 Sich in die (eigene) Zunge beissen.

Wenn jemand etwas Schlechtes erwähnt oder voraussagt, so heisst es jüdisch-deutsch in Warschau: Gieb dir a Biss in der Züng.

Frz.: Mordre sa langue est mal penser.

Holl.: Hij bijt op zijne eigene tong. (Harrebomee, II, 338b.)

Lat.: Linguam vel labia mordere. (Bovill, II, 120.)

*323 Sie führt eine gute Zunge.

Holl.: Zij heeft eene goede tong in den mond. (Harrebomee, II, 339a.)

*324 Sie hat eine lose Zunge. - Frischbier, II, 3016. (Vgl. Maul 349. ) (Frischbier, II, 1889. )

So viel wie brechen.

*325 Ueber die Zunge spucken (auch: kacken). - Frischbier, I, 4188 u. II, 3015.

In dem Sinne von: Brechen.

*326 Ueber die Zunge stolpern. (Ulm.)

*327 Zieh mich nit bei der Züng. (Warschau.)

Zwinge mich nicht, etwas zu sagen, was dir widerwärtig sein, ja schaden könnte; gib mir durch dein Verhalten keine Veranlassung dazu.

*328 Zwiefache Zunge tragen.

"Dass er im mund nicht zwifach zungen tragen, die ja vnd nein zugleich sagen." (Waldis, II, 11, 67.)

Mhd.: Zwo zungen stant unebene in einem munde. (Walther.) (Wackernagel, 39, 21.)

*329 Zwo Zungen in Einem Halse tragen.


Zungenband.

* Dem braucht man das Zungenband nicht zu lösen.

Holl.: Men behoeft hem van den tongriem niet te snijden. (Harrebomee, II, 339a.)


Zungendrescher.

1 Der Zungendrescher hat keine Bank (kein Sitzfleisch). (Surinam.)

Klatscherei geht wie ein Lauffeuer.

[Spaltenumbruch] beigebracht; oder allgemein von denen, die selbst von den nachtheiligen Folgen ihrer bösen Absicht getroffen werden.

*285 Er hat zwei Zungen im Munde.

Er spricht kalt und warm, weiss und schwarz, wie man es wünscht, oder wie es ihm Vortheil bringt.

Dän.: Som beder og bander, lover og laster med en mund. – Som blaeser heedt og koldt af en mund. – Som har to tanger i een mund. (Prov. dan., 420.)

*286 Er hätte sich eher in die Zunge gebissen.

Als z. B. das oder jenes gethan.

*287 Er lässt das Hinterste seiner Zunge niemand sehen.

Holl.: Hij laat niemand het achterste van zijne tong zien. (Harrebomée, II, 338b.)

*288 Es liegt (schwebt) mir auf der Zunge.Lohrengel, I, II, 275.

Wenn man sich nicht gleich auf ein Wort, einen Namen besinnen kann.

Böhm.: Mám to na jazyku. – Ka jazyku se mi to plete. – Sedĕlo mi to na konči jazyku. (Čelakovsky, 519.)

Engl.: To have a thing at one's tongue's end, or at the tip of one's tongue. (Bohn II, 180.)

Holl.: Het ligt mij (of: Ik heb het) op de tong. (Harrebomée, II, 338b.)

It.: Avere su la pianta della lingua. – Come le ritorna tende. (Bohn II, 180.)

Kroat.: Na jeziku mi se verti. (Čelakovsky, 519.)

Lat.: Haeret mihi summis labiis. (Philippi, I, 173; Sutor, 904.) – Inter labra et dentes mihi latet. (Chaos, 1055.) – Versabatur mihi in labris primoribus. (Philippi, II, 246.)

*289 Er mag seine Zunge auf die Schleifmühle geben.Parömiakon, 2592.

Von Verleumdern.

*290 Er netzt die Zunge lieber, als ein Katz die Topen (Pfoten).Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 157.

*291 Er nimmt auf die Zunge, was ein anderer nicht gern auf die Schaufel (Schippe) nimmt.

Böhm.: Beře na jazyk, čeho stydnona lopatu vziti. (Čelakovsky, 566.)

*292 Er spricht in fremden Zungen.

Ist berauscht.

*293 Es ist eine böse Zunge.

Eine Lästerzunge, die keinen Menschen verschont.

Frz.: C'est une méchante langue; oder: une langue de serpent. (Kritzinger, 411a.)

*294 Es schwebt mir auf der Zunge, aber ich kann's nicht von mir geben.Frischbier, 4187.

In Litauen: Es ist mir immer auf dem Herzen, aber es kommt nicht aufs rechte Fleck. (Schleicher, 164.) Auch: Es dreht sich auf der Seele. (Schleicher, 178.)

*295 Etwas auf der Zunge haben.

Sich nicht gleich darauf besinnen können.

Frz.: Avoir une chose sur le bout de la langue. (Kritzinger, 410b.)

*296 Hei spuckt (spît) äwer de Tung, wie Râdmâkersch Fârkel. (Wehlau.) – Frischbier, II, 3017.

*297 Hi thear egh amer a Tong klapt wees. (Nordfr.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 4, 33; Johansen, 72; für Amrum: Haupt, VIII, 357, 104.

Er braucht nicht unter der Zunge geschnitten zu werden. Von denen, die eine sehr geläufige Zunge haben. Auf den friesischen Inseln pflegte man früher den neugeborenen Kindern die Zunge zu lösen, damit sie leicht sprechen sollten.

*298 I lâss ma ehnda die Zunga aussaschneiden, als dass i a nur a Sterbenswort sâgen that. (Niederösterr.)

*299 Ich möchte ihn nicht mit der Zunge angreifen.Eiselein, 660.

Lat.: Non incessam lingua. – Si potes extingue vitiosa crimina lingua. (Eiselein, 660.)

*300 Ihre Zunge geht wie ein Entenarsch.

Holl.: Hare tong gaat als een blad van den populierboom. (Harrebomée, II, 338a.)

*301 Ihre Zunge ist zu lang.

Holl.: Hare tong is te lang. – Het is eene lang tong. (Harrebomée, II, 338b.)

*302 Jedermann auff der Zungen sitzen.Mathesy, 166a.

*303 Jemand über die Zunge springen lassen.

Ihn durchhecheln, verleumden, ihm vorsätzlich Böses nachreden.

*304 Man muss ihm die Zunge lupfen. (Nürtingen.)

Das Zungenband lösen, ihn zum Sprechen veranlassen.


[Spaltenumbruch]

*305 Man muss ihm die Zunge schaben. (Würtemb.) – Klein, II, 103.

Zu Kindern oder Leuten, die nur das Beste essen wollen.

*306 Me muess em d' Zunge schabe mit dem Stuelbei.Sutermeister, 106.

*307 Mit der Zunge beleckt er, mit den Zähnen will er beissen.

*308 Mit doppelter Zunge reden.

Nicht bei einer Rede bleiben, eine Sache auf verschiedene Art erzählen.

Holl.: Hij heeft eene dubbele tong (of: twee tongen) in den mond. – Hij is tweetongig. – Hij spreekt met twee tongen. (Harrebomée, II, 338b.)

*309 Mit ungehöfelter Zunge reden.Luther's Tischr., 450b.

Grob reden.

*310 Mit Zungen reden.

D. h. in andern, unverständlichen Sprachen. Die Redensart hat ihre Quelle in Apostelgesch. 2, 4 u. 11.

*311 Mit zwayen zungen reden.Agricola, II, 113.

Seine Aussage über etwas nach Umständen einrichten.

Böhm.: Dva jazyky v hebĕ nosi. (Čelakovsky, 537.)

*312 'S kault m'r of d'r Zonge rem.Peter, 454.

*313 Se hôt en Zeang wä e Schwiert. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 361, 69.

Sie hat eine Zunge wie ein Schwert, d. i. ein loses Maul.

*314 Seine Zunge ist allzeit von Glattau, aber die Werke sind von Laufen.Parömiakon, 3048.

*315 Seine Zunge ist an ein golden Seil gelegt.Eiselein, 661; Sailer, 299; Körte, 7173b.

Von einem bestochenen Richter, Rechtsanwalt u. s. w.

*316 Seine Zunge ist ein Schermesser (Schwert).

Holl.: Een tong als een scheermes. (Laurillard, 86.)

*317 Seine Zunge ist gelähmt (gebunden).

Holl.: Zijne tong is hem gebunden. (Harrebomée, II, 339a.)

Lat.: Bos in lingua. (Binder II, 370; Germberg, IV, 5; Erasm., 644.)

*318 Seine Zunge ist nicht so schlimm wie seine Fäuste.

Poln.: Ręka rozumu niema. (Čelakovsky, 73.)

*319 Seine Zunge läuft mit dem Verstande davon.

Engl.: Your tongue runs before your wit. (Bohn II, 130.)

*320 Seiner Zunge ist feuchtes Wetter lieber als grosse Dürre.Parömiakon, 1138.

Schwed.: Tungen leker på taudesår. (Grubb, 824.)

*321 Si ziacht (zieht) 'n di Zunga. (Franken.) – Frommann, VI, 327, 436.

Sie lockt es heraus, bringt ihn zu scharfen Auslassungen über einen Abwesenden.

*322 Sich in die (eigene) Zunge beissen.

Wenn jemand etwas Schlechtes erwähnt oder voraussagt, so heisst es jüdisch-deutsch in Warschau: Gieb dir a Biss in der Züng.

Frz.: Mordre sa langue est mal penser.

Holl.: Hij bijt op zijne eigene tong. (Harrebomée, II, 338b.)

Lat.: Linguam vel labia mordere. (Bovill, II, 120.)

*323 Sie führt eine gute Zunge.

Holl.: Zij heeft eene goede tong in den mond. (Harrebomée, II, 339a.)

*324 Sie hat eine lose Zunge.Frischbier, II, 3016. (Vgl. Maul 349. ) (Frischbier, II, 1889. )

So viel wie brechen.

*325 Ueber die Zunge spucken (auch: kacken).Frischbier, I, 4188 u. II, 3015.

In dem Sinne von: Brechen.

*326 Ueber die Zunge stolpern. (Ulm.)

*327 Zieh mich nit bei der Züng. (Warschau.)

Zwinge mich nicht, etwas zu sagen, was dir widerwärtig sein, ja schaden könnte; gib mir durch dein Verhalten keine Veranlassung dazu.

*328 Zwiefache Zunge tragen.

„Dass er im mund nicht zwifach zungen tragen, die ja vnd nein zugleich sagen.“ (Waldis, II, 11, 67.)

Mhd.: Zwo zungen stânt unebene in einem munde. (Walther.) (Wackernagel, 39, 21.)

*329 Zwo Zungen in Einem Halse tragen.


Zungenband.

* Dem braucht man das Zungenband nicht zu lösen.

Holl.: Men behoeft hem van den tongriem niet te snijden. (Harrebomée, II, 339a.)


Zungendrescher.

1 Der Zungendrescher hat keine Bank (kein Sitzfleisch). (Surinam.)

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[[322]/0334] beigebracht; oder allgemein von denen, die selbst von den nachtheiligen Folgen ihrer bösen Absicht getroffen werden. *285 Er hat zwei Zungen im Munde. Er spricht kalt und warm, weiss und schwarz, wie man es wünscht, oder wie es ihm Vortheil bringt. Dän.: Som beder og bander, lover og laster med en mund. – Som blaeser heedt og koldt af en mund. – Som har to tanger i een mund. (Prov. dan., 420.) *286 Er hätte sich eher in die Zunge gebissen. Als z. B. das oder jenes gethan. *287 Er lässt das Hinterste seiner Zunge niemand sehen. Holl.: Hij laat niemand het achterste van zijne tong zien. (Harrebomée, II, 338b.) *288 Es liegt (schwebt) mir auf der Zunge. – Lohrengel, I, II, 275. Wenn man sich nicht gleich auf ein Wort, einen Namen besinnen kann. Böhm.: Mám to na jazyku. – Ka jazyku se mi to plete. – Sedĕlo mi to na konči jazyku. (Čelakovsky, 519.) Engl.: To have a thing at one's tongue's end, or at the tip of one's tongue. (Bohn II, 180.) Holl.: Het ligt mij (of: Ik heb het) op de tong. (Harrebomée, II, 338b.) It.: Avere su la pianta della lingua. – Come le ritorna tende. (Bohn II, 180.) Kroat.: Na jeziku mi se verti. (Čelakovsky, 519.) Lat.: Haeret mihi summis labiis. (Philippi, I, 173; Sutor, 904.) – Inter labra et dentes mihi latet. (Chaos, 1055.) – Versabatur mihi in labris primoribus. (Philippi, II, 246.) *289 Er mag seine Zunge auf die Schleifmühle geben. – Parömiakon, 2592. Von Verleumdern. *290 Er netzt die Zunge lieber, als ein Katz die Topen (Pfoten). – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 157. *291 Er nimmt auf die Zunge, was ein anderer nicht gern auf die Schaufel (Schippe) nimmt. Böhm.: Beře na jazyk, čeho stydnona lopatu vziti. (Čelakovsky, 566.) *292 Er spricht in fremden Zungen. Ist berauscht. *293 Es ist eine böse Zunge. Eine Lästerzunge, die keinen Menschen verschont. Frz.: C'est une méchante langue; oder: une langue de serpent. (Kritzinger, 411a.) *294 Es schwebt mir auf der Zunge, aber ich kann's nicht von mir geben. – Frischbier, 4187. In Litauen: Es ist mir immer auf dem Herzen, aber es kommt nicht aufs rechte Fleck. (Schleicher, 164.) Auch: Es dreht sich auf der Seele. (Schleicher, 178.) *295 Etwas auf der Zunge haben. Sich nicht gleich darauf besinnen können. Frz.: Avoir une chose sur le bout de la langue. (Kritzinger, 410b.) *296 Hei spuckt (spît) äwer de Tung, wie Râdmâkersch Fârkel. (Wehlau.) – Frischbier, II, 3017. *297 Hi thear egh amer a Tong klapt wees. (Nordfr.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 4, 33; Johansen, 72; für Amrum: Haupt, VIII, 357, 104. Er braucht nicht unter der Zunge geschnitten zu werden. Von denen, die eine sehr geläufige Zunge haben. Auf den friesischen Inseln pflegte man früher den neugeborenen Kindern die Zunge zu lösen, damit sie leicht sprechen sollten. *298 I lâss ma ehnda die Zunga aussaschneiden, als dass i a nur a Sterbenswort sâgen that. (Niederösterr.) *299 Ich möchte ihn nicht mit der Zunge angreifen. – Eiselein, 660. Lat.: Non incessam lingua. – Si potes extingue vitiosa crimina lingua. (Eiselein, 660.) *300 Ihre Zunge geht wie ein Entenarsch. Holl.: Hare tong gaat als een blad van den populierboom. (Harrebomée, II, 338a.) *301 Ihre Zunge ist zu lang. Holl.: Hare tong is te lang. – Het is eene lang tong. (Harrebomée, II, 338b.) *302 Jedermann auff der Zungen sitzen. – Mathesy, 166a. *303 Jemand über die Zunge springen lassen. Ihn durchhecheln, verleumden, ihm vorsätzlich Böses nachreden. *304 Man muss ihm die Zunge lupfen. (Nürtingen.) Das Zungenband lösen, ihn zum Sprechen veranlassen. *305 Man muss ihm die Zunge schaben. (Würtemb.) – Klein, II, 103. Zu Kindern oder Leuten, die nur das Beste essen wollen. *306 Me muess em d' Zunge schabe mit dem Stuelbei. – Sutermeister, 106. *307 Mit der Zunge beleckt er, mit den Zähnen will er beissen. *308 Mit doppelter Zunge reden. Nicht bei einer Rede bleiben, eine Sache auf verschiedene Art erzählen. Holl.: Hij heeft eene dubbele tong (of: twee tongen) in den mond. – Hij is tweetongig. – Hij spreekt met twee tongen. (Harrebomée, II, 338b.) *309 Mit ungehöfelter Zunge reden. – Luther's Tischr., 450b. Grob reden. *310 Mit Zungen reden. D. h. in andern, unverständlichen Sprachen. Die Redensart hat ihre Quelle in Apostelgesch. 2, 4 u. 11. *311 Mit zwayen zungen reden. – Agricola, II, 113. Seine Aussage über etwas nach Umständen einrichten. Böhm.: Dva jazyky v hebĕ nosi. (Čelakovsky, 537.) *312 'S kault m'r of d'r Zonge rem. – Peter, 454. *313 Se hôt en Zeang wä e Schwiert. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 361, 69. Sie hat eine Zunge wie ein Schwert, d. i. ein loses Maul. *314 Seine Zunge ist allzeit von Glattau, aber die Werke sind von Laufen. – Parömiakon, 3048. *315 Seine Zunge ist an ein golden Seil gelegt. – Eiselein, 661; Sailer, 299; Körte, 7173b. Von einem bestochenen Richter, Rechtsanwalt u. s. w. *316 Seine Zunge ist ein Schermesser (Schwert). Holl.: Een tong als een scheermes. (Laurillard, 86.) *317 Seine Zunge ist gelähmt (gebunden). Holl.: Zijne tong is hem gebunden. (Harrebomée, II, 339a.) Lat.: Bos in lingua. (Binder II, 370; Germberg, IV, 5; Erasm., 644.) *318 Seine Zunge ist nicht so schlimm wie seine Fäuste. Poln.: Ręka rozumu niema. (Čelakovsky, 73.) *319 Seine Zunge läuft mit dem Verstande davon. Engl.: Your tongue runs before your wit. (Bohn II, 130.) *320 Seiner Zunge ist feuchtes Wetter lieber als grosse Dürre. – Parömiakon, 1138. Schwed.: Tungen leker på taudesår. (Grubb, 824.) *321 Si ziacht (zieht) 'n di Zunga. (Franken.) – Frommann, VI, 327, 436. Sie lockt es heraus, bringt ihn zu scharfen Auslassungen über einen Abwesenden. *322 Sich in die (eigene) Zunge beissen. Wenn jemand etwas Schlechtes erwähnt oder voraussagt, so heisst es jüdisch-deutsch in Warschau: Gieb dir a Biss in der Züng. Frz.: Mordre sa langue est mal penser. Holl.: Hij bijt op zijne eigene tong. (Harrebomée, II, 338b.) Lat.: Linguam vel labia mordere. (Bovill, II, 120.) *323 Sie führt eine gute Zunge. Holl.: Zij heeft eene goede tong in den mond. (Harrebomée, II, 339a.) *324 Sie hat eine lose Zunge. – Frischbier, II, 3016. (Vgl. Maul 349. ) (Frischbier, II, 1889. ) So viel wie brechen. *325 Ueber die Zunge spucken (auch: kacken). – Frischbier, I, 4188 u. II, 3015. In dem Sinne von: Brechen. *326 Ueber die Zunge stolpern. (Ulm.) *327 Zieh mich nit bei der Züng. (Warschau.) Zwinge mich nicht, etwas zu sagen, was dir widerwärtig sein, ja schaden könnte; gib mir durch dein Verhalten keine Veranlassung dazu. *328 Zwiefache Zunge tragen. „Dass er im mund nicht zwifach zungen tragen, die ja vnd nein zugleich sagen.“ (Waldis, II, 11, 67.) Mhd.: Zwo zungen stânt unebene in einem munde. (Walther.) (Wackernagel, 39, 21.) *329 Zwo Zungen in Einem Halse tragen. Zungenband. * Dem braucht man das Zungenband nicht zu lösen. Holl.: Men behoeft hem van den tongriem niet te snijden. (Harrebomée, II, 339a.) Zungendrescher. 1 Der Zungendrescher hat keine Bank (kein Sitzfleisch). (Surinam.) Klatscherei geht wie ein Lauffeuer.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [322]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/334>, abgerufen am 29.03.2024.