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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] 11 Das sind die Weisen, die durch Irrthum zur Wahrheit reisen; die im Irrthum verharren, das sind die Narren.

12 De sein Weiser wat lert un sein Reiker (Reichmacher) wat gift, de is in de Sottheit verkert. (Oldenburg.)

13 Dem Weisen gebührt ein zwiefach Theil.

Ill.: Tko umije, tomu dvije. (Celakovsky, 207.)

14 Dem Weisen genügt ein Wink, der Narr verlangt den Stock.

Die Araber sagen: Der Weise lässt sich weisen durch einen Wink, der Thor durch einen Fusstritt. (Burckhardt, 64.)

Böhm.: Chytremu napovez, hloupemu dopovez. - Moudremu napovez, hloupemu doloz (vyloz). - Na chytreho mrkni, hlaupeho trkni. - Napovez moudremu, dovtipi se vsemu. (Celakovsky, 206.)

Engl.: A word is enough to the wise. (Bohn II, 404.) - Send a wise man of an errand, and say nothing to him. (Bohn II, 143.)

It.: Accenna al savio e lascia far a lui. (Bohn II, 143.)

Poln.: Madrego nie wiele trzeba uczyc. - Madrej glowie dosc na slowie. - Madremu dosyc namienic. - Madremu nie wiele trzeba mowic.

15 Dem Weisen sind wenig Worte genug.

Engl.: A word is enough to the wise. (Gaal, 912.)

Lat.: Sapienti pauca. (Gaal, 912.)

Ung.: Az okosnak nem sokat kell a' szajaba ragni. (Gaal, 912.)

16 Dem Weisen widerfährt keine kleine Thorheit. - Simrock, 11502; Körte, 6667.

Frz.: A grand pecheur echappe anguille. - Les plus sages faillent souvent en beau chemin.

17 Den Weisen macht des Nachbars Thorheit weiser und fremde Armuth reich.

Lat.: Felix, alieno periculo quisquis sapit. (Sailer, Sprüche, 52, 121.)

18 Den Weisen regiert Vernunft, den Narren der Stock.

Frz.: Le sage se regit par raison. (Kritzinger, 630a.)

19 Der ist ein Weiser und gelehrt, der Glück und Unglück (alle Dinge) zum besten kehrt.

20 Der unbekannte Weise ist das Gold in seiner Grube.

Inschrift im ägyptischen Palast der wiener Weltausstellung 1873.

21 Der Weise ändert seine Meinung, wenn er irrt, der Narr steht auf seinen Kopf.

Span.: El sabio muda consejo; el necio, no. (Cahier, 3336.)

22 Der Weise baut aus den verkohlten Balken seines Hauses eine neue Hütte. - Altmann VI, 441.

23 Der Weise gehet keine Staffel sonder Weg.

Lat.: Discite, qui vultis, prodest sapientia multis. (Chaos, 825.)

24 Der Weise geht an den Bach, wenn er sich bespiegeln will, der Narr zum Sumpfe. - Altmann VI, 470.

25 Der Weise geht die Mittelstrasse.

Frz.: Les sages tiennent l'entre-deux. (Kritzinger, 630a.)

26 Der Weise geht nicht an der Nase des Zufalls.

Poln.: Madry szczescin niepodlega. - Madrym gwiazdy nierzadza. (Celakovsky, 206.)

27 Der Weise hält den Narren nur für ungesund, der Narr hält den Weisen aber für krank. - Altmann VI, 453.

28 Der Weise hängt seine Weisheit nicht an den Nagel.

Holl.: De wijze hangt zijne wijsheid niet aan eene houten pen. (Harrebomee, II, 464a.)

29 Der Weise hat seine Augen im Kopfe, der Narr auf dem Rücken. - Winckler, XIX, 24.

Die Chinesen sagen: Der Weise verirrt sich, indem er seine Gedanken bekämpft; der Thor, indem er ihnen folgt. Andere Sprichwörter und Sprüche setzen die Vergleichungen fort, enthalten andere Vergleichungen oder schildern den Weisen in seinem Verhalten; als: Der Weise sagt nicht, was er thut; aber er thut nichts, was nicht gesagt werden kann. Die Weisen gleichen sich im Herzen, die Gottlosen im Verstande. Der Weise ist gross in den kleinsten Dingen, der Böse klein in den grössten. Der Weise vergisst die Beleidigungen, wie ein Undankbarer die Wohlthaten. Des Weisen Herz ist dem Laster verschlossen, aber dem Lasterhaften geöffnet. Der Weise fürchtet den "Tien" und vergisst die Menschen; der Gottlose fürchtet die[Spaltenumbruch] Menschen und vergisst den "Tien". Der Weise beugt sich, weil er aufsteigt; der Gottlose brüstet sich, weil er herabsteigt. Der Weise thut das Gute, wie er athmet, es ist sein Leben. Des Weisen beide Flügel sind Bescheidenheit und Wohlthun. Die Weisen und Gelehrten sagen viel Dinge in wenig Worten. Je weniger wahre Weise es gibt, desto mehr gibt es, die den Namen derselben erhalten. Der Weise mag immer reisen, er verändert seine Wohnung nicht. Wer Einen Weisen oft besucht, kennt sie alle. Alles am Weisen ist die Verdammung des Lasters. Der Weise kann alles vergessen, ausgenommen seine Fehler und seine Wohlthäter. Der Weise versteht es, sein Schweigen den grausamsten Tyrannen fürchten zu lassen und sein Lob den bewundertsten Fürsten wünschenswerth zu machen. Der Weise sieht, um sehen zu lassen, fragt, um zu antworten, empfängt, um zu geben, verzeiht, um zu verbessern, erzürnt sich, um zu beruhigen. Des Weisen Ansichten leitet die Religion, sein Gefühl die Redlichkeit und Wohlthun seine Handlungen. Wenn man so weit ein Philosoph ist, um den Gewöhnlichen ein Dummkopf zu scheinen, ist das Schwerste gethan, um ein Weiser zu werden. (Cibot, 152.) Die Araber: Der Weise denkt vor der That nach, nachher ist's zu spät. Ein Weiser, der übermässig lacht, wird für einen Narren gehalten. (Cahier, 2389 u. 2443) Dem Weisen genügt ein Wink, dem Narren kaum der Stock. (Cahier, 2476.) Ein hebräisches Sprichwort sagt: Viererlei Weise sind: Der Schwamm, die Tonne, der Trichter und das Sieb; der Schwamm erfasst das Ganze, die Tonne lässt unten aus, was oben hineingeht; der Trichter lässt den reinen Saft hindurch und hält den Schaum zurück, das Sieb scheidet die Spreu vom Weizen. (Cahier, 2524.)

30 Der Weise hat seine Augen im Kopfe, der Narr in den Füssen. - Winckler, XIV, 24.

Er stellt in seinem Handeln den Gegensatz zum Weisen dar; die Engländer lassen ihn daher unter der Brücke gehen, während der Weise darüber geht: London bridge was made for wise men to pass over, and for fools to pass under. (Bohn II, 13.)

31 Der Weise hat seine Gedanken in sich, der Narr sucht sie bei andern. - Altmann VI, 432.

32 Der Weise hat seinen Mund im Herzen und der Narr das Herz im Munde. - Venedey, 47; Simrock, 11516.

Mhd.: Toren herze lit im munde, der weisen munt in herzen grunde. (Renner.) (Zingerle, 104.)

Frz.: Les sages ont la bouche dans le coeur, les fous le coeur dans la bouche. (Venedey, 44.)

33 Der Weise hat Vortheil in allen Landen. - Simrock, 11509; Körte, 6664.

34 Der Weise herrscht über das Gestirn. - Geiler.

Lat.: Sapiens dominabitur astris. (Eiselein, 638.)

35 Der Weise hört (auf Worte), der Narr fühlt (Prügel).

Holl.: De wijze gelooft de redenen, de dwaas gelooft den stok. (Harrebomee, II, 464a.)

36 Der Weise hört mit Einem Ohr mehr als der Narr mit zweien.

Die Russen: Des Weisen Ohr ist eine offene Pforte für die Reden des Klugen und ein erhobener Schild wider die Worte des Narren. - (Altmann VI, 462.)

It.: Il savio udendo, piu savio diventa. (Cahier, 3097.)

37 Der Weise ist allein reich. - Simrock, 11508; Venedey, 46; Körte, 6670.

38 Der Weise ist bei den Narren geächtet. - Altmann VI, 436.

39 Der Weise ist Herr seiner Worte, der Narr ihr Sklave.

Aehnlich russisch. (Altmann VI, 447.)

40 Der Weise ist mit dem Glück gespannt.

Die Russen: Der Weise schämt sich an der Brust des Glücks zu saugen. (Altmann VI, 504.)

41 Der Weise ist über die Wahrsager.

Er erräth das, was man will, was geschehen soll, eher als ein anderer es voraussagt.

Poln.: Madry bez wrozka zgadnie. - Madry za wrozka stoji. (Celakovsky, 206.)

42 Der Weise ist unter dem Tropf, wie der Hut über dem Kopf.

Weil du hoch stehst neben dem Fürsten, dünkst du dich was Hohes, o Tropf; dann darf sich noch Höheres dünken jener Filz auf des Fürsten Kopf.

43 Der Weise kann vom Narren lernen.

Holl.: Een wijze kan van een' gek leeren. (Harrebomee, II, 464b.)

44 Der Weise kommt der Reue zuvor.

D. h. er unterlässt jede Handlung, die er später zu bereuen hätte.

Lat.: Ne feceris, quod factum nolis. (Sailer, Sprüche, 132, 119.)

[Spaltenumbruch] 11 Das sind die Weisen, die durch Irrthum zur Wahrheit reisen; die im Irrthum verharren, das sind die Narren.

12 De sîn Wîser wat lêrt un sîn Rîker (Reichmacher) wat gift, de is in de Sottheit verkêrt. (Oldenburg.)

13 Dem Weisen gebührt ein zwiefach Theil.

Ill.: Tko umije, tomu dvije. (Čelakovsky, 207.)

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Die Araber sagen: Der Weise lässt sich weisen durch einen Wink, der Thor durch einen Fusstritt. (Burckhardt, 64.)

Böhm.: Chytrému napovĕz, hloupému dopovĕz. – Moudrému napovĕz, hloupému dolož (vylož). – Na chytrého mrkni, hlaupého trkni. – Napovĕz moudrému, dovtípí se všemu. (Čelakovsky, 206.)

Engl.: A word is enough to the wise. (Bohn II, 404.) – Send a wise man of an errand, and say nothing to him. (Bohn II, 143.)

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Poln.: Mądrego nie wiele trzeba uczyć. – Mądréj głowie dość na słowie. – Mądremu dosyć namienić. – Mądremu nie wiele trzeba mówić.

15 Dem Weisen sind wenig Worte genug.

Engl.: A word is enough to the wise. (Gaal, 912.)

Lat.: Sapienti pauca. (Gaal, 912.)

Ung.: Az okosnak nem sokat kell a' szájába rágni. (Gaal, 912.)

16 Dem Weisen widerfährt keine kleine Thorheit.Simrock, 11502; Körte, 6667.

Frz.: A grand pêcheur échappe anguille. – Les plus sages faillent souvent en beau chemin.

17 Den Weisen macht des Nachbars Thorheit weiser und fremde Armuth reich.

Lat.: Felix, alieno periculo quisquis sapit. (Sailer, Sprüche, 52, 121.)

18 Den Weisen regiert Vernunft, den Narren der Stock.

Frz.: Le sage se régit par raison. (Kritzinger, 630a.)

19 Der ist ein Weiser und gelehrt, der Glück und Unglück (alle Dinge) zum besten kehrt.

20 Der unbekannte Weise ist das Gold in seiner Grube.

Inschrift im ägyptischen Palast der wiener Weltausstellung 1873.

21 Der Weise ändert seine Meinung, wenn er irrt, der Narr steht auf seinen Kopf.

Span.: El sabio muda consejo; el necio, no. (Cahier, 3336.)

22 Der Weise baut aus den verkohlten Balken seines Hauses eine neue Hütte.Altmann VI, 441.

23 Der Weise gehet keine Staffel sonder Weg.

Lat.: Discite, qui vultis, prodest sapientia multis. (Chaos, 825.)

24 Der Weise geht an den Bach, wenn er sich bespiegeln will, der Narr zum Sumpfe.Altmann VI, 470.

25 Der Weise geht die Mittelstrasse.

Frz.: Les sages tiennent l'entre-deux. (Kritzinger, 630a.)

26 Der Weise geht nicht an der Nase des Zufalls.

Poln.: Mądry szczescin niepodlega. – Mądrym gwiazdy nierządzą. (Čelakovsky, 206.)

27 Der Weise hält den Narren nur für ungesund, der Narr hält den Weisen aber für krank.Altmann VI, 453.

28 Der Weise hängt seine Weisheit nicht an den Nagel.

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29 Der Weise hat seine Augen im Kopfe, der Narr auf dem Rücken.Winckler, XIX, 24.

Die Chinesen sagen: Der Weise verirrt sich, indem er seine Gedanken bekämpft; der Thor, indem er ihnen folgt. Andere Sprichwörter und Sprüche setzen die Vergleichungen fort, enthalten andere Vergleichungen oder schildern den Weisen in seinem Verhalten; als: Der Weise sagt nicht, was er thut; aber er thut nichts, was nicht gesagt werden kann. Die Weisen gleichen sich im Herzen, die Gottlosen im Verstande. Der Weise ist gross in den kleinsten Dingen, der Böse klein in den grössten. Der Weise vergisst die Beleidigungen, wie ein Undankbarer die Wohlthaten. Des Weisen Herz ist dem Laster verschlossen, aber dem Lasterhaften geöffnet. Der Weise fürchtet den „Tien“ und vergisst die Menschen; der Gottlose fürchtet die[Spaltenumbruch] Menschen und vergisst den „Tien“. Der Weise beugt sich, weil er aufsteigt; der Gottlose brüstet sich, weil er herabsteigt. Der Weise thut das Gute, wie er athmet, es ist sein Leben. Des Weisen beide Flügel sind Bescheidenheit und Wohlthun. Die Weisen und Gelehrten sagen viel Dinge in wenig Worten. Je weniger wahre Weise es gibt, desto mehr gibt es, die den Namen derselben erhalten. Der Weise mag immer reisen, er verändert seine Wohnung nicht. Wer Einen Weisen oft besucht, kennt sie alle. Alles am Weisen ist die Verdammung des Lasters. Der Weise kann alles vergessen, ausgenommen seine Fehler und seine Wohlthäter. Der Weise versteht es, sein Schweigen den grausamsten Tyrannen fürchten zu lassen und sein Lob den bewundertsten Fürsten wünschenswerth zu machen. Der Weise sieht, um sehen zu lassen, fragt, um zu antworten, empfängt, um zu geben, verzeiht, um zu verbessern, erzürnt sich, um zu beruhigen. Des Weisen Ansichten leitet die Religion, sein Gefühl die Redlichkeit und Wohlthun seine Handlungen. Wenn man so weit ein Philosoph ist, um den Gewöhnlichen ein Dummkopf zu scheinen, ist das Schwerste gethan, um ein Weiser zu werden. (Cibot, 152.) Die Araber: Der Weise denkt vor der That nach, nachher ist's zu spät. Ein Weiser, der übermässig lacht, wird für einen Narren gehalten. (Cahier, 2389 u. 2443) Dem Weisen genügt ein Wink, dem Narren kaum der Stock. (Cahier, 2476.) Ein hebräisches Sprichwort sagt: Viererlei Weise sind: Der Schwamm, die Tonne, der Trichter und das Sieb; der Schwamm erfasst das Ganze, die Tonne lässt unten aus, was oben hineingeht; der Trichter lässt den reinen Saft hindurch und hält den Schaum zurück, das Sieb scheidet die Spreu vom Weizen. (Cahier, 2524.)

30 Der Weise hat seine Augen im Kopfe, der Narr in den Füssen.Winckler, XIV, 24.

Er stellt in seinem Handeln den Gegensatz zum Weisen dar; die Engländer lassen ihn daher unter der Brücke gehen, während der Weise darüber geht: London bridge was made for wise men to pass over, and for fools to pass under. (Bohn II, 13.)

31 Der Weise hat seine Gedanken in sich, der Narr sucht sie bei andern.Altmann VI, 432.

32 Der Weise hat seinen Mund im Herzen und der Narr das Herz im Munde.Venedey, 47; Simrock, 11516.

Mhd.: Tôren herze lit im munde, der wîsen munt in herzen grunde. (Renner.) (Zingerle, 104.)

Frz.: Les sages ont la bouche dans le cœur, les fous le cœur dans la bouche. (Venedey, 44.)

33 Der Weise hat Vortheil in allen Landen.Simrock, 11509; Körte, 6664.

34 Der Weise herrscht über das Gestirn.Geiler.

Lat.: Sapiens dominabitur astris. (Eiselein, 638.)

35 Der Weise hört (auf Worte), der Narr fühlt (Prügel).

Holl.: De wijze gelooft de redenen, de dwaas gelooft den stok. (Harrebomée, II, 464a.)

36 Der Weise hört mit Einem Ohr mehr als der Narr mit zweien.

Die Russen: Des Weisen Ohr ist eine offene Pforte für die Reden des Klugen und ein erhobener Schild wider die Worte des Narren. – (Altmann VI, 462.)

It.: Il savio udendo, più savio diventa. (Cahier, 3097.)

37 Der Weise ist allein reich.Simrock, 11508; Venedey, 46; Körte, 6670.

38 Der Weise ist bei den Narren geächtet.Altmann VI, 436.

39 Der Weise ist Herr seiner Worte, der Narr ihr Sklave.

Aehnlich russisch. (Altmann VI, 447.)

40 Der Weise ist mit dem Glück gespannt.

Die Russen: Der Weise schämt sich an der Brust des Glücks zu saugen. (Altmann VI, 504.)

41 Der Weise ist über die Wahrsager.

Er erräth das, was man will, was geschehen soll, eher als ein anderer es voraussagt.

Poln.: Mądry bez wrožka zgadnie. – Mądry za wrožka stoji. (Čelakovsky, 206.)

42 Der Weise ist unter dem Tropf, wie der Hut über dem Kopf.

Weil du hoch stehst neben dem Fürsten, dünkst du dich was Hohes, o Tropf; dann darf sich noch Höheres dünken jener Filz auf des Fürsten Kopf.

43 Der Weise kann vom Narren lernen.

Holl.: Een wijze kan van een' gek leeren. (Harrebomée, II, 464b.)

44 Der Weise kommt der Reue zuvor.

D. h. er unterlässt jede Handlung, die er später zu bereuen hätte.

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Menschen und vergisst den &#x201E;Tien&#x201C;. Der Weise beugt sich, weil er aufsteigt; der Gottlose brüstet sich, weil er herabsteigt. Der Weise thut das Gute, wie er athmet, es ist sein Leben. Des Weisen beide Flügel sind Bescheidenheit und Wohlthun. Die Weisen und Gelehrten sagen viel Dinge in wenig Worten. Je weniger wahre Weise es gibt, desto mehr gibt es, die den Namen derselben erhalten. Der Weise mag immer reisen, er verändert seine Wohnung nicht. Wer Einen Weisen oft besucht, kennt sie alle. Alles am Weisen ist die Verdammung des Lasters. Der Weise kann alles vergessen, ausgenommen seine Fehler und seine Wohlthäter. Der Weise versteht es, sein Schweigen den grausamsten Tyrannen fürchten zu lassen und sein Lob den bewundertsten Fürsten wünschenswerth zu machen. Der Weise sieht, um sehen zu lassen, fragt, um zu antworten, empfängt, um zu geben, verzeiht, um zu verbessern, erzürnt sich, um zu beruhigen. Des Weisen Ansichten leitet die Religion, sein Gefühl die Redlichkeit und Wohlthun seine Handlungen. Wenn man so weit ein Philosoph ist, um den Gewöhnlichen ein Dummkopf zu scheinen, ist das Schwerste gethan, um ein Weiser zu werden. (<hi rendition="#i">Cibot, 152.</hi>) Die Araber: Der Weise denkt vor der That nach, nachher ist's zu spät. Ein Weiser, der übermässig lacht, wird für einen Narren gehalten. (<hi rendition="#i">Cahier, 2389 u. 2443</hi>) Dem Weisen genügt ein Wink, dem Narren kaum der Stock. (<hi rendition="#i">Cahier, 2476.</hi>) Ein hebräisches Sprichwort sagt: Viererlei Weise sind: Der Schwamm, die Tonne, der Trichter und das Sieb; der Schwamm erfasst das Ganze, die Tonne lässt unten aus, was oben hineingeht; der Trichter lässt den reinen Saft hindurch und hält den Schaum zurück, das Sieb scheidet die Spreu vom Weizen. (<hi rendition="#i">Cahier, 2524.</hi>)</p><lb/>
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[[66]/0078] 11 Das sind die Weisen, die durch Irrthum zur Wahrheit reisen; die im Irrthum verharren, das sind die Narren. 12 De sîn Wîser wat lêrt un sîn Rîker (Reichmacher) wat gift, de is in de Sottheit verkêrt. (Oldenburg.) 13 Dem Weisen gebührt ein zwiefach Theil. Ill.: Tko umije, tomu dvije. (Čelakovsky, 207.) 14 Dem Weisen genügt ein Wink, der Narr verlangt den Stock. Die Araber sagen: Der Weise lässt sich weisen durch einen Wink, der Thor durch einen Fusstritt. (Burckhardt, 64.) Böhm.: Chytrému napovĕz, hloupému dopovĕz. – Moudrému napovĕz, hloupému dolož (vylož). – Na chytrého mrkni, hlaupého trkni. – Napovĕz moudrému, dovtípí se všemu. (Čelakovsky, 206.) Engl.: A word is enough to the wise. (Bohn II, 404.) – Send a wise man of an errand, and say nothing to him. (Bohn II, 143.) It.: Accenna al savio e lascia far a lui. (Bohn II, 143.) Poln.: Mądrego nie wiele trzeba uczyć. – Mądréj głowie dość na słowie. – Mądremu dosyć namienić. – Mądremu nie wiele trzeba mówić. 15 Dem Weisen sind wenig Worte genug. Engl.: A word is enough to the wise. (Gaal, 912.) Lat.: Sapienti pauca. (Gaal, 912.) Ung.: Az okosnak nem sokat kell a' szájába rágni. (Gaal, 912.) 16 Dem Weisen widerfährt keine kleine Thorheit. – Simrock, 11502; Körte, 6667. Frz.: A grand pêcheur échappe anguille. – Les plus sages faillent souvent en beau chemin. 17 Den Weisen macht des Nachbars Thorheit weiser und fremde Armuth reich. Lat.: Felix, alieno periculo quisquis sapit. (Sailer, Sprüche, 52, 121.) 18 Den Weisen regiert Vernunft, den Narren der Stock. Frz.: Le sage se régit par raison. (Kritzinger, 630a.) 19 Der ist ein Weiser und gelehrt, der Glück und Unglück (alle Dinge) zum besten kehrt. 20 Der unbekannte Weise ist das Gold in seiner Grube. Inschrift im ägyptischen Palast der wiener Weltausstellung 1873. 21 Der Weise ändert seine Meinung, wenn er irrt, der Narr steht auf seinen Kopf. Span.: El sabio muda consejo; el necio, no. (Cahier, 3336.) 22 Der Weise baut aus den verkohlten Balken seines Hauses eine neue Hütte. – Altmann VI, 441. 23 Der Weise gehet keine Staffel sonder Weg. Lat.: Discite, qui vultis, prodest sapientia multis. (Chaos, 825.) 24 Der Weise geht an den Bach, wenn er sich bespiegeln will, der Narr zum Sumpfe. – Altmann VI, 470. 25 Der Weise geht die Mittelstrasse. Frz.: Les sages tiennent l'entre-deux. (Kritzinger, 630a.) 26 Der Weise geht nicht an der Nase des Zufalls. Poln.: Mądry szczescin niepodlega. – Mądrym gwiazdy nierządzą. (Čelakovsky, 206.) 27 Der Weise hält den Narren nur für ungesund, der Narr hält den Weisen aber für krank. – Altmann VI, 453. 28 Der Weise hängt seine Weisheit nicht an den Nagel. Holl.: De wijze hangt zijne wijsheid niet aan eene houten pen. (Harrebomée, II, 464a.) 29 Der Weise hat seine Augen im Kopfe, der Narr auf dem Rücken. – Winckler, XIX, 24. Die Chinesen sagen: Der Weise verirrt sich, indem er seine Gedanken bekämpft; der Thor, indem er ihnen folgt. Andere Sprichwörter und Sprüche setzen die Vergleichungen fort, enthalten andere Vergleichungen oder schildern den Weisen in seinem Verhalten; als: Der Weise sagt nicht, was er thut; aber er thut nichts, was nicht gesagt werden kann. Die Weisen gleichen sich im Herzen, die Gottlosen im Verstande. Der Weise ist gross in den kleinsten Dingen, der Böse klein in den grössten. Der Weise vergisst die Beleidigungen, wie ein Undankbarer die Wohlthaten. Des Weisen Herz ist dem Laster verschlossen, aber dem Lasterhaften geöffnet. Der Weise fürchtet den „Tien“ und vergisst die Menschen; der Gottlose fürchtet die Menschen und vergisst den „Tien“. Der Weise beugt sich, weil er aufsteigt; der Gottlose brüstet sich, weil er herabsteigt. Der Weise thut das Gute, wie er athmet, es ist sein Leben. Des Weisen beide Flügel sind Bescheidenheit und Wohlthun. Die Weisen und Gelehrten sagen viel Dinge in wenig Worten. Je weniger wahre Weise es gibt, desto mehr gibt es, die den Namen derselben erhalten. Der Weise mag immer reisen, er verändert seine Wohnung nicht. Wer Einen Weisen oft besucht, kennt sie alle. Alles am Weisen ist die Verdammung des Lasters. Der Weise kann alles vergessen, ausgenommen seine Fehler und seine Wohlthäter. Der Weise versteht es, sein Schweigen den grausamsten Tyrannen fürchten zu lassen und sein Lob den bewundertsten Fürsten wünschenswerth zu machen. Der Weise sieht, um sehen zu lassen, fragt, um zu antworten, empfängt, um zu geben, verzeiht, um zu verbessern, erzürnt sich, um zu beruhigen. Des Weisen Ansichten leitet die Religion, sein Gefühl die Redlichkeit und Wohlthun seine Handlungen. Wenn man so weit ein Philosoph ist, um den Gewöhnlichen ein Dummkopf zu scheinen, ist das Schwerste gethan, um ein Weiser zu werden. (Cibot, 152.) Die Araber: Der Weise denkt vor der That nach, nachher ist's zu spät. Ein Weiser, der übermässig lacht, wird für einen Narren gehalten. (Cahier, 2389 u. 2443) Dem Weisen genügt ein Wink, dem Narren kaum der Stock. (Cahier, 2476.) Ein hebräisches Sprichwort sagt: Viererlei Weise sind: Der Schwamm, die Tonne, der Trichter und das Sieb; der Schwamm erfasst das Ganze, die Tonne lässt unten aus, was oben hineingeht; der Trichter lässt den reinen Saft hindurch und hält den Schaum zurück, das Sieb scheidet die Spreu vom Weizen. (Cahier, 2524.) 30 Der Weise hat seine Augen im Kopfe, der Narr in den Füssen. – Winckler, XIV, 24. Er stellt in seinem Handeln den Gegensatz zum Weisen dar; die Engländer lassen ihn daher unter der Brücke gehen, während der Weise darüber geht: London bridge was made for wise men to pass over, and for fools to pass under. 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Lat.: Ne feceris, quod factum nolis. (Sailer, Sprüche, 132, 119.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [66]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/78>, abgerufen am 28.03.2024.