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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] 96 Ein kranker Weiser ist besser als ein gesunder Narr.

97 Ein neuer Weiser (Philosoph) braucht eine neue Narrenkappe.

98 Ein Weiser, der nicht danach handelt, ist eine Wolke ohne Regen.

Inschrift im ägyptischen Palast der wiener Weltausstellung 1873.

99 Ein Weiser, der seinen Schatz verbirgt, ist nicht klüger als ein Narr.

Aehnlich die Russen. (Altmann VI, 460.)

100 Ein Weiser fängt mit den Augen mehr als ein Narr mit zehn Schlingen.

101 Ein Weiser fängt nicht eher an zu reden, bis sein Widerpart aufhöret. - Wirth, II, 480.

102 Ein Weiser fürchtet auch geringe Feinde.

Lat.: Inimicum quamvis humilem docti est metuere. (Philippi, I, 198.)

103 Ein Weiser gewinnt die Stadt der Starken. - Schulze, 125.

104 Ein Weiser ist daheim, wohin der Wind ihn führt (weht). - Gaal, 1701; Simrock, 1481.

Frz.: Ici et ailleurs il fait bon. - La terre est notre patrie a tous. - Le pays est la ou l'on peut vivre. - L'homme habile trouve son pain partout. (Masson, 351.)

It.: Al sapiente ogni paese e stanza. (Gaal, 1701.)

Lat.: Quaevis terra patria. (Masson, 351.) - Sapienti ubique patria. (Gaal, 1701.)

Span.: Todo el mondo es pais. (Masson, 351.)

Ung.: As okos ember mindenütt otthon vagyon. (Gaal, 1701.)

105 Ein weiser ist gelind vnd scharff, wie er sihet, dass die sach bedarff. - Henisch, 1460, 55.

106 Ein Weiser kan auch ein Thorheit thun. - Petri, II, 236.

107 Ein Weiser kan reden vnnd rhaten, das glück kan rhaten vnnd thaten. - Lehmann, 343, 15.

108 Ein Weiser kann ohn' Schrecken sogar an Wolfsmilch lecken. (Böhm.)

109 Ein Weiser kleidet sich nicht in gemeines Tuch. - Winckler, XV, 47.

110 Ein Weiser lässt sich mit dem Gegenwärtigen begnügen.

Lat.: Sapiens fruitur praesentibus. (Seybold, 537.)

111 Ein Weiser ohne Erfahrung ist ein Baum ohne Frucht. - Wirth, II, 483.

112 Ein Weiser ohne Werk ist wie eine Biene ohne Honig. - Wirth, II, 484.

113 Ein Weiser redet nicht gern unter Narren.

Böhm.: Tezko moudremu mezi blazny mluviti. (Celakovsky, 70.)

114 Ein Weiser sagt nicht alles, was er meint, und ein Heuchler (Falscher) meint nicht alles, was er sagt.

Dän.: En viis-mand siger ei alt det hand meener, en falsk-mand meener ei alt det hand siger. (Prov. dan., 563.)

115 Ein Weiser sieht am Abend schon, wie's am Morgen sein wird.

116 Ein Weiser trägt des Schicksals Schläge, denn sie führen bessre Wege.

Lat.: Caede, modo doce. (Sailer, Sprüche, 144, 139.)

117 Ein Weiser traut seinen Feinden nie. - Wirth, II, 487.

118 Ein Weiser übersieht zehn Narren.

Mhd.: Die weisen kunnen manegen list, der vremede tumben liuten ist. (Freidank.) - Er ist ein vil weiser man, der tumbe gedanke verdenken kan mit weisleichen tat. (Iwein.) (Zingerle, 170.)

119 Ein Weiser und ein Narr wissen mehr als ein Weiser allein.

Holl.: Een wijze en een dwaas weten meer dan een wijze alleen. (Harrebomee, II, 464b.)

120 Ein Weiser weiss Zeit und Weile.

121 Ein Weiser wird nur einmal betrogen, ein Narr oft. - Winckler, XII, 99.

122 Ein weisser hab mit fleiss in hutt, syn sel, syn leib, syn ehr, syn gutt. - Weinsberg, 85.

123 Einem Weisen gehet nicht alles, wie er will, aber doch offtermal, wie er gedenckt. - Lehmann, 887, 79.

[Spaltenumbruch] 124 Einem Weisen stehet nicht wohl an, zu sagen: das hätte ich nicht gedacht.

Lat.: Sapientis non est dicere: non putaram. (Seybold, 538.)

125 Einem Weisen steht nicht wohl an, zweimal sich gröblich zu verstossen.

Lat.: Bis ad eundem lapidem impingere non est sapientis. (Seybold, 54.)

126 Einen weisen erschreckt frembder schad. - Petri, II, 180.

127 Einen Weisen fragen, ist der Anfang zur Weisheit.

Sagen auch die Araber. (Cahier, 2346.)

128 Einen Weisen kann man nicht vertreiben.

129 Eines Weisen Muth ist besser als eines Narren Gut.

130 Es ist nicht not, den weisen viel zu befehlen.

"Als man spricht." (Theatr. Diabolorum, 284b.)

131 Es thut keyn weiser ein kleyne torheyt. - Franck, I, 101a; Lehmann, II, 140, 121; Petri, II, 300; Eyering, I, 42; Latendorf II, 9; Symmict., III, 129.

Lat.: Clericus edoctus semper non est sale coctus.

132 Für den Weisen (jüdisch: Chochem) is e Wort genug. - Tendlau, 853.

133 Haben die Weisen den Wein, so saufen die Narren die Hefe.

134 Jeder Weise hat einen Narren zum Bruder.

135 Man wird kein Weiser über Nacht.

Die Russen: Es gehört viel dazu, ein Weiser zu werden. (Altmann VI, 458.)

136 Mit Weisen ist gut rathen, mit Narren übel spielen und thaten.

Böhm.: S moudrymi se rad', a s blaznem se o palici nevad'. (Celakovsky, 207.)

137 So ein weiser misshandeln thut, nimpt er die warnung auff für gut; ein narr aber nicht leiden kann, dass man ihm zeig sein thorheit an.

Lat.: Argue consultum, te diligit, argue stultum, auertet uultum, nec te dimittet inultum. (Loci comm., 187.)

138 Während sich der Weise besinnt, besinnt sich der Narr auch. - Blass, 22.

139 Was bei dem Weisen die Vernunft, das thut bei dem Narren der Prügel. - Winckler, XV, 46.

140 Was der Weise in der Nähe findet, das sucht der Narr in der Ferne.

Die Russen: Der Narr sucht die Gerechten am jenseitigen Ufer des Flusses, der Weise findet sie am diesseitigen. (Altmann VI, 430.)

141 Was ein Weiser weiss, ist besser als was ein Narr hat. - Winckler, XVI, 82.

142 Was in der Weisen Gedanken ist, das ist in der Narren Munde. - Simrock, 11503; Körte, 6668; Gaal, 1200; Venedey, 47.

It.: I saggi hanno la bocca nel cuore ed i matti il cuore in bocca. (Gaal, 1200.)

143 Weise und Narren machen eine Stadt.

Holl.: Wijzen en gekken te zamen zijn noodig om eene stad te maken. (Harrebomee, II, 464b.)

144 Weise vnd Narren haben beide gern gab. - Henisch, 1329, 39; Petri, II, 618.

145 Weise wachsen wie Hafer, Schelme wie Lolch.

146 Weisen begegnet keine kleine Thorheit; wenn sie fallen, so fallen sie mit Händen und Füssen vber vnnd vber. - Lehmann, 882, 24.

147 Wenn dem Weisen das Brot entgleitet, so fällt's in den Essigtopf; wenn es dem Narren entsinkt, so fällt es in den Honignapf. - Altmann VI, 446.

148 Wenn der Weise einen Tag verliert, so gewinnt er dadurch ein Jahr; wenn der Narr ein Jahr verliert, so hat er keinen Tag gewonnen. - Altmann VI, 462.

149 Wenn der Weise (Chochem) kreiet (irrt), so kreit er stark. - Tendlau, 829.

D. h. wenn er fehlerhafte Schlüsse, überhaupt Fehler macht, irrt, so geschieht's in grossem Masse.

150 Wenn der Weise unter Narren für klug gelten will, muss er ein Narr mit ihnen sein. - Altmann VI, 432.

[Spaltenumbruch] 96 Ein kranker Weiser ist besser als ein gesunder Narr.

97 Ein neuer Weiser (Philosoph) braucht eine neue Narrenkappe.

98 Ein Weiser, der nicht danach handelt, ist eine Wolke ohne Regen.

Inschrift im ägyptischen Palast der wiener Weltausstellung 1873.

99 Ein Weiser, der seinen Schatz verbirgt, ist nicht klüger als ein Narr.

Aehnlich die Russen. (Altmann VI, 460.)

100 Ein Weiser fängt mit den Augen mehr als ein Narr mit zehn Schlingen.

101 Ein Weiser fängt nicht eher an zu reden, bis sein Widerpart aufhöret.Wirth, II, 480.

102 Ein Weiser fürchtet auch geringe Feinde.

Lat.: Inimicum quamvis humilem docti est metuere. (Philippi, I, 198.)

103 Ein Weiser gewinnt die Stadt der Starken.Schulze, 125.

104 Ein Weiser ist daheim, wohin der Wind ihn führt (weht).Gaal, 1701; Simrock, 1481.

Frz.: Ici et ailleurs il fait bon. – La terre est notre patrie à tous. – Le pays est là où l'on peut vivre. – L'homme habile trouve son pain partout. (Masson, 351.)

It.: Al sapiente ogni paese è stanza. (Gaal, 1701.)

Lat.: Quaevis terra patria. (Masson, 351.) – Sapienti ubique patria. (Gaal, 1701.)

Span.: Todo el mondo es pais. (Masson, 351.)

Ung.: As okos ember mindenütt otthon vagyon. (Gaal, 1701.)

105 Ein weiser ist gelind vnd scharff, wie er sihet, dass die sach bedarff.Henisch, 1460, 55.

106 Ein Weiser kan auch ein Thorheit thun.Petri, II, 236.

107 Ein Weiser kan reden vnnd rhaten, das glück kan rhaten vnnd thaten.Lehmann, 343, 15.

108 Ein Weiser kann ohn' Schrecken sogar an Wolfsmilch lecken. (Böhm.)

109 Ein Weiser kleidet sich nicht in gemeines Tuch.Winckler, XV, 47.

110 Ein Weiser lässt sich mit dem Gegenwärtigen begnügen.

Lat.: Sapiens fruitur praesentibus. (Seybold, 537.)

111 Ein Weiser ohne Erfahrung ist ein Baum ohne Frucht.Wirth, II, 483.

112 Ein Weiser ohne Werk ist wie eine Biene ohne Honig.Wirth, II, 484.

113 Ein Weiser redet nicht gern unter Narren.

Böhm.: Tĕžko moudrému mezi blázny mluviti. (Čelakovsky, 70.)

114 Ein Weiser sagt nicht alles, was er meint, und ein Heuchler (Falscher) meint nicht alles, was er sagt.

Dän.: En viis-mand siger ei alt det hand meener, en falsk-mand meener ei alt det hand siger. (Prov. dan., 563.)

115 Ein Weiser sieht am Abend schon, wie's am Morgen sein wird.

116 Ein Weiser trägt des Schicksals Schläge, denn sie führen bessre Wege.

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117 Ein Weiser traut seinen Feinden nie.Wirth, II, 487.

118 Ein Weiser übersieht zehn Narren.

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Holl.: Een wijze en een dwaas weten meer dan een wijze alleen. (Harrebomée, II, 464b.)

120 Ein Weiser weiss Zeit und Weile.

121 Ein Weiser wird nur einmal betrogen, ein Narr oft.Winckler, XII, 99.

122 Ein weisser hab mit fleiss in hutt, syn sel, syn leib, syn ehr, syn gutt.Weinsberg, 85.

123 Einem Weisen gehet nicht alles, wie er will, aber doch offtermal, wie er gedenckt.Lehmann, 887, 79.

[Spaltenumbruch] 124 Einem Weisen stehet nicht wohl an, zu sagen: das hätte ich nicht gedacht.

Lat.: Sapientis non est dicere: non putaram. (Seybold, 538.)

125 Einem Weisen steht nicht wohl an, zweimal sich gröblich zu verstossen.

Lat.: Bis ad eundem lapidem impingere non est sapientis. (Seybold, 54.)

126 Einen weisen erschreckt frembder schad.Petri, II, 180.

127 Einen Weisen fragen, ist der Anfang zur Weisheit.

Sagen auch die Araber. (Cahier, 2346.)

128 Einen Weisen kann man nicht vertreiben.

129 Eines Weisen Muth ist besser als eines Narren Gut.

130 Es ist nicht not, den weisen viel zu befehlen.

„Als man spricht.“ (Theatr. Diabolorum, 284b.)

131 Es thut keyn weiser ein kleyne torheyt.Franck, I, 101a; Lehmann, II, 140, 121; Petri, II, 300; Eyering, I, 42; Latendorf II, 9; Symmict., III, 129.

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132 Für den Weisen (jüdisch: Chochem) is e Wort genug.Tendlau, 853.

133 Haben die Weisen den Wein, so saufen die Narren die Hefe.

134 Jeder Weise hat einen Narren zum Bruder.

135 Man wird kein Weiser über Nacht.

Die Russen: Es gehört viel dazu, ein Weiser zu werden. (Altmann VI, 458.)

136 Mit Weisen ist gut rathen, mit Narren übel spielen und thaten.

Böhm.: S moudrými se rad', a s bláznem se o palici nevad'. (Čelakovsky, 207.)

137 So ein weiser misshandeln thut, nimpt er die warnung auff für gut; ein narr aber nicht leiden kann, dass man ihm zeig sein thorheit an.

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138 Während sich der Weise besinnt, besinnt sich der Narr auch.Blass, 22.

139 Was bei dem Weisen die Vernunft, das thut bei dem Narren der Prügel.Winckler, XV, 46.

140 Was der Weise in der Nähe findet, das sucht der Narr in der Ferne.

Die Russen: Der Narr sucht die Gerechten am jenseitigen Ufer des Flusses, der Weise findet sie am diesseitigen. (Altmann VI, 430.)

141 Was ein Weiser weiss, ist besser als was ein Narr hat.Winckler, XVI, 82.

142 Was in der Weisen Gedanken ist, das ist in der Narren Munde.Simrock, 11503; Körte, 6668; Gaal, 1200; Venedey, 47.

It.: I saggi hanno la bocca nel cuore ed i matti il cuore in bocca. (Gaal, 1200.)

143 Weise und Narren machen eine Stadt.

Holl.: Wijzen en gekken te zamen zijn noodig om eene stad te maken. (Harrebomée, II, 464b.)

144 Weise vnd Narren haben beide gern gab.Henisch, 1329, 39; Petri, II, 618.

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147 Wenn dem Weisen das Brot entgleitet, so fällt's in den Essigtopf; wenn es dem Narren entsinkt, so fällt es in den Honignapf.Altmann VI, 446.

148 Wenn der Weise einen Tag verliert, so gewinnt er dadurch ein Jahr; wenn der Narr ein Jahr verliert, so hat er keinen Tag gewonnen.Altmann VI, 462.

149 Wenn der Weise (Chochem) kreiet (irrt), so kreit er stark.Tendlau, 829.

D. h. wenn er fehlerhafte Schlüsse, überhaupt Fehler macht, irrt, so geschieht's in grossem Masse.

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[[68]/0080] 96 Ein kranker Weiser ist besser als ein gesunder Narr. 97 Ein neuer Weiser (Philosoph) braucht eine neue Narrenkappe. 98 Ein Weiser, der nicht danach handelt, ist eine Wolke ohne Regen. Inschrift im ägyptischen Palast der wiener Weltausstellung 1873. 99 Ein Weiser, der seinen Schatz verbirgt, ist nicht klüger als ein Narr. Aehnlich die Russen. (Altmann VI, 460.) 100 Ein Weiser fängt mit den Augen mehr als ein Narr mit zehn Schlingen. 101 Ein Weiser fängt nicht eher an zu reden, bis sein Widerpart aufhöret. – Wirth, II, 480. 102 Ein Weiser fürchtet auch geringe Feinde. Lat.: Inimicum quamvis humilem docti est metuere. (Philippi, I, 198.) 103 Ein Weiser gewinnt die Stadt der Starken. – Schulze, 125. 104 Ein Weiser ist daheim, wohin der Wind ihn führt (weht). – Gaal, 1701; Simrock, 1481. Frz.: Ici et ailleurs il fait bon. – La terre est notre patrie à tous. – Le pays est là où l'on peut vivre. – L'homme habile trouve son pain partout. (Masson, 351.) It.: Al sapiente ogni paese è stanza. (Gaal, 1701.) Lat.: Quaevis terra patria. (Masson, 351.) – Sapienti ubique patria. (Gaal, 1701.) Span.: Todo el mondo es pais. (Masson, 351.) Ung.: As okos ember mindenütt otthon vagyon. (Gaal, 1701.) 105 Ein weiser ist gelind vnd scharff, wie er sihet, dass die sach bedarff. – Henisch, 1460, 55. 106 Ein Weiser kan auch ein Thorheit thun. – Petri, II, 236. 107 Ein Weiser kan reden vnnd rhaten, das glück kan rhaten vnnd thaten. – Lehmann, 343, 15. 108 Ein Weiser kann ohn' Schrecken sogar an Wolfsmilch lecken. (Böhm.) 109 Ein Weiser kleidet sich nicht in gemeines Tuch. – Winckler, XV, 47. 110 Ein Weiser lässt sich mit dem Gegenwärtigen begnügen. Lat.: Sapiens fruitur praesentibus. (Seybold, 537.) 111 Ein Weiser ohne Erfahrung ist ein Baum ohne Frucht. – Wirth, II, 483. 112 Ein Weiser ohne Werk ist wie eine Biene ohne Honig. – Wirth, II, 484. 113 Ein Weiser redet nicht gern unter Narren. Böhm.: Tĕžko moudrému mezi blázny mluviti. (Čelakovsky, 70.) 114 Ein Weiser sagt nicht alles, was er meint, und ein Heuchler (Falscher) meint nicht alles, was er sagt. Dän.: En viis-mand siger ei alt det hand meener, en falsk-mand meener ei alt det hand siger. (Prov. dan., 563.) 115 Ein Weiser sieht am Abend schon, wie's am Morgen sein wird. 116 Ein Weiser trägt des Schicksals Schläge, denn sie führen bessre Wege. Lat.: Caede, modo doce. (Sailer, Sprüche, 144, 139.) 117 Ein Weiser traut seinen Feinden nie. – Wirth, II, 487. 118 Ein Weiser übersieht zehn Narren. Mhd.: Die wîsen kunnen manegen list, der vremede tumben liuten ist. (Freidank.) – Er ist ein vil wîser man, der tumbe gedanke verdenken kan mit wîslîchen tat. (Iwein.) (Zingerle, 170.) 119 Ein Weiser und ein Narr wissen mehr als ein Weiser allein. Holl.: Een wijze en een dwaas weten meer dan een wijze alleen. (Harrebomée, II, 464b.) 120 Ein Weiser weiss Zeit und Weile. 121 Ein Weiser wird nur einmal betrogen, ein Narr oft. – Winckler, XII, 99. 122 Ein weisser hab mit fleiss in hutt, syn sel, syn leib, syn ehr, syn gutt. – Weinsberg, 85. 123 Einem Weisen gehet nicht alles, wie er will, aber doch offtermal, wie er gedenckt. – Lehmann, 887, 79. 124 Einem Weisen stehet nicht wohl an, zu sagen: das hätte ich nicht gedacht. Lat.: Sapientis non est dicere: non putaram. (Seybold, 538.) 125 Einem Weisen steht nicht wohl an, zweimal sich gröblich zu verstossen. Lat.: Bis ad eundem lapidem impingere non est sapientis. (Seybold, 54.) 126 Einen weisen erschreckt frembder schad. – Petri, II, 180. 127 Einen Weisen fragen, ist der Anfang zur Weisheit. Sagen auch die Araber. (Cahier, 2346.) 128 Einen Weisen kann man nicht vertreiben. 129 Eines Weisen Muth ist besser als eines Narren Gut. 130 Es ist nicht not, den weisen viel zu befehlen. „Als man spricht.“ (Theatr. Diabolorum, 284b.) 131 Es thut keyn weiser ein kleyne torheyt. – Franck, I, 101a; Lehmann, II, 140, 121; Petri, II, 300; Eyering, I, 42; Latendorf II, 9; Symmict., III, 129. Lat.: Clericus edoctus semper non est sale coctus. 132 Für den Weisen (jüdisch: Chochem) is e Wort genug. – Tendlau, 853. 133 Haben die Weisen den Wein, so saufen die Narren die Hefe. 134 Jeder Weise hat einen Narren zum Bruder. 135 Man wird kein Weiser über Nacht. Die Russen: Es gehört viel dazu, ein Weiser zu werden. (Altmann VI, 458.) 136 Mit Weisen ist gut rathen, mit Narren übel spielen und thaten. Böhm.: S moudrými se rad', a s bláznem se o palici nevad'. (Čelakovsky, 207.) 137 So ein weiser misshandeln thut, nimpt er die warnung auff für gut; ein narr aber nicht leiden kann, dass man ihm zeig sein thorheit an. Lat.: Argue consultum, te diligit, argue stultum, auertet uultum, nec te dimittet inultum. (Loci comm., 187.) 138 Während sich der Weise besinnt, besinnt sich der Narr auch. – Blass, 22. 139 Was bei dem Weisen die Vernunft, das thut bei dem Narren der Prügel. – Winckler, XV, 46. 140 Was der Weise in der Nähe findet, das sucht der Narr in der Ferne. Die Russen: Der Narr sucht die Gerechten am jenseitigen Ufer des Flusses, der Weise findet sie am diesseitigen. (Altmann VI, 430.) 141 Was ein Weiser weiss, ist besser als was ein Narr hat. – Winckler, XVI, 82. 142 Was in der Weisen Gedanken ist, das ist in der Narren Munde. – Simrock, 11503; Körte, 6668; Gaal, 1200; Venedey, 47. It.: I saggi hanno la bocca nel cuore ed i matti il cuore in bocca. (Gaal, 1200.) 143 Weise und Narren machen eine Stadt. Holl.: Wijzen en gekken te zamen zijn noodig om eene stad te maken. (Harrebomée, II, 464b.) 144 Weise vnd Narren haben beide gern gab. – Henisch, 1329, 39; Petri, II, 618. 145 Weise wachsen wie Hafer, Schelme wie Lolch. 146 Weisen begegnet keine kleine Thorheit; wenn sie fallen, so fallen sie mit Händen und Füssen vber vnnd vber. – Lehmann, 882, 24. 147 Wenn dem Weisen das Brot entgleitet, so fällt's in den Essigtopf; wenn es dem Narren entsinkt, so fällt es in den Honignapf. – Altmann VI, 446. 148 Wenn der Weise einen Tag verliert, so gewinnt er dadurch ein Jahr; wenn der Narr ein Jahr verliert, so hat er keinen Tag gewonnen. – Altmann VI, 462. 149 Wenn der Weise (Chochem) kreiet (irrt), so kreit er stark. – Tendlau, 829. D. h. wenn er fehlerhafte Schlüsse, überhaupt Fehler macht, irrt, so geschieht's in grossem Masse. 150 Wenn der Weise unter Narren für klug gelten will, muss er ein Narr mit ihnen sein. – Altmann VI, 432.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [68]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/80>, abgerufen am 29.03.2024.