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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877.

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Die Dachgerüste.
Bundtram, h die Versteifungsstrebe, z das Zangenholz, f die Fetten-
strebe; der Bundtram ruht mit dem einen Ende auf der Mauer, mit dem
anderen auf einem Holzknaggen, und ist mit der Säule s verklammert.
Die Leersparrenfüße stützen sich auf ausgewechselte Stichbalken. Die
Dachhälfte b zeigt ein halbes Mansarddach und hat einen circa 1,25m
betragenden Vorsprung, um einer tiefer liegenden Gallerie als Schütz-
dach zu dienen.

Sägen- oder Shed-Dächer.

Für bestimmte Gebäudearten, die viel Licht gebrauchen, reichen
die gewöhnlichen Dachconstruktionen, bei denen eine größere Anzahl
Oberlichter angeordnet werden müßten, nicht aus. Ferner kommt
noch der Umstand in Betracht, daß z. B. für Webereien dasjenige
Licht das beste ist, welches von Norden herkommt, denn die von den
andern Himmelsrichtungen einfallenden grellen Lichtstrahlen zerstören
gewisse Farben der zu verfertigenden Stoffe und in Elastiquewebereien
den Kautschuk der Kette.

Aus allen diesen Gründen zerlegt man die großen Dachflächen
in kleinere von sägenartiger Gestalt, nach welcher diese Dachform den
Namen Sägedach führt; die Engländer nennen dasselbe ein Shed-Dach.

Ein Sägendach ist eigentlich weiter nichts, als ein Satteldach von
5--8m Spannweite mit ungleich großen Dachflächen, die verschiedene
Neigungen haben. Die kleinste und am wenigsten geneigte Dach-
fläche wendet sich stets nach der Nordseite und ist mit möglichst
großen Fenstern versehen. Da die senkrechten Fenster das in 45°
einfallende Licht stärker brechen als die geneigt gestellten, so giebt
man der letzteren Stellung den Vorzug; für den Winkel y bewährt
sich eine Neigung von 15--20° am besten (Fig. 351).

Die Glasfläche soll mindestens so groß sein, daß der unter einem
Sägendache befindliche Webestuhl vom ganzen einfallenden Lichte be-
leuchtet werden kann. Die mittleren Strahlen des Lichtprismas
nimmt man gewöhnlich unter einem Winkel von 45° an, sie sollen
in den Arbeitsraum so eindringen, daß die Unterzüge etc. auf die
Webestühle keinen Schatten werfen und vor allen Dingen durch den
Arbeiter selbst keine Schlagschatten auf seine Hände fallen.

Die Neigung des Winkels x hängt von dem Bedachungsmaterial
ab, das für die größere Dachfläche Verwendung finden soll. Die
Spannweite (s) richtet sich nach der Größe des Webestuhles und der
Breite des Arbeitsganges; sie schwankt zwischen 5--8m.

Die Dachgerüſte.
Bundtram, h die Verſteifungsſtrebe, z das Zangenholz, f die Fetten-
ſtrebe; der Bundtram ruht mit dem einen Ende auf der Mauer, mit dem
anderen auf einem Holzknaggen, und iſt mit der Säule s verklammert.
Die Leerſparrenfüße ſtützen ſich auf ausgewechſelte Stichbalken. Die
Dachhälfte b zeigt ein halbes Manſarddach und hat einen circa 1,25m
betragenden Vorſprung, um einer tiefer liegenden Gallerie als Schütz-
dach zu dienen.

Sägen- oder Shed-Dächer.

Für beſtimmte Gebäudearten, die viel Licht gebrauchen, reichen
die gewöhnlichen Dachconſtruktionen, bei denen eine größere Anzahl
Oberlichter angeordnet werden müßten, nicht aus. Ferner kommt
noch der Umſtand in Betracht, daß z. B. für Webereien dasjenige
Licht das beſte iſt, welches von Norden herkommt, denn die von den
andern Himmelsrichtungen einfallenden grellen Lichtſtrahlen zerſtören
gewiſſe Farben der zu verfertigenden Stoffe und in Elaſtiquewebereien
den Kautſchuk der Kette.

Aus allen dieſen Gründen zerlegt man die großen Dachflächen
in kleinere von ſägenartiger Geſtalt, nach welcher dieſe Dachform den
Namen Sägedach führt; die Engländer nennen daſſelbe ein Shed-Dach.

Ein Sägendach iſt eigentlich weiter nichts, als ein Satteldach von
5—8m Spannweite mit ungleich großen Dachflächen, die verſchiedene
Neigungen haben. Die kleinſte und am wenigſten geneigte Dach-
fläche wendet ſich ſtets nach der Nordſeite und iſt mit möglichſt
großen Fenſtern verſehen. Da die ſenkrechten Fenſter das in 45°
einfallende Licht ſtärker brechen als die geneigt geſtellten, ſo giebt
man der letzteren Stellung den Vorzug; für den Winkel y bewährt
ſich eine Neigung von 15—20° am beſten (Fig. 351).

Die Glasfläche ſoll mindeſtens ſo groß ſein, daß der unter einem
Sägendache befindliche Webeſtuhl vom ganzen einfallenden Lichte be-
leuchtet werden kann. Die mittleren Strahlen des Lichtprismas
nimmt man gewöhnlich unter einem Winkel von 45° an, ſie ſollen
in den Arbeitsraum ſo eindringen, daß die Unterzüge ꝛc. auf die
Webeſtühle keinen Schatten werfen und vor allen Dingen durch den
Arbeiter ſelbſt keine Schlagſchatten auf ſeine Hände fallen.

Die Neigung des Winkels x hängt von dem Bedachungsmaterial
ab, das für die größere Dachfläche Verwendung finden ſoll. Die
Spannweite (s) richtet ſich nach der Größe des Webeſtuhles und der
Breite des Arbeitsganges; ſie ſchwankt zwiſchen 5—8m.

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[229/0241] Die Dachgerüſte. Bundtram, h die Verſteifungsſtrebe, z das Zangenholz, f die Fetten- ſtrebe; der Bundtram ruht mit dem einen Ende auf der Mauer, mit dem anderen auf einem Holzknaggen, und iſt mit der Säule s verklammert. Die Leerſparrenfüße ſtützen ſich auf ausgewechſelte Stichbalken. Die Dachhälfte b zeigt ein halbes Manſarddach und hat einen circa 1,25m betragenden Vorſprung, um einer tiefer liegenden Gallerie als Schütz- dach zu dienen. Sägen- oder Shed-Dächer. Für beſtimmte Gebäudearten, die viel Licht gebrauchen, reichen die gewöhnlichen Dachconſtruktionen, bei denen eine größere Anzahl Oberlichter angeordnet werden müßten, nicht aus. Ferner kommt noch der Umſtand in Betracht, daß z. B. für Webereien dasjenige Licht das beſte iſt, welches von Norden herkommt, denn die von den andern Himmelsrichtungen einfallenden grellen Lichtſtrahlen zerſtören gewiſſe Farben der zu verfertigenden Stoffe und in Elaſtiquewebereien den Kautſchuk der Kette. Aus allen dieſen Gründen zerlegt man die großen Dachflächen in kleinere von ſägenartiger Geſtalt, nach welcher dieſe Dachform den Namen Sägedach führt; die Engländer nennen daſſelbe ein Shed-Dach. Ein Sägendach iſt eigentlich weiter nichts, als ein Satteldach von 5—8m Spannweite mit ungleich großen Dachflächen, die verſchiedene Neigungen haben. Die kleinſte und am wenigſten geneigte Dach- fläche wendet ſich ſtets nach der Nordſeite und iſt mit möglichſt großen Fenſtern verſehen. Da die ſenkrechten Fenſter das in 45° einfallende Licht ſtärker brechen als die geneigt geſtellten, ſo giebt man der letzteren Stellung den Vorzug; für den Winkel y bewährt ſich eine Neigung von 15—20° am beſten (Fig. 351). Die Glasfläche ſoll mindeſtens ſo groß ſein, daß der unter einem Sägendache befindliche Webeſtuhl vom ganzen einfallenden Lichte be- leuchtet werden kann. Die mittleren Strahlen des Lichtprismas nimmt man gewöhnlich unter einem Winkel von 45° an, ſie ſollen in den Arbeitsraum ſo eindringen, daß die Unterzüge ꝛc. auf die Webeſtühle keinen Schatten werfen und vor allen Dingen durch den Arbeiter ſelbſt keine Schlagſchatten auf ſeine Hände fallen. Die Neigung des Winkels x hängt von dem Bedachungsmaterial ab, das für die größere Dachfläche Verwendung finden ſoll. Die Spannweite (s) richtet ſich nach der Größe des Webeſtuhles und der Breite des Arbeitsganges; ſie ſchwankt zwiſchen 5—8m.

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre01_1877/241>, abgerufen am 29.03.2024.