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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877.

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Die Dachgerüste.
5) Die Eckpfosten oder Ecksparren dürfen nicht durch horizontale
Hölzer unterbrochen, sondern sie müssen, wenn sie zu kurz sind,
unmittelbar verlängert werden, so daß Hirnholz auf Hirnholz zu
stehen kommt.
6) Die äußeren Dachwände sind so zu verbinden, daß sie keinen
Seitendruck ausüben, sondern nur senkrecht auf die Mauer drücken
können.
7) Dieselben sind durch horizontale Verbindungen (Kränze) in
gewissen, nicht zu großen Entfernungen so abzuschließen, daß dadurch
die Thurmpyramide in mehrere kleine abgestumpfte Pyramiden ab-
getheilt wird.
8) Alle Zapfenlöcher, in denen das Wasser sich sammeln könnte,
sind zu vermeiden; wo dieses nicht möglich ist, müssen sie unten
geschlitzt werden, damit das Wasser ablaufen kann.
9) Die Mauerlatten und Balken dürfen nicht eingemauert wer-
den, sondern müssen auf der Mauer nur frei ruhen.
10) Der Luftzug ist zu befördern.
11) Alle Hölzer sind so zu verbinden, daß die schadhaften leicht
weggenommen werden können, mithin müssen die Gebälke, Sparren-
balken, nicht unter die Hauptpfosten oder Ecksparren gelegt werden,
sondern neben dieselben.
12) Bei größeren Thürmen ist jedesmal außer den Ecksparren noch
eine von denselben unabhängige Unterstützung anzubringen, so daß
durch dieselbe, sowohl beim Aufschlagen, als bei Reparaturen, die
Festigkeit des Ganzen gesichert wird, und sie zugleich als Gerüst dient.
13) In jedem Stockwerke ist wenigstens ein eisernes Fenster anzu-
bringen, um jeden Schaden des Dachwerks leicht erkennen zu können.
Die zusammengesetzten Dächer und Schiftungen.

a) Die geraden Walmdächer. Falls an dem Giebel die Dach-
fläche herum geführt werden soll, so daß rings um das Gebäude die
Traufkante in eine Ebene zu liegen kommt, so entsteht ein Walm- oder
Schopfdach. Bei der Durchschneidung der gleich geneigten Dach-
flächen entstehen hervorragende Kanten, sogenannte "Grate", deren
Horizontalprojectionen stets gerade Linien sind und in der Hal-
birungslinie des Eckwinkels liegen. In Fig. 407 giebt a b c d den
rechteckigen Grundriß eines Daches, welches bei a b und c d abge-
walmt ist. a h, h b, h d und h c sind die Projectionen der Grate.

Die Dachgerüſte.
5) Die Eckpfoſten oder Eckſparren dürfen nicht durch horizontale
Hölzer unterbrochen, ſondern ſie müſſen, wenn ſie zu kurz ſind,
unmittelbar verlängert werden, ſo daß Hirnholz auf Hirnholz zu
ſtehen kommt.
6) Die äußeren Dachwände ſind ſo zu verbinden, daß ſie keinen
Seitendruck ausüben, ſondern nur ſenkrecht auf die Mauer drücken
können.
7) Dieſelben ſind durch horizontale Verbindungen (Kränze) in
gewiſſen, nicht zu großen Entfernungen ſo abzuſchließen, daß dadurch
die Thurmpyramide in mehrere kleine abgeſtumpfte Pyramiden ab-
getheilt wird.
8) Alle Zapfenlöcher, in denen das Waſſer ſich ſammeln könnte,
ſind zu vermeiden; wo dieſes nicht möglich iſt, müſſen ſie unten
geſchlitzt werden, damit das Waſſer ablaufen kann.
9) Die Mauerlatten und Balken dürfen nicht eingemauert wer-
den, ſondern müſſen auf der Mauer nur frei ruhen.
10) Der Luftzug iſt zu befördern.
11) Alle Hölzer ſind ſo zu verbinden, daß die ſchadhaften leicht
weggenommen werden können, mithin müſſen die Gebälke, Sparren-
balken, nicht unter die Hauptpfoſten oder Eckſparren gelegt werden,
ſondern neben dieſelben.
12) Bei größeren Thürmen iſt jedesmal außer den Eckſparren noch
eine von denſelben unabhängige Unterſtützung anzubringen, ſo daß
durch dieſelbe, ſowohl beim Aufſchlagen, als bei Reparaturen, die
Feſtigkeit des Ganzen geſichert wird, und ſie zugleich als Gerüſt dient.
13) In jedem Stockwerke iſt wenigſtens ein eiſernes Fenſter anzu-
bringen, um jeden Schaden des Dachwerks leicht erkennen zu können.
Die zuſammengeſetzten Dächer und Schiftungen.

a) Die geraden Walmdächer. Falls an dem Giebel die Dach-
fläche herum geführt werden ſoll, ſo daß rings um das Gebäude die
Traufkante in eine Ebene zu liegen kommt, ſo entſteht ein Walm- oder
Schopfdach. Bei der Durchſchneidung der gleich geneigten Dach-
flächen entſtehen hervorragende Kanten, ſogenannte „Grate“, deren
Horizontalprojectionen ſtets gerade Linien ſind und in der Hal-
birungslinie des Eckwinkels liegen. In Fig. 407 giebt a b c d den
rechteckigen Grundriß eines Daches, welches bei a b und c d abge-
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[277/0289] Die Dachgerüſte. 5) Die Eckpfoſten oder Eckſparren dürfen nicht durch horizontale Hölzer unterbrochen, ſondern ſie müſſen, wenn ſie zu kurz ſind, unmittelbar verlängert werden, ſo daß Hirnholz auf Hirnholz zu ſtehen kommt. 6) Die äußeren Dachwände ſind ſo zu verbinden, daß ſie keinen Seitendruck ausüben, ſondern nur ſenkrecht auf die Mauer drücken können. 7) Dieſelben ſind durch horizontale Verbindungen (Kränze) in gewiſſen, nicht zu großen Entfernungen ſo abzuſchließen, daß dadurch die Thurmpyramide in mehrere kleine abgeſtumpfte Pyramiden ab- getheilt wird. 8) Alle Zapfenlöcher, in denen das Waſſer ſich ſammeln könnte, ſind zu vermeiden; wo dieſes nicht möglich iſt, müſſen ſie unten geſchlitzt werden, damit das Waſſer ablaufen kann. 9) Die Mauerlatten und Balken dürfen nicht eingemauert wer- den, ſondern müſſen auf der Mauer nur frei ruhen. 10) Der Luftzug iſt zu befördern. 11) Alle Hölzer ſind ſo zu verbinden, daß die ſchadhaften leicht weggenommen werden können, mithin müſſen die Gebälke, Sparren- balken, nicht unter die Hauptpfoſten oder Eckſparren gelegt werden, ſondern neben dieſelben. 12) Bei größeren Thürmen iſt jedesmal außer den Eckſparren noch eine von denſelben unabhängige Unterſtützung anzubringen, ſo daß durch dieſelbe, ſowohl beim Aufſchlagen, als bei Reparaturen, die Feſtigkeit des Ganzen geſichert wird, und ſie zugleich als Gerüſt dient. 13) In jedem Stockwerke iſt wenigſtens ein eiſernes Fenſter anzu- bringen, um jeden Schaden des Dachwerks leicht erkennen zu können. Die zuſammengeſetzten Dächer und Schiftungen. a) Die geraden Walmdächer. Falls an dem Giebel die Dach- fläche herum geführt werden ſoll, ſo daß rings um das Gebäude die Traufkante in eine Ebene zu liegen kommt, ſo entſteht ein Walm- oder Schopfdach. Bei der Durchſchneidung der gleich geneigten Dach- flächen entſtehen hervorragende Kanten, ſogenannte „Grate“, deren Horizontalprojectionen ſtets gerade Linien ſind und in der Hal- birungslinie des Eckwinkels liegen. In Fig. 407 giebt a b c d den rechteckigen Grundriß eines Daches, welches bei a b und c d abge- walmt iſt. a h, h b, h d und h c ſind die Projectionen der Grate.

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre01_1877/289>, abgerufen am 20.04.2024.