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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877.

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Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau.
spannte, an dem anderen freiaufliegende Träger 11/2 mal soviel trägt,
als ein solcher, der mit beiden Enden frei aufliegt, und demgemäß
[Formel 1] oder wenn b = 5/7 h:
7) [Formel 2]
ist, überlassen wir dem Studirenden die weitere Durchführung eines
Beispiels.

Die Dimensionen der starkbelasteten und freistehenden Holz-
pfosten
pflegt man ebenfalls statisch zu berechnen, zumal bei außer-
gewöhnlichen Belastungen das practische Gefühl selten den richtigen
Aufschluß giebt.

Wie wir auf den vorstehenden Seiten gesehen haben, vertheilt sich
die Belastung der Balkenlage u. s. w. sehr verschiedenartig auf die
Unterstützungen, weshalb man behufs Berechnung der Pfostenquer-
schnitte zunächst die auf jedem Stiele ruhende Last P ermitteln muß.

Die hölzerne Säule wird auf rückwirkende Festigkeit in An-
spruch genommen, und steht ihr Tragvermögen in geradem Verhält-
nisse zum Querschnitte und in umgekehrtem Verhältnisse zur Länge;
d. h. die Tragfähigkeit vermindert sich mit Zunahme der Stielhöhe,
und der Querschnitt erfordert desto größere Dimensionen, je höher
der Stiel ist (gleiche Belastung vorausgesetzt).

Die rückwirkende Festigkeit kann sowohl eine Inanspruchnahme
auf Zerdrücken (Zermalmen) oder auf Zerknicken (Durchbiegen)
sein. Erstere findet bei Holzconstructionen im Hochbau selten, letz-
tere dagegen desto öfters bei solchen Stützen statt, deren Höhe 10--15
mal größer ist als die kleinste Seite des rechteckigen oder quadra-
tischen Querschnitts.

Jedoch die Widerstandsfähigkeit hängt nicht allein von der Länge,
sondern auch von dem Material und der Befestigungsweise der
Stützenenden ab.

Da das Tannenholz biegsamer, d. h. elastischer ist als das Eichen-
holz, so eignet sich letzteres für Stützen am besten. Nach angestellten
Versuchen beträgt der Elasticitätsmodul (E)
für Tannenholz pr. #zm 105000 Kilogr.
" Eichenholz " 122500 "

Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau.
ſpannte, an dem anderen freiaufliegende Träger 1½ mal ſoviel trägt,
als ein ſolcher, der mit beiden Enden frei aufliegt, und demgemäß
[Formel 1] oder wenn b = 5/7 h:
7) [Formel 2]
iſt, überlaſſen wir dem Studirenden die weitere Durchführung eines
Beiſpiels.

Die Dimenſionen der ſtarkbelaſteten und freiſtehenden Holz-
pfoſten
pflegt man ebenfalls ſtatiſch zu berechnen, zumal bei außer-
gewöhnlichen Belaſtungen das practiſche Gefühl ſelten den richtigen
Aufſchluß giebt.

Wie wir auf den vorſtehenden Seiten geſehen haben, vertheilt ſich
die Belaſtung der Balkenlage u. ſ. w. ſehr verſchiedenartig auf die
Unterſtützungen, weshalb man behufs Berechnung der Pfoſtenquer-
ſchnitte zunächſt die auf jedem Stiele ruhende Laſt P ermitteln muß.

Die hölzerne Säule wird auf rückwirkende Feſtigkeit in An-
ſpruch genommen, und ſteht ihr Tragvermögen in geradem Verhält-
niſſe zum Querſchnitte und in umgekehrtem Verhältniſſe zur Länge;
d. h. die Tragfähigkeit vermindert ſich mit Zunahme der Stielhöhe,
und der Querſchnitt erfordert deſto größere Dimenſionen, je höher
der Stiel iſt (gleiche Belaſtung vorausgeſetzt).

Die rückwirkende Feſtigkeit kann ſowohl eine Inanſpruchnahme
auf Zerdrücken (Zermalmen) oder auf Zerknicken (Durchbiegen)
ſein. Erſtere findet bei Holzconſtructionen im Hochbau ſelten, letz-
tere dagegen deſto öfters bei ſolchen Stützen ſtatt, deren Höhe 10—15
mal größer iſt als die kleinſte Seite des rechteckigen oder quadra-
tiſchen Querſchnitts.

Jedoch die Widerſtandsfähigkeit hängt nicht allein von der Länge,
ſondern auch von dem Material und der Befeſtigungsweiſe der
Stützenenden ab.

Da das Tannenholz biegſamer, d. h. elaſtiſcher iſt als das Eichen-
holz, ſo eignet ſich letzteres für Stützen am beſten. Nach angeſtellten
Verſuchen beträgt der Elaſticitätsmodul (E)
für Tannenholz pr. □zm 105000 Kilogr.
„ Eichenholz „ 122500 „

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[91/0103] Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. ſpannte, an dem anderen freiaufliegende Träger 1½ mal ſoviel trägt, als ein ſolcher, der mit beiden Enden frei aufliegt, und demgemäß [FORMEL] oder wenn b = 5/7 h: 7) [FORMEL] iſt, überlaſſen wir dem Studirenden die weitere Durchführung eines Beiſpiels. Die Dimenſionen der ſtarkbelaſteten und freiſtehenden Holz- pfoſten pflegt man ebenfalls ſtatiſch zu berechnen, zumal bei außer- gewöhnlichen Belaſtungen das practiſche Gefühl ſelten den richtigen Aufſchluß giebt. Wie wir auf den vorſtehenden Seiten geſehen haben, vertheilt ſich die Belaſtung der Balkenlage u. ſ. w. ſehr verſchiedenartig auf die Unterſtützungen, weshalb man behufs Berechnung der Pfoſtenquer- ſchnitte zunächſt die auf jedem Stiele ruhende Laſt P ermitteln muß. Die hölzerne Säule wird auf rückwirkende Feſtigkeit in An- ſpruch genommen, und ſteht ihr Tragvermögen in geradem Verhält- niſſe zum Querſchnitte und in umgekehrtem Verhältniſſe zur Länge; d. h. die Tragfähigkeit vermindert ſich mit Zunahme der Stielhöhe, und der Querſchnitt erfordert deſto größere Dimenſionen, je höher der Stiel iſt (gleiche Belaſtung vorausgeſetzt). Die rückwirkende Feſtigkeit kann ſowohl eine Inanſpruchnahme auf Zerdrücken (Zermalmen) oder auf Zerknicken (Durchbiegen) ſein. Erſtere findet bei Holzconſtructionen im Hochbau ſelten, letz- tere dagegen deſto öfters bei ſolchen Stützen ſtatt, deren Höhe 10—15 mal größer iſt als die kleinſte Seite des rechteckigen oder quadra- tiſchen Querſchnitts. Jedoch die Widerſtandsfähigkeit hängt nicht allein von der Länge, ſondern auch von dem Material und der Befeſtigungsweiſe der Stützenenden ab. Da das Tannenholz biegſamer, d. h. elaſtiſcher iſt als das Eichen- holz, ſo eignet ſich letzteres für Stützen am beſten. Nach angeſtellten Verſuchen beträgt der Elaſticitätsmodul (E) für Tannenholz pr. □zm 105000 Kilogr. „ Eichenholz „ 122500 „

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre01_1877/103>, abgerufen am 23.04.2024.