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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877.

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Die Bogengerüste.
Werkzeuge zu ermöglichen ist. Hierdurch werden aber Erschütterungen
herbeigeführt, welche die verderblichsten Einflüsse auf die Gewölbe
äußern können. Man kam daher Anfang der fünfziger Jahre auf die

zweite Methode. Hierbei müssen die Leerbögen so construirt
sein, daß die einzelnen Bogenstücke, auf denen das Gewölbe ruht,
zwischen, an den darunter liegenden Riegeln befestigten Böcken nie-
dergelassen werden können. Beispielsweise wurden die 16,1m weiten
Fluthbrückenöffnungen mit Segmentbögen aus Ziegeln auf solchen
Leergerüsten im Jahre 1852 hergestellt und nach Fig. 452 ausge-
rüstet (Zeichnung 1/12 nat. Größe). Die Bogenstücke ruhten während
des Baues auf 31/2zm starken schmiedeeisernen Schrauben mit
vierkantigem Gewinde, welche sich auf gußeiserne, mit viereckiger,
äußerer Form in die Riegel eingelassene Muttern stützen. Die Bogen-
stücke erhielten 4zm starke gußeiserne Platten, in welche die Schrauben
abgerundet eingelassen waren. Während des Baues waren die
Schrauben gut geschmiert und wurden noch besonders unterstützt, um
ein Verbiegen und Brechen der schiefbelasteten Schrauben zu ver-
hüten. Beim Ausrüsten wurden die Schrauben vorsichtig gelöst und
dadurch die Bogenstücke langsam von dem Gewölbe getrennt.

Dies Verfahren hat den Vortheil, daß man das Leergerüst bei
seiner Aufstellung und während des Baues reguliren kann, es ist
aber bedeutend theurer als

die dritte Methode mit Sandtöpfen. Sie wurden zuerst
von den Franzosen mit sehr gutem Erfolge angewendet und sind
bis jetzt ganz allgemein bei größeren Brückenbauten im Gebrauche.
In Deutschland benutzte man sie Ende der fünfziger Jahre zuerst,
so z. B. bei der Gerdaubrücke bei Ueltzen (Hannover) [siehe s in
Fig. 451]. Die Cylinder standen auf dem unteren, die vier Pfähle
verbindenden Holme und trugen eine 10zm hohe eichene Schwelle,
auf welche für jeden Leerbogen ein Paar 30zm breite Keile gelegt
waren. Unter jedem Leerbogen stand ein Cylinder (Fig. 453), der
einen Druck von ungefähr 15000 Kilogr. zu übertragen hat. (Proben
und Versuche angestellt bis 50000 Kilogr.)

Was ihre Construktion anbelangt, so bestehen sie aus 3mm starken
Eisenblechen, deren Enden durch übergelegte Laschen verbunden sind.
Am unteren Ende ist das Blech rechtwinklig umgebogen und mit
dem eisernen Boden vernietet. Der Durchmesser der Cylinder beträgt
31zm, ihre Höhe 25zm.

Die Bogengerüſte.
Werkzeuge zu ermöglichen iſt. Hierdurch werden aber Erſchütterungen
herbeigeführt, welche die verderblichſten Einflüſſe auf die Gewölbe
äußern können. Man kam daher Anfang der fünfziger Jahre auf die

zweite Methode. Hierbei müſſen die Leerbögen ſo conſtruirt
ſein, daß die einzelnen Bogenſtücke, auf denen das Gewölbe ruht,
zwiſchen, an den darunter liegenden Riegeln befeſtigten Böcken nie-
dergelaſſen werden können. Beiſpielsweiſe wurden die 16,1m weiten
Fluthbrückenöffnungen mit Segmentbögen aus Ziegeln auf ſolchen
Leergerüſten im Jahre 1852 hergeſtellt und nach Fig. 452 ausge-
rüſtet (Zeichnung 1/12 nat. Größe). Die Bogenſtücke ruhten während
des Baues auf 3½zm ſtarken ſchmiedeeiſernen Schrauben mit
vierkantigem Gewinde, welche ſich auf gußeiſerne, mit viereckiger,
äußerer Form in die Riegel eingelaſſene Muttern ſtützen. Die Bogen-
ſtücke erhielten 4zm ſtarke gußeiſerne Platten, in welche die Schrauben
abgerundet eingelaſſen waren. Während des Baues waren die
Schrauben gut geſchmiert und wurden noch beſonders unterſtützt, um
ein Verbiegen und Brechen der ſchiefbelaſteten Schrauben zu ver-
hüten. Beim Ausrüſten wurden die Schrauben vorſichtig gelöſt und
dadurch die Bogenſtücke langſam von dem Gewölbe getrennt.

Dies Verfahren hat den Vortheil, daß man das Leergerüſt bei
ſeiner Aufſtellung und während des Baues reguliren kann, es iſt
aber bedeutend theurer als

die dritte Methode mit Sandtöpfen. Sie wurden zuerſt
von den Franzoſen mit ſehr gutem Erfolge angewendet und ſind
bis jetzt ganz allgemein bei größeren Brückenbauten im Gebrauche.
In Deutſchland benutzte man ſie Ende der fünfziger Jahre zuerſt,
ſo z. B. bei der Gerdaubrücke bei Ueltzen (Hannover) [ſiehe s in
Fig. 451]. Die Cylinder ſtanden auf dem unteren, die vier Pfähle
verbindenden Holme und trugen eine 10zm hohe eichene Schwelle,
auf welche für jeden Leerbogen ein Paar 30zm breite Keile gelegt
waren. Unter jedem Leerbogen ſtand ein Cylinder (Fig. 453), der
einen Druck von ungefähr 15000 Kilogr. zu übertragen hat. (Proben
und Verſuche angeſtellt bis 50000 Kilogr.)

Was ihre Conſtruktion anbelangt, ſo beſtehen ſie aus 3mm ſtarken
Eiſenblechen, deren Enden durch übergelegte Laſchen verbunden ſind.
Am unteren Ende iſt das Blech rechtwinklig umgebogen und mit
dem eiſernen Boden vernietet. Der Durchmeſſer der Cylinder beträgt
31zm, ihre Höhe 25zm.

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[309/0321] Die Bogengerüſte. Werkzeuge zu ermöglichen iſt. Hierdurch werden aber Erſchütterungen herbeigeführt, welche die verderblichſten Einflüſſe auf die Gewölbe äußern können. Man kam daher Anfang der fünfziger Jahre auf die zweite Methode. Hierbei müſſen die Leerbögen ſo conſtruirt ſein, daß die einzelnen Bogenſtücke, auf denen das Gewölbe ruht, zwiſchen, an den darunter liegenden Riegeln befeſtigten Böcken nie- dergelaſſen werden können. Beiſpielsweiſe wurden die 16,1m weiten Fluthbrückenöffnungen mit Segmentbögen aus Ziegeln auf ſolchen Leergerüſten im Jahre 1852 hergeſtellt und nach Fig. 452 ausge- rüſtet (Zeichnung 1/12 nat. Größe). Die Bogenſtücke ruhten während des Baues auf 3½zm ſtarken ſchmiedeeiſernen Schrauben mit vierkantigem Gewinde, welche ſich auf gußeiſerne, mit viereckiger, äußerer Form in die Riegel eingelaſſene Muttern ſtützen. Die Bogen- ſtücke erhielten 4zm ſtarke gußeiſerne Platten, in welche die Schrauben abgerundet eingelaſſen waren. Während des Baues waren die Schrauben gut geſchmiert und wurden noch beſonders unterſtützt, um ein Verbiegen und Brechen der ſchiefbelaſteten Schrauben zu ver- hüten. Beim Ausrüſten wurden die Schrauben vorſichtig gelöſt und dadurch die Bogenſtücke langſam von dem Gewölbe getrennt. Dies Verfahren hat den Vortheil, daß man das Leergerüſt bei ſeiner Aufſtellung und während des Baues reguliren kann, es iſt aber bedeutend theurer als die dritte Methode mit Sandtöpfen. Sie wurden zuerſt von den Franzoſen mit ſehr gutem Erfolge angewendet und ſind bis jetzt ganz allgemein bei größeren Brückenbauten im Gebrauche. In Deutſchland benutzte man ſie Ende der fünfziger Jahre zuerſt, ſo z. B. bei der Gerdaubrücke bei Ueltzen (Hannover) [ſiehe s in Fig. 451]. Die Cylinder ſtanden auf dem unteren, die vier Pfähle verbindenden Holme und trugen eine 10zm hohe eichene Schwelle, auf welche für jeden Leerbogen ein Paar 30zm breite Keile gelegt waren. Unter jedem Leerbogen ſtand ein Cylinder (Fig. 453), der einen Druck von ungefähr 15000 Kilogr. zu übertragen hat. (Proben und Verſuche angeſtellt bis 50000 Kilogr.) Was ihre Conſtruktion anbelangt, ſo beſtehen ſie aus 3mm ſtarken Eiſenblechen, deren Enden durch übergelegte Laſchen verbunden ſind. Am unteren Ende iſt das Blech rechtwinklig umgebogen und mit dem eiſernen Boden vernietet. Der Durchmeſſer der Cylinder beträgt 31zm, ihre Höhe 25zm.

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre01_1877/321>, abgerufen am 19.04.2024.