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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877.

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Fünftes Kapitel. Die Bogengerüste.
wurden zwischen je 2 Rippen Nonien-Apparate angebracht, die ein
Ablesen von 1/4mm gestatten. Um ferner zu vermeiden, daß beim
Niedergehen der hölzernen Stempel, welche die Hauptlast des Ge-
wölbes und des Leergerüstes aufnehmen, schädliche Spannungen in
den Hölzern entständen, die eine freie Bewegung der Streben hätten
verhindern und eine zu große Inanspruchnahme der unteren Schwelle
bewirken können, wurden die Schraubenbolzen aus den schrägen
Windstreben und aus den, die beiden Hälften der Schwelle verbin-
denden Laschen entfernt. Nach diesen Vorbereitungen zog man mit
einem Korkzieher je zwei einander gegenüber sitzende Korke aus den
Blechcylindern heraus, die kaum so fest saßen, wie die Korke in
einer Weinflasche. Als die Oeffnungen frei waren, fing der Sand
an auszurieseln, bald aber zeigte es sich, daß in den etwa 2,5zm
langen Ansätzen sich kleine Sandkegel bildeten, die die Oeffnungen
des Hauptcylinders zum Theil versperrten. Es wurde deshalb
nöthig, mit Nägeln und Haken das Auslaufen des Sandes zu be-
fördern; ein Umstand, den man durch kürzere Ansätze leicht beseitigen
könnte, der sich aber als nachtheilig durchaus nicht erwiesen hat,
indem man jetzt das Quantum des ausfließenden Sandes nach den
Senkungen der einzelnen Leerbögen, die an den Nonien-Apparaten
zu erkennen waren, genau reguliren konnte.

Da die Ausrüstung sowohl mit Schrauben, als auch mit Sand-
töpfen ein gleichmäßiges Sinkenlassen der Leergerüste noch nicht in
genügendem Maße gestatten, erfand Ingenieur O. Intze, Professor
am Polytechnikum zu Aachen, beim Bau der Hamburger St. Annen-
brücke die

vierte Methode mit "Exzentriks." Die Beschreibung und
Zeichnungen dieses originellen Verfahrens sind in der "Deutschen
Bauzeitung" 1870 Seite 49, sowie im Auszuge im "Jahrbuch der
Baugewerbe" 2. Jahrgang (1872) Seite 359 gegeben, und verweisen
wir den Leser, welcher sich für diesen Gegenstand interessirt, beson-
ders auf die erwähnte Deutsche Bauzeitung.


Fünftes Kapitel. Die Bogengerüſte.
wurden zwiſchen je 2 Rippen Nonien-Apparate angebracht, die ein
Ableſen von ¼mm geſtatten. Um ferner zu vermeiden, daß beim
Niedergehen der hölzernen Stempel, welche die Hauptlaſt des Ge-
wölbes und des Leergerüſtes aufnehmen, ſchädliche Spannungen in
den Hölzern entſtänden, die eine freie Bewegung der Streben hätten
verhindern und eine zu große Inanſpruchnahme der unteren Schwelle
bewirken können, wurden die Schraubenbolzen aus den ſchrägen
Windſtreben und aus den, die beiden Hälften der Schwelle verbin-
denden Laſchen entfernt. Nach dieſen Vorbereitungen zog man mit
einem Korkzieher je zwei einander gegenüber ſitzende Korke aus den
Blechcylindern heraus, die kaum ſo feſt ſaßen, wie die Korke in
einer Weinflaſche. Als die Oeffnungen frei waren, fing der Sand
an auszurieſeln, bald aber zeigte es ſich, daß in den etwa 2,5zm
langen Anſätzen ſich kleine Sandkegel bildeten, die die Oeffnungen
des Hauptcylinders zum Theil verſperrten. Es wurde deshalb
nöthig, mit Nägeln und Haken das Auslaufen des Sandes zu be-
fördern; ein Umſtand, den man durch kürzere Anſätze leicht beſeitigen
könnte, der ſich aber als nachtheilig durchaus nicht erwieſen hat,
indem man jetzt das Quantum des ausfließenden Sandes nach den
Senkungen der einzelnen Leerbögen, die an den Nonien-Apparaten
zu erkennen waren, genau reguliren konnte.

Da die Ausrüſtung ſowohl mit Schrauben, als auch mit Sand-
töpfen ein gleichmäßiges Sinkenlaſſen der Leergerüſte noch nicht in
genügendem Maße geſtatten, erfand Ingenieur O. Intze, Profeſſor
am Polytechnikum zu Aachen, beim Bau der Hamburger St. Annen-
brücke die

vierte Methode mit „Exzentriks.“ Die Beſchreibung und
Zeichnungen dieſes originellen Verfahrens ſind in der „Deutſchen
Bauzeitung“ 1870 Seite 49, ſowie im Auszuge im „Jahrbuch der
Baugewerbe“ 2. Jahrgang (1872) Seite 359 gegeben, und verweiſen
wir den Leſer, welcher ſich für dieſen Gegenſtand intereſſirt, beſon-
ders auf die erwähnte Deutſche Bauzeitung.


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[312/0324] Fünftes Kapitel. Die Bogengerüſte. wurden zwiſchen je 2 Rippen Nonien-Apparate angebracht, die ein Ableſen von ¼mm geſtatten. Um ferner zu vermeiden, daß beim Niedergehen der hölzernen Stempel, welche die Hauptlaſt des Ge- wölbes und des Leergerüſtes aufnehmen, ſchädliche Spannungen in den Hölzern entſtänden, die eine freie Bewegung der Streben hätten verhindern und eine zu große Inanſpruchnahme der unteren Schwelle bewirken können, wurden die Schraubenbolzen aus den ſchrägen Windſtreben und aus den, die beiden Hälften der Schwelle verbin- denden Laſchen entfernt. Nach dieſen Vorbereitungen zog man mit einem Korkzieher je zwei einander gegenüber ſitzende Korke aus den Blechcylindern heraus, die kaum ſo feſt ſaßen, wie die Korke in einer Weinflaſche. Als die Oeffnungen frei waren, fing der Sand an auszurieſeln, bald aber zeigte es ſich, daß in den etwa 2,5zm langen Anſätzen ſich kleine Sandkegel bildeten, die die Oeffnungen des Hauptcylinders zum Theil verſperrten. Es wurde deshalb nöthig, mit Nägeln und Haken das Auslaufen des Sandes zu be- fördern; ein Umſtand, den man durch kürzere Anſätze leicht beſeitigen könnte, der ſich aber als nachtheilig durchaus nicht erwieſen hat, indem man jetzt das Quantum des ausfließenden Sandes nach den Senkungen der einzelnen Leerbögen, die an den Nonien-Apparaten zu erkennen waren, genau reguliren konnte. Da die Ausrüſtung ſowohl mit Schrauben, als auch mit Sand- töpfen ein gleichmäßiges Sinkenlaſſen der Leergerüſte noch nicht in genügendem Maße geſtatten, erfand Ingenieur O. Intze, Profeſſor am Polytechnikum zu Aachen, beim Bau der Hamburger St. Annen- brücke die vierte Methode mit „Exzentriks.“ Die Beſchreibung und Zeichnungen dieſes originellen Verfahrens ſind in der „Deutſchen Bauzeitung“ 1870 Seite 49, ſowie im Auszuge im „Jahrbuch der Baugewerbe“ 2. Jahrgang (1872) Seite 359 gegeben, und verweiſen wir den Leſer, welcher ſich für dieſen Gegenſtand intereſſirt, beſon- ders auf die erwähnte Deutſche Bauzeitung.

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre01_1877/324>, abgerufen am 25.04.2024.