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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Das böhmische Gewölbe.
VIII. Das böhmische Gewölbe

wird in Oesterreich ganz allgemein "Platzelgewölbe" genannt und
entsteht, wie Fig. 386 und 355 zu erkennen geben, wenn man sich in
einer Halbkugel irgend eine zu überwölbende Grundfläche gezeichnet
denkt, deren Endpunkte in dem Umfange eines nicht allzugroßen
Kreises liegen, und wenn man auf jede Seite dieser Grundfläche eine
verticale Ebene errichtet.

[Abbildung] Fig. 386.
[Abbildung] Fig. 387.

Aber auch solche Gewölbe, bei denen die Eckpunkte nicht in der
Kreisperipherie, sondern innerhalb des Kreises sind, können böhmische
Gewölbe sein, wie Fig. 387 zeigt.

a) Graphische Construktionen. Die Herstellung der einzelnen
Schildbögen ist sehr einfach, wenn man sich nach den oben angege-
benen Gesetzen für die Kugelabschnitte richtet, und verweisen wir noch
auf die Zeichnung Fig. 355.

Die böhmischen Gewölbe oder Platzelgewölbe lassen sich auch über
vieleckige Räume spannen, nur ist darauf zu achten, daß der Mittel-
punkt stets in der Projection des Schwerpunktes liege.

Der Radius der Wölbungslinie wird stets gleich der halben
Diagonale des Polygons sein.

Soll nun ein böhmisches Gewölbe über einen unregelmäßigen
Raum (Fig. 388) construirt werden, so muß zunächst der Schwer-
punkt C des zu überwölbenden Raumes gesucht und alsdann die
größte Diagonale als Radius (C c) der Halbkuppel angenommen

Das böhmiſche Gewölbe.
VIII. Das böhmiſche Gewölbe

wird in Oeſterreich ganz allgemein „Platzelgewölbe“ genannt und
entſteht, wie Fig. 386 und 355 zu erkennen geben, wenn man ſich in
einer Halbkugel irgend eine zu überwölbende Grundfläche gezeichnet
denkt, deren Endpunkte in dem Umfange eines nicht allzugroßen
Kreiſes liegen, und wenn man auf jede Seite dieſer Grundfläche eine
verticale Ebene errichtet.

[Abbildung] Fig. 386.
[Abbildung] Fig. 387.

Aber auch ſolche Gewölbe, bei denen die Eckpunkte nicht in der
Kreisperipherie, ſondern innerhalb des Kreiſes ſind, können böhmiſche
Gewölbe ſein, wie Fig. 387 zeigt.

a) Graphiſche Conſtruktionen. Die Herſtellung der einzelnen
Schildbögen iſt ſehr einfach, wenn man ſich nach den oben angege-
benen Geſetzen für die Kugelabſchnitte richtet, und verweiſen wir noch
auf die Zeichnung Fig. 355.

Die böhmiſchen Gewölbe oder Platzelgewölbe laſſen ſich auch über
vieleckige Räume ſpannen, nur iſt darauf zu achten, daß der Mittel-
punkt ſtets in der Projection des Schwerpunktes liege.

Der Radius der Wölbungslinie wird ſtets gleich der halben
Diagonale des Polygons ſein.

Soll nun ein böhmiſches Gewölbe über einen unregelmäßigen
Raum (Fig. 388) conſtruirt werden, ſo muß zunächſt der Schwer-
punkt C des zu überwölbenden Raumes geſucht und alsdann die
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[373/0389] Das böhmiſche Gewölbe. VIII. Das böhmiſche Gewölbe wird in Oeſterreich ganz allgemein „Platzelgewölbe“ genannt und entſteht, wie Fig. 386 und 355 zu erkennen geben, wenn man ſich in einer Halbkugel irgend eine zu überwölbende Grundfläche gezeichnet denkt, deren Endpunkte in dem Umfange eines nicht allzugroßen Kreiſes liegen, und wenn man auf jede Seite dieſer Grundfläche eine verticale Ebene errichtet. [Abbildung Fig. 386.] [Abbildung Fig. 387.] Aber auch ſolche Gewölbe, bei denen die Eckpunkte nicht in der Kreisperipherie, ſondern innerhalb des Kreiſes ſind, können böhmiſche Gewölbe ſein, wie Fig. 387 zeigt. a) Graphiſche Conſtruktionen. Die Herſtellung der einzelnen Schildbögen iſt ſehr einfach, wenn man ſich nach den oben angege- benen Geſetzen für die Kugelabſchnitte richtet, und verweiſen wir noch auf die Zeichnung Fig. 355. Die böhmiſchen Gewölbe oder Platzelgewölbe laſſen ſich auch über vieleckige Räume ſpannen, nur iſt darauf zu achten, daß der Mittel- punkt ſtets in der Projection des Schwerpunktes liege. Der Radius der Wölbungslinie wird ſtets gleich der halben Diagonale des Polygons ſein. Soll nun ein böhmiſches Gewölbe über einen unregelmäßigen Raum (Fig. 388) conſtruirt werden, ſo muß zunächſt der Schwer- punkt C des zu überwölbenden Raumes geſucht und alsdann die größte Diagonale als Radius (C c) der Halbkuppel angenommen

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/389>, abgerufen am 29.03.2024.