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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Erstes Kapitel. Das Bruchsteinmauerwerk.
ders bei freistehenden Mauern hat man darauf zu achten, daß die
vorderen Ecken immer aus ganz großen Steinen bestehen, deren Breite
wenigstens gleich der Mauerdicke mißt; nur bei außerordentlich dicken
Mauern reichen auch kleinere Steine aus. Fig. 127 giebt den Ver-
band und die Ansicht eines Mauerwerks mit nicht ganz regelmäßigen
Granitstücken; die untere Schaar ist punktirt angedeutet. So wie in
Fig. 126, greifen auch in diesem Beispiele dünnere Steine, die manch-
mal hochkantig liegen, durch das Mauerwerk als Strecker. Im all-
gemeinen gilt aber die Regel, daß, je regelmäßiger das Mauerwerk
hergestellt wird, desto häufiger Binder- und Läuferschaaren miteinander
abwechseln müssen. Dies erkennen wir in Fig. 128, welche einen
ziemlich regelmäßigen Verband darstellt.

[Abbildung] Fig. 128.

In den Fundamenten besteht die Grundschicht eigentlich nur aus
ganzen und großen Steinen, damit der Druck sich gleichmäßig auf
den ganzen Untergrund vertheile. Die kleineren Steine bringt man
mit ihren schmalen Seiten in die Front, damit sie gleichsam wie
"verzwickt" in der Mauer sitzen.

Nachdem die unterste Schaar durchgestreckt ist, werden die Fugen
und Oeffnungen zuerst mit trockenen Steinzwicken, d. h. ohne Mörtel,
so dicht ausgeschlagen, daß man an keiner Stelle mit einer Brech-
stange den Grund erreichen kann. Die noch übrig gebliebenen kleinen
Oeffnungen schlägt man mit trockenem Ziegelbruch (aus den Ziegeleien)
aus, um eine ziemlich ebene, trockene und vor allen Dingen reine

Erſtes Kapitel. Das Bruchſteinmauerwerk.
ders bei freiſtehenden Mauern hat man darauf zu achten, daß die
vorderen Ecken immer aus ganz großen Steinen beſtehen, deren Breite
wenigſtens gleich der Mauerdicke mißt; nur bei außerordentlich dicken
Mauern reichen auch kleinere Steine aus. Fig. 127 giebt den Ver-
band und die Anſicht eines Mauerwerks mit nicht ganz regelmäßigen
Granitſtücken; die untere Schaar iſt punktirt angedeutet. So wie in
Fig. 126, greifen auch in dieſem Beiſpiele dünnere Steine, die manch-
mal hochkantig liegen, durch das Mauerwerk als Strecker. Im all-
gemeinen gilt aber die Regel, daß, je regelmäßiger das Mauerwerk
hergeſtellt wird, deſto häufiger Binder- und Läuferſchaaren miteinander
abwechſeln müſſen. Dies erkennen wir in Fig. 128, welche einen
ziemlich regelmäßigen Verband darſtellt.

[Abbildung] Fig. 128.

In den Fundamenten beſteht die Grundſchicht eigentlich nur aus
ganzen und großen Steinen, damit der Druck ſich gleichmäßig auf
den ganzen Untergrund vertheile. Die kleineren Steine bringt man
mit ihren ſchmalen Seiten in die Front, damit ſie gleichſam wie
„verzwickt“ in der Mauer ſitzen.

Nachdem die unterſte Schaar durchgeſtreckt iſt, werden die Fugen
und Oeffnungen zuerſt mit trockenen Steinzwicken, d. h. ohne Mörtel,
ſo dicht ausgeſchlagen, daß man an keiner Stelle mit einer Brech-
ſtange den Grund erreichen kann. Die noch übrig gebliebenen kleinen
Oeffnungen ſchlägt man mit trockenem Ziegelbruch (aus den Ziegeleien)
aus, um eine ziemlich ebene, trockene und vor allen Dingen reine

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[116/0132] Erſtes Kapitel. Das Bruchſteinmauerwerk. ders bei freiſtehenden Mauern hat man darauf zu achten, daß die vorderen Ecken immer aus ganz großen Steinen beſtehen, deren Breite wenigſtens gleich der Mauerdicke mißt; nur bei außerordentlich dicken Mauern reichen auch kleinere Steine aus. Fig. 127 giebt den Ver- band und die Anſicht eines Mauerwerks mit nicht ganz regelmäßigen Granitſtücken; die untere Schaar iſt punktirt angedeutet. So wie in Fig. 126, greifen auch in dieſem Beiſpiele dünnere Steine, die manch- mal hochkantig liegen, durch das Mauerwerk als Strecker. Im all- gemeinen gilt aber die Regel, daß, je regelmäßiger das Mauerwerk hergeſtellt wird, deſto häufiger Binder- und Läuferſchaaren miteinander abwechſeln müſſen. Dies erkennen wir in Fig. 128, welche einen ziemlich regelmäßigen Verband darſtellt. [Abbildung Fig. 128.] In den Fundamenten beſteht die Grundſchicht eigentlich nur aus ganzen und großen Steinen, damit der Druck ſich gleichmäßig auf den ganzen Untergrund vertheile. Die kleineren Steine bringt man mit ihren ſchmalen Seiten in die Front, damit ſie gleichſam wie „verzwickt“ in der Mauer ſitzen. Nachdem die unterſte Schaar durchgeſtreckt iſt, werden die Fugen und Oeffnungen zuerſt mit trockenen Steinzwicken, d. h. ohne Mörtel, ſo dicht ausgeſchlagen, daß man an keiner Stelle mit einer Brech- ſtange den Grund erreichen kann. Die noch übrig gebliebenen kleinen Oeffnungen ſchlägt man mit trockenem Ziegelbruch (aus den Ziegeleien) aus, um eine ziemlich ebene, trockene und vor allen Dingen reine

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/132>, abgerufen am 28.03.2024.