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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Das Verklammern und Verdübeln der Werksteine.
man beim Bearbeiten des Steins am Material stehen. Die "Dübeln"
erhalten meistens eine schwalbenschwanzförmige Gestalt (Fig. 173) und
bestehen aus Eisen, welches aber des Rostens wegen gut verzinkt werden
muß. Das Rosten hat den Nachtheil, daß dadurch ein Aussprengen
des Steines erfolgen kann. Die Dollen verwendet man nur bei
Pfeilern und Säulen, deren aufeinanderliegende Trommeln mittelst
Dollen gegen die Verschiebung gesichert werden.

Im vollen Mauerwerk verbindet man die nebeneinanderliegenden
Steine mit "Klammern"; dieselben bestehen am besten aus Kupfer
oder Bronze, doch wird meistens verzinktes Eisen verwendet. Das
Verklammern geschieht nach der in Fig. 174 dargestellten Weise. Zu
diesem Zwecke arbeitet man in jedem Steine ein 5 -- 6 zm großes Loch

[Abbildung] Fig. 173.
[Abbildung] Fig. 174.
[Abbildung] Fig. 175.
aus, in welches die Klammer eingreift. Das "Vergießen" ge-
schieht mit verschiedenen Materialien, nämlich mit Schwefel, Gyps,
Blei oder Asphalt.

Schwefel ist nicht zu empfehlen, weil sich bei Eisenklammern
leicht Schwefeleisen bildet; Gyps kann nur im Trockenen Verwendung
finden. Meistens benutzt man Blei; dieses wird aber beim Erkalten
kleiner im Volumen und muß deshalb nach dem vollständigen Er-
kalten mit einem Hammer und Keil fest gestampft werden. Wenn
man die Klammern oder Dübeln an den vertikalen Seiten des Steins
anbringt, so muß man zuerst ein "Lehmnest" (Fig. 175) bauen, um
das Vergußmaterial bequem einbringen zu können.

Das Vergießen darf nicht eher geschehen, bis das Klammerloch
gehörig ausgetrocknet ist, weil sich sonst störende Wasserdämpfe bilden.

Ein vorzügliches Vergußmaterial liefert der Asphalt; dieser
schützt das Eisen vor Rost, ist aber nicht stabil und erweicht beim Ein-
fluß der Wärme.

Das Verklammern und Verdübeln der Werkſteine.
man beim Bearbeiten des Steins am Material ſtehen. Die „Dübeln“
erhalten meiſtens eine ſchwalbenſchwanzförmige Geſtalt (Fig. 173) und
beſtehen aus Eiſen, welches aber des Roſtens wegen gut verzinkt werden
muß. Das Roſten hat den Nachtheil, daß dadurch ein Ausſprengen
des Steines erfolgen kann. Die Dollen verwendet man nur bei
Pfeilern und Säulen, deren aufeinanderliegende Trommeln mittelſt
Dollen gegen die Verſchiebung geſichert werden.

Im vollen Mauerwerk verbindet man die nebeneinanderliegenden
Steine mit „Klammern“; dieſelben beſtehen am beſten aus Kupfer
oder Bronze, doch wird meiſtens verzinktes Eiſen verwendet. Das
Verklammern geſchieht nach der in Fig. 174 dargeſtellten Weiſe. Zu
dieſem Zwecke arbeitet man in jedem Steine ein 5 — 6 zm großes Loch

[Abbildung] Fig. 173.
[Abbildung] Fig. 174.
[Abbildung] Fig. 175.
aus, in welches die Klammer eingreift. Das „Vergießen“ ge-
ſchieht mit verſchiedenen Materialien, nämlich mit Schwefel, Gyps,
Blei oder Asphalt.

Schwefel iſt nicht zu empfehlen, weil ſich bei Eiſenklammern
leicht Schwefeleiſen bildet; Gyps kann nur im Trockenen Verwendung
finden. Meiſtens benutzt man Blei; dieſes wird aber beim Erkalten
kleiner im Volumen und muß deshalb nach dem vollſtändigen Er-
kalten mit einem Hammer und Keil feſt geſtampft werden. Wenn
man die Klammern oder Dübeln an den vertikalen Seiten des Steins
anbringt, ſo muß man zuerſt ein „Lehmneſt“ (Fig. 175) bauen, um
das Vergußmaterial bequem einbringen zu können.

Das Vergießen darf nicht eher geſchehen, bis das Klammerloch
gehörig ausgetrocknet iſt, weil ſich ſonſt ſtörende Waſſerdämpfe bilden.

Ein vorzügliches Vergußmaterial liefert der Asphalt; dieſer
ſchützt das Eiſen vor Roſt, iſt aber nicht ſtabil und erweicht beim Ein-
fluß der Wärme.

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[157/0173] Das Verklammern und Verdübeln der Werkſteine. man beim Bearbeiten des Steins am Material ſtehen. Die „Dübeln“ erhalten meiſtens eine ſchwalbenſchwanzförmige Geſtalt (Fig. 173) und beſtehen aus Eiſen, welches aber des Roſtens wegen gut verzinkt werden muß. Das Roſten hat den Nachtheil, daß dadurch ein Ausſprengen des Steines erfolgen kann. Die Dollen verwendet man nur bei Pfeilern und Säulen, deren aufeinanderliegende Trommeln mittelſt Dollen gegen die Verſchiebung geſichert werden. Im vollen Mauerwerk verbindet man die nebeneinanderliegenden Steine mit „Klammern“; dieſelben beſtehen am beſten aus Kupfer oder Bronze, doch wird meiſtens verzinktes Eiſen verwendet. Das Verklammern geſchieht nach der in Fig. 174 dargeſtellten Weiſe. Zu dieſem Zwecke arbeitet man in jedem Steine ein 5 — 6 zm großes Loch [Abbildung Fig. 173.] [Abbildung Fig. 174.] [Abbildung Fig. 175.] aus, in welches die Klammer eingreift. Das „Vergießen“ ge- ſchieht mit verſchiedenen Materialien, nämlich mit Schwefel, Gyps, Blei oder Asphalt. Schwefel iſt nicht zu empfehlen, weil ſich bei Eiſenklammern leicht Schwefeleiſen bildet; Gyps kann nur im Trockenen Verwendung finden. Meiſtens benutzt man Blei; dieſes wird aber beim Erkalten kleiner im Volumen und muß deshalb nach dem vollſtändigen Er- kalten mit einem Hammer und Keil feſt geſtampft werden. Wenn man die Klammern oder Dübeln an den vertikalen Seiten des Steins anbringt, ſo muß man zuerſt ein „Lehmneſt“ (Fig. 175) bauen, um das Vergußmaterial bequem einbringen zu können. Das Vergießen darf nicht eher geſchehen, bis das Klammerloch gehörig ausgetrocknet iſt, weil ſich ſonſt ſtörende Waſſerdämpfe bilden. Ein vorzügliches Vergußmaterial liefert der Asphalt; dieſer ſchützt das Eiſen vor Roſt, iſt aber nicht ſtabil und erweicht beim Ein- fluß der Wärme.

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/173>, abgerufen am 18.04.2024.