Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Kapitel. Das Ziegelmauerwerk.
oder Drei-Quartierstücke (Fig. 2 B--D) zerlegt. Der Theilstein
Fig. A heißt Kopfstück oder Riemchen.

Bei Herstellung einer Mauer ist zu beachten, ob ein volles
Mauerwerk
, eine Wandecke oder nur ein einfaches Mauerende
mit senkrechtem Abschlusse, und mit oder ohne Fenster- resp.
Thüranschlag hergestellt werden soll. Betrachten wir zunächst

I. Das volle Mauerwerk.

Bei allem Mauerwerk liegen die Steine in den verschiedenen
Schaaren oder Schichten bald parallel, bald normal zur Langmauer

[Abbildung] Fig. 3.
(Fig. 3). In ersterem Falle
sieht man in der Ansicht
die ganze Länge des Zie-
gels und heißen die Steine
"Läufer (l)", in letzterem
Falle sind nur die Köpfe
sichtbar und nennt man die
Steine s, weil sie die da-
rüber- oder darunterlie-
genden Läuferreihen anker-
artig verbinden, "Bin-
der
" oder "Strecker". Da hiernach der Verband der halben oder
ganzen Ziegellänge entsprechen muß, kann jede Mauer nur das
Vielfache einer Ziegelbreite
, d. h. 1/2, 1, 11/2, 2, 21/2 etc. Ziegel
stark sein.

Diejenigen Fugen, welche horizontal, d. h. zwischen den Lager-
flächen liegen, heißen "Lagerfugen"; "Stoßfugen" befinden sich
in verticaler Stellung zwischen den Lang- und Stirnseiten der Ziegeln.

Die hauptsächlichsten allgemeinen Regeln für das Ver-
bandlegen
sind:

erstens: Die Stoßfugen von zwei direct auf einanderliegenden
Schaaren oder Schichten dürfen weder im Innern der Mauer,
noch in der Vorder- und Hinteransicht derselben zusammentreffen;
zweitens: im Innern einer Mauer sollen möglichst viele Strecker
liegen, die sich um das halbe Längen- und Breitenmaß bedecken;
drittens: jede Mauer soll möglichst viele ganze Steine enthalten;
viertens: die Stoßfugen in den einzelnen Schaaren gehen in ho-
rizontaler Richtung geradlinig durch;

Erſtes Kapitel. Das Ziegelmauerwerk.
oder Drei-Quartierſtücke (Fig. 2 B—D) zerlegt. Der Theilſtein
Fig. A heißt Kopfſtück oder Riemchen.

Bei Herſtellung einer Mauer iſt zu beachten, ob ein volles
Mauerwerk
, eine Wandecke oder nur ein einfaches Mauerende
mit ſenkrechtem Abſchluſſe, und mit oder ohne Fenſter- reſp.
Thüranſchlag hergeſtellt werden ſoll. Betrachten wir zunächſt

I. Das volle Mauerwerk.

Bei allem Mauerwerk liegen die Steine in den verſchiedenen
Schaaren oder Schichten bald parallel, bald normal zur Langmauer

[Abbildung] Fig. 3.
(Fig. 3). In erſterem Falle
ſieht man in der Anſicht
die ganze Länge des Zie-
gels und heißen die Steine
Läufer (l)“, in letzterem
Falle ſind nur die Köpfe
ſichtbar und nennt man die
Steine s, weil ſie die da-
rüber- oder darunterlie-
genden Läuferreihen anker-
artig verbinden, „Bin-
der
“ oder „Strecker“. Da hiernach der Verband der halben oder
ganzen Ziegellänge entſprechen muß, kann jede Mauer nur das
Vielfache einer Ziegelbreite
, d. h. ½, 1, 1½, 2, 2½ ꝛc. Ziegel
ſtark ſein.

Diejenigen Fugen, welche horizontal, d. h. zwiſchen den Lager-
flächen liegen, heißen „Lagerfugen“; „Stoßfugen“ befinden ſich
in verticaler Stellung zwiſchen den Lang- und Stirnſeiten der Ziegeln.

Die hauptſächlichſten allgemeinen Regeln für das Ver-
bandlegen
ſind:

erſtens: Die Stoßfugen von zwei direct auf einanderliegenden
Schaaren oder Schichten dürfen weder im Innern der Mauer,
noch in der Vorder- und Hinteranſicht derſelben zuſammentreffen;
zweitens: im Innern einer Mauer ſollen möglichſt viele Strecker
liegen, die ſich um das halbe Längen- und Breitenmaß bedecken;
drittens: jede Mauer ſoll möglichſt viele ganze Steine enthalten;
viertens: die Stoßfugen in den einzelnen Schaaren gehen in ho-
rizontaler Richtung geradlinig durch;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0022" n="6"/><fw place="top" type="header">Er&#x017F;tes Kapitel. Das Ziegelmauerwerk.</fw><lb/>
oder <hi rendition="#g">Drei-Quartier&#x017F;tücke</hi> (Fig. 2 <hi rendition="#aq">B&#x2014;D</hi>) zerlegt. Der Theil&#x017F;tein<lb/>
Fig. <hi rendition="#aq">A</hi> heißt <hi rendition="#g">Kopf&#x017F;tück</hi> oder <hi rendition="#g">Riemchen</hi>.</p><lb/>
            <p>Bei Her&#x017F;tellung einer Mauer i&#x017F;t zu beachten, ob ein <hi rendition="#g">volles<lb/>
Mauerwerk</hi>, eine <hi rendition="#g">Wandecke</hi> oder nur ein einfaches <hi rendition="#g">Mauerende</hi><lb/>
mit <hi rendition="#g">&#x017F;enkrechtem Ab&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;e</hi>, und <hi rendition="#g">mit</hi> oder <hi rendition="#g">ohne Fen&#x017F;ter-</hi> re&#x017F;p.<lb/><hi rendition="#g">Thüran&#x017F;chlag</hi> herge&#x017F;tellt werden &#x017F;oll. Betrachten wir zunäch&#x017F;t</p><lb/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#g">Das volle Mauerwerk</hi>.</head><lb/>
              <p>Bei allem Mauerwerk liegen die Steine in den ver&#x017F;chiedenen<lb/>
Schaaren oder Schichten bald parallel, bald normal zur Langmauer<lb/><figure><head>Fig. 3.</head></figure><lb/>
(Fig. 3). In er&#x017F;terem Falle<lb/>
&#x017F;ieht man in der An&#x017F;icht<lb/>
die ganze Länge des Zie-<lb/>
gels und heißen die Steine<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#g">Läufer</hi> (<hi rendition="#aq">l</hi>)&#x201C;, in letzterem<lb/>
Falle &#x017F;ind nur die Köpfe<lb/>
&#x017F;ichtbar und nennt man die<lb/>
Steine <hi rendition="#aq">s</hi>, weil &#x017F;ie die da-<lb/>
rüber- oder darunterlie-<lb/>
genden Läuferreihen anker-<lb/>
artig verbinden, &#x201E;<hi rendition="#g">Bin-<lb/>
der</hi>&#x201C; oder &#x201E;<hi rendition="#g">Strecker</hi>&#x201C;. Da hiernach der Verband der halben oder<lb/>
ganzen Ziegellänge ent&#x017F;prechen muß, <hi rendition="#g">kann jede Mauer nur das<lb/>
Vielfache einer Ziegelbreite</hi>, d. h. ½, 1, 1½, 2, 2½ &#xA75B;c. Ziegel<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;tark &#x017F;ein</hi>.</p><lb/>
              <p>Diejenigen Fugen, welche horizontal, d. h. zwi&#x017F;chen den Lager-<lb/>
flächen liegen, heißen <hi rendition="#g">&#x201E;Lagerfugen&#x201C;; &#x201E;Stoßfugen&#x201C;</hi> befinden &#x017F;ich<lb/>
in verticaler Stellung zwi&#x017F;chen den Lang- und Stirn&#x017F;eiten der Ziegeln.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#g">haupt&#x017F;ächlich&#x017F;ten</hi> <hi rendition="#b">allgemeinen</hi> <hi rendition="#g">Regeln für das Ver-<lb/>
bandlegen</hi> &#x017F;ind:</p><lb/>
              <list>
                <item><hi rendition="#g">er&#x017F;tens</hi>: Die Stoßfugen von zwei direct auf einanderliegenden<lb/>
Schaaren oder Schichten dürfen weder im Innern der Mauer,<lb/>
noch in der Vorder- und Hinteran&#x017F;icht der&#x017F;elben zu&#x017F;ammentreffen;</item><lb/>
                <item><hi rendition="#g">zweitens</hi>: im Innern einer Mauer &#x017F;ollen möglich&#x017F;t viele Strecker<lb/>
liegen, die &#x017F;ich um das halbe Längen- und Breitenmaß bedecken;</item><lb/>
                <item><hi rendition="#g">drittens</hi>: jede Mauer &#x017F;oll möglich&#x017F;t viele ganze Steine enthalten;</item><lb/>
                <item><hi rendition="#g">viertens</hi>: die Stoßfugen in den einzelnen Schaaren gehen in ho-<lb/>
rizontaler Richtung geradlinig durch;</item>
              </list><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0022] Erſtes Kapitel. Das Ziegelmauerwerk. oder Drei-Quartierſtücke (Fig. 2 B—D) zerlegt. Der Theilſtein Fig. A heißt Kopfſtück oder Riemchen. Bei Herſtellung einer Mauer iſt zu beachten, ob ein volles Mauerwerk, eine Wandecke oder nur ein einfaches Mauerende mit ſenkrechtem Abſchluſſe, und mit oder ohne Fenſter- reſp. Thüranſchlag hergeſtellt werden ſoll. Betrachten wir zunächſt I. Das volle Mauerwerk. Bei allem Mauerwerk liegen die Steine in den verſchiedenen Schaaren oder Schichten bald parallel, bald normal zur Langmauer [Abbildung Fig. 3.] (Fig. 3). In erſterem Falle ſieht man in der Anſicht die ganze Länge des Zie- gels und heißen die Steine „Läufer (l)“, in letzterem Falle ſind nur die Köpfe ſichtbar und nennt man die Steine s, weil ſie die da- rüber- oder darunterlie- genden Läuferreihen anker- artig verbinden, „Bin- der“ oder „Strecker“. Da hiernach der Verband der halben oder ganzen Ziegellänge entſprechen muß, kann jede Mauer nur das Vielfache einer Ziegelbreite, d. h. ½, 1, 1½, 2, 2½ ꝛc. Ziegel ſtark ſein. Diejenigen Fugen, welche horizontal, d. h. zwiſchen den Lager- flächen liegen, heißen „Lagerfugen“; „Stoßfugen“ befinden ſich in verticaler Stellung zwiſchen den Lang- und Stirnſeiten der Ziegeln. Die hauptſächlichſten allgemeinen Regeln für das Ver- bandlegen ſind: erſtens: Die Stoßfugen von zwei direct auf einanderliegenden Schaaren oder Schichten dürfen weder im Innern der Mauer, noch in der Vorder- und Hinteranſicht derſelben zuſammentreffen; zweitens: im Innern einer Mauer ſollen möglichſt viele Strecker liegen, die ſich um das halbe Längen- und Breitenmaß bedecken; drittens: jede Mauer ſoll möglichſt viele ganze Steine enthalten; viertens: die Stoßfugen in den einzelnen Schaaren gehen in ho- rizontaler Richtung geradlinig durch;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/22
Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/22>, abgerufen am 29.03.2024.