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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Erstes Kapitel.
ziegeln aufgeführte Mauer mit vollen Fugen gemauert, man benäßt
demnächst die Fronten und bereibt sie so lange, bis Fugen und
Luftsteine in der Art miteinander verbunden sind, daß eine ebene
Fläche entsteht.

Fachwände sollte man nur im Innern mit Einschluß des Holzes
putzen; im Aeußeren vermag auch die sorgfältigste Ausführung den Putz
vor dem Verderben nicht hinreichend zu schützen. Das Putzen der
äußeren Fachwerks- (Riegel-) Wände beschränkt sich daher nur auf
die Ziegelfelder zwischen dem Holzwerk; letzteres wird am besten mit
guter Oelfarbe mehrere Male gestrichen. Um jedoch auch im Innern
des Gebäudes auf das Holzwerk der Riegelwände einen Putz bringen
zu können, muß dieses zum Festhalten des Putzes empfänglich gemacht
werden, was auf mehrere Arten geschehen kann: Das einfachste Ver-
fahren besteht darin, daß man das Holzwerk mit der Kreuzaxt
"aufpickt", wodurch in Entfernungen von etwa 3zm viele schuppen-
artige Splitter entstehen, an denen der Anwurf allerdings nur sehr
unvollkommen haftet. Etwas besser ist das "Benageln"; zu diesem
Zwecke werden hölzerne Nägel in Entfernungen von 3zm von einander
in der Art in das Holz geschlagen, daß ihre oberen, stärkeren Enden
etwa 1,2zm hervorragen; an die so "bezweckte" Holzoberfläche wird
dann der Mörtel geworfen.

Die vorzüglichste Haftung jedoch giebt die "Berohrung." Man
kann das Rohr sowohl in der Länge, als auch in der Quere der Bau-
hölzer anbringen; am besten ist es, die Rohrhalme normal zu den
Langfasern des Holzes, also in der Quere zu befestigen, weil dann das
Rohr unverändert bleibt, wenn das Holzwerk zusammentrocknet.

Das Rohr wird in der Halmbreite nebeneinander gelegt und zwar
mit Abwechselung der Spitzen- und Stammenden; hierauf befestigt
man mit breitköpfigen "Rohrnägeln" den ausgeglühten Eisendraht im
Zickzack (siehe Fig. 211 im 1. Bande dieses Werkes).

Verschalte Decken werden in gleicher Weise berohrt; dabei
kommen die Drahtzüge über das Rohr 10--15zm, und die Rohrnägel
10zm auseinander. Da auch in der besten Schalung die Bretter sich
stets werfen, so ist eine doppelte Berohrung am besten, wobei die
zweite Lage quer über die erste gelegt und jede besonders mit Draht
besponnen und benagelt wird. Zum Rohrputz, sowohl an den Wän-
den, als auch an den Decken, nimmt man guten Kalkmörtel mit etwas
Gipszusatz.

Erſtes Kapitel.
ziegeln aufgeführte Mauer mit vollen Fugen gemauert, man benäßt
demnächſt die Fronten und bereibt ſie ſo lange, bis Fugen und
Luftſteine in der Art miteinander verbunden ſind, daß eine ebene
Fläche entſteht.

Fachwände ſollte man nur im Innern mit Einſchluß des Holzes
putzen; im Aeußeren vermag auch die ſorgfältigſte Ausführung den Putz
vor dem Verderben nicht hinreichend zu ſchützen. Das Putzen der
äußeren Fachwerks- (Riegel-) Wände beſchränkt ſich daher nur auf
die Ziegelfelder zwiſchen dem Holzwerk; letzteres wird am beſten mit
guter Oelfarbe mehrere Male geſtrichen. Um jedoch auch im Innern
des Gebäudes auf das Holzwerk der Riegelwände einen Putz bringen
zu können, muß dieſes zum Feſthalten des Putzes empfänglich gemacht
werden, was auf mehrere Arten geſchehen kann: Das einfachſte Ver-
fahren beſteht darin, daß man das Holzwerk mit der Kreuzaxt
aufpickt“, wodurch in Entfernungen von etwa 3zm viele ſchuppen-
artige Splitter entſtehen, an denen der Anwurf allerdings nur ſehr
unvollkommen haftet. Etwas beſſer iſt das „Benageln“; zu dieſem
Zwecke werden hölzerne Nägel in Entfernungen von 3zm von einander
in der Art in das Holz geſchlagen, daß ihre oberen, ſtärkeren Enden
etwa 1,2zm hervorragen; an die ſo „bezweckte“ Holzoberfläche wird
dann der Mörtel geworfen.

Die vorzüglichſte Haftung jedoch giebt die „Berohrung.“ Man
kann das Rohr ſowohl in der Länge, als auch in der Quere der Bau-
hölzer anbringen; am beſten iſt es, die Rohrhalme normal zu den
Langfaſern des Holzes, alſo in der Quere zu befeſtigen, weil dann das
Rohr unverändert bleibt, wenn das Holzwerk zuſammentrocknet.

Das Rohr wird in der Halmbreite nebeneinander gelegt und zwar
mit Abwechſelung der Spitzen- und Stammenden; hierauf befeſtigt
man mit breitköpfigen „Rohrnägeln“ den ausgeglühten Eiſendraht im
Zickzack (ſiehe Fig. 211 im 1. Bande dieſes Werkes).

Verſchalte Decken werden in gleicher Weiſe berohrt; dabei
kommen die Drahtzüge über das Rohr 10—15zm, und die Rohrnägel
10zm auseinander. Da auch in der beſten Schalung die Bretter ſich
ſtets werfen, ſo iſt eine doppelte Berohrung am beſten, wobei die
zweite Lage quer über die erſte gelegt und jede beſonders mit Draht
beſponnen und benagelt wird. Zum Rohrputz, ſowohl an den Wän-
den, als auch an den Decken, nimmt man guten Kalkmörtel mit etwas
Gipszuſatz.

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[210/0226] Erſtes Kapitel. ziegeln aufgeführte Mauer mit vollen Fugen gemauert, man benäßt demnächſt die Fronten und bereibt ſie ſo lange, bis Fugen und Luftſteine in der Art miteinander verbunden ſind, daß eine ebene Fläche entſteht. Fachwände ſollte man nur im Innern mit Einſchluß des Holzes putzen; im Aeußeren vermag auch die ſorgfältigſte Ausführung den Putz vor dem Verderben nicht hinreichend zu ſchützen. Das Putzen der äußeren Fachwerks- (Riegel-) Wände beſchränkt ſich daher nur auf die Ziegelfelder zwiſchen dem Holzwerk; letzteres wird am beſten mit guter Oelfarbe mehrere Male geſtrichen. Um jedoch auch im Innern des Gebäudes auf das Holzwerk der Riegelwände einen Putz bringen zu können, muß dieſes zum Feſthalten des Putzes empfänglich gemacht werden, was auf mehrere Arten geſchehen kann: Das einfachſte Ver- fahren beſteht darin, daß man das Holzwerk mit der Kreuzaxt „aufpickt“, wodurch in Entfernungen von etwa 3zm viele ſchuppen- artige Splitter entſtehen, an denen der Anwurf allerdings nur ſehr unvollkommen haftet. Etwas beſſer iſt das „Benageln“; zu dieſem Zwecke werden hölzerne Nägel in Entfernungen von 3zm von einander in der Art in das Holz geſchlagen, daß ihre oberen, ſtärkeren Enden etwa 1,2zm hervorragen; an die ſo „bezweckte“ Holzoberfläche wird dann der Mörtel geworfen. Die vorzüglichſte Haftung jedoch giebt die „Berohrung.“ Man kann das Rohr ſowohl in der Länge, als auch in der Quere der Bau- hölzer anbringen; am beſten iſt es, die Rohrhalme normal zu den Langfaſern des Holzes, alſo in der Quere zu befeſtigen, weil dann das Rohr unverändert bleibt, wenn das Holzwerk zuſammentrocknet. Das Rohr wird in der Halmbreite nebeneinander gelegt und zwar mit Abwechſelung der Spitzen- und Stammenden; hierauf befeſtigt man mit breitköpfigen „Rohrnägeln“ den ausgeglühten Eiſendraht im Zickzack (ſiehe Fig. 211 im 1. Bande dieſes Werkes). Verſchalte Decken werden in gleicher Weiſe berohrt; dabei kommen die Drahtzüge über das Rohr 10—15zm, und die Rohrnägel 10zm auseinander. Da auch in der beſten Schalung die Bretter ſich ſtets werfen, ſo iſt eine doppelte Berohrung am beſten, wobei die zweite Lage quer über die erſte gelegt und jede beſonders mit Draht beſponnen und benagelt wird. Zum Rohrputz, ſowohl an den Wän- den, als auch an den Decken, nimmt man guten Kalkmörtel mit etwas Gipszuſatz.

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/226>, abgerufen am 25.04.2024.