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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Zweites Kapitel. Die Gewölbe.
Größe des Rüstbogens, werden darin Löcher ungefähr 2,5--5 zm weit
und 8--10 zm tief gebohrt, sodann Stäbe von 5--8 zm Dicke, 0,3--0,45m
von einander entfernt, mit dem zugespitzten Ende nach der Richtung
der Radien eingeschlagen, und die oberen Enden nach der Form des
Bogens abgeschnitten, über welche nun gewöhnliche tannene Lat-
ten von 2 zm Dicke und 4 zm Breite gebogen auf den Stößen über-
schnitten und auf jedem Stabe mit einem leichten Nagel befestigt
werden. (Man weicht die Latten vorher 12--24 Stunden im Wasser
ein, um sie biegsamer zu machen.) Die auf diese Weise erhaltenen
Lehrbögen werden 0,6m von Mitte zu Mitte von einander entfernt
aufgestellt, mit den zur Belattung der Schieferdächer gebräuchlichen
2 zm dicken, 21 zm breiten, 2,8m tannenen Schalbrettern beschalt, und
auf diese Schalung Gewölbe von 0,3--0,6m dick aus Bruchsteinen
ausgeführt.

Solche Lehrgerüste lassen sich noch bei einem 10--11m weiten
und 3--5m hohen Gewölbe anwenden.

Schwerlich kann man Rüstungen der Art einfacher und wohlfeiler
construiren. Die Schwelle bleibt trotz ihrer Durchlochung immer
noch als Wandholz brauchbar; die Stäbe sind aus Brandholz ge-
nommen oder von Abfällen gespalten und nach gemachtem Gebrauch
Brandholz wie zuvor; die Latten sind ebenfalls zu benutzen und der
Arbeitslohn beträgt eine Kleinigkeit.

Bei größeren Gewölben scheint es jedoch besser, auf den Schwellen
eine Art Dachgespärr mit zwei oder mehreren Streben zu errichten
und die Stäbe in die Sparren zu bohren. Die Stäbe werden auf
diese Weise kürzer, können mithin aus gewöhnlichem Ast- oder Reidelholz
verfertigt, und die Schwellen ebenfalls aus leichtem 10--13 zm starken
Sparrholz gemacht werden, weil sie in drei Punkten, nämlich an
beiden Enden und in der Mitte, durch untergestellte Pfosten oder
Stelzen Unterstützung erhalten. Unter dieser Mitte bringt man ein
paar Keile an, welche den bedeutenden Nutzen haben, daß, wenn sie
gleich nach dem Schlusse des Gewölbes gelöst werden, nun gerade an
dieser Stelle der Lehrbogen sich am stärksten, an den Widerlagern
aber fast gar nicht senkt, mithin die Senkung des neuen Gewölbes
gerade so erfolgt, wie es sein muß.

Außer den vorgeführten Lehrbögen kann man auch die weiter
oben dargestellten Construktionen benutzen (siehe auch 5. Kapitel im
1. Bande "Zimmerconstruktionen" dieses Werkes).

Zweites Kapitel. Die Gewölbe.
Größe des Rüſtbogens, werden darin Löcher ungefähr 2,5—5 zm weit
und 8—10 zm tief gebohrt, ſodann Stäbe von 5—8 zm Dicke, 0,3—0,45m
von einander entfernt, mit dem zugeſpitzten Ende nach der Richtung
der Radien eingeſchlagen, und die oberen Enden nach der Form des
Bogens abgeſchnitten, über welche nun gewöhnliche tannene Lat-
ten von 2 zm Dicke und 4 zm Breite gebogen auf den Stößen über-
ſchnitten und auf jedem Stabe mit einem leichten Nagel befeſtigt
werden. (Man weicht die Latten vorher 12—24 Stunden im Waſſer
ein, um ſie biegſamer zu machen.) Die auf dieſe Weiſe erhaltenen
Lehrbögen werden 0,6m von Mitte zu Mitte von einander entfernt
aufgeſtellt, mit den zur Belattung der Schieferdächer gebräuchlichen
2 zm dicken, 21 zm breiten, 2,8m tannenen Schalbrettern beſchalt, und
auf dieſe Schalung Gewölbe von 0,3—0,6m dick aus Bruchſteinen
ausgeführt.

Solche Lehrgerüſte laſſen ſich noch bei einem 10—11m weiten
und 3—5m hohen Gewölbe anwenden.

Schwerlich kann man Rüſtungen der Art einfacher und wohlfeiler
conſtruiren. Die Schwelle bleibt trotz ihrer Durchlochung immer
noch als Wandholz brauchbar; die Stäbe ſind aus Brandholz ge-
nommen oder von Abfällen geſpalten und nach gemachtem Gebrauch
Brandholz wie zuvor; die Latten ſind ebenfalls zu benutzen und der
Arbeitslohn beträgt eine Kleinigkeit.

Bei größeren Gewölben ſcheint es jedoch beſſer, auf den Schwellen
eine Art Dachgeſpärr mit zwei oder mehreren Streben zu errichten
und die Stäbe in die Sparren zu bohren. Die Stäbe werden auf
dieſe Weiſe kürzer, können mithin aus gewöhnlichem Aſt- oder Reidelholz
verfertigt, und die Schwellen ebenfalls aus leichtem 10—13 zm ſtarken
Sparrholz gemacht werden, weil ſie in drei Punkten, nämlich an
beiden Enden und in der Mitte, durch untergeſtellte Pfoſten oder
Stelzen Unterſtützung erhalten. Unter dieſer Mitte bringt man ein
paar Keile an, welche den bedeutenden Nutzen haben, daß, wenn ſie
gleich nach dem Schluſſe des Gewölbes gelöſt werden, nun gerade an
dieſer Stelle der Lehrbogen ſich am ſtärkſten, an den Widerlagern
aber faſt gar nicht ſenkt, mithin die Senkung des neuen Gewölbes
gerade ſo erfolgt, wie es ſein muß.

Außer den vorgeführten Lehrbögen kann man auch die weiter
oben dargeſtellten Conſtruktionen benutzen (ſiehe auch 5. Kapitel im
1. Bande „Zimmerconſtruktionen“ dieſes Werkes).

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[294/0310] Zweites Kapitel. Die Gewölbe. Größe des Rüſtbogens, werden darin Löcher ungefähr 2,5—5 zm weit und 8—10 zm tief gebohrt, ſodann Stäbe von 5—8 zm Dicke, 0,3—0,45m von einander entfernt, mit dem zugeſpitzten Ende nach der Richtung der Radien eingeſchlagen, und die oberen Enden nach der Form des Bogens abgeſchnitten, über welche nun gewöhnliche tannene Lat- ten von 2 zm Dicke und 4 zm Breite gebogen auf den Stößen über- ſchnitten und auf jedem Stabe mit einem leichten Nagel befeſtigt werden. (Man weicht die Latten vorher 12—24 Stunden im Waſſer ein, um ſie biegſamer zu machen.) Die auf dieſe Weiſe erhaltenen Lehrbögen werden 0,6m von Mitte zu Mitte von einander entfernt aufgeſtellt, mit den zur Belattung der Schieferdächer gebräuchlichen 2 zm dicken, 21 zm breiten, 2,8m tannenen Schalbrettern beſchalt, und auf dieſe Schalung Gewölbe von 0,3—0,6m dick aus Bruchſteinen ausgeführt. Solche Lehrgerüſte laſſen ſich noch bei einem 10—11m weiten und 3—5m hohen Gewölbe anwenden. Schwerlich kann man Rüſtungen der Art einfacher und wohlfeiler conſtruiren. Die Schwelle bleibt trotz ihrer Durchlochung immer noch als Wandholz brauchbar; die Stäbe ſind aus Brandholz ge- nommen oder von Abfällen geſpalten und nach gemachtem Gebrauch Brandholz wie zuvor; die Latten ſind ebenfalls zu benutzen und der Arbeitslohn beträgt eine Kleinigkeit. Bei größeren Gewölben ſcheint es jedoch beſſer, auf den Schwellen eine Art Dachgeſpärr mit zwei oder mehreren Streben zu errichten und die Stäbe in die Sparren zu bohren. Die Stäbe werden auf dieſe Weiſe kürzer, können mithin aus gewöhnlichem Aſt- oder Reidelholz verfertigt, und die Schwellen ebenfalls aus leichtem 10—13 zm ſtarken Sparrholz gemacht werden, weil ſie in drei Punkten, nämlich an beiden Enden und in der Mitte, durch untergeſtellte Pfoſten oder Stelzen Unterſtützung erhalten. Unter dieſer Mitte bringt man ein paar Keile an, welche den bedeutenden Nutzen haben, daß, wenn ſie gleich nach dem Schluſſe des Gewölbes gelöſt werden, nun gerade an dieſer Stelle der Lehrbogen ſich am ſtärkſten, an den Widerlagern aber faſt gar nicht ſenkt, mithin die Senkung des neuen Gewölbes gerade ſo erfolgt, wie es ſein muß. Außer den vorgeführten Lehrbögen kann man auch die weiter oben dargeſtellten Conſtruktionen benutzen (ſiehe auch 5. Kapitel im 1. Bande „Zimmerconſtruktionen“ dieſes Werkes).

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/310>, abgerufen am 20.04.2024.