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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Gußgewölbe.

In 3 bis 4 Wochen war der Rohbau des dreistöckigen Hauses
vollendet, während die gänzliche Bauzeit 3--4 Monat dauerte.

Die Herstellung geschah von einem tüchtigen Maurerpolier und ge-
wandten Tagelöhnern. Diese Häuser haben sich hinsichtlich ihrer
Trockenheit gut bewährt, auch sind die Wände schlechte Wärmeleiter.

Bei den eben mitgetheilten Gebäuden gehen alle Frontwände durch
das Erdgeschoß, die erste und zweite Etage, sowie Dachgeschoß gehen in
einer Stärke von 35zm durch, für innere Mauern, ja selbst für Wider-
lagsmauern, nahm man sogar nur 20zm Stärke an, welche Dimension
nach den angestellten Versuchen völlige Sicherheit bietet.

Das Durchschlagen des Regens fand sogar bei den nur 14zm
starken, an der Wetterseite befindlichen Wänden nicht statt. Die
Herstellung der Gewölbe erfolgte derart, daß man die Concret-
masse nach obigem Mischungsverhältnisse auf die durch Lehrbögen
unterstützte Schaalung brachte. Die Kappen erhielten keine Hinter-
mauerung und wurden nur 10zm stark gemacht bei 1/10 Pfeilhöhe und
bis 2,80m Spannung, sowie 4,7m Länge. Die angestellten Belastungs-
proben ergaben, daß pro #m Kappenfläche 75 Centner mit Sicherheit
zu tragen vermochten, während in gewöhnlichen Wohnungen die To-
talbelastung nur 15 Centner zu betragen pflegt. Trotz der auf's
Fünffache von der muthmaßlich möglichen Belastung gesteigerten re-
lativen Inanspruchnahme wurden die Frontwände nicht hinausge-
drängt und entstand auch nicht die geringste Bruchfuge in der Kappe,
obschon das Bauwerk erst seit 5 Wochen fertig war und die Belastung
13 Tage liegen blieb.

Das Cementdach ward auf horizontaler Schaalung ausgeführt,
oben mit einem Gefälle von 1 : 50 versehen und mit Cement oder
Asphalt überzogen. Die Dachstärke beträgt 10zm; 8 Tage lang blieb
das Cementdach unterschaalt.

Schließlich sei noch erwähnt, daß die Anfertigung der zweiarmigen
Cementtreppen folgendermaßen stattfand: Bei jedem Podeste spannte
man eine Eisenbahnschiene oder einen Träger zwischen die Treppen-
wandungen ein, alsdann wurde gegen die Schienen in der nothwen-
digen Schräge geschaalt und nun die Läufe gerade, d. h. ohne Unter-
wölbung, gegossen, wobei eine zur Seite der Schaalung aufgestellte
hölzerne Menge als Lehre diente um die Stufe gleichzeitig anzufer-
tigen; in die auf jeder Stufe angebrachten zwei Dübel wurden die
Schrauben des hölzernen Bohlenbeschlages gebracht.

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Gußgewölbe.

In 3 bis 4 Wochen war der Rohbau des dreiſtöckigen Hauſes
vollendet, während die gänzliche Bauzeit 3—4 Monat dauerte.

Die Herſtellung geſchah von einem tüchtigen Maurerpolier und ge-
wandten Tagelöhnern. Dieſe Häuſer haben ſich hinſichtlich ihrer
Trockenheit gut bewährt, auch ſind die Wände ſchlechte Wärmeleiter.

Bei den eben mitgetheilten Gebäuden gehen alle Frontwände durch
das Erdgeſchoß, die erſte und zweite Etage, ſowie Dachgeſchoß gehen in
einer Stärke von 35zm durch, für innere Mauern, ja ſelbſt für Wider-
lagsmauern, nahm man ſogar nur 20zm Stärke an, welche Dimenſion
nach den angeſtellten Verſuchen völlige Sicherheit bietet.

Das Durchſchlagen des Regens fand ſogar bei den nur 14zm
ſtarken, an der Wetterſeite befindlichen Wänden nicht ſtatt. Die
Herſtellung der Gewölbe erfolgte derart, daß man die Concret-
maſſe nach obigem Miſchungsverhältniſſe auf die durch Lehrbögen
unterſtützte Schaalung brachte. Die Kappen erhielten keine Hinter-
mauerung und wurden nur 10zm ſtark gemacht bei 1/10 Pfeilhöhe und
bis 2,80m Spannung, ſowie 4,7m Länge. Die angeſtellten Belaſtungs-
proben ergaben, daß pro □m Kappenfläche 75 Centner mit Sicherheit
zu tragen vermochten, während in gewöhnlichen Wohnungen die To-
talbelaſtung nur 15 Centner zu betragen pflegt. Trotz der auf’s
Fünffache von der muthmaßlich möglichen Belaſtung geſteigerten re-
lativen Inanſpruchnahme wurden die Frontwände nicht hinausge-
drängt und entſtand auch nicht die geringſte Bruchfuge in der Kappe,
obſchon das Bauwerk erſt ſeit 5 Wochen fertig war und die Belaſtung
13 Tage liegen blieb.

Das Cementdach ward auf horizontaler Schaalung ausgeführt,
oben mit einem Gefälle von 1 : 50 verſehen und mit Cement oder
Asphalt überzogen. Die Dachſtärke beträgt 10zm; 8 Tage lang blieb
das Cementdach unterſchaalt.

Schließlich ſei noch erwähnt, daß die Anfertigung der zweiarmigen
Cementtreppen folgendermaßen ſtattfand: Bei jedem Podeſte ſpannte
man eine Eiſenbahnſchiene oder einen Träger zwiſchen die Treppen-
wandungen ein, alsdann wurde gegen die Schienen in der nothwen-
digen Schräge geſchaalt und nun die Läufe gerade, d. h. ohne Unter-
wölbung, gegoſſen, wobei eine zur Seite der Schaalung aufgeſtellte
hölzerne Menge als Lehre diente um die Stufe gleichzeitig anzufer-
tigen; in die auf jeder Stufe angebrachten zwei Dübel wurden die
Schrauben des hölzernen Bohlenbeſchlages gebracht.

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[467/0483] Gußgewölbe. In 3 bis 4 Wochen war der Rohbau des dreiſtöckigen Hauſes vollendet, während die gänzliche Bauzeit 3—4 Monat dauerte. Die Herſtellung geſchah von einem tüchtigen Maurerpolier und ge- wandten Tagelöhnern. Dieſe Häuſer haben ſich hinſichtlich ihrer Trockenheit gut bewährt, auch ſind die Wände ſchlechte Wärmeleiter. Bei den eben mitgetheilten Gebäuden gehen alle Frontwände durch das Erdgeſchoß, die erſte und zweite Etage, ſowie Dachgeſchoß gehen in einer Stärke von 35zm durch, für innere Mauern, ja ſelbſt für Wider- lagsmauern, nahm man ſogar nur 20zm Stärke an, welche Dimenſion nach den angeſtellten Verſuchen völlige Sicherheit bietet. Das Durchſchlagen des Regens fand ſogar bei den nur 14zm ſtarken, an der Wetterſeite befindlichen Wänden nicht ſtatt. Die Herſtellung der Gewölbe erfolgte derart, daß man die Concret- maſſe nach obigem Miſchungsverhältniſſe auf die durch Lehrbögen unterſtützte Schaalung brachte. Die Kappen erhielten keine Hinter- mauerung und wurden nur 10zm ſtark gemacht bei 1/10 Pfeilhöhe und bis 2,80m Spannung, ſowie 4,7m Länge. Die angeſtellten Belaſtungs- proben ergaben, daß pro □m Kappenfläche 75 Centner mit Sicherheit zu tragen vermochten, während in gewöhnlichen Wohnungen die To- talbelaſtung nur 15 Centner zu betragen pflegt. Trotz der auf’s Fünffache von der muthmaßlich möglichen Belaſtung geſteigerten re- lativen Inanſpruchnahme wurden die Frontwände nicht hinausge- drängt und entſtand auch nicht die geringſte Bruchfuge in der Kappe, obſchon das Bauwerk erſt ſeit 5 Wochen fertig war und die Belaſtung 13 Tage liegen blieb. Das Cementdach ward auf horizontaler Schaalung ausgeführt, oben mit einem Gefälle von 1 : 50 verſehen und mit Cement oder Asphalt überzogen. Die Dachſtärke beträgt 10zm; 8 Tage lang blieb das Cementdach unterſchaalt. Schließlich ſei noch erwähnt, daß die Anfertigung der zweiarmigen Cementtreppen folgendermaßen ſtattfand: Bei jedem Podeſte ſpannte man eine Eiſenbahnſchiene oder einen Träger zwiſchen die Treppen- wandungen ein, alsdann wurde gegen die Schienen in der nothwen- digen Schräge geſchaalt und nun die Läufe gerade, d. h. ohne Unter- wölbung, gegoſſen, wobei eine zur Seite der Schaalung aufgeſtellte hölzerne Menge als Lehre diente um die Stufe gleichzeitig anzufer- tigen; in die auf jeder Stufe angebrachten zwei Dübel wurden die Schrauben des hölzernen Bohlenbeſchlages gebracht. 30*

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/483>, abgerufen am 29.03.2024.