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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Mauern aus Hohlsteinen.
Mauerwerk so weit fertig ist, daß keine hinabfallende Steinstücke die
Verblendung beschädigen. Man beginnt dann mit der Verblendung
am oberen Saume der Facade und
beendet die Arbeit am Sockel. Bis
zur Verblendung bleibt das rohe
Mauerwerk in "stehender Verzah-
nung" (Schmatzen), und es erhellt
hieraus, daß die Mauerstärke einer,
erst nachträglich zu verblendenden
Umfangsmauer derart sein muß,
daß der volle rohe Mauerkern, wozu
also die vortretenden Schmatzen
nicht gehören, die genügende Festig-
keit besitze.

Man erkennt auch, daß eine
solche Mauerei sehr kostspielig
ausfällt -- nichtsdestoweniger kann
man sie in Berlin an Communal-
und Staats-Gebäuden sehr häufig

[Abbildung] Fig. 84.
sehen, bei denen großer Werth auf die äußerst sorgfältige Herstellung
des äußeren Rohbaues gelegt wird (Berlin kann auf die meister-
hafte Technik des feinen Ziegelbaues in der That stolz sein).

Immerhin ist man in Berlin neuerdings bemüht, den kostspie-
ligen Rohbau dadurch etwas wohlfeiler zu machen, indem man die
Verblendung auf 1/4 und 3/4 Stein in der Weise vornimmt, daß die
Strecker die Länge eines Dreiquartiers und die Läufer die Breite
eines Quartierstückes erhalten; äußerlich bleibt dann der gewöhn-
liche Mauerverband sichtbar.*) Die Verblendsteine werden mit Ce-
mentmörtel eingesetzt.

3) Mauern mit porösen Ziegeln.

Die porösen Ziegel werden hergestellt, indem man leicht brenn-
bare Bestandtheile, wie Holz- und Steinkohlenpulver, Sägespähne,
ausgelauchte Gerberlohe, gemahlene Kiefernrinde, Torf, Flachs- und
Hanfscheben dem Thone beimengt; beim Brennen der Thonsteine

*) Viele Bautechniker wollen von der nachträglichen Verblendung nichts wissen
und lassen das Mauerwerk gleich beim Aufführen mit Weißkalkmörtel ausfugen.
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Mauern aus Hohlſteinen.
Mauerwerk ſo weit fertig iſt, daß keine hinabfallende Steinſtücke die
Verblendung beſchädigen. Man beginnt dann mit der Verblendung
am oberen Saume der Façade und
beendet die Arbeit am Sockel. Bis
zur Verblendung bleibt das rohe
Mauerwerk in „ſtehender Verzah-
nung“ (Schmatzen), und es erhellt
hieraus, daß die Mauerſtärke einer,
erſt nachträglich zu verblendenden
Umfangsmauer derart ſein muß,
daß der volle rohe Mauerkern, wozu
alſo die vortretenden Schmatzen
nicht gehören, die genügende Feſtig-
keit beſitze.

Man erkennt auch, daß eine
ſolche Mauerei ſehr koſtſpielig
ausfällt — nichtsdeſtoweniger kann
man ſie in Berlin an Communal-
und Staats-Gebäuden ſehr häufig

[Abbildung] Fig. 84.
ſehen, bei denen großer Werth auf die äußerſt ſorgfältige Herſtellung
des äußeren Rohbaues gelegt wird (Berlin kann auf die meiſter-
hafte Technik des feinen Ziegelbaues in der That ſtolz ſein).

Immerhin iſt man in Berlin neuerdings bemüht, den koſtſpie-
ligen Rohbau dadurch etwas wohlfeiler zu machen, indem man die
Verblendung auf ¼ und ¾ Stein in der Weiſe vornimmt, daß die
Strecker die Länge eines Dreiquartiers und die Läufer die Breite
eines Quartierſtückes erhalten; äußerlich bleibt dann der gewöhn-
liche Mauerverband ſichtbar.*) Die Verblendſteine werden mit Ce-
mentmörtel eingeſetzt.

3) Mauern mit poröſen Ziegeln.

Die poröſen Ziegel werden hergeſtellt, indem man leicht brenn-
bare Beſtandtheile, wie Holz- und Steinkohlenpulver, Sägeſpähne,
ausgelauchte Gerberlohe, gemahlene Kiefernrinde, Torf, Flachs- und
Hanfſcheben dem Thone beimengt; beim Brennen der Thonſteine

*) Viele Bautechniker wollen von der nachträglichen Verblendung nichts wiſſen
und laſſen das Mauerwerk gleich beim Aufführen mit Weißkalkmörtel ausfugen.
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[67/0083] Mauern aus Hohlſteinen. Mauerwerk ſo weit fertig iſt, daß keine hinabfallende Steinſtücke die Verblendung beſchädigen. Man beginnt dann mit der Verblendung am oberen Saume der Façade und beendet die Arbeit am Sockel. Bis zur Verblendung bleibt das rohe Mauerwerk in „ſtehender Verzah- nung“ (Schmatzen), und es erhellt hieraus, daß die Mauerſtärke einer, erſt nachträglich zu verblendenden Umfangsmauer derart ſein muß, daß der volle rohe Mauerkern, wozu alſo die vortretenden Schmatzen nicht gehören, die genügende Feſtig- keit beſitze. Man erkennt auch, daß eine ſolche Mauerei ſehr koſtſpielig ausfällt — nichtsdeſtoweniger kann man ſie in Berlin an Communal- und Staats-Gebäuden ſehr häufig [Abbildung Fig. 84.] ſehen, bei denen großer Werth auf die äußerſt ſorgfältige Herſtellung des äußeren Rohbaues gelegt wird (Berlin kann auf die meiſter- hafte Technik des feinen Ziegelbaues in der That ſtolz ſein). Immerhin iſt man in Berlin neuerdings bemüht, den koſtſpie- ligen Rohbau dadurch etwas wohlfeiler zu machen, indem man die Verblendung auf ¼ und ¾ Stein in der Weiſe vornimmt, daß die Strecker die Länge eines Dreiquartiers und die Läufer die Breite eines Quartierſtückes erhalten; äußerlich bleibt dann der gewöhn- liche Mauerverband ſichtbar. *) Die Verblendſteine werden mit Ce- mentmörtel eingeſetzt. 3) Mauern mit poröſen Ziegeln. Die poröſen Ziegel werden hergeſtellt, indem man leicht brenn- bare Beſtandtheile, wie Holz- und Steinkohlenpulver, Sägeſpähne, ausgelauchte Gerberlohe, gemahlene Kiefernrinde, Torf, Flachs- und Hanfſcheben dem Thone beimengt; beim Brennen der Thonſteine *) Viele Bautechniker wollen von der nachträglichen Verblendung nichts wiſſen und laſſen das Mauerwerk gleich beim Aufführen mit Weißkalkmörtel ausfugen. 5*

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/83>, abgerufen am 19.04.2024.