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Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641.

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Weltliche
Darumm ob wir wol jung nicht sonders vil erfahren/
Begehren wir doch nicht die haut noch faust zu spahren:
Sondern erscheinen nur in vnser Teutschen tracht
Mit redlich-Teutschem muht/ vmb vnser erste macht
An disen Rittern hie (die so hoch triumfieren)
Jhrer begird gemäß/ gewafnet zu probieren;
Verhoffend/ zweifels frey/ daß dise erste prob/
Vollendend jhren ruhm/ anfangen soll das lob/
So man von nunan wirt durch die straich vnsrer
wöhren
Vnder dem Firmament täglich erschallen hören.
Die gefangne Venus.
An das Frawen Zimmer.
PRincessin/ deren ehr vnd liebliche geberden/
Vnd deren Tugent pracht ein Paradis auff erden/
Jhr deren leib vnd sehl an allen gaben reich
Seind vnvergleichlich gleich.
Jhr/ deren süsse blick liebreich/ nach ewerm willen/
Die sehlen kan mit trost oder mit forcht erfillen:
Jhr deren angesicht der hertzen süsse waid
Kan stewren meinem layd:
Jhr Göttin/ duldet nicht dz mein Kind da soll hangen/
Noch dz Jch (Göttin) selbs bleib spötlich hie gefangen:
Dan grösser meine Rew/ wan meine schuld ist groß/
So sprechet mich nu loß.

Mein
Weltliche
Darum̃ ob wir wol jung nicht ſonders vil erfahrē/
Begehrē wir doch nicht die haut noch fauſt zu ſpahrē:
Sondern erſcheinen nur in vnſer Teutſchen tracht
Mit redlich-Teutſchem muht/ vmb vnſer erſte macht
An diſen Rittern hie (die ſo hoch triumfieren)
Jhrer begird gemaͤß/ gewafnet zu probieren;
Verhoffend/ zweifels frey/ daß diſe erſte prob/
Vollendend jhren ruhm/ anfangen ſoll das lob/
So man von nunan wirt durch die ſtraich vnſrer
woͤhren
Vnder dem Firmament taͤglich erſchallen hoͤren.
Die gefangne Venus.
An das Frawen Zimmer.
PRinceſſin/ deren ehr vnd liebliche geberden/
Vnd deren Tugent pracht ein Paradis auff erdẽ/
Jhr deren leib vnd ſehl an allen gaben reich
Seind vnvergleichlich gleich.
Jhr/ deren ſuͤſſe blick liebreich/ nach ewerm willen/
Die ſehlen kan mit troſt oder mit forcht erfillen:
Jhr deren angeſicht der hertzen ſuͤſſe waid
Kan ſtewren meinem layd:
Jhr Goͤttin/ duldet nicht dz mein Kind da ſoll hangẽ/
Noch dz Jch (Goͤttin) ſelbs bleib ſpoͤtlich hie gefangẽ:
Dan groͤſſer meine Rew/ wan meine ſchuld iſt groß/
So ſprechet mich nu loß.

Mein
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[278/0296] Weltliche Darum̃ ob wir wol jung nicht ſonders vil erfahrē/ Begehrē wir doch nicht die haut noch fauſt zu ſpahrē: Sondern erſcheinen nur in vnſer Teutſchen tracht Mit redlich-Teutſchem muht/ vmb vnſer erſte macht An diſen Rittern hie (die ſo hoch triumfieren) Jhrer begird gemaͤß/ gewafnet zu probieren; Verhoffend/ zweifels frey/ daß diſe erſte prob/ Vollendend jhren ruhm/ anfangen ſoll das lob/ So man von nunan wirt durch die ſtraich vnſrer woͤhren Vnder dem Firmament taͤglich erſchallen hoͤren. Die gefangne Venus. An das Frawen Zimmer. PRinceſſin/ deren ehr vnd liebliche geberden/ Vnd deren Tugent pracht ein Paradis auff erdẽ/ Jhr deren leib vnd ſehl an allen gaben reich Seind vnvergleichlich gleich. Jhr/ deren ſuͤſſe blick liebreich/ nach ewerm willen/ Die ſehlen kan mit troſt oder mit forcht erfillen: Jhr deren angeſicht der hertzen ſuͤſſe waid Kan ſtewren meinem layd: Jhr Goͤttin/ duldet nicht dz mein Kind da ſoll hangẽ/ Noch dz Jch (Goͤttin) ſelbs bleib ſpoͤtlich hie gefangẽ: Dan groͤſſer meine Rew/ wan meine ſchuld iſt groß/ So ſprechet mich nu loß. Mein

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Zitationshilfe: Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/296>, abgerufen am 25.04.2024.