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Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641.

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Gedichte.
3.
Heut ist die süsse blum gantz lieblich auffgegangen/
Welche das erdreich hat von der welt liecht empfan-
gen;
Die vnverwelcklich schöne blum/
Deren blätter mit blut befeuchtet/
Haben das firmament mit ruhm/
Die lufft mit lieblichkeit/ die welt mit hayl erleuchtet.
4.
Heut hat Got/ der zuvor ob dem gestirn gesessen/
Gedenckend vnsers layds des himmels frewd ver-
gessen:
Der/ dem allzeit der Engeln schaar
Zu dienen sich gantz seelig achtet/
Jn hunger/ kummer vnd gefahr
Vns armen sündern hie zu dienen nicht verachtet.
5.
Jetzmahl/ weil vnser flaisch mit seinem Got ver-
bunden/
Befinden wir vns frey/ die höll sich vberwunden;
Nu haben wir (O süsse haab!)
Weil das geschöpff/ weil der gefangen/
Den Schöpffern/ den Erlösern gab/
Des lebens süsse frucht von des Tods baum em-
pfangen.
6.
Bedenck/ O Sehl/ wie schwach von deiner sünden
wegen
Der/ der allstarck vnd Got/ in der krippen gelegen!
Da
K 4
Gedichte.
3.
Heut iſt die ſuͤſſe blum gantz lieblich auffgegangen/
Welche das erdreich hat von der welt liecht empfan-
gen;
Die vnverwelcklich ſchoͤne blum/
Deren blaͤtter mit blut befeuchtet/
Haben das firmament mit ruhm/
Die lufft mit lieblichkeit/ die welt mit hayl erleuchtet.
4.
Heut hat Got/ der zuvor ob dem geſtirn geſeſſen/
Gedenckend vnſers layds des himmels frewd ver-
geſſen:
Der/ dem allzeit der Engeln ſchaar
Zu dienen ſich gantz ſeelig achtet/
Jn hunger/ kummer vnd gefahr
Vns armen ſuͤndern hie zu dienen nicht verachtet.
5.
Jetzmahl/ weil vnſer flaiſch mit ſeinem Got ver-
bunden/
Befinden wir vns frey/ die hoͤll ſich vberwunden;
Nu haben wir (O ſuͤſſe haab!)
Weil das geſchoͤpff/ weil der gefangen/
Den Schoͤpffern/ den Erloͤſern gab/
Des lebens ſuͤſſe frucht von des Tods baum em-
pfangen.
6.
Bedenck/ O Sehl/ wie ſchwach von deiner ſuͤnden
wegen
Der/ der allſtarck vñ Got/ in der krippen gelegen!
Da
K 4
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[135/0153] Gedichte. 3. Heut iſt die ſuͤſſe blum gantz lieblich auffgegangen/ Welche das erdreich hat von der welt liecht empfan- gen; Die vnverwelcklich ſchoͤne blum/ Deren blaͤtter mit blut befeuchtet/ Haben das firmament mit ruhm/ Die lufft mit lieblichkeit/ die welt mit hayl erleuchtet. 4. Heut hat Got/ der zuvor ob dem geſtirn geſeſſen/ Gedenckend vnſers layds des himmels frewd ver- geſſen: Der/ dem allzeit der Engeln ſchaar Zu dienen ſich gantz ſeelig achtet/ Jn hunger/ kummer vnd gefahr Vns armen ſuͤndern hie zu dienen nicht verachtet. 5. Jetzmahl/ weil vnſer flaiſch mit ſeinem Got ver- bunden/ Befinden wir vns frey/ die hoͤll ſich vberwunden; Nu haben wir (O ſuͤſſe haab!) Weil das geſchoͤpff/ weil der gefangen/ Den Schoͤpffern/ den Erloͤſern gab/ Des lebens ſuͤſſe frucht von des Tods baum em- pfangen. 6. Bedenck/ O Sehl/ wie ſchwach von deiner ſuͤnden wegen Der/ der allſtarck vñ Got/ in der krippen gelegen! Da K 4

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Zitationshilfe: Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/153>, abgerufen am 24.04.2024.