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Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641.

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Gedichte.
10.
Der Schönen wunderliche Kunst.
DAß auß vndanckbarkeit/ oder auß mißverstand/
Sie mein lob/ lieb vnnd layd als einen schimpf
verlachet/
Jst mir nicht wunderbar; Dieweil des himmels
hand
Sie also raw als schön zu meiner qual gemachet.
Vnd daß nach dem verlust/ ohn alles gegenpfand/
Von seiner hofnung traum mein gaist noch nicht
aufwachet/
Jst mir kein wunder auch: Dan meines gaists
bestand
Verliebet sich in dem/ was sein laid verursachet.
Das aber ist mir frembd/ daß jhr so schöner mund
Die/ deren hertzen Sie durch jhre blick versehret
So leichtlich lehren kan der hitzigsten lieb grund.
Dan alle meine witz mit wunder wirt beschweret/
Wan Sie so schnell vnd wol das was jhr selbs
nicht kund/
Was Sie nicht lernen will/ die dolleste köpff lehret.
Jhre
P 2
Gedichte.
10.
Der Schoͤnen wunderliche Kunſt.
DAß auß vndanckbarkeit/ oder auß mißverſtand/
Sie mein lob/ lieb vnnd layd als einen ſchimpf
verlachet/
Jſt mir nicht wunderbar; Dieweil des himmels
hand
Sie alſo raw als ſchoͤn zu meiner qual gemachet.
Vnd daß nach dem verluſt/ ohn alles gegenpfand/
Von ſeiner hofnung traum mein gaiſt noch nicht
aufwachet/
Jſt mir kein wunder auch: Dan meines gaiſts
beſtand
Verliebet ſich in dem/ was ſein laid verurſachet.
Das aber iſt mir frembd/ daß jhr ſo ſchoͤner mund
Die/ deren hertzen Sie durch jhre blick verſehret
So leichtlich lehren kan der hitzigſten lieb grund.
Dan alle meine witz mit wunder wirt beſchweret/
Wan Sie ſo ſchnell vnd wol das was jhr ſelbs
nicht kund/
Was Sie nicht lernen will/ die dolleſte koͤpff lehret.
Jhre
P 2
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[211/0229] Gedichte. 10. Der Schoͤnen wunderliche Kunſt. DAß auß vndanckbarkeit/ oder auß mißverſtand/ Sie mein lob/ lieb vnnd layd als einen ſchimpf verlachet/ Jſt mir nicht wunderbar; Dieweil des himmels hand Sie alſo raw als ſchoͤn zu meiner qual gemachet. Vnd daß nach dem verluſt/ ohn alles gegenpfand/ Von ſeiner hofnung traum mein gaiſt noch nicht aufwachet/ Jſt mir kein wunder auch: Dan meines gaiſts beſtand Verliebet ſich in dem/ was ſein laid verurſachet. Das aber iſt mir frembd/ daß jhr ſo ſchoͤner mund Die/ deren hertzen Sie durch jhre blick verſehret So leichtlich lehren kan der hitzigſten lieb grund. Dan alle meine witz mit wunder wirt beſchweret/ Wan Sie ſo ſchnell vnd wol das was jhr ſelbs nicht kund/ Was Sie nicht lernen will/ die dolleſte koͤpff lehret. Jhre P 2

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Zitationshilfe: Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/229>, abgerufen am 29.03.2024.