Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wedekind, Frank: Erdgeist. Paris; Leipzig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite
Lulu.
Er glaubt alles. Er ist mißtrauisch, wie ein
Dieb und läßt sich anlügen, daß man jeden Respekt
verliert. Als wir uns kennen lernten, machte ich
ihm weis, ich hätte noch nie geliebt ...
Schön (fällt in einen Lehnsessel).
Lulu.
Er hätte mich ja sonst für ein verworfenes
Geschöpf gehalten!
Schön.
-- Du stellst weiß Gott was für exorbitante
Anforderungen an legitime Verhältnisse.
Lulu.
Ich stelle keine exorbitanten Anforderungen. --
Ost träumt mir noch von Goll.
Schön.
Der war nicht banal.
Lulu.
Er ist da, als wär' er nie fortgewesen. Nur
geht er wie auf Socken. Er ist mir nicht böse
Er ist furchtbar traurig. Und dann ist er furcht-
sam, als wäre er ohne polizeiliche Erlaubnis da.
Sonst fühlt er sich behaglich mit uns. Nur kommt
er nicht darüber hinweg, daß ich seither so viel Geld
zum Fenster hinausgeworfen habe ...
Lulu.
Er glaubt alles. Er iſt mißtrauiſch, wie ein
Dieb und läßt ſich anlügen, daß man jeden Reſpekt
verliert. Als wir uns kennen lernten, machte ich
ihm weis, ich hätte noch nie geliebt …
Schön (fällt in einen Lehnſeſſel).
Lulu.
Er hätte mich ja ſonſt für ein verworfenes
Geſchöpf gehalten!
Schön.
— Du ſtellſt weiß Gott was für exorbitante
Anforderungen an legitime Verhältniſſe.
Lulu.
Ich ſtelle keine exorbitanten Anforderungen. —
Oſt träumt mir noch von Goll.
Schön.
Der war nicht banal.
Lulu.
Er iſt da, als wär’ er nie fortgeweſen. Nur
geht er wie auf Socken. Er iſt mir nicht böſe
Er iſt furchtbar traurig. Und dann iſt er furcht-
ſam, als wäre er ohne polizeiliche Erlaubnis da.
Sonſt fühlt er ſich behaglich mit uns. Nur kommt
er nicht darüber hinweg, daß ich ſeither ſo viel Geld
zum Fenſter hinausgeworfen habe …
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0095" n="89"/>
          <sp who="#LUL">
            <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Er glaubt alles. Er i&#x017F;t mißtraui&#x017F;ch, wie ein<lb/>
Dieb und läßt &#x017F;ich anlügen, daß man jeden Re&#x017F;pekt<lb/>
verliert. Als wir uns kennen lernten, machte ich<lb/>
ihm weis, ich hätte noch nie geliebt &#x2026;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SCH">
            <speaker> <hi rendition="#b">Schön</hi> </speaker>
            <stage>(fällt in einen Lehn&#x017F;e&#x017F;&#x017F;el).</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LUL">
            <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Er hätte mich ja &#x017F;on&#x017F;t für ein verworfenes<lb/>
Ge&#x017F;chöpf gehalten!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SCH">
            <speaker> <hi rendition="#b">Schön.</hi> </speaker><lb/>
            <p>&#x2014; Du &#x017F;tell&#x017F;t weiß Gott was für exorbitante<lb/>
Anforderungen an legitime Verhältni&#x017F;&#x017F;e.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LUL">
            <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Ich &#x017F;telle keine exorbitanten Anforderungen. &#x2014;<lb/>
O&#x017F;t träumt mir noch von Goll.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SCH">
            <speaker> <hi rendition="#b">Schön.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Der war nicht banal.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LUL">
            <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Er i&#x017F;t da, als wär&#x2019; er nie fortgewe&#x017F;en. Nur<lb/>
geht er wie auf Socken. Er i&#x017F;t mir nicht bö&#x017F;e<lb/>
Er i&#x017F;t furchtbar traurig. Und dann i&#x017F;t er furcht-<lb/>
&#x017F;am, als wäre er ohne polizeiliche Erlaubnis da.<lb/>
Son&#x017F;t fühlt er &#x017F;ich behaglich mit uns. Nur kommt<lb/>
er nicht darüber hinweg, daß ich &#x017F;either &#x017F;o viel Geld<lb/>
zum Fen&#x017F;ter hinausgeworfen habe &#x2026;</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0095] Lulu. Er glaubt alles. Er iſt mißtrauiſch, wie ein Dieb und läßt ſich anlügen, daß man jeden Reſpekt verliert. Als wir uns kennen lernten, machte ich ihm weis, ich hätte noch nie geliebt … Schön (fällt in einen Lehnſeſſel). Lulu. Er hätte mich ja ſonſt für ein verworfenes Geſchöpf gehalten! Schön. — Du ſtellſt weiß Gott was für exorbitante Anforderungen an legitime Verhältniſſe. Lulu. Ich ſtelle keine exorbitanten Anforderungen. — Oſt träumt mir noch von Goll. Schön. Der war nicht banal. Lulu. Er iſt da, als wär’ er nie fortgeweſen. Nur geht er wie auf Socken. Er iſt mir nicht böſe Er iſt furchtbar traurig. Und dann iſt er furcht- ſam, als wäre er ohne polizeiliche Erlaubnis da. Sonſt fühlt er ſich behaglich mit uns. Nur kommt er nicht darüber hinweg, daß ich ſeither ſo viel Geld zum Fenſter hinausgeworfen habe …

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_erdgeist_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_erdgeist_1895/95
Zitationshilfe: Wedekind, Frank: Erdgeist. Paris; Leipzig, 1895, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_erdgeist_1895/95>, abgerufen am 24.04.2024.