Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.

Bild:
<< vorherige Seite

Graf G. hörte von den Thaten Schnapphahnski's und es versteht sich von selbst, daß ihn sofort die Eifersucht stachelte, um aus der Haut zu fahren, um verrückt zu werden. Ueberall wo er ging und stand, immer Schnapphahnski und ewig Schnapphahnski! Graf G. gerieth zuletzt in ein wahres Delirium, in einen St. Veitstanz, wenn man ihn nur im entferntesten an unsern Ritter erinnerte; seine Hengste spornte er blutig, er prügelte Hunde und Bedienten und Alles nur wegen des verfluchten Schnapphahnski.

Am aller Begreiflichsten ist es indeß, daß Graf G. zuletzt keinen andern Wunsch mehr auf Erden kannte, als unserm Ritter einmal auf den Zahn zu fühlen.

Leider wollte sich hierzu aber nie eine Gelegenheit finden. Schnapphahnski war der liebenswürdigste Mensch von der Welt, bethörend bei den Weibern und schlau bei den Männern. Er war allmählig zu der Ueberzeugung gekommen, daß das Leben kostspielig ist, sehr kostenspielig. Trotz aller äußern Bravour glaubte er in der Tiefe seiner Seele an den 10. Vers des neunzigsten Psalms, wo da geschrieben steht, daß unser Leben siebenzig Jahre währt und wenn's hoch kommt, achtzig und daß es köstlich gewesen ist, wenn es Mühe und Arbeit gewesen und daß es schnell dahin fährt, als flögen wir davon.

Graf G. hörte von den Thaten Schnapphahnski’s und es versteht sich von selbst, daß ihn sofort die Eifersucht stachelte, um aus der Haut zu fahren, um verrückt zu werden. Ueberall wo er ging und stand, immer Schnapphahnski und ewig Schnapphahnski! Graf G. gerieth zuletzt in ein wahres Delirium, in einen St. Veitstanz, wenn man ihn nur im entferntesten an unsern Ritter erinnerte; seine Hengste spornte er blutig, er prügelte Hunde und Bedienten und Alles nur wegen des verfluchten Schnapphahnski.

Am aller Begreiflichsten ist es indeß, daß Graf G. zuletzt keinen andern Wunsch mehr auf Erden kannte, als unserm Ritter einmal auf den Zahn zu fühlen.

Leider wollte sich hierzu aber nie eine Gelegenheit finden. Schnapphahnski war der liebenswürdigste Mensch von der Welt, bethörend bei den Weibern und schlau bei den Männern. Er war allmählig zu der Ueberzeugung gekommen, daß das Leben kostspielig ist, sehr kostenspielig. Trotz aller äußern Bravour glaubte er in der Tiefe seiner Seele an den 10. Vers des neunzigsten Psalms, wo da geschrieben steht, daß unser Leben siebenzig Jahre währt und wenn’s hoch kommt, achtzig und daß es köstlich gewesen ist, wenn es Mühe und Arbeit gewesen und daß es schnell dahin fährt, als flögen wir davon.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0036" n="30"/>
          <p>Graf G. hörte von den Thaten Schnapphahnski&#x2019;s und es versteht sich von selbst, daß ihn sofort die Eifersucht stachelte, um aus der Haut zu fahren, um verrückt zu werden. Ueberall wo er ging und stand, immer Schnapphahnski und ewig Schnapphahnski! Graf G. gerieth zuletzt in ein wahres Delirium, in einen St. Veitstanz, wenn man ihn nur im entferntesten an unsern Ritter erinnerte; seine Hengste spornte er blutig, er prügelte Hunde und Bedienten und Alles nur wegen des verfluchten Schnapphahnski.</p>
          <p>Am aller Begreiflichsten ist es indeß, daß Graf G. zuletzt keinen andern Wunsch mehr auf Erden kannte, als unserm Ritter einmal auf den Zahn zu fühlen.</p>
          <p>Leider wollte sich hierzu aber nie eine Gelegenheit finden. Schnapphahnski war der liebenswürdigste Mensch von der Welt, bethörend bei den Weibern und schlau bei den Männern. Er war allmählig zu der Ueberzeugung gekommen, daß das Leben kostspielig ist, sehr kostenspielig. Trotz aller äußern Bravour glaubte er in der Tiefe seiner Seele an den 10. Vers des neunzigsten Psalms, wo da geschrieben steht, daß unser Leben siebenzig Jahre währt und wenn&#x2019;s hoch kommt, achtzig und daß es köstlich gewesen ist, wenn es Mühe und Arbeit gewesen und daß es schnell dahin fährt, als flögen wir davon.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0036] Graf G. hörte von den Thaten Schnapphahnski’s und es versteht sich von selbst, daß ihn sofort die Eifersucht stachelte, um aus der Haut zu fahren, um verrückt zu werden. Ueberall wo er ging und stand, immer Schnapphahnski und ewig Schnapphahnski! Graf G. gerieth zuletzt in ein wahres Delirium, in einen St. Veitstanz, wenn man ihn nur im entferntesten an unsern Ritter erinnerte; seine Hengste spornte er blutig, er prügelte Hunde und Bedienten und Alles nur wegen des verfluchten Schnapphahnski. Am aller Begreiflichsten ist es indeß, daß Graf G. zuletzt keinen andern Wunsch mehr auf Erden kannte, als unserm Ritter einmal auf den Zahn zu fühlen. Leider wollte sich hierzu aber nie eine Gelegenheit finden. Schnapphahnski war der liebenswürdigste Mensch von der Welt, bethörend bei den Weibern und schlau bei den Männern. Er war allmählig zu der Ueberzeugung gekommen, daß das Leben kostspielig ist, sehr kostenspielig. Trotz aller äußern Bravour glaubte er in der Tiefe seiner Seele an den 10. Vers des neunzigsten Psalms, wo da geschrieben steht, daß unser Leben siebenzig Jahre währt und wenn’s hoch kommt, achtzig und daß es köstlich gewesen ist, wenn es Mühe und Arbeit gewesen und daß es schnell dahin fährt, als flögen wir davon.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-04T15:10:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitätsbibliothek Frankfurt am Main: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-04T15:10:31Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Faksimile 0150) (2013-01-04T15:10:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-04T15:10:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen
  • Sonderzeichen und nicht-lateinische Schriftzeichen werden möglichst originalgetreu wiedergegeben
  • Das lange s (ſ) wird als normales s wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/36
Zitationshilfe: Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/36>, abgerufen am 19.04.2024.