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Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce te ipsum. Erkenne dich selber O Mensch. Neustadt, 1618.

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Das Ander Büchlein.
vnd hat den GEJST von Gotte/ das Wort ist in jh-
me/ Christus/ darumb hat er die gantze Theologiam in
sich.

So nun Gott diese Zwene Geiste zusammen gesetzt
hat/ vnnd ein jeder hat sein wohnung/ die Seele wohnet im
Leibe: Der Geist wonet in der Seelen: Warumb wolten
wir nicht Astrologiam Theologizatam schreiben vnnd
studieren? Astrologia giebet alle Weißheit zum Jrrdischen
Leben/ sampt allen Handwercken/ Künsten vnnd Spra-
chen/ die sollen geführet vnd geubet werden durch die Theo-
logiam,
Creutz/ durch Christum/ der noch im Menschen ist.
Dann ob wir alle ding kenneten in der Welt/ vnnd kenneten
Theologiam, hoc est, I. C. nicht/ so weren wir verloren
vnd verdampt mit vnserer Astrologia. Darumb sollen
wir beydes zusammen studieren/ nicht alleine mit den Lite-
ratis
am obern Firmament/ den Lauff vnd gang der Pla-
neten durch den Zodiacum: sondern die Astronomiam in
vus Menschen. Gleich wie nicht allein die Eussere. Person
Christi nach der Historia zuerkennen ist/ Sondern wie er in
vns müsse sein per Inhabitationem. Dann vnser studie-
ren vnd lehrnen giebt Vnionen Essentialem, das der lehrner
vnd das gelehrnete ein ding werde/ davon die hohen Schu-
len wenig wissen/ noch begeren zuwissen. Vnd ob die Men-
schen so faul weren/ das sie nicht wolten das Gestirne anse-
hen oder lehrnen/ weder Eusserliches noch Jnnerliches/ so
eröffnets sich selbst in vns/ in dem/ das wir Erwecket wer-
den zu Künsten/ zu Handwercken/ zu gewerben/ etc. Wel-
ches nichts anders ist/ als das Regierende oder lauffende
Gestirne in vns. Also im Sabbath/ offenbahret sich Gott
in vns/ machet vns gelehrt/ machet Propheten/ Aposteln/

etc.
B

Das Ander Buͤchlein.
vnd hat den GEJST von Gotte/ das Wort iſt in jh-
me/ Chriſtus/ darumb hat er die gantze Theologiam in
ſich.

So nun Gott dieſe Zwene Geiſte zuſammen geſetzt
hat/ vnnd ein jeder hat ſein wohnung/ die Seele wohnet im
Leibe: Der Geiſt wonet in der Seelen: Warumb wolten
wir nicht Aſtrologiam Theologizatam ſchreiben vnnd
ſtudieren? Aſtrologia giebet alle Weißheit zum Jrrdiſchen
Leben/ ſampt allen Handwercken/ Kuͤnſten vnnd Spra-
chen/ die ſollen gefuͤhret vnd geubet werden durch die Theo-
logiam,
Creutz/ durch Chriſtum/ der noch im Menſchen iſt.
Dann ob wir alle ding kenneten in der Welt/ vnnd kenneten
Theologiam, hoc eſt, I. C. nicht/ ſo weren wir verloren
vnd verdampt mit vnſerer Aſtrologia. Darumb ſollen
wir beydes zuſammen ſtudieren/ nicht alleine mit den Lite-
ratis
am obern Firmament/ den Lauff vnd gang der Pla-
neten durch den Zodiacum: ſondern die Aſtronomiam in
vus Menſchen. Gleich wie nicht allein die Euſſere. Perſon
Chriſti nach der Hiſtoria zuerkennen iſt/ Sondern wie er in
vns muͤſſe ſein per Inhabitationem. Dann vnſer ſtudie-
ren vnd lehrnen giebt Vnionẽ Eſſentialem, das der lehrner
vnd das gelehrnete ein ding werde/ davon die hohen Schu-
len wenig wiſſen/ noch begeren zuwiſſen. Vnd ob die Men-
ſchen ſo faul weren/ das ſie nicht wolten das Geſtirne anſe-
hen oder lehrnen/ weder Euſſerliches noch Jnnerliches/ ſo
eroͤffnets ſich ſelbſt in vns/ in dem/ das wir Erwecket wer-
den zu Kuͤnſten/ zu Handwercken/ zu gewerben/ etc. Wel-
ches nichts anders iſt/ als das Regierende oder lauffende
Geſtirne in vns. Alſo im Sabbath/ offenbahret ſich Gott
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[2/0009] Das Ander Buͤchlein. vnd hat den GEJST von Gotte/ das Wort iſt in jh- me/ Chriſtus/ darumb hat er die gantze Theologiam in ſich. So nun Gott dieſe Zwene Geiſte zuſammen geſetzt hat/ vnnd ein jeder hat ſein wohnung/ die Seele wohnet im Leibe: Der Geiſt wonet in der Seelen: Warumb wolten wir nicht Aſtrologiam Theologizatam ſchreiben vnnd ſtudieren? Aſtrologia giebet alle Weißheit zum Jrrdiſchen Leben/ ſampt allen Handwercken/ Kuͤnſten vnnd Spra- chen/ die ſollen gefuͤhret vnd geubet werden durch die Theo- logiam, Creutz/ durch Chriſtum/ der noch im Menſchen iſt. Dann ob wir alle ding kenneten in der Welt/ vnnd kenneten Theologiam, hoc eſt, I. C. nicht/ ſo weren wir verloren vnd verdampt mit vnſerer Aſtrologia. Darumb ſollen wir beydes zuſammen ſtudieren/ nicht alleine mit den Lite- ratis am obern Firmament/ den Lauff vnd gang der Pla- neten durch den Zodiacum: ſondern die Aſtronomiam in vus Menſchen. Gleich wie nicht allein die Euſſere. Perſon Chriſti nach der Hiſtoria zuerkennen iſt/ Sondern wie er in vns muͤſſe ſein per Inhabitationem. Dann vnſer ſtudie- ren vnd lehrnen giebt Vnionẽ Eſſentialem, das der lehrner vnd das gelehrnete ein ding werde/ davon die hohen Schu- len wenig wiſſen/ noch begeren zuwiſſen. Vnd ob die Men- ſchen ſo faul weren/ das ſie nicht wolten das Geſtirne anſe- hen oder lehrnen/ weder Euſſerliches noch Jnnerliches/ ſo eroͤffnets ſich ſelbſt in vns/ in dem/ das wir Erwecket wer- den zu Kuͤnſten/ zu Handwercken/ zu gewerben/ etc. Wel- ches nichts anders iſt/ als das Regierende oder lauffende Geſtirne in vns. Alſo im Sabbath/ offenbahret ſich Gott in vns/ machet vns gelehrt/ machet Propheten/ Apoſteln/ etc. B

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Zitationshilfe: Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce te ipsum. Erkenne dich selber O Mensch. Neustadt, 1618, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_gnothi02_1618/9>, abgerufen am 28.03.2024.