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Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.

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Capitel. und zwar vom Vermögen.
3. usus, habitatio, so viel allein die Person vor sich be-
darff zum täglichen Gebrauch.

oder 4. mittelbarer weiß/ vermittels eines Gutes/ wor-
durch die Person darzu berechtiget; heist Servitus realis.
Die man bedarff
entweder zur Bauer-Verrichtung/ rusticorun praediorum

als 1. Acker zubestellen

2. Früchte einzuführen

3. Holtz zu schleiffen

4. Viehe zu halten/ als Trifft
und Tränck-Recht etc.

ob es gleich in der
Stadt

oder zu Bürger-Verrichtungen/ urbanorum praediorum.


als 1. bequem zu wohnen

2. Handlung zu treiben

3. zur Handwercks Ubung

4. Zinsen einzuheben.
ob es gleich auffm
Dorff

Wenn das Moralische Vermögen nach seiner Form be-
trachtet wird/ so ist es entweder zum Thun oder zum Leiden/ po-
testas activa,
oder passiva.

Zum Thun ist es/ wenn man mit Recht etwas thun und
selbst vornehmen kan; als kauffen/ reysen/ etc.
Zum Leiden ist es/ wenn man mit Recht etwas leiden kan/
das ein anderer thut; als ein gemeiner Mann kan lei-
den/ daß ihn jemand schilt: ein Beampter aber kan es
des gemeinen Wesens wegen nicht leiden. Also kan ein
Pupill leiden und geschehen lassen/ daß das seine/ wenn
es sonst verdürbe/ veralienirt werde/ ob ers gleich selbst
nicht thut. Ein Advocatus kan leiden/ daß ihm die Par-
they Geld zum recompens gebe/ der Richter aber kans
nicht leiden.
Wiewohl sonst alles Leiden auch Moralischer Weiß ein Thun
genennet werden kan. Also wird der/ so da leidet/ daß man
ihm Geld gebe/ billig davor gehalten/ daß ers habe genom-
men/ und also das er etwas habe gethan.

§. 13. Das Gegenspiel des Moralischen vermögens ist das
das Unvermögen/ welches sich befindet

1. bey
S iij

Capitel. und zwar vom Vermoͤgen.
3. uſus, habitatio, ſo viel allein die Perſon vor ſich be-
darff zum taͤglichen Gebrauch.

♎ oder 4. mittelbarer weiß/ vermittels eines Gutes/ wor-
durch die Perſon darzu berechtiget; heiſt Servitus realis.
Die man bedarff
♉ entweder zur Bauer-Verrichtung/ ruſticorũ prædiorum

als 1. Acker zubeſtellen

2. Fruͤchte einzufuͤhren

3. Holtz zu ſchleiffen

4. Viehe zu halten/ als Trifft
und Traͤnck-Recht ꝛc.

ob es gleich in der
Stadt

♏ oder zu Buͤrger-Verrichtungen/ urbanorum prædiorum.


als 1. bequem zu wohnen

2. Handlung zu treiben

3. zur Handwercks Ubung

4. Zinſen einzuheben.
ob es gleich auffm
Dorff

Wenn das Moraliſche Vermoͤgen nach ſeiner Form be-
trachtet wird/ ſo iſt es entweder zum Thun oder zum Leiden/ po-
teſtas activa,
oder paſſiva.

Zum Thun iſt es/ wenn man mit Recht etwas thun und
ſelbſt vornehmen kan; als kauffen/ reyſen/ ꝛc.
Zum Leiden iſt es/ wenn man mit Recht etwas leiden kan/
das ein anderer thut; als ein gemeiner Mann kan lei-
den/ daß ihn jemand ſchilt: ein Beampter aber kan es
des gemeinen Weſens wegen nicht leiden. Alſo kan ein
Pupill leiden und geſchehen laſſen/ daß das ſeine/ wenn
es ſonſt verduͤrbe/ veralienirt werde/ ob ers gleich ſelbſt
nicht thut. Ein Advocatus kan leiden/ daß ihm die Par-
they Geld zum recompens gebe/ der Richter aber kans
nicht leiden.
Wiewohl ſonſt alles Leiden auch Moraliſcher Weiß ein Thun
genennet werden kan. Alſo wird der/ ſo da leidet/ daß man
ihm Geld gebe/ billig davor gehalten/ daß ers habe genom-
men/ und alſo das er etwas habe gethan.

§. 13. Das Gegenſpiel des Moraliſchen vermoͤgens iſt das
das Unvermoͤgen/ welches ſich befindet

1. bey
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[141/0151] Capitel. und zwar vom Vermoͤgen. 3. uſus, habitatio, ſo viel allein die Perſon vor ſich be- darff zum taͤglichen Gebrauch. ♎ oder 4. mittelbarer weiß/ vermittels eines Gutes/ wor- durch die Perſon darzu berechtiget; heiſt Servitus realis. Die man bedarff ♉ entweder zur Bauer-Verrichtung/ ruſticorũ prædiorum als 1. Acker zubeſtellen 2. Fruͤchte einzufuͤhren 3. Holtz zu ſchleiffen 4. Viehe zu halten/ als Trifft und Traͤnck-Recht ꝛc. ob es gleich in der Stadt ♏ oder zu Buͤrger-Verrichtungen/ urbanorum prædiorum. als 1. bequem zu wohnen 2. Handlung zu treiben 3. zur Handwercks Ubung 4. Zinſen einzuheben. ob es gleich auffm Dorff Wenn das Moraliſche Vermoͤgen nach ſeiner Form be- trachtet wird/ ſo iſt es entweder zum Thun oder zum Leiden/ po- teſtas activa, oder paſſiva. Zum Thun iſt es/ wenn man mit Recht etwas thun und ſelbſt vornehmen kan; als kauffen/ reyſen/ ꝛc. Zum Leiden iſt es/ wenn man mit Recht etwas leiden kan/ das ein anderer thut; als ein gemeiner Mann kan lei- den/ daß ihn jemand ſchilt: ein Beampter aber kan es des gemeinen Weſens wegen nicht leiden. Alſo kan ein Pupill leiden und geſchehen laſſen/ daß das ſeine/ wenn es ſonſt verduͤrbe/ veralienirt werde/ ob ers gleich ſelbſt nicht thut. Ein Advocatus kan leiden/ daß ihm die Par- they Geld zum recompens gebe/ der Richter aber kans nicht leiden. Wiewohl ſonſt alles Leiden auch Moraliſcher Weiß ein Thun genennet werden kan. Alſo wird der/ ſo da leidet/ daß man ihm Geld gebe/ billig davor gehalten/ daß ers habe genom- men/ und alſo das er etwas habe gethan. §. 13. Das Gegenſpiel des Moraliſchen vermoͤgens iſt das das Unvermoͤgen/ welches ſich befindet 1. bey S iij

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Zitationshilfe: Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674/151>, abgerufen am 29.03.2024.