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Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.

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Vom Unterscheid Das IV.
Licentiati und Doctores Sapientiae specialis sind/ welche noch über
vorige General, auch eine gewisse Special-Weißheit vornemlich zutra-
ctiren/ und zur Würcklichkeit zubringen verstehen müssen.

§. 4. Nun sind im gemeinem Wesen/ ausser der Theologie/ das
ist/ ausser der Himmels-Weißheit/ und Schrifftgelehrsamkeit/ (wel-
che der Seelen ewiges Wohlwesen besorget) drey Hauptstücke der
Weltweißheit/ denen dreyerley Haupt-Nothdürfftigkeiten des zeitli-
chen Lebens zum Behuf/ besonders wol zu excoliren angeordnet/ und
dahero dreyerley Special-Weltweißheiten unterschieden worden/ wel-
che mit der Theologie vier würckliche Facultäten und Weißheits-
Zünfte bestellen; Nemlich die Jurisprudentz/ als eine Special-Welt-
weißheit/ die Gerechtigkeit im gemeinen Wesen/ nach denen durch die
Moralische Weltweißheit zu dieser oder iener Republiq heilsam be-
fundenen und gebräuchlichen Gesetzen zubeurtheilen. Welche meh-
rentheils auch derselben Republiq/ in welcher sie getrieben wird/ ihre
Staats-Verrichtungen lehrhafftig zubesorgen auff sich nimmt. 2. Die
Medicin/ als eine Special-Weltweißheit/ die Gesundheit derer
Menschen mit denen durch die natürliche Weltweißheit erfundenen
Artzney-Mittel zu curiren. 3. Die Kunstweißheit/ als eine
Special-Weltweißheit/ das Bedürffnüß der Menschen zum Unterhalt
und Auffenthalt im zeitlichen Leben/ mit denen so wohl durch die natür-
liche als moralische Weltweißheit erdachten Vortheln und Künsten
zuversehen.

§. 5. Die Doctores Theologiae haben die vornehmste doch
einige Wohlfahrt des Menschen/ nemlich der Seelen ewige Seelig-
keit/
nach denen aus Gottes Wort befundenen Glaubens- und Le-
bens-Artickeln zubewachen/ und die Leuthe würcklich dazu anzuführen:
Zu der dreyfachen zeitlichen Wohlfahrt aber sind auch dreyerley Do-
ctores Philosophiae
bestellet/ dieselbe nach denen aus der Natur be-
fundenen Lehr-Sätzen und Wissenschaffts-Artickeln zubesorgen/ und
die Leuthe würcklich dazu zubringen und lehrhaftig anzuführen: nem-
lich die Doctores Juris, Doctores Medicinae, und Doctores Artium.

§. 6. Denen letztern aber/ damit die Vortrefflichkeit der vier-
ten Zahl auch allhier nicht überschritten werden möge/ ist zugleich die
General Weltweißheit/ weil sie durch dieser ihre Mittel am besten zu-
erklären ist/ lehrhafftig zubesorgen/ ausgetragen worden; Dahero die

vierdte

Vom Unterſcheid Das IV.
Licentiati und Doctores Sapientiæ ſpecialis ſind/ welche noch uͤber
vorige General, auch eine gewiſſe Special-Weißheit vornemlich zutra-
ctiren/ und zur Wuͤrcklichkeit zubringen verſtehen muͤſſen.

§. 4. Nun ſind im gemeinem Weſen/ auſſer der Theologie/ das
iſt/ auſſer der Himmels-Weißheit/ und Schrifftgelehrſamkeit/ (wel-
che der Seelen ewiges Wohlweſen beſorget) drey Hauptſtuͤcke der
Weltweißheit/ denen dreyerley Haupt-Nothduͤrfftigkeiten des zeitli-
chen Lebens zum Behuf/ beſonders wol zu excoliren angeordnet/ und
dahero dreyerley Special-Weltweißheiten unterſchieden worden/ wel-
che mit der Theologie vier wuͤrckliche Facultaͤten und Weißheits-
Zuͤnfte beſtellen; Nemlich die Jurisprudentz/ als eine Special-Welt-
weißheit/ die Gerechtigkeit im gemeinen Weſen/ nach denen durch die
Moraliſche Weltweißheit zu dieſer oder iener Republiq heilſam be-
fundenen und gebraͤuchlichen Geſetzen zubeurtheilen. Welche meh-
rentheils auch derſelben Republiq/ in welcher ſie getrieben wird/ ihre
Staats-Verrichtungen lehrhafftig zubeſorgen auff ſich nim̃t. 2. Die
Medicin/ als eine Special-Weltweißheit/ die Geſundheit derer
Menſchen mit denen durch die natuͤrliche Weltweißheit erfundenen
Artzney-Mittel zu curiren. 3. Die Kunſtweißheit/ als eine
Special-Weltweißheit/ das Beduͤrffnuͤß der Menſchen zum Unterhalt
und Auffenthalt im zeitlichen Leben/ mit denen ſo wohl durch die natuͤr-
liche als moraliſche Weltweißheit erdachten Vortheln und Kuͤnſten
zuverſehen.

§. 5. Die Doctores Theologiæ haben die vornehmſte doch
einige Wohlfahrt des Menſchen/ nemlich der Seelen ewige Seelig-
keit/
nach denen aus Gottes Wort befundenen Glaubens- und Le-
bens-Artickeln zubewachen/ und die Leuthe wuͤrcklich dazu anzufuͤhren:
Zu der dreyfachen zeitlichen Wohlfahrt aber ſind auch dreyerley Do-
ctores Philoſophiæ
beſtellet/ dieſelbe nach denen aus der Natur be-
fundenen Lehr-Saͤtzen und Wiſſenſchaffts-Artickeln zubeſorgen/ und
die Leuthe wuͤrcklich dazu zubringen und lehrhaftig anzufuͤhren: nem-
lich die Doctores Juris, Doctores Medicinæ, und Doctores Artium.

§. 6. Denen letztern aber/ damit die Vortrefflichkeit der vier-
ten Zahl auch allhier nicht uͤberſchritten werden moͤge/ iſt zugleich die
General Weltweißheit/ weil ſie durch dieſer ihre Mittel am beſten zu-
erklaͤren iſt/ lehrhafftig zubeſorgen/ auſgetragen worden; Dahero die

vierdte
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[26/0036] Vom Unterſcheid Das IV. Licentiati und Doctores Sapientiæ ſpecialis ſind/ welche noch uͤber vorige General, auch eine gewiſſe Special-Weißheit vornemlich zutra- ctiren/ und zur Wuͤrcklichkeit zubringen verſtehen muͤſſen. §. 4. Nun ſind im gemeinem Weſen/ auſſer der Theologie/ das iſt/ auſſer der Himmels-Weißheit/ und Schrifftgelehrſamkeit/ (wel- che der Seelen ewiges Wohlweſen beſorget) drey Hauptſtuͤcke der Weltweißheit/ denen dreyerley Haupt-Nothduͤrfftigkeiten des zeitli- chen Lebens zum Behuf/ beſonders wol zu excoliren angeordnet/ und dahero dreyerley Special-Weltweißheiten unterſchieden worden/ wel- che mit der Theologie vier wuͤrckliche Facultaͤten und Weißheits- Zuͤnfte beſtellen; Nemlich die Jurisprudentz/ als eine Special-Welt- weißheit/ die Gerechtigkeit im gemeinen Weſen/ nach denen durch die Moraliſche Weltweißheit zu dieſer oder iener Republiq heilſam be- fundenen und gebraͤuchlichen Geſetzen zubeurtheilen. Welche meh- rentheils auch derſelben Republiq/ in welcher ſie getrieben wird/ ihre Staats-Verrichtungen lehrhafftig zubeſorgen auff ſich nim̃t. 2. Die Medicin/ als eine Special-Weltweißheit/ die Geſundheit derer Menſchen mit denen durch die natuͤrliche Weltweißheit erfundenen Artzney-Mittel zu curiren. 3. Die Kunſtweißheit/ als eine Special-Weltweißheit/ das Beduͤrffnuͤß der Menſchen zum Unterhalt und Auffenthalt im zeitlichen Leben/ mit denen ſo wohl durch die natuͤr- liche als moraliſche Weltweißheit erdachten Vortheln und Kuͤnſten zuverſehen. §. 5. Die Doctores Theologiæ haben die vornehmſte doch einige Wohlfahrt des Menſchen/ nemlich der Seelen ewige Seelig- keit/ nach denen aus Gottes Wort befundenen Glaubens- und Le- bens-Artickeln zubewachen/ und die Leuthe wuͤrcklich dazu anzufuͤhren: Zu der dreyfachen zeitlichen Wohlfahrt aber ſind auch dreyerley Do- ctores Philoſophiæ beſtellet/ dieſelbe nach denen aus der Natur be- fundenen Lehr-Saͤtzen und Wiſſenſchaffts-Artickeln zubeſorgen/ und die Leuthe wuͤrcklich dazu zubringen und lehrhaftig anzufuͤhren: nem- lich die Doctores Juris, Doctores Medicinæ, und Doctores Artium. §. 6. Denen letztern aber/ damit die Vortrefflichkeit der vier- ten Zahl auch allhier nicht uͤberſchritten werden moͤge/ iſt zugleich die General Weltweißheit/ weil ſie durch dieſer ihre Mittel am beſten zu- erklaͤren iſt/ lehrhafftig zubeſorgen/ auſgetragen worden; Dahero die vierdte

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Zitationshilfe: Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674/36>, abgerufen am 28.03.2024.