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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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St. Jch bin unter ihren Dienern der Ge-
ringste.
Am. Wo hätte ich denn die andern/ die besser
wären?
(Hier stunde der gute Stor. stille/ und sahe nach
der Seite/ wie eine Wetter-Gans; ob es
ihm am Materie zu weitern Discurse man-
gelte/ oder ob er sich auf die Hochteutschen
Reden nicht besinnen kunte/ die er von acht
Tagen her auß dem Complimentir-Bu-
che sehr fleissig außwendig gelernet hatte/
hätte er nur gesagt/ wie Peter Sqventz/ er
wolte es mit seinem Famulus bezeugen/ daß
er alles zu Haus gar fertig gekunt. Ge-
lanor
muste unterdessen lachen/ daß man-
cher Stümper Tag und Nacht seuffzet/
biß er zur Liebsten kommen kan/ und wenn
sich das Glück nach seinem Wunsche fü-
get/ so steht er wie ein ander Maul-Affe/ und
weiß kein Wort vor zu bringen. Also ge-
hen offt etliche Personen von einander/ un-
wissend was sie beyde gewolt haben. Ja
wann der Sammetpeltz- oder die strei-
fichte Kappe reden könte. Doch still/
dem Courtisan wird die Zunge wieder
gelöst.)
St. Jungfer Marigen/ sie sey doch nicht so an-
däch-

St. Jch bin unter ihren Dienern der Ge-
ringſte.
Am. Wo haͤtte ich denn die andern/ die beſſer
waͤren?
(Hier ſtunde der gute Stor. ſtille/ und ſahe nach
der Seite/ wie eine Wetter-Gans; ob es
ihm am Materie zu wèitern Diſcurſe man-
gelte/ oder ob er ſich auf die Hochteutſchen
Reden nicht beſinnen kunte/ die er von acht
Tagen her auß dem Complimentir-Bu-
che ſehr fleiſſig außwendig gelernet hatte/
haͤtte er nur geſagt/ wie Peter Sqventz/ er
wolte es mit ſeinem Famulus bezeugen/ daß
er alles zu Haus gar fertig gekunt. Ge-
lanor
muſte unterdeſſen lachen/ daß man-
cher Stuͤmper Tag und Nacht ſeuffzet/
biß er zur Liebſten kommen kan/ und wenn
ſich das Gluͤck nach ſeinem Wunſche fuͤ-
get/ ſo ſteht er wie ein ander Maul-Affe/ und
weiß kein Wort vor zu bringen. Alſo ge-
hen offt etliche Perſonen von einander/ un-
wiſſend was ſie beyde gewolt haben. Ja
wann der Sammetpeltz- oder die ſtrei-
fichte Kappe reden koͤnte. Doch ſtill/
dem Courtiſan wird die Zunge wieder
geloͤſt.)
St. Jungfer Marigen/ ſie ſey doch nicht ſo an-
daͤch-
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[130/0136] St. Jch bin unter ihren Dienern der Ge- ringſte. Am. Wo haͤtte ich denn die andern/ die beſſer waͤren? (Hier ſtunde der gute Stor. ſtille/ und ſahe nach der Seite/ wie eine Wetter-Gans; ob es ihm am Materie zu wèitern Diſcurſe man- gelte/ oder ob er ſich auf die Hochteutſchen Reden nicht beſinnen kunte/ die er von acht Tagen her auß dem Complimentir-Bu- che ſehr fleiſſig außwendig gelernet hatte/ haͤtte er nur geſagt/ wie Peter Sqventz/ er wolte es mit ſeinem Famulus bezeugen/ daß er alles zu Haus gar fertig gekunt. Ge- lanor muſte unterdeſſen lachen/ daß man- cher Stuͤmper Tag und Nacht ſeuffzet/ biß er zur Liebſten kommen kan/ und wenn ſich das Gluͤck nach ſeinem Wunſche fuͤ- get/ ſo ſteht er wie ein ander Maul-Affe/ und weiß kein Wort vor zu bringen. Alſo ge- hen offt etliche Perſonen von einander/ un- wiſſend was ſie beyde gewolt haben. Ja wann der Sammetpeltz- oder die ſtrei- fichte Kappe reden koͤnte. Doch ſtill/ dem Courtiſan wird die Zunge wieder geloͤſt.) St. Jungfer Marigen/ ſie ſey doch nicht ſo an- daͤch-

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/136>, abgerufen am 23.04.2024.