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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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Hand/ und berathschlagten sich alle halbe
Jahr/ was künfftig von nöthen wäre. Ach
wie glücklich würde die Information ablauf-
fen/ besser als bey uns/ da ein Praeceptor hie/
der ander dort hinauß will/ und sich hernach
mit der Obrigkeit entschuldiget/ die habe es
also verordnet.

CAP. XV.

GElanor hörte diese Consilia gedultig an.
Endlich fügte er sein Judicium bey.
Mein Herr/ sagte er/ es ist alles gut/ was er
vorbingt: Nur diß ist mir leid/ daß es sich
schwerlich practiciren läst. Denn gesetzt/
die Obrigkeit könne etwas darzu/ so weiß ich
den Schulmann nicht/ welcher der Katze die
Schelle anhencken wolle. Uber dieß sind die
Rectores allenthalben mit den Collegen nicht
so einig/ daß man mit gutem Gewissen die Le-
ctiones
ihrem Gezäncke anheim stellen könne.
Ja wo sind Leute/ welche so gar sonderlich
der Jugend bestes/ und nicht vielmehr ihren
Privat-Nutzen ansehen? Und welches das
ärgste ist/ so werden zu den untersten Colle-
gen
offt gute ehrliche Leute gebraucht/ welche
ausser ihren elaborirten Argument-Büchern

wenig


Hand/ und berathſchlagten ſich alle halbe
Jahr/ was kuͤnfftig von noͤthen waͤre. Ach
wie gluͤcklich wuͤrde die Information ablauf-
fen/ beſſer als bey uns/ da ein Præceptor hie/
der ander dort hinauß will/ und ſich hernach
mit der Obrigkeit entſchuldiget/ die habe es
alſo verordnet.

CAP. XV.

GElanor hoͤrte dieſe Conſilia gedultig an.
Endlich fuͤgte er ſein Judicium bey.
Mein Herr/ ſagte er/ es iſt alles gut/ was er
vorbingt: Nur diß iſt mir leid/ daß es ſich
ſchwerlich practiciren laͤſt. Denn geſetzt/
die Obrigkeit koͤnne etwas darzu/ ſo weiß ich
den Schulmann nicht/ welcher der Katze die
Schelle anhencken wolle. Uber dieß ſind die
Rectores allenthalben mit den Collegen nicht
ſo einig/ daß man mit gutem Gewiſſen die Le-
ctiones
ihrem Gezaͤncke anheim ſtellen koͤnne.
Ja wo ſind Leute/ welche ſo gar ſonderlich
der Jugend beſtes/ und nicht vielmehr ihren
Privat-Nutzen anſehen? Und welches das
aͤrgſte iſt/ ſo werden zu den unterſten Colle-
gen
offt gute ehrliche Leute gebraucht/ welche
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[154/0160] Hand/ und berathſchlagten ſich alle halbe Jahr/ was kuͤnfftig von noͤthen waͤre. Ach wie gluͤcklich wuͤrde die Information ablauf- fen/ beſſer als bey uns/ da ein Præceptor hie/ der ander dort hinauß will/ und ſich hernach mit der Obrigkeit entſchuldiget/ die habe es alſo verordnet. CAP. XV. GElanor hoͤrte dieſe Conſilia gedultig an. Endlich fuͤgte er ſein Judicium bey. Mein Herr/ ſagte er/ es iſt alles gut/ was er vorbingt: Nur diß iſt mir leid/ daß es ſich ſchwerlich practiciren laͤſt. Denn geſetzt/ die Obrigkeit koͤnne etwas darzu/ ſo weiß ich den Schulmann nicht/ welcher der Katze die Schelle anhencken wolle. Uber dieß ſind die Rectores allenthalben mit den Collegen nicht ſo einig/ daß man mit gutem Gewiſſen die Le- ctiones ihrem Gezaͤncke anheim ſtellen koͤnne. Ja wo ſind Leute/ welche ſo gar ſonderlich der Jugend beſtes/ und nicht vielmehr ihren Privat-Nutzen anſehen? Und welches das aͤrgſte iſt/ ſo werden zu den unterſten Colle- gen offt gute ehrliche Leute gebraucht/ welche auſſer ihren elaborirten Argument-Buͤchern wenig

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/160>, abgerufen am 16.04.2024.